20.03.2024 Aufrufe

Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 026

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den Digitalisierungsthemen rund um die intelligente Fabrik. Technik und Wissen gilt in der Branche als Meinungsführer. Das Printmagazin besteht aus exklusiven Fachartikeln, die von renommierten Fachjournalisten geschrieben werden und so brandaktuelle Themen aufgreifen. Auch im Onlinebereich zählt das Fachmagazin zu den führenden Plattformen in der DACH-Region. Sie zählen zu den Experten des sogenannten «digitalen Storytellings», wofür sie schon ausgezeichnet wurden. Das sagt man über Technik und Wissen: «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» – Laudatio beim SFJ-Award ---------- Schwerpunkt Ausgabe 026: Nachhaltige Produktion und Single Pair Ethernet

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den Digitalisierungsthemen rund um die intelligente Fabrik.

Technik und Wissen gilt in der Branche als Meinungsführer. Das Printmagazin besteht aus exklusiven Fachartikeln, die von renommierten Fachjournalisten geschrieben werden und so brandaktuelle Themen aufgreifen. Auch im Onlinebereich zählt das Fachmagazin zu den führenden Plattformen in der DACH-Region. Sie zählen zu den Experten des sogenannten «digitalen Storytellings», wofür sie schon ausgezeichnet wurden.

Das sagt man über Technik und Wissen: «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» – Laudatio beim SFJ-Award

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Schwerpunkt Ausgabe 026: Nachhaltige Produktion und Single Pair Ethernet

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KLIMA-<br />

KLIMA-<br />

26 2024<br />

NEUTRALE<br />

NEUTRALE<br />

PRODUKTION<br />

SINGLE<br />

PAIR<br />

ETHERNET


WAS<br />

KANN<br />

DAS?<br />

WAS DU<br />

WILLST!<br />

EDITORIAL<br />

ALTE VERPACKUNG,<br />

NEUE INHALTE<br />

Wo, wie, wofür – das entscheidest Du!<br />

Wir wissen selbst nicht genau, wie <strong>und</strong> wofür Du dieses Produkt einsetzen<br />

<strong>und</strong> nutzen wirst – müssen wir auch nicht. Denn Du weißt es selbst am besten.<br />

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Unser <strong>Printmagazin</strong> erschien erstmals im Februar<br />

2019. Weil das schon wieder ein paar Tage<br />

her ist, war es an der Zeit, unseren Auftritt zu<br />

hinterfragen. Allerdings nicht den gestalterischen,<br />

sondern den inhaltlichen. Bei dieser Kontrolle<br />

verabschiedeten wir uns von einigen Formaten, wie den<br />

Firmennews, unsere Zahlenseite oder die globale Forschungsübersicht.<br />

Das Ausmisten ist das eine, das Einstreuen das andere!<br />

Um unseren Titeln als Chefredaktoren Print <strong>und</strong> Online<br />

fortan besser gerecht zu werden, verteilen wir unsere Aufgaben<br />

nun neu. Berichtete Eugen Albisser bisher von der<br />

Fertigungstechnik <strong>und</strong> ich von der Automatisierungstechnik,<br />

wildern wir zukünftig im Bereich des anderen.<br />

Hierbei fokussiere ich mich jedoch auf den klassischen<br />

Journalismus mit leidenschaftlich recherchierten <strong>und</strong><br />

geschriebenen Beiträgen. Zu diesen gehört unter anderem<br />

das Hintergr<strong>und</strong>-Interview, bei dem ich Nachrichten vertiefe<br />

<strong>und</strong> die Geschichten dahinter erzähle.<br />

Mein Kompagnon bildet dagegen im <strong>Printmagazin</strong> ab,<br />

was das World Wide Web <strong>und</strong> die sozialen Medien zu<br />

unseren Schwerpunktthemen schreiben. Dabei zeigt er<br />

auch die Möglichkeiten auf, welche die Künstliche Intelligenz<br />

für einen attraktiven Fachjournalismus bietet. Ein<br />

Beispiel hierfür sind unsere Avatare an dieser Stelle. Ein<br />

anderes sind die KI-basierten Interviews, bei denen Eugen<br />

Albisser mit historischen Persönlichkeiten über die<br />

technischen Herausforderungen unserer Zeit spricht.<br />

Zum Auftakt interviewte er den Automobil-Pionier Henry<br />

Ford zu Netto-Null-Emissionen in der Produktion.<br />

Viel Spass mit dem neuen TuW wünscht Ihnen<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

Den Firmen aufgezwungene Themen sind selten<br />

reizvoll. Sie lasten schwer im Geschäftsleben,<br />

oft verknüpft mit Regulierungen <strong>und</strong><br />

Gesetzen, die die Freiheit einschränken. Doch<br />

nicht alle grossen gesell schaftlichen <strong>und</strong> technologischen<br />

Trends fallen unter diese Kategorie: Unternehmen<br />

haben beispielsweise die Möglichkeit, die Digitalisierung<br />

in ihrem eigenen Tempo voranzutreiben <strong>und</strong><br />

den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bedarfsgerecht<br />

zu steuern.<br />

Die Situation r<strong>und</strong> um Nachhaltigkeitsthemen unterscheiden<br />

sich deutlich: Sie ist unvermeidlich, dringlich<br />

<strong>und</strong> das führt zu Regulierungen.<br />

Hier sollte ein Unternehmen die «Herausforderung als<br />

Chance» ernsthaft in Betracht ziehen. Obwohl dieser Ausdruck<br />

oft als leere Floskel verwendet wird, verdient er im<br />

Kontext der Nachhaltigkeit eine konkrete Anwendung.<br />

Es gibt zahlreiche Gründe, Nachhaltigkeit als Chance<br />

zu begreifen, hier seien nur drei angeführt:<br />

Erstens: Nachhaltige Lösungen fördern oft innovative<br />

Ansätze, die neue Geschäftsfelder <strong>und</strong> Produkte<br />

entstehen lassen. Zweitens: Sie ermöglichen es, das<br />

Markenprofil zu schärfen <strong>und</strong> einen signifikanten<br />

Wettbewerbsvorsprung zu erzielen. Drittens: Sie bieten<br />

die Möglichkeit, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens<br />

zu sichern <strong>und</strong> gesellschaftliche Verantwortung<br />

aktiv wahrzunehmen.<br />

Auf diese Weise betrachtet, kann Nachhaltigkeit zu<br />

einer zentralen <strong>und</strong> starken Strategie werden, die zu<br />

Innovationen, Differenzierung <strong>und</strong> langfristigen Erfolg<br />

führen kann.<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

#<strong>026</strong> 3


KEIN HELIUM – KEINE EXPERIMENTE:<br />

ETH IM TEIL-SHUTDOWN! – SEITE 8<br />

MIT QUANTENRECHNERN WÜRDEN<br />

LOGISTIKER ZU SIMULATIONS-<br />

EXPERTEN – SEITE 46<br />

SINGLE PAIR ETHERNET:<br />

JETZT IST DER<br />

RICHTIGE ZEITPUNKT<br />

DAFÜR! – SEITE 16<br />

WIE KANN MAN CO2 IN TREIBSTOFF<br />

UMWANDELN? – SEITE 58<br />

«SPE REDUZIERT DIE KOMPLEXITÄT<br />

VON VERKABELUNGSSYSTEMEN.» -<br />

SEITE 18<br />

30 MIKROMETER WINZIGER ROBOTER:<br />

AUFBAU, ANTRIEB, EINSATZGEBIETE,<br />

HERSTELLUNG – SEITE 42<br />

PRODUKTE FÜR DIE SMARTE PRODUK-<br />

TION UND AUTOMATION – SEITE 32<br />

INHALT<br />

Historisches KI-Interview mit<br />

Henry Ford: «Ich hätte<br />

Netto-Unter-Null anvisiert.»<br />

6<br />

24<br />

Robotec <strong>und</strong> wie<br />

man effiziente <strong>und</strong><br />

hochpräzise Montageautomaten<br />

baut<br />

«Der erste Schritt<br />

zur klimaneutralen<br />

Produktion sind<br />

effiziente Prozesse»<br />

54<br />

60<br />

Netto-Null <strong>und</strong> der<br />

grüne Stahl<br />

WHITEPAPER UND VIDEOS RUND UM<br />

SINGLE PAIR ETHERNET – SEITE 20<br />

VON INNOVATIVEN KOLBEN UND<br />

ANDEREN HIGHLIGHTS AUS<br />

DER FORSCHUNG – SEITE 10<br />

CO2-NEUTRALE PRODUKTION?<br />

INSPIRATION HOLEN AUF<br />

DER HANNOVER MESSE – SEITE 64<br />

SO BRINGT GENF SEINE IT AUF<br />

DIE STRASSE – SEITE 28<br />

DIE REISE ZU NETTO-NULL.<br />

DIE CHRONIK – SEITE 63<br />

KURZNEWS: WAS UNTERNEHMEN ZU<br />

DIGITALER REIFE FEHLT – SEITE 48<br />

4 #<strong>026</strong><br />

CFK-BEARBEITUNG: MIT DIESEM<br />

WERKZEUG LÄUFT’S RUND – SEITE 66<br />

DIE NÄCHSTEN MESSEN:<br />

GRINDING HUB, SIAMS, HMI,<br />

SENSOR+TEST, WIRE & TUBE – SEITE 40<br />

#<strong>026</strong> 5


HISTORISCHES KI-INTERVIEW<br />

«NETTO-NULL?<br />

ICH HÄTTE WAHRSCHEINLICH<br />

VERSUCHT, DIESEN ANSATZ<br />

NOCH WEITER ZU TREIBEN.»<br />

In unserem neuen historischen Interview entlockten wir Henry Ford visionäre<br />

Gedanken zu «Netto Null» <strong>und</strong> «grüner Fertigung». Sein Credo: Mehr beschenken<br />

als nehmen. Eine Netto-Unter-Null-Weisheit, die verblüfft <strong>und</strong> beflügelt.<br />

Ausserdem könnten wir eine Initiative starten, bei der alte<br />

Fahrzeuge zurückgekauft <strong>und</strong> deren Teile wiederverwendet<br />

oder recycelt werden, um die Abfallmenge zu reduzieren.<br />

Es geht darum, den Lebenszyklus eines Autos als geschlossenen<br />

Kreislauf zu betrachten, nicht als Einbahnstrasse,<br />

die im Schrottplatz endet.<br />

Ich wollte wegen des grünen Patents noch nachfragen.<br />

Was stellen Sie sich darunter genau vor?<br />

Mit «grünem Patent» meine ich eine innovative Lösung<br />

oder Technologie, die in jedem neuen Fahrzeugmodell<br />

implementiert wird <strong>und</strong> einen direkten Beitrag zum<br />

Umweltschutz leistet. Stellen Sie sich vor, jedes Jahr bringt<br />

Ford ein neues Modell auf den Markt, das nicht nur in<br />

puncto Design oder Leistung verbessert wurde, sondern<br />

auch eine spezielle, patentierte umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Funktion besitzt. Dies könnte von fortschrittlichen<br />

Emissionsreduzierungstechnologien über neuartige,<br />

nachhaltige Materialien bis hin zu Effizienzsteigerungen in<br />

der Energieverwendung reichen.<br />

Bilder: Henry Ford, erstellt mit dem<br />

KI-Bildprogramm «Clipdrop».<br />

Henry Ford (1863–1947)<br />

war ein amerikanischer Industrieller <strong>und</strong> der Gründer der<br />

Ford Motor Company, einer der ersten, der die Massenproduktion<br />

von Automobilen auf eine Art <strong>und</strong> Weise einführte,<br />

die die Industrie <strong>und</strong> die amerikanische Gesellschaft<br />

nachhaltig veränderte. 1908 revolutionierte Ford die Automobilindustrie<br />

mit der Einführung des Modell T<br />

(T in Lizzie, «Blechliesel»), einem erschwinglichen,<br />

robusten <strong>und</strong> leicht zu wartenden Fahrzeug. Um die hohe<br />

Nachfrage zu befriedigen, führte Ford 1914 die Fliessbandproduktion<br />

in seinen Fabriken ein, was zu einer enormen<br />

Steigerung der Produktionseffizienz führte.<br />

Herr Ford, gibt es eine Persönlichkeit oder einen<br />

Erfinder der modernen Zeit, mit dem Sie gerne<br />

über neue Technologien reden würden?<br />

Wie wahrscheinlich sehr viele andere auch: mit<br />

Elon Musk. Er hat mit Tesla <strong>und</strong> SpaceX erstaunliche<br />

Fortschritte gemacht <strong>und</strong> ich respektiere seine Vision.<br />

Was würden Sie ihn fragen?<br />

Ich würde Elon Musk fragen, wie er es schafft, sowohl auf<br />

der Erde als auch im Weltraum Innovationen zu liefern,<br />

während ich meine ganze Karriere damit verbrachte,<br />

sicherzustellen, dass die Räder fest auf dem Boden bleiben.<br />

Ausserdem wäre ich neugierig, wie er die Herausforderungen<br />

der Massenproduktion in der modernen Ära angeht,<br />

insbesondere mit der Komplexität der Elektrofahrzeuge im<br />

Vergleich zu meinem Model T. Nicht zuletzt würde ich ihn<br />

bitten, seine Vision der Zukunft der Mobilität zu teilen <strong>und</strong><br />

wie er glaubt, dass unsere beiden Philosophien in diesem<br />

Bild zusammenpassen könnten.<br />

Wir wollen heute vor allem über Nachhaltigkeit sprechen<br />

<strong>und</strong> Umweltprobleme. Welche Rolle sehen Sie für grosse<br />

Unternehmen wie Ford bei der Bekämpfung von Umweltproblemen<br />

<strong>und</strong> beim Übergang zu nachhaltigeren<br />

Praktiken?<br />

Grosse Unternehmen wie Ford könnten eine revolutionäre<br />

Rolle in der Umweltbewegung spielen, indem sie den Fokus<br />

verschieben – vom reinen Autobauer zum Innovator für<br />

nachhaltige Mobilität.<br />

Können Sie ein Beispiel nennen?<br />

Wie wäre es, wenn Autobauer anfingen, in jede Fahrzeugentwicklung<br />

ein «grünes Patent» einzubauen? Ein spezifisches,<br />

umweltfre<strong>und</strong>liches Feature, das genauso charakteristisch<br />

wäre wie die Geschwindigkeit oder die Kraft<br />

eines Motors.<br />

Die Welt strebt heute ein Netto-Null-Ziel an, um den<br />

Klimawandel zu bekämpfen. Wie sehen Sie diesen Ansatz,<br />

<strong>und</strong> hätten Sie sich in Ihrer Zeit ähnliche Ziele gesetzt?<br />

Das Streben nach einem Netto-Null-Ziel ist eine ehrgeizige,<br />

aber notwendige Antwort auf eine der grössten Herausforderungen<br />

unserer Zeit. Wäre mir das Ausmass der Umweltprobleme<br />

in meiner Ära bewusst gewesen, hätte ich<br />

sicherlich ähnliche Ziele ins Auge gefasst. Aber in einem<br />

Stil, der meiner Neigung für praktische Lösungen entspricht,<br />

hätte ich wahrscheinlich versucht, diesen Ansatz<br />

noch weiter zu treiben.<br />

Da bin ich aber gespannt!<br />

Stellen Sie sich vor, wir hätten bei Ford nicht nur versucht,<br />

die Emissionen unserer Fahrzeuge zu reduzieren, sondern<br />

auch Technologien entwickelt, die aktiv zur Verbesserung<br />

der Umwelt beitragen – Fahrzeuge, die nicht nur weniger<br />

verschmutzen, sondern auch die Luft reinigen, während sie<br />

fahren. Vielleicht hätten wir sogar Fabriken entworfen, die<br />

mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen, <strong>und</strong> so zu<br />

Kraftwerken der Nachhaltigkeit werden.<br />

Kurz zusammengefasst: Sie hätten Netto Unter-Null<br />

anvisiert!<br />

Genau! Mein Ansatz wäre gewesen, nicht nur die negativen<br />

Auswirkungen zu minimieren, sondern aktiv positive<br />

Beiträge zu leisten. Das hätte bedeutet, die gesamte<br />

Wertschöpfungskette umzugestalten, von der Beschaffung<br />

der Materialien bis hin zur Lebensdauer des Produkts <strong>und</strong><br />

seinem Ende. Ich glaube, dass echte Innovationen dort<br />

entstehen, wo man nicht nur Probleme löst, sondern die<br />

Spielregeln ändert. Das Netto-Null-Ziel hätte mich inspiriert,<br />

Systeme zu schaffen, die nicht nur weniger nehmen,<br />

sondern der Welt auch mehr zurückgeben.<br />

Dieses Interview wurde mit generativen KI-Programmen<br />

erstellt wie «Hello History» <strong>und</strong> ChatGPT, sowie der menschlichen<br />

Denkkraft des Online-Chefredaktors Eugen Albisser.<br />

6 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 7


RUBRIKTITEL<br />

QR<br />

CODE<br />

NEWS<br />

EIN<br />

BAHNBRE-<br />

CHENDES<br />

JAHR<br />

FÜR DIE<br />

ROBOTIK?<br />

RUBRIKTITEL<br />

VOICE RECOGNITION –<br />

BEI EINIGEN SCHOTTEN<br />

(UND WOHL SCHWEIZERN)<br />

EIN PROBLEM<br />

GRAFISCH<br />

GEZEIGTE STROMER-<br />

ZEUGUNGSWERTE<br />

SCHWEIZER<br />

INDUSTRIE:<br />

PLATZ 8<br />

BEI…<br />

KEIN HELIUM –<br />

KEINE EXPERI-<br />

MENTE! ETH IM<br />

TEIL-SHUTDOWN<br />

FINDE DAS<br />

VERSTECKTE<br />

ANTRIEBS-<br />

GEHEIMNIS!<br />

VERKANNTES<br />

KOMMUNIKATIONS-<br />

PROTOKOLL<br />

ULTRA-HIGH-<br />

SPEED: IST<br />

ES EIN ZUG<br />

ODER SCHON<br />

EIN JET?<br />

8 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 9


Wissenswertes<br />

MEHR STROM AUS ABWÄRME<br />

Über Jahre hatten Fachleute<br />

der Empa an einer innovativen<br />

Ventilsteuerung für Verbrennungsmotoren<br />

gearbeitet<br />

– mit Hilfe von elektrohydraulisch<br />

betätigten Ventilen, die es ermöglichen,<br />

den Gaswechsel viel flexibler als bei<br />

herkömmlicher Nockenwellentechnologie<br />

zu gestalten. In einem Ottomotor<br />

liess sich der Treibstoffverbrauch so im<br />

typischen Normalbetrieb für Personenwagen<br />

um r<strong>und</strong> 20 Prozent senken.<br />

Mittlerweile wird dieser Ansatz für<br />

treibstoff-flexible Motoren von Nutzfahrzeugen<br />

zusammen mit einem Lkw-<br />

Hersteller weiterentwickelt.<br />

Doch nun könnte diese Technologie<br />

auch in einem anderen Bereich Fortschritte<br />

ermöglichen. Die Empa hat<br />

ihrem ehemaligen Doktoranden Andyn<br />

Omanovic ein «Entrepreneur Fellowship»<br />

zugesprochen, um eine neuartige<br />

Kolbenmaschine mit dieser<br />

Steuerung auf den Markt zu bringen.<br />

Die Kommerzialisierung übernimmt<br />

die Etavalve GmbH, ein Spin-off der<br />

Empa <strong>und</strong> der ETH Zürich, das von<br />

Wolfgang Schneider, der an der Entwicklung<br />

der Technologie mitbeteiligt<br />

war, mitgegründet wurde.<br />

Die Idee: Abwärme aus Prozessen in<br />

der Metall- oder Zementindustrie <strong>und</strong><br />

anderen Bereichen soll mit Hilfe der<br />

besagten Kolbenmaschine effizienter<br />

genutzt werden als mit heute gängigen<br />

Methoden, die mit Turbinen arbeiten.<br />

Da Zylinder <strong>und</strong> Kolben einen geschlossenen<br />

Raum bilden, erklärt<br />

Andyn Omanovic, erfolgen Kompression<br />

<strong>und</strong> Expansion des Prozesses in<br />

beinahe idealer Weise. Das ermöglicht<br />

eine äusserst hohe Energieausbeute:<br />

Die Abwärme wird über die Kolben in<br />

mechanische Kraft umgewandelt, mit<br />

der schliesslich Strom erzeugt wird.<br />

Aber erst durch die neuartige flexible<br />

Erfindergeist im<br />

Team, von links:<br />

Patrik Soltic,<br />

Andyn Omanovic<br />

<strong>und</strong> Wolfgang<br />

Schneider.<br />

Bild: Empa<br />

Steuerung der Ventile wird dieser Prozess<br />

überhaupt umsetzbar.<br />

Die Experten von Etavalve sind zuversichtlich,<br />

dass ihre Technologie<br />

in absehbarer Zeit auf den Markt kommen<br />

<strong>und</strong> dort bestehen könnte – trotz<br />

Herausforderungen in technischen<br />

Details wie temperaturbeständige Materialien<br />

für die Maschine <strong>und</strong> die Regelungsstrategie<br />

für den thermodynamischen<br />

Prozess, die noch zu meistern<br />

sind. Zumal auch die Kosten-Nutzen-<br />

Kalkulationen Hoffnungen wecken.<br />

«Unsere erste Pilotmaschine lässt sich<br />

schon fast kostendeckend herstellen<br />

<strong>und</strong> betreiben», sagt Andyn Omanovic,<br />

«das ist bei einer innovativen Technologie<br />

im aufwendigen Maschinenbau<br />

keineswegs selbstverständlich.»<br />

www.empa.ch<br />

UMWELTFREUNDLICHE<br />

AKKUMULATOREN<br />

Natriumionenbatterien gelten als attraktive<br />

Speichertechnologie der Zukunft. Natrium<br />

ist in deutlich grösseren Mengen<br />

als der kritische Rohstoff Lithium vorhanden<br />

<strong>und</strong> lässt sich umweltverträglicher gewinnen.<br />

Die eigentlichen Umweltauswirkungen der<br />

Natriumionenbatterien liegen in ihren Herstellungsprozessen,<br />

zum Beispiel im Strom- <strong>und</strong> Heizbedarf.<br />

Genau hier setzt das Forschungsprojekt<br />

«NaNaBatt» an, in dem sich EAS Batteries, IoLiTec<br />

Ionic Liquids Technologies <strong>und</strong> drei Institute der<br />

Technischen Universität Braunschweig zusammengeschlossen<br />

haben. Gemeinsam will man die<br />

Produktionsprozesse von Natriumionenzellen optimieren,<br />

um eine nachhaltige <strong>und</strong> in der Leistung<br />

zu Lithiumionenzellen ebenbürtige Speichertechnologie<br />

zu schaffen.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, etablierte<br />

effiziente Prozesse in der Herstellung von Lithiumionenzellen<br />

– insbesondere ihrer Elektroden –<br />

frühzeitig auf die Natriumionentechnologie zu<br />

übertragen. Dieses Vorgehen ermöglicht eine<br />

schnellere Marktreife der umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />

