Modernes Volapük

allem auf dem Land. So kommen beide Varianten im Alltag und
selbst in den höchsten Gesellschaftsschichten kunterbunt
miteinander vor, ohne dass dies als schräg empfunden wird.
Noch krasser verhält es sich mit den Rätoromanen, die heute
nur noch knapp 30'000 Sprechende stellen und dabei genauso
wie die Bevölkerung in der deutschsprachigen Schweiz in
Dutzenden von Dialekten aufgespalten sind. Es gibt in
Wirklichkeit nicht nur die fünf offiziellen Schriftsprachen, die ich
selber mit Ausnahme des Rumantsch Grischun, das seit vierzig
Jahren als überregionale Amtssprache verwendet wird, als
Schriftdialekte bezeichne, sondern zahlreiche Dorfdialekte. So
sagte mir vor vielen Jahren einer, der selbst in einem solchen
Dorf aufgewachsen war, dass man Rätoromanisch gar nie
richtig lernen könne, weil in jedem einzelnen Dorf anders
gesprochen werde. Auch deshalb ist für die Rätoromanen das
Deutsche das, was vor allem in den Belelux-Ländern, in
Nordeuropa und im Baltikum das Englische ist: Die eine
Sprache, die zu beherrschen notwendig ist, um im Beruf
aufzusteigen. Das erklärt auch, warum heute im Gegensatz zu
den früheren Generationen, in denen viele Kinder oft erst beim
Schuleintritt Deutsch zu lernen begannen, alle von Anfang an
zweisprachig aufwachsen, wie das auch in der
deutschsprachigen Schweiz ist. Ein Rätoromane selber hat es
vor Jahrzehnten treffend so ausgedrückt: Deutsch ist die
Sprache des Brotes, aber Rätoromanisch ist die Sprache des
Herzens.
Auf die Welt übertragen kann dieser Satz so lauten: Englisch
ist die Sprache des Brotes, aber meine eigene Sprache ist die
des Herzens. Das kann auch beim Volapük so sein - eine kleine
Nische, in der zwar nur wenige sich miteinander verständigen
können, die sich aber gerade deshalb wie eine kleine Familie
fühlen. Das sehe ich auch an den Kontakten, welche die
wenigen Volapükisten vor allem im Facebook pflegen.
Der erste Satz der polnischen Nationalhymne, die geschrieben
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