Oberpfälzerin Herbst 2023
Lifestyle-Magazin für Frauen
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oberpfälzerin<br />
Echt<br />
Unkonventionell. Facettenreich. Berührend.
Isabell-Katrin Diehl | Grafik & Modeexpertin<br />
Julia Hammer | Redakteurin<br />
© Sara Neidhardt (5), Julia Hammer, Дженіфер Сікора – stock.adobe.com<br />
Laura Wiesgickl-Urban | Grafik<br />
Lea-Mareen Kuhnle | Autorin<br />
Sara Neidhardt | Fotografin<br />
Evi Wagner | Autorin
Editorial<br />
# oberpfälzerin<br />
Scheinbar Verbotenes. Unangenehmes.<br />
Längst Verdrängtes. Etwas, über<br />
das man nicht spricht. Wer von uns hat<br />
sie nicht? Tabus. Das können persönliche<br />
Niederlagen sein oder einstige<br />
Fehlentscheidungen, auf die man nicht<br />
stolz ist. Genauso wie schmerzhaft<br />
erlittene Schicksalsschläge, wie der<br />
tödliche Verkehrsunfall eines geliebten<br />
Menschen. Man teilt Freud und<br />
Leid schließlich nicht mit jedem. Auch<br />
scheinbar dunkle Familiengeheimnisse<br />
werden tabuisiert: Wen geht es<br />
denn bitte etwas an, dass ein Uronkel<br />
Analphabet war? Und über Geld spricht<br />
man bekanntlich sowieso nicht.<br />
Wir wollten darüber sprechen – und haben<br />
dem Thema Tabu in dieser Ausgabe<br />
sogar ein ganzes Dossier gewidmet.<br />
Tabus können wie ungeschriebene,<br />
selbstauferlegte Gesetze sein, die zu<br />
irrationalem Verhalten führen, uns in<br />
unserem Denken, Handeln und weiteren<br />
Entscheidungen beschränken. Tabuthemen<br />
bewegen sich in den Grauzonen,<br />
die sich außerhalb des persönlichen,<br />
moralischen oder sozial-üblichen Regelwerkes<br />
befinden. Die beweisen würden,<br />
dass wir nicht Mainstream sind,<br />
sondern Individuen, uns aber damit<br />
der Illusion von Sicherheit berauben,<br />
die wir in unserer Gleichartigkeit mit<br />
der Masse suchen. Deren Offenbarung<br />
uns angreifbar und verletzbar machen<br />
könnte. Die beschämen könnten – uns<br />
selbst und andere. Schuld und Scham<br />
sind anstrengende Gegner. Nur zu gern<br />
lassen wir daher Tabus in den Nebelbänken<br />
des erzwungenen Vergessens<br />
verschwinden, archivieren sie in der<br />
persönlichen Black Box, hoffend, die<br />
Zeit heile alle Wunden. Manchmal tut<br />
sie das auch. Aber oft ist Austausch<br />
und ein bewusstes Hinsehen befreiend<br />
und heilsam, wie Dipl. Psychologin<br />
Evelyn Friedberger weiß.<br />
Wie wäre es also, wenn wir die Anstrengungen,<br />
die wir dem Vergessen<br />
und Schweigen widmen, lieber in die<br />
persönliche Freiheit investieren, mit<br />
überholten Tabus zu brechen? Uns<br />
gegenseitig zugestehen würden, dass<br />
das Leben nunmal kein Ponyhof ist und<br />
keiner von uns perfekt. Oder vielleicht<br />
sind wir es gerade deswegen, weil wir<br />
verschieden sind. Unterschiedlichen<br />
Problemen begegnen müssen – freiwillig<br />
oder auferlegt – Herausforderungen<br />
meistern, Fehler machen und uns dabei<br />
erlauben zu lernen.<br />
Fünf mutige, starke Frauen, die auf<br />
den folgenden Seiten dem Schweigen<br />
zu ihren Tabus entsagt haben, machen<br />
es uns vor.<br />
Und wir haben noch mehr für dich: Redakteurin<br />
Julia Hammer traf bei einem<br />
Milchkaffee auf eine beeindruckende<br />
Anna Maria Sturm, unter anderem<br />
bekannt aus dem Geschichtsdrama<br />
„Wackersdorf“. Ein Film, der die Geschichte<br />
der eigenen Mutter auf die<br />
Leinwand brachte und dessen Thema<br />
eine Generation bewegte. Die Freiheit<br />
zu genießen, sich künstlerisch ausdrücken<br />
zu können, war ihr stets wichtiger<br />
als Erfolg, Ruhm und das Rampenlicht.<br />
Dass die Bühne dennoch ihr natürlicher<br />
Lebensraum ist, zeigt sie nicht zuletzt<br />
als Front-Frau des Jazz-Quintettes<br />
„Sturm“.<br />
Lea-Mareen Kuhnle, Evi Wagner und<br />
Julia Hammer sprachen mit Wahl-<strong>Oberpfälzerin</strong>nen,<br />
die sich ganz bewusst für<br />
die 9.692 km 2 im Nordosten des Freistaates,<br />
unsere „Upper Palatinate“, als<br />
ihren Lebensmittelpunkt entschieden<br />
haben. Sei gespannt auf kurzweilige<br />
Erfahrungen unserer „<strong>Oberpfälzerin</strong>nen<br />
aus aller Welt“.<br />
Das gesamte Team von #<strong>Oberpfälzerin</strong><br />
freut sich, dass du diese Ausgabe<br />
in deinen Händen hältst und wir dich<br />
durch einige Stunden deines Alltags<br />
begleiten dürfen. Schön, dass wir uns<br />
gefunden haben!<br />
Herzlichst, Sabine Fuchs<br />
Leitung Agentur PR & Content<br />
3
#inhalt<br />
#menschen<br />
8 ANNA MARIA STURM<br />
Freigeist mit Liebe zum Jazz<br />
16<br />
12 KLASSEFRAUEN<br />
Jede eine Klasse für sich<br />
16 TABU(LOS)<br />
Themen, die bewegen<br />
18 PSYCHOLOGIN EVELYN FRIEDBERGER<br />
Umgang mit Tabuthemen<br />
20 BARBARA<br />
Als Krebspatientin im Hospiz<br />
22 Jessica Zwickert<br />
Das Leben als Sternenkind-Mama<br />
24 Sarah Ehren<br />
Asexuell und glücklich<br />
26 ROSWITHA KACEM<br />
Kampf gegen die Alkoholsucht<br />
28 NORA KELLNER<br />
Stimme gegen sexualisierte Gewalt<br />
36<br />
#vitalität &<br />
beauty<br />
34 CHARMANTER MAKEL<br />
Alles rund um die Zahnlücke<br />
36 DER WEIBLICHE ZYKLUS<br />
Phasen der Menstruation<br />
39 GEWUSST?<br />
Fakten zum Thema Rücken<br />
42 FESTLICHER LOOK<br />
So gelingt das perfekte Make-up<br />
42<br />
© Evi Wagner, Vero Moda, ONLY, TaMih | Oleg Gekman | illustrissima | Ekaterina Senyutina | Alina.Alina – stock.adobe.com
60<br />
IMPRESSUM<br />
#leben<br />
46 <strong>Oberpfälzerin</strong>nen aus aller Welt<br />
Frauen erzählen von ihrer neuen Heimat<br />
48 EVELYN ECKERT<br />
Stylistin aus Nigeria<br />
49 ERIKA WAKAYAMA<br />
Künstlerin aus Japan<br />
50 KARIN ALTKOFER<br />
Selbstständige aus Österreich<br />
51 JENNI SPACIL<br />
Goldschmiedin aus Australien<br />
46<br />
62<br />
64<br />
#lifestyle<br />
54<br />
54 ZU SCHRILL UND ZU BUNT?<br />
Keine Grenzen bei der Modewahl<br />
58 STÄDTETRIP VS. LANDAUSFLUG<br />
Pro & Contra<br />
60 LOST PLACES<br />
Spurensuche in der Oberpfalz<br />
64 DIY-UPCYCLING<br />
Neues Leben für alte Möbel<br />
68 FREUDE SCHENKEN<br />
Inspirationen aus der Region<br />
74 LOS, BLEIB DU SELBST<br />
Kolumne von Julia Hammer<br />
Herausgeber<br />
Oberpfalz Medien GmbH<br />
Weigelstraße 16<br />
92637 Weiden<br />
Anzeigen<br />
Ivana Zang (verantwortlich)<br />
Redaktion<br />
Sabine Fuchs (verantwortlich)<br />
Julia Hammer<br />
Lea-Mareen Kuhnle<br />
Evi Wagner<br />
Isabell-Katrin Diehl<br />
Gestaltung<br />
Isabell-Katrin Diehl<br />
Laura Wiesgickl-Urban<br />
Sara Neidhardt<br />
Mediaberatung<br />
Produktmanagement<br />
0961/85-741<br />
produktmanagement @<br />
oberpfalzmedien.de<br />
Titelbild<br />
Sara Neidhardt<br />
Fotos<br />
Adobe Stock<br />
Sara Neidhardt<br />
Evi Wagner<br />
Druckerei<br />
Gebr. Geiselberger GmbH<br />
Infos und<br />
Anregungen<br />
oberpfaelzerin@oberpfalzmedien.de<br />
5
evi wagner<br />
menschen<br />
Für mehr<br />
Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltig shoppen und dabei noch Gutes<br />
tun – das ist im Second-Hand-Laden „Kommode“<br />
in Sulzbach-Rosenberg möglich.<br />
Dieser eröffnete 2020 mit einem ganz besonderen<br />
Konzept: Verkauft wird geschenkte<br />
und gut erhaltene Kleidung, alle im Team<br />
arbeiten ehrenamtlich, der komplette Erlös<br />
geht an soziale und ökologische Projekte.<br />
„In den vergangenen drei Jahren konnten<br />
wir mit einer Summe von über 50.000<br />
Euro viele Hilfsorganisationen und Vereine<br />
unterstützen“, erklärt Gerda Krusche<br />
zufrieden. Sie ist die Initiatorin der „Kommode“,<br />
ihre drei Kinder spielten dabei eine<br />
nicht unbedeutende Rolle. „Angeregt durch<br />
deren nachhaltiges Konsumverhalten kaufte<br />
ich selber immer mehr in Second-Hand-Läden<br />
und bei Vinted. Außerdem beschäftigte<br />
ich mich mit der grausamen und menschenausbeutenden<br />
Kleiderproduktion der<br />
Fast Fashion und so entstand dann die Idee<br />
für eine Art Kleiderkreisel vor Ort.“<br />
© privat<br />
© Privat<br />
Blick für das<br />
Besondere<br />
„Für mich bedeutet Kunst, anders denken<br />
zu dürfen, ungewöhnliche Perspektiven<br />
einzunehmen, das Gängige zu hinterfragen<br />
und eigene Wege zu gehen – und dass ich<br />
mich mit den Themen beschäftigen kann,<br />
die mich wirklich interessieren“, erklärt<br />
Miriam Ferstl. Und sie geht ihren eigenen<br />
Weg. Sie macht nicht nur bildende<br />
Kunst, sondern ist außerdem Fotografin,<br />
Autorin und Moderatorin. Nicht nur der ihr<br />
2018 verliehene Zukunftspreis des Landkreises<br />
Schwandorf bestätigt ihr einzigartiges<br />
Schaffen, sondern auch zahlreiche<br />
internationale Ausstellungen und das<br />
Interesse bedeutender Kunstsammlungen.<br />
„Natürlich ist der Weg nicht immer einfach<br />
– es gibt wenig Sicherheiten und er hat seine<br />
Höhen und Tiefen. Aber es macht mich<br />
sehr glücklich, dass ich ihn gehen darf, dabei<br />
so mein eigenes Ding machen kann, viel<br />
Unterstützung erfahre und weiß, dass es<br />
Menschen gibt, die an mich glauben.“
Nächstenliebe<br />
als Lebensmotto<br />
Für ihren humanitären Einsatz als Ärztin<br />
in Tansania wurde Dr. Annemarie<br />
Schraml aus Waldsassen bereits mit dem<br />
Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.<br />
Seit über zwanzig Jahren leitet sie die „Aktion<br />
Feuerkinder“, ein Hilfsprojekt der Stiftung<br />
der Rummelsberger Diakonie-Hilfen für<br />
Tansania, das kostenlose Operationen für<br />
Kinder mit orthopädischen Fehlstellungen<br />
durchführt. Der Name „Feuerkinder“ leitet<br />
sich davon ab, weil die Aktion anfangs vor<br />
allem Kindern geholfen hat, die sich an den<br />
offenen Feuerstellen Verletzungen zugezogen<br />
hatten, die aufgrund der fehlenden oder<br />
mangelnden medizinischen Versorgung oft<br />
dauerhafte Behinderung zur Folge hatten.<br />
Mit ihrem unermüdlichen Engagement hat<br />
Dr. Annemarie Schraml bereits Hunderten<br />
Kindern eine neue Lebensperspektive geschenkt<br />
und viele tansanische Mitarbeiter<br />
aus- und weitergebildet. Gerade befindet<br />
sie sich auf ihrem inzwischen 38. Einsatz<br />
in dem ostafrikanischen Land. „Als Christin<br />
sehe ich mich einfach in der Verantwortung,<br />
Menschen zu helfen“, sagt sie.<br />
© Aktion Feuerkinder<br />
© Ingo Pertramer<br />
Mit Grant<br />
Zum Erfolg<br />
„Einem Oberpfälzer ist es egal, wenn er<br />
anders ist“, sagt Eva karl Faltermeier.<br />
Was andere von ihr halten, interessiert<br />
die Kabarettistin, gelernte Journalistin<br />
und alleinerziehende Mutter von<br />
zwei Kindern herzlich wenig. Und das war<br />
scheinbar ganz förderlich für ihre Karriere.<br />
Mittlerweile wurde sie unter anderem<br />
mit dem Senkrechtstarter-Preis des Bayerischen<br />
Kabarettpreises, dem Newcomerpreis<br />
des Hessischen Kabarettpreises, dem<br />
Prix Pantheon und dem Stuttgarter Besen,<br />
dem Förderpreis der Stadt Regensburg<br />
und dem Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz<br />
ausgezeichnet. Für Eva Karl Faltermeier<br />
ist es das größte Ziel, mit Geschichten zu<br />
unterhalten. Sie ist Blogautorin und Dozentin,<br />
schreibt Kolumnen (Bayern2) und<br />
macht einen eigenen Indie-Interview-Podcast<br />
(„Es lafft“). Ihr erstes Buch „Der Grant<br />
der Frau“ erschien 2021, das zweite „Mama<br />
fatale“ ist nun auch da.
Menschen<br />
Anna Maria Sturm<br />
ist vielseitig. Begabt. Erfolgreich. Die 41-Jährige ist gefragte Schauspielerin<br />
und leidenschaftliche Musikerin. Heute lebt sie in Berlin und Schwandorf,<br />
sucht immer wieder nach neuen Herausforderungen und verfolgt dabei ein<br />
Ziel: Sich selbst treu zu bleiben. Im Interview erzählt sie von ihrem<br />
Durchbruch, ihrer prägenden Dreh-Reise nach Neu Delhi, ihrer Liebe für den<br />
französischen Film und ihrem großen Traum mit ihrer Band STURM.<br />
Julia Hammer<br />
Schon während deines Studiums bist<br />
du für eine große Rolle in der Trilogie<br />
„Beste Zeit“, „Beste Gegend“ und<br />
„Beste Chance“ engagiert worden.<br />
Dein Durchbruch. Wie bist du an die<br />
Rolle gekommen?<br />
Ich war im letzten Studienjahr und<br />
habe von der Rolle erfahren. Ich musste<br />
viel Text lernen, den ich für das Vorsprechen<br />
können musste. Ich hatte großes<br />
Glück, dass ich genau in die Rolle<br />
gepasst habe. Vorher hatte ich schon<br />
einen Kurzfilm gedreht, aber in „Beste<br />
Zeit“ bin ich das erste Mal so richtig vor<br />
der Kamera gestanden – eine richtige<br />
Produktion. Ich war sehr nervös. Aber<br />
es war ein tolles Gefühl. Und eine Erfahrung,<br />
die mich bis heute prägt.<br />
Vor deiner Schauspielausbildung hast<br />
du Pharmazie studiert. Kam dein<br />
Schauspielwunsch erst spät?<br />
Der Wunsch, Schauspielerin zu werden,<br />
kam relativ spät. Ich war 16 oder<br />
17 Jahre alt. Damals habe ich an einem<br />
Projekt in der Schwandorfer Kebbel-Villa<br />
teilgenommen. Ein Kunsttherapeut<br />
hat ein Stück von Shakespeare<br />
mit Menschen mit Handicap inszeniert<br />
und dafür nach interessierten Schauspielern<br />
gesucht, die auch Rollen übernehmen<br />
wollten. Ich habe mitgemacht<br />
und gemerkt, wie sehr mich das bereichert.<br />
Gleichzeitig habe ich angefangen,<br />
Saxophon zu spielen. Das alles<br />
war für mich eine künstlerische Offenbarung.<br />
Nach dem Abitur habe ich mich<br />
an der Schauspielschule, der Otto-Falckenberg-Schule<br />
in München, beworben<br />
– und wurde angenommen. Da ich<br />
ein Jahr Zeit hatte, bis es losging, habe<br />
ich in der Zwischenzeit Pharmazie studiert.<br />
Doch ich habe schnell gemerkt:<br />
Das ist nichts für mich.<br />
Viele träumen von einer Schauspielkarriere.<br />
Wie hast du es geschafft?<br />
Ich habe immer versucht, mir treu zu<br />
bleiben, mich selbst zu hinterfragen<br />
und mich selbst zu finden. Natürlich<br />
wollte ich Geld mit der Schauspielerei<br />
verdienen, aber das war nie vorrangig.<br />
Während meiner Schauspielausbildung<br />
habe ich überlegt, ob ich nicht doch<br />
Musik studieren sollte, weil mir Singen<br />
und Musizieren unglaublich viel Ruhe<br />
geben und ich dachte ich kann das besser.<br />
Doch dann kam der Cast für „Beste<br />
Zeit“ – dieser Film hat mich schnell in<br />
das Business katapultiert. Also doch<br />
Schauspielerei (lacht). Anschließend<br />
hatte ich relativ schnell einen Agenten<br />
und andere Rollen. So hat es bei mir<br />
funktioniert.<br />
Gab es Durststrecken, in denen du an<br />
deinem Traum gezweifelt hast?<br />
Die Zeit während der Corona-Pandemie<br />
war sehr schwierig. Doch auch<br />
vorher hatte ich so manche Durststrecken,<br />
beispielsweise, als ich mit<br />
„Polizeiruf 110“ aufgehört habe. Wobei<br />
ich sagen muss, dass ich immer genug<br />
zu tun hatte. Hatte ich keine Rollen in<br />
Filmen oder auf der Bühne, habe ich<br />
mich auf meine Musik konzentriert.<br />
Wenn man Schauspielerin ist, muss<br />
einem bewusst sein, dass es ein ständiges<br />
Auf und Ab ist. Damit muss man<br />
umgehen können.<br />
Wie ergatterst du Rollen?<br />
Ich habe eine Agentur, aber ich kümmere<br />
mich auch sehr viel selbst darum,<br />
Rollen zu bekommen. Wichtig ist, dass<br />
man weiß, was man will. Auch, was<br />
man sich zumuten kann. In diese Richtung<br />
muss man dann ausschwärmen.<br />
8
Rubrik<br />
Freigeist<br />
mit Liebe zum Jazz<br />
9<br />
© Sara Neidhardt
Menschen<br />
Ich drehe auch wahnsinnig gerne<br />
französische Filme. Dafür habe ich<br />
mir extra einen französischen Agenten<br />
gesucht. Ohne Eigeninitiative geht<br />
es einfach nicht. Aktuell probe ich in<br />
Leipzig für das Musical „Cabaret“. Das<br />
ist für mich eine neue Erfahrung, weil<br />
ich auf der Bühne Musik und Schauspiel<br />
verbinde. Eine Herausforderung,<br />
die mir großen Spaß macht. Die aber<br />
auch sehr fordernd ist.<br />
Du reist viel für deine Rollen. Was<br />
war deine bisher prägendste Reise?<br />
Prägend war meine erste Indien-Reise<br />
für den Film „Beste Chance“. Meinen<br />
ersten Tag in Neu Delhi werde ich nie<br />
vergessen. All die Armut, der Schmutz.<br />
Ich habe gemerkt, dass ich in einer<br />
wunderschönen Blase aufgewachsen<br />
bin, weil ich so etwas in meiner Realität<br />
nicht kannte. Ich habe schon immer<br />
geschätzt, dass es mir an nichts<br />
fehlt, aber nach dieser Erfahrung noch<br />
mehr. Auch privat ist das Reisen für<br />
mich wichtig. Ich will andere Kulturen<br />
und Menschen kennenlernen. Ich denke,<br />
das ist wichtig, um nicht engstirnig<br />
zu werden. Meine Amerika-Reisen beispielsweise<br />
sind für mich künstlerisch<br />
prägend. In New York war ich drei Mal.<br />
Ich liebe die Offenheit der Leute, das<br />
Gefühl, völlig frei zu sein.<br />
Was war deine bisher aufregendste<br />
Produktion?<br />
Ich habe immer<br />
versucht, mir<br />
treu zu bleiben,<br />
mich selbst zu<br />
hinterfragen<br />
und mich selbst<br />
zu finden.<br />
Mein erster französischer Kinofilm „Les<br />
Traducteurs“, der 2019 erschienen ist.<br />
Bei dieser Produktion habe ich mit<br />
tollen Schauspielern aus ganz Europa<br />
zusammengearbeitet. Ich habe Französisch<br />
vor der Kamera gesprochen, was<br />
für mich eine besondere Erfahrung<br />
war. Gleichzeitig war die Produktion<br />
finanziell gut ausgestattet, wodurch<br />
der Dreh sehr angenehm abgelaufen<br />
ist. Während dieser Zeit habe ich zwei<br />
Monate in Paris gelebt. Auch die anschließende<br />
Premiere war überwältigend.<br />
Ich erinnere mich noch gut, ich<br />
war wirklich traurig, als diese Phase<br />
meines Lebens vorbei war.<br />
Im Kinofilm Wackersdorf spielst du<br />
Monika Gegenfurtner. Ein besonderer<br />
Film für dich als <strong>Oberpfälzerin</strong>?<br />
Der Regisseur Oliver Haffner wusste<br />