Akkumulatoren. Verwendet werden Aktivmaterialien,<br />

die ausreichend vorhanden, leicht zu beschaffen<br />

<strong>und</strong> gut recycelbar sind.<br />

Das Ergebnis soll in Form grossformatiger zylindrischer<br />

Zellen demonstriert werden, die nach tausend<br />

Lade- <strong>und</strong> Entladezyklen einen State of<br />

Health von mindestens neunzig Prozent aufweisen<br />

sollen. Die entwickelten Verarbeitungstechniken<br />

der innovativen <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lichen Prozessstrategie<br />

werden abschliessend in einer<br />

Ökobilanz bewertet. Das Forschungsprojekt hat<br />

eine Laufzeit von drei Jahren <strong>und</strong> endet am 31. Oktober<br />

2<strong>026</strong>.<br />

www.tu-braunschweig.de<br />

Zwar fällt die relative Energiedichte von Natriumionenzellen<br />

geringer aus als die von Lithiumionenzellen,<br />

doch sie lässt sich durch ein r<strong>und</strong> 20 Prozent höheres<br />

Zellvolumen ausgleichen. Damit eignen sie sich ideal<br />

als stationäre Energiespeichersysteme sowie für<br />

mobile Anwendungen. Bild: TU Braunschweig<br />

COCREATION<br />

IM ALLTAG<br />

«CHANGE» PASSIERT<br />

ZWISCHEN DEN<br />

WORKSHOPS<br />

Von Dr. Georg Michalik<br />

Ihr arbeitet als Abteilung schon lange zusammen. Es<br />

gibt Wechsel <strong>und</strong> Veränderungen. Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Stimmung sind manchmal angespannt. Also trefft<br />

ihr euch zum Workshop. Dieser war dann auch echt<br />

gut: Von der «Chropfleerete» bis hin zu konkreten<br />

Massnahmen; am Ende war alles dabei.<br />

Allerdings ist die Umsetzung der Massnahmen harzig.<br />

Am Anfang spürt man noch viel vom Geist der Gemeinschaft.<br />

Doch nach wenigen Wochen ist alles wieder<br />

wie zuvor. Was ist das Problem?<br />

Möglicherweise gibt es gar kein Problem. Jetzt ist nur<br />

die Zeit, dass Du aktiv die angestossene Veränderung<br />

förderst. Denn ein Workshop ist nicht wie das Licht<br />

einschalten. Du musst den Finger auf dem Schalter<br />

halten, damit es brennt.<br />

Beachte die folgenden drei Massnahmen <strong>und</strong> mache<br />

Deine Workshops nachhaltig erfolgreich:<br />

1. Bleib dran: Ruhe dich nicht auf den Lorbeeren aus.<br />

Welche Themen sind erfolgsrelevant? Sprich mit den<br />

Verantwortlichen. Zeige, wie wichtig es dir ist, dass<br />

nun auch Taten folgen.<br />

2. Trefft im Workshop klare, messbare Vereinbarungen.<br />

Beginnt direkt in der Woche danach mit der Umsetzung.<br />

Nehmt euch im Ganzen oder in Projektteams<br />

Zeit, die Umsetzung zu bewerten.<br />

3. Wenn ihr ein wöchentliches Team-Meeting habt,<br />

bringt den Workshop auf die Agenda <strong>und</strong> nehmt euch<br />

15 Minuten Zeit, um über die Umsetzung zu sprechen,<br />

Änderungen zu vereinbaren <strong>und</strong> Erfolge zu feiern.<br />

Bist du selbst nicht in der Verantwortung für den Workshop<br />

oder seine Umsetzung: Warte nicht bis der Chef<br />

kommt. Werde selbst aktiv <strong>und</strong> sprich das Thema an.<br />

Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Kolumne?<br />

Schreiben Sie mir: georg.michalik@cocreation.com<br />

www.cocreation.com<br />

Dr. Georg Michalik ist Coach <strong>und</strong> Buchautor. Er begleitet<br />

Unternehmen in Veränderungsprozessen.<br />

10 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 11


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

ENERGIEEFFIZIENTER KI-CHIP MIT 885 TOPS/W<br />

ETH ZÜRICH MIT REKORDAUSGRÜNDUNGEN<br />

2023 wurden an der ETH Zürich<br />

43 Spin-offs gegründet. Dabei<br />

entstanden besonders viele<br />

Jungfirmen im Bereich der<br />

Künstlichen Intelligenz <strong>und</strong> Biotechnologie.<br />

Damit schneidet die ETH Zürich<br />

im europäischen Vergleich besonders<br />

gut ab.<br />

Ein Forschungsbereich, den die ETH<br />

intensiv ausbaut, spiegelt sich auch in<br />

den Firmengründungen wider: die<br />

Künstliche Intelligenz. Von den 43 gegründeten<br />

Spin-offs weisen zwölf einen<br />

klaren Bezug zur KI auf. Beispielsweise<br />

Quazel, eine App, die KI fürs<br />

Sprachenlernen einsetzt. Mithilfe eines<br />

KI-Agenten können Lernende Gespräche<br />

zu beliebigen Themen führen,<br />

während die KI dynamisch auf alles<br />

reagiert, was gesagt wird. Auch das<br />

junge Team von Breezelabs setzt eine<br />

KI-Software ein. Diese misst über das<br />

eingebaute Mikrofon in Standard-Kopfhörern<br />

die Atemfrequenz. So können<br />

während körperlicher Aktivität personalisierte<br />

<strong>und</strong> zielgerichtete Trainingsempfehlungen<br />

gegeben werden.<br />

Neben KI ist die ETH traditionell sehr<br />

stark in der Biotechnologie <strong>und</strong> Pharmazie.<br />

Dieser Bereich macht den grössten<br />

Anteil der neugegründeten Spinoffs<br />

im Jahr 2023 aus. Ein Beispiel ist<br />

das Biotech-Spin-off Atlyphe. Sein Ziel<br />

ist es, die Chemotherapie durch antikörperbasierte<br />

Therapien zu ersetzen,<br />

um die hämatopoetische Stammzellentransplantation<br />

potenziell sicherer<br />

<strong>und</strong> effektiver zu gestalten.<br />

2023 wurden elf Firmen von Frauen<br />

gegründet oder mitgegründet. Ein konkretes<br />

Beispiel dafür ist Apheros. CEO<br />

Julia Carpenter <strong>und</strong> ihr Team haben<br />

neuartige Metallschwämme erf<strong>und</strong>en,<br />

die Kühleigenschaften besitzen. Da die<br />

Kühlung von elektronischen Geräten<br />

oft energieintensiv ist, bieten die<br />

Schwämme mit ihrer grossen Oberfläche<br />

<strong>und</strong> hohen Leitfähigkeit eine effiziente<br />

Kühllösung.<br />

www.eth.ch<br />

2023 wurden an der<br />

ETH 43 Spin-offs<br />

gegründet – so viele<br />

wie noch nie. Grafik:<br />

ETH Zürich<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee ist einfach: Während in der Vergangenheit<br />

auf Transistoren gerechnet wurde, übernehmen<br />

sie nun die Speicherung der Daten<br />

gleich mit. Das spart Zeit <strong>und</strong> Energie. «Und es<br />

erhöht so die Leistungsfähigkeit der Chips», sagt Hussam<br />

Amrouch, Professor für AI Processor Design an der Technischen<br />

Universität München.<br />

Mathematisch fassen lassen sich diese wichtigsten Anforderungen<br />

an einen Chip in «TOPS/W». Die Frage lautet<br />

dabei immer, wie viele Trillionen (T) Arbeitsschritte (engl.<br />

Operations, OP) pro Sek<strong>und</strong>e (S) ein Prozessor ausführen<br />

kann, wenn er eine Energie von einem Watt zur Verfügung<br />

hat. 885 TOPS/W schafft der KI-Chip, der in einer Forschungskollaboration<br />

mit Bosch <strong>und</strong> Fraunhofer IMPS<br />

entwickelt <strong>und</strong> vom US-Unternehmen Global Fo<strong>und</strong>ries in<br />

der Fertigung unterstützt wurde. Er ist damit mehr als<br />

doppelt so leistungsfähig wie vergleichbare KI-Chips, darunter<br />

ein MRAM-Chip von Samsung. Aktuell oft eingesetzte<br />

CMOS-Chips liegen bei 10 bis 20 TOPS/W.<br />

Das Prinzip der Chiparchitektur haben sich die Forschenden<br />

vom menschlichen Gehirn, genauer gesagt von den<br />

Synapsen, die in der Lage sind, Informationen zu speichern,<br />

abgeschaut. Der Chip nutzt hierfür ferroelektrische<br />

Transistoren, die zusätzlich spezielle Eigenschaften (Umpolung<br />

bei Anlegen einer Spannung) mitbringen <strong>und</strong> selbst<br />

dann Informationen speichern können, wenn sie vom<br />

Strom getrennt werden. Zudem garantieren sie die gleichzeitige<br />

Speicherung <strong>und</strong> Verarbeitung von Daten innerhalb<br />

der Transistoren.<br />

Bis der Chip in rechenintensiven Anwendungen eingesetzt<br />

werden kann, vergehen aber vermutlich mindestens<br />

noch drei Jahre. Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt unter anderem in<br />

den Sicherheitsanforderungen<br />

der Industrie.<br />

Um eine entsprechende<br />

Technologie einsetzen<br />

zu können, muss sie<br />

nicht nur zuverlässig<br />

sein, sondern den individuellen<br />

Kriterien der<br />

jeweiligen Branche genügen.<br />

www.tum.de<br />

Die Transistoren, mit denen<br />

Professor Hussam Amrouch<br />

rechnet <strong>und</strong> Daten speichert,<br />

sind gerade einmal 28 Nanometer<br />

gross. Bild: TUM<br />

12 #<strong>026</strong>


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

Harald Plank vom<br />

Institut für Elektronenmikroskopie<br />

<strong>und</strong><br />

Nanoanalytik forscht<br />

seit über zehn Jahren<br />

daran, wie sich<br />

komplexe, freistehende<br />

3D-Architekturen im<br />

Nanometerbereich<br />

herstellen lassen.<br />

Bilder: TU Graz<br />

3D-DRUCK OPTISCH AKTIVER NANOSTRUKTUREN<br />

Seit gut 20 Jahren ist es möglich, Oberflächen<br />

so mit Nanopartikeln zu versehen, dass sie<br />

auf eine gewünschte Weise Licht konzentrieren,<br />

manipulieren oder eine Reaktion auslösen.<br />

Zu finden sind solche optisch aktiven Nanostrukturen<br />

in Solarzellen <strong>und</strong> biologischen oder chemischen<br />

Sensoren. Um deren Einsatzbereich zu erweitern, arbeiten<br />

Forschende am Institut für Elektronenmikroskopie<br />

<strong>und</strong> Nanoanalytik der TU Graz <strong>und</strong> am Zentrum<br />

für Elektronenmikroskopie seit über zehn Jahren daran,<br />

nicht nur flache Nanostrukturen, sondern komplexe,<br />

freistehende 3D-Architekturen zu fertigen.<br />

Dem Team um Harald Plank, Verena Reisecker <strong>und</strong><br />

David Kuhness sind nun zwei Durchbrüche gelungen.<br />

So können sie die gewünschten optischen Eigenschaften<br />

sowie die dazu nötige Form <strong>und</strong> Grösse der<br />

Nanostrukturen vorab exakt simulieren <strong>und</strong> diese auf<br />

Basis der Simulation präzise herstellen. Ausserdem<br />

sind sie in der Lage, chemische Verunreinigungen zu<br />

beseitigen, die bei der Herstellung entstehen, ohne<br />

dabei die 3D-Nanoarchitekturen zu beeinträchtigen.<br />

Bisher war hierfür ein langwieriges Trial-and-Error-<br />

Verfahren nötig.<br />

14 #<strong>026</strong><br />

Zur Herstellung nutzen die Forschenden die fokussierte<br />

Elektronenstrahlabscheidung. Dabei wird die<br />

relevante Oberfläche unter Vakuumbedingungen mit<br />

speziellen Gasen belegt. Ein fein fokussierter Elektronenstrahl<br />

spaltet die Gasmoleküle, woraufhin Teile<br />

dieser in einen festen Zustand übergehen <strong>und</strong> an gewünschter<br />

Stelle haften bleiben. «Durch präzise Steuerung<br />

von Strahlverschiebung <strong>und</strong> Belichtungszeit<br />

gelingt es uns in einem einzigen Schritt, komplexe<br />

Nanostrukturen mit gitter- oder flächenartigen Strukturelementen<br />

herzustellen», erläutert Harald Plank.<br />

Durch Aufeinanderschichten dieser Nanovolumen<br />

lassen sich daraus schliesslich dreidimensionale<br />

Strukturen konstruieren.<br />

Die Technologie ist gegenwärtig die weltweit einzige,<br />

durch die komplexe 3-dimensionale Strukturen<br />

mit Form-Elementen kleiner als 10 Nanometer direkt<br />

<strong>und</strong> kontrolliert auf nahezu jeder Oberfläche hergestellt<br />

werden können. Zum Vergleich: Die kleinsten<br />

Viren sind 20 Nanometer gross.<br />

www.tugraz.at<br />

Dieser Ball<br />

besteht aus<br />

einzelnen<br />

Nanodrähten.<br />

QUANTEN-PINGPONG<br />

Atome können Licht aufnehmen<br />

<strong>und</strong> wieder aussenden – das ist<br />

ein ganz alltägliches Phänomen.<br />

Meistens aber gibt ein<br />

Atom ein Lichtteilchen in alle möglichen<br />

Richtungen ab, dieses Photon dann wieder<br />

einzufangen ist gar nicht so einfach.<br />

An der TU Wien konnte man nun aber<br />

rechnerisch zeigen: Durch eine Maxwell-<br />

Fischaugenlinse lässt sich erreichen,<br />

dass ein einzelnes Photon, das von einem<br />

Atom abgegeben wird, von einem zweiten<br />

Atom mit praktisch h<strong>und</strong>ertprozentiger<br />

Sicherheit wieder absorbiert wird.<br />

Dieses zweite Atom nimmt das Photon<br />

jedoch nicht nur auf, sondern schiesst es<br />

gleich zum ersten Atom wieder zurück:<br />

Die Atome spielen sich das Photon<br />

punktgenau immer wieder gegenseitig<br />

zu – wie beim Pingpong.<br />

Vorerst handelt es sich um theoretische<br />

Berechnungen, Praxistests sind aber mit<br />

der bereits bestehenden Technologie<br />

möglich. «In der Praxis könnte man die<br />

Effizienz sogar noch weiter erhöhen, indem<br />

man nicht nur zwei Atome verwendet,<br />

sondern zwei Gruppen von Atomen»,<br />

sagt Prof. Stefan Rotter vom Institut für<br />

theoretische Physik der TU Wien: «Das<br />

Konzept könnte ein interessanter Startpunkt<br />

für Quantenkontroll-Systeme sein,<br />

mit denen man Effekte bei extrem starker<br />

Kopplung zwischen Licht <strong>und</strong> Materie<br />

genau studieren kann.»<br />

www.tuwien.at<br />

Computersimulation der mehrfachen Emission<br />

<strong>und</strong> Absorption eines Photons im Quanten-<br />

Pingpong. Bild: TU Wien<br />

Brings solutions<br />

to the surface.<br />

Der Branchentreff der Schleiftechnik.<br />

Stuttgart,Germany<br />

14-17/05/2024<br />

UGO*<br />

fasziniert alle<br />

Besucher.<br />

*<br />

Unknown Grinding Object<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

In cooperation with<br />

grindinghub.de<br />

Trägerschaft<br />

Sponsorship<br />

#<strong>026</strong> 15


SINGLE PAIR ETHERNET<br />

DIREKTER DRAHT<br />

VOM SENSOR<br />

IN DIE CLOUD<br />

Modulare Maschinen werden effizienter <strong>und</strong> leistungsfähiger.<br />

Da trifft es sich gut, dass Single Pair Ethernet, kurz SPE, weiter an<br />

Fahrt aufnimmt. Im Gespräch mit vier Automatisierungsexperten<br />

über eine Technologie, die sehr viel mehr als nur Energie <strong>und</strong><br />

Datentransfer in einem einzigen Kabel bietet.<br />

Von Markus Back<br />

Dieter Sandula<br />

Firma: Franz Binder GmbH & Co.<br />

Funktion: Produktmanager Datensteckverbinder Automatisierung<br />

E-Mail: d.sandula@binder-connector.de<br />

«Genau jetzt ist der richtige<br />

Zeitpunkt für SPE!»<br />

Dr. Elmar Büchler<br />

Der Markt hat sich bisher auf kein einheitliches Steckgesicht<br />

für SPE geeinigt. Wie viel Investitionssicherheit bietet vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> die im Jahr 2020 verabschiedete IEC<br />

63171-6 Anwendern?<br />

Firma: Murrelektronik GmbH<br />

Funktion: Leitung Produktmanagement I/O & IoT<br />

E-Mail: elmar.buechler@murrelektronik.de<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bietet SPE schon jetzt eine hohe Investitionssicherheit, da es<br />

übliche Standard-Ethernet-Protokolle wie http, Profi net oder Ethernet/IP<br />

unterstützt. Zudem ermöglicht es Ethernet-Verbindungen über nur ein<br />

verdrilltes Adernpaar, anstatt zwei oder vier Adernpaaren.<br />

Dass sich der Markt noch nicht auf ein Steckgesicht geeinigt hat, ist<br />

korrekt. Aber ich glaube auch nicht daran, dass dies je der Fall sein wird.<br />

Zu unterschiedlich sind die Anforderungen der Märkte, Regionen,<br />

Industrien <strong>und</strong> Applikationen. Das zeigt sich an der Vielzahl von Ethernet-<br />

Steckverbindern, die sich etabliert haben: RJ45, M8, M12, Push Pull nach<br />

AIDA, Schneidklemmen, IP20, IP67, etc. Vergleichbar entwickelt sich<br />

derzeit SPE. Auch hier gibt es bereits eine Vielzahl an Steckverbindern für<br />

diverse Applikationen.<br />

Warum sollten sich Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer mit dem<br />

Thema SPE befassen?<br />

Generell sollten Maschinen <strong>und</strong> Anlagenbauer technologieoffen <strong>und</strong><br />

lösungsneutral sein <strong>und</strong> ausgehend von der konkreten Applikation <strong>und</strong><br />

deren Anforderungen die am Markt erhältlichen Lösungen bewerten.<br />

Hierbei müssen sie neben technologischen Aspekten aber auch Punkte wie<br />

Wirtschaftlichkeit, Produktvielfalt, Verfügbarkeit, Support <strong>und</strong> die eigenen<br />

Fähigkeiten beachten. Je nach Bewertung kann für sie zum Beispiel<br />

IO-Link, SPE, POE, Profi net, Ethernet/IP oder auch eine Kombination der<br />

verschiedenen Systeme die beste Lösung sein.<br />

Zu welcher Strategie raten Sie Anwendern bei Neuprojekten?<br />

Wie erwähnt, sollten sie sich über die beschriebenen Punkte Gedanken<br />

machen <strong>und</strong> von diesen ausgehend die für sich beste Lösung auswählen.<br />

Das Angebot an SPE-Produkten ist derzeit noch sehr gut überschaubar,<br />

weshalb genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, erste Erfahrungen mit SPE<br />

zu sammeln. Daher sollte man nun starten, damit man bei zukünftigen<br />

Projekten die Vorteile von SPE kennt <strong>und</strong> diese dort dann voll ausschöpfen<br />

kann.<br />

Wie unterstützt Murrelektronik Anwender beim Thema «SPE»?<br />

Wir sind in verschiedenen internationalen SPE-Gremien aktiv, testen<br />

<strong>und</strong> analysieren mit ersten Prototypen. Daher können wir Interessenten<br />

beraten <strong>und</strong> unsere Einschätzungen abgeben <strong>und</strong> das immer<br />

lösungsneutral <strong>und</strong> technologieoffen!<br />

«Die einpaarige Datenkommunikation<br />

wird Einzug halten.»<br />

Der Markt hat sich bisher auf kein einheitliches Steckgesicht<br />

für SPE geeinigt. Wie viel Investitionssicherheit bietet vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> die im Jahr 2020 verabschiedete IEC<br />

63171-6 Anwendern?<br />

Im Bereich SPE gibt es innerhalb des Normdokuments 63171 diverse<br />

Steckgesichter, die eine Datenübertragung über ein Leitungspaar<br />

ermöglichen. Diese reichen von 2-poligen Steckgesichtern über gemischte<br />

4-polige bis hin zu sechs oder mehr Kontakten. Im letzten Teil, der 63171-7,<br />

ermöglichen unterschiedliche Schutzarten eine grosse Bandbreite von<br />

Applikationen mit standardisierten Verbindungslösungen.<br />

SPE versteht sich als Erweiterung der Ethernet-Kommunikation. Aktuell<br />

können wir die Frage der Investitionssicherheit für die Steckgesichter nicht<br />

beantworten. Ich bin aber davon überzeugt, dass die einpaarige<br />

Datenkommunikation Einzug halten wird.<br />

Warum sollten sich Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer mit dem<br />

Thema SPE befassen?<br />

Für Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer bietet SPE viele Vorteile. So entfallen<br />

zum Beispiel Geräte <strong>und</strong> Gateways, welche Signale aus Bussystemen<br />

zusammenführen <strong>und</strong> über Ethernet an die Steuerung weitergeben.<br />

Auf den Leitmessen sehen wir den Trend hin zu modularen, miniaturisierten<br />

Geräten <strong>und</strong> Maschinen. Gleichzeitig werden diese effi zienter <strong>und</strong><br />

leistungsfähiger. Das hat zur Folge, dass die Anzahl der Verbindungsstellen<br />

steigt. SPE als Verbindungstechnologie eignet sich hier besonders<br />

gut, da es einerseits kompakt aufgebaut ist, zum Beispiel in Bauform M8,<br />

<strong>und</strong> anderseits Daten direkt für Ethernet digital aufbereitet <strong>und</strong> zur<br />

Verfügung stellt.<br />

Die Komponenten- <strong>und</strong> Lösungsanbieter sind zumeist in einem<br />

der beiden Gremien «SPE Industrial Partner Network» oder<br />

«SPE System Alliance» organisiert. Was bedeutet das für den<br />

Anwender?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es positiv zu bewerten, dass eine Technologie nicht nur<br />

vorhanden ist, sondern aktiv vorangetrieben wird. Die beiden Allianzen<br />

unterschiedlicher Hersteller verbindet eine Idee: SPE in die Anwendung zu<br />

bringen! In beiden Gruppen fi nden sich Spezialisten für Connectivity,<br />

Hard- & Software bis hin zu Kabelfertigung. Das ist notwendig, da alle<br />

relevanten Faktoren für eine zuverlässige Datenübertragung berücksichtigt<br />

werden müssen <strong>und</strong> ein Übertragungssystem nicht nur aus einem<br />

Stecker besteht.<br />

Auch wenn beide Allianzen zunächst eigene Steckgesichter vertreten - mit<br />

der Norm 63171-7 sind sich beide Gruppen einig. Damit könnte der erste<br />

von allen Parteien unterstützte Steckverbinder mit M12-Verriegelung <strong>und</strong><br />

SPE-Datencontainer entstehen. Wir können dem Anwender nur raten: Je<br />

genauer er weiss, was er will, desto besser kann er das passende<br />

Steckverbindersystem für sich fi nden.<br />

Wie unterstützt Binder Anwender beim Thema «SPE»?<br />

Wir unterstützen unsere K<strong>und</strong>en zunächst bei der Spezifi kation der Applikation<br />

<strong>und</strong> leiten daraus den technisch geeigneten Steckverbinder ab. Parallel<br />

dazu arbeiten wir an einem Konzept für einen frei konfektionierbaren<br />

M12-Steckverbinder nach Norm 63171-7. Durch Gespräche über<br />

Applikationen <strong>und</strong> technische Notwendigkeiten erfahren wir mehr über die<br />

Vorstellungen unserer Anwender. Das wiederum ist ein wichtiges Signal<br />

dafür, in welche Richtung sich die SPE in Zukunft entwickeln wird <strong>und</strong><br />

wohin die Reise geht.<br />

16 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 17


SINGLE PAIR ETHERNET<br />

Verena Neuhaus<br />

«SPE reduziert die Komplexität<br />

von Verkabelungssystemen.»<br />

Was muss man über die Normenreihe IEC 63171 wissen?<br />

Firma: Phoenix Contact GmbH & Co.KG<br />

Funktion: Produktmanagerin Datensteckverbinder<br />

E-Mail: vneuhaus@phoenixcontact.com<br />

Derzeit gibt es für SPE noch kein einheitliches Steckgesicht. In der<br />

Normenreihe der IEC 63171 sind unterschiedliche Steckgesichter defi niert.<br />

Die Normenreihe umfasst die Spezifi kationen für Steckverbinder in den<br />

Versionen von IP20 bis IP65/67 für die verschiedensten Anwendungsbereiche.<br />

Diese Applikationen von der Prozess- über die Fabrik- bis hin zur<br />

Gebäudeautomatisierung bringen diverse Umgebungsbedingungen <strong>und</strong><br />

unterschiedliche Anforderungen an die Ausführung der Konnektivität<br />

mit sich.<br />

Warum sollten sich Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer mit dem<br />

Thema SPE befassen?<br />

Es gibt mehrere Gründe, warum sich Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer mit<br />

dem Thema befassen sollten. Ein wichtiger Gr<strong>und</strong> ist, dass SPE eine<br />

zukunftssichere Technologie ist, welche die Anforderungen der Industrie 4.0<br />

erfüllen kann. SPE bietet eine höhere Bandbreite, eine grössere Reichweite<br />

<strong>und</strong> eine höhere Zuverlässigkeit als herkömmliche Feldbusse. Somit ist es<br />

ideal für die Übertragung von Daten in modernen industriellen Umgebungen<br />

geeignet. Darüber hinaus kann SPE dazu beitragen, die Komplexität<br />

von Verkabelungssystemen zu reduzieren <strong>und</strong> die Installationskosten zu<br />

senken.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> ist, dass SPE eine wichtige Rolle bei der Implementierung<br />

von IIoT-Anwendungen zukommt. Durch die Verwendung von SPE<br />

können Maschinen <strong>und</strong> Anlagen miteinander kommunizieren <strong>und</strong> Daten<br />

austauschen, was zu einer höheren Effi zienz <strong>und</strong> Produktivität führen kann.<br />

