Inspiration Nr 02- 2024
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Expert Sicherungsgeräte<br />
interne Nocke, die bei Druck das Seil<br />
gegen das Gehäuse klemmt. Das GriGri<br />
eignet sich auch zum kontrollierten Ablassen.<br />
Dabei wird der Ablasshebel nach<br />
hinten gezogen, und die Bremsfunktion<br />
reguliert das Tempo des Abseilens. Wichtig<br />
ist jedoch – ähnlich wie bei unterstützten<br />
Tubern – beim Sichern mit dem GriGri<br />
körperdynamisch zu agieren, um beim<br />
Sturz des Kletterers etwas Dynamik ins<br />
Seil zu bringen und den Sturz zu mildern.<br />
Seit seiner Einführung haben Kletterer<br />
verschiedene Techniken entwickelt und<br />
verfeinert, um das Beste aus diesem Gerät<br />
herauszuholen, etwa die sogenannte<br />
«Gaswerkmethode». Mit einer speziellen<br />
Handhaltung erleichtert sie die Seilausgabe<br />
und -einnahme, während das<br />
Bremsseil jederzeit in der Bremshand<br />
bleibt. Der Name Gaswerk geht auf die<br />
Schweizer Kletterhalle zurück.<br />
Sicherungsgeräte Kategorien<br />
Kategorie optimale Anwendung Vorteile Nachteile<br />
HMS<br />
Tuber/<br />
Stichtplatte/<br />
Achter<br />
Tuber mit<br />
Bremskraftunterstützung<br />
Halbautomaten<br />
• einfache<br />
Mehrseillängen<br />
• Hochtouren<br />
• Mehrseillängen<br />
• Sportklettern<br />
• Mehrseillängen<br />
• Sportklettern<br />
• Sportklettern<br />
• nur ein Schraubkarabiner<br />
nötig<br />
• seildynamische<br />
Sicherung möglich<br />
• Abseilen und Nachsichern<br />
mit der Guide-<br />
Funktion möglich<br />
• kann im Idealfall<br />
Sicherungsfehler<br />
ausgleichen<br />
• Versionen für Mehrseillängen<br />
erhältlich<br />
• gleicht Sicherungsfehler<br />
aus<br />
• vom Seileinlaufwinkel<br />
unabhängige<br />
Blockierfunktion<br />
• Seil krangelt<br />
• verzeiht keine<br />
Sicherungsfehler<br />
• geringe Bremswirkung<br />
• keine Redundanz<br />
• keine seildynamische<br />
Sicherung möglich<br />
• körperdynamische<br />
Sicherung muss<br />
beherrscht werden<br />
• keine seildynamische<br />
Sicherung möglich<br />
• körperdynamische<br />
Sicherung muss<br />
beherrscht werden<br />
Risiko Mensch: Das Dreibein-Prinzip<br />
Die jüngsten Unfallstatistiken aus deutschen<br />
Kletterhallen für das Jahr 2<strong>02</strong>2 offenbaren<br />
eine besorgniserregende Tendenz: Bei nahezu<br />
allen verzeichneten Bodenstürzen –<br />
insgesamt 19 Fälle – war eine fehlerhafte<br />
Bedienung des Sicherungsgeräts die Hauptursache.<br />
Diese Statistik unterstreicht die<br />
Bedeutung des korrekten Umgangs mit Sicherungsgeräten<br />
beim Klettern. Aber was<br />
bedeutet «korrekter Umgang»? Veranschaulichen<br />
lässt sich das durch das Dreibein-Prinzip.<br />
Ein Tisch mit drei Beinen steht<br />
stabil – vorausgesetzt, jedes Bein hat seine<br />
volle Funktion. Bei den Sicherungsgeräten<br />
repräsentiert das erste Bein die Funktionalität<br />
des Geräts. Dazu gehören das ordnungsgemässe<br />
Einlegen des Seils mit dem<br />
erlaubten Durchmesser, die Verwendung<br />
des passenden Karabiners, die reibungslose<br />
Funktionsweise aller Teile (zum Beispiel der<br />
Ablasshebel bei einem GriGri) und das siche-<br />
re Einklippen des Geräts in die Sicherungsschlaufe<br />
des Gurtes. Das zweite Bein bezieht<br />
sich auf die richtige Bedienung des Geräts.<br />
Selbst das beste Sicherungsgerät wird ineffektiv,<br />
wenn der Nutzer nicht weiss, wie<br />
es zu bedienen ist. Vergleichbar mit einer<br />
Fahrradbremse: Die neueste Bremse nützt<br />
wenig, wenn der Bremshebel nicht gezogen<br />
wird. Es ist also entscheidend, das Gerät genau<br />
zu kennen, einschliesslich des richtigen<br />
Seilausgebens und -einnehmens, des Ablassens<br />