offenbar nicht, dass die Anti-WAA-Aktivistin<br />
Irene Maria Sturm meine Mutter<br />
ist, bevor er mich für diese Rolle besetzt<br />
hat. Das war ein gutes Gefühl, als<br />
ich das von ihm erfahren habe: Denn<br />
lieber werde ich wegen meiner Qualitäten<br />
als Schauspielerin besetzt als<br />
aus dem Grunde, dass ich „die Tochter<br />
von“ bin … aber stolz war ich natürlich<br />
schon, dass ich sie porträtieren durfte.<br />
Es war unwirklich, in Schwandorf zu<br />
drehen, an all den Orten meiner Kindheit.<br />
Natürlich habe ich auch viel mit<br />
meiner Mama gesprochen, hatte viele<br />
Fragen an sie. Ich konnte mich auch<br />
noch gut an die Zeit damals erinnern,<br />
an meine Mama tausende Flugblätter<br />
gedruckt und Briefe verschickt hat.<br />
Es gibt einen Moment im Film, in dem<br />
eine Versammlung der Bürgerinitiative<br />
dargestellt wird. Ich bin zu sehen,<br />
während ich einen Slogan rufe. Den hat<br />
meine Mama damals bei Demonstrationen<br />
immer gerufen. Ich finde es toll,<br />
dass dieser Teil unserer Geschichte<br />
verfilmt worden ist, denn es ist wirklich<br />
erstaunlich, was die Menschen damals<br />
geschafft haben.<br />
Gibt es für dich Tabus bei Rollen?<br />
Definitiv. Gefällt mir ein Drehbuch<br />
überhaupt nicht, nehme ich die Rolle<br />
nicht an. Natürlich muss man bei solchen<br />
Entscheidungen immer abwägen,<br />
ob man sie sich wirklich finanziell erlauben<br />
kann oder nicht. Ich habe in<br />
meiner Karriere immer versucht, Entscheidungen<br />
zu treffen, hinter denen<br />
ich stehen kann – das ist manchmal<br />
nicht so einfach. Man hat oft das Gefühl,<br />
viele Menschen und Umstände<br />
entscheiden für einen mit. Aber es<br />
liegt in meiner Natur, gerne selbstverantwortlich<br />
Projekte zu übernehmen.<br />
Es gab Phasen, da habe ich auf vieles<br />
verzichtet, um für mich herauszufinden,<br />
was ich wirklich will. Für mich<br />
geht es beim Schauspielern nicht nur<br />
darum, Geld zu verdienen. Das alles ist<br />
meine Lebenszeit – und daraus will ich<br />
das Beste machen.<br />
Was rätst du jungen Menschen, die von<br />
einer Schauspielkarriere träumen?<br />
Es ist wichtig zu wissen, dass es nicht<br />
so einfach ist, wie es einem von den<br />
Medien vorgegaukelt wird. Diese Glamour-Welt,<br />
so ist es nicht. Es gibt viele<br />
Schauspieler, die nie ihren Durchbruch<br />
schaffen. Es gibt Phasen, in denen man<br />
einfach keinen Job bekommt, damit<br />
kann nicht jeder umgehen. Jeder, der<br />
von einer Schauspielkarriere träumt,<br />
sollte sich ehrlich hinterfragen: Will<br />
ich nur in der Öffentlichkeit stehen<br />
10
Menschen<br />
und berühmt werden? Oder will ich<br />
mich künstlerisch ausdrücken? Ersteres<br />
wäre zu kurzlebig. Dann braucht<br />
man Erfahrungswerte, man sollte<br />
Workshops besuchen, testen, ob das<br />
wirklich etwas für einen ist. Lautet die<br />
Antwort „ja“, sollte man sich an einer<br />
Schauspielschule bewerben.<br />
Mit welchem Schauspieler würdest<br />
du gerne drehen? Was wäre deine<br />
Wunschrolle?<br />
Oh, da gibt es viele. Ich würde gerne<br />
mit Joaquin Phoenix drehen. Eine Rolle<br />
an seiner Seite in „Joker 3“ würde ich<br />
nicht ablehnen (lacht). Ich möchte noch<br />
weitere Projekte im französischen Film<br />
umsetzen – und ich würde gerne mal<br />
an einem Theater in Paris spielen. Eine<br />
andere Sprache, eine neue Herausforderung,<br />
das würde mich reizen. Eine<br />
meiner Wunschrollen ist Jeanne d’Arc<br />
– die Rolle, mit der ich an der Schauspielschule<br />
vorgesprochen habe. Sie<br />
würde ich unglaublich gerne spielen.<br />
Wenn du dich entscheiden müsstest –<br />
Bühne oder Kamera?<br />
Das wäre eine schwere Entscheidung,<br />
denn beides gibt mir viel. Stehe ich auf<br />
der Bühne, hat das etwas von einer Katharsis.<br />
Es ist befreiend. Theater bedeutet<br />
für mich, dass ich mich immer<br />
wieder austesten kann. Gleichzeitig<br />
liebe ich es vor der Kamera zu stehen<br />
und Filme zu drehen. Ich habe schon<br />
viele schöne und professionelle Produktionen<br />
erlebt, bin dafür viel gereist,<br />
auch darauf würde ich nicht verzichten<br />
wollen.<br />
Neben der Schauspielerei hast du seit<br />
2021 eine eigene Band, STURM. Wie<br />
beschreibst du eure Musik?<br />
Es ist eine Mischung aus Jazz und Pop.<br />
Im Januar 2024 wird unsere erste Platte<br />
erscheinen. Daran haben wir lange<br />
gearbeitet, knapp vier Jahre. Die Texte<br />
dafür habe ich das erste Mal selbst<br />
geschrieben. Ich hatte viele Gefühle in<br />
mir, die sich über die Jahre hinweg<br />
aufgestaut haben. Während Corona<br />
habe ich sie alle aufgeschrieben und<br />
dann sind Songs daraus entstanden.<br />
Ich wünsche mir sehr, dass STURM<br />
die Menschen berührt und ihnen unsere<br />
Songs gefallen. Mich begleitet die<br />
große Leidenschaft für Musik schon<br />
mein ganzes Leben. Mit ihr kann man<br />
so vieles transportieren. Meine erste<br />
Band habe ich 2013 gegründet, vorher<br />
habe immer wieder gesungen, auch<br />
während meiner Schulzeit. Auch jetzt<br />
nehme ich immer wieder klassischen<br />
Gesangsunterricht. Und ich spiele<br />
Saxophon und Querflöte.<br />
Du engagierst dich auch in anderen,<br />
musikalischen Projekten …<br />
… unter anderem in einem Kollektiv<br />
mit dem Pianisten Nicola Andrioli. Für<br />
einige seiner Kompositionen habe ich<br />
Texte geschrieben und ihn auch mit<br />
der Querflöte begleitet. Für mich als<br />
Musikerin ist das eine ganz tolle Erfahrung,<br />
in diesem Jazz-Kollektiv sein<br />
zu dürfen. Auch das Musical „Cabaret“,<br />
für das ich gerade probe, ist für mich<br />
ein großer Schritt. Musicals waren nie<br />
Live<br />
Du willst die Band<br />
STURM live hören?<br />
Hier hast du die<br />
Möglichkeit:<br />
25. Januar live in der<br />
BR-Abendschau<br />
26. Januar in Germering<br />
16. Mai in Regensburg<br />
wirklich mein Ding, aber ich genieße es<br />
im Moment sehr, die Kombination aus<br />
Musik und Schauspiel leben zu können.<br />
Ich spiele die Hauptrolle Sally Bowles.<br />
Das ist eine Herausforderung, die mich<br />
sehr weiterbringt.<br />
Worin findest du Ausgleich von deinem<br />
Beruf und der Musik?<br />
Ich habe in meiner alten Heimat Pferde.<br />
Wenn ich bei ihnen bin und reite, sind<br />
meine Gedanken völlig frei. Das ist eine<br />
ganz andere Welt als das Showbusiness.<br />
Mistschaufeln statt Abendkleid,<br />
das erdet mich immer wieder. Und ich<br />
gehe gerne in die Natur, genieße die<br />
Vielfalt und die Ruhe.<br />
© Sara Neidhardt<br />
11
KlasseFrauen<br />
Advertorial<br />
persönlich<br />
Mit ihrer Ausbildung als<br />
Versicherungsfachfrau<br />
2010 stieg Verena Vorsatz in die Allianz<br />
Agentur ein, die sich seit mehreren<br />
Jahrzehnten in Familienhänden befindet.<br />
2012, als 26-Jährige, übernahm<br />
sie diese als Agenturinhaberin. „Der<br />
Schritt in die Selbständigkeit ist immer<br />
ein großer. Aber zusammen mit einem<br />
wunderbaren Team, auf das ich mich<br />
immer verlassen konnte, war die Übernahme<br />
eine Herausforderung, die sich<br />
gut meistern ließ“, erzählt sie.<br />
In dieser Welt, die noch immer von<br />
Männern geprägt ist, heißt es für die<br />
junge Agenturinhaberin: „durchbeißen“.<br />
„Meine Kunden wissen aber, gerade<br />
weil ich den Job schon so lange mache,<br />
dass sie auf Kompetenz treffen.“<br />
Persönliche Beratung und der bestmögliche<br />
Service sind dabei das A und<br />
O. „Unsere Kunden können uns immer<br />
vertrauen. Wir sind im Schadensfall<br />
da und sie bekommen eine wirklich<br />
bedarfsgerechte Beratung.“ Für ihre<br />
Außentermine kommt Verena Vorsatz<br />
auch gerne mal auf zwei Rädern: „Ich<br />
& kompetent<br />
„<br />
Jedes Leben ist so individuell,<br />
dass man nicht eine<br />
vorgefertigte Versicherungs-<br />
Lösung für alle Kunden hat.<br />
© Sara Neidhardt (2)<br />
www.allianz-vorsatz.de<br />
Ein reiner Bildschirm-Job ist nicht vorstellbar: Verena Vorsatz setzt auf Abwechslung.<br />
fahre oft mit dem Motorrad in die Arbeit<br />
und besuche so auch meine Kunden“,<br />
sagt sie und lacht. Auch andere Hobbys<br />
wie Karate und Cosplay stehen entgegen<br />
ihres Business-Alltags. „Vor allem<br />
Karate betreibe ich sehr aktiv – das ist<br />
ein wunderbarer Ausgleich zum Job.“<br />
Mit ihrem fünfköpfigen Team bietet<br />
Verena Vorsatz ein digitales Angebot<br />
und Betreuung vor Ort. „Wir haben einen<br />
festen Kundenstamm und sind<br />
ein guter Arbeitgeber in der Region.“<br />
Verena<br />
Vorsatz<br />
Inhaberin der Allianz<br />
Generalvertretung in Weiden.<br />
Und das, obwohl oder gerade weil sich<br />
die Agentur direkt in Weiden befindet:<br />
„Hier dürfen wir nicht über unsere Stadt<br />
und Region granteln. Wir sind sehr nah<br />
an anderen großen Städten und einer<br />
wunderbaren Landschaft. Gleichzeitig<br />
gibt es tolle Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
für junge Leute.“ Verena<br />
Vorsatz hofft, dass Weiden in der Geschäftswelt<br />
weiter voranschreitet. Dabei<br />
geht sie selbst voran und ermöglicht<br />
als Ausbildungsagentur jungen<br />
Leuten den Schritt ins Arbeitsleben.<br />
12
KlasseFrauen<br />
Advertorial<br />
Exklusiver<br />
D<br />
Haarsalon<br />
„<br />
Wir stehen voll hinter<br />
unserer Unternehmensphilosophie<br />
und setzen auf<br />
ein starkes Team.<br />
www.friseur-weiden.de<br />
Mit Living Happy-Hair erfüllt sich die Masterstylistin einen Traum.<br />
ie Masterstylistin Claudia Kasseckert<br />
eröffnete während des<br />
Corona-Lockdowns einen Wohlfühlfriseursalon<br />
auf Risiko. Rückblick: Als<br />
es den Friseuren verboten wurde, die<br />
körpernahen Dienstleistungen auszuüben,<br />
war auch ihr mobiles Friseurunternehmen<br />
Claudia´s haar-mobil<br />
betroffen. „100 Prozent Umsatzausfall,<br />
keine staatlichen Hilfen … als ich hörte,<br />
dass eine Bekannte zum Jahresende<br />
2020 ihren Salon schließen wollte,<br />
nutzten mein Mann und ich diese Gelegenheit<br />
und übernahmen ihn.“ In Alleinregie<br />
entkernten sie mit Brecheisen<br />
den alten Salon und bestellten neuestes<br />
Friseurequipment, um nach dem<br />
Lockdown das Living Happy-Hair zu<br />
eröffnen. Leider musste die bereits geplante<br />
Eröffnungsfeier im Februar 2021<br />
wegen der Lockdown-Verlängerung<br />
abgesagt werden. Anfang März 2021<br />
war es aber dann soweit: „Wir eröffneten<br />
ohne Feier. Seitdem beschäftigen<br />
wir neben mir noch drei Vollzeitfriseurinnen<br />
und einen Barbier. Mein Mann ist<br />
für Rezeption, Marketing und Finanzen<br />
zuständig.“ Nach 36-jähriger Berufserfahrung<br />
schaffte Claudia Kasseckert<br />
es, das Living Happy-Hair in nur zwei<br />
Jahren zum Wella COE Platin Salon zu<br />
machen. Diese Auszeichnung erhalten<br />
nur die besten Friseursalons für Qualität,<br />
Service und Leistung.<br />
Die Dienstleistungen umfassen vom<br />
stylischen Haarschnitt über Haarrettungen,<br />
Färbungen und chemischen<br />
Umformungen bis hin zu Balayage,<br />
Illuminage, Strähnen-Techniken und<br />
Pflegesystemen alles, was das Haar<br />
Claudia<br />
Kasseckert<br />
Masterstylistin & Mitinhaberin<br />
von Living Happy-Hair<br />
© Living Happy-Hair (3)<br />
braucht. Dabei genießt jeder Kunde die<br />
Behandlung bei einem Kaffee, Cappuccino,<br />
Prosecco oder Softdrink. „Wir<br />
beraten den Kunden in dem, was<br />
möglich ist und setzen nicht einfach<br />
blind um. Wir empfehlen auch, welche<br />
Pflegeprodukte nötig sind, um Haarschädigungen<br />
vorzubeugen oder das<br />
Haar wiederaufzubauen“, erzählt die<br />
Masterstylistin. „Das beste Feedback<br />
ist dabei, wenn Neukunden zu Stammkunden<br />
werden und unseren Wohlfühlsalon<br />
weiterempfehlen.“<br />
13
KlasseFrauen<br />
Advertorial<br />
Leidenschaft<br />
S<br />
chon immer interessiert<br />
sich Katharina Eckl für Zahlen<br />
– und die Landwirtschaft. Ob das<br />
vereinbar ist? Bestens. Das beweist<br />
die 32-Jährige eindrucksvoll. Katharina<br />
Eckl ist Steuerberaterin und seit<br />
2020 Leiterin der Kanzlei des Landwirtschaftlichen<br />
Buchführungsdienstes<br />
in Weiden. 2018 absolvierte die<br />
gelernte Steuerfachangestellte ihr<br />
Steuerberater-Examen und erhielt<br />
noch im gleichen Jahr die Zusatzqualifikation<br />
„Landwirtschaftliche Buchstelle“.<br />
„Ich komme selbst aus einem<br />
landwirtschaftlichen Betrieb und bin<br />
auch jetzt in einem – hineingeheiratet“,<br />
erzählt sie und lacht. „Deshalb wollte<br />
ich meine Arbeit mit diesem Bereich<br />
verbinden.“ Auch ihre zwölf Mitarbeiter<br />
haben einen landwirtschaftlichen Bezug.<br />
„Das ist wichtig, denn so verstehen<br />
wir die Thematik und können unsere<br />
Mandanten bestmöglich unterstützen.“<br />
Katharina Eckl genießt die Vielfalt<br />
ihres Berufs. „Es ist kein reiner Bürojob.<br />
Wir fahren auch zu den Betrieben und<br />
kennen die Familien. Wir übernehmen<br />
ihre Steuererklärung, die Buchführung<br />
& Kompetenz<br />
„<br />
Ich genieße es, komplexe, finanzielle<br />
Situationen zu analysieren<br />
und bestmögliche Lösungen für<br />
unsere Mandanten zu finden.<br />
www.lbd-gmbh.de<br />
Katharina Eckl liebt ihren Beruf, die Kombination aus Finanzen und Landwirtschaft.<br />
und unterstützen Betriebs- oder Hofübergaben.“<br />
Noch gut erinnert sie sich<br />
an ihre Anfänge. „Es war nicht mein<br />
Plan, die Kanzleileitung mit 29 zu übernehmen.<br />
Der Anfang war herausfordernd.<br />
Es war nicht leicht als Frau in<br />
dieser männerdominierten Branche.“<br />
Oft war sie mit Vorurteilen konfrontiert,<br />
„aber ich habe mich behauptet und mit<br />
Leistung überzeugt“. Auch mit ihrem<br />
modernen Führungsstil überzeugt sie.<br />
„Ich lege Wert auf Transparenz, offene<br />
Kommunikation und Vertrauen.“<br />
© Bittermohn (3)<br />
Katharina<br />
Eckl<br />
Steuerberaterin und<br />
Kanzleileiterin<br />
Für die Zukunft hat die 32-Jähige genaue<br />
Ziele. „Ich will die Kanzlei in den<br />
Bereichen Digitalisierung und KI verbessern<br />
und den gewerblichen Bereich<br />
ausbauen.“ Persönlich liegt ihr noch ein<br />
weiterer Punkt am Herzen. „Ich habe<br />
zwei Kinder. Mütter haben es im Job oft<br />
nicht leicht. Wir sollten ein Bewusstsein<br />
dafür schaffen, dass Familie und Karriere<br />
kein Widerspruch sind, Stichwort<br />
‚New Work’. Daran sollten wir arbeiten<br />
– und wir Frauen uns dabei gegenseitig<br />
unterstützen.“<br />
14
KlasseFrauen<br />
Advertorial<br />
MIT VIEL<br />
Nicht umsonst ist ihr Lieblingsspruch:<br />
„Wenn man liebt, was<br />
man tut, braucht man ein ganzes<br />
Leben nicht mehr arbeiten.“ Sybille<br />
Heindl ist zwar meist von Montag bis<br />
Sonntag in ihrem Laden zu finden.<br />
Aber statt auf den Feierabend zu warten,<br />
wundert sie sich meistens nur, wie<br />
schnell mal wieder die Zeit vergangen<br />
ist. Denn die Kemnatherin liebt tatsächlich,<br />
was sie tut – und tut, was sie<br />
liebt. Schon ihr halbes Leben träumte<br />
die 57-Jährige von einem eigenen Laden,<br />
2012 hat sie sich diesen Traum<br />
dann endlich erfüllt. „Manchmal muss<br />
man eben einfach auf den richtigen<br />
Zeitpunkt warten“, sagt sie. „Und dann<br />
kommt alles so, wie es kommen soll.“<br />
Sybille Heindl nutzte die Insolvenz<br />
ihres ehemaligen Arbeitgebers als<br />
Chance für einen Neustart. Statt ihrem<br />
Job als Assistentin der Geschäftsleitung<br />
lange nachzutrauern, eröffnete<br />
sie bereits zwei Monate später ihren<br />
eigenen Laden für Dekotrends und<br />
Geschenkartikel. „Dafür braucht es<br />
natürlich schon eine Portion Mut und<br />
HERZBLUT<br />
„<br />
Der Laden ist<br />
einfach mein Leben.<br />
Da steckt mein<br />
ganzes Herzblut drin.<br />
www.altstadtladl.de<br />
Ein wunderbares Team und einzigartige Produkte machen das „Altstadtladl“ aus.<br />
eine positive Lebenseinstellung. Aber<br />
wenn man schon so lange etwas im<br />
Hinterkopf hat, muss man es einfach<br />
machen.“ Inzwischen hat sie expandiert,<br />
ist 2018 in ein größeres Geschäft<br />
am Stadtplatz umgezogen und hat so<br />
einen Leerstand in ihrer Heimatstadt<br />
beseitigt.<br />
Ihr „Altstadtladl“ gleicht einer Schatzkiste.<br />
Hier überraschen Sybille Heindl<br />
und ihr Team die Kunden und Kundinnen<br />
mit einem zusätzlichen Show-<br />
SYBILLE<br />
HEINDL<br />
Inhaberin „Altstadtladl“<br />
in Kemnath<br />
© Evi Wagner (3)<br />
room über dem Laden, in dem sie<br />
aktuelle Wohnideen und Einrichtungstrends<br />
präsentieren. „Ich habe hier so<br />
viele tolle Menschen kennengelernt,<br />
die ich so nie getroffen hätte“, erzählt<br />
die Ladeninhaberin. „Es haben sich<br />
viele Freundschaften entwickelt, das<br />
ist einfach nur schön.“ Sehr dankbar ist<br />
Sybille Heindl auch für ihr wunderbares<br />
Team. „Heidi Kreuzer, Marga Scharf,<br />
Lisa Friedrich und Monika Legath sind<br />
die gleichen Deko-Freaks wie ich und<br />
unterstützen mich bestens.“<br />
15
T A<br />
THEMEN, ÜBER DIE<br />
NIEMAND SPRICHT ...<br />
Ein absolutes Tabu … wer<br />
kennt diese Aussage nicht.<br />
Tabuthemen gibt es in der<br />
Gesellschaft viele. Darunter<br />
fallen: Tod. Bestimmte<br />
Krankheiten. Kinderlosigkeit.<br />
Geld. Häusliche Gewalt.<br />
Analphabetismus.<br />
ALLE DIESE FRAUEN<br />
NUTZEN IHRE STIMME:<br />
Mutig und offen erzählen<br />
sie hier ihre<br />
Geschichten.<br />
Sie brechen<br />
scheinbare Tabus,<br />
klären auf, bauen<br />
Vorurteile ab.<br />
© TaMih – stock.adobe.com
BIST DU GENAUSO MUTIG?<br />
Sprich über vermeintliche Tabus.<br />
B U<br />
UND BRECHE<br />
SO DIESEN<br />
KREISLAUF.<br />
Nur so kann sich<br />
etwas in der<br />
Gesellschaft<br />
verändern.
