34 | Thema Diese Aufnahme stammt aus 1975, da ist die börse Wuppertal gerade ein Jahr alt. 50 Jahre später ist sie weiterhin eine der absoluten Kulturgrößen der Region. Fotos: die börse, Friedemann Köhn HAPPY BÖRSDAY! Zu Wuppertal gehört DIE BÖRSE wie die Schwebebahn und der Zoo. Vor 50 Jahren wurde sie als eines der ersten soziokulturellen Zentren des Landes gegründet und hat bewegte Zeiten hinter sich. Im Jubiläumsjahr wird mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert. Die Geschichte der Wuppertaler börse kann nicht erzählt werden ohne das Impuls. Das Impuls (1968–1973) war das erste private kulturpolitische Aktionszentrum der Nachkriegszeit in Westdeutschland und gilt als Vorreiter der börse, die sieben Monate nach dessen Schließung am Viehhof eröffnete. Als eines der ersten soziokulturellen Zentren der Republik setzte die börse Maßstäbe im Zusammenspiel von Pop und Politik. „Wuppertal war damals die Stadt des Aufbruchs in NRW“, sagt börsen-Chef Lukas Hegemann, „kulturell auf Augenhöhe mit Städten wie Hamburg oder Zürich.“ Internationale Künstler:innen, vor allem aus der Jazzszene, spielten Konzerte, Pina Bausch entwickelte ihr Tanztheater, es gab Happenings mit Joseph Beuys oder Nam June Paik. In der börse gründete Trude Unruh die Grauen Panther, politische Gruppen formierten sich, Frauen-, Friedens- und Anti-AKW-Bewegungen gingen in Stellung, die Theatersparte bot „ein sensationelles Bühnenprogramm“. Partyreihen wie der legendäre „Wackeltreff“ prägten eine ganze Generation. Von Tag eins an war das Haus voll. In dem halben Jahrhundert ihres Bestehens hat die börse viele Krisen durchgemacht – und sie alle überlebt. 1977 kam es zu einem Brand; in den 90ern erzwang ein einzelner Anwohner per Klage generelle Nachtruhe um 22 Uhr. Wie nahezu alle Kulturbetriebe musste auch die börse permanent um ihre Finanzierung kämpfen. Wiederholt wurde die städtische Unterstützung gekürzt, 2010 drohte im Zuge der kommunalen Pleite Wuppertals die Schließung. Geld ist bis heute ein eher unschönes Thema. Lukas Hegemann sagt, als Geschäftsführer wünsche er sich für die Zukunft der börse „finanzielle Stabilität“. „Kultur, in der die Gesellschaft sich spiegeln kann, ist wichtig. Wir wünschen uns eine Zusatzfinanzierung der Soziokultur durch das Land, nicht nur die Förderung einzelner Projekte.“ Jetzt aber wird erst einmal der runde Geburtstag gefeiert, unter anderem mit der Konzertreihe „50 Bands gratulieren“. Den Auftakt machten am 8.11.23 die Fehlfarben und läuteten damit das Festivaljahr ein, das am 50. Jahrestag der Gründung, 8.11.24, mit einer großen Gala endet. Viele der Bands, die über das Jahr verteilt auftreten, sind wie die Fehlfarben alte Weggenossen der börse: etwa das Jasper van’t Hof Quartett, das am 5.4. gastiert, tags darauf die Zeltinger Band, die Neue Deutsche Welle in Vertretung von Östro 430, Der Moderne Mann sowie Bärchen und die Milchbubis am 10.5. oder Muff Potter (18.5.). Auch Premierengäste befinden sich unter den Gratulanten – am 5.10. spielt erstmals Captain Planet in der börse. Lukas Hegemann verspricht, dass das Programm nicht nur Rückblicke beinhaltet, sondern auch „Sachen, die sich nach vorne richten“. Formate wie Theater und Talkrunden sind geplant, außerdem gibt es unter dem Titel „5 Orte gratulieren“ Geschenke von Freund:innen aus der freien Kulturszene. So spendiert die Färberei am 18.4. ein Konzert mit der Jazzsängerin Brenda Boykin und der inklusiven Band Rock am Ring aus Krefeld. Soziokultur verbindet: Die börse ist und bleibt ein identitätsstiftender Ort. Zu ihrem Wesenskern gehört es, der Gesellschaft immer wieder ein Angebot zu machen, vielseitig und generationenübergreifend. „Und ich glaube, das gelingt uns ganz gut“, so Lukas Hegemann. . bk die börse Wuppertal, Wolkenburg 100; dieboerse-wtal.de, Facebook & Instagram: dieboersewuppertal,
Kalender | 35 Foto: Richard Beland NICKELBACK 30.5. Lanxess Arena, Köln