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PuK - Prozesstechnik & Komponenten 2024

Eine seit mehr als 60 Jahren bestehende Fachzeitschrift mit Themen rund um Einsatz von Pumpen, Kompressoren und Komponenten.

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Vakuumtechnik<br />

Schraubenspindelvakuumpumpen<br />

vektoren und innere Energien. Diese<br />

Annahme ermöglicht es, größere Systeme<br />

im technischen Maßstab zu untersuchen.<br />

Jeder einzelne Zeitschritt<br />

unterliegt zwar einer großen statistischen<br />

Unsicherheit, die jedoch über<br />

eine zeitliche Mittelung von vielen<br />

Zeitschritten sukzessive reduziert<br />

werden kann. Die Teilchen-Wand-Interaktion<br />

folgt dem oben beschriebenen<br />

diffusen Wandmodell. Verlässt<br />

ein Teilchen das Simulationsgebiet<br />

während des Bewegungsschritts,<br />

wird dieses aus der Simulation eliminiert.<br />

An den offenen Rändern werden<br />

zu Beginn jedes Zeitschritts neue<br />

Teilchen auf Basis der Randbedingungen<br />

erzeugt. [Bir94]<br />

Die makroskopischen Größen wie<br />

Druck, Temperatur und Strömungsgeschwindigkeit<br />

leiten sich anschließend<br />

aus der Teilchenverteilung mit<br />

den jeweiligen Teilchenmassen, dem<br />

Impuls und der entsprechenden<br />

Ener gie ab. Diese Methode nutzte<br />

bereits Sazhin, um eine druckgetriebene<br />

Strömung, ausgehend von<br />

einem Hochdruckreservoir mit Druck<br />

p 1<br />

und Temperatur T 1<br />

durch einen<br />

Kanal mit einer Dreiecksstruktur auf<br />

den Kanalwänden in ein perfektes Vakuum<br />

(p 2<br />

= 0) zu untersuchen [Saz20].<br />

Ein exemplarisches Simulationsgebiet<br />

ist in Abb. 6 abgebildet. Der Kanal<br />

wird als wesentlich breiter als<br />

hoch angesehen, so dass eine 2D-<br />

Strömung betrachtet wird. Die Strichpunktlinie<br />

zeigt eine Symmetrieebene<br />

an, so dass beide Berandungen<br />

die gleiche Oberflächenstruktur aufweisen.<br />

In Abb. 7 ist der Massenstrom<br />

durch den Kanal mit Oberflächenstrukturen<br />

im Verhältnis zu dem Massenstrom,<br />

der sich mit glatten Wänden<br />

bei gleicher Spalthöhe einstellt,<br />

als Funktion des Spalteintrittsdruckes<br />

p 1<br />

für verschiedene Profilwinkel α = β<br />

dargestellt. In Abb. 7a wird dies für<br />

ein Längen- zu Höhenverhältnis von<br />

eins dargestellt, was näherungsweise<br />

einer Blendenströmung entspricht.<br />

Dabei ist zu erkennen, dass alle vier<br />

Kurven mit fallendem Druck eine erhöhte<br />

Drosselwirkung hervorrufen,<br />

was analog zu Abb. 3 damit zu begründen<br />

ist, dass der Anteil der Teilchen-Wand-Interaktionen<br />

ansteigt.<br />

Weiterhin ist die Drosselwirkung von<br />

der Form der Oberflächenstruktur abhängig.<br />

Ein sehr breiter Profilwinkel<br />

bewirkt nur eine geringfüge Verringerung<br />

des Massenstrom, während<br />

ein Profilwinkel α = β = 45° bereits bei<br />

der Blendenströmung eine Verringe-<br />

Abb. 6: Simulationsgebiet für eine druckgetriebene Strömung durch einen Kanal mit strukturierten<br />

Oberflächen<br />

a) L/h = 1 b) L/h = 10<br />

Abb. 7: Massenstrom durch einen Kanal mit Oberflächenstrukturen bezogen auf den Massenstrom<br />

durch einen Kanal mit glatten Wänden als Funktion des Eintrittsdrucks p 1<br />

für verschiedene<br />

Profilwinkel α = β [Saz20]<br />

rung des Durchsatzes von etwa 10 %<br />

hervorruft. Bei weiterer Verringerung<br />

des Profilwinkels stagniert der Verlauf.<br />

Dies ist ebenfalls in Abb. 7b zu<br />

erkennen, in der die gleiche Situation<br />

für ein Längen- zu Höhenverhältnis<br />

von zehn gezeigt wird und die Moleküle<br />

so einen deutlich längeren Kanal<br />

durchqueren müssen. Hier kann<br />

für kleinere Profilwinkel bereits eine<br />

Verringerung von etwa 25 % erzielt<br />

werden. Weiterhin fällt auf, dass der<br />

Effekt für steigende Eintrittsdrücke<br />

kleiner wird, so dass eine Übertragung<br />

auf die Vakuumpumpe insbesondere<br />

für die Niederdruckseite der<br />

Maschine interessant ist. Dadurch ergeben<br />

sich vielversprechende Synergiemöglichkeiten<br />

mit dem zuvor beschriebenen<br />

Ansatz von Kösters und<br />

Eickhoff, da größere Maschinenspalte<br />

auf der Niederdruckseite realisiert<br />

werden könnten, um eine Überkompression<br />

beim Anfahren zu verhindern.<br />

Sobald der Druck auf der Niederdruckseite<br />

klein genug ist, würde<br />

die vergrößerte Spaltgröße mithilfe<br />

der Oberflächenstrukturen kompensiert,<br />

indem der Massendurchsatz<br />

nochmals weiter verringert wird, als<br />

ohnehin schon durch die verdünnte<br />

Gasströmung bei technisch glatten<br />

Wänden.<br />

Da in Spalten von Vakuumpumpen<br />

immer eine Überlagerung einer<br />

druckgetriebenen Poiseuille-Strömung<br />

und einer durch bewegte Berandungen<br />

hervorgerufene Couette-<br />

Strömung auftritt, wird im Folgenden<br />

mittels DSMC-Methode untersucht,<br />

wie sich eine derartige Oberflächenstruktur<br />

auf eine reine Couette-Strömung<br />

auswirkt. Die dazugehörige<br />

Simulationsdomain ist in<br />

Abb. 8 dargestellt. Bei einer Spalthöhe<br />

von h = 0,3 mm wird eine Profiltiefe<br />

Λ = 0,03 mm verwendet. Da die Spaltlänge<br />

und die Spaltbreite in Vakuumpumpen<br />

viel größer als die Spalthöhe<br />

sind, wird vereinfachend ein unendlich<br />

breiter und langer Kanal simuliert,<br />

so dass zur Reduktion des Rechenaufwands<br />

in Tiefenrichtung (z)<br />

symmetrische und in Strömungsrichtung<br />

(x) zyklische Randbedingungen<br />

verwendet werden. Letztere haben<br />

die Eigenschaft, dass die linke und<br />

rechte Zelle so miteinander verknüpft<br />

sind, als würde der Kanal fortgesetzt.<br />

50 PROZESSTECHNIK & KOMPONENTEN <strong>2024</strong>

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