Menschen<br />
© Privat<br />
Fehlgeburt<br />
Sterbebegleitung<br />
Sucht<br />
Armut<br />
Expertin<br />
Evelyn<br />
Friedberger<br />
Dipl. Psychologin und<br />
Hypnosetherapeutin<br />
Sexualität<br />
Gewalt<br />
Evelyn Friedberger ist Diplompsychologin<br />
mit der Erlaubnis<br />
zu psychotherapeutischer Arbeit<br />
(HPG). Bei ihrer langjährigen<br />
Arbeit als Psychologin in<br />
verschiedenen Einrichtungen,<br />
darunter Werkstätten für behinderte<br />
Menschen, Bildungszentren,<br />
Suchtklinken und stationärer<br />
Jugendhilfe, sammelte sie Wissen und<br />
wertvolle Erfahrungen mit unterschiedlichsten<br />
Zielgruppen. Heute unterstützt sie ihre Patienten<br />
in ihrer eigenen Praxis auch als Entspannungspädagogin<br />
und Hypnosetherapeutin.<br />
Auch mithilfe spezieller Fähigkeiten innerhalb<br />
der Kinesiologie findet und löst sie psychische<br />
Blockaden. Zudem hat sich Evelyn Friedberger<br />
durch ihre Zusatzausbildung zur i-EMDR-Therapeutin<br />
auf Patienten spezialisiert, die unter<br />
traumatischen Erlebnissen leiden.<br />
Was versteht man unter<br />
einem Tabu?<br />
Ein Tabu ist ein Tatbestand,<br />
über den nicht gesprochen<br />
wird. Eine Handlung oder<br />
ein Fakt, der nicht existieren<br />
soll, wird verschwiegen. Der<br />
Unterschied zum Verbot ist<br />
offensichtlich: Über Verbote<br />
wird diskutiert. Tabus stehen<br />
außerhalb jeder Diskussion.<br />
Wie entstehen Tabus?<br />
Ist es ein Tabu über Gehalt zu<br />
sprechen? Ja ist es. Andere<br />
Tabus gibt es in den Themen Sexualität,<br />
Finanzen, Kinderlosigkeit, manche<br />
Krankheitsbilder, Beziehungsprobleme<br />
zu haben, Analphabet zu sein oder beispielsweise<br />
eine Kaufsucht zu haben.<br />
Kulturen und Gesellschaften legen Tabus<br />
genauso fest wie wir in unseren<br />
eigenen Maßstäben. Reden ist Silber,<br />
Schweigen ist Gold. Worüber nicht gesprochen<br />
wird, existiert nicht. Es darf<br />
deshalb so bleiben, weil niemand es<br />
hinterfragt, kritisiert, weil nichts in Bewegung<br />
kommt.<br />
Welche Auswirkungen hat es auf<br />
Menschen, die ein scheinbares<br />
Tabu leben?<br />
Das Schweigen verhindert, dass es<br />
ein Wissen gibt, wie vielen es genauso<br />
geht. Der Fokus liegt so mehr im eigenen<br />
Versagen und Scham entsteht.<br />
Es gibt für den Einzelnen somit kein<br />
Wissen, wie viel „normal“ ist. Der Teufelskreis<br />
entsteht und damit darf das<br />
Tabu weiter existieren. Diskussionen<br />
würden aufdecken, relativieren, würden<br />
helfen und hinterfragen. Diskussionen<br />
würden etwas bewegen. Das<br />
will ein Tabu nicht. Es existiert durch<br />
das Schweigen. Der Einzelne fühlt sich<br />
einsam, als Versager, als Außenseiter.<br />
Einsamkeit gehört zu den schlimmsten<br />
menschlichen Emotionen und löst<br />
im Hirn Aktivitäten aus, die auch bei<br />
18
Menschen<br />
Julia Hammer<br />
Schmerz entstehen. Hilfe kann somit nicht entstehen.<br />
Verständnis hat gar keine Chance, da es nicht<br />
gewusst wird.<br />
Tod, Sucht, Finanzielles …<br />
in der Gesellschaft gibt<br />
es viele Tabuthemen.<br />
Sie werden verschwiegen,<br />
ignoriert, verurteilt. Doch<br />
wie geht es Menschen, die<br />
eines dieser scheinbaren<br />
Tabus leben? Diplompsychologin<br />
Evelyn<br />
Friedberger erklärt im<br />
Interview, wie Tabus entstehen,<br />
warum Betroffene<br />
so oft schweigen und wie<br />
wichtig es ist, mit ihnen<br />
zu brechen.<br />
Warum fällt es Menschen schwer, über diese<br />
Themen zu reden?<br />
Es ist die Angst vor Ablehnung. Die Angst, verstoßen<br />
zu werden, ist eine evolutionäre Angst. Wer früher<br />
aus der „Horde“ ausgestoßen wurde, war dem Tod<br />
geweiht. Diese Urangst, nicht dazuzugehören, steckt<br />
in uns. Abweichungen von der Norm ist „unnormal“.<br />
Nebenbemerkung: Interessant ist, dass sich immer<br />
mehr Menschen aus freiem Willen von der Mehrheit<br />
abheben wollen. Ob mit Piercings, Tattoos oder in<br />
den Anfangszeiten der Vegetarier. Wir glauben immer<br />
mehr, allein zurechtkommen zu können. Eine Frau<br />
konnte früher nicht wirklich entscheiden, ob sie sich<br />
trennen will, heute schon. Wir merken auch nicht<br />
wirklich, dass wir einsam sind. Das Radio läuft, der<br />
Computer ist an – real sitzen wir allein im Zimmer.<br />
Wie schafft man es, mit Tabus zu brechen?<br />
Wenn das Selbstwertgefühl es zulässt, kann man darüber<br />
reden. Wenn folgende Frage mit „Ja“ beantwortet<br />
wird: Bin ich trotzdem und genau mit dieser Erfahrung<br />
wertvoll und liebenswert? Wenn der Gedanke<br />
Raum bekommt, dass es stark ist, darüber zu reden,<br />
dass es hilft, Hilfe zu bekommen und andere befreit,<br />
die nicht diese Stärke haben. Wenn das Wissen vorhanden<br />
ist, damit nicht allein zu sein. Was gehört<br />
zum Leben auch dazu? Sobald Diskussion entsteht,<br />
verändert sich die Situation. Nur Kommunikation kann<br />
Missverständnisse klären. Worüber nicht gesprochen<br />
wird, kann auch nicht erklärt werden.<br />
Wie wichtig wären dieser<br />
Bruch und ein offener<br />
Umgang mit Tabus?<br />
Es ist der Beginn von Hilfe,<br />
Halt und Erleichterung, von<br />
Gemeinschaft und Verständnis.<br />
Es ist das Ende der Einsamkeit,<br />
der Schuldgefühle<br />
und des Versagens. Es ist<br />
der Anfang der Verarbeitung.<br />
© TaMih | olegganko – stock.adobe.com<br />
19
Menschen<br />
Sterben<br />
Trauer<br />
Akzeptanz<br />
Barbara entscheidet sich<br />
vor zwei Jahren nach ihrer<br />
Krebsdiagnose gemeinsam<br />
mit ihrer Familie – aber vor<br />
allem auch für sich selbst<br />
– bewusst gegen eine Chemotherapie<br />
und andere lebenserhaltende<br />
MaSSnahmen.<br />
„Ich habe bei meiner Mutter gesehen,<br />
wie es ist, die letzten Jahre nicht mehr<br />
richtig erleben zu können. Sie hatte<br />
schlimme Demenz und konnte nur<br />
noch an die Decke starren. Das war für<br />
sie und für uns Angehörige schlimm.“<br />
Diesen Zustand möchte Barbara sich<br />
und ihrer Familie ersparen.<br />
Zunächst war die heute 72-Jährige im<br />
Krankenhaus und auf der Palliativstation<br />
untergebracht, bis sie Mitte Juni<br />
<strong>2023</strong> ins Hospiz St. Felix in Neustadt<br />
a.d. Waldnaab einzieht. „Ich bin hier<br />
Gast, kein Patient. Und das lässt mich<br />
das ganze Hospiz-Team spüren. Sie<br />
sind so lieb und einfühlsam und machen<br />
einen super Job. Das bewundere<br />
ich sehr.“<br />
Menschen, die im Hospiz wohnen,<br />
werden Gäste genannt. Ihre Krankheit<br />
ist ausbehandelt, sie sind somit keine<br />
Patienten mehr und benötigen keinen<br />
Facharzt. Im Gegensatz zum Krankenhaus<br />
und zur Palliativstation steht hier<br />
Der Tod als Teil ihres Lebens<br />
die Person im Vordergrund und nicht<br />
ihre Erkrankung oder die Heilung dieser.<br />
Ein Hospiz ist nahezu immer die<br />
Endstation des Lebens für dessen<br />
Bewohner. „Wenn ich darüber nachdenke,<br />
macht es mich schon ein wenig<br />
traurig, dass das hier die letzte Station<br />
ist – dass ich nie mehr woanders leben<br />
werde“, sagt Barbara. „So richtig realisiert,<br />
dass ich sterben werde, habe ich<br />
auch noch nicht. Aber man setzt sich<br />
hier viel mit dem Thema auseinander.<br />
46%<br />
der 16- bis<br />
30-Jährigen<br />
denken nur<br />
sehr wenig über<br />
Sterben, Tod und<br />
Trauer nach. Ein<br />
Drittel dieser<br />
Altersgruppe<br />
beschäftigt sich<br />
viel mit diesem<br />
Thema. (Statista <strong>2023</strong>)<br />
Und da kommen dann auch Gedanken,<br />
wie lange es noch dauern wird und ob<br />
es schmerzhaft wird. Davor habe ich<br />
Angst.“ Lachend ergänzt sie: „Einfach<br />
einzuschlafen wäre für mich wie ein<br />
6er im Lotto.“<br />
© TaMih | olegganko – stock.adobe.com<br />
20
Menschen<br />
TABU?<br />
Lea-mareen Kuhnle<br />
NEIN, denn:<br />
„Die gemeinsame Zeit ist viel wertvoller,<br />
wenn man über alles spricht<br />
und alle untereinander wissen, wie<br />
man empfindet.“<br />
Barbara<br />
Sie ist 72 Jahre alt. Mit 70 bekommt sie die Diagnose<br />
Krebs – betroffen sind die Blase, Brust<br />
und Leber. „Ich bin morgens aufgewacht und ich<br />
konnte auf einmal mein Bein nicht mehr belasten“,<br />
erzählt Barbara. „Ich sehe diesen Moment heute<br />
noch vor mir.“ Erst dachte Barbara, es sei der<br />
Ischias-Nerv. Aber nachdem die Schmerzen zu<br />
stark wurden, riefen sie und ihr Mann den Notarzt.<br />
Im Krankenhaus bekam sie die erschreckende<br />
Diagnose: Krebs im Endstadium. „Mir ging es bis<br />
dahin gut, ich hatte keinerlei Schmerzen und bin<br />
deshalb auch nicht zur Vorsorge. Ich hatte zwar<br />
zuvor etwas abgenommen, aber das hat mir nicht<br />
zu denken gegeben.“ Der Krebs ist zu diesem Zeitpunkt<br />
soweit fortgeschritten, dass eine Operation<br />
nicht mehr in Frage<br />
kommt.<br />
In diesem Zimmer verbringt<br />
Barbara den Rest<br />
ihres Lebens.<br />
Gibt es noch Wünsche für das restliche<br />
Leben, wenn man so kurz vor dem Tod<br />
steht? Laut Barbara nicht: „Ich hatte<br />
ein schönes Leben. Wir haben zwar viel<br />
gearbeitet, aber ich blicke gern zurück<br />
und kann sagen ‚Es war eine schöne<br />
Zeit‘.“ Ihr Haus, das noch von<br />
ihrem Mann bewohnt wird,<br />
möchte sie nicht mehr besuchen.<br />
„Das würde mir zu sehr<br />
weh tun, wenn ich dann wieder<br />
zurück ins Hospiz muss“, sagt Barbara.<br />
„Außerdem würde ich dann sehen,<br />
wie anders mein Mann den Haushalt<br />
führt“, ergänzt sie und lacht. Besuch<br />
bekommt die 72-Jährige aber viel: Ihr<br />
Mann, Kinder, Enkelkinder, Arbeitskollegen<br />
und frühere Nachbarn kommen<br />
regelmäßig ins Hospiz nach Neustadt.<br />
„Mir ist einfach wichtig, dass sie sich<br />
ganz normal verhalten – wie immer.<br />
Ich habe keine Erwartungen an meinen<br />
Besuch“, sagt sie. „Mir ist aber wichtig,<br />
dass ich mich auch über das Thema<br />
Sterben unterhalten kann. Das gehört<br />
einfach zum Leben dazu.“ Themen wie<br />
die passende Kleidung für den Leichnam<br />
oder die Planung der Beerdigung<br />
sind Teil davon. „Die gemeinsame Zeit<br />
ist viel wertvoller, wenn man über alles<br />
spricht und alle untereinander wissen,<br />
wie man empfindet.“<br />
Einen Wunsch hat Barbara dann doch<br />
noch: „Ich wünsche mir, dass die Menschen<br />
offener über den Tod reden –<br />
auch über Krankheiten. Nicht erst,<br />
wenn es einem selbst passiert.“ Auch<br />
panische Angst vor dem Sterben ist für<br />
Barbara unverständlich.<br />
„Die Menschen<br />
machen sich ihre<br />
verbleibende Zeit so<br />
schwer, wenn sie von<br />
Angst geprägt sind.“<br />
© Hospiz St. Felix<br />
21
Menschen<br />
Geburt<br />
Tod<br />
Trauer<br />
„Alle Mamas sind stolz auf<br />
ihre Kinder“, sagt Jessica.<br />
„Egal ob sie gesund sind,<br />
krank oder verstorben. Und<br />
keine Sternenkind-Mama sollte<br />
schweigen müssen, obwohl<br />
sie eigentlich reden möchte.“<br />
Jessica hat die Entscheidung getroffen<br />
zu sprechen. Auch wenn es einige Monate<br />
gedauert hat, bis sie das wirklich<br />
konnte. Inzwischen schafft sie es, vom<br />
20. Juli 2020, dem bisher schlimmsten<br />
Tag ihres Lebens, zu erzählen. Sie war<br />
damals in der 35. Schwangerschaftswoche,<br />
freute sich auf ihr zweites Kind.<br />
Komplikationen gab es keine, bis zu<br />
diesem Tag war die Schwangerschaft<br />
absolut problemlos verlaufen.<br />
Dann kamen jedoch die Schmerzen –<br />
und die Blutungen. Jessica wurde mit<br />
dem Rettungswagen in das Klinikum<br />
Weiden gebracht. „Ohne Blaulicht“,<br />
sagt sie. „Man hat den Ernst der Lage<br />
wohl nicht erkannt.“ Dabei befanden<br />
sich Jessica und ihr ungeborenes Kind<br />
zu diesem Zeitpunkt bereits in akuter<br />
Lebensgefahr. An die folgenden Stunden<br />
kann sich Jessica so gut wie gar<br />
nicht erinnern. Als sie schließlich in<br />
ihrem Krankenhausbett wieder zu sich<br />
kam, fühlte sie sich allein. Ihr Kind war<br />
tot. Sie erfuhr, dass sich die Plazenta<br />
vollständig abgelöst hatte und es zu<br />
Leben als Sternenkind-Mama<br />
Blutungen nach innen gekommen war.<br />
Sie hatte zwar überlebt, ihr Baby hatte<br />
es allerdings nicht geschafft.<br />
„Nach der OP waren nur kurz eine<br />
Schwester und eine Hebamme bei<br />
mir“, erzählt Jessica. „Aber es hat<br />
sich nicht wirklich jemand um uns gekümmert.<br />
Dabei wäre das in diesem<br />
Moment so wichtig gewesen. Denn da<br />
stellt sich natürlich die Frage: ‚Wie geht<br />
es jetzt weiter? Und wie erkläre ich<br />
meinem noch nicht einmal dreijährigen<br />
Kind, dass sein Bruder gestorben ist?’“<br />
Auf eine Psychologin, die ihnen hätte<br />
beistehen können, warteten Jessica<br />
und ihr Freund vergeblich. Sie mussten<br />
sich selbst Hilfe suchen. „Und so kamen<br />
wir dann Gott sei Dank auf Frau<br />
Schieder von ‚Donum Vitae‘ in Weiden.<br />
Sie hat uns vom ersten Tag an begleitet<br />
– insgesamt drei Jahre lang.“<br />
Eine Woche brauchte Jessica, die<br />
selbst immer noch zwischen Leben und<br />
Tod schwebte, um sich von ihrem toten<br />
Sohn Lasse zu verabschieden. „Ich habe<br />
das einfach nicht geschafft“, sagt sie.<br />
Im vergangenen<br />
Jahr wurden in<br />
Deutschland<br />
insgesamt<br />
3247<br />
Kinder tot geboren.<br />
(Statistisches Bundesamt)<br />
© TaMih | olegganko – stock.adobe.com<br />
22
Menschen<br />
TABU?<br />
Evi Wagner<br />
NEIN, denn:<br />
„Es tut uns als Familie gut, dass<br />
Lasse nicht in Vergessenheit<br />
gerät. Wenn wir über ihn reden<br />
können, ist er auch weiterhin da.“<br />
Jessica<br />
Zwickert<br />
Sie ist 36 und Mama von zwei Kindern. Von Mika,<br />
der bald sechs wird, und Lasse, der als Stern auf<br />
einer Wolke sitzt. So stellt sich zumindest Mika<br />
seinen kleinen Bruder vor.<br />
Denn dieser kam vor drei<br />
Jahren tot zur Welt. „Trotzdem<br />
gehört er zur Familie“,<br />
sagt Jessica. „Wir feiern<br />
seinen Geburtstag, es gibt<br />
zuhause eine Gedenkecke<br />
und viele Fotos.“ Ihre größte<br />
Angst: dass ihr zweites<br />
Kind, das Sternenkind, in<br />
Vergessenheit gerät. Damit<br />
das nicht passiert, spricht<br />
Jessica auch heute noch<br />
viel über Lasse.<br />
© Evi Wagner<br />
„Ich hatte ihn immer bei mir, er lag in<br />
einem Weidekörbchen neben mir. Ich<br />
musste ihn aber zwischendurch immer<br />
wieder abgeben, damit er in die Kühlung<br />
kommt …“ Als Jessica aus dem<br />
Krankenhaus kam, brach sie erst einmal<br />
völlig zusammen. „Es ging nur darum,<br />
irgendwie weiterzuleben. Ich hatte ja<br />
noch ein Kind. Und für dieses musste<br />
ich da sein.“<br />
Die nächste Zeit funktionierte sie, weil<br />
sie funktionieren musste. Bewältigte<br />
irgendwie ihren Alltag. Regelmäßig<br />
gingen sie und ihr Freund zum Reden<br />
zu „Donum Vitae“. In einer Gruppe<br />
lernte Jessica dann auch andere Sternenkind-Mamas<br />
kennen, mit denen<br />
sie sich austauschen konnte. „Keiner,<br />
kann das wirklich nachempfinden, der<br />
das nicht selbst erlebt hat“, sagt sie.<br />
„Deswegen ist es so wichtig, dass man<br />
mit anderen Betroffenen redet.“ Als<br />
die Gruppentreffen bei „Donum Vitae“<br />
ausliefen, beschlossen sie und andere<br />
Sternenkind-Mamas deshalb, sich<br />
auch weiterhin zu treffen. „Es kann jeder<br />
gerne dazukommen“, sagt sie. „Wir<br />
treffen uns jeden ersten Mittwoch im<br />
Monat um 19 Uhr beim Froschzirkus<br />
in Weiden.“<br />
Für Jessica ist klar: Sie hat zwei Kinder<br />
– und will beiden gerecht werden. Lasse<br />
ist auch heute noch immer bei ihr.<br />
Auf ihrem rechten Handgelenk ist er als<br />
Tattoo zu sehen. „Wir hatten auch das<br />
Glück, dass wir eine Sternenkind-Fotografin<br />
hatten“, erzählt Jessica. „Sie<br />
hat viele Bilder von Lasse gemacht.“<br />
Nur eins bereut sie heute: Dass es kein<br />
Familienfoto mit ihm gibt. „Wir alle als<br />
Familie auf einen Bild – das ist ein ganz<br />
tiefer Wunsch. Aber das wird eben ein<br />
Wunsch bleiben.“<br />
23
Menschen<br />
Asexualität<br />
Identität<br />
Orientierung<br />
Sex? Nein, danke. Sarah hat<br />
kein Interesse daran,<br />
empfindet das aber nicht als<br />
Mangel. „Das Gefühl, dass ich<br />
anders bin, hatte ich schon<br />
immer“, erklärt sie. „Aber das<br />
hat mir nie viel ausgemacht.<br />
Und hätte ich keine Einflüsse<br />
von auSSen gehabt, hätte ich<br />
das wohl nicht einmal<br />
groSSartig bemerkt.“<br />
Auf den ersten Blick ist Sarah eine Studentin<br />
wie alle anderen. Sie zeichnet<br />
viel, ist gerne auf Reisen unterwegs,<br />
trifft sich regelmäßig mit Freunden.<br />
Und doch unterscheidet sie sich von<br />
den meisten anderen in ihrem Alter.<br />
Denn Sarah gehört zu dem geschätzt<br />
einen Prozent der Menschen, die asexuell<br />
sind. Das bedeutet: Sie hat kein<br />
Verlangen nach Sex.<br />
„Ich glaube, so richtig bewusst wurde<br />
mir das erst, als in meinem Freundeskreis<br />
Pornos ein Thema wurden“,<br />
erzählt Sarah. „Alle meinen Freundinnen<br />
und Freunde haben diese Filme<br />
geschaut – und mich hat das einfach<br />
null interessiert. Ich dachte mir dann:<br />
Sollte ich das tun? Ist das etwas, das<br />
man normalerweise tut? Aber mich hat<br />
es eben nicht gereizt, also habe ich das<br />
gar nicht ausprobiert.“<br />
Wenn Sex keine Rolle spielt<br />
Tatsächlich beschloss Sarah aber später<br />
dennoch, Sex einmal auszuprobieren.<br />
Auch wenn sie eigentlich gar keine<br />
Lust darauf hatte. „Zwar nicht wirklich<br />
von mir aus. Das war wohl eher<br />
deswegen, um sagen zu können: ‚Ich<br />
hab’s ausprobiert, ihr müsst mich nicht<br />
weiter damit nerven. Ich kann wissen,<br />
was ich fühle.‘ Also für die anderen als<br />
Bestätigung. Denn ich selbst brauchte<br />
das eigentlich nicht.“<br />
Ein Geheimnis aus ihren Gedanken und<br />
Gefühlen machte Sarah nie. „Mit meinen<br />
Freunden habe ich schon immer<br />
offen darüber geredet, dass ich kein Interesse<br />
an Sex habe“, sagt sie. „Aber<br />
früher habe ich eben das Wort ‚noch‘<br />
benutzt. Denn ich dachte immer, das<br />
könne sich ja noch ändern. Das haben<br />
auch alle akzeptiert, für die galt ich sozusagen<br />
als Spätzünderin.“<br />
Als Sarah mit ihrem Design-Studium in<br />
Nürnberg begann, traf sie viele Leute<br />
aus der LGBTQ-Community. Plötzlich<br />
lernte sie nun auch andere Menschen<br />
kennen, die asexuell sind. „So habe ich<br />
mich etwas mehr damit beschäftigt und<br />
Asexualität auch für mich als eine Möglichkeit<br />
erkannt. Zunächst habe ich das<br />
aber noch als absurd abgestempelt. Ich<br />
dachte: Ja, das ist bestimmt bei vielen<br />
so, bei mir aber nicht. Das war ein Prozess,<br />
dass ich das für mich akzeptieren<br />
musste.“<br />
Inzwischen weiß Sarah: Sie ist zwar<br />
asexuell, aber nicht aromantisch. Das<br />
bedeutet, dass sie sich verlieben kann.<br />
Sie kann romantische Gefühle für eine<br />
andere Person entwickeln, auch wenn<br />
sie kein Verlangen danach hat, Sex zu<br />
haben. „Deswegen ist es wichtig, dass<br />
© TaMih | olegganko – stock.adobe.com<br />
24
Menschen<br />
TABU?<br />
Evi Wagner<br />
NEIN, denn:<br />
„Dass mich Sex nicht interessiert,<br />
habe ich schon sehr früh bemerkt,<br />
aber ich konnte es nicht benennen.<br />
Jetzt weiß ich, dass ich asexuell bin.“<br />
Laut einer<br />
Umfrage<br />
bezeichnen sich<br />
2%<br />
der jungen<br />
Europäer zwischen<br />
14 und 29 Jahren<br />
als asexuell.<br />
(Dalia-Research)<br />
Sarah Ehren<br />
Sarah ist 25, Studentin aus Weiden – und hat keinen<br />
Sex. Das liegt ganz einfach daran, dass sie<br />
kein Interesse daran hat, mit anderen Menschen<br />
intim zu werden. Sarah ist asexuell. „Ein Thema<br />
ist für mich, ob und wie ich das kommunizieren<br />
muss“, sagt sie. „Denn<br />
man kann ja nicht mit<br />
jemanden ein Date haben<br />
und dann sagen,<br />
dass man kein Interesse<br />
an Sex hat. Ich habe<br />
aber das Gefühl, dass<br />
es unfair ist, wenn ich<br />
nicht mit offenen Karten<br />
spiele.“ Denn dass Sarah<br />
asexuell ist, bedeutet<br />
nicht, dass sie sich<br />
nicht verlieben kann.<br />
© privat<br />
viel mehr über dieses Thema geredet<br />
wird“, sagt Sarah. „Dass man die<br />
verschiedenen Arten von Asexualität<br />
kennt. Denn wenn man sich nur am<br />
Rande dieses Spektrums befindet, wird<br />
einem oftmals nicht geglaubt. Da wird<br />
dann zum Beispiel gesagt: ‚Du hast ja<br />
einen Freund, dann kannst du nicht<br />
asexuell sein‘.“<br />
Wie viele andere Asexuelle wünscht<br />
sich Sarah mehr Aufklärung – in beide<br />
Richtungen. Andererseits fragt sie<br />
sich auch öfter, ob es denn<br />
überhaupt Sinn macht, immer<br />
alles ganz genau zu<br />
benennen. „Klar, für manche<br />
ist es sehr wichtig, sich<br />
selbst zu definieren. Aber<br />
es sollte ebenso klar sein,<br />
dass man das nicht unbedingt<br />
muss. Dass man zum<br />
Beispiel auch einfach sagen<br />
kann: Keine Ahnung, welche<br />
Sexualität ich habe … ist das<br />
wichtig?“<br />
25
Menschen<br />
Sucht<br />
Alkoholkonsum<br />
Reue<br />
Roswitha Kacem wird durch<br />
ihre vielen Schicksalsschläge<br />
in die Alkoholsucht<br />
getrieben. Mehrere Entgiftungen<br />
und Therapien konnten<br />
ihr auf Dauer nicht helfen.<br />
Nun versucht sie durch<br />
eine Langzeittherapie in ein<br />
neues Leben zu finden.<br />
„Ich habe früher, als ich noch jung war,<br />
nie Alkohol getrunken. Rauchen war<br />
meine einzige Sucht – die habe ich aber<br />
aufgegeben“, erzählt Roswitha Kacem.<br />
Mit dem Aufgeben des einen Lasters<br />
folgte das nächste: Alkohol. „Ich habe<br />
immer nur hier und da mal einen Wein,<br />
