HANSA 04-2024
Märkte | Versicherungen | Schifffahrt |Karriere | Schiffstechnik | Offshore | Häfen
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HÄFEN | PORTS<br />
Um die Ausbildung und Beschäftigung<br />
zu sichern und zukunftsfähig gestalten<br />
ist die Nachwuchsgewinnung durch<br />
Werbung und Förderung von sogenannten<br />
MINT-Fächern in den Schulen,<br />
MINT-Ausbildungen und MINT-<br />
Studiengängen vorgesehen. Zudem sollen<br />
duale Berufsausbildlungen beworben<br />
werden. Zwischen Häfen und Schulen<br />
sollen Dialogformate und Kooperationen<br />
entwickelt werden, außerdem<br />
ist eine angedachte Maßnahme das Angebot<br />
von Lehrerfortbildungen mit Blick<br />
auf Berufe im Hafen und die volkwirtschaftliche<br />
Bedeutung der Häfen. Es soll<br />
eine Branchenspezifische Fachkräftestrategie<br />
entwickelt werden, wobei<br />
die ganze Bandbreite von einfachen Ausbildungsformen<br />
bis zum Hochschulabschluss<br />
berücksichtigt werden soll,<br />
ebenso wie praktische Fragen der Rekrutierung<br />
in Zeiten von knapper werdendem<br />
qualifiziertem Personal. Das IHA-<br />
TEC-Projekt Portskill 4.0 soll »mit besonderem<br />
Fokus auf die sozioökonomischen<br />
Auswirkungen von technologischen<br />
Prozessen« fortgeführt werden.<br />
Um die Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur<br />
bedarfsgerecht<br />
zu erhalten, auszubauen und zu schützen<br />
sind Maßnahmen geplant wie die Erarbeitung<br />
eines Konzepts für die Finanzierung<br />
von Hafeninfrastrukturen zur<br />
Erfüllung nationaler Aufgaben. Neben den<br />
Häfen, die sich im globalen Handel auf den<br />
Umschlag von Gütern fokussieren, sollen<br />
auch auch die Insel- und Hallighäfen sowie<br />
deren Korrespondenzhäfen berücksichtigt<br />
werden. Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
für Unterhaltungsmaßnahmen sollen unter<br />
Umweltgesichtspunkten verbessert werden,<br />
ohne dabei Umweltstandards abzubauen.<br />
Die Klimawirkungen auf die Häfen<br />
sollen geprüft und Anpassungskonzepte<br />
an den Klimawandel auf Basis einheitlicher<br />
Datengrundlagen entwickelt<br />
werden. Dabei will man die die Anforderungen<br />
für Klima-, Natur-, Umwelt-,<br />
Zivil- und Katastrophenschutz sowie militärischer<br />
Verteidigungsbelange, insbesondere<br />
verbündeter Streitkräfte im<br />
Transit, berücksichtigen. Ein Netzzustandsbericht<br />
soll erstellt werden und<br />
man will eine gemeinsame, nachhaltige<br />
Strategie zur Verbringung und Reduzierung<br />
von Sedimenten entwickeln.<br />
Der Umsetzungsprozess soll unmittelbar<br />
im Anschluss an die Veröffentlichung<br />
der Nationalen Hafenstrategie gemeinsam<br />
mit den bislang Beteiligten eingeleitet<br />
werden.<br />
Wissing: »Ergebnis überzeugend«<br />
Bundesverkehrsminister Volker Wissing<br />
erklärt: »Die vielen unterschiedlichen Interessen<br />
der einzelnen Häfen, Umweltund<br />
Wirtschaftsverbände unter einen<br />
Hut zu bringen, war eine große Aufgabe.<br />
Mein Dank geht daher an alle, die konstruktiv<br />
an der Erarbeitung der Strategie<br />
mitgewirkt haben. Das Ergebnis ist überzeugend:<br />
ein Kursbuch mit knapp 140<br />
konkreten Maßnahmen, die Lösungswege<br />
für die drängendsten Herausforderungen<br />
der Häfen aufzeigen – von<br />
den großen Chancen der Digitalisierung<br />
über knappe Flächen, Fachkräfte und<br />
Mittel.«<br />
Während die Häfen in der originären<br />
Zuständigkeit der Länder liegen, ist der<br />
Bund gemäß Grundgesetz verantwortlich<br />
für Bau und Erhaltung der zulaufenden<br />
Bundesverkehrswege. »Der Bund steht<br />
weiterhin zur gemeinsamen Verantwortung<br />
für die Häfen. Dazu zählt auch<br />
die Frage der angemessenen Beteiligung<br />
des Bundes an den Kosten der Länder.<br />
Wichtig ist uns dabei aber: erst der Plan,<br />
dann das Geld. Mit dem gemeinsamen<br />
Verständnis der Hafenstrategie können<br />
