Das Magazin Nr. 2 / 2024
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Konzerttermin<br />
Freitag, 21. Juni <strong>2024</strong>, 20:00<br />
Vicente Amigo Grupo<br />
Vicente Amigo guitar<br />
Añil Fernández guitar<br />
Ewen Vernal bass<br />
Paquito González cajón<br />
Rafael de Utrera vocals<br />
El Choro dance<br />
Flamenco als<br />
innere Verpflichtung<br />
Mit Vicente Amigo kommt einer der originellsten und<br />
modernsten Flamenco-Interpreten in die Kölner Philharmonie<br />
Es geht um nichts weniger als das Erbe Paco de Lucías, des Mannes, der<br />
den Flamenco als Gitarrist, Komponist und Lehrmeister zur Weltmusik<br />
revolutionierte und dessen Todestag sich <strong>2024</strong> zum zehnten Mal jährt.<br />
Sein musikalisches Erbe ist längst Teil der DNA des Flamenco, ebenso<br />
seine Lektionen aus der Einsamkeit mit sechs Saiten. <strong>Das</strong> Gleiche gilt<br />
auch für den, den der Meister selbst zu Lebzeiten zu seinem legitimen<br />
Nachfolger erkor: Vicente Amigo.<br />
Noch während der Produktion seines letzten Albums »Canción Andaluza«<br />
bekannte sich Paco de Lucía dazu, der »größte Fan von Vicente«<br />
zu sein. Ganz schön üppige Vorschusslorbeeren, an denen man auch<br />
ersticken kann. In der Tat lässt sich dieser Satz nur dann richtig einordnen,<br />
wenn man Vicente Amigo, den in Guadalcanal in der Nähe von Sevilla<br />
geborenen, aber bis heute in Córdoba lebenden Virtuosen und die<br />
anderen Flamenco-Gitarristen genauer unter die Lupe nimmt. Ob nun<br />
Gerardo Núñez, Niño Josele, Diego del Morao, Juan Gómez »Chicuelo«,<br />
Antonio Rey oder Dani de Morón: Keiner dieser Großen aus der »Nach-<br />
Paco-Ära« spielt ausschließlich fremde Werke. Alle kreieren sie etwas<br />
Eigenes, Authentisches, mal freier, mal strenger im Rahmen der Flamenco-Stilistiken,<br />
bewahren neben de Lucías Arbeitsethos auch dessen<br />
Neugier sowie den Mut, Genregrenzen zu überspringen, sich aus<br />
starren Ritualen zu lösen, ohne die Substanz zu leugnen. Und so sitzt<br />
Paco de Lucía, der erwiesene Amigo-Fan, wie selbstverständlich auch<br />
in der Kölner Philharmonie neben seinem designierten Nachfolger auf<br />
der Bühne; als Spiritus Rector, als mahnender, wohlwollender Duende.<br />
Denn ihm lag zu Lebzeiten viel daran, die Fackel dieser faszinierenden<br />
Spielart weiterzutragen.<br />
<strong>Das</strong> Wunder ihrer Entstehung hat sich in Andalusien ereignet, einem<br />
Flecken Erde, der sich über Jahrhunderte hinweg sich oft als blutgefüllter<br />
Schmelztiegel der Kulturen erwies. Und dort in Südspanien waren<br />
es vor allem die aus Nordindien stammenden Zigeuner, die Gitanos,<br />
die diese sehr eigenständige, tief emotionale Kunstform mit ihren Elementen<br />
»baile« (Tanz), »cante« (Gesang) und »toque« (Gitarrenspiel) zur<br />
Entfaltung brachten. Weil die Gitanos abseits der Musik selten auf der<br />
Sonnenseite des Lebens standen, handeln ihre Lieder von Verzweiflung,<br />
Schmerz und Tod. Für Vicente Amigo ist es eine innere Verpflichtung,<br />
sich an diese Regeln zu halten, ohne den Verdacht zu erwecken, Paco<br />
de Lucía und all die anderen Großen kopieren zu wollen. Neben seinem<br />
hochvirtuosen, flirrenden und betörenden Gitarrenspiel zelebriert Amigo<br />
in jedem Konzert die Rückkehr zu den Wurzeln des Flamenco. Ein<br />
Schlüssel dazu war schon immer seine sparsame, traditionelle Instrumentenauswahl<br />
mit der Cajón, dem klassischen Perkussionsinstrument,<br />
das der frühere Paco-de-Lucía-Compadre Paquito González bedient,<br />
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