ein Cola-Weizen oder einen Absacker<br />
getrunken. Aber nicht viel. Dann starb<br />
meine Mutter an meinem 49. Geburtstag<br />
an einem Aneurysma.“<br />
An diesem Tag fing es an: Auf Wein und<br />
Weizen folgte Schnaps. „Hauptsächlich<br />
Jägermeister in kleinen Flaschen, den<br />
ich leicht vor meinem Freund verstecken<br />
konnte“, erinnert sich Roswitha.<br />
Ein Jahr später folgte der Tod ihres Vaters.<br />
Daraufhin der ihres Bruders, der<br />
an den Folgen von überhöhtem Alkoholkonsum<br />
starb. „Und dann ist meine<br />
Schwester gestorben. Da fing es dann<br />
so richtig an. Ich konnte einfach nicht<br />
mehr aufhören zu trinken.“<br />
Der Kampf aus der Sucht<br />
Jeder<br />
20.<br />
Todesfall weltweit<br />
steht in<br />
Verbindung mit<br />
Alkohol, schätzt<br />
die WHO. (Statista <strong>2023</strong>)<br />
Roswitha, die ihr Leben lang – auch<br />
während ihrer Alkoholsucht – arbeitete,<br />
begab sich an ihrem Höhepunkt<br />
in eine Entgiftung, die jedoch nicht<br />
anschlug. Eine weitere Entgiftung mit<br />
einer anschließenden Therapie folgte.<br />
„Und dann war ich trocken – ganze<br />
vier Jahre lang.“ Doch der nächste<br />
Schicksalsschlag holte Roswitha ein:<br />
Ihr Lebensgefährte, der 18 Jahre lang<br />
an ihrer Seite war, erkrankte an Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />
Er starb eineinhalb<br />
Jahre später. „Ich habe ihm am<br />
Sterbebett versichert, stark zu bleiben<br />
und nicht wieder dem Alkohol zu verfallen“,<br />
erzählt Roswitha mit Tränen in den<br />
Augen. „Ich habe noch am selben Tag<br />
das Versprechen gebrochen.“ Wieder<br />
geht Roswitha in Therapie – doch auch<br />
diesmal schlägt diese nicht an.<br />
Zu diesem Zeitpunkt beantragte Roswitha<br />
einen Betreuer. „Er hat sich ganz<br />
wundervoll um mich gekümmert und<br />
mir dann den Platz hier im Reha-Zentrum<br />
Waldthurn vorgeschlagen.“ In der<br />
Einrichtung für suchtkranke Menschen<br />
kann Roswitha länger bleiben – ein bis<br />
zwei Jahre. Im Mai <strong>2023</strong> ist sie eingezogen:<br />
„Ich habe hier mein eigenes<br />
Zimmer, helfe beim Hauswirtschaftsdienst<br />
und kann alle fünf Wochen nach<br />
Hause – meine Familie besuchen.“ Das<br />
idyllisch gelegene Haus hat alles, was<br />
© TaMih | olegganko – stock.adobe.com<br />
26
Menschen<br />
TABU?<br />
Lea-mareen Kuhnle<br />
© Lea-Mareen Kuhnle<br />
NEIN, denn:<br />
„Mein Chef hat mich damals unterstützt,<br />
als ich ihm erzählt habe,<br />
dass ich alkoholsüchtig bin und<br />
eine Entgiftung machen werde.“<br />
Roswitha<br />
Kacem<br />
Roswitha Kacem lebt ein Leben<br />
voller Hochs und Tiefs.<br />
Die 62-Jährige war vier mal<br />
verheiratet, hat drei Söhne,<br />
musste viele Schicksalsschläge<br />
erleben und leidet<br />
an einer Alkoholsucht. Bis<br />
zuletzt wohnte sie in Weiden<br />
– aktuell darf sie das<br />
Reha-Zentrum Waldthurn<br />
ihr Zuhause nennen. In der<br />
Einrichtung für suchtkranke<br />
Personen findet sie ihren<br />
Weg zurück ins Leben ohne<br />
Sucht.<br />
Erkrankte zur Rehabilitation benötigen:<br />
einen großen, bunten Garten mit vielen<br />
Sitzmöglichkeiten, Obstbäume und<br />
Gemüsepflanzen, einen Badeweiher in<br />
der Nähe und ausreichend Aktivitäten,<br />
die den Bewohnern einen strukturierten<br />
Tagesablauf ermöglichen und ihnen<br />
dabei helfen, wieder eigenständig zu<br />
leben. Dennoch hatte Roswitha erst im<br />
September wieder einen Rückfall. „Es<br />
ist so schwer von dem fürchterlichen<br />
Alkohol wegzukommen. Man denkt<br />
sich ,drei Schlücke gehen schon’, dann<br />
trinkt man doch mehr und weiß<br />
am nächsten Tag nicht mehr, was<br />
tags zuvor passiert ist.“ Aber:<br />
Roswitha weiß, wie schlecht Alkohol<br />
ist. Wie viel er in ihrem Gehirn<br />
und in ihrem Leben bereits kaputt<br />
gemacht hat. „Ich habe meine Söhne<br />
dadurch so vernachlässigt.“ Ihr Ältester<br />
wuchs bei seinem Vater auf, der<br />
mittlere Sohn bei Roswithas Schwester<br />
und der jüngste bei den Großeltern väterlicherseits.<br />
„Meinen jüngsten Sohn<br />
haben meine anderen beiden Söhne<br />
erst zu meinem 60. Geburtstag wieder<br />
gefunden – da war er 33 Jahre alt“,<br />
erzählt die 62-Jährige.<br />
Über ihre Krankheit zu reden ist<br />
Roswitha besonders wichtig: „Ich habe<br />
drei sehr gute Freundinnen, die schon<br />
immer an meiner Seite sind und auch<br />
mit den Therapeuten hier finden regelmäßig<br />
Gespräche statt.“ Auch ihre<br />
Söhne stehen immer hinter Roswitha<br />
und haben mit der schweren Vergangenheit<br />
abgeschlossen. „Ich will mir<br />
mein Leben nicht weiter kaputt machen.<br />
Ich will meine Söhne mit ihren<br />
Frauen um mich haben, meine Enkelkinder<br />
und meine Urenkelin sehen<br />
können. Das ist mir wichtig und dafür<br />
kämpfe ich.“<br />
27
Menschen<br />
Sexualisierte<br />
Gewalt<br />
Missbrauch<br />
Nora Kellner schweigt<br />
nicht. Vor Jahren wurde sie<br />
Opfer sexualisierter Gewalt.<br />
Eine Tat, die sie bis heute<br />
verändert. Angst. Panikattacken.<br />
Doch Nora kämpft<br />
sich nach der versuchten<br />
Vergewaltigung zurück in ein<br />
glückliches Leben. Mit ihrem<br />
Buch „OpferMacht“ gibt sie<br />
nicht nur sich eine Stimme,<br />
sondern auch anderen Betroffenen.<br />
Dresden, 5 Uhr morgens. Die genaue<br />
Jahreszahl will Nora nicht nennen,<br />
ihr Fall sei dadurch zu identifizierbar.<br />
„Es ist einige Jahre her.“ Die<br />
gebürtige Parksteinerin verlässt eine<br />
WG-Party und fährt mit der Straßenbahn<br />
nach Hause. „Ein Mann hat sich<br />
neben mich gesetzt und seinen Kopf<br />
auf meine Schulter gelegt.“ Daran<br />
erinnert sich die heute 24-Jährige<br />
nicht. Überwachungskameras hatten<br />
die Szene gefilmt, wie sie später bei<br />
der Gerichtsverhandlung erfährt. „Ich<br />
war betrunken. Aber ich erinnere mich,<br />
dass ich an meiner Haltestelle ausgestiegen<br />
bin und Musik gehört habe.“<br />
Was sie nicht bemerkt ist, dass auch<br />
der Mann aussteigt und ihr folgt. Als<br />
sie die Haustür aufsperrt, packt er<br />
sie von hinten. „Er hat meine von der<br />
Hose bedeckte Vulva berührt. Ich habe<br />
Eine Stimme gegen Unrecht<br />
mich gewehrt, aber er hat mich fester<br />
gepackt. Ich hatte physische Schmerzen.“<br />
Die junge Frau schreit, ruft um<br />
Hilfe. „Dann hat er von mir abgelassen<br />
und ist aus dem Haus gelaufen.“<br />
In ihrer Wohnung sackt sie zusammen,<br />
hyperventiliert, ruft schließlich<br />
eine Freundin an, die die Polizei<br />
alarmiert. „Noch in der selben Nacht<br />
standen mehrere Personen in meiner<br />
Wohnung. Krisenintervention. Polizei.<br />
Kriminalpolizei. Ich war komplett überfordert.“<br />
Auch zwei Freundinnen und<br />
ihre Eltern kommen kurze Zeit nach<br />
der Tat. „Meine Eltern haben gesagt,<br />
sie hätten mich noch nie in einem derartigen<br />
Zustand gesehen. Sie haben<br />
sofort überlegt, was man tun kann, um<br />
eine posttraumatische Belastungsstörung<br />
zu verhindern.“ Nora redet lange<br />
mit der Person der Krisenintervention,<br />
„das hat geholfen“. Rückblickend sagt<br />
sie: „Ich hätte langfristig professionelle<br />
Hilfe in Anspruch nehmen sollen.<br />
2022 wurden<br />
insgesamt<br />
118.196<br />
Straftaten gegen<br />
die sexuelle<br />
Selbstbestimmung<br />
polizeilich erfasst.<br />
Ein GroSSteil<br />
der Betroffenen<br />
waren Frauen.<br />
(Statista <strong>2023</strong>)<br />
© TaMih | olegganko – stock.adobe.com<br />
28
Menschen<br />
TABU?<br />
Julia Hammer<br />
NEIN, denn:<br />
„Vielen ist nicht bewusst,<br />
dass sexualisierte Gewalt schon<br />
früh beginnt: Catcalling, Dickpics …<br />
all das überschreitet Grenzen.<br />
Darüber zu sprechen hilft.“<br />
Nora Kellner<br />
Nora Kellner hat einen Bachelor in Politikwissenschaft<br />
und absolviert zurzeit ein Masterstudium<br />
der Gender- und Queer-Studies in<br />
Köln. Die 24-jährige gebürtige Parksteinerin<br />
engagierte sich zudem in der politischen Bildungsarbeit,<br />
unter anderem in Schulen.<br />
© Privat<br />
Mein Umfeld hat versucht, mich aufzufangen.<br />
Das war auch für meine Familie<br />
und meine Freund*innen extrem<br />
belastend, denn in der ganzen Zeit ging<br />
es nur um mich, meine Bedürfnisse.<br />
Aber auch für die war es schwer, was<br />
mir passiert ist und zu sehen, welche<br />
Folgen das für mich hat.“<br />
Die Auswirkungen der Tat<br />
spürt Nora schnell. „Ich habe<br />
versucht zu verdrängen, was<br />
passiert ist, wollte funktionieren.“<br />
Schon am nächsten<br />
Tag geht sie wieder in die Uni<br />
und erleidet dort eine Panikattacke.<br />
Zunehmend leidet<br />
sie an Konzentrationsproblemen<br />
und Panikattacken.<br />
Lange Zeit kann sie nicht alleine<br />
in ihrer Wohnung sein. Auch das<br />
Bus- und Straßenbahnfahren fällt ihr<br />
schwer. „Ich hatte lange Angst, alleine<br />
nach Hause zu gehen. Mich hat immer<br />
jemand begleitet, bis ich mich wieder<br />
alleine getraut habe. Ich musste mich<br />
an das alles erst wieder Schritt für<br />
Schritt herantasten.“ Einige Zeit nach<br />
der versuchten Vergewaltigung erhält<br />
Nora die Nachricht: Ein Tatverdächtiger<br />
sei gefasst. Wie sich herausstellt,<br />
ist der Mann ein Serientäter.<br />
Nora entscheidet sich für eine<br />
Nebenklage, sucht sich eine<br />
Anwältin und bereitet sich auf<br />
den Prozess vor. „Was wird es<br />
mit mir machen, wenn ich dem<br />
Täter gegenübersitze? Ich hatte<br />
so viele Gedanken. Rückblickend<br />
war es für mich gut, dass es die<br />
Verhandlung gab. Ich habe ihm<br />
direkt in die Augen gesehen, das<br />
hat mich aus dem Ohnmachtsgefühl<br />
geholt.“ Unterstützt wird<br />
29
Menschen<br />
sie von ihrer Familie und ihren Freunden.<br />
Die Anklage umfasst mehrere Delikte,<br />
Noras Fall ist eines davon. „Ich<br />
war nicht bei jedem Verhandlungstag<br />
anwesend, aber immer dann, wenn<br />
es mich betroffen hat. Ich hatte das<br />
Glück, dass mir von Anfang an geglaubt<br />
wurde. Bei vielen Opfern ist das nicht<br />
so.“ Am Ende fällt das Urteil: eine<br />
Freiheitsstrafe ohne Bewährung. „Das<br />
Unrecht wurde anerkannt. Das war mir<br />
wichtig. Wichtiger als die Höhe des<br />
Strafmaßes.“<br />
Heute lebt Nora in Köln. „Ich fahre<br />
wieder alleine Bus und Bahn und habe<br />
kaum noch Panikattacken. Doch die Tat<br />
hat nicht nur mein Leben, sondern auch<br />
mich nachhaltig verändert.“ In Gesprächen<br />
mit nahen und fernen Bekannten<br />
öffnet sich die junge Frau. „Plötzlich<br />
haben sich auch mir Betroffene geöffnet,<br />
mir ihre Geschichte erzählt, über<br />
die sie noch nie gesprochen hatten.<br />
Das ist gut, denn es ist immer noch ein<br />
Tabuthema.“ Während des ersten Corona-Lockdowns<br />
denkt sie viel über das<br />
nach, was ihr passiert ist. „Da hatte ich<br />
die Idee, ein Buch zu schreiben. Um für<br />
mich noch einmal alles aufzuarbeiten<br />
– und um auch anderen eine Stimme<br />
zu geben.“ Nora beginnt zu schreiben,<br />
führt viele Gespräche mit ihrer Familie.<br />
„Ich wollte wissen, wie sie sich gefühlt<br />
haben, die Situation aus ihrer Perspektive<br />
sehen.“<br />
Mit ihrem fertigen Buch geht die junge<br />
Autorin auf Lesetour. „Die Reaktionen<br />
waren bisher sehr positiv. Einige haben<br />
gesagt, dass sie endlich ihre eigenen<br />
Erfahrungen einordnen konnten.<br />
Auch cis-Männer* haben mich angesprochen<br />
und über ihre Unsicherheiten<br />
im Umgang mit Frauen gesprochen.<br />
Das war ein schöner Austausch. Ich<br />
habe das Gefühl, dass das Buch in vielen<br />
Menschen etwas ausgelöst hat.“<br />
Doch bis ein kollektives, gesellschaftliches<br />
Umdenken stattfindet, brauche<br />
es noch viele Schritte, ist Nora überzeugt.<br />
„Unsere Gesellschaft ist immer<br />
noch nicht genug sensibilisiert, das<br />
Thema sexualisierte Gewalt immer<br />
noch zu tabuisiert. Vielen ist nicht<br />
bewusst, dass sie schon früh beginnt:<br />
Catcalling, Dickpics … all das überschreitet<br />
Grenzen. Darüber zu sprechen<br />
hilft. Es braucht uneingeschränkte<br />
Solidarität mit den Betroffenen. Ihre<br />
Bedürfnisse müssen im Mittelpunkt<br />
stehen.“ Gleichzeitig sollte jeder sein<br />
eigenes Verhalten hinterfragen: „Habe<br />
ich schon Grenzen überschritten?“<br />
Nora wird sich auch weiterhin dafür<br />
einsetzen, sexualisierte Gewalt zu enttabuisieren.<br />
Und sie wird Betroffenen<br />
weiterhin eine Stimme geben.<br />
„Da hatte ich die Idee, ein Buch<br />
zu schreiben. Um für mich noch<br />
einmal alles aufzuarbeiten – und<br />
um auch anderen eine Stimme<br />
zu geben.“<br />
*„cis“ bezeichnet eine Person, deren Geschlechtsidentität<br />
mit ihrem biologischen Geschlecht<br />
übereinstimmt.<br />
Buchtipp:<br />
Nora Kellner: „OpferMacht – Klartext<br />
reden über sexualisierte Gewalt“<br />
30
GEWALT IN DER BEZIEHUNG:<br />
HIER GIBT ES UNTERSTÜTZUNG<br />
Advertorial<br />
Gewalt in der Beziehung trifft überwiegend<br />
Frauen, über 80 Prozent der Opfer<br />
sind weiblich. Fast jeden dritten Tag<br />
wird in Deutschland eine Frau von ihrem<br />
derzeitigen oder ehemaligen Partner getötet.<br />
Damit es nicht so weit kommt, ist<br />
es wichtig, sich frühzeitig Hilfe zu holen.<br />
Dr. Christiane Bardenheuer, Fachanwältin<br />
für Familienrecht und Mediatorin aus<br />
Weiden, unterstützt seit 1993 betroffene<br />
Frauen dabei, sich aus der Gewaltspirale<br />
zu befreien und sich vor weiteren<br />
Übergriffen zu schützen.<br />
Frau Dr. Bardenheuer,<br />
wo beginnt Gewalt?<br />
Das ist tatsächlich eine der schwierigsten<br />
Fragen überhaupt. Es fängt ja nicht erst<br />
beim Schlagen an, es gibt auch psychische<br />
Formen von Gewalt. Oft ist das ein<br />
schleichender Prozess. Es beginnt mit<br />
Manipulation, Herabwürdigung und<br />
Beleidigungen, geht dann in die nächste<br />
Stufe, in der vielleicht Gegenstände<br />
zerstört werden. Da wird die Vase oder<br />
das Hochzeitsbild gegen die Wand geworfen.<br />
Eine Art Sachgewalt, die der<br />
Frau zeigen soll: „Ich kann dich auch kaputtmachen.“<br />
Psychische Gewalt wird<br />
in der Regel verbal ausgeübt, der Täter<br />
setzt dabei das Opfer mit Beleidigungen<br />
oder Bedrohungen massiv unter Druck.<br />
Zur psychischen Gewalt zählen auch<br />
Stalking, Mobbing und Diskriminierungen.<br />
Das Problem dabei ist, dass diese<br />
Art der Gewalt meist schwerer nachzuweisen<br />
ist.<br />
Was raten Sie betroffenen<br />
Frauen?<br />
Zunächst ist es wichtig, dass die Frau<br />
erkennt, dass das, was gerade in ihrer<br />
Beziehung passiert, nicht in Ordnung<br />
ist. Wenn sie zu mir in die Kanzlei<br />
kommt, hat sie den ersten Schritt schon<br />
mal getan. Bei mir bekommt sie dann<br />
die nötigen Informationen, um eine<br />
Entscheidung treffen zu können. Denn<br />
nicht immer macht es Sinn, dass sofort<br />
eine Anzeige erfolgt oder ein Strafantrag<br />
gestellt wird. Das kann man auch<br />
später noch machen. Zunächst ist es<br />
gut zu wissen, auf was man sich einlässt,<br />
wenn man zu einer Behörde geht.<br />
Es gibt aber nicht nur die strafrechtliche<br />
Schiene, sondern auch die zivilrechtliche.<br />
Hier haben wir das sogenannte<br />
Gewaltschutzgesetz. Das heißt: Die<br />
Frau kann verlangen, dass gerichtlich<br />
durchgesetzt wird, dass sich der gewalttätige<br />
Partner der Wohnung nicht<br />
mehr nähern und auch keinen weiteren<br />
Kontakt zur Frau aufnehmen darf. Hier<br />
gibt es auch ein Eilverfahren, das geht<br />
in der Regel ganz schnell. Wenn man<br />
zum Gericht oder zum Anwalt geht,<br />
kann sogar am gleichen Tag noch eine<br />
Verfügung erlassen werden.<br />
Eine Strafanzeige muss also<br />
nicht gleich erfolgen?<br />
Hier geht es um Delikte wie Beleidigung,<br />
Nötigung, Körperverletzung,<br />
sexueller Missbrauch, Vergewaltigung,<br />
Sachbeschädigung, Stalking – bis hin<br />
zu Mord. Da ist es grundsätzlich natürlich<br />
schon sehr wichtig, dass eine<br />
Strafanzeige gestellt wird und später<br />
der Täter auch verurteilt wird. Das<br />
läuft aber nicht weg. Oft ist es eben<br />
zunächst einmal wichtiger, dass das Opfer<br />
geschützt wird und der Täter aus<br />
der Wohnung kommt. Um das durchzusetzen,<br />
braucht die Frau rechtliche Unterstützung.<br />
Meistens ist sie ja in einer<br />
Auswegsituation, weiß gerade nicht,<br />
wie es weitergehen soll. Deswegen<br />
macht es Sinn, dass sie sich hier Hilfe<br />
holt. Wenn es sehr schnell gehen muss,<br />
kann sie natürlich erst einmal auch ins<br />
Frauenhaus gehen.<br />
Dr. Christiane Bardenheuer<br />
Rechtsanwältin<br />
MEIN TIPP<br />
Hat man erkannt, dass es Gewalt<br />
in der Beziehung gibt, geht es erst<br />
einmal darum, die Gewaltspirale zu<br />
unterbrechen. Die Hemmschwelle,<br />
in einem solchen Fall einen Anwalt<br />
oder eine Anwältin aufzusuchen,<br />
ist oft erst einmal groß. Man muss<br />
aber sagen: Wir Anwälte unterliegen<br />
nicht nur der Verschwiegenheitspflicht,<br />
wir sind auch immer<br />
parteiisch und vertreten die Interessen<br />
der Betroffenen. Das bedeutet:<br />
Man hat erst einmal jemanden an<br />
seiner Seite. Ich habe die Erfahrung<br />
gemacht, dass das oft schon sehr<br />
helfen kann.<br />
DR. BARDENHEUER<br />
RECHTSANWÄLTIN<br />
DR. 92637 BARDENHEUER<br />
Weiden • Erhardstr. 10<br />
RECHTSANWÄLTIN<br />
(0961) 419 515<br />
92637 Weiden •<br />
info@kanzlei-bardenheuer.de<br />
Erhardstr. 10<br />
<br />
www.kanzlei-bardenheuer.de<br />
(0961) 419 515<br />
info@kanzlei-bardenheuer.de<br />
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Glücks-Bote<br />
vitalität &<br />
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Du fühlst dich gerade<br />
glücklich und motiviert?<br />
Wunderbar! Dann ist dein<br />
Dopamin-Haushalt im<br />
Gleichgewicht.<br />
Das Hormon Dopamin ist einer der entscheidenden<br />
Botenstoffe für unser Wohlbefinden.<br />
Er fördert den inneren Antrieb<br />
und ist dafür verantwortlich, dass wir uns<br />
gut und ausgeglichen fühlen. Ist der<br />
Dopaminspiegel ausgeglichen, fällt es<br />
leichter, Ziele zu verfolgen. Das hat<br />
einen einfachen Grund: Einmal freigesetzt,<br />
sorgt Dopamin im Gehirn für<br />
einen Belohnungseffekt.<br />
Mögen<br />
auf den<br />
ersten<br />
Blick<br />
Wer schön sein will ...<br />
2022 führten deutsche<br />
Ärzte ganze<br />
80.244 Mal<br />
eine Fettabsaugung durch.<br />
Die häufigste<br />
Schönheits-OP 2022.<br />
© Beaunitta Van Wyk/peopleimages.com - stock.adobe.com<br />
Sieben<br />
Sekunden<br />
dauert es, bis wir entscheiden, ob wir eine<br />
Person, der wir das erste Mal begegnen,<br />
mögen oder nicht.<br />
Illustrationen: © Victor, NikWB, salim138, davooda – stock.adobe.com
„Ein gesunder<br />
Geist wohnt<br />
in einem<br />
gesunden<br />
Körper.“<br />
Diesen Grundsatz lebten<br />
die Deutschen 2022.<br />
Rund 14,27 Millionen<br />
Personen gaben an,<br />
mehrmals wöchentlich<br />
Sport zu treiben.<br />
Im Jahr zuvor waren es<br />
laut einer Hochrechnung<br />
etwa 12,84 Millionen.<br />
Mehrmals im Monat waren<br />
etwa 15,17 Millionen<br />
Deutsche sportlich aktiv.<br />
Ganze 24 Jahre unseres<br />
Lebens verbringen wir durchschnittlich<br />
mit Schlafen.<br />
Sport an der<br />
frischen Luft oder<br />
im Fitnessstudio?<br />
79 %<br />
Outdoor-Sport<br />
21 %<br />
Indoor-Sport<br />
Abnehmen<br />
mit Genuss<br />
Er ist lecker und ein wahrer Wachmacher:<br />
Kaffee. Doch das Bohnengetränk kann noch<br />
mehr. Es hilft beim Abnehmen, denn das enthaltene<br />
Koffein hat einen positiven Effekt<br />
auf den Stoffwechsel. Doch Vorsicht: Nur<br />
schwarzer Kaffee hilft, alle anderen Varianten<br />
mit Milch, Zucker oder Sirup sind echte<br />
Kalorienbomben.<br />
Zum Vergleich: Eine Tasse schwarzer<br />
Kaffee enthält etwa vier Kalorien, ein Cappuccino<br />
um die 80 und ein Latte Macchiato<br />
sogar um die 200 Kalorien. Und natürlich<br />
gilt auch: Kaffee bringt nichts in Sachen Abnehmen,<br />
wenn man nicht auf Chips, Kuchen<br />
und Fast Food verzichtet.<br />
Quellen: statista
Vitalität<br />
Mut zur (Zahn-)<br />
Lücke<br />
Elton John, Madonna, Vanessa<br />
Paradis, Elijah Wood und Ronaldo …<br />
sie alle haben sie. Sie alle macht<br />
sie einzigartig: die Zahnlücke.<br />
Doch nicht nur Stars beweisen<br />
Mut zur Lücke. Doch wie entsteht<br />
sie? Alles rund um den kleinen,<br />
charmanten Makel.<br />
© New Africa – stock.adobe.com<br />
Julia Hammer<br />
Die Einen lieben sie, die Anderen hassen<br />
sie: Zahnlücken. Bei kaum einem<br />
anderen ästhetischen Thema scheiden<br />
sich die Geister so sehr wie bei der<br />
Zahnlücke. Ist sie nun ein Schönheitsideal<br />
oder doch ein störender Makel?<br />
Egal, wie das Urteil ausfällt – manche<br />
Betroffene fühlen sich mit der Lücke<br />
unwohl. Doch es gibt Möglichkeiten, sie<br />
dauerhaft zu schließen.<br />
So entsteht die Lücke<br />
Die Ursachen für die kleine Lücke zwischen<br />
den Schneidezähnen sind vielfältig.<br />
Sie können erblich bedingt sein. Ein<br />
Diastema, wie die Lücke in Fachkreisen<br />
genannt wird, kann zudem durch<br />
ein zu tief sitzendes Lippenbändchen<br />
verursacht werden. Auch ein fehlender<br />
Zahn, verursacht durch beispielsweise<br />
einen Unfall, kann ein Auslöser sein.<br />
Gibt es viele kleine Lücken, nennt man<br />
das Lückenstand.<br />
Grundsätzlich unterscheiden<br />
Experten zwischen:<br />
Zahnwechsel: Die Entstehung einer<br />
Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen<br />
bei Kindern während des Wechsels<br />
34
Vitalität<br />
von Milchzähnen zu den bleibenden<br />