Schliesslich ist es wichtig zu wissen, dass SPE ein offener Standard ist, der<br />

von verschiedenen Unternehmen <strong>und</strong> Organisationen unterstützt wird. Das<br />

bedeutet, dass es eine breite Palette von Produkten <strong>und</strong> Lösungen gibt, die<br />

auf SPE basieren, was die Integration in bestehende Systeme erleichtert.<br />

Die Komponenten- <strong>und</strong> Lösungsanbieter sind zumeist in einem<br />

der beiden Gremien «SPE Industrial Partner Network» oder<br />

«SPE System Alliance» organisiert. Was bedeutet das für den<br />

Anwender?<br />

Die SPE System Alliance ist ein weltweiter Zusammenschluss führender<br />

Technologieunternehmen, die SPE-Technologie umsetzen <strong>und</strong> weiterentwickeln.<br />

Die Unternehmen der Allianz bringen sich <strong>und</strong> ihre Erfahrungen ein<br />

<strong>und</strong> partizipieren vom Know-how-Austausch der unterschiedlichen<br />

Branchen.<br />

Für den Anwender bedeutet dies, dass die Allianz auch eine Plattform für<br />

den Austausch von Informationen <strong>und</strong> Ideen r<strong>und</strong> um die SPE-Technologie<br />

bietet. Sie organisiert regelmässig Veranstaltungen <strong>und</strong> Foren, um die<br />

Vorteile von SPE zu demonstrieren <strong>und</strong> die Implementierung in verschiedenen<br />

Anwendungsbereichen zu diskutieren.<br />

Wie unterstützt Phoenix Contact Anwender beim Thema<br />

«SPE»?<br />

Wir verstehen uns als Schlüsselpartner für die intelligente Vernetzung mit<br />

Lösungen von der Geräteschnittstelle über die Verkabelung bis zur aktiven<br />

Netzwerkkomponente – von der Sensorik im Feld bis zum PC im Büro. Als<br />

Pionier im Umfeld der Digitalisierung entwickeln wir dafür ein durchgängiges<br />

SPE-Produktportfolio.<br />

Michael Mezler<br />

«Das Einsparpotential ist enorm,<br />

da SPE ohne Gateways<br />

auskommt.»<br />

Firma: Weidmüller Schweiz AG<br />

Funktion: Produktexperte SPE<br />

E-Mail: michael.mezler@weidmueller.com<br />

Der Markt hat sich bisher auf kein einheitliches Steckgesicht<br />

für Single Pair Ethernet geeinigt. Wie viel Investitionssicherheit<br />

bietet vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die im Jahr 2020 verabschiedete<br />

IEC 63171-6 Anwendern?<br />

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die IEC 63171-6 eine Steckverbindernorm<br />

ist, die unterschiedliche Steckgesichter beschreibt. Der Verweis<br />

«-6» zeigt schon, dass diese Norm die sechste in einer Normenreihe ist<br />

<strong>und</strong> nicht eine Standard-Schnittstelle für SPE defi niert.<br />

In der Normenreihe der IEC 63171 sind derzeit sieben Normen beheimatet,<br />

die eine Vielzahl an unterschiedlichen Steckgesichtern beinhalten. SPE ist<br />

nicht abhängig vom Steckverbinder, sondern es ist eine Technologie, die<br />

nicht mehr aufzuhalten ist. Das liegt nicht zuletzt an der Verbreitung von<br />

Ethernet in der Industrie.<br />

Warum sollten sich Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer mit dem<br />

Thema SPE befassen?<br />

Sensoren werden immer komplexer, aber der Platz bleibt knapp. Da ist ein<br />

System, das einen Sensor mit nur einem Kabel gleichzeitig mit Energie <strong>und</strong><br />

Daten versorgen kann, höchst attraktiv. Normale Feldbusse bieten<br />

meistens nur geringe Bandbreiten im Kilobit-Bereich. SPE leistet um<br />

Grössenordnungen mehr. Anwendungsübergreifend punktet es mit<br />

Reichweiten von bis zu 1000 m bei 10 Mbit <strong>und</strong> auf kürzeren Distanzen mit<br />

Übertragungseigenschaften von bis zu 1 Gbit/s. Zudem ist das Einsparpotenzial<br />

enorm, da SPE ohne Gateways zwischen Maschinen, Steuerungen<br />

<strong>und</strong> einem konzernweiten IP-basierten Netz auskommt.<br />

SPE unterscheidet sich übrigens nur auf dem Physical Layer von dem<br />

klassischen Ethernet der IT-Welt. Alle Schichten darüber, die Protokolle, die<br />

Transporte, die Applikation, bleiben unverändert – ein im Wortsinn direkter<br />

Draht vom Sensor bis zur Cloud, für den wir die komplette Infrastruktur<br />

liefern. Damit ist SPE die ideale Kommunikationstechnologie in einer immer<br />

stärker vernetzten Industrie.<br />

Die Komponenten- <strong>und</strong> Lösungsanbieter sind zumeist in<br />

einem der beiden Gremien «SPE Industrial Partner Network»<br />

oder «SPE System Alliance» organisiert. Was bedeutet das<br />

aus Ihrer Sicht?<br />

Die SPE System Alliance vereint weltweit Technologieunternehmen, welche<br />

die SPE-Technologie umsetzen <strong>und</strong> weiterentwickeln wollen – gemeinsam<br />

<strong>und</strong> ganzheitlich! Sie bringen dabei nicht nur ihre Erfahrungen ein, sondern<br />

partizipieren wiederrum vom Know-how-Austausch. Die Ergebnisse dieser<br />

Zusammenarbeit sind bei den Messeauftritten der Allianz sehr gut zu<br />

sehen. Dort werden herstellerübergreifende Applikationen für SPE<br />

aufgebaut, die das Nutzenversprechen der Technologie begreifbar machen.<br />

Die derzeit knapp 70 Unternehmen werden auch weiterhin ein<br />

attraktiver Sammelplatz für Technologiepioniere sein, die sich zum Ziel<br />

gesetzt haben, SPE im Markt als Zukunftstechnologie zu etablieren.<br />

So sind zahlreiche grosse Hersteller vertreten, wie zum Beispiel Eaton,<br />

Murrelektronik, Microchip, Texas Instruments <strong>und</strong> ganz frisch der<br />

Technologie-Riese Huawei.<br />

Wie unterstützt Weidmüller Anwender beim Thema «SPE»?<br />

Weidmüller bietet sowohl mit feldkonfektionierbaren Steckverbindern für die<br />

Vor-Ort-Montage als auch mit fertigen Patchkabeln <strong>und</strong> der gesamten<br />

Geräteanschlusstechnik ein komplettes Portfolio für alle Verbindungsaufgaben<br />

im Anlagenfeld – <strong>und</strong> dies in den Schutzarten IP20 <strong>und</strong> IP67. Die<br />

Komponenten sind integrierbar in standardisierte M8-Gehäuse <strong>und</strong><br />

-Steckverbinder, genau wie bei IO-Link oder Profi net. Wir stehen auf jeder<br />

Ebene beratend zur Seite <strong>und</strong> helfen bei der Implementierung der<br />

SPE-Infrastruktur. Als Pionier der Verbindungstechnik kennen wir die<br />

Herausforderungen unserer K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> verfügen über das notwendige<br />

Know-how, um diese zu lösen.<br />

18 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 19


NEWS-FEED<br />

«SINGLE PAIR<br />

ETHERNET» IM<br />

WELTWEITEN NETZ<br />

Begriff:<br />

Single Pair Ethernet<br />

Cost per Click:<br />

r<strong>und</strong> 6,50 Franken<br />

Top 3 bei Google:<br />

• www.wikipedia<br />

• www.single-pair-ethernet.com<br />

• www.weidmueller.ch<br />

Die häufigsten<br />

Fragen im Netz:<br />

• Wie funktioniert Single<br />

Pair Ethernet?<br />

• Was ist PoDL?<br />

• Single Pair Ethnernet<br />

versus IO-Link?<br />

Aufschlussreiches<br />

Gespräch über Single<br />

Pair Ethernet<br />

Kanal: Youtube / Quelle: Let’s Talk Cabeling / Follower: 2000<br />

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie ein einziges<br />

Paar Ethernet-Kabel die Industrie revolutionieren<br />

könnte? Diese Folge von «Let’s Talk Cabeling» (englisch)<br />

enthält ein aufschlussreiches Gespräch mit Lisa Schwartz<br />

<strong>und</strong> Steve Cowles RCDD von AEM Precision Cable Test, in<br />

dem sie die faszinierende Welt des Single Pair Ethernet<br />

(SPE) erk<strong>und</strong>en.<br />

Tauchen Sie ein in die technischen Details, während man<br />

Sie durch den Prozess der Interpretation von Testergebnissen<br />

für Ethernet-Kabel führt. Dabei geht es nicht nur um<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen, sondern auch um die Bedeutung von TCL<br />

<strong>und</strong> ELTCTL bei der Prüfung auf Störeinflüsse, die Auswirkungen<br />

von Umweltfaktoren auf die SPE-Leistung <strong>und</strong> die<br />

wichtigsten Faktoren, die bei der Prüfung zu berücksichtigen<br />

sind. Es handelt sich um eine umfassende Diskussion,<br />

die wertvolle Einblicke bietet.<br />

Aber das ist noch nicht alles: Im Gespräch gehen die Experten<br />

auch auf die Zukunft von Single Pair Ethernet ein,<br />

die möglichen Auswirkungen auf die Verkabelungsbranche<br />

<strong>und</strong> sie reden über den derzeitigen Mangel an speziellen<br />

Geräten <strong>und</strong> Switches für SPE.<br />

https://hi.switchy.io/Kj_d<br />

20 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> #025 21


NEWS-FEED<br />

Weil Stecker auch<br />

mal pink sein dürfen!<br />

Kanal: Linkedin / Quelle: Euroconnectors / Follower: 949<br />

Die Steckverbinder Winsta Mini der Serie 890 von Wago sind<br />

selbstverständlich auch einen Post Wert. Sie ermöglichen<br />

eine einfache Nachrüstung von SPE in bestehenden Installationen,<br />

zum Beispiel für Gebäudesteuerungen oder industrielle<br />

Sensoren, ohne Werkzeuge. Der Einbau erfolgt durch<br />

Zuschnitt <strong>und</strong> Isolierung des Leiters, Einsetzen in den Winsta<br />

Mini <strong>und</strong> Verbindung ohne Werkzeug. Die pinken SPE-<br />

Steckverbinder erleichtern die Identifizierung. Die Winsta<br />

Mini Serie 890, getestet nach IEC 63171 (Kategorie A), erleichtern<br />

das Nachrüsten von SPE-Verbindungen.<br />

Die Krönung für<br />

Single Pair Ethernet<br />

Kanal: Webseite / Quelle: channel-e.de<br />

Es gibt für alles einen Wettbewerb. Auch bei SPE gibt es da<br />

keine Ausnahme. Einer davon heisst «Single Pair Ethernet<br />

Design»-Wettbewerb <strong>und</strong> wird von SPE Industrial Partner<br />

Network durchgeführt - gemeinsam mit der Harting Technologiegruppe,<br />

Würth Elektronik eiSos, Sparkfun, Analog<br />

Devices <strong>und</strong> Digi-Key. Insgesamt gingen über 70 Projektideen<br />

beim Bewertungskomitee ein, von denen es 21 in die<br />

finale Bewertung schafften.<br />

Es gab drei Kategorien: Beste Industrieapplikationen, beste<br />

Nachhaltigkeitslösung <strong>und</strong> es gab noch eine ohne festen<br />

Themenbereich <strong>und</strong> abseits der Industrielösungen. Belden<br />

Deutschland gewann dabei in der Kategorie «Beste Industrieapplikation»<br />

mit dem Projekt «IO-Link zu SPE 10BASE-<br />

T1L Gateway». Es handelt sich um eine Konzeptstudie, um<br />

zu zeigen, wie man Standard-I/O- <strong>und</strong> IO-Link-Signale in<br />

ein SPE-Netzwerk mit EtherNet/IP integrieren kann.<br />

URL: https://hi.switchy.io/Kj_Y<br />

der Prozess-, Fabrik- <strong>und</strong> Gebäudeautomatisierung?<br />

Antworten auf diese <strong>und</strong> viele weitere Fragen gibt SPE-<br />

Expertin Verena Neuhaus von Phoenix Contact im Gespräch<br />

mit Christina Jahnich.<br />

https://hi.switchy.io/Kj_T<br />

Single Pair Ethernet –<br />

einfach erklärt!<br />

Kanal: Youtube / Quelle: Weidmüller / Follower: 4690<br />

https://hi.switchy.io/Kj_T<br />

Whitepaper:<br />

SPE für Feldgeräte<br />

Kanal: Webseite / Quelle: singlepairethnernet.com<br />

Wer sich vertieft mit der Materie SPE auf Feldebene befassen<br />

will, der ist mit diesem Whitepaper von Eaton <strong>und</strong> Weidmüller<br />

gut aufgehoben. Es ist zwar mit lediglich elf Seiten<br />

nicht sehr umfangreich, aber in seiner Dichte unübertroffen.<br />

Das Whitepaper ist lesenswert für Fachleute in der Industrieautomation,<br />

da es neue Erkenntnisse über die Anwendung<br />

<strong>und</strong> Vorteile von Single Pair Ethernet (SPE) in diesem<br />

Bereich bietet. Es beleuchtet die Herausforderungen für<br />

Schaltschrankbauer <strong>und</strong> Maschinenhersteller <strong>und</strong> zeigt auf,<br />

wie SPE diese adressiert. Dabei geht es um Aspekte wie Systemvereinfachung,<br />

Kostenreduktion bei der Verkabelung<br />

<strong>und</strong> Effizienzsteigerung in der Datenkommunikation. Ausserdem<br />

werden aktuelle Trends wie Digitalisierung <strong>und</strong> das<br />

Industrielle Internet der Dinge (IIoT) behandelt, wobei die<br />

Rolle von SPE in diesem Kontext hervorgehoben wird.<br />

https://hi.switchy.io/Kj_T<br />

SPE als Schlüssel<br />

für die digitale<br />

Transformation<br />

Kanal: Spotify / Quelle: VDE Verlag<br />

Ein modernes Auto verfügt über mehr als 50 Sensoren. Das<br />

bedeutet nicht nur mehr Kabel, sondern auch mehr Gewicht<br />

<strong>und</strong> eine komplexere Verkabelung. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kam<br />

man in der Automobilindustrie schon früh auf die Idee, dass<br />

eine Reduzierung sinnvoll wäre. Und das war die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />

von Single Pair Ethernet oder Automotive Ethernet,<br />

wie es in der Branche genannt wird.<br />

In diesem Podcast geht es um solche interessanten Fakten,<br />

aber vor allem um die Frage: Wie bringt SPE die Ethernetbasierte<br />

Kommunikation auf die Sensor-Aktor-Ebene in<br />

Weidmüller steht beim Stichwort «Single Pair Ethernet»<br />

nicht nur bei den Suchmaschinen weit vorne, sondern<br />

hat auch einen Youtube-Hit. Mit über 226‘000 Aufrufen<br />

ist «Single Pair Ethernet – einfach erklärt» eines<br />

der meistgesehenen Videos zum Thema auf der Plattform.<br />

In unter zwei Minuten wird das Wichtigste festgehalten.<br />

Es stellt Single Pair Ethernet (SPE) vor, eine<br />

neue Ethernet-Technologie, die Verbindungen auf ein<br />

Kabelpaar reduziert, Platz spart <strong>und</strong> standardisierte<br />

Kommunikation ermöglicht. SPE verbessert die Reichweite<br />

zwischen Komponenten, unterstützt Power Over<br />

Ethernet <strong>und</strong> bietet hohe Flexibilität <strong>und</strong> Sicherheit. Es<br />

wird als Schlüsseltechnologie für Industrie 4.0 <strong>und</strong> das<br />

industrielle Internet präsentiert, welche traditionelle<br />

Gerätehierarchien durch vernetzte Smart Devices ersetzt<br />

<strong>und</strong> flexible Produktionsprozesse sowie innovative<br />

Lösungen ermöglicht.<br />

https://hi.switchy.io/Kj_I<br />

22 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 23


ROBOTIK<br />

«DAS PERFEKTE<br />

ZUSAMMENSPIEL<br />

IST ENTSCHEIDEND!»<br />

Die Robotec Solutions AG aus Seon hat einen Montageautomaten entwickelt,<br />

der mit einer Genauigkeit von fünfh<strong>und</strong>ertstel Millimeter Kontaktstifte in<br />

Isolatoren einsetzt. Im Interview erklärt Reto Brumann, Leiter Engineering<br />

Steuerung, was es braucht, um die Ausschussquote entsprechend tief zu halten.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Damian Byland (Fotos)<br />

Sie haben bereits mehrere Montageautomatisierungsanlagen<br />

für Fischer Connectors realisiert,<br />

nun wurden Sie mit dem Bau zwei weiterer<br />

Anlagen beauftragt. Was genau wird mit diesen<br />

automatisiert?<br />

Die Anlagen pressen elektrische Kontakte in Isolatoren <strong>und</strong><br />

automatisieren damit eine Tätigkeit bei der Herstellung<br />

elektrischer Steckverbinder, die bisher halbautomatisch<br />

erfolgte. Während die ersten Anlagen in den Kontaktblock<br />

nur einen Stiftdurchmesser einsetzen konnten, können<br />

diese nun verschiedene Stiftdurchmesser in den Isolator<br />

einpressen. Dadurch decken die Automaten ein breiteres<br />

Spektrum ab <strong>und</strong> können erst noch anspruchsvollere<br />

Steckervarianten assemblieren. Ausserdem konnten wir<br />

deren Zykluszeit weiter verkürzen.<br />

Der Fertigungsprozess<br />

Erklären Sie den Arbeitsvorgang für die Fertigung eines<br />

Steckertyps. Was passiert da ganz genau?<br />

Die Anlage verfügt über mehrere Zuführungen für die<br />

un bestückten Isolatoren sowie die verschiedenen Kontaktstifte.<br />

Von der ersten Zuführung entnimmt ein Sechsachsen-<br />

Knickarm-Roboter kamerageführt einen Isolator <strong>und</strong><br />

platziert diesen in einer auf einem Lineartisch montierten<br />

Halterung. Eine zweite Kamera kontrolliert dessen Positionierung,<br />

da dies für die weitere Bearbeitung entscheidend ist.<br />

Derweil entnimmt ebenfalls kamerabasiert ein zweiter<br />

Sechsachsen-Knickarm-Roboter von der zweiten Zuführung<br />

einen Kontakt. Dies erfolgt der Assemblierungsreihenfolge<br />

entsprechend, weshalb eine weitere Vision-Kamera<br />

zunächst prüft, ob der Kontaktstift den korrekten Dimensionen<br />

entspricht. Eine dritte Kamera misst dessen Ausrichtung,<br />

da der Winkel für die korrekte Montage im Isolator<br />

entscheidend ist.<br />

Ein SCARA-Roboter übernimmt den Kontakt <strong>und</strong> macht<br />

sich bereit, diesen im Isolator einzusetzen. Davor fährt die<br />

Linearachse den Isolator unter eine Kamera, die das Loch<br />

ausmisst, in das der Kontakt eingesetzt werden soll.<br />

Stimmen der Stift- <strong>und</strong> der Lochdurchmesser überein, setzt<br />

der wartende Roboter den Kontakt absolut präzise <strong>und</strong><br />

spielfrei ein. Danach fährt der Isolator mit dem eingesetzten<br />

Kontakt unter eine Presse, wo dieser kraftüberwacht<br />

eingepresst wird. Abschliessend kontrolliert eine Vision-<br />

Kamera die Winkelausrichtung des Stifts <strong>und</strong> überprüft<br />

ausserdem, ob dieser während des Einpressvorgangs<br />

verbogen wurde.<br />

Mit was für einer Wiederholgenauigkeit arbeiten die<br />

Linearachse <strong>und</strong> die eingesetzten Roboter?<br />

Die Linearachse ist mit einer Wiederholgenauigkeit von<br />

einem tausendstel Millimeter das genaueste Element in der<br />

Montageautomatisierungsanlage. Die verwendeten Roboter<br />

positionieren auf zwei h<strong>und</strong>ertstel Millimeter genau.<br />

Die Kadenz von Stift zu Stift beträgt sieben Sek<strong>und</strong>en. Was<br />

ist der limitierende Faktor für eine schnellere Zykluszeit?<br />

Die Einschränkung ist die Präzision, die bei einer höheren<br />

Taktgeschwindigkeit nicht mehr gegeben ist. Eine höhere<br />

Dynamik in den Robotern führt zu Überschwingungen, in<br />

deren Folge die Kontakte nicht mehr exakt platziert werden<br />

können. Allerspätestens beim Einpressvorgang würden<br />

diese dann verbogen werden.<br />

Bedeutung der Nullpunktkalibration<br />

Woher wissen Roboter <strong>und</strong> Greifer, wo der Kontaktstift<br />

platziert werden muss? Es gibt zwar ein Lochbild des<br />

Isolators, aber dessen Position im Raum muss ja definiert<br />

sein, da ansonsten das Einsetzen nicht klappt.<br />

Jede Position, die einer der Roboter anfahren kann, ist in<br />

einem Koordinatensystem hinterlegt, dessen Nullpunkt<br />

über alle Teilsysteme der Anlage hinweg kalibriert ist. Was<br />

das in der Anwendung bedeutet, ist einfach erklärt. Die<br />

Nullposition der Vision-Kamera, welche zum Beispiel die<br />

Position des Lochs im Isolator ausmisst, stimmt exakt mit<br />

der Nullposition des Roboters überein. Stellt die Kamera<br />

nun fest, dass das Loch, in welches der Kontaktstift<br />

eingesetzt werden soll, um 0,3 Millimeter von der x-Achse<br />

abweicht, weiss der Roboter, dass er seine Position ebenfalls<br />

um 0,3 Millimeter in der x-Achse korrigieren muss, um<br />

den Kontaktstift beim Einsetzen nicht zu beschädigen.<br />

Erfolgt diese Kalibration einmalig oder richten sich sämtliche<br />

Systeme beim Einrichten eines Folgeauftrags neu aus?<br />

Die Anlage wird einmalig von uns abgenullt. Alle Koordinaten,<br />

die ein Bediener später mit einem Auftrag ins System<br />

einliest, beziehen sich auf die von uns eingerichteten<br />

Nullpunkte.<br />

Was ist die Schwierigkeit, wenn eine menschliche Tätigkeit<br />

automatisiert werden soll?<br />

Wenn ein Mensch einen Kontaktstift in einen Isolator<br />

einsetzt, sieht er genau, was er macht <strong>und</strong> spürt über seine<br />

Finger, ob es einen Widerstand gibt. Dem Roboter fehlt<br />

dieses Feingefühl. Er fährt in Position <strong>und</strong> setzt den<br />

Kontaktstift auf. Ist dieser nicht exakt über der Bohrung des<br />

Isolators platziert, wird dieser allerspätestens beim<br />

Einsetzen verbogen, womit das Bauteil Ausschuss ist.<br />

Daher ist die angesprochene Kalibration für ein perfektes<br />

Zusammenspiel zwischen Robotik <strong>und</strong> Bildverarbeitung<br />

entscheidend. Wichtig ist dabei natürlich auch, das Ganze<br />

absolut bedienerfre<strong>und</strong>lich zu gestalten.<br />

Kamera überprüft Isolatorlage<br />

Wenn der Isolator eingelegt ist, wird dann dessen Position<br />

nochmals überprüft? Es könnte ja sein, dass dieser aufgr<strong>und</strong><br />

eines Staubkorns schräg aufliegt, was beim Einsetzen<br />

der Kontaktstifte ebenfalls zu Problemen führen könnte.<br />

Das ist so! Wir prüfen zwar nicht, wie der Isolator aufliegt,<br />

kontrollieren aber vor dem Einsetzen des Kontaktstifts die<br />

entsprechende Bohrung. Stellt die Vision-Kamera in dieser<br />

etwas fest, wird der Isolator unter eine Ausblasstation<br />

verfahren <strong>und</strong> danach nochmals inspiziert. Würde dieser<br />

24 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 25


ROBOTIK<br />

Im Vision Labor prüfen wir vorab, ob sich die Ideen des<br />

Konstrukteurs auch wirklich umsetzen lassen. Dabei<br />

arbeiten wir eine Liste ab <strong>und</strong> können, wenn die<br />

Montage einen gewissen Stand erreicht hat, bereits mit<br />

den ersten Tests beginnen. Dieser Ansatz vermeidet<br />

Fehler <strong>und</strong> beschleunigt die Inbetriebnahme der<br />

Anlage.<br />

Wie handhaben Sie die verschiedenen Stiftdurchmesser,<br />

die im gleichen Isolator eingesetzt werden sollen?<br />

Bis zu einem gewissen Bereich kann der Greifer<br />

unterschiedliche Stiftdurchmesser handhaben. Kann er<br />

das nicht, wechselt der Roboter eigenständig den<br />

Greifer aus.<br />

QR-Codes für Plausibilitätsprüfung<br />

wie von Ihnen beschrieben schräg aufliegen, wäre das Loch<br />

nicht r<strong>und</strong>, sondern eine Ellipse – <strong>und</strong> diese könnte die<br />

