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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2024

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TAXITARIFE<br />

WAS DEN MEISTEN<br />

TAXITARIFEN NOCH FEHLT:<br />

FESTPREISE<br />

Festpreise zwischen<br />

Flughafen und<br />

Messegelände ließ das<br />

Bundesrecht schon vor<br />

der Novelle zu, ebenso<br />

Pauschalpreise von x<br />

Euro für y Kilometer.<br />

Was (fast) neu ist und<br />

den Wettbewerb<br />

entzerren könnte:<br />

Tarifkorridore.<br />

Berlin 1995: Helmut Kohl ist<br />

seit 13 Jahren Bundeskanzler<br />

in Bonn, die Euphorie über die<br />

Wiedervereinigung ist einer gewissen<br />

Ernüchterung gewichen, da sich herausgestellt<br />

hat, dass blühende Landschaften auch<br />

einen Haufen Geld kosten und die Leute<br />

weniger in der Tasche haben – was sich<br />

besonders im <strong>Taxi</strong>gewerbe durch sinkende<br />

Umsätze bemerkbar macht. Gewerbevertreter<br />

suchen nach Wegen, die Leute wieder<br />

in das <strong>Taxi</strong> zu locken, und kommen auf die<br />

Idee, eine Art Probier-Angebot einzuführen,<br />

um Nicht-<strong>Taxi</strong>nutzer auf den<br />

Geschmack zu bringen: Ganz kurze Touren<br />

bis zwei Kilometer werden für pauschal<br />

5 DM angeboten. Das Wort Festpreis wird<br />

damals noch nicht verwendet. Stattdessen<br />

nennt man die neue Tarifstufe „Kurzstrecke“<br />

oder „Winketarif“, denn sie ist nur verfügbar,<br />

wenn man das <strong>Taxi</strong> am Straßenrand<br />

heranwinkt und ausdrücklich eine „Kurzstrecke“<br />

verlangt. Einem Fahrer, der vom<br />

Halteplatz oder per Funkauftrag kommt,<br />

soll der wenig lukrative Tarif nicht zugemutet<br />

werden. Mit dem Werbespruch „Für<br />

fünf Mark bringen wir Sie um die Ecke“<br />

wird die Neuerung bekannt gemacht.<br />

Der Kurzstreckentarif existiert in Berlin<br />

noch heute (aktueller Preis: 6 Euro). Relevanz<br />

für die aktuelle Festpreisdiskussion<br />

hat er nicht.<br />

Es dauert vier Jahre, bis die nächste Millionenstadt<br />

Festpreise einführt: München<br />

schreibt 1999 erstmals einen Festpreis für<br />

Fahrten zwischen dem fast neuen Flughafen<br />

und dem neuen Messegelände vor (je<br />

H<br />

M<br />

nach Route 37 bis 45 km): 75 DM, später<br />

48 Euro. Mit dem Tarif in der Landeshauptstadt<br />

ändern sich immer auch die der Landkreise<br />

München, Erding und Freising, da<br />

die vier Gebiete eine Flughafen-bedingte<br />

Tarifgemeinschaft haben. Am <strong>1.</strong>3.2021<br />

kommt mit dem Hauptbahnhof ein dritter<br />

Ort für Festpreisfahrten hinzu. Fahrten zwischen<br />

Flughafen und Messegelände kosten<br />

inzwischen 71 Euro, zwischen Flughafen<br />

und Hauptbahnhof werden 79 Euro fällig<br />

und zwischen Hauptbahnhof und Messe<br />

35 Euro.<br />

FESTPREISE IN HAMBURG<br />

Eine andere Art von Festpreis, ohne Ortsbindung,<br />

bietet Hamburg seit dem <strong>1.</strong> Juni<br />

2017 an: Bestellte Fahrten bis 12 km Länge<br />

können fortan wahlweise zum Streckentarif<br />

oder zum Festpreis von 30 Euro berechnet<br />

werden. Eine 22-km-Fahrt kostet pauschal<br />

50 Euro. Am <strong>1.</strong> Juli 2023 kommt in<br />

Hamburg ein dritter optionaler Kilometer-<br />

Festpreis hinzu. Die neue „Kurzstrecke“ bis<br />

5 km ist pauschal für 20 Euro zu haben, bis<br />

12 km kosten jetzt 37 Euro und eine Fahrt<br />

B<br />

bis 20 statt 22 km ist für<br />

50 Euro zu haben.<br />

Am <strong>1.</strong> September<br />

2023 wird in der Region<br />

München Geschichte<br />

geschrieben – mit<br />

der Einführung des<br />

ersten deutschen<br />

Tarifkorridors. Zwar<br />

werden auch die ortsgebundenen<br />

Festpreise zwischen Flughafen,<br />

Messe und Hauptbahnhof beibehalten,<br />

doch der optionale Reichweitentarif<br />

nach Hamburger Vorbild wird<br />

nach nur einem Jahr und zwei<br />

Monaten wieder abgeschafft.<br />

Fahrten zwischen Flughafen<br />

und Messegelände kosten<br />

inzwischen 85 Euro, zwischen<br />

Flughafen und Hauptbahnhof<br />

95 Euro und zwischen Hauptbahnhof<br />

und Messe 39 Euro.<br />

Aufgrund der überwiegend positiven<br />

Erfahrungen aus München wird auch<br />

in anderen Städten das Interesse geweckt.<br />

Am 22. Februar <strong>2024</strong> kündigt Berlin einen<br />

Tarifkorridor für den <strong>1.</strong> April <strong>2024</strong> an. In<br />

der Stadt mit dem besonders großen Uber-<br />

Problem hatte das <strong>Taxi</strong>gewerbe der Verwaltung<br />

bereits 2021 ein Konzept für Fahrten<br />

zwischen dem Flughafen und detailreich<br />

definierten Festpreiszonen vorgelegt. Die<br />

Umsetzung scheiterte damals an den Berliner<br />

Behörden. Damals waren noch die<br />

gegenüber dem <strong>Taxi</strong>gewerbe völlig ignorant<br />

auftretenden Günther und Jarasch<br />

die verantwortlichen Senatorinnen. Ob mit<br />

dem Tarifkorridor dann auch der zu<br />

Beginn erwähnte<br />

„Winketarif“ überflüssig<br />

wird, wird<br />

sich noch zeigen.<br />

Das kann dann in<br />

der großen Tarifübersicht<br />

auf der<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Website<br />

nachgelesen<br />

werden (siehe QR-<br />

Code). ar<br />

<strong>Taxi</strong>tarife in<br />

Deutschland – die<br />

Übersicht auf der<br />

Internetseite der<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />

12 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2024</strong> TAXI

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