Zähnen. Der Grund: Der Kiefer wächst<br />
schneller, als die bleibenden Zähne<br />
durchbrechen. Doch es gibt keinen Anlass<br />
zur Sorge. In den meisten Fällen<br />
schließt sich der Spalt im Alter von<br />
sieben bis neun Jahren wieder automatisch,<br />
sobald die seitlichen Schneidezähne<br />
durchbrechen.<br />
Das echte Diastema: Das echte Diastema<br />
ist eine erblich bedingte Zahnlücke.<br />
Sie wird sich nicht selbstständig<br />
zurückbilden. Die Lücke kann entweder<br />
an den oberen, als auch an den unteren<br />
Schneidezähnen entstehen. Auslöser<br />
ist ein zu tief ansetzendes Lippenbändchen<br />
an der Innenseite der Lippe.<br />
Das unechte Diastema: Das unechte<br />
Diastema entsteht durch ein Missverhältnis<br />
zwischen der Kieferbreite und<br />
der Zahngröße. Das Problem ist dabei<br />
meist ein Raumüberschuss im Kiefer.<br />
Das bedeutet, dass der Zahnbogen so<br />
groß ist, dass er von den Zähnen nicht<br />
komplett ausgefüllt werden kann. Anders<br />
als beim echten Diastema kann<br />
die Lücke an jeder Stelle im Kiefer auftreten.<br />
So kann es vorkommen, dass<br />
die seitlichen Schneidezähne nicht<br />
angelegt sind und somit völlig fehlen.<br />
In diesem Fall würde sich eine große<br />
Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen<br />
bilden.<br />
Auf Zeichen achten<br />
Grundsätzlich ist eine Zahnlücke ein<br />
rein ästhetisches Problem. Allerdings<br />
sollte sie behandelt werden, wenn sie<br />
sich negativ auf die Artikulation auswirkt.<br />
Das betrifft nicht nur Kinder.<br />
Auch bei Erwachsenen können Schwierigkeiten<br />
bei der Aussprache entstehen.<br />
Selbst dann, wenn sie schon seit Jahren<br />
eine Zahnlücke haben.<br />
Von Spange bis Schiene<br />
Anders als bei Kindern werden sich bei<br />
Erwachsenen vorhandene Zahnlücken<br />
nicht mehr von selbst schließen, da<br />
der Kiefer ausgewachsen ist. Doch es<br />
gibt Behandlungsmöglichkeiten, um den<br />
kleinen Makel zu beseitigen. Neben der<br />
Korrektur des Lippenbändchens kann<br />
die Lücke durch eine Verbreiterung der<br />
Zähne geschlossen oder kaschiert werden.<br />
Dafür eignen sich:<br />
Veneers: Die hauchdünnen Keramikschalen<br />
werden mit einem Spezialkunststoff<br />
dauerhaft an den Schneidezähnen<br />
befestigt. Sie bilden die<br />
Oberfläche der Zähne perfekt nach,<br />
wodurch sie ungewollte Schönheitsmakel<br />
bestens kaschieren. Das Besondere:<br />
Das Ergebnis wirkt ganz natürlich und<br />
strahlend schön.<br />
Zahnspangen: Um eine Zahnlücke<br />
dauerhaft zu schließen, bieten sich<br />
Zahnspangen bestens an. Sie bringen<br />
die Zähne inklusive Zahnwurzeln<br />
in die richtige Position. Noch immer<br />
schrecken vor allem Erwachsene vor<br />
der Spange zurück. Doch keine Sorge.<br />
Inzwischen gibt es Modelle, die von außen<br />
kaum mehr sichtbar sind.<br />
Zahnschienen: Durch die sogenannten<br />
Aligner lassen sich Lücken schonend<br />
schließen. Besonders wichtig ist vielen<br />
Patienten, dass sie während des Schließungsprozesses<br />
in ihrem (beruflichen)<br />
Alltag nicht beeinträchtigt werden. Das<br />
ist mit den Zahnschienen gegeben.<br />
Millimeter für Millimeter<br />
Wie schnell sich eine Lücke schließt,<br />
hängt von ihrer Größe und der Behandlung<br />
ab. Grundsätzlich sollten sich<br />
Patienten auf einen Lückenschluss von<br />
0,5 bis 1 Millimeter pro Monat einstellen.<br />
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Dr. Martina Thaller<br />
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Vitalität<br />
Lea-mareen kuhnle<br />
Dass sich dein Menstruationszyklus auf deine Stimmung<br />
auswirken kann, ist dir bestimmt bekannt. Der Zusammenhang<br />
zwischen dem weiblichen Zyklus und der<br />
richtigen Ernährung sowie passgenauem Sport ist größer<br />
als er vermuten lässt. Das Wissen darüber kannst du<br />
nutzen, um deine Periodenbeschwerden zu verringern<br />
und deine Leistungsfähigkeit zu optimieren.<br />
Der Zyklus jeder Frau ist in vier verschiedene<br />
Phasen unterteilt. Diese<br />
Phasen bringen unterschiedliche hormonelle<br />
und körperliche Veränderungen<br />
mit sich. Einen Aufschwung erfährst<br />
du vor dem Eisprung. Nach dem<br />
Eisprung sinken die Hormone wieder,<br />
bis sie nach der Menstruation wieder<br />
steigen. Zum besseren Verständnis<br />
werden die vier Zyklusphasen in den<br />
Jahreszeiten dargestellt. Dabei wird<br />
von einem regulären Zyklus mit 28<br />
Tagen ausgegangen – alles zwischen<br />
23 und 35 Tagen gilt aber dennoch als<br />
normal.<br />
Winter:<br />
Menstruationsphase (Tag 1 - 5)<br />
In dieser Phase wird die Gebärmutterschleimhaut<br />
abgestoßen, was die<br />
Menstruation auslöst. Die Hormone<br />
Östrogen und Progesteron sind auf<br />
einem niedrigen Niveau und es kommt<br />
zu einer niedrigschwelligen Entzündungsreaktion.<br />
Ebenso ist die Zahl<br />
der weißen Blutkörperchen gering.<br />
Das wiederum erhöht das Risiko auf<br />
Krankheiten.<br />
Ernährung: Durch den hohen Blutverlust<br />
solltest du in dieser Phase<br />
vor allem eisenhaltige Lebensmittel<br />
essen. Grünes Gemüse und Bohnen<br />
sind perfekt. Auch entzündungshemmende<br />
Gemüsesorten, Nüsse, Saaten<br />
oder auch Chiasamen und Fisch mit<br />
viel Omega-3-Fettsäuren können deine<br />
Periodenschmerzen verringern.<br />
Sport: Während der Menstruation<br />
sind Frauen häufig schlapp und etwas<br />
schwächer als sonst. Auch Periodenschmerzen<br />
und schlechter Schlaf<br />
können hinzukommen. Zudem sind<br />
der Blutdruck und der Puls niedriger.<br />
In dieser Zeit sind Frauen nicht sehr<br />
leistungsfähig und so solltest du (je<br />
nach Empfinden) weniger intensiv und<br />
eher locker trainieren. Hier kannst du<br />
Stretching, Yoga oder Pilates ausüben.<br />
Diese Sportarten können zusätzlich<br />
mögliche Unterleibs- und Rückenschmerzen<br />
verringern. Auch lockeres<br />
Ausdauertraining, Schwimmen oder<br />
leichtes Radfahren können in dieser<br />
Phase genau richtig sein und deinen<br />
Kopf frei machen.<br />
Frühling:<br />
Follikelphase (Tag 6 - 14)<br />
Nun steigt das Östrogen wieder an und<br />
die Gebärmutterschleimhaut wächst.<br />
Du fühlst dich nun energiegeladener<br />
und hast eine höhere Schmerztoleranz.<br />
Sport und andere körperliche<br />
Aktivitäten fallen dir in dieser Phase<br />
leichter. Gleichzeitig<br />
bist du leistungsfähiger,<br />
motivierter und<br />
kreativer.<br />
Ernährung: Um deinen höheren Energiebedarf<br />
zu decken, solltest du nun<br />
besonders viele Kohlenhydrate in deine<br />
Ernährung einbauen. Beeren, Mandeln<br />
und Avocados unterstützt dein Bindegewebe,<br />
da sie viel Kollagen enthalten.<br />
Zudem sind jetzt auch Vitamin C und<br />
Eiweiß in deiner Ernährung wichtig.<br />
Eier, Hüttenkäse, Erdnussbutter oder<br />
mageres Fleisch helfen dir nach intensiven<br />
Training, Muskeln aufzubauen<br />
und diese zu regenerieren. Der Stoffwechsel<br />
befindet sich in dieser Phase<br />
in einer anabolen Situation. Das heißt,<br />
er ist aufbauend und unterstützt die<br />
Verdauung der Nahrung besser.<br />
Sport: Durch die höhere Energie und<br />
die bessere Ausdauer ist das die beste<br />
Zeit für intensive Workouts, Ausdauersport,<br />
Intervalltraining sowie Krafteinheiten.<br />
Der Muskelaufbau funktioniert<br />
nun besser, weshalb die Sporteinheiten<br />
besser adressiert werden können.<br />
Gleichzeitig regenerieren die Muskeln<br />
schneller. Zudem ist in dieser Phase<br />
die Basalttemperatur niedriger, weshalb<br />
du nun Sport in der Hitze besser<br />
ausgleichen kannst.<br />
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36
Vitalität<br />
Ein ganzes Jahr:<br />
Der weibliche<br />
Zyklus<br />
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Sommer:<br />
Eisprung (rund um Tag 14)<br />
Beim Eisprung wird ein reifes Ei aus<br />
dem Eierstock freigesetzt. Dies ist der<br />
fruchtbarste Zeitpunkt in deinem Zyklus.<br />
Das heißt, dass hier die Chancen<br />
besonders hoch sind, schwanger zu<br />
werden. Zudem steigt dein Hormonspiegel<br />
und du bist am leistungsfähigsten.<br />
Die Hormone Östrogen und<br />
Testosteron sowie deine Energie und<br />
Laune sind auf ihrem Höhepunkt. Mit<br />
dem Eisprung steigt dann die Körpertemperatur<br />
und auch dein Puls.<br />
Ernährung: Jetzt ist es besonders<br />
wichtig ballaststoffreich und Nahrung<br />
mit vielen Antioxidantien zu essen.<br />
Buntes Obst und Gemüse mit viel Kalzium<br />
ist zudem wertvoll. Gleichzeitig<br />
solltest du ab dem Eisprung auf entzündungsfördernde<br />
Nahrung verzichten.<br />
Hierzu zählen rotes Fleisch oder<br />
auch Milchprodukte. Stattdessen kann<br />
fettreicher Fisch und andere Meeresfrüchte<br />
helfen, deine Entzündungen<br />
und deine Periodenkrämpfe zu minimieren.<br />
Auch der Blutzuckerspiegel<br />
kann ab nun schwanken. Hier hilft eine<br />
proteinreiche Ernährung.<br />
Sport: Auf Grund der gestiegenen<br />
Östrogene in dieser Phase hast du jetzt<br />
besonders viel Power. Krafttraining ist<br />
deshalb noch effektiver als vor dem Eisprung.<br />
Die Östrogene haben einen anabolen<br />
Effekt – sie sind also aufbauend.<br />
Auch deine Ausdauer ist jetzt besser.<br />
<strong>Herbst</strong>:<br />
Lutealphase (Tag 15 - 28)<br />
In dieser Phase steigt das Progesteron<br />
wieder an und dein Körper bereitet sich<br />
auf eine mögliche Schwangerschaft<br />
vor. Das Ei wird vom Körper absorbiert,<br />
falls es nicht befruchtet wurde.<br />
Anschließend fällt der Östrogen- und<br />
38<br />
Progesteronspiegel sehr schnell, die<br />
Gebärmutterschleimhaut löst sich ab<br />
und die Menstruationsphase beginnt.<br />
Nun bist du nur wenig belastungs- und<br />
stressresistent.<br />
Ernährung: Diäten und unregelmäßiges<br />
Essen können sich negativ auf die<br />
Schmerzen während der Menstruation<br />
auswirken. Außerdem haben Frauen<br />
in dieser Phase besonders Heißhunger<br />
auf Zucker und Kohlenhydrate. Eine<br />
ausgewogene Ernährung mit gesunden<br />
Fetten, komplexen Kohlenhydraten wie<br />
Vollkorn und Proteinen ist nun besonders<br />
wichtig. Diese gleichen Blutzuckerschwankungen<br />
aus und zügeln<br />
deinen Heißhunger. Beachte, dass dein<br />
Körper in dieser Zeit mehr Kilokalorien<br />
am Tag verbraucht.<br />
Sport: Jetzt ist viel Ruhe nötig. Du<br />
solltest deinen Körper nicht zusätzlich<br />
durch Intervalltraining starken<br />
Schwankungen aussetzen, da sonst die<br />
Periodenschmerzen stärker ausfallen<br />
können. Yoga, Spazieren oder Brustschwimmen<br />
tun dir nun gut. Außerdem<br />
ist Training in dieser Phase besonders<br />
anstrengend und weniger effektiv. Der<br />
Stoffwechsel ist nun katabol, also muskelabbauend.<br />
Periodenkalender<br />
kann helfen<br />
Du solltest immerzu auf die Signale<br />
deines Körpers achten und<br />
deine Ernährung und dein Sportpensum<br />
nach deinem körperlichen<br />
und mentalen Befinden richten.<br />
Hier kann dir auch eine Mentruations-App<br />
oder ein Periodenkalender<br />
dabei helfen, Muster zu erkennen<br />
und deine Wochen zu planen.<br />
So lässt sich deine Gesundheit optimieren<br />
und deine Leistung seigern.
Rubrik vitalität<br />
Fakten & Wissenswertes<br />
BÜRO & RÜCKEN<br />
Rund 68<br />
Prozent<br />
der Angestellten, die von Zuhause aus arbeiten,<br />
klagten 2022 über Rücken-, Kopf-, oder<br />
Gelenkschmerzen. Symptome, die durch<br />
Verspannungen in Folge schlechter Körperhaltung<br />
oder wenig Bewegung verursacht<br />
werden, sind dabei am häufigsten.<br />
Quelle: statista <strong>2023</strong><br />
Lea-mareen kuhnle<br />
Der ergonomische<br />
Arbeitsplatz:<br />
• Höhenverstellbarer Stuhl sowie<br />
Schreibtisch.<br />
• Bildschirm, Tastatur und Stuhl gerade<br />
zum Schreibtisch ausrichten.<br />
• Schultern und Oberarme müssen<br />
entspannt sein.<br />
Bewegung<br />
statt<br />
schmerzen<br />
Vor allem Angestellte, die im Sitzen arbeiten,<br />
sind von Bewegungsmangel, falscher<br />
Haltung und Schmerzen im Rücken<br />
sowie Nacken betroffen. Deshalb ist es<br />
besonders wichtig, seinen Arbeitsplatz<br />
ergonomisch auszustatten und zu optimieren<br />
– vor allem der Schreibtisch und<br />
der Bürostuhl nehmen dabei eine wichtige<br />
Rolle ein. So sind höhenverstellbare<br />
Tische und Stühle im Büro, aber auch im<br />
Homeoffice von Vorteil. Wenn dies nicht<br />
möglich ist, ist regelmäßige Bewegung<br />
wichtig. Dazu zählen der Toilettengang,<br />
der Weg zum Drucker und in die Küche<br />
sowie ein Spaziergang oder Dehnübungen<br />
in der Mittagspause. Auch ein<br />
Gymnastikball, ein Laufband oder ein<br />
Desk Bike für den Schreibtisch bringen<br />
haltungstechnisch Abwechslung im Arbeitsalltag.<br />
• Oberarme und Unterarme bilden<br />
einen rechten Winkel und liegen<br />
auf dem Tisch auf.<br />
• Abstand zwischen Augen und<br />
Bildschirm sollte zwischen 50 und<br />
70 Zentimeter sein.<br />
• Bildschirm sollte nur so hoch sein,<br />
dass man über den oberen Rand<br />
hinweg schauen kann.<br />
Die Erkrankung des Rückens und der<br />
Wirbelsäule waren 2022 der Grund für etwa<br />
6,6 Prozent<br />
aller Arbeitsunfähigkeitstage.<br />
Quelle: statista <strong>2023</strong><br />
Laut der TK-Bewegungsstudie haben sich rund<br />
59 Prozent<br />
der befragten Frauen 2022 im Homeoffice<br />
weniger bewegt als im Büro.<br />
Quelle: statista <strong>2023</strong><br />
39<br />
© Andrey Popov | PaleStudio | M.Style – stock.adobe.com
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oft die Folge des hektischen Alltags sind, ist es wichtig, die<br />
Muskulatur nachts zu lösen. Das gelingt durch eine anatomisch perfekte<br />
Lagerung von Kopf und Nacken, wodurch sich die Wirbelsäule in Seitenlage<br />
gerade, in Rückenlage in der doppelten S-Schwung-Position befindet.<br />
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Schritt für Schritt<br />
Make-UP<br />
Du möchtest mehr Glitzer?<br />
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auf den Innen- und Außenwinkel<br />
deiner Augenpartie auf.<br />
Frostig schöne Looks für Weihnachts- und<br />
Neujahrsfeiern und die Silvesterparty.<br />
Eisiger Schimmer<br />
Schritt 1) Gesichtspflege: Bereite deine Haut für das Make-up vor.<br />
Schritt 2) Primer: Schaffe eine Basis und ebne deine Hautoberfläche.<br />
Schritt 3) Foundation: Arbeite deine Foundation von der Mitte nach<br />
außen hin in die Haut ein. Concealer kann punktuell verwendet werden,<br />
um Augenschatten oder Rötungen abzudecken. Auf den Augenlidern<br />
sorgt er für eine gute Grundierung.<br />
Schritt 4) Contouring: Hebe die Konturen deiner Gesichtsform mit<br />
einem matten Bronzer hervor: unterhalb der Wangenknochen, um<br />
den Haaransatz, an den Nasenaußenseiten und dem Kinn. Mit<br />
einem passenden Pinsel verblenden und mit Puder abmattieren.<br />
Schritt 5) Augenbrauen: Bringe sie mit einem kleinen Kamm in<br />
Form und style sie mit passenden Produkten.<br />
Schritt 6) Augen-Make-up: Als Basis einen leichten Braunton<br />
verwenden. Diesen sowohl auf dem oberen Augenlied, als<br />
auch am unteren Wimpernkranz auftragen und verblenden.<br />
Silber-metallischen Lidschatten großflächig auf dem beweglichen<br />
Lid verteilen. Ein dunkleres Grau von außen nach<br />
innen mit dem Silber verschmelzen lassen.<br />
Schritt 7) Kajal: Fahre den oberen Wimpernkranz nach<br />
und lass den Strich am unteren Kranz zur Mitte sanft<br />
auslaufen.<br />
Schritt 8) Mascara: Wimpern mit einer Wimpernzange<br />
voluminöser zaubern und mit Maskara tuschen.<br />
Schritt 9) Blush/Rouge: Gebe warmes Rosa auf<br />
den höchsten Punkt der Wangenknochen.<br />
Schritt 10) Lippenstift: Greife den Rouge-Ton auf.<br />
Schritt 11) Highlighter: Kühl metallischen Schimmer<br />
über den Wangenknochen, im Augeninnenwinkel,<br />
unter den Brauen, auf der Nasenspitze und<br />
auf das Lippenherz setzen.<br />
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Beauty<br />
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Schritt 1) Reinigung: Pflege<br />
deine Gesichtshaut vor<br />
dem Schminken.<br />
Schritt 2) Primer: Verfeinere<br />
dein Hautbild.<br />
Schritt 3) Make-up: Für die<br />
kühleren Tage eignet sich<br />
sowohl beim Primer, als auch<br />
bei der Foundation ein feuchtigkeitsspendendes<br />
Produkt.<br />
Schritt 4) Countouring:<br />
Definiere deine Gesichtsform.<br />
Schritt 5) Augebrauen: Style<br />
sie mit einem Kamm und einem<br />
Stift.<br />
Schritt 6) Augen-Make-up: Mit Concealer oder Primer eine Basis für den Lidschatten<br />
schaffen. Hoch-pigmentierten blauen Lidschatten großflächig auf das<br />
bewegliche Lid bis zur Lidfalte auftragen. Hierfür eignet sich eine flüssige<br />
Textur. Lidschatten wie einen Eyliner-Schwung auslaufen lassen. Setze anschließend<br />
Highlights am inneren Augenwinkel und am unteren Wimpernkranz.<br />
Schritt 7) Mascara: Wimpern mit tiefen Schwarz tuschen. Für extra Glam<br />
kannst du einzelne Wimpern aufkleben.<br />
Schritt 8) Leichter Blush/Rouge: Zum kühlen Blauton harmoniert ein warmer<br />
Pfirsichton – bei dunklerer Haut. Bei kühlerem Teint passt sanftes Koralle.<br />
Schritt 9) Lippen: Halte sie natürlich in einem Nudeton und trage Lipgloss auf,<br />
wenn du willst, dass sie voller wirken.<br />
Schritt 10) Highlighter: Setze mit leicht goldenem Schimmer Glanzpunkte.<br />
Das I-Tüpfelchen des Looks: Die Nägel in der gleichen Farbe oder einem<br />
Farbton aus der Farbfamilie lackieren.<br />
GROSSE AUSWAHL<br />
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Neben den metallischen Akzenten zeigt das Trendbarometer<br />
im <strong>Herbst</strong> und Winter auf dunkle Lippen: Beerentöne inklusive<br />
Lipgloss und sogar Schwarz wurden auf den Laufstegen<br />
gesichtet. Die Brauen hingegen werden heller gefärbt.<br />
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Passend zu den gefärbten Lippen zeigen die Fashionshows<br />
romantische Gothic-Looks oder verwaschene Smokey Eyes.<br />
Magst du es etwas dezenter? Dann versuche dich an Pastellfarben<br />
oder dem „Wet Glow“. Dabei wird statt zur Foundation<br />
lieber zur getönten Tagescreme gegriffen. Ein Glanz auf der<br />
Haut ist dabei durchaus erwünscht und auch die Mascara<br />
bleibt ungenutzt im Mak-up-Täschchen.<br />
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43
Rubrik<br />
leben<br />
Von wegen<br />
Frühlingsgefühle<br />
…<br />
Die Herzen schlagen im Frühling am höchsten?<br />
Falsch! Das fanden Forscher der Universität<br />
Bretagne-Sud nun heraus. Laut einer<br />
Studie fällt es uns im Sommer am leichtesten,<br />
uns zu verlieben. Denn es gibt einen direkten<br />
Zusammenhang zwischen dem Wetter und<br />
dem menschlichen Verhalten. So seien Flirts<br />
deutlich vielversprechender, wenn die Sonne<br />
scheint.<br />
Im Auftrag des Wissenschaftlers sprachen<br />
junge Männer in einer Fußgängerzone Frauen<br />
an und fragten nach der Telefonnummer.<br />
Schien die Sonne, lag die Erfolgsquote bei<br />
22 Prozent. Bei gleicher Temperatur und bedecktem<br />
Himmel sank sie auf 14 Prozent.<br />
Mr. und Mrs. Right<br />
Hoffen wir also, dass die graue Jahreszeit<br />
schnell vorbeigeht und es endlich wieder<br />
Zeit für die ganz großen Gefühle wird.<br />
© Drobot Dean (2) – stock.adobe.com<br />
Laut einer Studie führen Männer und<br />
Frauen in Deutschland durchschnittlich<br />
3,8 Beziehungen in ihrem Leben. Knapp<br />
jeder Siebte, das entspricht 15 Prozent,<br />
hatte eigenen Angaben zufolge hingegen<br />
schon über sechs Beziehungen, darunter<br />
vor allem 40 bis 49-Jährige.<br />
29 Prozent<br />
der Deutschen sind mit ihrer derzeitigen<br />
beruflichen Situation zufriedener als vor<br />
Corona. Das betrifft vor allem die Generation<br />
Z und Y: Mehr als jeder Dritte der 18 bis<br />
35-Jährigen gibt an, dass sie heute glücklicher<br />
in ihrer Arbeit sind als vor der Pandemie.<br />
© Illustrationen: Sir.Vector, Carl, 4zevar - stock.adobe.com | Isabell-Katrin Diehl<br />
44
Rubrik<br />
Eiskalt<br />
mitfiebern<br />
Im Sommer ist es Fußball,<br />
doch bei welcher Wintersportart<br />
fiebern die<br />
Deutschen am liebsten mit?<br />
Biathlon 29 %<br />
Skispringen 19 %<br />
Eiskunstlauf 12 %<br />
Eishockey 11 %<br />
Ski Alpin 9 %<br />
Einzigartiger Biss<br />
Wir sind unverwechselbar.<br />
Nicht nur unser Fingerabdruck<br />
ist einzigartig,<br />
sondern auch unser<br />
Gebiss. Keine Zahnaneinanderreihung<br />
gleicht<br />
der eines anderen.<br />
Rund 270 000<br />
Deutsche<br />
packten 2022 ihr Hab und Gut und<br />
wanderten aus. Die am häufigsten<br />
genannten Gründe für den Schritt in<br />
ein neues Leben: ein günstigerer Lebensunterhalt,<br />
weniger Bürokratie,<br />
besseres Wetter und ein entspannterer<br />
Lebensstil.<br />
Taktvoll<br />
glücklich<br />
Musik macht glücklich. Das ist keine große<br />
Überraschung. Doch welche Art von Musik<br />
macht uns so richtig happy? Das fanden<br />
Forscher nun heraus. Die Antwort: Es<br />
kommt auf den Beat an. Liegt das Tempo bei<br />
mindestens 150 Beats pro Minute, versorgt<br />
der Song unser Gehirn mit neuer Energie.<br />
Die Folge: Die Laune steigt und wir fühlen<br />
und motivierter. Bekannte Beispiele sind<br />
der Queen-Hit „Don’t Stop me now“ und<br />
„Dancing Queen“ von ABBA.<br />
Achtung Ohrwurm<br />
You can dance,<br />
you can jive.<br />
Having the time of your life, ooh.<br />
See that girl,<br />
watch that scene.<br />
Dig in the Dancing Queen.<br />
Quellen: statista<br />
45
Oberpfäl<br />
Aus aller Welt<br />
© Alina.Alina – stock.adobe.com<br />
46
Leben<br />
zerinnen<br />
Rund<br />