Kamera bis zu einem gewissen Grad erkennen.<br />

Moderne Industrie-Kameras erzeugen gewaltige Datenströme.<br />

Was geschieht mit diesen Daten?<br />

Die Bilder könnten für eine spätere Auswertung aufgezeichnet<br />

werden, was in diesem Falle aber nicht erfolgt. Das<br />

System interessiert sich nur im Moment der Bildaufnahme<br />

für die Position <strong>und</strong> danach wird die Aufnahme gelöscht<br />

<strong>und</strong> durch die nächste ersetzt.<br />

Logikverteilung auf Untersysteme<br />

Wie haben Sie es gelöst, dass die Bildverarbeitung <strong>und</strong> die<br />

Robotik die Steuerung nicht zu sehr beanspruchen?<br />

Wir haben die Logik auf diverse Untersysteme verteilt. Das<br />

HMI <strong>und</strong> die Reihenfolge der Assemblierung laufen auf<br />

einer SPS. Kommt nun ein neuer Auftrag, sendet diese alle<br />

relevanten Daten an die Subsysteme. Dadurch weiss<br />

beispielsweise der Roboter, was nun gefertigt wird <strong>und</strong> lädt<br />

eigenständig die benötigten Informationen aus der Datenbank,<br />

um die entsprechenden Bewegungen ausführen zu<br />

können.<br />

Dieser Ansatz ist übrigens auch bei der Entwicklung<br />

praktisch. Mit diesem lässt sich die Arbeit sehr gut<br />

aufteilen, so dass sich ein Ingenieur ausschliesslich um<br />

die Programmierung der SPS, der nächste um die der<br />

Roboter <strong>und</strong> ein weiterer um die der Bildverarbeitung<br />

kümmern kann.<br />

Abläufen der Anlage bestens vertraut. Woher wissen Sie<br />

aber, dass Sie diese auch wirklich benutzerfre<strong>und</strong>lich<br />

entwickelt haben?<br />

Bevor wir eine Software komplett aufsetzen oder programmieren,<br />

erhält der K<strong>und</strong>e eine Vorab-Version des HMI <strong>und</strong><br />

des Bedienkonzepts der Anlage. Dessen Feedback integrieren<br />

wir anschliessend in das Bedienkonzept der Anlage.<br />

Die Eingabe eines neuen Steckertyps soll sehr einfach sein.<br />

Ist es wirklich so einfach oder bedarf es hierfür Expertenwissen?<br />

Expertenwissen braucht es nicht, aber eine Schulung. Für<br />

jeden Arbeitsschritt erhält der Anwender eine Bedienungsanleitung,<br />

die ganz genau beschreibt, wie er ein neues<br />

Bauteil einzulernen hat. Je nach Polzahl sind 20 bis 50<br />

Parameter, die teilweise mit Unterstützung des Visionsystems<br />

eingelernt werden, zu definieren. Dafür braucht es<br />

keinen Doktortitel, aber der Einrichter muss schon die<br />

Bedeutung der einzelnen Parameter verstehen.<br />

Die Monateanlage soll eines Tages h<strong>und</strong>erte Steckertypen<br />

assemblieren können. Wie garantieren Sie diese Band breite?<br />

Wir haben zu Projektbeginn die möglichen Isolatoren <strong>und</strong><br />

Kontaktstifte erhalten, die auf der Anlage montiert werden<br />

sollen. Damit waren der mechanische Bereich <strong>und</strong> die<br />

Auslegung der Roboter definiert. Auf der Softwareseite gibt<br />

es diese Abhängigkeiten von mechanischen Grössen nicht.<br />

Hier entstehen jedoch Abhängigkeiten aus der Konfigurationsvielfältigkeit,<br />

beispielsweise das Kontakttyp 1 nicht<br />

mit Kontakttyp 2 konfiguriert werden kann. Diese Kriterien<br />

müssen alle in der Software abgebildet sein.<br />

In Ihrer Werkstatt habe ich Dutzende Greifer gesehen.<br />

Wie garantieren Sie, dass nicht versehentlich ein<br />

falscher Greifer zum Einsatz kommt?<br />

Jedes Werkzeug verfügt über einen QR-Code. Beim<br />

Einrichten eines neuen Auftrags scannt der Maschinenbediener<br />

diesen beim Einsetzen ab, so dass die<br />

Steuerung im Hintergr<strong>und</strong> eine Plausibilitätsprüfung<br />

durchführen kann. Stimmt der QR-Code nicht mit den<br />

im Programm hinterlegten Angaben überein, gibt es<br />

eine Fehlermeldung.<br />

Die Zuführungen für die Isolatoren <strong>und</strong> Kontaktstifte<br />

haben RGB-Licht. Wieso?<br />

Das hat zwei Gründe. Der erste Gr<strong>und</strong> hat mit dem<br />

Bildverarbeitungssystem zu tun. Wenn dieses die<br />

Isolatoren <strong>und</strong> die Kontakte vor einem blauen Hintergr<strong>und</strong><br />

aufnimmt, kann es die Aufnahmen am besten<br />

auswerten. Der andere Gr<strong>und</strong> ist eine optische Signalisierung<br />

für den Maschinenbediener. Wenn alles okay<br />

ist, leuchtet der Zuführtisch grün, findet der Greifer kein<br />

Bauteil, leuchtet dieser rot.<br />

Was sollte aus Ihrer Sicht abschliessend unbedingt<br />

noch zu diesem Projekt gesagt werden?<br />

Es ist ein äusserst komplexes System <strong>und</strong> ich bin<br />

extrem stolz darauf, wie sich jeder Einzelne hier<br />

reingekniet <strong>und</strong> so das Projekt zum Erfolg geführt hat.<br />

Für die Robotec Solutions AG war es eines der anspruchsvollsten<br />

Projekte in seiner Firmengeschichte<br />

überhaupt. Es bedurfte einiger Nachtschichten, um die<br />

Anlage fristgerecht fertigstellen zu können. Dank des<br />

Einsatzes aller haben wir aber eine Punktlandung<br />

hingelegt <strong>und</strong> ein laufendes System geschaffen, das uns<br />

grosse Freude bereitet.<br />

Das klingt so, als wollten Sie den Montageautomaten<br />

gar nicht mehr hergeben?<br />

(lacht) Ja, das stimmt.<br />

Lassen Sie uns über die bereits angesprochene Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

reden. Sie als Hersteller sind mit den<br />

Während der Konstruktion erfolgten bereits erste Tests für<br />

Kamera <strong>und</strong> Beleuchtung. Was ist der Gedanke dahinter?<br />

Robotec Solutions AG<br />

www.robotec-ag.com<br />

26 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 27


KOMMUNIKATIONS<strong>TECHNIK</strong><br />

MOBILFUNK-<br />

ROUTER BRINGT<br />

IT AUF DIE<br />

STRASSE<br />

Die Transport Publics Genevois verlagert ihre IT auf die<br />

Strasse. Der Gr<strong>und</strong>: mehr Sicherheit sowie eine höhere<br />

Verfügbarkeit der Fahrzeugflotte. Entscheidende Komponente<br />

für die IP-Netzwerke in Bussen <strong>und</strong> Trams ist der<br />

5G-Mobilfunk-Router der Netmodule AG aus Bern.<br />

Von Markus Back<br />

Die Stadt Genf ist vor allem wegen ihrer Konzentration an<br />

Banken, Versicherungen sowie internationalen Organisationen<br />

bekannt. Aber nur die Wenigsten wissen, dass<br />

die Metropole mit der Transport Public Genevois (tpg) zugleich<br />

einen der modernsten Verkehrsbetriebe weltweit unterhält.<br />

Einen grossen Anteil daran hat Alain Borruat, der mittlerweile<br />

seit zwanzig Jahren bei der tpg tätig ist. Als IT-Architekt <strong>und</strong> Projektmanager<br />

verantwortet er dort nicht nur die IT, sondern vertritt<br />

seinen Arbeitgeber zudem im Vorstand der gemeinnützigen Organisation<br />

«ITxPT». Deren Mitglieder entwickeln basierend auf Standards<br />

<strong>und</strong> Best Practices die IT-Architekturen für den öffentlichen<br />

Verkehr <strong>und</strong> andere Mobilitätsdienste. Daher ist der 64-Jährige<br />

immer auf dem Laufenden <strong>und</strong> kann so Neuerungen direkt in seine<br />

Arbeit einfliessen lassen.<br />

Die Transport Publics Genevois hat ihre komplette<br />

Fahrzeugflotte mit Mobilfunk-Routern der Netmodule<br />

AG ausgestattet <strong>und</strong> profitiert davon gleich in<br />

mehrfacher Hinsicht. Bilder: tpg<br />

Ablösung kostspieliger Service<br />

Dieser Austausch mit der «ITxPT» ist für die tpg wertvoll. Denn<br />

die Digitalisierung sorgte in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />

auch im öffentlichen Personenverkehr für einen grossen Wandel.<br />

«Als ich 2004 bei tpg anfing, gab es in den Bussen <strong>und</strong> Strassenbahnen<br />

nur wenige elektronische Geräte <strong>und</strong> diese ermöglichten<br />

keine IT-Kommunikation zwischen Fahrzeug <strong>und</strong> Leitstelle», erinnert<br />

sich Alain Borruat an die Ursprünge. Damals gab es nur<br />

Funk, der die einzige Kommunikationsmöglichkeit zwischen Leitstelle<br />

<strong>und</strong> Chauffeur war.<br />

Für jeden weiteren Service, zum Beispiel die Anbindung eines<br />

Fahrkartensystems, bedurfte es eines zusätzlichen Kommunikationsmoduls<br />

einschliesslich Antenne. Weil dies zugleich eine weitere<br />

SIM-Karte bedeutete, mussten sich die Betreiber genau überlegen,<br />

mit wie viel IT sie auf der Strasse wollen. Daher suchte tpg ab<br />

28 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 29


KOMMUNIKATIONS<strong>TECHNIK</strong><br />

Alain Borruat brachte bei tpg die IT auf die Strasse.<br />

Ein Vorteil ist ein Echtzugriff auf alle in den Strassenbahnen<br />

<strong>und</strong> Bussen verbauten Geräte. Bild: TuW<br />

Connectivity Suite<br />

Die Connectivity Suite ermöglicht es, Geräte auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

von Netzwerken logisch <strong>und</strong> hierarchisch zu gruppieren. So<br />

können Geräte nach K<strong>und</strong>en, Regionen, Teams <strong>und</strong> so<br />

weiter gruppiert werden. Für Benutzer wie Servicetechniker<br />

können die Zugriffsrechte auf bestimmte Gruppen beschränkt<br />

werden. Darüber hinaus bietet die Suite einen<br />

automatisierten Aufbau einer VPN-Infrastruktur für eine<br />

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ohne Benutzerinteraktion.<br />

So können selbst IT-Netzwerkmanager ohne OpenVPN-<br />

Kenntnisse mit wenigen Klicks ein sicheres Kommunikationsnetz<br />

einrichten <strong>und</strong> betreiben. Im Support- oder<br />

Wartungsfall ist ein direkter Fernzugriff auf die installierten<br />

Geräte möglich, wobei die Fernwartungssituation für den<br />

Servicetechniker so ist, als sei er vor Ort. Eine Integration<br />

der Lösung in eine IIoT-Plattform ist problemlos möglich.<br />

2013 nach einer günstigeren Möglichkeit, um mit ihren Fahrzeugen<br />

zu kommunizieren. «Unsere Idee war es, alle Services<br />

über ein einziges Gerät abzuwickeln», so Alain Borruat.<br />

Dieser Gedanke war der Startschuss für die erfolgreiche<br />

<strong>und</strong> bis jetzt anhaltende Zusammenarbeit mit Netmodule.<br />

Neben dem Fuhrpark wurden im Laufe der Jahre auch mehr<br />

als 800 Fahrkartenautomaten im Verkehrsnetz der tpg mit<br />

Mobilfunk-Routern des Berner IT-Spezialisten ausgestattet.<br />

Dieser ist übrigens bis heute einer von wenigen Anbietern,<br />

der überhaupt massgeschneiderte Kommunikationslösungen<br />

offerieren kann. Aber das nur so nebenbei.<br />

Mehr Sicherheit <strong>und</strong> höhere Verfügbarkeit<br />

Wieso ist aber ein kontinuierlicher Datenaustausch zwischen<br />

Fahrzeug <strong>und</strong> Leitstelle überhaupt notwendig? Ein<br />

Aspekt ist die Betriebssicherheit, ein anderer die Verfügbarkeit<br />

der Fahrzeuge. Ursprünglich reichten die Kapazitäten<br />

eines gewöhnlichen Bordcomputers, um alle wichtigen Informationen<br />

zu speichern. Dieser wurde regelmässig, meistens<br />

nach fünf Tagen, ausgelesen <strong>und</strong> neu bespielt. Das Problem:<br />

Es bedurfte hierfür geschultes Personal, es ging nur<br />

im Depot mit WLAN (Wi-Fi) <strong>und</strong> es war zeitaufwendig.<br />

Für neue Serviceangebote, wie das Einblenden von Fahrgast-Informationen,<br />

klappt dieser Ansatz zudem nur bedingt.<br />

Zwar lassen sich diese ebenfalls im Datenspeicher<br />

hinterlegen, schränken aber die Flexibilität ein. Soll beispielsweise<br />

ein Bus auf einer anderen Linie als Ersatz verkehren,<br />

stimmen die eingeblendeten Haltestellen mit den<br />

angefahrenen nicht überein. Dank Netmodule ist das aber<br />

kein Problem mehr. Ein Befehl genügt <strong>und</strong> die Daten gelangen<br />

über eine sichere VPN-Verbindung aus der Leitstelle<br />

auf den entsprechenden Bus oder die entsprechende<br />

Strassenbahn.<br />

Der 5G-Mobilfunk-Router stellt hierbei ein zentrales Element<br />

dar, da er die im Fahrzeug verbauten Geräte direkt mit<br />

den verschiedenen IT-Systemen <strong>und</strong> IT-Lösungen der tpg<br />

verbindet. Dabei ist es vollkommen egal, über welches Protokoll<br />

diese kommunizieren. Personal, welches die Daten<br />

mit Laptop <strong>und</strong> Netzwerkkabel direkt am Fahrzeug austauscht,<br />

braucht es hierfür nicht mehr. Dieses muss lediglich<br />

noch bei bestimmten Wartungsarbeiten anrücken.<br />

Wi-Fi-Schnittstelle starkes Feature<br />

Bezüglich Sicherheit hat die tpg hohe Massstäbe definiert.<br />

Für jeden Service gibt es ein dezidiertes IT-System.<br />

Jedes von diesen IT-Systemen läuft auf einem eigenen Server,<br />

die auf verschiedene Standorte verteilt sind. Dies reduziert<br />

im Falle einer Cyber-Attacke oder eines Feuers einen<br />

Totalausfall <strong>und</strong> gestattet zumindest einen eingeschränkten<br />

Weiterbetrieb.<br />

Zusätzliche Sicherheitsroutinen <strong>und</strong> verschiedene dezidierte<br />

Überwachungssysteme, welche die Strecke zwischen<br />

Server, Mobilfunk-Betreibern <strong>und</strong> Router überwachen, erhöhen<br />

die Verfügbarkeit zusätzlich. Regelmässige Funktionstests<br />

der Geräte r<strong>und</strong>en das Sicherheitsprofil ab. Hierbei<br />

werden diese durch die Management-Software «Connectivity-Suite»<br />

(siehe Infokasten) verwaltet <strong>und</strong> administriert. Somit<br />

ergibt sich kein Zusatzaufwand für den Betreiber tpg.<br />

Aber nicht nur deswegen schätzt Alain Borruat den 5G-<br />

Mobilfunk-Router. Für wertvoll hält er ihn auch wegen der<br />

Wi-Fi-Schnittstelle, die tpg Kosten spart. Bei der Einfahrt<br />

ins Depot stellen alle Fahrzeuge automatisch auf Wi-Fi-<br />

Kommunikation um, wodurch bei der Datenübertragung<br />

nicht wie bei einer SIM-Karte Gebühren anfallen.<br />

Zukunftsfähige Lösung<br />

Dass die Lösung von Netmodule nicht nur innovativ, sondern<br />

auch zukunftsfähig ist, zeigen die weiteren Überlegungen<br />

von Alain Borruat. So arbeitet tpg aktuell an einem zuschaltbaren<br />

Live-Stream aus Bussen <strong>und</strong> Trams, der schon<br />

bald über den 5G-Mobilfunk-Router gesteuert werden soll.<br />

Die Idee dahinter: Wenn heute ein Vorfall passiert, beispielsweise<br />

ein Verkehrsunfall oder randalierende Fahrgäste,<br />

markiert der Chauffeur die entsprechende Sequenz für<br />

die interne Analyse oder die Polizei. Dies geht aber mit einem<br />

grossen Zeitverlust einher, da hierzu zunächst ein physikalischer<br />

Zugriff auf den Speicher der verbauten Videokamera<br />

erforderlich ist. «Wir kombinieren einfach die<br />

Lösung von Netmodule mit neuer Videoüberwachungstechnologie»,<br />

sagt Alain<br />

Borruat <strong>und</strong> ergänzt: «Damit sind<br />

wir zukünftig viel schneller <strong>und</strong><br />

effizienter, weil wir bei einem<br />

Ereignis sofort auf die Daten<br />

zugreifen können.»<br />

tpg Transport<br />

Publics Genevois<br />

www.tpg.ch<br />

Netmodule AG<br />

www.netmodule.com<br />

Bild: Netmodule<br />

5G-Mobilfunk-Router<br />

Der robuste Hochgeschwindigkeitsmobilfunk-Router entspricht<br />

den Spezifi kationen der ITxPT. Aufgr<strong>und</strong> seiner Vielseitigkeit,<br />

seiner Sicherheitsmerkmale <strong>und</strong> seiner Leistung ist er die<br />

ideale Lösung für Bahnforderungen wie Fahrgast-Wi-Fi,<br />

Fahrgast-Infotainment oder die Übertragung von Betriebsdaten.<br />

Zu seinen Merkmalen gehören bis zu zwei 5G-NR-Module,<br />

die gebündelt werden können, zwei Wi-Fi-Zugangspunkte<br />

nach Wi-Fi-5-Standard, GNSS für die Positionsbestimmung,<br />

zwei Gigabit- <strong>und</strong> drei Fast-Ethernet-Anschlüsse <strong>und</strong> eine<br />

erweiterte interne Speicherkapazität. Der Router erfüllt die<br />

Anforderungen der Normen EN 50155 <strong>und</strong> EN 45545 <strong>und</strong><br />

verfügt über gehärtete Steckverbinder an den Kommunikationsschnittstellen<br />

sowie TNC-Steckverbinder an den<br />

Antennenanschlüssen. Die Software basiert auf einem<br />

eingebetteten Linux-Betriebssystem <strong>und</strong> einer Kommunikationsprotokoll-Suite.<br />

K<strong>und</strong>enspezifi sche Softwareerweiterungen<br />

lassen sich über ein SDK oder LXC implementieren.<br />

FAULHABER Encoder<br />

Feinfühlige<br />

Positionierung<br />

ist der Schlüssel<br />

Der neue Encoder IEP3 erreicht<br />

dank neuester Chiptechnologie<br />

höchste Auflösung <strong>und</strong><br />

Genauigkeit auf geringstem<br />

Bauraum. Damit öffnen sich<br />

neue Türen für Entwickler.<br />

www.faulhaber.com/IEP3/de<br />

30 #<strong>026</strong><br />

WE CREATE MOTION


Neuheiten<br />

Starterkit für CC100<br />

Das Starterkit für den Compact Controller 100 erschliesst die<br />

Steuerungswelt von Wago mit Codesys <strong>und</strong> Industrial-IoT. Da<br />

es «ready to use» ist, können Anwender direkt loslegen <strong>und</strong><br />

verdrahten. Besonders gut eignet es sich insbesondere für<br />

kleinere Automatisierungsaufgaben. Dabei ist es vollkommen<br />

egal, welchen Kenntnisstand der Anwender besitzt.<br />

Wago Contact SA | www.wago.com<br />

Mobile Laserbeschriftung für sperrige Werkstücke<br />

Der portable Beschriftungslaser L-MOOV ermöglicht die Laserbeschriftung schwerer <strong>und</strong> unhandlicher<br />

Werkstücke ohne sperrige Sicherheitsstation. Die Beschriftung lässt sich auf Knopfdruck<br />

starten, wobei durch seine Aufsätze Werkstücke mit beliebigen Geometrien mühelos markiert<br />

werden können. Das System lässt sich ohne Schutzbrille<br />

bedienen, wobei fürs Umfeld keine gesonderten Sicherheitsvorkehrungen<br />

getroffen werden müssen. Mit dem Transportwagen<br />

kann der leichte <strong>und</strong> zugleich robuste L-MOOV samt<br />

Zubehör bequem transportiert werden. Der Laser lässt sich<br />

zudem mit wenigen Handgriffen auf eine Markierstation für<br />

die Laserbeschriftung von Kleinteilen montieren. Die im<br />

Lieferumfang enthaltene Software bietet eine Vorschaufunktion<br />

sowie eine anwenderfre<strong>und</strong>liche Schritt-für-Schritt-Bedienungsanleitung.<br />

Dank des Faserlasers können mit dem<br />

Gerät viele Arten von Materialien (Metall, Kunststoff, etc.)<br />

dauerhaft beschriftet werden.<br />

Axnum AG | www.axnum.ch<br />

Sicherheitsrelais für alle Fälle<br />

Für die universellen Sicherheitsrelais der<br />

XPSU-Baureihe mit Diagnoseausgang <strong>und</strong><br />

Kontakterweiterung steht ab sofort eine neue<br />

Funktion für die Stillstanderkennung zur<br />

Verfügung. Sie erfolgt per Messung der<br />

Remanenzspannung <strong>und</strong> funktioniert bei<br />

allen gängigen Motorentypen bis 690 V. Im<br />

Unterschied zu herkömmlichen Relais ist die<br />

XPSU-Baureihe zudem nicht auf bestimmte<br />

Signalformen beschränkt, sondern kann je<br />

nach Bedarf auf verschiedene Sicherheitsfunktionen<br />

eingestellt werden. So lassen<br />

sich nicht nur Zeit <strong>und</strong> Kosten sparen,<br />

auch die durchgängige Verfügbarkeit<br />

einer Anlage kann zusätzlich<br />

gesichert werden. Hinzu<br />

kommt, dass die Startbedingungen<br />

direkt am Relais<br />

eingestellt werden können.<br />

Egal, ob automatischer Start,<br />

überwachter Start oder<br />

optionaler Anlauftest, die<br />

benötigte Startfunktion ist<br />

im Gerät vorhanden <strong>und</strong><br />

muss nur noch ausgewählt<br />

werden.<br />

Schneider Electric<br />

www.se.com<br />

KI-gestütztes Engineering<br />

Mit TwinCAT Chat lassen sich Large Language Models<br />

(LLM) wie ChatGPT in der Engineeringumgebung TwinCAT<br />

XAE nutzen. Entwickelt wurde das Werkzeug, um LLM ins<br />

Steuerungsengineering zu integrieren <strong>und</strong> so Anwendern<br />

gegenüber der herkömmlichen Nutzung, zum Beispiel von<br />

ChatGPT im Webbrowser, einen deutlichen Vorteil zu<br />

bieten. So wird beispielsweise der Entwicklungsprozess<br />

erleichtert, da die Kommunikation <strong>und</strong> der Code-Austausch<br />

nahtlos ineinandergreifen. Darüber hinaus wurde das LLM<br />

speziell für TwinCAT-Anfragen gr<strong>und</strong>initialisiert. Dadurch<br />

lassen sich spezifische Fragen direkt stellen <strong>und</strong> es muss<br />

dem LLM nicht erst mitgeteilt werden, dass TwinCAT<br />

verwendet wird <strong>und</strong> die Code-Beispiele in strukturiertem<br />

Text erwartet werden. Zudem lässt sich generierter Code<br />

einfach übernehmen, was Zeit spart <strong>und</strong> Fehler bei der<br />

manuellen Übertragung vermeidet.<br />

Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.com/twincat-chat<br />

Volle Härte gegen Verschleiss<br />

Einfache Aktor- <strong>und</strong> Sensorintegration<br />

Das kompakte IIO 041 (12,5 x 104 x 72 mm) aus der S-Dias-Reihe verfügt über vier<br />