wir nun daran arbeiten, die hohen Investitionen<br />
zu verstetigen und Planungen<br />
zu beschleunigen«, so Wissing<br />
Lob und Kritik folgen prompt<br />
Der Zentralverband der deutsche Seehafenbetriebe<br />
(ZDS) und der Bundesverband<br />
öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) sehen<br />
im Kabinettsbeschluss der Nationalen<br />
Hafenstrategieviele gute Vorhaben,<br />
äußern aber »große Enttäuschung«<br />
der Hafenwirtschaft über fehlende<br />
Finanzzusagen.<br />
»Um die deutschen See- und Binnenhäfen<br />
zukunftssicher aufzustellen,<br />
braucht es eine ambitionierte Hafenpolitik.<br />
Dem heute gefassten Kabinettsbeschluss<br />
fehlt allerdings eine zentrale<br />
Voraussetzung: die Mittel zur Umsetzung.<br />
Es scheint, als sei der Bundesregierung<br />
nach einem starken Antritt die<br />
Puste ausgegangen«, heißt es.<br />
Angela Titzrath, Präsidentin des ZDS:<br />
»Grundsätzlich begrüßen wir die Nationale<br />
Hafenstrategie. Die Seehäfen wurden<br />
viel zu lange politisch vernachlässigt.«<br />
In den nächsten Jahren müsse<br />
konsequent in den Erhalt und Ausbau<br />
der Hafeninfrastruktur sowie der anschließenden<br />
Verkehrsinfrastruktur investiert<br />
werden. »Es ist richtig, dass Bund<br />
und Länder dies jetzt als ihre gemeinsame<br />
Verantwortung anerkennen. Von<br />
Seiten des Bundes müssen auf diese Erkenntnis<br />
nun aber endlich verlässliche<br />
Zusagen zur Seehäfenfinanzierung folgen<br />
– für alle Häfen. Ohne diese Investitionen<br />
bleiben die Ziele der Nationalen Hafenstrategie<br />
unerreichbar – die Politik muss<br />
dringend nachbessern.«<br />
Der Geschäftsführer des Zentralverbands<br />
Deutscher Schiffsmakler, Alexander<br />
Geisler, begrüßt die vorgelegte<br />
Nationale Hafenstrategie ausdrücklich.<br />
»Es ist immer besser eine Strategie zu haben,<br />
als die Dinge laufen zu lassen«, so<br />
Geisler. Die Strategie diene nicht nur als<br />
politische Standortbestimmung, sondern<br />
dokumentiere ausführlich, in welchen<br />
Bereichen es für den Bund und für die<br />
Ländern »Hausaufgaben« gebe, die nun<br />
zeitnah abzuarbeiten seien.<br />
Der Verband begrüßt, dass auch die<br />
Notwendigkeit, die Produktivität in den<br />
Häfen durch Investitionen und durch die<br />
Straffung von Verwaltungsverfahren und<br />
Zuständigkeiten zu erhöhen, angesprochen<br />
wird. Nach wie vor bestünden<br />
hier auf Seiten der Verwaltung,<br />
Bund wie Land, erhebliche Verbesserungspotenziale,<br />
die es zu heben gelte.<br />
»Die allgemeine Entbürokratisierung<br />
muss daher im Interesse einer Beschleunigung<br />
der operativen Vorgänge<br />
in den Häfen ein Dauerthema bleiben.<br />
Dies gilt auch für den Flächenbedarf der<br />
Häfen und der dort angesiedelten Unternehmen<br />
bzw. für die Warteplätze von<br />
Seeschiffen und Binnenschiffen«, so<br />
Geisler.<br />
Die Verbände der On- und Offshore-<br />
Windenergie, die Stiftung Offshore<br />
Windenergie sowie das Cluster Erneuerbare<br />
Energien Hamburg erkennen zwar<br />
an, dass die Hafenstrategie »viele wichtige<br />
und zielführende Maßnahmen, darunter<br />
beschleunigte und vereinfachte Flächenbereitstellungen<br />
und Genehmigungsverfahren<br />
sowie Initiativen zur<br />
Fachkräftegewinnung und -ausbildung«<br />
enhalte. »Dennoch muss betont werden,<br />
dass die Bundesregierung in Bezug auf<br />
ihr wichtigstes Ziel, Häfen zu nachhaltigen<br />
Knotenpunkten der Energiewende<br />
zu machen, ihrer Verantwortung<br />
nicht gerecht wird. Die Energiewende<br />
ist politisch durch den Bund<br />
beschlossen und stellt eine nationale Aufgabe<br />
dar, die ohne den Ausbau der notwendigen<br />
Hafenkapazitäten deutlich ausgebremst<br />
zu werden droht«, heißt es in<br />
einem Statement.<br />
fs<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>04</strong> | <strong>2024</strong><br />
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