168.500<br />
Menschen wurden<br />
in Deutschland 2022<br />
eingebürgert.<br />
(Quelle: Destatis)<br />
Frauen erzählen, warum<br />
sie in der Oberpfalz ihre<br />
neue Heimat gefunden<br />
haben.<br />
Die <strong>Oberpfälzerin</strong>nen sind einzigartig.<br />
Talentiert. Engagiert.<br />
Sie sind vielfältig. In ihren Interessen.<br />
Ihren Sichtweisen. Ihrer<br />
Art zu leben. Und sie sind international.<br />
Vier Frauen erzählen,<br />
warum sie eine neue Heimat in<br />
der Oberpfalz gefunden haben.<br />
Japan. Australien. Österreich. Nigeria.<br />
Orte, von denen wir Oberpfälzer als Urlaubsziele<br />
träumen. Vier Frauen hat es<br />
aus diesen Ländern in die Region gezogen.<br />
Und sie sind geblieben, nennen die<br />
Oberpfalz heute ihre neue Heimat. Sie<br />
alle haben sich ein Leben aufgebaut, ein<br />
soziales Umfeld, ihre berufliche Erfüllung,<br />
ihr Glück. Ihre Beweggründe sind<br />
so unterschiedlich wie ihre ganz persönlichen<br />
Geschichten. Hier erzählen sie,<br />
warum sie in die Oberpfalz gekommen<br />
sind, mit welchen Anfangsschwierigkeiten<br />
sie zu kämpfen hatten, was sie an<br />
der Region fasziniert und was sie sich<br />
für ihre Zukunft wünschen.<br />
4<br />
1,6<br />
Julia Hammer<br />
2022 wurden bundesweit<br />
65.900<br />
Anerkennungsverfahren<br />
bearbeitet.<br />
(Quelle: Statistisches Bundesamt)<br />
In der Oberpfalz<br />
leben aktuell<br />
198.000<br />
Personen mit<br />
Migrationshintergrund.<br />
Etwa die Hälfte<br />
davon sind<br />
Frauen.<br />
(Quelle: Statistik Bayern )<br />
In Bayern lebten<br />
2021 rund<br />
Millionen<br />
Frauen mit Migrationshintergrund.<br />
Das entspricht<br />
etwa 26 Prozent<br />
der Bevölkerung.<br />
(Quelle: Statistik Bayern)<br />
47
Leben<br />
Lea-mareen Kuhnle<br />
Evelyn Eckert<br />
Nigeria<br />
Herkunft: Nigeria<br />
Neue Heimat: Bruck i.d.OPf.<br />
Alter: 36 Jahre<br />
Beruf: Stylistin<br />
© Privat<br />
Chaotisch. Laut. Über 20 Millionen<br />
Einwohner. Lagos, die zweitgrößte<br />
Stadt Afrikas, ist eine Metropolregion<br />
und bis 2015 die Heimat von Evelyn.<br />
„Lagos ist verrückt, es gibt keine Regeln.<br />
Dort ist rund um die Uhr was<br />
los. Irgendjemand streitet sich immer,<br />
kämpft oder diskutiert. Man kann<br />
mit Popcorn am Straßenrand sitzen<br />
und zugucken“, sagt Eve und lacht.<br />
„Das vermisse ich an meiner Heimat.<br />
Die Ruhe hier am Land in der Oberpfalz<br />
war anfangs für mich etwas sehr Negatives.<br />
Jetzt liebe ich das Leben ohne<br />
Hektik in Bruck umso mehr.“<br />
Evelyn lernte ihren Mann 2010 im Internet<br />
kennen – anfangs bestand der<br />
Kontakt nur aus Schreiben und Reden.<br />
„Meine Schwester lebte damals schon<br />
in Österreich. Ich habe sie Ende 2012<br />
für eine Weile besucht und er kam mit<br />
seinem Vater auch nach Österreich.“<br />
Aus einem ersten Treffen wurden mehrere,<br />
lange Besuche in der Oberpfalz, bis<br />
Evelyn nach ihrem BWL-Studium und ihrem<br />
Sozialen Pflichtjahr endgültig umzog.<br />
Kurz darauf folgten Hochzeit, Sohn<br />
und Tochter.<br />
„Nach meinem ersten Besuch in<br />
Deutschland wusste ich, dass ich unbedingt<br />
Deutsch lernen muss. Mit meinem<br />
Mann, seiner Mama und meiner Schwägerin<br />
konnte ich Englisch reden. Sogar<br />
sein Opa konnte ein paar Worte. Aber mit<br />
seiner Oma, die ich besonders ins Herz<br />
geschlossen hatte, ging das nicht.“ Mit<br />
Evelyns Schwiegervater kam noch ein<br />
weiterer Fall hinzu: Bayerisch. „Da haben<br />
mir selbst die Deutsch-Kurse nichts<br />
geholfen“, sagt sie und lacht. „Aber es<br />
war wichtig, dass ich das auch lerne.<br />
Mittlerweile spreche ich sogar ein bisschen<br />
Bayerisch, ohne es zu merken.“<br />
In Deutschland hat Eve entschieden,<br />
endgültig ihrer Passion nachzugehen:<br />
In ihrem eigenen heimischen Studio<br />
zaubert sie Frauen wundervolle Haarprachten<br />
– von Haarextensions über geflochtene<br />
Braids bis eigens hergestellte<br />
Perücken. „Das Spielen mit den Haaren<br />
und Perücken ist in Afrika ein Teil vom<br />
Leben – es ist Fashion und kein Zeichen<br />
einer Krankheit“, erklärt Evelyn und freut<br />
sich, die Kultur Afrikas so in die Oberpfalz<br />
bringen zu können.<br />
Eine Sache in ihrer neuen Heimat, die<br />
Evelyn nicht mehr missen möchte? Die<br />
Bürgerfeste. „Da kommen alle Menschen<br />
zusammen, reden, essen und feiern gemeinsam.“<br />
Im normalen Alltag geht das<br />
in Deutschland laut Eve etwas unter. „In<br />
Lagos kennt in der näheren Umgebung<br />
jeder jeden, obwohl es eine Millionenstadt<br />
ist. Zu Weihnachten etwa tauschen<br />
alle untereinander Essen aus – egal ob<br />
katholisch oder muslimisch. In Deutschland<br />
habe ich das Gefühl, dass sich die<br />
meisten Menschen untereinander nicht<br />
kennen.“ Trotzdem findet Evelyn für die<br />
Menschen in der Oberpfalz nur warme<br />
Worte: „Ich finde die Oberpfälzer super.<br />
Ich hatte in den acht Jahren noch nicht<br />
eine schlechte Erfahrung.“<br />
„Ich habe hier<br />
in der Oberpfalz<br />
eine Ersatzfamilie<br />
gefunden, die<br />
mich von Anfang<br />
an aufgenommen<br />
und wie ein<br />
Familienmitglied<br />
behandelt hat.“<br />
48
leben<br />
Evi Wagner<br />
Erika Wakayama<br />
„Zuhause bedeutet<br />
für mich nicht<br />
ein bestimmtes<br />
Land. Zuhause ist<br />
dort, wo meine<br />
Familie und meine<br />
Freunde sind.“<br />
Die Bilder gingen am 11. März 2011 um<br />
die Welt: Nach einem schweren Erdbeben<br />
überflutete ein Tsunami die Nordostküste<br />
Japans. Fast 20.000 Menschen<br />
wurden von den Wassermassen<br />
in den Tod gerissen. Im Atomkraftwerk<br />
Fukushima Daiichi kam es zum Super-GAU,<br />
die Region musste evakuiert<br />
werden. Rund 120 Kilometer weiter,<br />
in Utsunomiya, erlebte Erika mit ihrer<br />
Familie das Beben. Der 11. März 2011<br />
ist ein Tag, den sie wohl nie vergessen<br />
wird – und der ihr Leben nachhaltig<br />
verändert hat.<br />
Zwei Jahre vorher hatten sich Erika<br />
und ihr Mann Johann dazu entschlossen,<br />
in Japan zu leben. „Nach der Geburt<br />
meiner Tochter Nami bekam ich<br />
plötzlich dann doch so etwas wie Sehnsucht“,<br />
erzählt die Japanerin, die mit<br />
21 für ein Studium nach Deutschland<br />
gekommen war. An der Akademie der<br />
Bildenden Künste in Nürnberg lernte<br />
sie dann auch ihren zukünftigen Mann<br />
kennen. Zunächst lebten die beiden zusammen<br />
in Nürnberg und Düsseldorf,<br />
verbrachten ihre Urlaube aber in Japan.<br />
Irgendwann kam dann der Wunsch, für<br />
immer zu bleiben. Hier kam dann auch<br />
Sohn Johann junior zur Welt, das Glück<br />
war perfekt. Bis zu diesem einen Tag,<br />
an dem plötzlich die Erde bebte. Nach<br />
der Katastrophe fasste die junge Familie<br />
den Entschluss, nach Deutschland<br />
zurückzukehren. „Japaner empfinden<br />
es als Schande, wenn sie ihr Land in<br />
einer Notsituation verlassen. Irgendwie<br />
schäme ich mich immer noch dafür“,<br />
sagt Erika.<br />
Inzwischen lebt sie seit zwölf Jahren in<br />
Amberg, wo Johann aufgewachsen ist,<br />
fühlt sich hier zuhause. Die Erinnerungen<br />
an die ersten Eindrücke von ihrem<br />
neuen Zuhause sind jedoch verwischt.<br />
„Das liegt wohl daran, dass ich damals<br />
noch sehr traumatisiert war. Ich habe<br />
mich einfach darüber gefreut, dass ich<br />
mich in Amberg sicher fühlen konnte<br />
und die Erde nicht gebebt hat.“ Inzwischen<br />
schätzt sie die Freundlichkeit der<br />
Menschen hier. „Man hört ja oft, dass<br />
die Oberpfälzer so verschlossen sind.<br />
Aber das scheint nur im ersten Moment<br />
so. Sie sind einfach nur vorsichtig, denke<br />
ich. Und wenn sie sich dann öffnen,<br />
sind sie voll da. Ich habe hier schon so<br />
viel Herzlichkeit erlebt.“<br />
An einige Dinge musste sich Erika erst<br />
einmal gewöhnen, als sie das erste Mal<br />
nach Deutschland kam. „Dass man<br />
mit Schuhen ins Haus geht zum Beispiel“,<br />
sagt sie und lacht. Aber es gibt<br />
auch Dinge, die sie an dem Leben in<br />
der Oberpfalz sehr schätzt: „Hier trifft<br />
man sich viel öfter mit Freunden, auch<br />
im Alltag. Da geht man in der Mittags-<br />
© Nami Wakayama (2)<br />
Erikas Kunstwerke<br />
sind<br />
regelmäßig in<br />
Ausstellungen<br />
zu sehen.<br />
Herkunft: Japan<br />
Neue Heimat: Amberg<br />
Alter: 42 Jahre<br />
Beruf: Künstlerin<br />
Japan<br />
pause zusammen einen Kaffee trinken<br />
oder verabredet sich zu einem Spaziergang.<br />
Das finde ich sehr schön. Es ist<br />
zwar nicht so, dass man in Japan seine<br />
Freunde nicht trifft, aber das passiert<br />
sehr viel seltener. Denn die Japaner<br />
arbeiten wahnsinnig viel.“<br />
49
Rubrik leben<br />
Evi Wagner<br />
Österreich<br />
Karin Altkofer<br />
Herkunft: Österreich<br />
© Fotodesign Weiß<br />
© Evi Wagner<br />
Neue Heimat: Wackersdorf<br />
Alter: 46 Jahre<br />
Beruf: selbstständig<br />
Es war Liebe auf den ersten Blick –<br />
nicht nur bei Michl, ihrem Mann, sondern<br />
auch bei der Oberpfalz. „Mich<br />
bringt hier keiner mehr weg“, sagt Karin<br />
zufrieden. „Ich bin angekommen.“ Acht<br />
Jahre ist es jetzt her, dass die Wienerin<br />
ihren Michl über Facebook kennenlernte.<br />
„Wir waren in der gleichen Gruppe,<br />
haben uns ab und zu geschrieben. Irgendwann<br />
meinte er dann, er möchte<br />
sich mal Wien anschauen. Also habe<br />
ich angeboten, ihm die Stadt zu zeigen.“<br />
Diesen Moment, als sie sich Anfang<br />
2015 in einem Kaffeehaus zum ersten<br />
Mal trafen, wird Karin wohl nie vergessen.<br />
„Als er zur Tür reinkam, wusste<br />
ich sofort: Er ist das, was ich immer<br />
gesucht hatte. Das kann man schlecht<br />
beschreiben. Bis zu diesem Tag hatte<br />
ich eigentlich immer so eine Unruhe<br />
in mir. Ich spürte, ich suche etwas,<br />
wusste aber nicht genau, was. Diese<br />
Unruhe war sofort weg, als ich ihn<br />
getroffen habe.“ Zu dieser Zeit lebte<br />
Karin als alleinerziehende Mutter eines<br />
autistischen Sohnes in Gänserndorf bei<br />
Wien und studierte Lehramt.<br />
„Ich habe mich<br />
in der Oberpfalz<br />
sofort<br />
daheim gefühlt.<br />
Man ist hier<br />
viel näher<br />
aneinander<br />
dran, die<br />
Gemeinschaft<br />
funktioniert<br />
noch.“<br />
„Damals gab es jedoch noch keine Autismus-Diagnose.<br />
Es befand sich einfach<br />
ein Monster im Raum, das man<br />
nicht benennen konnte. Und ich war an<br />
meinen Grenzen angelangt und ziemlich<br />
ausgebrannt. Sieben Jahre war ich zu<br />
diesem Zeitpunkt alleinerziehend und<br />
hatte mich damit abgefunden, allein zu<br />
bleiben. Denn ich dachte mir: Welcher<br />
Partner macht sowas mit?“ Und dann<br />
kam Michl – und alles ging plötzlich<br />
sehr schnell. Bereits ein halbes Jahr<br />
später zogen Karin und ihr Sohn zu ihm<br />
in die Oberpfalz. „Eine Fernbeziehung<br />
war einfach keine Option für uns, das<br />
haben wir nicht ausgehalten.“<br />
Auch der Alltag mit ihrem Sohn funktionierte<br />
bestens, so dass einem gemeinsamen<br />
Leben nichts mehr im Weg stand.<br />
Ihr Studium in Wien gab Karin auf. „Ich<br />
erkannte, ich werde sowieso nicht als<br />
Lehrerin arbeiten können. Entweder ich<br />
werde meinen Schülern gerecht oder<br />
meinem Kind, beides zugleich ging einfach<br />
nicht.“ Von ihrem neuen Zuhause<br />
war Karin sofort begeistert. „Ich habe<br />
mich sofort in alles verliebt. Diese<br />
Landschaft mit den Wäldern und den<br />
Seen – einfach traumhaft.“<br />
Begeistert war Karin auch von der<br />
Herzlichkeit, mit der sie hier überall<br />
empfangen wurde. „Egal wo ich hingekommen<br />
bin, keiner war grantig<br />
oder missmutig. Das kannte ich so<br />
gar nicht. Wien ist eine schöne Stadt,<br />
aber auch eine stressige Stadt. Diese<br />
Schnelllebigkeit und dieses Gehetze,<br />
das hat man hier einfach nicht.“ Natürlich<br />
besucht Karin regelmäßig ihre<br />
Familie und Freunde in ihrer alten<br />
Heimat. Dort leben möchte sie jedoch<br />
nicht mehr. „Ich würde das hier gegen<br />
nichts mehr eintauschen, ich gehöre<br />
einfach hierher.“<br />
50
leben<br />
Julia Hammer<br />
Jenni Spacil<br />
Eine zufällige Begegnung in Nepal<br />
führt die Australierin Jenni Spacil nach<br />
Amberg. Eine Entscheidung, die sie nie<br />
bereut hat, resümiert die 49-Jährige<br />
nach 17 Jahren in der Oberpfalz.<br />
Es ist kurz nach der Jahrtausendwende.<br />
Jenni ist jung, liebt das Abenteuer.<br />
Mit 27 Jahren verlässt die Goldschmiedin<br />
ihre Heimat Sydney, um die<br />
Welt zu entdecken. Drei Jahre lebt sie<br />
in London, arbeitet, bereist das Land.<br />
„Bei meiner Heimreise nach Sydney<br />
habe ich in Nepal Halt gemacht. Beim<br />
Wandern habe ich meinen heutigen<br />
Mann kennengelernt“, erzählt sie und<br />
lacht. Der Prager arbeitet zu dieser<br />
Zeit bereits am Klinikum in Amberg.<br />
Aus der Begegnung wird Liebe, eineinhalb<br />
Jahre voll gegenseitiger Besuche<br />
und Telefonate. „Dann mussten wir<br />
uns entscheiden: Wo wollen wir leben?<br />
Da er beruflich gebunden war, bin ich<br />
nach Amberg gezogen.“ Eine Entscheidung,<br />
die Jenni nicht leicht fällt, denn<br />
sie lässt nicht nur ihre Heimat, sondern<br />
auch ihre Familie und Freunde zurück.<br />
Schon kurz nach ihrer Ankunft besucht<br />
sie einen VHS-Kurs, um Deutsch zu<br />
lernen. „Innerhalb eines Jahres konnte<br />
ich mich verständigen. Richtige Unterhaltungen<br />
klappten erst, als meine<br />
Kinder in den Kindergarten kamen und<br />
ich viel mit anderen Müttern gesprochen<br />
habe.“ Ihre ersten Monate in der<br />
Oberpfalz bringen viel Gutes mit sich.<br />
„Wir sind viel herumgereist, haben die<br />
Gegend kennengelernt. Ich fahre gerne<br />
Rad, da ist Amberg ein Paradies.“ Doch<br />
mit zwei Dingen hatte die 49-Jährige<br />
sehr zu kämpfen: dem Winter und dem<br />
Essen. „Ich war Vegetarierin, aber das<br />
habe ich hier nicht lange durchgehalten.<br />
Die Esskultur war damals sehr<br />
fleischlastig. Nach einem Jahr Weißbrot<br />
und Käse habe ich gesagt: ‚Es<br />
reicht.’ Heute ist auch die Oberpfalz<br />
kulinarisch internationaler.“ Auch die<br />
Kälte war schwer zu ertragen. „In Sydney<br />
hatten wir nie Schnee. Ich liebe die<br />
Sonne, das Meer. Das triste Wetter war<br />
schrecklich.“ Heute kann sie selbst dieser<br />
Jahreszeit etwas abgewinnen. „Ich<br />
liebe die Adventszeit, die Weihnachtsmärkte<br />
und das Plätzchenbacken. Ich<br />
feiere diese Traditionen mit meinem<br />
Mann und meinen zwei Kindern.“<br />
Jenni fühlt sich angekommen. „Wir haben<br />
uns ein Haus gekauft, haben Hühner<br />
und Katzen. Ich habe Freundinnen<br />
und arbeite in einer Goldschmiede. Ich<br />
bin jetzt sogar im Elternbeirat.“ Auch<br />
wenn sie sich wohlfühlt, „im Herzen<br />
bleibt Australien immer meine Heimat“.<br />
Ein Mal pro Jahr reist sie zu ihrer Familie.<br />
„Natürlich hätte ich sie gerne in<br />
meiner Nähe. Aber sie besuchen mich<br />
auch in Amberg. Mir ist es wichtig,<br />
dass sie sehen, wie ich hier lebe.“ Auf<br />
eine Sache würde Jenni nicht mehr<br />
verzichten wollen. „Ich liebe die Feste<br />
hier, vor allem das Bergfest.“ Ein Fest<br />
mit einer besonderen Bedeutung für<br />
Jenni: „Wenn wir über das Bergfest<br />
schlendern, merke ich immer wieder,<br />
wie viele Menschen wir hier kennen.<br />
Sich einfach zu Bekannten<br />
setzen und Spaß<br />
mit ihnen haben<br />
zu können, so<br />
fühlt sich<br />
Heimat an.“<br />
„Ich vermisse<br />
Australien, aber<br />
ich würde mein<br />
Leben nicht ändern<br />
wollen. Wir sind<br />
in der Oberpfalz<br />
glücklich.“<br />
© Julia Hammer<br />
Herkunft: Australien<br />
Neue Heimat: Amberg<br />
Alter: 49 Jahre<br />
Beruf: Goldschmiedin<br />
Australien
lifestyle<br />
Tierisch vielfältig:<br />
Rund 246 anerkannte<br />
Hunderassen gibt es<br />
weltweit.<br />
Doch welchen Vierbeiner mögen die<br />
Deutschen am liebsten? Das Ergebnis ist<br />
eindeutig: den Labrador Retriever, dicht<br />
gefolgt von der Französischen Bulldogge<br />
und dem Chihuahua.<br />
Gut zu<br />
wissen:<br />
Die Haut ist mit etwa 1,8 Quadratmetern<br />
Fläche nicht nur unser größtes Organ,<br />
sondern auch das schwerste: Ihr Gewicht<br />
beträgt je nach Größe des Menschen 3,5<br />
bis 10 Kilogramm. Im Winter braucht sie besondere<br />
Pflege, denn ab acht Grad Außentemperatur<br />
produziert sie keinen Talg mehr.<br />
Dadurch leidet die schützende Schicht der<br />
Haut, der sogenannte Hydrolipidfilm.<br />
5 Stunden<br />
und 22 Minuten<br />
verbringen wir durchschnittlich<br />
pro Tag im<br />
Internet. 1 Stunde und 41<br />
Minuten davon widmen<br />
wir uns sozialen<br />
Netzwerken.<br />
Bahn<br />
statt<br />
Flugzeug<br />
Immer mehr Menschen meiden das Flugzeug<br />
und entscheiden sich hingegen für<br />
die Bahn.<br />
Mehr als 21 Millionen Menschen reisten<br />
2022 mit dem Zug über die Grenze in ihr Urlaubsland.<br />
Tendenz steigend. Bereits im ersten<br />
Quartal <strong>2023</strong> verzeichnete die Deutsche<br />
Bahn 4,4 Millionen Fahrgäste ins Ausland.<br />
© Illustrationen: 4zevar, MicroOne, Picture Window, Trueffelpix – stock.adobe.com
Gesund<br />
genieSSen<br />
Pflanzenbasierte Ernährung ist nicht nur<br />
gesund und lecker, sondern liegt auch<br />
zunehmend im Trend.<br />
Rund 12<br />
Prozent<br />
Film ab<br />
© Nejron Photo - stock.adobe.com<br />
1,4 Mal<br />
pro Jahr<br />
besucht jeder Deutsche<br />
durchschnittlich eine<br />
Kinovorstellung.<br />
Popcorn oder Nachos?<br />
59 %<br />
43% süSS &<br />
16% Salzig<br />
26 %<br />
der Menschen in Deutschland ernähren<br />
sich laut einer aktuellen Forsa-Umfrage<br />
(Stand <strong>2023</strong>) vegetarisch oder vegan.<br />
Besonders stark vertreten sind dabei<br />
Frauen und unter 30-Jährige.<br />
Neun Prozent der Befragten ernähren<br />
sich vegetarisch, drei Prozent ausschließlich<br />
vegan. Weitere 41 Prozent<br />
der Umfrageteilnehmer bezeichneten<br />
sich als Flexitarier, das bedeutet, sie<br />
essen nur gelegentlich Fleisch.<br />
77,7<br />
Milliarden<br />
Euro<br />
gaben die<br />
Deutschen<br />
2022 für<br />
Bekleidung<br />
und Schuhe<br />
aus – so viel<br />
wie noch<br />
nie zuvor.<br />
Quellen: statista | Digital <strong>2023</strong> Report | Forsa
Rubrik<br />
Kann ich<br />
das<br />
Anziehen?<br />
#Mix iT<br />
Zu schrill, zu bunt, zu kurz.<br />
© OBJECT<br />
Vielleicht kennst du das. Meinungen anderer definieren<br />
plötzlich eigene Tabus und grenzen dich ein. Dabei<br />
sollte dein Style kein Regelwerk haben. Fashion<br />
ist Ausdruck, Fashion ist Gefühl. Sie spiegelt dich<br />
wider oder lässt dich neu erfinden. Outfits können<br />
dich strahlen lassen oder dein Selbstbewusstsein<br />
pushen. Und vor allem sollte Mode eines: Spaß machen.<br />
Vielleicht kann ich dich ein wenig inspirieren<br />
zu rebellieren, Glaubenssätze zu brechen und dich zu<br />
kleiden, wie du es fühlst. Ganz ohne Regeln.<br />
Und wenn du willst auch schrill, bunt und im Minirock.<br />
© JJXX<br />
© Sara Neidhardt<br />
Isabell-Katrin DIehl<br />
© VILA<br />
Zieh es an!<br />
54
Lifestyle<br />
© Iryna – stock.adobe.com<br />
#Color up<br />
your Life<br />
#stay wild<br />
Zu wild<br />
Ton in Ton ist dir zu langweilig, doch „wilder<br />
Mustermix geht gar nicht“? Da lege ich<br />
mein erstes Veto ein. Kombinationen mit<br />
unterschiedlichen Prints bringen Spannung<br />
in deinen Look: Punkte und Streifen, Streifen<br />
und Blumen, floraler Print und Leomuster<br />
oder Leo und Streifen. Tipp: Bleibe<br />
für eine harmonische Komposition in einem<br />
Farbschema und mixe anfangs nicht<br />
mehr als zwei Prints. Außerdem kannst du<br />
auch gleiche Muster kombinieren, die sich<br />
in Größe oder Dichte unterscheiden. Zum<br />
Beispiel schmale zu breiten Streifen oder<br />
große Kreise zu kleinen Pünktchen.<br />
Zu bunt<br />
Seit ein paar Jahren wieder im Trend und<br />
doch scheint es, als hätten manche noch<br />
nichts von Colorblocking gehört. Kombinierst<br />
du zwei knallige Farben, wirst du<br />
oft als bunter Vogel abgestempelt. Dabei<br />
macht das farbenfrohe Styling jede Menge<br />
gute Laune. Also lieber Paradisvogel als<br />
eine graue Maus. Das Gefieder in Rot und<br />
Pink. Ob das geht? Natürlich, und zum<br />
Glück hat das auch die Modeindustrie verstanden.<br />
Wie konnten Töne, die aus derselben<br />
Farbfamilie stammen, überhaupt<br />
zu einem Tabu werden? Pink und Grün …<br />
hast du das jemals bei einer Blume auch<br />
hinterfragt?<br />
© PIECES<br />
© Betty & Co | Betty Barclay Group<br />
© ONLY<br />
© Vero Moda<br />
© Benetton Group<br />
© Selected Femme (2)<br />
© LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com<br />
Zu unstylisch<br />
Das große No-Go: Tennissocken und Sandalen.<br />
Ob das wirklich die Lösung ist, darüber<br />
lässt sich streiten. Aber was, wenn es<br />
uns zu anderen Kombinationen inspiriert:<br />
Statementsocken in Sneaker, Rüschenoder<br />
Spitzensöckchen zu Sandaletten und<br />
High-Heels, Strümpfe in Loafers – egal ob<br />
kurz oder lang, transparent oder gemustert,<br />
Socken werden zu echten Eyecatchern.<br />
Und diese Socken-und-Sandalen-Sache?<br />
Stars und Modells wurden schon damit<br />
gesichtet und Fashionblogs bezeichneten<br />
es schon als Trends. Du siehst, alles ist<br />
möglich.<br />
55<br />
© Hunkemöller<br />
© Tamaris<br />
© Wayhome Studio – stock.adobe.com
© Selected Femme<br />
© Monki x Iggy Jeans<br />
© Vero Moda<br />
© ONLY<br />
#lang genug<br />
Zu kurz<br />
„Vor allem sollte Mode eines: Spaß machen.“<br />
Recht unspaßig sind allerdings<br />
Kommentare wie „Dein Rock ist ganz<br />