SDCI-Master-Ports <strong>und</strong> vier digitale Eingänge (+24 VDC, 3,7 mA, 0,5 ms). Mit SDCI<br />

(IO-Link) lässt sich eine herstellerunabhängige Punkt-zu-Punkt-Verbindung zur<br />

Anbindung intelligenter Aktoren <strong>und</strong> Sensoren nach IEC 61131-9 realisieren.<br />

Somit ist das Modul ideal für sämtliche Automatisierungsanwendungen mit<br />

vielen intelligenten Aktoren <strong>und</strong> Sensoren, da SDCI-Devices einfach ins<br />

System integriert werden können. Die Konfiguration der SDCI-Geräte erfolgt<br />

über ein in der Softwareumgebung Lasal integriertes Konfigurationstool.<br />

Damit kann bei der Projektierung eine SDCI-Konfigurationsdatei (IODD) für<br />

jedes SDCI-Device geladen <strong>und</strong> die Parametrierung durchgeführt werden. So<br />

ist es möglich, das Gerät einfach ins Gesamtsystem zu integrieren, was den<br />

Verkabelungsaufwand deutlich minimiert <strong>und</strong> Kosten reduziert. Zudem wird<br />

die Inbetriebnahme verkürzt <strong>und</strong> die Produktivität gesteigert.<br />

Sigmatek Schweiz AG | www.sigmatek-automation.ch<br />

Die Tiger-tec-Gold-Sorte WSM33G ist die erste PVD-Sorte, die von Walter<br />

speziell für die hohe Beanspruchung beim Stechen entwickelt wurde. Der<br />

Schneidstoff kombiniert TiAlN <strong>und</strong> TiSiN zur mehrlagigen Schicht mit<br />

aussergewöhnlicher Härte bei gleichzeitig gesteigerter Zähigkeit. Eine<br />

spezielle Nachbehandlung verringert die Reibung, sorgt für eine glatte<br />

Oberfläche <strong>und</strong> optimiert so die Spanabfuhr <strong>und</strong> Prozesssicherheit. Der<br />

goldene Top-Layer erleichtert zudem die Verschleisserkennung. Zum Einsatz<br />

kommt die PVD-Beschichtung auf einschneidigen SX-Schneideinsätzen mit<br />

Formschluss <strong>und</strong> Selbstklemmung sowie auf Wendeschneidplatten des<br />

zweischneidigen DX18-Systems, bei dem ein zweites Prisma für Stabilität im<br />

Plattensitz sorgt. Für Anwender bedeutet dies maximale Vielseitigkeit, weil<br />

damit alle Stechbreiten zwischen 1,0 <strong>und</strong> 10 mm abgedeckt sind.<br />

Walter AG | www.walter-tools.com<br />

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NEUHEITEN<br />

67-MP-Kamera für<br />

Hochleistungsbilderfassung<br />

3-in-1-Werkzeug<br />

Mit dem Stripax plus gelingt das Schneiden, Abisolieren<br />

<strong>und</strong> Crimpen mit nur einem Werkzeug <strong>und</strong> ohne lästiges<br />

Umgreifen. Dies macht die Kabelverarbeitung im Querschnittsbereich<br />

von 0,5 bis 2,5 mm² besonders einfach<br />

<strong>und</strong> schnell. Durch eine Transportfunktion werden die<br />

Aderendhülsen von allein ins Crimpgesenk transportiert,<br />

wodurch das manuelle Handling der Aderendhülsen<br />

komplett entfällt. Verstaut sind diese in einem Magazin<br />

mit 50 Hülsen im Griff. Ein manuelles Einstellen des<br />

Crimp-Bereichs ist nicht erforderlich, wodurch Einstellfehler<br />

vermieden werden <strong>und</strong> optimale Arbeitsergebnisse<br />

garantiert sind.<br />

Weidmüller Schweiz AG | www.weidmueller.ch<br />

Einkanalige Schutzschalter<br />

Die Genie-Nano-10GigE-Kameras M8200 <strong>und</strong> C8200<br />

übertragen bis zu 14 Bilder pro Sek<strong>und</strong>e bei voller<br />

Auflösung. Dank ihres Formfaktors von 59 x 59 mm<br />

ermöglichen sie es Systementwicklern ohne<br />

grossen Aufwand von 1, 2,5 oder 5 GigE- auf 10<br />

GigE-Vision überzugehen. Eine kostenlose Runtime-Version<br />

der Teledyne Sapera Bildverarbeitungssoftware<br />

ist im Lieferumfang der Kameras<br />

enthalten. Diese bietet gr<strong>und</strong>legende Funktionen<br />

für die Bildverarbeitung, Blob-Analysen, die<br />

Kamerakalibrierung sowie das flächenbasierte<br />

Suchen.<br />

Teledyne DALSA<br />

www.teledynedalsa.com/<br />

imaging<br />

Robuster Safety-Encoder<br />

Der absolute Drehgeber EAM580RS im Safety-Design<br />

reduziert Aufwand <strong>und</strong> Kosten für die Implementierung, da<br />

er die funktionalen Sicherheitsanforderungen (SIL2/PLd<br />

gemäss IEC 61508, ISO 13849:2023 <strong>und</strong> IEC 61800-5-3) integriert.<br />

Entwickelt wurde er speziell für raue Aussenanwendungen<br />

<strong>und</strong> mobile Maschinen, wie zum Beispiel in Ladekranen,<br />

Turmdreh kranen <strong>und</strong> mobilen Arbeitsplattformen.<br />

Unter einer rostfreien Edelstahlhaube sicher vor aggressiven<br />

Umwelteinflüssen <strong>und</strong> Medien geschützt, ist er zudem<br />

immun gegenüber Schocks <strong>und</strong> Vibrationen. Die Übertragungsrate<br />

beträgt 1 ms, die absolute Genauigkeit ±0,2 °.<br />

Die einkanaligen Schutzschalter bieten<br />

maximale Flexibilität bei der Anzahl benötigter<br />

Kanäle sowie bei der Auswahl funktionaler<br />

Eigenschaften. So können Anwender unter<br />

acht einkanaligen Schutzschaltern die für sie<br />

beste Lösung auswählen. Zudem wurde die<br />

Bedienung der einstellbaren Variante (Artikelnummer<br />

0787-3861/0004-0020) optimiert. Der<br />

Auslösestrom lässt sich nun über ein Drehrad<br />

sogar im stromlosen Zustand einstellen. Mit<br />

einer Kanalbreite von lediglich 6 mm wurde<br />

ausserdem der Platzbedarf der elektronischen<br />

Geräte auf ein Minimum reduziert.<br />

Baumer Electric AG | www.baumer.com<br />

Wago Contact SA | www.wago.com<br />

750-W-BLDC-Motor<br />

Die ECI-Antriebsbaureihe wurde um Baugrösse 80 erweitert, um<br />

höhere Leistungen in der Automatisierung abdecken zu können.<br />

Die BLDC-Motoren nach Innenläuferprinzip in Schutzkleinspannung<br />

(24/48 VDC; Ø 80 mm) <strong>und</strong> bis zu 750 W Nennleistung lassen<br />

sich mittels verschiedener Module individuell zum Antriebssystem<br />

zusammenstellen. In ein robustes Metallgehäuse integriert,<br />

erfüllen sie dabei standardmässig IP54. Ergänzt wird das Antriebssystem<br />

durch Planetengetriebe mit diversen Untersetzungen<br />

sowie Encoder- <strong>und</strong> Bremsmodule. Verlangt eine Anwendung<br />

eine Haltebremse nach dem Ruhestromprinzip, lässt sich die<br />

Antriebseinheit beispielsweise um ein Modul mit Federdruckbremse<br />

ergänzen. Für den Betrieb an einem abgesetzten Antriebsregler<br />

sind Hallsensoren zur Rotorlageerkennung integriert,<br />

weitere Module wie Drehzahl- oder Positionsregler sollen folgen.<br />

ebmpapst | www.ebmpapst.com<br />

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NEUHEITEN<br />

Sparen mit dezentraler Automation<br />

KI-gestützter Kommissionier-Roboter<br />

Schaltschranklose Automatisierung<br />

Die Baseplates <strong>und</strong> Module der Baugrösse 3 erweitern<br />

das Anwendungsspektrum fürs MX-System als Synonym<br />

für die schaltschranklose Automatisierung. Die<br />

Baseplate bietet eine zusätzliche Reihe von Datensteckplätzen<br />

<strong>und</strong> somit neue Möglichkeiten. Bei gleicher<br />

Breite stehen deutlich mehr Steckplätze zur Verfügung,<br />

um noch mehr Funktionsmodule unterzubringen. Die<br />

ersten Module der Baugrösse 3 sind eine 600-VDC-Versorgung<br />

mit 40 A Nennstrom, ein Servoregler mit 28 A<br />

Nennstrom sowie eine Netzeinspeisung für bis zu 63 A.<br />

Auf Basis der Baugrösse 3 soll es zukünftig weitere<br />

Module, zum Beispiel zum Schalten von AC-Lasten bis<br />

zu 16 A oder Umrichtern mit bis zu 15 kW geben.<br />

Zusätzlich werden sich Einspeisungen mit bis zu 125 A<br />

realisieren lassen.<br />

Das modulare System Vario-X bringt Sensorik <strong>und</strong><br />

Aktorik dezentral ins Feld <strong>und</strong> verkürzt dabei aufgr<strong>und</strong><br />

seines durchgängigen Ansatzes den Aufwand für die<br />

Maschineninstallation um r<strong>und</strong> 40 Prozent. Ein Beispiel<br />

hierfür ist der Steckverbinder MQ15 DC, der mit einer<br />

Viertel-Umdrehung jede Maschinenanlage anbindet. Im<br />

direkten Maschinenumfeld sorgt Vario-X bei der<br />

nahtlosen Integration von dezentralen Servoantrieben<br />

für ein zuverlässiges Spannungs-, Signal- <strong>und</strong> Datenmanagement.<br />

Robuste, wasser- <strong>und</strong> staubdichte<br />

Gehäuse in IP65, die die Spannungsversorgung,<br />

Steuerung, Switches, Sicherheitstechnik <strong>und</strong> IO-Module<br />

beinhalten, bilden das Herzstück des Systems. Ausgestattet<br />

mit einer Multicore-CPU, ist der Controller allen<br />

Anforderungen gewachsen <strong>und</strong> lässt sich als offene<br />

Steuerungsplattform in alle übergeordneten Industrial-<br />

Ethernet Netzwerke einbinden. Das 48-V-System bietet<br />

zudem genügend Power, um nahezu alle Anwendungsfelder<br />

abzudecken.<br />

Murrelektronik AG | www.murrelektronik.ch<br />

Serielles Schnittstellenmodul<br />

Das serielle Schnittstellenmodul RS-232/-485<br />

schafft eine standardisierte Verbindung zwischen<br />

externen Geräten mit einer RS-485-,<br />

RS-422- oder RS-232-Schnittstelle <strong>und</strong> dem<br />

I/O-System von Wago. Ein zuschaltbarer Abschlusswiderstand<br />

sowie ein 2-stufig zuschaltbares<br />

Bias-Netzwerk sind bereits integriert <strong>und</strong><br />

ersetzen unter Umständen notwendige zusätzliche<br />

externe Komponenten sowie deren<br />

Verdrahtung. Ausserdem ist das Modul beliebig<br />

konfigurierbar <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> seiner vielfältigen,<br />

frei wählbaren Baudraten offen für alle Geräte.<br />

Dank des grossen Empfangs- <strong>und</strong> Sendepuffers<br />

(8192 Byte In/2048 Byte Out) können Daten mit<br />

unterschiedlichen externen Geräten wie<br />

Druckern, Scannern <strong>und</strong> Gateways (z. B. EnOcean)<br />

einfach <strong>und</strong> schnell ausgetauscht werden.<br />

Die KI- <strong>und</strong> Vision-basierte Lösung Item Picker legt bis zu 1400<br />

Artikel pro St<strong>und</strong>e in vorgesehene Behälter ab, indem sie deren<br />

idealen Greifpunkte ermittelt <strong>und</strong> dann mit einem Vakuumgreifer<br />

aufnimmt. Die Lösung benötigt keine menschliche Überwachung<br />

oder Informationen hinsichtlich der physischen<br />

Eigenschaften der zu entnehmenden Artikel. Ausgelegt ist der<br />

Item Picker für verschiedene Traglastanforderungen <strong>und</strong> mit<br />

den Industrierobotern IRB 1200, IRB 1300 <strong>und</strong> IRB 2600 erhältlich.<br />

Mit einer Traglast von bis zu drei Kilogramm <strong>und</strong> einer<br />

Reichweite von bis zu 1,65 Metern bietet die vorkonfektionierte<br />

Lösung die notwendige Flexibilität, um den Anforderungen in<br />

der Auftragsabwicklung <strong>und</strong> Sortierung gerecht zu werden. Sie<br />

lässt sich sehr einfach in vorhandene automatische Ein- <strong>und</strong><br />

Auslagerungssysteme wie Shuttle-, kubische <strong>und</strong> 3D-Aufbewahrungslösungen<br />

integrieren, was den Engineering-Aufwand<br />

verringert <strong>und</strong> die Time-to-Market verkürzt.<br />

ABB Robotics | www.abb.ch<br />

Beckhoff Automation AG<br />

www.beckhoff.com/mx-system<br />

Wago Contact SA | www.wago.com<br />

Massgeschneiderte Arbeitsraumüberwachung<br />

Lasal Safety-Designer stellt zwei neue Funktionsblöcke für eine massgeschneiderte<br />

Arbeitsraumüberwachung serieller Kinematiken bereit. Der Safety-Funktionsblock «DH-<br />

Transformation» überführt räumliche Eingabe- in räumliche <strong>Ausgabe</strong>koordinaten, so dass<br />

sich ein mehrachsiger Roboterarm einfach realisieren lässt. Das entstehende Koordinatensystem<br />

definiert dessen Werkzeugmittelpunkt (TCP) <strong>und</strong> garantiert<br />

so höchste Präzision. Der Funktionsblock «Collision Detection»<br />

definiert den Arbeitsraum durch minimale <strong>und</strong> maximale XYZ-Koordinaten.<br />

Diese Punkte spannen einen Quader auf, der sich parallel<br />

zum Koordinatensystem befindet <strong>und</strong> definieren so den Bereich, in<br />

dem sich der TCP befinden darf. Zusätzlich wird eine Hüllkugel über<br />

die aktuelle Position des Roboters gelegt. Diese wird permanent mit<br />

den Arbeitsraumgrenzen verglichen, wodurch Kollisionen verhindert<br />

werden. Durch die Verknüpfung einzelner Arbeitsräume ist es zudem<br />

möglich, komplexe Arbeitsräume zu erstellen.<br />

Sigmatek Schweiz AG | www.sigmatek-automation.ch<br />

Alle Daten im Griff?<br />

Get connected!<br />

Vernetzte Zusammenarbeit:<br />

Digitale Transformation in der Praxis<br />

Wie bleibt unser Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig?<br />

Wie können wir unsere Arbeit in der Elektroplanung effizienter gestalten?<br />

Wie arbeiten wir transparent mit Kollegen <strong>und</strong> Geschäftspartnern zusammen?<br />

EPLAN liefert Antworten: mit Software <strong>und</strong> Services<br />

für durchgängige Daten <strong>und</strong> vernetzte Prozesse im Ökosystem<br />

der industriellen Automatisierung.<br />

Mehr erfahren:<br />

www.eplan.ch/de/ecosystem<br />

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NEUHEITEN<br />

UL-gelistete Motorleitung<br />

Die Chainflex-Motorleitung CF33.UL wurde speziell für<br />

den Einsatz in der Energiekette <strong>und</strong> auf der Kabeltrasse<br />

entwickelt. Sie lässt sie sich nahtlos von der Energiekette<br />

auf die Kabelpritsche verlegen <strong>und</strong> erübrigt so eine<br />

Steckverbindung dazwischen. Dank diverser Testreihen<br />

<strong>und</strong> der 30-jährigen Erfahrung im Bereich der bewegten<br />

Leitungen vergibt der Hersteller eine erweiterte Garantie<br />

von vier Jahren beziehungsweise 10 Millionen Doppelhüben<br />

auf die Motorleitung.<br />

Igus | www.igus.ch<br />

Vielseitiger Inkremental-Encoder<br />

Der IEP3 bietet bei einem Durchmesser von 8 mm<br />

eine Auflösung von bis zu 10000 Impulsen pro<br />

Umdrehung. In der Standardausführung ist die<br />

Auflösung im Bereich von 1 bis 4096 I/U frei<br />

programmierbar, wobei eine Positionsgenauigkeit<br />

von 0,3 °m bei einer Wiederholgenauigkeit von 0,05<br />

°m erreicht wird. Die Versorgung ist mit 3,3 oder 5<br />

V möglich, der Betriebstemperaturbereich reicht<br />

von -40 bis 125 °C. Der On-Axis-Encoder mit<br />

2-Pol-Gebermagnet ist einfach im Aufbau <strong>und</strong><br />

robust. Durch seine bereits im IE3 bewährte<br />

Baukasten-Charakteristik lässt sich der IEP3 breit<br />

einsetzen. So ist er unter anderem mit den<br />

DC-Motoren der Serien 0816SR, 1016SR, 1024SR<br />

sowie mit den Schrittmotoren der Serien AM0820,<br />

AM1020, AM1524 kombinierbar.<br />

Faulhaber SA | www.faulhaber.ch<br />

Laserauftragsschweissen<br />

Die AML500 integriert ein High-Speed-Laserauftragssystem,<br />

das fünfmal schneller als bei herkömmlichen<br />

Maschinen ist <strong>und</strong> so den raschen 3D-Aufbau, die<br />

Beschichtung <strong>und</strong> die Reparatur komplexer Bauteile<br />

ermöglicht. Aufgr<strong>und</strong> kleinerer Wärmeeinflusszonen<br />

ist auch das Drucken feinerer Geometrien <strong>und</strong> Schichten<br />

bei geringerer thermischer Verformung des<br />

Substrats machbar.<br />

Kompakt SPS mit IIoT-Funktionen<br />

Mitsubishi Electric hat sein FX5-Enet-Ethernet-Modul<br />

aktualisiert, um IIoT-Funktionen für Anlagen zu bieten,<br />

die Speicherprogrammierbare Steuerungen der<br />

Melsec-iQ-F-Serie verwenden. Die IIoT-Cloud-Konnektivität<br />

garantiert das MQTT-Protokoll, was einen<br />

sicheren Fernzugriff ermöglicht. Zu den Sicherheitsfunktionen<br />

gehören unter anderem digitale Zertifizierungen<br />

<strong>und</strong> TLS-Verschlüsselung, die potenzielle<br />

Risiken durch Erkennung, Prävention <strong>und</strong> Reaktion<br />

minimieren. Dies gewährleistet eine sichere Datenübertragung<br />

<strong>und</strong> schützt vor potenziellen Sicherheitsrisiken.<br />

Zusätzlich wurden in die FX5-Enet-Ethernet-Lösung<br />

Funktionen zum verschlüsselten E-Mail-Versand<br />

integriert. Diese Funktion unterstützt<br />

kostenlose E-Mail-Dienste wie Gmail<br />

<strong>und</strong> Yahoo Mail <strong>und</strong> ermöglicht<br />

Betreibern so die sichere<br />

Kommunikation über einen<br />

SMTP-Server.<br />

Omni Ray AG<br />

www.omniray.ch<br />

Intelligentes Fluidmanagement<br />

bringt viele Verbesserungen<br />

Makino | www.makino.eu<br />

Die Verwo AG in Reichenburg ist einer der modernsten Zulieferbetriebe<br />

für hochpräzise Metallteile in Europa. Auf der Suche nach<br />

weiteren Optimierungen entschied man sich für den Einsatz des<br />

Fluidmanagementsystems Fluidlynx2 von Motorex <strong>und</strong> steigerte<br />

seither die Produktivität <strong>und</strong> Prozesssicherheit nachhaltig. Das<br />

System kann während der laufenden Produktion integriert<br />

werden <strong>und</strong> misst nicht nur Parameter wie pH-Wert, Konzentration,<br />

Temperatur <strong>und</strong> elektrische Leitfähigkeit, sondern steuert<br />

selbstständig die Einhaltung der Soll-Konzentration. Durch den<br />

gleichmässigen Betrieb spart Verwo Kühlschmierstoffkonzentrat<br />

<strong>und</strong> damit auch Betriebskosten. Verlängerte Standzeiten der<br />

Emulsionen ziehen automatisch geringere Entsorgungskosten<br />

nach sich. Wesentlich wichtiger ist für Geschäftsführer Bruno<br />

Vogelsang jedoch, dass sich das Arbeitsumfeld für seine Mitarbeitenden<br />

<strong>und</strong> für die Umwelt wesentlich verbessert hat.<br />

Motorex | www.motorex.com<br />

Reibahle mit neun Leben<br />

Die Besonderheit der FixReam 700 Reibahlen ist<br />

ihre häufige Verwendbarkeit, die durch Austausch<br />

der Schneiden <strong>und</strong> Nachschleifen erreicht wird.<br />

Ein Werkzeug kann bis zu zweimal nachgeschliffen<br />

werden, ehe neue Schneiden eingelötet werden<br />

müssen. Danach sind wieder zwei Nachschliffe,<br />

erneuter Schneidenwechsel <strong>und</strong> weitere zwei<br />

Nachschliffe möglich. Eine Reibahle bildet so neun<br />

Standzeiten ab. Beim Service weitet der Hersteller<br />

das Werkzeug mit einer Dehnschraube etwas auf<br />

<strong>und</strong> kann so alle Funktionsflächen, also Anschnitt<br />

<strong>und</strong> Durchmesser, nachschleifen. Im Vergleich zu<br />

einem Werkzeug ohne<br />

Dehnfunktion können die<br />

Werkzeugkosten um bis<br />

zu 15 Prozent reduziert<br />

werden. Die Werkzeuge<br />

sind im Durchmesserbereich<br />

von 9,9 bis 32,2 mm<br />

konfigurierbar.<br />

HANNOVER MESSE 2024<br />

ENERGIZING A<br />

SUSTAINABLE<br />

INDUSTRY<br />

Products and solutions at #HM24<br />

22 – 26 April 2024 Hannover, Germany<br />

hannovermesse.com<br />

Mapal Dr. Kress KG:<br />

www.mapal.com<br />

38 #<strong>026</strong><br />

WORLD. LEADING. INDUSTRYSHOW.


