HANSA 04-2024
Märkte | Versicherungen | Schifffahrt |Karriere | Schiffstechnik | Offshore | Häfen
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JUBILÄUM: 200 JAHRE F. LAEISZ<br />
Hüte, Handel und dann die Schifffahrt<br />
Die Reederei F. Laeisz feiert 200 Jahre ihres Bestehens. Berühmt wurde sie mit ihren<br />
Flying P-Linern, die Salpeter aus Chile rund Kap Horn holten. Bei allem Wandel ist<br />
das Unternehmen immer in Familienhand geblieben. Von Krischan Förster<br />
Es gibt nur wenige deutsche Reedereien, die noch älter sind.<br />
Genau 200 Jahre ist es jetzt her, dass Ferdinand Laeisz eine offene<br />
Handelsgesellschaft, kurz OHG, gründet und ihr seinen Namen<br />
gab – F. Laeisz. Eine Hutmacherei ist es zunächst. Doch<br />
schon ein Jahr später, 1825, verschifft Laeisz eine erste Ladung<br />
seiner gefragten Zylinderhüte nach Buenos Aires in Argentinien.<br />
Und weil damals oft nicht mit Geld, sondern in Form anderer<br />
Waren gezahlt wird, entwickelt sich aus der Firma innerhalb von<br />
zehn Jahren eine bedeutende Handelsfirma. 1839 wird das erste<br />
eigene Schiff gebaut, es ist eine Brigg, benannt nach Sohn Carl.<br />
In der rot-weißen Flagge stehen drei Sterne für die drei Geschäftsbereiche,<br />
die das Unternehmen durch zwei Jahrhunderte<br />
getragen haben und bis heute ausmachen: Handel, Schifffahrt<br />
und Assekuranz – schon ab 1850 bietet F. Laeisz eigene Versicherungsleistungen<br />
an. Bis heute ist dieses Schifffahrtsunternehmen<br />
erfolgreich am Markt unterwegs, inzwischen geführt<br />
von Nikolaus H. Schües.<br />
Ganze drei Familiennamen finden sich in der Chronik – die<br />
Gründer aus dem Hause Laeisz, dann der Name Ganssauge und<br />
schließlich Schües. »Nicht einmal in all den Jahren ist die Firma<br />
verkauft worden oder in die Insolvenz gegangen«, sagt der aktuelle<br />
Unternehmenschef. Auch das ist in der deutschen Wirtschaftsgeschichte<br />
etwas Besonderes.<br />
Wie seine Vorgänger und Vorfahren residiert er im Laeiszhof,<br />
einem repräsen tativen, 1897/98 errichteten Gebäude an Hamburgs<br />
Trostbrücke. Das Haus atmet geradezu Tradition. »Wir zelebrieren<br />
das, aber wir wollen sie nicht für uns vereinnahmen«,<br />
sagt Schües als Vertreter der dritten Inhaberfamilie.<br />
Sein Vater, Nikolaus W., war 1973 ins Unternehmen eingestiegen,<br />
damals gab es F. Laeisz immerhin schon seit 149 Jahren.<br />
2008 übernahm schließlich Sohn Nikolaus H. Schües die Amtsgeschäfte<br />
vom Vater. Jetzt feiern sie die 200 Jahre des Bestehens.<br />
Viele Erfolge, aber auch das Überstehen so mancher Krisen im<br />
Lauf der Zeit.<br />
Carl Laeisz, der Sohn des Firmengründers, gab Ende des 19.<br />
Jahrhunderts den Kurs vor: »Meine Schiffe können und sollen<br />
schnelle Reisen machen!« Die sogenannten Flying P-Liner der<br />
Reederei ersegelten sich ab 1862 einen legendären Ruf. So schnell<br />
und zuverlässig wie die großen Frachtschiffe aus Hamburg kam<br />
seinerzeit niemand um das gefürchtete Kap Horn bis nach Chile,<br />
um begehrten Salpeter nach Europa zu bringen. Noch bis Ende der<br />
1920er Jahre sind sie unterwegs, als eigentlich längst Dampfschiffe<br />
die Weltmeere dominieren. Die »Peking« existiert heute noch als<br />
Museumsschiff, nachdem sie im Herbst 2020 aus New York nach<br />
Hamburg zurückgeholt wurde. In Lübeck liegt die »Passat«, und<br />
die Viermastbark »Padua« wird als heutiges russisches Schulschiff<br />
»Kruzenshtern« noch immer von Kadetten gesegelt.<br />
Seit 1861 tragen alle Schiffe der Reederei den Anfangsbuchstaben<br />
»P« im Namen. Alles begann mit der Brigg »Pudel«, benannt<br />
nach dem Spitznamen der krausgelockten Schwiegertochter des<br />
Firmengründers, Sophie Laeisz. Ein Jahr später gehört die Reederei<br />
zu den Gründungsmitgliedern des Hamburgischen Rettungsvereins,<br />
aus dem 1865 die Deutsche Gesellschaft zur Rettung<br />
Schiffbrüchiger (DGzRS) hervorgeht. Wichtige Positionen in dieser<br />
ehrenamtlich geführten Organisation werden seither immer<br />
wieder übernommen. 1892 kaufte F. Laeisz den ersten eisernen<br />
Dampfer »Naxos« von der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft,<br />
an deren Gründung Laeisz im Jahr 1871<br />
selbst beteiligt war. Wie auch bei anderen neuen Reedereien – der<br />
Hapag (1847), der Deutsch-Australischen Dampfschiffahrtsgesellschaft<br />
(1874), der Woermann-Linie (1886), der Deutschem<br />
Levante Linie (1889) oder der Deutschen Ostafrika-Linie (1890).<br />
»Wichtig war in der Unternehmensgeschichte immer, den<br />
Wandel zu erkennen und sich neu auszurichten«, sagt Nikolaus<br />
H. Schües. 1914 werden die ersten beiden Bananen-Kühlschiffe<br />
»Pionier« und »Pungo« für die 1912 gegründete Tochterfirma<br />
Afrikanische Frucht-Compagnie bestellt. Mit der »Poseidon«<br />
folgt 1923 das erste Dampfschiff.<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Reederei F. Laeisz,<br />
das Team von DNV in Hamburg und rund um die<br />
Welt gratuliert zum 200jährigen Firmenjubiläum.<br />
Wir freuen uns über unsere langjährige und<br />
vertrauensvolle Zusammenarbeit. Und das auch<br />
in Zukunft.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal 05 | 2023<br />
www.dnv.de<br />
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