schön kurz“, die im schlimmsten Fall in<br />
übergriffige Aussagen enden.<br />
In erster Linie ist der Minirock ein Kleidungstück<br />
wie jedes andere. Er wird zu<br />
einem Tabu, weil andere es zu einem machen<br />
und anfangen es zu sexualisieren.<br />
Wie stilvoll und schön ein Look sein kann,<br />
gerät leider in den Hintergrund. Ich hoffe<br />
wir überwinden diese Zeit, in der sich eine<br />
Frau unwohl fühlen muss aufgrund eines<br />
kurzen Rocks oder eines Kleides dass über<br />
den Knien endet. Ich hoffe, dass du deinen<br />
Lieblingsrock stolz tragen kannst.<br />
© VILA<br />
Zu alt<br />
„Das kannst du doch nicht anziehen, du<br />
bist doch nicht mehr 20.“ Das mag sein,<br />
sollte es dich in deinem Style einschränken?<br />
Nein. Versteh mich nicht falsch, ich<br />
meine damit nicht unbedingt, sich in das<br />
Abschlussballkleid von vor 30 Jahren zu<br />
zwängen. Aber gegen moderne, stilvolle<br />
Looks spricht nichts, auch wenn du über<br />
60 bist. Fashion kann jung halten. „Zu<br />
bunt“, „zu wild“ gibt es in keinem Alter.<br />
© VILA<br />
#forever young<br />
© ONLY (2)<br />
Zu maskulin<br />
Du kannst mit Kleidern, Röcken, Blumenmustern<br />
und Rosa nichts anfangen? In<br />
Ordnung, denn Frauen definieren sich<br />
nämlich nicht durch Klischees. Kleidung<br />
gendert nicht. Männer können Röcke tragen<br />
– Danke Harry Styles – Frauen sehen<br />
in Hosenanzügen chic aus. Sneaker, lässige<br />
Jeans, T-Shirt und Hemd, sind nicht zu<br />
„männlich“, sondern einfach nur bequem<br />
und cool. Weite Anzughose, Rollkragenpullover<br />
und Mantel, toller Look.<br />
56
© ONLY CARMAKO<br />
© Anna Zhuk – stock.adobe.com<br />
© Evoked Vila<br />
„Es gab eben lange bestimme<br />
Regeln und gewisse<br />
Codes, die die Modewelt<br />
bestimmt haben. Und es<br />
dauert lange, bis sich so<br />
etwas ändert. Das ist ähnlich<br />
wie in der Politik oder<br />
bei Behörden. Ich bin sehr<br />
glücklich darüber, dass die<br />
Menschen heute offener<br />
sind, denn ich glaube, es<br />
gibt viele, die sich darüber<br />
freuen, dass Menschen so<br />
unterschiedlich sind."<br />
- Jean Paul Gaultier<br />
#selbstliebe<br />
Zu eng<br />
Auch wenn es scheint, als wären wir auf<br />
dem Weg der Besserung, sind wir ehrlich:<br />
Das aktuelle Schönheitsideal ist immer<br />
noch „schlank“. Dieses Ideal bremst<br />
Individualität. Du hast keine 90-60-90<br />
und wirst mit Sprichwörtern wie „Streifen<br />
tragen auf“ konfrontiert. Dir wird gesagt,<br />
enge Kleidung meiden, lieber zu dem<br />
weiten schwarzen Oberteil greifen, das<br />
kaschiert. Lass dich von Worten nicht abhalten,<br />
deinen Style zu leben. Hast du Lust<br />
auf Querstreifen, zieh sie an. Plus Size und<br />
ein enges Kleid – rocke deine Kurven. Das<br />
einzige, was du brauchst ist Selbstliebe.<br />
Denn fühlst du dich wohl, strahlst du das<br />
aus. Egal was du anhast.<br />
© ONLY CARMAKO<br />
#dreamteam<br />
© H&M<br />
Zu ungleich<br />
Gold und Silber – zwei unterschiedliche<br />
Metalle wie verfeindete Dörfer. Zumindest<br />
nach der Meinung der breiten Masse. Können<br />
wir bitte die weiße Flagge hissen und<br />
lieber Hand in Hand gehen? Oder Ring in<br />
Ring. Stell dir vor: die spannungsvolle Mischung<br />
eines warmen Gold-Tons und kühlen<br />
Metalls. Gegensätze ziehen sich doch<br />
bekanntlich an und dieses Tabu über Bord<br />
zu werfen erleichtert definitiv deine Suche<br />
im Schmuckkästchen nach passenden<br />
Kombinationen.<br />
© Coeur de Lion (2)<br />
57
lifestyle Rubrik<br />
Stadt oder wilde Natur: Das<br />
ist hier die Frage. Nein. Eigentlich<br />
stellt sie sich für<br />
mich nicht, denn die Antwort<br />
ist sonnenklar, wenn es um<br />
meine Urlaubsplanung geht.<br />
Muss ich mich zwischen<br />
ein paar Tagen in der Wildnis<br />
oder einer Großstadt entscheiden,<br />
schlägt mein Herz immer für den Metropolen-Trubel.<br />
Es ist nicht so, dass<br />
ich eine kurze Auszeit im Wald nicht<br />
schätze. Die Betonung liegt dabei aber<br />
auf dem Wort „kurz“. Plane ich eine<br />
Tour über mehrere Tage, zieht es mich<br />
in große Städte. Das hat viele Gründe.<br />
Barcelona, Mailand, Prag, Amsterdam,<br />
Berlin, London und Paris … die Liste<br />
der Städte, die mich im Laufe meines<br />
Lebens begeistert, manche sogar nachhaltig<br />
geprägt, haben, ist lang. Warum<br />
ich Metropolen so liebe? Weil sie an<br />
Vielfalt kaum zu übertreffen sind. In<br />
ihnen pulsiert das Leben. 24 Stunden.<br />
Sieben Tage pro Woche. Ich habe spontan<br />
Lust, ein Museum zu besuchen? Ein<br />
Theaterstück zu sehen? Einer Band<br />
zuzujubeln? Kein Problem, denn das<br />
kulturelle Angebot lässt niemals Wünsche<br />
offen. Bei einer derartigen Menge<br />
an Optionen hat man eher die Qual der<br />
Wahl … die auch nicht leichter wird,<br />
wenn es um die Entscheidung geht,<br />
welches Stadtviertel ich als erstes<br />
erkunden will. Am meisten begeistert<br />
mich die Architektur. Nehmen wir das<br />
Beispiel Prag – diese atemberaubende<br />
Mischung aus romantischem und<br />
gotischem Baustil. Ich laufe durch die<br />
Straßen und stelle mir vor, wer dort<br />
wohl schon alles gelebt hat. Welche<br />
Geschichten diese Mauern erzählen<br />
würden, wenn sie könnten. Gleichzeitig<br />
liebe ich das Gefühl von Freiheit,<br />
das ich in Großstädten empfinde. Die<br />
Rein in<br />
die Stadt<br />
Julia Hammer<br />
Anonymität. Die Möglichkeit, schnell<br />
Kontakte knüpfen zu können, wenn ich<br />
das will. Sei es beim Feiern oder bei einer<br />
Auszeit im Park mit einem Matcha<br />
Latte – der mir, nebenbei bemerkt, in<br />
der Natur schmerzlich fehlen würde.<br />
Ich genieße es, neue Traditionen und<br />
Mentalitäten aufzusaugen und mich<br />
von ihnen inspirieren zu lassen. Daher<br />
ist es für mich immer ein Muss, einen<br />
Wochenmarkt zu besuchen. Exotische<br />
Gewürze, die angeregten Gespräche<br />
der Händler mit ihren Kunden, einzigartiges<br />
Kunsthandwerk – ein großes<br />
Erlebnis. Genauso wie das kulinarische<br />
Angebot, durch das man sich an jeder<br />
Straßenecke testen kann. Apropos Essen,<br />
auch das ist ein Vorteil: Bekomme<br />
ich um drei Uhr nachts Hunger, gehe<br />
ich einfach zum nächsten Imbiss. Die<br />
Stadt schläft schließlich nie. Brauche<br />
ich doch eine kurze Pause, setze ich<br />
mich in ein kleines Café und beobachte<br />
die Menschen. Lausche den Geräuschen.<br />
Ich bin kein Mensch der Stille …<br />
auch deshalb wäre ein Trip in die Natur<br />
nichts für mich.<br />
Wie ich mir einen Trip ins<br />
Grüne vorstelle? Unbequemes<br />
Zelt. Dichte Wälder. Den<br />
Elementen hilflos ausgeliefert.<br />
Ich bin auf mich allein<br />
gestellt. Kommen wir kurz<br />
zurück zum Thema Stille.<br />
Zwischen zahlreichen Bäumen<br />
würde ich sie tatsächlich schätzen,<br />
denn Geräusche machen mich in<br />
der Natur nervös. Vor allem solche,<br />
die ich nicht identifizieren kann. Ein<br />
Bär? Eine Schlange? Yeti? Doch ein<br />
Rehkitz? Ob ich es herausfinden will?<br />
Sicher nicht.<br />
Außerdem würde meine Kreativität<br />
schon nach kurzer Zeit enden. Ich bin<br />
kein großer Wanderer, niemand, der es<br />
liebt, versteckte Pfade zu finden. Abgesehen<br />
davon, dass ich mich hoffnungslos<br />
verlaufen würde, weil mein Orientierungssinn<br />
nicht existent ist. Was soll<br />
ich also tagelang machen? Außer den<br />
Kampf gegen Stechmücken aufzunehmen,<br />
die mich als Futterquelle auserkoren<br />
haben. Ich könnte es ihnen nicht<br />
verübeln, denn vermutlich riechen sie<br />
mich hundert Meter gegen den Wind.<br />
Stichwort: mangelnde Sanitäranlagen.<br />
Für jemanden, der großen Wert<br />
auf Hygiene legt, ein ganz schwieriges<br />
Thema. Kehre ich dann kaputt vom<br />
stundenlangen Herumirren und der<br />
mühevollen Abwehr der Blutsauger<br />
zurück, erwartet mich … kein bequemes<br />
Hotelbett, sondern eine harte Isomatte<br />
und ein müffelnder Schlafsack.<br />
Spätestens dann würde ich meine<br />
Freunde anrufen und sie bitten, mich<br />
abzuholen. Wäre da nicht die Sache<br />
mit dem lückenhaften Mobilfunknetz.<br />
Alleine in der Wildnis. Abgeschnitten<br />
von der Außenwelt. Nein, Stadt oder<br />
wilde Natur ... das ist und bleibt für<br />
mich keine Frage.<br />
58
lifestyle<br />
Es gibt Dinge im Leben, von<br />
denen wird einfach davon<br />
ausgegangen, dass man<br />
sie mag. Aperol Spritz zum<br />
Beispiel. Romantische Paarbeziehungen.<br />
Die Beatles.<br />
Oder eben Städtetrips. Ich<br />
frage mich oft: Warum eigentlich?<br />
Ich kenne unzählige Drinks,<br />
die besser schmecken als ein Aperol<br />
Spritz. Dieser hat für mich nicht nur<br />
einen üblen Beigeschmack von Kommerz,<br />
sondern außerdem viel zu viel<br />
Zucker. Im Laufe meines Erwachsenenlebens<br />
habe ich jedoch nicht nur<br />
gelernt, dass das Leben zu kurz ist für<br />
schlechte Drinks. Regelmäßige Abendessen<br />
zu zweit und Kuschelabende auf<br />
dem Sofa langweilen mich. Es gehört<br />
nicht zu meinem Lebenstraum, dauerhaft<br />
Teil eines Doppelpacks zu sein.<br />
Außerdem würde ich mir nie freiwillig<br />
einen Beatles-Song anhören, einfach<br />
nicht mein Ding. Und allein die Vorstellung,<br />
meinen Urlaub noch einmal<br />
in der Touri-Blase einer Großstadt<br />
zu verbringen, verursacht bei mir ein<br />
ungutes Gefühl in der Magengegend.<br />
Inzwischen bin ich wirklich zu alt für<br />
jede Art von Gruppenzwang. Und deswegen<br />
werde ich auch nicht nach New<br />
York fliegen, nur weil es jetzt alle tun.<br />
Das war nicht immer so. Natürlich hatte<br />
auch ich in meiner Jugend einmal<br />
den Plan, mir alle Metropolen der Welt<br />
anzuschauen. Ich fing mit Europa an,<br />
zog mir regelmäßig eine pulsierende<br />
Großstadt nach der anderen rein.<br />
Übernachtete in lauten Hostels, in denen<br />
ich oft die ganze Nacht kein Auge<br />
zumachte. Stand stundenlang an, nur<br />
um in den angeblich besten Club der<br />
Stadt zu kommen. Und ließ mich von<br />
unverschämten Taxifahrern abzocken.<br />
Ich trank richtig schlechten Espresso<br />
Raus aus<br />
der Stadt<br />
Evi wagner<br />
für fast zehn Euro („Aber schließlich<br />
zahlt man ja die tolle Aussicht mit.“),<br />
machte Bilder von unzähligen historischen<br />
Gebäuden, U-Bahnhöfen und<br />
Graffitis („Das muss ich doch fotografieren.“)<br />
und traf meist mehr Touris als<br />
Einheimische („Klar, die wollen das natürlich<br />
auch sehen.“).<br />
Wenn ich wieder zuhause war, hatte<br />
ich dann meist das Gefühl, erst einmal<br />
Urlaub zu brauchen. Urlaub vom<br />
Urlaub sozusagen. Um wieder runterzukommen<br />
und mich so richtig zu<br />
erholen. Und irgendwann merkte ich:<br />
Die Aktivitäten auf den Städtetrips<br />
waren meist so austauschbar, dass<br />
es später ganz egal war, ob man nun<br />
London, Amsterdam oder Kopenhagen<br />
besucht hatte. Hätte ich mir eine gute<br />
Doku angeschaut, hätte ich wohl mehr<br />
von der jeweiligen Metropole erfahren.<br />
Und so endete meine Städtetrip-Phase<br />
bereits nach einigen Jahren. Und ich<br />
begann damit, meine freien Tage nur<br />
noch dort zu verbringen, wo es mich<br />
wirklich hinzieht.<br />
Meine liebsten Urlaubsziele<br />
sind seitdem kleine Inseln,<br />
auf denen es gar keine großen<br />
Städte gibt. Oder Regionen,<br />
wo die nächste Metropole<br />
ganz weit weg ist. Und<br />
somit auch der Lärm und der<br />
Stress, die Menschenmassen<br />
und der Kommerz. Es gibt wohl<br />
nichts Schöneres, als am Strand zu<br />
sitzen und nur das Rauschen der Wassers<br />
zu hören. Oder die Hängematte<br />
zwischen zwei Bäumen aufzuhängen,<br />
ins Grüne zu schauen und herrliche<br />
Waldluft einzuatmen. Heute weiß ich:<br />
Es sind meist die stillen Momente, die<br />
uns so viel geben. Und nicht die lauten,<br />
lärmenden. Nirgendwo lassen sich die<br />
persönlichen Akkus wohl besser aufladen<br />
als in der Natur.<br />
Ich brauche keine überteuerten Bars,<br />
keine Selfies auf der Aussichtsplattform<br />
des Rockefeller Centers und keine<br />
überfüllten U-Bahnen, um unvergessliche<br />
Ferien zu verbringen. Ganz im<br />
Gegenteil. In kleineren Orten, in die<br />
sich nur selten Touristen verirren,<br />
bekommt man meist einen Einblick in<br />
das echte Leben des Urlaubslandes.<br />
Dieses verschwindet in einer Metropole<br />
hinter unzähligen Ramschläden,<br />
geführten Sightseeing-Touren und<br />
langweiligen Touri-Restaurants nicht<br />
selten gänzlich.<br />
Wirkliche Abenteuer erlebt man bestimmt<br />
nicht auf einem Städtetrip –<br />
sondern meist abseits der Orte, die<br />
sich in den Hochglanzbroschüren der<br />
Reisebüros befinden. Und diese sind<br />
oft nicht einmal weit weg. Manchmal<br />
ist es auch einfach nur die einsame<br />
Waldhütte im Nachbarland. Ganz weit<br />
weg von Großstadtlärm und sogenannten<br />
Hot-Spots.<br />
59<br />
© Sara Neidhardt (2)
ost Places<br />
in der<br />
Oberpfalz<br />
© Alwin Götz<br />
Leerstehende Fabriken, verlassene<br />
Häuser, stillgelegte Bahnhöfe –<br />
sogenannte Lost Places sind ganz<br />
besondere Orte. Nur zu gerne lassen<br />
wir uns von der Schönheit des<br />
Verfalls verzaubern, tauchen ein in<br />
längst vergangene Zeiten. Auch die<br />
Oberpfalz hat viele solcher vergessener<br />
Welten zu bieten.<br />
Evi WAgner
lifestyle<br />
Das Textilgeschäft<br />
in Schmidmühlen<br />
© Evi Wagner (4)<br />
Nicht immer muss man Lost Places<br />
lange suchen, manchmal liegen sie<br />
auch mitten im Ort – so wie das ehemalige<br />
Textilgeschäft der Familie Sir in<br />
Schmidmühlen. Seit Jahrzehnten steht<br />
das Gebäude in der Hauptstraße leer<br />
und ist dem Verfall preisgegeben. Ludwig<br />
Sir, der ehemalige Besitzer, lebte<br />
einst auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes<br />
Hohenfels und musste<br />
zwangsumsiedeln. Mit dem Laden baute<br />
er sich eine neue Existenz auf. Das<br />
Geschäft lief gut – und Sir expandierte.<br />
Mit der Ablöse aus der Umsiedlung<br />
baute er in den 1950er Jahren einen<br />
Kalkofen in der Hohenburger Straße,<br />
der auch heute noch erhalten ist. Doch<br />
bei der Inbetriebnahme wurde ein Riss<br />
festgestellt, Reparaturversuche scheiterten.<br />
Die Familie musste um ihre<br />
Existenz bangen. Ludwig Sir starb bereits<br />
in den 1960er Jahren, seine Frau<br />
rund 20 Jahre später. Seitdem steht<br />
auch das ehemalige Geschäft leer und<br />
erinnert an das tragische Schicksal der<br />
Familie Sir.<br />
Das Haus im Feld<br />
bei Niederarling<br />
Wer auf der B85 von Amberg aus in<br />
Richtung Schwandorf fährt und kurz<br />
vor Niederarling den Blick nach rechts<br />
schweifen lässt, entdeckt mitten in<br />
den Feldern ein verfallenes Haus. Das<br />
Dach ist zum großen Teil eingestürzt,<br />
die Außenmauern sind jedoch noch<br />
erhalten. Und im Inneren lassen nicht<br />
nur die farbenfrohen Wände, sondern<br />
auch ein Sessel, Reste von Regalen und<br />
Schränken oder ein alter Ofen erahnen,<br />
wie das Leben hier früher einmal ausgesehen<br />
hat. Das Haus gehörte einst<br />
zur nahe gelegenen Landwirtschaft in<br />
Niederarling. Bis 1965 lebten hier immer<br />
wieder Familien, die auf dem Hof<br />
arbeiteten. Inzwischen wurde aus dem<br />
ehemaligen Wohnsitz von Landarbeitern<br />
eines der beliebtesten Fotomotive<br />
für alle, die die Schönheit des Verfalls<br />
schätzen. Je nach Jahreszeit, Wetter<br />
und Vegetation der umliegenden Felder<br />
entstehen die unterschiedlichsten<br />
Aufnahmen. Da der Dachkonstruktion<br />
aber längst nicht mehr zu trauen ist, ist<br />
beim Fotografieren Vorsicht geboten.<br />
61
lifestyle<br />
Der jüdische Friedhof<br />
in FloSS<br />
An einer Anhöhe südöstlich von Floß<br />
liegt der jüdische Friedhof. Er erzählt<br />
die Geschichte der jüdischen Gemeinde,<br />
die bereits 1692 den Friedhof errichtete.<br />
Aus diesem Jahr stammt auch<br />
das älteste Grab. Fast 500 Grabsteine<br />
sind hier zu finden und erinnern daran,<br />
dass Antisemitismus bereits lange<br />
vor der NS-Zeit trauriger Alltag war.<br />
Das belegen zahlreiche Schändungen<br />
des Friedhofs ab 1723. Zuletzt wurden<br />
im Jahr 1997 insgesamt 44 Grabsteine<br />
umgestoßen, seitdem bleibt das<br />
Tor zum Friedhof meist geschlossen.<br />
Aber auch ein Blick über die brusthohe<br />
Mauer auf die teilweise jahrhundertealten<br />
Grabsteine inmitten von wilder<br />
Vegetation lohnt sich. Beim Verweilen<br />
breitet sich eine friedliche Stille aus,<br />
die nur ab und an durch Verkehrsgeräusche<br />
unterbrochen wird. Die<br />
jüdische Gemeinde Floß löste sich<br />
1938 auf, die verbliebenen jüdischen<br />
Bewohner des Ortes wurden 1942<br />
deportiert. Die letzte Beisetzung fand<br />
hier 1946 statt.<br />
Der alte Bahnhof<br />
in VohenstrauSS<br />
Auch wenn ein Schild heute noch den<br />
Weg zum Schalter weist, Fahrkarten<br />
gibt es hier schon lange keine mehr.<br />
Bereits 1995 wurde der Bahnhof in<br />
Vohenstrauß stillgelegt. Heute erinnert<br />
er an die Geschichte der Bahnstrecke<br />
Neustadt an der Waldnaab – Eslarn,<br />
auf der der sogenannte Eslarner Bockl<br />
verkehrte. 1886 eröffnete der erste<br />
Teilabschnitt von Neustadt an der<br />
Waldnaab nach Vohenstrauß. Neben<br />
dem Empfangsgebäude entstanden<br />
hier ein Lokschuppen mit Wohn- und<br />
Sozialtrakt, ein Wasch- und Aborthaus,<br />
eine Werkstatt und ein Güterschuppen.<br />
Alle Gebäude mit ihrem charakteristischen<br />
Bruchsteinmauerwerk sind<br />
heute denkmalgeschützt. Das Empfangsgebäude<br />
wird heute noch zum Teil<br />
genutzt, die anderen Gebäude stehen<br />
leer und sind dem Verfall preisgegeben.<br />
Aufgrund rückläufiger Zahlen wurde<br />
bereits 1975 der Personenverkehr auf<br />
weiten Teilen der Strecke eingestellt,<br />
zwei Jahrzehnte später erfolgte die<br />
endgültige Stilllegung.<br />
62
lifestyle<br />
Die Flussspatgrube<br />
bei Stulln<br />
In den 1950er Jahren war die Grube<br />
Cäcilia mit einer Fördermenge von 120<br />
Tonnen täglich das größte Flussspatbergwerk<br />
der Welt. Daran erinnert heute<br />
fast gar nichts mehr. Als sich in den<br />
1960er Jahren die Erschöpfung der<br />
Flussspat-Vorräte abzeichnete, wurden<br />
erste Gruben im Wölsendorfer Revier<br />
stillgelegt – 1973 auch die Grube Cäcilia.<br />
Der Förderturm aus Holz wurde abgerissen,<br />
der Schacht verplombt. Heute<br />
stehen nur noch das Fördermaschinenhaus,<br />
der Aufbereitungsturm sowie ein<br />
Werkstattgebäude. Auch das einstige<br />
Besucherbergwerk auf der gegenüberliegenden<br />
Straßenseite ist seit 2011 geschlossen.<br />
Und so verirren sich heute<br />
meist nur noch Spaziergänger oder<br />
Lost Place Fotografen hierher. Sonst<br />
herrscht hier eine herrliche Ruhe. Seit<br />
Jahrzehnten holt sich die Natur das<br />
weitläufige Areal immer mehr zurück.<br />
Bäume und Sträucher wachsen durch<br />
kaputte Fenster, Blätter ranken sich an<br />
den alten Mauern. Eine ganz besondere<br />
Atmosphäre.<br />
Evi WAgnerS<br />
Lieblings-Spot<br />
© Evi Wagner (8)
DIY-Upcycling:<br />
Neues Leben für<br />
alte Möbel<br />
Nicht alles, was nicht mehr gefällt, alt oder<br />
kaputt ist, muss direkt weggeworfen werden.<br />
Neben verschenken, verkaufen und reparieren<br />
ist auch das Upcycling eine wunderbare Idee,<br />
gebrauchten Gegenständen ein neues Leben<br />
zu schenken. Dabei kannst du ganz nebenbei<br />
nachhaltig leben und Ressourcen sparen.<br />
Upcyling bedeutet, dass ausgediente<br />
Dinge einen neuen Lebenszyklus<br />
durchlaufen und dabei im besten Fall<br />
aufgewertet werden. Statt diese wegzuwerfen,<br />
bekommen sie durch Aufbereitung<br />
mit wenigen bereits vorhandenen<br />
Materialien einen neuen Nutzen<br />
und Wert. Dabei lässt sich Nachhaltigkeit,<br />
Kreativität und Individualität bestens<br />
miteinander verbinden.<br />
Upcycling von Möbeln<br />
Beim Upcycling können ganz einfach<br />
alte Möbel der Großeltern, vom<br />
Sperrmüll oder Flohmarkt gereinigt,<br />
abgeschliffen und mit Kreidefarbe gestrichen<br />
werden. Auf alte Küchen oder<br />
glatte Oberflächen können Folien in den<br />
verschiedensten Farben angebracht<br />
werden. Auch die Verwendung von<br />
übriggebliebenen Tapetenstücken auf<br />
abgenutzten Möbeln gibt ein schönes<br />
Bild. Neue Füße, Griffe oder Knäufe<br />
lassen sie ebenso ganz neu strahlen.<br />
Ebenso können alte Gegenstände zu<br />
ganz neuen Möbelstücken umgewandelt<br />
werden. Hier sind oftmals nur wenige<br />
Handgriffe nötig, um eine komplett<br />
neue Verwendung zu schaffen.<br />
© Säge- und Hobelwerk Josef Falter & Sohn (2)<br />
Tipp vom Säge- und Hobelwerk Josef Falter & Sohn<br />
Eine Holzfassade nicht<br />
streichen – geht das?<br />
Wir sagen dazu ganz eindeutig: JA! Die Natur hat bereits den besten Holzschutz<br />
geschaffen, den es gibt: die natürlich entstehende Patina. Die einfachste<br />
Art, ohne jeglichen Aufwand ihre neue Holzfassade optimal zu schützen.<br />
Holz ist ein Naturprodukt, das mit der Zeit patiniert (holzeigener Schutz).<br />
Ein ganz natürlicher Prozess, aber eben auch der Beste: Lassen<br />
Sie einfach die Natur ihre Arbeit machen!<br />
Wir haben aber noch einen Geheimtipp: Falls Ihnen diese natürliche Optik nach einigen<br />
Jahren nicht mehr gefällt, gibt es eine sinnvollere Möglichkeit als den Anstrich:<br />
Trockeneis-Strahlen: Danach sieht Ihre Holzfassade wieder aus wie neu – es wird<br />
nur Schmutz und Patina entfernt, ohne dem Holz zu schaden.<br />
Das gleiche Haus ...<br />
64<br />
... 20 jahre später.
