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Warum es gut ist, ein Baby zu tragen

Eine erfahrene Kleinkindpädagogin und Mitbegründerin des Prager Eltern-Kind-Programmes (PEKiP) erläutert, warum kleine Kinder möglchst oft getragen werden sollten und wie ein Tragetuch dabei helfen kann.

Eine erfahrene Kleinkindpädagogin und Mitbegründerin des Prager Eltern-Kind-Programmes (PEKiP) erläutert, warum kleine Kinder möglchst oft getragen werden sollten und wie ein Tragetuch dabei helfen kann.

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Bindung sehr groß. Das verhindert oft, dass Frauen ihre <strong>Baby</strong>s aufnehmen<br />

und viel mit sich herum<strong>tragen</strong>. Ist di<strong>es</strong>e Angst vor Bindung nicht<br />

auch berechtigt? So <strong>ein</strong> Kind behindert die Mutter ja auch wirklich, und<br />

das ang<strong>es</strong>ichts <strong>ein</strong>er großen Freizügigkeit, die Frauen heute gegenüber<br />

früher haben. Es gibt da viel verborgene Angst vor di<strong>es</strong>em totalen Von<strong>ein</strong>ander-abhängig-s<strong>ein</strong>.<br />

Denn, wenn <strong>es</strong> so läuft, wie die Biologie <strong>es</strong><br />

vorg<strong>es</strong>ehen hat, <strong>ist</strong> nicht nur das <strong>Baby</strong> von der Mutter abhängig, sondern<br />

auch die Mutter vom Kind. Wenn sie das Kind stillt, <strong>ist</strong> <strong>es</strong> ganz<br />

wichtig, dass das Kind regelmäßig die Brust leertrinkt, sonst geht <strong>es</strong> der<br />

Mutter nicht <strong>gut</strong>. Di<strong>es</strong>e Abhängigkeit hält immerhin etwa 9 Monate an.<br />

Die Mutter, die in viel Körperkontakt mit ihrem Kind <strong>ist</strong>, achtet sehr<br />

aufmerksam auf s<strong>ein</strong>e Signale. So merkt sie sehr genau, wenn das Kind<br />

anfängt, sich für die Umwelt <strong>zu</strong> inter<strong>es</strong>sieren, für Gegenstände, für andere<br />

Menschen. Wenn sie <strong>es</strong> trägt, wird <strong>es</strong> sich nach außen wenden, ihr<br />

z.B. deutlich anzeigen, dass <strong>es</strong> auf den Fußboden möchte, um <strong>ein</strong> bunt<strong>es</strong><br />

Spielzeug <strong>zu</strong> erreichen. Jetzt <strong>ist</strong> die Mutter angefragt, <strong>es</strong> los<strong>zu</strong>lassen.<br />

Schon halbjährige Kinder zeigen deutlich: Ich will nicht länger auf d<strong>ein</strong>em<br />

Arm s<strong>ein</strong>.<br />

Es <strong>ist</strong> sehr inter<strong>es</strong>sant <strong>zu</strong> beobachten, wie Mütter in anderen Kulturen<br />

darauf achten. Auf der Insel Sumatra (Indon<strong>es</strong>ien) <strong>tragen</strong> die Mütter<br />

ihre <strong>Baby</strong>s fast ständig im Tragetuch. Nachts oder wenn sie auf dem<br />

Markt sitzen und die Kinder schlafen, hängen die Mütter das Tragetuch<br />

mit dem <strong>Baby</strong> an <strong>ein</strong>en Haken in der Decke oder über den Ast <strong>ein</strong><strong>es</strong><br />

Baum<strong>es</strong>, bis das <strong>Baby</strong> sich wieder meldet. Dann schaut die Mutter: Genügt<br />

<strong>es</strong>, das Kind <strong>ein</strong> bisschen an<strong>zu</strong>stoßen,<br />

damit <strong>es</strong> ins Schaukeln kommt und weiterschläft<br />

oder muss ich <strong>es</strong> jetzt herausnehmen<br />

und ihm etwas <strong>zu</strong> trinken geben? Wenn die<br />

Frauen unterwegs sind, haben sie das Kind<br />

immer im Tragetuch dabei. Wenn sie irgendwo<br />

sitzen - auf dem Markt, im Bus oder im<br />

B<strong>ist</strong>ro -, lockern sie das Tuch. So <strong>ist</strong> das<br />

Kind nicht ganz f<strong>es</strong>t an sie gebunden, <strong>es</strong> liegt<br />

auf ihren B<strong>ein</strong>en und kann sich für <strong>ein</strong>e Zeit<br />

frei bewegen, s<strong>ein</strong>e ersten Weg-bewegungsversuche<br />

machen. Immer wenn <strong>es</strong> möglich<br />

<strong>ist</strong>, versuchen die Mütter, den Kindern Raum<br />

<strong>zu</strong>r eigenen Entfaltung <strong>zu</strong> geben.<br />

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