MESSEKALENDER<br />

Siams<br />

Sensor+Test<br />

Datum: 16. bis 19. April 2024<br />

Datum: 11. bis 13. Juni 2024<br />

Messethema:<br />

Die Veranstaltung im jurassischen<br />

Industriezentrum spiegelt die gesamte<br />

Produktionskette der Mikrotechnik wider.<br />

Messethema:<br />

Die Messtechnik-Messe ist das<br />

weltweit führende Forum für<br />

Sensorik, Mess- <strong>und</strong> Prüftechnik<br />

Fokusthemen:<br />

• Maschinen<br />

• Ausrüstungen, Montage<br />

• Messung, Kontrolle <strong>und</strong> QS<br />

• Automation<br />

• Werkzeuge, Zubehör, Mechanik<br />

• Rohstoffe<br />

• Halbfabrikate<br />

• Metallverarbeitung, Zulieferindustrie<br />

• Kunststoffverarbeitung<br />

• Montagearbeiten<br />

Veranstaltungsort: Forum de l‘Arc<br />

Rue industrielle 98<br />

CH-2740 Moutier<br />

Weitere Infos:<br />

www.siams.ch<br />

Hannover Messe<br />

Fokusthemen:<br />

• Sensorelemente, Sensoren,<br />

Sensorsysteme <strong>und</strong> sensorische<br />

Messgeräte, Dienstleistungen<br />

sowie F&E<br />

• Messtechnische Systeme,<br />

Geräte, Komponenten <strong>und</strong><br />

Software<br />

• Mess- <strong>und</strong> Prüftechnik für<br />

Fahr- <strong>und</strong> Flugzeugtechnik<br />

• Labormesstechnik sowie<br />

Kalibrier-, Analyse- <strong>und</strong><br />

Prüfgeräte<br />

• Kalibriersysteme <strong>und</strong> -<br />

dienstleistungen für Mess<strong>und</strong><br />

Prüftechnik<br />

Veranstaltungsort: Messe Nürnberg<br />

Messezentrum 1<br />

D-90471 Nürnberg<br />

Weitere Infos:<br />

www.sensor-test.de<br />

FRÜHJAHR<br />

2024<br />

Sie hat einen Bekanntheitsgrad<br />

wie Coca Cola <strong>und</strong> läutet im<br />

Frühjahr die Industrie-Messen<br />

des Jahres ein: die Hannover<br />

Messe. Eher den Charakter<br />

eines Insider-Treffs hat die im<br />

zweijährigen Rhythmus stattfindende<br />

Siams in Moutier. Die<br />

wichtigsten Veranstaltungen<br />

der Branche im Überblick.<br />

Grinding Hub<br />

Datum: 14. bis 17. Mai 2024<br />

Messethema:<br />

Fokusthemen:<br />

Der Fokus der Fachmesse liegt<br />

auf allen Aspekten der<br />

Wertschöpfung in diesem<br />

Technologiebereich. Ergänzt<br />

wird die hybride Veranstaltung<br />

durch digitale Formate wie<br />

Matchmaking sowie Webseminare<br />

<strong>und</strong>-konferenzen.<br />

• Schleifmaschinen<br />

• Werkzeugschleifmaschinen<br />

• Schleifmittel<br />

• Prozessperipherie<br />

• Softwaretools<br />

• Mess- <strong>und</strong> Prüfsysteme<br />

Veranstaltungsort: Messe Stuttgart<br />

Messepiazza 1<br />

D-70629 Stuttgart<br />

Weitere Infos:<br />

www.grindinghub.de<br />

Datum: 22. bis 26. April 2024<br />

Messethema:<br />

Fokusthemen:<br />

Auf der weltweit wichtigsten Industriemesse<br />

stellen Unternehmen aus dem<br />

Maschinenbau, der Elektro- <strong>und</strong><br />

Digitalindustrie sowie der Energiewirtschaft<br />

gemeinsam Lösungen für eine<br />

leistungsstarke <strong>und</strong> nachhaltige<br />

Industrie vor. Mehr als 4000 Unternehmen<br />

agieren als vernetztes industrielles<br />

Ökosystem <strong>und</strong> zeigen, wie Klimaneutralität<br />

durch Elektrifi zierung,<br />

Digitalisierung <strong>und</strong> Automation erreicht<br />

werden kann.<br />

• CO2-neutrale Produktion<br />

• Energy for Industry<br />

• Industrie 4.0 / Manufacturing X<br />

• KI & Maschinelles Lernen<br />

• Wasserstoff & Brennstoffzellen<br />

Veranstaltungsort: Hannover Messe<br />

Hermesallee<br />

D-30521 Hannover<br />

Weitere Infos:<br />

www.hannovermesse.de<br />

Wire & Tube<br />

Datum: 15. bis 19. April 2024<br />

Messethema:<br />

Die Tube zeigt die gesamte<br />

Bandbreite der Rohindustrie,<br />

von Rohmaterialien über die<br />

Rohrherstellung, Rohrbearbei<br />

tungstechnik, Rohrzubehör,<br />

Rohrhandel, Umformtechnik<br />

sowie Maschinen <strong>und</strong> Anlagen.<br />

Ergänzt wird diese durch die<br />

Wire, welche als weltweit<br />

wichtigste Messe der Draht- <strong>und</strong><br />

Kabelindustrie gilt.<br />

Veranstaltungsort: Messe Düsseldorf<br />

Am Staad (Stockumer Höfe)<br />

D-40474 Düsseldorf<br />

Weitere Infos:<br />

www.wire.de<br />

www.tube.de<br />

40 #<strong>026</strong><br />

Bilder: Deutsche Messe<br />

#<strong>026</strong> 41


NACHGEFRAGT<br />

Prof. Berna Berna Özkale Edelmann <strong>und</strong> Doktorand<br />

Philipp Harder diskutieren im Microrobotic<br />

Bioengineering Lab wissenschaftliche Ergebnisse.<br />

«UNSERE<br />

ROBOTER SIND<br />

WEICHE<br />

KUGELN»<br />

Forschende der Technischen Universität<br />

München haben den weltweit ersten Mikroroboter<br />

entwickelt, der im Zellverb<strong>und</strong> navigieren<br />

<strong>und</strong> einzelne Zellen gezielt thermisch<br />

stimulieren kann. Im Gespräch mit dessen<br />

Erfinderin Professorin Berna Özkale Edelmann<br />

<strong>und</strong> Doktorand Philipp Harder, der die<br />

Technologie mitentwickelt hat.<br />

Von Markus Back<br />

Sie sind Bioingenieurin <strong>und</strong> Professorin für Nano- <strong>und</strong><br />

Mikrotechnik. War das schon immer Ihr Berufswunsch<br />

oder sind Sie eher zufällig in dieser Disziplin gelandet?<br />

Özkale Edelmann: Ich war schon immer von kleinen Organismen<br />

fasziniert. Weil mich zudem interessierte, wie man<br />

diese synthetisch herstellen kann, war mein Weg ins Bio-Engineering<br />

vorgegeben. Diese Entscheidung war rückblickend<br />

richtig. Noch heute begeistern mich synthetische Materialien<br />

<strong>und</strong> deren Schnittstellen zu Zellen.<br />

Wie kamen Sie auf die Idee, Mikroroboter herzustellen?<br />

Özkale Edelmann: Während meiner Doktorarbeit an der ETH<br />

Zürich befasste ich mich mit nano-grossen Mikrorobotern.<br />

Gegen Ende meiner Doktorarbeit fragte ich mich, wie man<br />

diese wohl im Bio-Engineering einsetzen könnte. Später,<br />

während meiner Zeit in Harvard, zeigte sich, dass sich diese<br />

sehr gut für die Forschung an einzelnen Zellen eignen. Wir<br />

wissen heute zwar enorm viel über die Zellfunktionen, diese<br />

Erkenntnisse basieren aber zumeist aus der Forschung an<br />

grossen Zellverb<strong>und</strong>en. Weil aber bereits einzelne Zellen<br />

sehr unterschiedlich sein <strong>und</strong> reagieren können, ein gutes<br />

Beispiel ist Krebs, braucht es einen genaueren Blick auf die<br />

einzelne Zelle. Daher habe ich mit Philipp eine mikrorobotische<br />

Technologie entwickelt, die beweglich sowie drahtlos<br />

ist <strong>und</strong> die es uns gestattet, mit einzelnen Zellen zu kommunizieren.<br />

Aufbau eines Mikroroboters<br />

Selbst mit der Voranstellung «Mikro» verbinden vermutlich<br />

viele den Begriff «Roboter» mit Zahnrädern, Gelenken <strong>und</strong><br />

Antriebsmotoren. Wie hat man sich aber einen Roboter<br />

vorzustellen, der lediglich eine Grösse von 30 Mikrometern<br />

aufweist?<br />

Özkale Edelmann: Unser Ansatz beruht auf einer Mikrokomponente,<br />

einem Mikroskop, einem Laser als Aktuationskomponente<br />

sowie einem Computer. Der Unterschied im Vergleich<br />

zum Industrie-Roboter ist die Anordnung der<br />

Komponenten. Der Industrie-Roboter integriert die allermeisten<br />

dieser Komponenten, während bei unserer Lösung<br />

bis auf den Antrieb alles ausserhalb des Mikroroboters platziert<br />

wird.<br />

Habe ich das richtig verstanden, die «Zahnräder» <strong>und</strong><br />

«Gelenke» sind, um beim eben beschriebenen Bild zu<br />

bleiben, ausserhalb?<br />

«Bei zu hohen Temperaturen<br />

explodieren<br />

die Mikroroboter.»<br />

Philipp Harder, Doktorand an der TUM<br />

Harder: Ja, das kann man so sagen. Allerdings erfordert die<br />

Miniaturisierung spezielles Engineering <strong>und</strong> angepasste<br />

Methoden, da es bei dieser Grössenordnung keinen Sinn<br />

macht, Zahnräder, Gelenke <strong>und</strong> Computer-Hardware einsetzen<br />

zu wollen – egal, ob inner- oder ausserhalb des Roboters.<br />

Wir müssen daher anders denken <strong>und</strong> uns gute Alternativen<br />

überlegen. Für den Antrieb setzen wir beispielsweise auf<br />

den physikalischen Prozess der Konvektion. Daher wäre es<br />

falsch, sich unsere Mikroroboter wie Industrie-Roboter vorzustellen.<br />

Tatsächlich handelt es sich bei diesen vielmehr<br />

um weiche Kugeln, die auf einem Hydrogel mit plasmonischem<br />

Nanomaterial <strong>und</strong> einem thermosensitiven Farbstoff<br />

basieren, der die Temperatur messen kann.<br />

Sie haben ein Verfahren entwickelt, um die Mikroroboter in<br />

grosser Masse zu fertigen. Was waren hierbei die Herausforderungen?<br />

Özkale Edelmann: Die homogene Fertigung ist entscheidend,<br />

damit jeder Mikroroboter <strong>und</strong> jede Komponente gleich ist –<br />

nur das gewährleistet eine Reproduzierbarkeit bei unserer<br />

Forschung. Anfangs haben wir uns äusserst schwergetan,<br />

diese Homogenität in grosser Masse zu erreichen.<br />

Müssen Sie für die Herstellung der Mikroroboter in den<br />

Reinraum oder geht das im gewöhnlichen Labor?<br />

Özkale Edelmann: Die Mikrofluidik-Chips produzieren wir<br />

im Reinraum. Sind diese fertig, können wir sie aber unter<br />

normalen Laborbedingungen weiterverarbeiten. Für die Zellkulturen<br />

<strong>und</strong> die Zellarbeit benötigen wir darüber hinaus<br />

spezielle Labore.<br />

So bewegen sich Mikroroboter<br />

Ist die Mikrofluidik das antreibende System für Ihre<br />

Roboter?<br />

Harder: Das mikrofluidische System benötigen wir für die<br />

homogene Fertigung der Mikroroboter, es ist aber nicht für<br />

deren Antrieb verantwortlich. Dieser erfolgt durch Konvektion,<br />

indem wir bestimmte Bereiche der 30 Mikrometer grossen<br />

Kugeln gezielt erhitzen. Diese Hitze verteilt sich<br />

schliesslich in der Flüssigkeit <strong>und</strong> erzeugt einen Konvektionsstrom<br />

von heiss nach kalt. Je nachdem, wohin der Laser<br />

strahlt, lassen sich die Kugeln im Raum bewegen. Zielen wir<br />

mit dem Laser beispielsweise auf den Pol, bewegt sich der<br />

Mikroroboter vertikal, durch das Zielen auf die Äquatorränder<br />

in die entsprechende Gegenrichtung.<br />

Haben die Mikroroboter eine maximale Reichweite oder<br />

lassen sie sich beliebig weit bewegen?<br />

Harder: Die Reichweite ist von der des eingesetzten Mikroskops<br />

abhängig. Innerhalb einer Zellkultur können wir diese<br />

drei bis vier Zentimeter weit bewegen. Tatsächlich gibt es<br />

jedoch keine Begrenzung, solange ausreichend Energie in<br />

Form eines Lasers vorhanden ist. Allerdings müssen wir<br />

hierbei aufpassen, dass wir die Mikroroboter nicht überhitzen,<br />

da diese auf Algen basieren <strong>und</strong> bei Temperaturen über<br />

100 Grad Celsius explodieren.<br />

Einsatzgebiete der Mikroroboter<br />

Ihre Mikroroboter könnten den Weg für neue Behandlungsmethoden<br />

von Krankheiten ebnen. An welchen Methoden<br />

forschen Sie konkret?<br />

Özkale Edelmann: Ein grosses Ziel ist die Behandlung von<br />

Krankheiten im Körper. Auf dem Weg dorthin gilt es allerdings<br />

noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Im Moment<br />

setzen wir unsere Technologie hauptsächlich in der<br />

Krebsforschung ein. Dort versuchen wir zu verstehen, wie<br />

42 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 43


NACHGEFRAGT<br />

Messe Frankfurt Group<br />

Krebszellen auf Temperaturveränderungen oder auf mechanische<br />

Reize reagieren <strong>und</strong> wie diese miteinander kommunizieren.<br />

Ein weiteres Ziel ist es, die Mikroroboter als «Zell-<br />

Taxi» zu nutzen, um Zellen gezielt in spezifische Umgebungen<br />

zu bewegen <strong>und</strong> dort kleine Gewebe zu konstruieren.<br />

Wie viele Mikroroboter lassen sich pro Produktionslauf<br />

herstellen <strong>und</strong> viele von ihnen würden theoretisch benötigt,<br />

um einen 1 Cent grossen Zellverb<strong>und</strong> zu behandeln?<br />

Harder: Wir benötigen etwa eine halbe St<strong>und</strong>e für die Herstellung<br />

von zwei Millionen Mikrorobotern. Um das Volumen<br />

eines 1 Cent grossen Bereichs auszufüllen, braucht es etwa<br />

1,5 Millionen Mikroroboter.<br />

Und was kostet die Herstellung einer solchen Charge?<br />

Özkale Edelmann: Wenn man den Aufwand für die Forschung<br />

aussen vorlässt, nicht sehr viel. Die Hauptmaterialien<br />

für die Produktion sind nicht teuer, aber die eigentliche<br />

Vorbereitung für den Fertigungsprozess dauert knapp eine<br />

Woche.<br />

Skalierbarkeit des Fertigungsverfahrens<br />

Lässt sich dieses Verfahren bei Erfolg schnell skalieren<br />

oder ist dieses zu komplex?<br />

Özkale Edelmann: Unsere Mikrogel-Plattform ist vielseitig<br />

<strong>und</strong> nach den besprochenen Anfangsschwierigkeiten beherrschen<br />

wir den Prozess inzwischen sehr gut. Die Herstellung<br />

des Mikrofluidiksystems in grösseren Volumen stellt<br />

aus unserer Sicht kein Problem dar.<br />

Wie lange hat es von der Idee bis zur Entwicklung des<br />

Prototyps gedauert?<br />

Harder: Am Design haben wir r<strong>und</strong> ein halbes Jahr gearbeitet,<br />

knapp ein weiteres halbes Jahr haben wir experimentiert,<br />

bis wir die gewünschten Ergebnisse erreicht hatten. In<br />

diesem Jahr haben wir aber nicht ausschliesslich an den<br />

Mikrorobotern geforscht, sondern auch andere universitäre<br />

Aufgaben wahrgenommen.<br />

Was passiert mit den Mikrorobotern im Körper? Lösen<br />

sich diese nach einer gewissen Zeit auf oder müssen sie<br />

entfernt werden?<br />

Özkale Edelmann: Diese Ausbaustufe ist nicht für den Einsatz<br />

im Körper gedacht. Will man Mikroroboter dort einsetzen,<br />

bedarf es eines Rückholungssystems. Da sich die chemischen<br />

<strong>und</strong> mechanischen Eigenschaften dieser<br />

Materialien sehr gut kontrollieren lassen, könnten die Hydrogele<br />

auch aufgelöst werden.<br />

Die weitere Forschung<br />

Wie geht es mit Ihrer Forschung weiter?<br />

Özkale Edelmann: Aktuell befinden wir uns in einer spannenden<br />

Phase. Einerseits konstruieren wir mit den Mikrorobotern<br />

Gewebe, wobei wir uns auf die Stammzellen fokussieren.<br />

Andererseits forschen wir an kleinen Tumoren, um zu<br />

verstehen, wie Krebszellen auf Temperaturveränderungen<br />

reagieren. Zudem untersuchen wir, wie einzelne Zellen in Tumoren<br />

miteinander kommunizieren.<br />

Sind Sie hierfür mit Onkologen im Austausch?<br />

Özkale Edelmann: Es gibt einen Austausch, dieser ist aber<br />

nicht intensiv. Bisher lag unser Fokus auf der Technologie<br />

<strong>und</strong> dem Machbarkeitsnachweis. Dieser Austausch dürfte<br />

aber im laufenden Jahr deutlich zunehmen.<br />

Über den Sinn weiterer Miniaturisierung<br />

Sind die Mikroroboter für Ihre Zwecke klein genug oder<br />

dürfte es noch kleiner sein?<br />

Özkale Edelmann: Für mich ist die erreichte Grösse ausreichend.<br />

Unser Ziel ist es ja, einzelne Zellen zu erforschen<br />

<strong>und</strong> hierfür müssen die Mikroroboter den Zellen ähnlich<br />

sein, sowohl in der Grösse als auch in den mechanischen<br />

Eigenschaften.<br />

Harder: Theoretisch liessen sich die Roboter weiter auf 20<br />

oder sogar 10 Mikrometer Grösse verkleinern. Für mich persönlich<br />

wäre es interessant zu sehen, was passiert, wenn<br />

diese nur noch 10 Mikrometer gross sind, da es eine andere<br />

Skala ist. Aber eine weitere Miniaturisierung macht für die<br />

Forschung im Moment überhaupt keinen Sinn, weil es für<br />

belastbare Resultate eine nahezu identische Grösse braucht.<br />

Sind die Mikroroboter zu klein oder zu gross, werden diese<br />

von den Zellen anders wahrgenommen, was die Ergebnisse<br />

verfälschen könnte.<br />

«Die Herstellung<br />

grösserer Volumen<br />

stellt kein Problem dar.»<br />

Berna Özkale Edelmann, Professorin für<br />

Nano- <strong>und</strong> Mikrotechnik an der TUM<br />

Können Sie das mit der Wahrnehmung der Mikroroboter<br />

durch die Zellen etwas genauer beschreiben?<br />

Özkale Edelmann: Eine einzelne Zelle kann die Krümmung<br />

oder die Oberfläche eines Objektes in ihrer Umgebung spüren<br />

<strong>und</strong> darauf reagieren. Einige Zelltypen, wie zum Beispiel<br />

Immunzellen oder Makrophagen, zeigt unsere Forschung,<br />

reagieren auf kleinere Objekte anders als auf gleichgrosse.<br />

19. – 22.11.2024<br />

FRANKFURT / MAIN<br />

formnext.com<br />

Ihre Antwort auf die<br />

Herausforderungen der<br />

modernen Produktion!<br />

Die Anforderungen an die industrielle<br />

Produktion steigen stetig. Komplexere<br />

<strong>und</strong> individuellere Teile sind gefragt,<br />

während sich Produktzyklen verkürzen<br />

<strong>und</strong> bewährte Lieferketten auf dem<br />

Prüfstand stehen. Nachhaltigkeit spielt<br />

eine Schlüsselrolle in diesem Wandel.<br />

Die Formnext 2024 bietet die ideale<br />

Plattform, um Ihre Lösungen im Bereich<br />

Additive Manufacturing oder entlang<br />

der gesamten Prozesskette zu präsentieren.<br />

Gestalten Sie die Zukunft der<br />

Produktion aktiv mit.<br />

Was ist aus Ihrer Sicht abschliessend unbedingt noch zu<br />

diesem Thema zu sagen?<br />

Özkale Edelmann: Ich finde die Analogie zwischen grossen<br />

Industrie-Robotern <strong>und</strong> unseren Mikrorobotern sehr anschaulich.<br />

Wir verwenden kleinere Roboter, um Zellen zu<br />

manipulieren. Die von uns entwickelte Technologie ist aber<br />

kein eigenständiges Therapieverfahren, sondern ein Enabler<br />

für neue Therapien.<br />

Registrieren Sie sich jetzt als Aussteller<br />

auf der Formnext <strong>und</strong> fordern<br />

Sie ein unverbindliches Angebot an!<br />

Where ideas take shape.<br />

Harder: Es ist schwierig, den Unterschied zwischen herkömmlichen<br />

Industrie-Robotern <strong>und</strong> Mikrorobotern für biologische<br />

Anwendungen zu vermitteln. Ich hoffe, dass dieses<br />

Interview dabei hilft, ein besseres Verständnis für unsere<br />

Arbeit zu schaffen.<br />

Ideeller Träger<br />

Der Farbstoff Rhodamin-B verleiht dem Mikroroboter<br />

seine orange Farbe. Dessen Intensität gibt Aufschluss<br />

darüber, wie warm er ist. Bilder: TUM<br />

Technische Universität München (TUM)<br />

www.tum.de<br />

44 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 45


UPTOWNBASEL UND UND DIE DIE QUANTENTECHNOLOGIE<br />

AUS DISPONENTEN<br />

WERDEN SIMULATIONS-<br />

EXPERTEN<br />

Die Logistikbranche verfügt über erhebliches Potenzial. Beispielsweise<br />

könnte die Analyse umfangreicher Datenmengen zu präziseren Prognosen<br />

führen. Was derzeit noch als Vision gilt, könnte durch den Einsatz von<br />

Quantencomputern in absehbarer Zukunft Wirklichkeit werden. Erste<br />

beeindruckende Anwendungen sind bereits realisiert worden.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Diese Serie über<br />