Lea-Mareen Kuhnle<br />
Holzleiter = Garderobe<br />
Mit einer Holzleiter als Garderobe kannst du direkt<br />
im Eingangsbereich zeigen, dass du handwerklich<br />
begabt und ressourcenschonend eingerichtet bist.<br />
Schleife hierzu eine alte Leiter ab und lackiere sie<br />
entweder mit Klarlack oder in deiner Wunschfarbe.<br />
Anschließend bohrst du Löcher in die Stufen,<br />
damit du dort die Kleiderbügel einhängen kannst.<br />
Danach bringst du die Leiter mit Dübeln an die<br />
Wand an.<br />
Alternativ kann die Leiter auch in den Raum hineinragen,<br />
statt komplett an der Wand anzuliegen.<br />
Hierfür streichst du zwei Holzwinkel in der Farbe<br />
der Leiter und bringst diese mit Dübeln an der<br />
Wand an. Anschließend befestigst du die Leiter an<br />
den Winkeln. Hierbei kannst du auf die Löcher in<br />
den Stufen verzichten, da du die Kleiderbügel und<br />
Haken direkt an die Stufen hängen kannst.<br />
Leitern können natürlich auch ganz einfach an eine<br />
Wand gelehnt werden und als Handtuchhalter oder<br />
mit zusätzlichen Brettern als Bücher- und Pflanzenregal<br />
genutzt werden.<br />
Vintage-Koffer = Couchtisch<br />
Für dieses Projekt benötigst du nicht viel zusätzliches Material.<br />
Lediglich einen alten Überseekoffer und vier Beine,<br />
deren Stil zum Koffer passt. Bohre vier Löcher auf die<br />
Unterseite des Koffers und bringe die Füße dann entsprechend<br />
mit Schrauben an. Um deinen neuen Couchtisch zu<br />
schützen, kannst du noch eine Glasplatte auf die Oberseite<br />
legen. Außerdem lässt sich der Koffer auch in deiner<br />
Wunschfarbe streichen oder besprühen. Oder du ersetzt<br />
die Füße durch vier große Rollen und hast dadurch einen<br />
fahrbaren Tisch.<br />
Aufgeklappt, mit Schaumstoff ausgekleidet und mit Stoff<br />
bespannt, bietet dein Vintage-Koffer eine ausgefallene<br />
Sitzmöglichkeit. Mit Blumen bepflanzt macht er sich besonders<br />
gut in einem verspielten Garten.<br />
© Robert Kneschke, New Africa, Alfazet Chronicles – stock.adobe.com
®<br />
BRUSTOR<br />
BRUSTOR<br />
OUTDOOR SUN SYSTEMS<br />
®<br />
Lifestyle<br />
OUTDOOR<br />
OUTDOOR LIVING<br />
LIVING<br />
Lamellen:<br />
16cm |21cm (XL)<br />
Lamellen:<br />
16cm |21cm (XL)<br />
Freistehend, angebaut<br />
oder gekoppelt<br />
Freistehend, angebaut<br />
oder gekoppelt<br />
ZIP screens<br />
LED Beleuchtung<br />
Heizung<br />
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Info<br />
www.brustor.com<br />
Am Briefzentrum 3•95448 Bayreuth<br />
Tel.: 0921-792320<br />
www.wigro-bayreuth.de<br />
Für deinen neuen Schreibtisch-Aufsatz<br />
kannst du die<br />
Palette auf die entsprechende<br />
Größe sägen. Achte hier auf<br />
eine Palette aus hochwertigen<br />
Materialien. Viele sind günstig<br />
hergestellt und enthalten einige<br />
Schadstoffe. Anschließend<br />
musst du die Oberfläche abschleifen<br />
und einlassen. Für<br />
ausreichend Halt kannst du den<br />
Paletten-Aufsatz mit Dübeln<br />
und Schrauben an der Wand<br />
befestigen. Nun kannst du ihn<br />
mit deinen Schreibtisch-Utensilien<br />
und etwas Deko bestücken.<br />
Die Verwendung von Paletten im Wohnbereich ist schier unendlich:<br />
Gartengarnitur, Sofas, Couchtische, Schaukeln, Regale,<br />
Betten oder auch Bartische und Hochbeete lassen sich mit etwas<br />
Geschick daraus zaubern.<br />
Europalette = Schreibtisch-Aufsatz<br />
© GIROMIN Studio, Ekaterina Senyutina – stock.adobe.com<br />
Es müssen nicht immer die großen DIY-Projekte und neue<br />
Möbelstücke sein. Kleine Upcycling-Projekte lassen sich ganz<br />
einfach im Alltag integrieren und schnell umsetzen. So kannst<br />
du beispielsweise alte Tassen oder Gefäße zu Blumentöpfen<br />
umfunktionieren. Flaschen können gestrichen oder unbehandelt<br />
als Blumenvasen fungieren. Die alten Porzellanfiguren von<br />
Oma kannst du mit einem Zweikomponentenkleber auf einen<br />
schlichten Teller kleben. Aber auch mit einem Porzellanmarker<br />
lässt sich altes oder langweiliges Geschirr aufhübschen.<br />
Alte Strickpullover, die vielleicht schon Löcher haben, kannst<br />
du zu Kissenhüllen nähen. Oder du verwendest den Ärmel ganz<br />
einfach als Überzug für dein neues Marmeladenglas-Windlicht.<br />
Kleine Projekte oder Dekoideen<br />
Am Briefzentrum 3•95448 Bayreuth<br />
Tel.: 0921-792320<br />
www.wigro-bayreuth.de
Advertorial<br />
Es gibt Neues<br />
auf dem<br />
Immobilienmarkt!<br />
Manfred <strong>Herbst</strong><br />
LBS-Experte<br />
Christina <strong>Herbst</strong><br />
LBS-ExperTin<br />
Unser LBS-Immobilienprofi Manfred<br />
<strong>Herbst</strong> hat nun seit dem letzten Jahr<br />
eine hervorragende Unterstützung<br />
durch seine Tochter Christina <strong>Herbst</strong>.<br />
Frau <strong>Herbst</strong> hat die Ausbildung zur<br />
Immobilienmaklerin bei der Sparkassen-Immobilien<br />
GmbH in Landshut<br />
durchlaufen und erfolgreich abgeschlossen.<br />
Sie planen demnächst eine Immobilie<br />
zu kaufen oder zu verkaufen? Dann lassen<br />
Sie sich jetzt von Ihren LBS-Immobilienexperten<br />
beraten. Ein starker Partner<br />
hilft Käufern und Verkäufern, ihre Träume<br />
zu verwirklichen. Das LBS-Profi-Team<br />
bietet Ihnen vor Ort die nötige Sicherheit<br />
und Kompetenz beim Verkauf oder Kauf<br />
einer Immobilie.<br />
Besonders bequem können Sie sich mit<br />
Ihrem konkreten Immobilienwunsch<br />
bei uns vormerken lassen und erhalten<br />
automatisch die passenden Immobilienangebote<br />
– exklusiv und häufig vor der<br />
Veröffentlichung im Internet. So sind Sie<br />
immer einen Schritt voraus.<br />
Viele unserer Kunden haben die richtige<br />
Entscheidung getroffen. Sie haben in den<br />
letzten Jahren das günstige Zinsniveau<br />
genutzt und sich eine Immobilie gekauft.<br />
Keiner hat den Erwerb bereut.<br />
Nun hat sich der Markt gedreht, die kräftigen<br />
Zinserhöhungen von 1 % auf über<br />
4 % für Baudarlehen und die Diskussionen<br />
zu den neuen energetischen Anforderungen<br />
haben den Immobilienmarkt<br />
verunsichert und stark beeinflusst. Viel zu<br />
lange haben die Europäischen Finanzentscheider<br />
die hoch verschuldeten Nachbarländer<br />
mit Geld überschwemmt –<br />
und die Inflation mehr als angetrieben.<br />
Die steigende Inflation war nur eine Frage<br />
der Zeit. Nun sind die angestiegenen<br />
Immobilien- und Grundstückspreise genauso,<br />
wie die Kosten für Handwerksleistungen,<br />
auf hohen Niveau.<br />
Wie es weitergeht? Die energetischen<br />
Anforderungen und die gestiegenen<br />
Material- und Handwerkerkosten führen<br />
wohl wieder zu einem gemäßigten Preisniveau.<br />
Wir sehen bereits eine deutliche<br />
Preiskorrektur bei den älteren Immobilienangeboten.<br />
Ausnahmen sind neuwertige<br />
Objekte, hier ist die Nachfrage von<br />
Kauf- und Bauwilligen noch hoch und die<br />
Preise sehr stabil.<br />
Um ein Objekt in einem überschaubaren<br />
Zeitraum verkaufen zu können, sollten<br />
Sie den aktuellen Marktwert richtig einschätzen.<br />
Unser Profi-Team vor Ort ermittelt<br />
seriös und zuverlässig den Kaufpreis.<br />
Eine solide Vorbereitung und ein strukturierter<br />
Ablauf der Vermittlung, sichern<br />
den Erfolg und schonen Ihre Nerven.<br />
© gopixa – stock.adobe.com, privat (2)<br />
Das LBS-Immobilien-Profi-Team<br />
ist vor Ort für Sie da!<br />
Wir suchen für unsere LBS- und<br />
weitere vorgemerkte, solvente Kunden<br />
Wohnimmobilien und Grundstücke.<br />
Kompetent, seriös, diskret –<br />
über 25 Jahre bietet die LBS-Immo<br />
erfolgreiche Immobilienvermittlung,<br />
hochwertige Vermarktungsmethoden<br />
und eine exzellente<br />
Marktkenntnis. Profitieren Sie von<br />
der jahrelangen Erfahrung.<br />
Rufen Sie uns<br />
unverbindlich an.<br />
Wir beraten Sie gerne<br />
persönlich.<br />
LBS-Immobilien<br />
Manfred <strong>Herbst</strong><br />
Christina <strong>Herbst</strong><br />
Regierungsstraße 13<br />
92224 Amberg<br />
09666/188386<br />
manfred.herbst@lbs-by.de<br />
christina.herbst@lbs-by.de<br />
Ihre LBS-Experten in Vertretung der
Lifestyle Rubrik Leben<br />
Freude<br />
Es ist eine der größten Freuden, die<br />
wir unseren Liebsten machen können:<br />
Geschenke, die von Herzen kommen<br />
und mit Liebe ausgewählt sind. Die<br />
eine besondere Bedeutung haben und<br />
zeigen, wie nahe wir ihnen sind und<br />
wie sehr wir uns für sie interessieren.<br />
Vor allem während der Weihnachtszeit<br />
steigt die Vorfreude, unserer Familie<br />
und unseren Freunden unter dem<br />
prachtvoll geschmückten Weihnachtsbaum<br />
mit einem fantastischen Präsent<br />
ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.<br />
Ihnen ein Stück Glück zu schenken.<br />
Doch das perfekte Geschenk zu finden<br />
ist manchmal nicht leicht. Schließlich<br />
soll es unseren engsten Bezugspersonen<br />
und Wegbegleitern zeigen, wie<br />
wertvoll sie für uns sind.<br />
Inspirationen für das perfekte Präsent<br />
gibt es in der Region unzählige: Ein<br />
glänzendes Schmuckstück als Symbol<br />
der Liebe, ein Verwöhn-Gutschein<br />
für eine besondere Schönheitsanwendung<br />
und pure Entspannung, eine<br />
kleine Besonderheit, um die Wohnung<br />
zu verschönern, aufregende kulturelle<br />
Veranstaltungen, ein Gutschein für ein<br />
ganz persönliches Umstyling und eine<br />
neue Frisur, das Mode-It-Piece, von<br />
dem die Liebsten schon lange träumen,<br />
ein besonderes Accessoire oder<br />
einen Korb voll Utensilien, die unsere<br />
engsten Vertrauten für ihr Hobby benötigen.<br />
Die Möglichkeiten sind scheinbar<br />
unendlich.<br />
Bei all der Vorfreude sollte eines beachtet<br />
werden: Wie jedes Jahr ist es<br />
wichtig, sich rechtzeitig Gedanken über<br />
das passende Geschenk zu machen,<br />
um während der besinnlichen Vorweihnachtszeit<br />
nicht in Hektik zu geraten<br />
und sie in vollen Zügen genießen zu<br />
können. So gelingt es, den Herzensmenschen<br />
am Fest der Liebe ein Stück<br />
Glück zu schenken.<br />
Schenken<br />
© Hintergrundbild S.68- 73: EkaterinaVladimirova – stock.adobe.com 68<br />
julia hammer
Rubrik<br />
Advertorial<br />
Weihnachtsgeschenk für<br />
die anspruchsvolle Dame<br />
© Living Happy-Hair GbR<br />
Rundum schön<br />
Auf der Suche nach einem Wohlfühl-Paket?<br />
Dann ist Living Happy-Hair genau das Richtige.<br />
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Barberchair werden Kunden verwöhnt – von<br />
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Rabatt-Aktionen – und von Gutscheinen, die<br />
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Klassik trifft Modernität – Luxuriöse Nachtwäsche,<br />
die auch anspruchsvolle Kundinnen<br />
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exklusiver italienischer Seide, mit zeitlosen<br />
Schnitten und makelloser Verarbeitung. Das<br />
Wohlfühl-Paket komplett machen hochwertige<br />
Kunstfelldecken, die auch an kalten Tagen<br />
warm halten. Ein modisches Dream-Team für<br />
<strong>Herbst</strong> und Winter.<br />
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92637 Weiden<br />
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69
Advertorial<br />
Rubrik<br />
Deco Echo ist eine Marke für<br />
einzigartigen Schmuck<br />
Sie ist eine Kombination aus modernem<br />
Design und traditioneller Handwerkskunst.<br />
Der Schmuck ist aus Sterlingsilber gefertigt,<br />
doch der unkonventionelle Umgang mit<br />
diesem Edelmetall macht die Stücke zu<br />
kleinen Kunstwerken.<br />
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der Extraklasse mit Wohlfühleffekt.<br />
Diese wirkstoffintensive Gesichtsbehandlung<br />
mit 24-karätigem Blattgold wirkt stoffwechselanregend,<br />
stimuliert die Hautzellen und<br />
bindet Feuchtigkeit. Somit erhält Ihre Haut<br />
mehr Spannkraft, Elastizität und Vitalität.<br />
Sie wirkt dadurch praller, glatter und strahlt<br />
voller Leuchtkraft. Das Ergebnis wird auch<br />
Sie überzeugen. Genießen Sie eine strahlend<br />
schöne Haut mit dem gewissen „Glow“ –<br />
Preis: 139 €.<br />
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92637 Weiden<br />
0961/3989400<br />
Gablonzer Str. 4<br />
95466 Weidenberg<br />
09278/774600<br />
Der gesamte Deco-Echo-Schmuck wird in<br />
einer kleinen Werkstatt in Krakau, Polen,<br />
mit traditionellen Silberschmiedetechniken<br />
hergestellt. Das Silber wird auf unterschiedliche<br />
Weisen behandelt, um eine breite<br />
Palette an ungewöhnlichen Formen, Farben<br />
und Strukturen zu erhalten, die den<br />
Schmuck so einzigartig machen.<br />
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Hinter der Schanz 10<br />
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70
Rubrik<br />
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„NeuerMarkt“ schenken Sie immer<br />
das Richtige. Ob Mode, Technik, Lebensmittel,<br />
Wohnaccessoires, Haushaltsartikel,<br />
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jeder Beschenkte fündig. Die Gutscheine<br />
können in den über 40 Shops des Einkaufszentrums<br />
„NeuerMarkt“ eingelöst werden.<br />
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Stadtquartier<br />
„NeuerMarkt“<br />
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Dammstraße 1<br />
92318 Neumarkt<br />
0918/909 18000<br />
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www.neuermarkt-nm.de<br />
Seit 2008 findet man im Herzen der Altstadt<br />
begehrte Fashionlabels wie Dondup, Herzensangelegenheit,<br />
True Religion, Riani, Drykorn,<br />
American Vintage und viele mehr! Dazu kleine<br />
und feine Lieblingsstücke aus den Bereichen<br />
Lifestyle und Accessoires! Eine Tasse<br />
Espresso an der beliebten Bar, dazu professionelle<br />
und authentische Beratung machen<br />
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Oberer Markt 23<br />
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0151/42812640<br />
Instagram: fashionlounge.cham.weiden<br />
71<br />
71
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© Hope in Pictures - Stefanie Kisbauer (3)<br />
Neu bei uns im Team:<br />
Stefanie Ammicht<br />
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Verschenken ohne Theater!<br />
Gutschein – Stadttheater Amberg<br />
Sie sind auf der Suche nach einem geeigneten<br />
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Wert des Gutscheins selbst bestimmen und<br />
der Beschenkte kann sich seinen Theateroder<br />
Konzerttermin im Rahmen des üblichen<br />
Vorverkaufs frei aussuchen (ausgenommen:<br />
Fremdveranstaltungen) und den Gutschein<br />
einlösen.<br />
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Unser heller freundlicher Salon lädt Sie ein,<br />
sich bei uns zu entspannen und verwöhnen<br />
zu lassen. Genießen Sie die Zeit in einer<br />
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Stadttheater Amberg<br />
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Tourist-Information Amberg,<br />
telefonisch unter 09621/10-1233,<br />
per Mail unter ticket@amberg.de,<br />
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72
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Blick etwas sehr Persönliches verrät: das<br />
Sternzeichen. Das mitternachtsschwarze<br />
Zifferblatt aus echter Emaille mit dezent<br />
funkelndem „Sternenstaub“ und die von<br />
Hand aufgesetzten Sternapplikationen in<br />
Gehäusefarbe symbolisieren mit Liebe zum<br />
Detail das Sternbild und geben der Uhr eine<br />
sinnliche und inspirierende Note. Das anschmiegsame<br />
Armband mit Schnellwechselsystem<br />
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genauso geschmackvoll zum Business- oder<br />
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Los,<br />
bleib du selbst<br />
© Sara Neidhardt<br />
Julia Hammer<br />
Fühlst du dich manchmal schwach?<br />
Zerrissen? Fragst dich, wie viel du wert<br />
bist und was du überhaupt kannst? Es<br />
sind Gefühle, die einen energieraubenden<br />
Gedankenkreislauf freisetzen, der<br />
nur schwer wieder zu stoppen ist. Jetzt<br />
frage ich dich: In welchen Situationen<br />
fühlst du dich so? Kommen diese Gefühle<br />
plötzlich? Nein? Genau das ist der<br />
Punkt. Denn in den meisten Fällen sind<br />
nicht wir der Auslöser dafür. Es wird<br />
Zeit, daran etwas zu ändern.<br />
Wir alle haben unsere Stärken. Eigenschaften,<br />
die wir an uns schätzen. Empathie.<br />
Die Gabe, andere zum Lachen<br />
zu bringen. Besondere Talente. Warmherzigkeit<br />
oder ein äußerliches Merkmal,<br />
auf das wir stolz sind. Wir sind<br />
individuell. Entsprechen nicht immer<br />
dem Mainstream. Und lieben es. Doch<br />
immer wieder geraten wir in Situationen,<br />
in denen uns andere Menschen das<br />
Gute an und in uns absprechen wollen.<br />
Jeder von uns könnte jetzt mit Sicherheit<br />
mindestens zehn Beispiele aus<br />
dem Stegreif nennen. Eine missgünstige<br />
Mitschülerin, die nichts weiter als<br />
ein lautstarkes „Wow, siehst du damit<br />
fett aus“ für einen übrig hat, wenn man<br />
stolz mit einem neuen Outfit, für das<br />
man lange gespart hat, das Klassenzimmer<br />
betritt. Menschen, die Freude daran<br />
haben, anderen durch Hasskommentare<br />
bei Social Media jedes Urlaubsfoto,<br />
jede bedeutende Erinnerung kaputtzumachen.<br />
Ein Kollege, der durch kleine<br />
Seitenhiebe und Intrigen immer wieder<br />
das Vertrauen in die eigene Leistung<br />
raubt. Die Folgen? Verunsicherung.<br />
Selbstzweifel. Schweigen. Rückzug.<br />
Noch schwieriger wird es, wenn es<br />
nahestehende Menschen sind, die uns<br />
dieses Gefühl geben. Ein Familienmitglied.<br />
Die scheinbar enge Freundin.<br />
Der Partner. Warum schwierig? Weil<br />
wir es nicht für möglich halten, dass<br />
es diese Personen schlecht mit uns<br />
meinen könnten. Wir vertrauen ihnen.<br />
Glauben ihren Worten. Fühlen uns bei<br />
ihnen sicher. Ich erinnere mich noch<br />
gut an eine prägende Situation. Schon<br />
lange wollte ich Redakteurin werden.<br />
Ich habe viel dafür investiert. Vor mehr<br />
als zehn Jahren war es dann soweit:<br />
Ich hatte meine Bewerbung fertig. War<br />
nervös, weil ich diesen Job unbedingt<br />
wollte. Die Reaktion eines mir damals<br />
Vertrauten? „Das kannst du gleich lassen.<br />
Du wirst sowieso nicht genommen.<br />
Das Zeug zur Redakteurin hast<br />
du nicht.“ Auch bei mir war die unmittelbare<br />
Konsequenz: Selbstzweifel.<br />
Wenn ein mir so nahestehender Mensch<br />
so über mich denkt, kann es ja nur stimmen.<br />
Es stimmte nicht. Aber ich habe<br />
lange gewartet, bis ich meine Bewerbung<br />
losgeschickt habe. Und ich habe<br />
nicht mehr daran geglaubt, dass es<br />
klappen könnte. Ich könnte unzählige<br />
solcher Situationen erzählen. Was sie<br />
alle gemein haben? Es waren immer die<br />
gleichen Personen, die diese Gefühle in<br />
mir über lange Zeit ausgelöst haben.<br />
Der Fehler? Ich habe viel zu lange an<br />
ihnen festgehalten. Doch dann habe<br />
ich gelernt: Man muss zwischen zwei<br />
Dingen unterscheiden: Zum einen: Wie<br />
fühle ich für jemanden? Zum anderen:<br />
Wie lässt mich derjenige fühlen? Ich<br />
kann eine Person charismatisch, liebenswert,<br />
intelligent und lustig finden.<br />
Mich von ihr angezogen fühlen, sie vielleicht<br />
sogar lieben. Freundschaftlich.<br />
Partnerschaftlich. Aber wenn diese<br />
Person in mir das Gefühl von Einsamkeit,<br />
Traurigkeit und Stress auslöst,<br />
wenn ich wegen ihr an mir selbst zweifle,<br />
dann ist das die Realität. Wir neigen<br />
dazu, Menschen, die wir für wertvoll<br />
erachten, zu idealisieren. Ihnen vieles<br />
zu verzeihen. Dinge, die wir objektiv betrachtet<br />
als Grund für einen sofortigen<br />
Kontaktabbruch werten würden. Doch<br />
das ist falsch.<br />
Eine schwere Erkenntnis, denn sie beinhaltet:<br />
Ich habe mich in jemandem<br />
getäuscht. Ich muss loslassen. Aber<br />
sie ist wichtig, denn sie ist der erste<br />
Schritt, um uns von Menschen zu lösen,<br />
die es nicht gut mit uns meinen. Ihnen<br />
die Macht zu nehmen, die es ihnen ermöglicht,<br />
uns an uns zweifeln zu lassen.<br />
Unsere Stärken zu hinterfragen. Uns<br />
muss immer bewusst sein: Die wahre<br />
Macht darüber, wie wir fühlen, haben<br />
wir selbst. Wir wissen, wer wir sind. Wir<br />
wissen, was wir können. Und niemand<br />
kann uns diese Gewissheit nehmen.<br />
74
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