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HANSA 04-2024

Märkte | Versicherungen | Schifffahrt |Karriere | Schiffstechnik | Offshore | Häfen

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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />

Reeder und Makler: »So läuft es nun mal«<br />

Eleonora Modde ist die neue Generalsekretärin des Schiffsmakler- und Agentenverbands<br />

Fonasba. Sie folgt auf Jonathan Williams. Mit der <strong>HANSA</strong> spricht Modde exklusiv über die<br />

Beweggründe für den Wechsel vom ICS, ihre Pläne und aktuelle Herausforderungen<br />

Im Februar haben Sie Ihr neues Amt<br />

übernommen. Wie kam es dazu?<br />

Eleonora Modde: Ich habe 11 Jahre lang<br />

beim Institute of Chartered Shipbrokers<br />

gearbeitet. Sagen wir so: Dort gab es am<br />

Ende nicht so viele Möglichkeiten, mich<br />

weiterzuentwickeln. Als Fonasba mich<br />

fragte, ob ich an einem Gespräch interessiert<br />

sei, sagte ich, warum nicht? Die<br />

beiden Organisationen sind sich sehr<br />

ähnlich, beispielsweise in vielen Ausschüssen<br />

organisiert. Ich hatte eine Vorstellung<br />

von der Art der Arbeit, die hier<br />

geleistet wird. Also hatte ich keine große<br />

Sorge.<br />

Haben Sie so etwas wie ein Ziel? Was sind<br />

Ihre Pläne?<br />

Modde: Fonasba will den Mitgliedern<br />

mehr und mehr Nutzen bringen, deshalb<br />

wurde jemand gesucht, der Ideen für<br />

neue Projekte hat – natürlich aufbauend<br />

auf dem großartigen Erbe, das mein Vorgänger<br />

Jonathan Williams hinterlassen<br />

hat. Seit ich mein Amt übernommen habe,<br />

haben wir zum Beispiel eine Reihe<br />

von Webinaren gestartet, in denen wir<br />

versuchen, auf die akuell sehr präsenten<br />

Sorgen unserer Mitglieder einzugehen.<br />

Die Branche ist sehr unbeständig, und so<br />

haben unsere Mitglieder sowohl auf der<br />

Seite der Agenturen als auch auf der Seite<br />

der Schiffsmakler eine Menge zu bewältigen.<br />

Wir dürfen nicht vergessen, dass<br />

nicht jeder in London oder Hamburg<br />

sitzt. Es gibt viele Mitglieder, die über die<br />

ganze Welt verteilt sind. Sie schätzen den<br />

Zugang zu Informationen, den wir ihnen<br />

bieten.<br />

Was sind Beispiele für diese sich verändernde<br />

Landschaft?<br />

Modde: Neue Vorschriften und die Digitalisierung<br />

stehen bei allen im Vordergrund,<br />

und wir haben sehr hart daran<br />

gearbeitet, auf der letzten Jahrestagung<br />

mit hochkarätigen Referenten einige Informationen<br />

anzubieten. Gerade in die<br />

Digitalisierung investieren die großen<br />

Maklerhäuser viel. Aber wir vertreten<br />

auch kleinere Makler. Für sie ist es natürlich<br />

schwieriger, ihre Arbeitsweise<br />

Eleonora Modde kommt vom Institute of<br />

Chartered Shipbrokers (ICS) und ist die neue<br />

Generalsekretärin des in London ansässigen<br />

Makler- und Agentenverbands Fonasba<br />

komplett zu ändern – jedoch gibt es eine<br />

Menge Unterstützung. Außerdem haben<br />

wir kürzlich zwei Webinare über die<br />

Kombination von digitalen Tools und<br />

neuen Vorschriften abgehalten, auf die<br />

ich besonders stolz bin. Nicht zu vergessen:<br />

auch aktuelle geopolitische Themen<br />

wurden und werden besprochen.<br />

Viele sagen, dass Schiffsmaklerei und<br />

Schifffahrt immer noch ein Geschäfte der<br />

persönlichen Kontakte sind. Mit Blick auf<br />

die immer wachsende Anzahl digitaler<br />

Möglichkeiten: Glauben Sie, dass dies so<br />

bleiben wird?<br />

Modde: Es gibt digitale Werkzeuge, die<br />

wir nutzen können, das ändert nichts an<br />

der vertrauensvollen Beziehung, die wir<br />

zu unseren Kunden haben. Aber können<br />

Sie das gleiche Arbeitspensum auch ohne<br />

die uns heute zur Verfügung stehenden<br />

Werkzeuge bewältigen? Sie wissen, dass<br />

Sie es einfach nicht können. Es ist also<br />

nicht einmal eine Wahl. Anpassungsfähigkeit<br />

ist wirklich eine Fähigkeit, die<br />

wir alle besitzen müssen.<br />

© Fonasba<br />

Zumindest in Deutschland sind Schiffsmakler<br />

und -agenten immer stärker mit<br />

einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften<br />

konfrontiert. Sehen Sie das auch<br />

auf internationaler Ebene?<br />

Modde: Es gibt Leute, die nennen die<br />

Schifffahrt die unsichtbare Industrie.<br />

Wenn man niemanden kennt, der in einem<br />

Hafen arbeitet, weiß man nicht, was<br />

hinter den Mauern passiert. Da ist kein<br />

Glamour-Faktor. Aber, ich bin der Meinung,<br />

dass der Einsatz sozialer Medien<br />

dazu beitragen wird, jüngere Generationen<br />

zu erreichen. Wir als Fonasba werden<br />

etwa in Kürze damit beginnen, Interviews<br />

mit jungen und weniger jungen<br />

Menschen, insbesondere mit Frauen in<br />

der Schifffahrt, zu veröffentlichen, um zu<br />

versuchen, diese Branche weniger unsichtbar<br />

zu machen. Es besteht definitiv<br />

auch ein Bedarf an der Ausbildung von<br />

Fachkräften, deshalb bieten wir unseren<br />

Mitgliedern Zugang zu hochwertigen<br />

Ausbildungsprogrammen.<br />

Eine professionell aufgestellte Branche<br />

mit regelmäßigen Schulungen und neuen<br />

Technologien könnte attraktiv(er) sein ...<br />

Modde: Richtig. Und man braucht Vorbilder,<br />

die sagen: Ich habe es gemacht, ich<br />

habe einen tollen Job. Das ist der Grund,<br />

warum wir diese Interviewreihe starten.<br />

Ein weiterer Punkt ist: Ich höre immer<br />

wieder, dass in vielen Ländern die Spezifika<br />

des Berufs nicht mit Studienangebot<br />

an den Universitäten übereinstimmen.<br />

Eine Frau hat mir mal gesagt: Ich habe<br />

Maritime Wirtschaft studiert, aber ich<br />

habe nie etwas über den Beruf des<br />

Schiffsagenten gelernt. Also: Ein Abgleich<br />

zwischen der Theorie und dem,<br />

was die Leute letztendlich tun, ist sehr<br />

wichtig.<br />

Der Trend, dass Reedereien, Schiffseigner,<br />

Schiffsmanager und Hafenunternehmen<br />

ihr Fachwissen im eigenen<br />

Haus aufbauen und bündeln, könnte dazu<br />

führen, dass Schiffsmakler und<br />

Schiffsagenten an Bedeutung verlieren,<br />

meint so Mancher. Andererseits verlangt<br />

die zunehmende Regulierung Beratungs-<br />

36 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>04</strong> | <strong>2024</strong>

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