und der Handhabung von Stürzen. Das<br />
dritte Bein stellt das Bremshandprinzip dar.<br />
Dabei sollte die Hand das Seil unterhalb einer<br />
gedachten Linie umschliessen – parallel<br />
zum Boden und entlang des Geräts. Diese<br />
Positionierung gewährleistet eine effektive<br />
Bremswirkung. Die Einhaltung dieses Dreibein-Prinzips<br />
– Funktionalität des Geräts,<br />
richtige Bedienung und Bremshandposition<br />
– bildet die Grundlage für eine sichere Nutzung<br />
von Sicherungsgeräten beim Klettern.<br />
«Jedes von uns<br />
angebotene Sicherungsgerät<br />
ist sicher,<br />
vorausgesetzt, es wird<br />
korrekt bedient.»<br />
Michael Schmid<br />
Produktmanager Hardware<br />
Die Neuen 2<strong>02</strong>4<br />
(Ab Juni erhätlich)<br />
Das Pinch ist ein innovatives Sicherungsgerät für<br />
Sportklettern, Mehrseillängen und Seilzugangstechnik.<br />
Es lässt sich direkt am Klettergurt befestigen<br />
und vereinfacht die Seilausgabe. Durch<br />
seine körpernahe Positionierung ist es möglich,<br />
mit einer einzigen Armbewegung 20 bis 30 Zentimeter<br />
mehr Seil auszugeben. Die frontalen<br />
Bremsrillen reduzieren Seilkrangel und sorgen<br />
für eine reibungslose Handhabung. Zusätzliche<br />
Sicherheit bietet die Anti-Panik-Funktion, während<br />
eine zweite Bremsstufe ein kontrolliertes<br />
Ablassen ermöglicht. In Mehrseillängen kann<br />
das Pinch in vier verschiedenen Richtungen am<br />
Standplatz eingehängt werden, was eine flexible<br />
Bedienung des Sicherungshebels ermöglicht.<br />
Petzl bringt 2<strong>02</strong>4 mit dem Neox eine für den Vorstieg optimierte Erweiterung<br />
des GriGri auf den Markt. Das Neox verfügt über eine bewegliche Rolle<br />
im Inneren, was ein flüssigeres Ausgeben des Seils im Vorstieg ermöglicht.<br />
Dabei wird die «klassische» Sicherungstechnik wie bei einem Tuber angewendet.<br />
Bei einem Sturz wird das Seil weiterhin durch einen Nocken blockiert,<br />
wodurch nur wenig Handkraft erforderlich ist. Der Ablasshebel ist<br />
ergonomisch gestaltet, und das Ablassen lässt sich gut dosieren.<br />
Gut gesichert: Die Autorin<br />
im Vorstieg auf<br />
der griechischen Insel Anafi.<br />
PINCH<br />
EDELRID<br />
Halbautomat, 8,5–10,5 mm<br />
Gewicht: 234 g<br />
NEOX<br />
PETZL<br />
Halbautomat, 8,5–11 mm<br />
Gewicht: 230 g<br />
Foto: Christopher Igel<br />
36<br />
Meilensteine der letzten 60 Jahre<br />
Der Abseilachter, oft einfach als «Achter» bezeichnet, entstand in den 1970er-Jahren, wobei Werner Munter,<br />
ein Schweizer Bergführer, häufig als Erfinder genannt wird. Gleichzeitig entwickelte der Österreicher Fritz<br />
Sticht die Stichtplatte, eine wichtige Innovation in der Klettersicherung, die die Fallenergie durch Reibung<br />
absorbiert. Die HMS-Karabiner, speziell für die Halbmastwurf-Sicherung geeignet, kamen ebenfalls in den<br />
1970ern von DMM (Phantom HMS) auf. Der erste Tuber, der ATC von Black Diamond, wurde 1993 auf den<br />
Markt gebracht. Ebenfalls in den 1990ern erschien mit dem GriGri von Petzl das erste halbautomatische<br />
Sicherungsgerät. Die letzte Entwicklungsstufe stellen unterstützte Tuber dar (z. B. Mammut Smart), die den<br />
Sicherheitsstandard weiter erhöhten.<br />
1960 Abseilachter<br />
1967 Stichtplatte<br />
1974 Gründung Bächli Bergsport<br />
1979 HMS-Karabiner<br />
1991 Petzl GriGri<br />
1993 Black Diamond ATC<br />
2005 Black Diamond ATC Guide<br />
2009 Mammut Smart<br />
2011 Climbing Technology<br />
2012 Edelrid Jul<br />
2016 DMM Pivot<br />
1960 1970 1980 1990 2000 2010 2<strong>02</strong>0<br />
2<strong>02</strong>4 Petzl Neox<br />
2<strong>02</strong>4 Edelrid Pinch<br />
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