Quantentechnologien<br />

entsteht in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

uptownBasel<br />

In der Schweiz sichert die Logistikbranche<br />

etwa 185‘800 Arbeitsplätze,<br />

mit führenden Unternehmen wie<br />

Post, Planzer, SBB, Bertschi, Hupac,<br />

Galliker <strong>und</strong> Rhenus Alpina. Die<br />

Branche zeigt sowohl national als<br />

auch international ein kontinuierliches<br />

Wachstum. Trotz dieser expansiven<br />

Entwicklung hat die Logistikbranche<br />

ihr inhärentes Potenzial<br />

bislang jedoch noch nicht vollständig<br />

realisiert.<br />

Trotz fortschrittlicher Entwicklungen<br />

in der Logistikbranche sind Lastkraftwagen<br />

häufig Staus ausgesetzt, die Tourenplanung<br />

erweist sich als suboptimal,<br />

<strong>und</strong> der Laderaum wird nicht maximal<br />

effizient genutzt. Zur Optimierung dieser<br />

Planungen ist die Verarbeitung umfangreicher<br />

Datenmengen erforderlich. Diese<br />

Systeme sind aufgr<strong>und</strong> ihrer Komplexität<br />

besonders herausfordernd, da sie in<br />

einem idealen Szenario sämtliche relevante<br />

Variablen berücksichtigen müssten<br />

– von meteorologischen Bedingungen<br />

über personelle Ausfälle aufgr<strong>und</strong><br />

von Krankheiten bis hin zu Unfällen <strong>und</strong><br />

Betriebsstörungen – <strong>und</strong> dabei die Möglichkeit<br />

bieten sollten, Anpassungen in<br />

Echtzeit zu implementieren.<br />

Kevin Steiner, im Bereich Digital<br />

Innovation beim Transport- <strong>und</strong> Logistikunternehmen<br />

DSV A/S tätig, hebt<br />

hervor, dass sich sein Unternehmen<br />

diesbezüglich auf drei Schlüsselthemen<br />

konzentriert: Künstliche Intelligenz,<br />

Echtzeit-Lieferkettenmanagement <strong>und</strong><br />

Vorhersagbarkeit. Zur Verbesserung<br />

der Vorhersagbarkeit nennt er eine Pilotstudie<br />

mit einem Spezialisten, der<br />

externe Daten analysierte, um potenzielle<br />

Störungen in der Lieferkette, wie<br />

Naturkatastrophen oder Streiks, vorherzusehen.<br />

Diese Fähigkeit, Ereignisse<br />

zu antizipieren, böte K<strong>und</strong>en einen<br />

signifikanten Mehrwert durch erhöhte<br />

Planungssicherheit. Allerdings erfordert<br />

die Verarbeitung <strong>und</strong> Analyse<br />

der dafür notwendigen umfangreichen<br />

Datenmengen weit mehr als die Kapazitäten<br />

konventioneller Computersysteme<br />

bieten können.<br />

Präzise Informationen<br />

zeitnah bereitstellen<br />

Der zukünftige Einsatz von Quantencomputern<br />

könnte hier eine Schlüsselrolle<br />

spielen. Christopher Pawlak,<br />

External Manufacturing Lead beim Pharmakonzern<br />

Bayer, unterstreicht die Bedeutung<br />

des Quantencomputings für die<br />

Bewältigung von Informationsflut <strong>und</strong><br />

Entscheidungsfindung in der Logistik.<br />

«Obwohl wir über umfangreiche Daten<br />

<strong>und</strong> Lösungen verfügen, stehen wir vor<br />

der Herausforderung, diese effektiv zu<br />

verarbeiten. Die Mitarbeiter, die direkt<br />

mit diesen Daten arbeiten, finden es<br />

schwierig, dem Management präzise<br />

<strong>und</strong> aussagekräftige Informationen zeitnah<br />

bereitzustellen – ein nicht zu unterschätzendes<br />

Problem», erklärt Pawlak. Er<br />

ist überzeugt, dass Quantencomputing<br />

entscheidend dazu beitragen kann, fortschrittliche<br />

Vorhersagemodelle zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> subtile Signale zu erkennen,<br />

die für die Optimierung logistischer Prozesse<br />

von entscheidender Bedeutung<br />

sind. «Mit Quantencomputing könnten<br />

wir zum Beispiel Verhaltensänderungen<br />

aufgr<strong>und</strong> von ges<strong>und</strong>heitlichen Entwicklungen<br />

vorhersagen, indem wir Daten<br />

aus dem Internet analysieren», fügt<br />

Pawlak hinzu.<br />

Sollte die Entwicklung wie vorgesehen<br />

vorangehen, würde aus Disponenten Simulationsexperten,<br />

die in Sek<strong>und</strong>enschnelle<br />

Simulationen mit Tausenden<br />

von Touren <strong>und</strong> H<strong>und</strong>erten von Lkw<br />

durchführen könnten. Innerhalb von 30<br />

Sek<strong>und</strong>en können sie die Ergebnisse der<br />

ersten Simulation analysieren <strong>und</strong> mit<br />

den Ergebnissen weiterer Simulationen,<br />

die auf unterschiedlichen Parametern<br />

basieren, vergleichen, um die optimale<br />

Lösung zu identifizieren – sei es in Bezug<br />

auf CO 2-Emissionen oder die Effizienz<br />

der Routenplanung. Dieser Paradigmenwechsel,<br />

der die Nutzung von Technologie<br />

in Sek<strong>und</strong>en statt St<strong>und</strong>en ermöglicht,<br />

ist beachtlich.<br />

Die Zukunft der Logistik<br />

durch Quantentechnologie<br />

Route von 2300 km auf 1000 km verkürzt<br />

Ein illustratives Beispiel für die Anwendung<br />

des Quantencomputings in<br />

der Logistik zeigt Airbus bei der Optimierung<br />

der Frachtbeladung. Die<br />

Herausforderung bestand darin, eine<br />

bestimmte Anzahl von Containern verschiedener<br />

Grössen effizient in einem<br />

Flugzeug zu verteilen. Dabei ist es entscheidend,<br />

dass der Schwerpunkt der<br />

Ladung auf den Massenmittelpunkt<br />

des Flugzeugs ausgerichtet ist, um ein<br />

Ungleichgewicht zu vermeiden. Die<br />

Aufgabe erfordert eine ausgeklügelte<br />

Planung, da die Container unterschiedliche<br />

Dimensionen aufweisen <strong>und</strong><br />

nicht alle an derselben Stelle innerhalb<br />

des Flugzeugs platziert werden können.<br />

Innerhalb einer Woche wurde hier<br />

eine massgeschneiderte Lösung entwickelt,<br />

die es ermöglicht, die Ladung<br />

unter Berücksichtigung aller physikalischen<br />

<strong>und</strong> logistischen Einschränkungen<br />

optimal zu verteilen.<br />

Ein weiteres beeindruckendes Beispiel<br />

für den Einsatz von Quantencomputing<br />

in der Optimierung logistischer<br />

Prozesse ist der Fall von<br />

Groovenauts. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Quantenrechnerhersteller<br />

D-Wave gelang es dem japanischen<br />

Unternehmen, die Routenplanung<br />

für ihre Müllwagen erheblich zu verbessern.<br />

Durch den Einsatz von Quantentechnologie<br />

konnte Groovenauts<br />

die Gesamtdistanz, die ihre Fahrzeuge<br />

zurücklegen mussten, von 2300 auf<br />

1000 Kilometer reduzieren. Dies führte<br />

zu einer signifikanten Verringerung<br />

der Anzahl der Fahrzeuge im Einsatz<br />

um 59 Prozent <strong>und</strong> resultierte in einer<br />

beachtlichen Reduktion der CO 2-Emissionen<br />

um 57 Prozent. Diese Ergebnisse<br />

unterstreichen nicht nur die Effizienz<br />

von Quantencomputing bei der<br />

Lösung komplexer Optimierungsprobleme,<br />

sondern auch dessen Potenzial<br />

zur Förderung nachhaltiger Praktiken<br />

in der Logistikbranche.<br />

Am Schnittpunkt von Innovation <strong>und</strong> Industrie fand kürzlich die Veranstaltung «Superposition<br />

Logistics» in uptownBasel (Arlesheim) statt, organisiert von QuantumBasel, «Plug and<br />

Play Tech Center» <strong>und</strong> dem Verein «Netzwerk Logistik Switzerland». Diese Konferenz<br />

beleuchtete die Verbindung zwischen Quantentechnologien <strong>und</strong> der Logistikbranche. Mit<br />

zwei Panels <strong>und</strong> einer intensiven Feedback-Diskussion tauchten die Teilnehmer tief in die<br />

aktuellen Herausforderungen <strong>und</strong> das Potenzial des Quantencomputings für die Logistik<br />

ein. Dieser Artikel entstand auf Basis dieser Panels. www.quantumbasel.com<br />

46 #<strong>026</strong><br />

Bild: Pixabay<br />

#<strong>026</strong> 47


Wissenswertes<br />

NUR EIN DRITTEL DER SCHWEIZER UNTERNEHMEN DIGITAL AUF KURS<br />

In Kooperation mit Swiss ICT hat ein<br />

Team von Forschenden der Berner<br />

Fachhochschule BFH <strong>und</strong> der<br />

Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

FHNW eine Studie mit dem Titel «Digital<br />

Excellence Report 2023» verfasst.<br />

Basierend auf der Selbsteinschätzung<br />

von Unternehmen <strong>und</strong> Verwaltungen<br />

beleuchtet diese den digitalen Reifegrad<br />

für den Werkplatz Schweiz.<br />

Für die Studie haben die Autoren die<br />

Daten von über 600 Schweizer Unternehmen<br />

<strong>und</strong> von über 1300 Befragungsteilnehmenden<br />

analysiert. Die<br />

Auswertung zeigt ein überraschend<br />

homogenes, aber gleichzeitig beunruhigendes<br />

Bild: In allen Branchen gibt<br />

es signifikanten Handlungsbedarf.<br />

Nur ein Drittel der Unternehmen ist<br />

auf Kurs <strong>und</strong> lediglich ein Prozent der<br />

Organisationen weit fortgeschritten.<br />

Dagegen hat ein Viertel der Unternehmen<br />

sehr grossen Handlungsbedarf.<br />

Es lassen sich drei Gruppen von Unternehmen<br />

unterscheiden, die ähnlich<br />

gross sind. Die erste Gruppe der Unternehmen<br />

(35%) kommt mit der digitalen<br />

Transformation gut zurecht <strong>und</strong> meistert<br />

die Herausforderungen bislang erfolgreich.<br />

Die zweite Gruppe (39%) besteht<br />

aus Unternehmen, welche<br />

kleinere, aber sich summierende Defizite<br />

haben. Die eine Hälfte dieser Unternehmen<br />

sieht in der digitalen<br />

Transformation eine besonders hohe<br />

Relevanz, die andere Hälfte sieht eine<br />

durchschnittliche Relevanz. Die dritte<br />

Gruppe (26%) besteht aus Unternehmen,<br />

die weit entfernt vom anvisierten<br />

Transformationsgrad sind. Charakteristisch<br />

für diese ist, dass für sie die<br />

digitale Transformation überdurchschnittlich<br />

relevant ist, sie aber trotzdem<br />

zum letzten Fünftel in Bezug auf<br />

den Maturitätsgrad zählen.<br />

www.swissict.ch<br />

GRUNDLEGENDE GLEICHUNG FÜR SUPRALEITENDE<br />

QUANTENBITS MUSS KORRIGIERT WERDEN<br />

VOLLFORMAT-TANDEM-PV-MODUL<br />

MIT REKORDWIRKUNGSGRAD VON 25 PROZENT<br />

Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts<br />

für Solare Energiesysteme<br />

ISE fertigte aus<br />

Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen<br />

ein PV-Modul mit einem<br />

Wirkungsgrad von 25 Prozent <strong>und</strong> einer<br />

Leistung von 421 Watt auf einer<br />

Fläche von 1,68 Quadratmetern. Es ist<br />

das effizienteste Silizium-Perowskit-<br />

Tandem-Solarmodul der Welt im industriellen<br />

Format. Die Wissenschaftler<br />

nutzten für die Herstellung<br />

Anlagen, die bereits in der Massenproduktion<br />

Anwendung finden <strong>und</strong> optimierten<br />

die Prozesse für die Tandemtechnologie.<br />

Da die Perowskit-Schicht der Tandemzellen<br />

temperatursensibel ist, entwickelten<br />

sie zum Beispiel für die Verschaltung<br />

<strong>und</strong> Einkapselung der<br />

Solarzellen Niedertemperatur-Prozesse,<br />

die mechanisch besonders schonend<br />

für die Zellen sind. Diese Prozesse<br />

eignen sich für die industrielle<br />

Massenfertigung <strong>und</strong> lassen sich mit<br />

kommerziellen Anlagen umsetzen.<br />

Zudem lassen sie sich nachträglich in<br />

PV-Modulfertigungslinien integrieren.<br />

Für die Ermittlung des Wirkungsgrads<br />

setzten die Forscher einen multispektralen<br />

Sonnensimulator ein. Dabei<br />

wurden beide Zellschichten von<br />

unterschiedlichen LED-Lichtquellen<br />

unter den Bedingungen bestrahlt, unter<br />

denen sie auch bei natürlichem<br />

Sonnenlicht Strom produzieren würden,<br />

um so präzise <strong>und</strong> reproduzierbar<br />

die Leistung des Solarmoduls ermitteln<br />

zu können. Da die aktuell standardisierten<br />

Messmethoden nicht<br />

vollständig auf diese neuartige Technologie<br />

übertragbar sind, wurde das<br />

angewendete Verfahren zusätzlich<br />

mit Freilandmessungen validiert.<br />

www.ise.fraunhofer.de<br />

Mit einem Wirkungsgrad<br />

von 25 Prozent ist das<br />

Tandem-PV-Modul im<br />

industriellen Massstab<br />

das effizienteste<br />

Silizium-Perowskit-PV-<br />

Modul der Welt. Bild:<br />

Fraunhofer ISE<br />

Physiker des Forschungszentrums<br />

Jülich <strong>und</strong> des Karlsruher<br />

Instituts für Technologie<br />

haben herausgef<strong>und</strong>en, dass<br />

sich Josephson-Kontakte, die gr<strong>und</strong>legenden<br />

Bausteine supraleitender<br />

Quantencomputer, komplexer verhalten<br />

als angenommen. Die einfache<br />

Gr<strong>und</strong>schwingung wird wie bei einem<br />

Musikinstrument von Obertönen<br />

überlagert. Mit entsprechenden<br />

Korrekturen könnten, so die Erwartung,<br />

nun um den Faktor 2 bis 7 stabilere<br />

Quantenbits möglich werden.<br />

Um ihre Erkenntnisse zu untermauern,<br />

trugen die Wissenschaftler experimentelle<br />

Nachweise aus mehreren<br />

Labors weltweit zusammen, darunter<br />

die Universität Köln, die École Normale<br />

Supérieure in Paris <strong>und</strong> das IBM<br />

Quantum in New York.<br />

Josephson-Kontakte bestehen aus<br />

zwei Supraleitern, die durch eine dünne<br />

isolierende Schicht voneinander<br />

getrennt sind. Seit Jahrzehnten werden<br />

diese Schaltungselemente mit einem<br />

einfachen Modell beschrieben,<br />

das auf eine simple Sinuskurve hinausläuft.<br />

Dieses Standardmodell beschreibt<br />

die Josephson-Kontakte, die<br />

zum Bau von Quantenbits verwendet<br />

werden, allerdings nicht vollständig,<br />

wie die Forschenden nun gezeigt haben.<br />

Stattdessen ist ein erweitertes<br />

Modell mit höheren Harmonischen erforderlich,<br />

um den Tunnelstrom zwischen<br />

den Supraleitern korrekt abzubilden.<br />

Das Prinzip ist auch aus der<br />

Musik bekannt: Wenn man die Saite<br />

eines Instruments anschlägt,<br />

entsteht eine<br />

Gr<strong>und</strong>schwingung, die<br />

von mehreren solchen<br />

Obertönen überlagert<br />

wird.<br />

Als die vier koordinierenden<br />

Professoren,<br />

Ioan Pop vom KIT sowie<br />

Gianluigi Catelani,<br />

Kristel Michielsen <strong>und</strong><br />

David DiVincenzo vom<br />

Forschungszentrum<br />

Jülich, die Bedeutung der Ergebnisse<br />

erkannten, brachten sie eine grosse<br />

Gruppe von Experten aus Experimentalphysik,<br />

Theorie <strong>und</strong> Materialwissenschaften<br />

zusammen, um gemeinsam<br />

überzeugende Argumente für das<br />

erweiterte Modell zu sammeln. Als<br />

unmittelbare Konsequenz glauben sie,<br />

dass die Josephson-Oberschwingungen<br />

helfen werden, die Fehler von<br />

Quantenbits um bis zu einer Grössenordnung<br />

zu verringern, was ein wichtiger<br />

Schritt hin zum supraleitenden<br />

Quantencomputer wäre.<br />

www.kit.edu<br />

Unten: Durch Anregung supraleitender<br />

Schaltungen (gelb/blau) mit Mikrowellensignalen<br />

(roter Wellenpfeil) können<br />

Forschende die Gr<strong>und</strong>gleichung analysieren,<br />

die den Josephson-Übergang der<br />

Schaltung beschreibt. Rechts: Die<br />

Forschenden haben erhebliche Abweichungen<br />

(rote Kurve) vom sinusförmigen<br />

Standardmodell (grüne Kurve) festgestellt.<br />

Links: Schematische Vergrösserung eines<br />

Tunnelübergangs, der aus zwei Supraleitern<br />

(gelb/blau) mit einer isolierenden<br />

Barriere dazwischen besteht. Grafik: KIT<br />

48 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 49


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

In einer Demontageprüfung ermitteln Experten, ob <strong>und</strong> wie sich ein Produkt<br />

tatsächlich reparieren lässt. Ergebnis der Prüfungen ist ein Bericht mit einer transparenten<br />

Bewertung der Reparierbarkeit anhand eines Index. Bild: TÜV Rheinland<br />

NACHHALTIGE<br />

ROHSTOFFE FÜR<br />

GRÜNE CHEMISCHE<br />

INDUSTRIE<br />

ZHAW ENTWICKELT SCHUTZSYSTEME FÜR ESS<br />

Im schwedischen L<strong>und</strong> entsteht mit der European<br />

Spallation Source (ESS) derzeit die stärkste<br />

Neutronenquelle der Welt. Diese soll der<br />

Untersuchung von Prozessen <strong>und</strong> Materialeigenschaften<br />

auf atomarer Ebene in den Bereichen<br />

Medizin, erneuerbarer Energien <strong>und</strong> Quantencomputing<br />

dienen <strong>und</strong> 2025 erstmals Spallationsneutronen<br />

generieren. Für deren Maschinenschutz<strong>und</strong><br />

Personen-Sicherheitssysteme zeichnet sich<br />

vor allem die ZHAW School of Engineering verantwortlich.<br />

Viele der Komponenten des 600 Meter langen<br />

Protonen-Beschleunigers sind äusserst aufwendig<br />

realisierte Einzelanfertigungen. Wenn sich<br />

der Protonenstrahl stark ändert, können diese<br />

Komponenten schneller altern oder es könnte sogar<br />

ein Loch entstehen. «Allfällige Schäden können<br />

eine lange Abschaltung der Anlage nach sich<br />

ziehen, was in jeden Fall vermieden werden sollte»,<br />

erklärt ZHAW-Forscher Christian Hilbes.<br />

Daher überwacht das Maschinenschutz-System<br />

unzählige Parameter, die entlang des Beschleunigers<br />

gemessen werden. Überschreiten diese bestimmte<br />

Toleranzen, wird innerhalb kürzester Zeit<br />

eine Strahlabschaltung durchgeführt. Da es kein<br />

kommerziell erhältliches Maschinenschutz-System<br />

gab, entwickelte das ZHAW-Team das Fast-Beam-Interlock-System<br />

mit knapp 600 Hardware-<br />

Einheiten sowie entsprechender Software. Das<br />

System reagiert innerhalb von einigen 10 bis 100<br />

Mikrosek<strong>und</strong>en <strong>und</strong> versucht hierbei Fehlabschaltungen<br />

zu vermeiden.<br />

Auch an der Auslegung, Realisierung <strong>und</strong> bei<br />

der Nachweisführung verschiedener Personenschutz-Systeme<br />

war das Team der ZHAW massgeblich<br />

beteiligt. Da es um Personenschutz geht,<br />

primär um den Schutz vor Strahlung, mussten für<br />

diesen Bereich sehr strenge Vorgaben eingehalten<br />

werden. Dazu gehören beispielsweise Regelungen,<br />

wann sich eine Person in welchem Bereich<br />

aufhalten darf.<br />

www.zhaw.ch<br />

Unter anderem<br />

in dieser Halle, die<br />

parallel zum 600<br />

Meter langen<br />

Beschleuniger<br />

läuft, werden die<br />

Systeme der ZHAW<br />

eingebaut.<br />

Bild: ESS<br />

Wie lassen sich aus Abgasen<br />

<strong>und</strong> Abwässern E-<br />

Treibstoffe <strong>und</strong> Biotenside<br />

für die Industrie herstellen?<br />

Mit dieser Frage befasst sich im neu<br />

gestarteten Projekt Befuel ein interdisziplinäres<br />

Konsortium koordiniert von<br />

Fraunhofer Umsicht. Im Fokus steht die<br />

gekoppelte bioelektrochemische Produktion,<br />

also die Kombination von elektrochemischer<br />

<strong>und</strong> biotechnologischer Synthese<br />

durch Mikroorganismen.<br />

Die Kopplung bioelektrischer Systeme<br />

für die gleichzeitige Biokonversion mehrerer<br />

Abfallströme ist laut Projektkoordinator<br />

Dr. Daniel Siegm<strong>und</strong> von Fraunhofer<br />

Umsicht einzigartig. Sie ermöglicht<br />

die parallele Produktion mehrerer hochwertiger<br />

Güter, senkt die Betriebskosten<br />

<strong>und</strong> erhöht gleichzeitig die Energieumwandlungseffizienz.<br />

Zudem lässt sich<br />

das System dezentralisiert betreiben<br />

<strong>und</strong> ist von Importen unabhängig, da es<br />

beispielsweise an bestehende Klärwerke<br />

angeb<strong>und</strong>en werden kann, die CO 2 aus<br />

Rauchgasen oder Biogasen sowie Nährstoffe<br />

für das Wachstum der Biomasse<br />

bereitstellen können.<br />

www.umsicht.fraunhofer.de<br />

REPARATURCHECK VON PRODUKTEN<br />

Verbraucher in der Europäischen Union haben künftig ein<br />

Recht auf die Reparatur ihrer Produkte. Das sieht ein Gesetz<br />

vor, auf das sich das Europaparlament <strong>und</strong> der Ministerrat<br />

Anfang Februar geeinigt haben. Defekte Waren müssen<br />

demnach auch nach dem Ende der zweijährigen Mindestgewährleistungspflicht<br />

innerhalb eines angemessenen Zeitraums – kostenpflichtig<br />

– repariert werden können.<br />

Damit Hersteller die Reparierbarkeit ihrer Produkte nachweisen<br />

können, bietet der TÜV Rheinland nun einen neuen Service an. Die<br />

Fachleute des weltweit tätigen Prüfunternehmens nehmen dazu Produkte<br />

in ihren Laboren detailliert unter die Lupe <strong>und</strong> ermitteln dabei<br />

einen Reparatur-Index. Dieser hält fest, welches die vorrangigen Tele<br />

für die Funktion eines Produkts bei einer Reparatur sind. Herstellern<br />

gibt die Analyse <strong>und</strong> der Reparatur-Index Auskunft über die Reparierbarkeit<br />

<strong>und</strong> hilft ihnen damit, sich auf die neuen gesetzlichen Anforderungen<br />

einzustellen.<br />

Die Regelung erfasst diverse Branchen: Das Gesetz zum Recht auf<br />

Reparatur gilt für alle Produkte, für die es in den EU-Ökodesign-Regeln-Vorgaben<br />

zur Reparierbarkeit schon heute gibt <strong>und</strong> zukünftig<br />

noch geben wird. Das sind derzeit beispielsweise Waschmaschinen,<br />

Kühlschränke, Staubsauger oder auch Smartphones <strong>und</strong> Tablets. Für<br />

Waschmaschinen sehen die Regeln etwa vor, dass sie bis mindestens<br />

zehn Jahre nach dem Kauf reparierbar sein müssen. Falls die EU-<br />

Kommission für weitere Geräte entsprechende Vorgaben macht, fallen<br />

auch diese unter das Recht auf Reparatur.<br />

www.tuv.com<br />

50 #<strong>026</strong>


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

IMPRESSUM<br />

Das crossmediale Fachmagazin für<br />

Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Leser-Service / Abonnement<br />

1 Jahr, CHF 25.– inkl. MwSt.<br />

T. +41 41 464 60 48<br />

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Chefredaktion<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktion<br />

redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktionsadresse<br />

Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />

Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />

Leitung Werbemarkt<br />

Christian Heim<br />

christian.heim@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />

von Technik <strong>und</strong><br />

Wissen erscheint<br />

am 19. Juni 2024<br />

GRÜNER STAHL AUS<br />

GIFTIGEM ROTSCHLAMM<br />

Bei der Produktion von Aluminium<br />

fallen jährlich r<strong>und</strong> 180 Millionen<br />

Tonnen giftigen Rotschlamms an.<br />

Wissenschaftler des Max-Planck-<br />

Instituts für Eisenforschung haben nun<br />

aufgezeigt, wie sich aus dem Abfall der<br />

Aluminiumproduktion auf relativ einfache<br />

Weise grüner Stahl erzeugen lässt. In einem<br />

Lichtbogenofen, wie ihn die Stahlindustrie<br />

seit Jahrzehnten nutzt, wandeln<br />

sie das im Rotschlamm enthaltene Eisenoxid<br />

mithilfe von Wasserstoffplasma in<br />

Eisen um. Auf diese Weise liessen sich aus<br />

den r<strong>und</strong> vier Milliarden Tonnen Rotschlamm,<br />

die sich bislang weltweit angesammelt<br />

haben, knapp 700 Millionen Tonnen<br />

CO2-freier Stahl gewinnen. Das<br />

entspricht einem guten Drittel der jährlichen<br />

Stahlproduktion weltweit. Und wie<br />

das Max-Planck-Team ausserdem berechnete,<br />

würde sich dieser Prozess auch ökonomisch<br />

lohnen.<br />

EUGEN ALBISSER MODERIERT WAGO TV<br />

Mit seiner angenehmen, sachlichen Art überzeugte<br />

Eugen Albisser schon häufiger als Moderator.<br />

Vielen in der Branche dürfte er insbesondere<br />

durch seine Auftritte bei diversen<br />

Veranstaltungen von Euroforum bekannt sein. Bei diesen<br />

führte er die Teilnehmenden unter anderem in Themen<br />

wie «Industrie 4.0» ein.<br />

Den Charme des gebürtigen Luzerners macht sich nun<br />

auch die Wago Contact SA in Domdidier zunutze. Das Produktionsunternehmen<br />

der deutschen Herstellerin für<br />

elektrische Verbindungstechnik sowie für elektronische<br />

Automatisierungstechnik verpflichtete den Chefredaktor<br />

von TuW Online als Nachrichtensprecher fürs neu geschaffene<br />

Wago TV. In dieser Funktion berichtet der Vollblut-Journalist<br />

zunächst einmal im Monat über Neues bei<br />

Wago Schweiz.<br />

Themen der ersten Sendung, die Mitte März erstmals<br />

über diverse Social-Media-Kanäle ausgespielt wurde,<br />

waren unter anderem die Eisstadien des EHC Fribourg-<br />

Gotteron sowie der ZSC Lions. Dabei erfuhren die Zuschauer<br />

nicht nur spannendes hinsichtlich der verbauten<br />

Technik, sondern interessante Details zu den<br />

Spielstätten.<br />

Weiterer Moderator neben Eugen Albisser ist Marc<br />

Schöffel. Der Redaktor des Domotech, einem Fachmedium<br />

für Gebäudetechnik, spricht die Nachrichten in Französisch<br />

für die Zuschauer in der West-Schweiz.<br />

www.wago.ch<br />

Letzte Vorbereitungen für die Aufzeichnung der<br />

ersten Folge des Wago TV.<br />

Konzept & Layout<br />

Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />

Priska Kellenberger (Layout)<br />

Yvette Bolliger (Layout)<br />

info@medienart.ch<br />

Druck<br />

AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />

www.avd.ch<br />

www.mpg.de<br />

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Herausgeber<br />

Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />

Oberneuhofstrasse 5, 6304 Baar<br />

Tel. +41 41 464 60 46<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Geschäftsführung<br />

Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />

Markus Back (Chefredaktion Print)<br />

Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />

Erscheinungsweise<br />

4 × jährlich, 6. Jahrgang<br />

Auflage<br />

8000 Exemplare<br />

Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />

Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser Publikation oder Teilen<br />

davon sind vorbehalten. Jede Verwendung oder Verwertung bedarf<br />

der schriftlichen Zustimmung der Herausgeber. Der Inhalt dieses<br />

Heftes wurde sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der Herausgeber<br />

keine Haftung für seine Richtigkeit. Die rechtlichen Bestimmungen<br />

für die Schaltung von Werbung entnehmen Sie den «Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen» unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Medina ist ein automatisiertes<br />

Framework, dass es Cloud-<br />

Service-Anbietern in Zukunft<br />

erleichtern soll, eine EUCS-<br />

Zertifizierung zu erlangen. EUCS steht<br />

für «European Cybersecurity Certification<br />

Scheme for Cloud Services» <strong>und</strong> verfolgt<br />

das Ziel, das Vertrauen <strong>und</strong> die Kontrollmöglichkeiten<br />

der Anwender von<br />

Cloud-Services zu erhöhen. Das jetzt vorgestellte<br />

Framework legt dafür einerseits<br />

Sicherheitsstandards in Cloud-Umgebungen<br />

fest <strong>und</strong> umfasst andererseits<br />

Werkzeuge, Techniken <strong>und</strong> Prozesse,<br />

welche die Sicherheit in Clouds messbar<br />

machen. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte<br />

<strong>und</strong> Integrierte Sicherheit AI-<br />

SEC brachte bei diesem europäischen<br />

Forschungsprojekt seine Expertise aus<br />

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52 #<strong>026</strong> #017<br />

#<strong>026</strong> 53


KLIMANEUTRALE PRODUKTION<br />

«DC-FABRIKEN<br />

SIND NUR NOCH<br />

EINE FRAGE DER ZEIT»<br />

Die Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion ist nicht kostenlos.<br />

Anderseits schlummern in vielen Unternehmen gewaltige Einsparpotentiale.<br />

Welche das sind <strong>und</strong> wie die Fertigung von morgen aussehen könnte,<br />

beschreibt Mark Richter, Geschäftsfeldleiter «Klimaneutraler Fabrikbetrieb»<br />

am Fraunhofer IWU, im Interview.<br />

Was hat man sich unter dem Begriff «Klimaneutrale<br />

Produktion» vorzustellen?<br />

Diese Frage stelle ich oft zu Beginn meiner Vorträge, da in<br />

der öffentlichen Diskussion die Begriffe Klimaneutralität,<br />

CO 2 -Neutralität oder Netto-Null-Treibhausgasemissionen<br />

gerne durcheinandergebracht werden. Klimaneutralität bedeutet,<br />

dass vom Menschen verursachte Aktivitäten keinen<br />

Nettoeffekt aufs Klima haben, was ein ambitioniertes Ziel ist.<br />

CO 2 -Neutralität <strong>und</strong> Netto-Null-Treibhausgasemissionen<br />

sind ebenso klar definiert <strong>und</strong> bereits in Normen <strong>und</strong> Standards<br />

abgebildet. Die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten,<br />

verbinden mit der klimaneutralen Produktion<br />

zumeist CO 2 -Neutralität.<br />

Von Markus Back<br />

Welches sind die Hauptquellen für Treibhausgasemissionen<br />

in der Industrie?<br />

Zunächst einmal vorweg: Es geht voran bei der Reduktion<br />

der CO 2 -Emissionen! In Deutschland ist die Energiewirtschaft<br />

der grösste Verursacher, gefolgt von der Industrie,<br />

dem Verkehr, den Gebäuden <strong>und</strong> der Landwirtschaft. In der<br />

Industrie sind vor allem energieintensive Prozesse wie die<br />

Stahl-, Aluminium- <strong>und</strong> Glasherstellung hauptverantwortlich<br />

für die Emissionen. Wir am Fraunhofer IWU fokussieren<br />

uns eher auf Fabriken mit diskreten Fertigungsprozessen,<br />

um bei diesen Klimaneutralität zu erreichen. Spürbare Effekte<br />

stellen sich umso mehr ein, je breiter unsere Lösungen<br />

eingesetzt werden.<br />

Energieeffiziente Prozesse meist<br />

eine Seltenheit<br />

Welche Ansätze gibt es, um in der Energieerzeugung oder in<br />

Fabriken Klimaneutralität zu erreichen?<br />

Der erste Schritt ist es, bestehende Prozesse effizienter zu<br />

gestalten. Der zweite ist die Nutzung emissionsärmerer<br />

Energieträger <strong>und</strong> erneuerbarer Energien, die direkt auf dem<br />

Fabrikationsgelände erzeugt werden. Weitere Massnahmen<br />

umfassen organisatorische Veränderungen in Unternehmen,<br />

beispielsweise durch die Reduktion von Dienstreisen.<br />

Sie unterstützen Unternehmen auf ihrem Weg hin zur<br />

Klimaneutralität. Mit welchen Vorstellungen kommen diese<br />

zu Ihnen?<br />

Häufig enthalten diese Anfragen Schlagwörter wie Energiespeicher<br />

oder Wasserstoff. Allerdings raten wir jedem Unternehmen,<br />

zunächst seine Effizienzpotenziale zu nutzen <strong>und</strong><br />

erneuerbare Energien sowie Speichertechnologien zu verwenden,<br />

bevor diese in komplexere Lösungen investieren.<br />

«Der erste Schritt<br />

hin zur klimaneutralen<br />

Produktion sind<br />

effiziente Prozesse.»<br />

Mark Richter, Fraunhofer IWU<br />

Wenn Sie einen solchen Rat erteilen, scheint hinsichtlich<br />

Energieeffizienz noch vieles im Argen zu liegen.<br />

Wir kommen heute noch in Unternehmen, deren einzige<br />

Transparenz die Rechnung ist, die sie einmal im Jahr für die<br />

bezogene Energie erhalten. Die wissen gar nicht so genau,<br />

wo die Energie hingeht, weshalb wir erst einmal analysieren<br />

müssen. Dafür haben wir Methoden <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

entwickelt, in die mehr als 15 Jahre Forschung <strong>und</strong> Erfahrung<br />

eingeflossen sind <strong>und</strong> die es uns ermöglichen, individuelle<br />

Lösungen zu entwickeln.<br />

Gibt es Effizienzmassnahmen, die jedes Unternehmen<br />

anwenden kann?<br />

Eine pauschale Lösung gibt es nicht, da jedes Unternehmen<br />

eigene Voraussetzungen hat. Was oftmals erste grosse Erkenntnisse<br />

bringt, ist eine Analyse des Energieverbrauchs.<br />

Bei einer solchen unterscheiden wir zwischen wertschöpfenden<br />

<strong>und</strong> nicht wertschöpfenden Zeiten. Während in den<br />

wertschöpfenden Phasen der Energieverbrauch unvermeidlich<br />

ist, sieht das während der Stillstandzeiten, seien diese<br />

geplant oder ungeplant, anders aus. Hier kann das Abschalten<br />

oder Standby-Schalten von Maschinen <strong>und</strong> Anlagen erhebliche<br />

Effizienzsteigerungen bringen. Genau dort sehen<br />

wir ein grosses Potenzial für Verbesserungen, da in vielen<br />

Unternehmen die Maschinen immer noch durchgängig laufen,<br />

auch wenn nicht produziert wird.<br />

Wie ist in diesem Zusammenhang der Standard «Profi<br />

Energy» zu bewerten, den die Profibus Nutzerorganisation<br />

bereits vor über zehn Jahren verabschiedet hat?<br />

Es ist ein effektives System mit einem Schönheitsfehler. Der<br />

Standard funktioniert gut bei Einzelkomponenten, stösst<br />

aber in vernetzten Anlagen an seine Grenzen. Das zeigte sich<br />

54 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 55


KLIMANEUTRALE PRODUKTION<br />

während eines Projekts, bei dem wir die Potenziale zur Effizienzsteigerung<br />

in einer Türfertigungsanlage eines Automobilherstellers<br />

untersuchten. Es war nicht möglich, die komplette<br />

Anlage automatisiert hoch- <strong>und</strong> herunterzufahren, da<br />

die eingesetzten Anlagenteile in einer bestimmten Reihenfolge<br />

zu schalten sind. Ab- <strong>und</strong> Zuschaltungen derart komplexer<br />

Anlagen sind nur durch die Nutzung eines Anlagenmodells,<br />

welches unter anderem die notwendigen,<br />

Schaltreihenfolgen abbildet, möglich. Die von uns entwickelte<br />

Lösung hat sich bewährt <strong>und</strong> kommt heute bereits vielfach<br />

in komplexen Anlagen zum Einsatz.<br />

Prozesswärme verpufft ungenutzt<br />

In vielen Unternehmen ist die Prozesswärme ein Abfallprodukt.<br />

Welche Möglichkeit bietet diese, Infrastrukturen<br />

effizienter zu betreiben?<br />

Das Potenzial ist gross. Beispielsweise kann mit der<br />

Abwärme von Maschinen <strong>und</strong> Anlagen in einer Fabrik die<br />

Wärmeversorgung des Gebäudes unterstützt werden. Eine<br />

solche Nutzung sollte aber schon bei der Gebäudeplanung<br />

berücksichtigt werden, um den bestmöglichen Effekt zu<br />

erzielen. Leider geschieht das in der Praxis noch viel zu<br />

selten, weshalb wir das besser in die Köpfe der Planer<br />

bringen müssen.<br />

Zur Person<br />

Mark Richter, Jahrgang 1972, ist Geschäftsfeldleiter<br />

«Klimaneutraler Fabrikbetrieb» am<br />

Fraunhofer IWU in Chemnitz. Nach seinem<br />

Studium der Elektrotechnik an der Westsächsischen<br />

Hochschule Zwickau fi ng er im Jahr 2000<br />

am Fraunhofer-Institut zunächst als Entwickler in<br />

der Automatisierungstechnik an. Dieser Position<br />

folgten die Verantwortung als Gruppenleiter für<br />

«Energie- <strong>und</strong> Prozesstechnik» <strong>und</strong> später<br />

«Energiesysteme in der Produktion». 2019<br />

übernahm er in der «Zukunftsfabrik» zunächst<br />

die Position des Abteilungsleiter <strong>und</strong> bald darauf<br />

als Hauptabteilungsleiter. Seit Januar 2022 ist er<br />

in der aktuellen Position tätig. Ehrenamtlich leitet<br />

er seit 2014 den Arbeitskreis «Energieeffi ziente<br />

Produktion» des eingetragenen Vereins Energy<br />

Saxony <strong>und</strong> ist Mitglied im VDE.<br />

Uns selbst nehme ich da übrigens nicht aus. Derzeit erweitern<br />

wir unseren Institutsteil in Dresden <strong>und</strong> auch hier zeigt<br />

sich die Herausforderung, allen Beteiligten bewusst zu machen,<br />

dass es nicht mehr nur um in der Vergangenheit bewährte<br />

Konzepte gehen kann. Wir ermutigen die Gewerke,<br />

miteinander zu sprechen <strong>und</strong> Synergien zu schaffen anstatt<br />

isoliert zu arbeiten. Eine stärkere Verknüpfung von Produktionstechnik,<br />

Produktionsinfrastruktur <strong>und</strong> Gebäudeinfrastruktur<br />

birgt enorme Einsparpotentiale. Ein einfaches Beispiel<br />

ist ein automatisches Herunterfahren der Klimatisierung<br />

in Gebäudeteilen, in denen gerade die Produktion<br />

ruht.<br />

Sie sprechen von Synergien zwischen Heizungs-, Lüftungs-,<br />

Klima- <strong>und</strong> Elektrounternehmen. Wie könnte eine<br />

solche Synergie aussehen?<br />

Leider gibt es hierauf keine Pauschalantwort. Es sind immer<br />

individuelle, kreative Ansätze erforderlich, weil diese Synergien<br />

von den spezifischen Prozessen sowie deren energetischen<br />

Signaturen abhängig sind. Doch eines haben diese<br />

Lösungen gemein; ihnen geht eine gründliche Analyse der<br />

energetischen Anforderungen <strong>und</strong> der «Abfallenergie», beispielsweise<br />

die Abwärme, voraus.<br />

Wasserstoff als Energiespeicher<br />

An welchen neuen Technologien <strong>und</strong> Verfahren wird global<br />

geforscht <strong>und</strong> woran forschen Sie am Fraunhofer IWU?<br />

International gibt es unterschiedliche Schwerpunkte in der<br />

Energieforschung, die oft politisch geprägt sind. In Deutschland<br />

liegt der Fokus aufgr<strong>und</strong> der Energiewende vor allem<br />

auf der industriellen Produktion.<br />

Bilder: Fraunhofer IWU<br />

Ein aktueller Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Entwicklung<br />

von Transferpfaden zur Unterstützung von Unternehmen<br />

auf dem Weg zur CO 2 -Neutralität. Dazu zählt unter anderem<br />

die breitere Nutzung von Energiespeichern in der<br />

Produktion, woran wir beispielsweise gerade im Projekt ESiP<br />

arbeiten. Energiespeicher lassen sich für die Lastspitzenkappung<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lastsenkung in Fabriken nutzen <strong>und</strong><br />

ermöglichen so eine Reduktion des Gesamtenergiebedarfs.<br />

Für die optimierte Nutzung erneuerbarer Energie, die am Wochenende<br />

erzeugt <strong>und</strong> vorübergehend gespeichert wird, können<br />

Energiespeicher ebenfalls sinnvoll eingesetzt werden.<br />

«Mit ausreichend<br />

erneuerbarer Energie<br />

ist der Wirkungsgrad<br />

am Ende zweitrangig.»<br />

Mark Richter, Fraunhofer IWU,<br />

über Wasserstoff als Energiespeicher<br />

Für die Speicherung der am Wochenende erzeugten Energie<br />

reichen vermutlich keine gewöhnlichen Batterien. Wie<br />

könnte ein idealer Energiespeicher aussehen?<br />

Wir sehen ein grosses Potential in Wasserstoff. Derzeit bauen<br />

wir ein H 2 -Kraftwerk, das als Demonstrator dienen <strong>und</strong><br />

die Möglichkeiten von Wasserstoff als Energiespeicher aufzeigen<br />

soll. Dieser Demonstrator ermöglicht die Erzeugung<br />

sowie die Speicherung von Wasserstoff <strong>und</strong> ebenso dessen<br />

Rückverstromung über ein Brennstoffzellensystem.<br />

Wie sieht es mit den Wirkungsgraden aus? Diese sind bei<br />

der Wasserstofferzeugung nicht unbedingt ideal?<br />

Das mag jetzt überheblich klingen, aber mit ausreichend erneuerbarer<br />

Energie ist der Wirkungsgrad am Ende zweitrangig.<br />

Zudem schreitet die Entwicklung <strong>und</strong> Optimierung dieser<br />

Systeme voran. Der Schlüssel liegt darin, diese Systeme<br />

massenmarkttauglich zu fertigen. Das ist nämlich im Moment<br />

der Knackpunkt. Es gibt zwar viele Lösungen, die vom<br />

Tischsystem bis hin zum Schiffscontainer reichen, aber sie<br />

alle entstehen in Manufakturfertigung mit sehr geringem<br />

oder einem Automatisierungsgrad gleich null. Daher konzentriert<br />

sich unsere Forschung darauf, Produktionsprozesse<br />

zu entwickeln, die es erlauben, diese Systeme massenmarktfähig<br />

zu bauen, so wie es heute bei den Autos der Fall<br />

ist. Dadurch werden die Preise dauerhaft sinken.<br />

Was ist die Herausforderung bei der Integration von<br />

Energiespeichern?<br />

Als wir in das Thema einstiegen, haben wir hierzu Elektrokonstrukteure<br />

von Maschinen <strong>und</strong> Anlagen befragt <strong>und</strong> als<br />

eine grosse Herausforderung nannten sie uns die Speicherauslegung.<br />

Meist finden solche Kalkulationen in Excel statt,<br />

was häufig zu überdimensionierten Systemen führt. Daher<br />

entwickeln wir aktuell ein Werkzeug, das Konstrukteure bei<br />

der Speicherauslegung unterstützt. Dieses schlägt den idealen<br />

Speichertyp, die Dimension <strong>und</strong> Betriebsführungsmodi<br />

für eine spezifische Anforderung vor, damit der bestmögliche<br />

Nutzen erreicht wird.<br />

DC-Versuchsfabrik in Chemnitz<br />

Innerhalb des Fraunhofer-Verb<strong>und</strong>s ist die DC-Fabrik ein<br />

grosses Thema. Was ist hier der aktuelle Stand der Forschung?<br />

Damit beschäftigen sich mehrere Fraunhofer-Institute.<br />

Technisch gesehen macht der Einsatz von Gleichstrom in<br />

Fabriken absolut Sinn. Es gibt zwar noch einige Herausforderungen,<br />

wie zum Beispiel die dynamische Integration<br />

neuer Teilnehmer in bestehende Systeme <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en<br />

die Sicherstellung der Netzstabilität oder auch das Thema<br />

Erdung.<br />

Weiteren Forschungsbedarf gibt es zur Umrüstung bestehender<br />

AC-Fabriken auf DC-Betrieb <strong>und</strong> wie sich diese verschiedenen<br />

Netze parallel betreiben lassen. Für eine realitätsnahe<br />

Forschung bauen wir derzeit eine DC-Fabrik in<br />

Chemnitz auf. Es geht nämlich längst nicht mehr um die<br />

Frage, ob DC-Fabriken kommen oder nicht, sondern wann.<br />

Die Initialzündung könnte von einem Automobilhersteller<br />

kommen, der seine nächste Fertigungslinie oder sein Werk<br />

nur noch mit Gleichspannungsanschlüssen ausstatten will.<br />

Herr Richter, vielen Dank für diese interessanten Ausführungen.<br />

Was sollte aus Ihrer Sicht abschliessend unbedingt<br />

noch zu diesem Thema gesagt werden?<br />

Wir müssen an der Energiewende dranbleiben <strong>und</strong> diese so<br />

gestalten, dass unsere Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.<br />

An deren Anfang muss aber «Efficiency First» stehen.<br />

Ausserdem darf sich der Nachhaltigkeitsgedanke nicht nur<br />

auf den Klimawandel beschränken, sondern muss die Kreislaufwirtschaft<br />

miteinbinden. Den in Deutschland eingeschlagenen<br />

Weg halte ich für richtig, da über kurz oder lang<br />

jedes Land mit diesen Herausforderungen konfrontiert werden<br />

wird. Wer dann bereits fertige Lösungen anbieten kann,<br />

wird finanziell von der Klimawende profitieren.<br />

Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Umformtechnik IWU<br />

www.iwu.fraunhofer.de<br />

Erfahren Sie unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>.wissen.ch,<br />

welches für Fertigungsunter -<br />

nehmen die grössten Hürden<br />

beim Umstieg auf eine<br />

klimaneutrale Produktion<br />

sind.<br />

56 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 57


KLIMANEUTRALE PRODUKTION<br />

WIE KANN MAN CO 2<br />

IN TREIBSTOFF UMWANDELN?<br />

Ist es möglich, CO 2 wieder in Treibstoffe oder andere nützliche Chemikalien<br />

umzuwandeln? Durchaus, aber wir können noch nicht genau kontrollieren,<br />

welche Chemikalien dabei entstehen. Empa-Forscher Alessandro Senocrate<br />

sucht nach Materialdefekten, die uns dabei helfen könnten.<br />

Alessandro Senocrate vom Energy Conversion Labor der Empa<br />

in Dübendorf. Bild: Empa<br />

cherung. Die Infrastruktur für den Transport <strong>und</strong> die<br />

Aufbewahrung von Synfuels ist bereits vorhanden, denn<br />

sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung kaum<br />

von fossilen Treibstoffen. Das Einzige, was noch fehlt, ist<br />

die Fähigkeit, sie im grossen Stil herzustellen. Senocrate<br />

ist indes optimistisch: «Ich forsche erst seit wenigen Jahren<br />

auf diesem Gebiet, <strong>und</strong> trotzdem habe ich schon massive<br />

Fortschritte erlebt», sagt der Wissenschaftler. «Natürlich<br />

wird es auch einen grossen politischen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Wandel brauchen. Aber aus der Sicht<br />

der Materialwissenschaft ist der Fortschritt rasant.»<br />

Empa Forscher analysieren in diesem System<br />

mehrere Plattformchemikalien gleichzeitig.<br />

Bild: Empa<br />

Können wir die Verbrennung von Erdöl, Erdgas <strong>und</strong><br />

Kohle einfach rückgängig machen? Mit einer erneuerbaren<br />

Energiequelle, etwas Wasser <strong>und</strong> einem geeigneten<br />

Katalysator könnte das überschüssige CO 2<br />

aus der Erdatmosphäre zu einer wertvollen Ressource werden,<br />

etwa für die Herstellung synthetischer Treibstoffe oder<br />

«Synfuels».<br />

An dieser vielversprechenden Idee wird weltweit geforscht,<br />

auch an der Empa, denn die Umsetzung gestaltet<br />

sich nicht einfach. Nimmt man beispielsweise einen Kupferkatalysator<br />

– die am besten erforschte Art von Katalysator<br />

für die Konversion von Kohlendioxid – erhält man bis zu 20<br />

unterschiedliche Moleküle, von Kohlenmonoxid <strong>und</strong> Methan<br />

bis hin zu Propanol <strong>und</strong> Essigsäure. «Manche dieser Verbindungen<br />

sind bei Raumtemperatur flüssig, andere gasförmig»,<br />

sagt Empa-Forscher Alessandro Senocrate. «Es ist extrem<br />

aufwendig, all diese Produkte voneinander zu trennen.»<br />

An der Lösung dieses Problems will Senocrate, der im Labor<br />

«Materials for Energy Conversion» unter der Leitung von Corsin<br />

Battaglia arbeitet, in den nächsten vier Jahren forschen.<br />

Ziel des Projekts ist, neuartige Katalysatoren für die CO 2 -Umwandlung<br />

zu entwickeln. Dabei setzt Senocrate nicht beim<br />

Material selbst an, sondern bei sogenannten Defekten. Ein<br />

Defekt bildet sich in einem kristallinen Material zum Beispiel<br />

dann, wenn in dessen Kristallgitter ein Atom fehlt oder<br />

durch ein Fremdatom ersetzt wird. Diese Stellen verleihen<br />

dem ursprünglichen Material andere Eigenschaften <strong>und</strong><br />

können somit als aktive Zentren fungieren, an denen die chemische<br />

Katalyse stattfindet.<br />

Wo Batterien nicht ausreichen<br />

Als Erstes will der Forscher untersuchen, welche Defekte zu<br />

welchen Reaktionsprodukten führen. «Im Idealfall können<br />

wir mit diesen Erkenntnissen Katalysatoren designen, die<br />

bei der Konversion von CO 2 spezifische Moleküle liefern, anstatt<br />

ein Gemisch», erklärt er. Einige mögliche Zielmoleküle<br />

sind für die Industrie von besonderem Interesse. Dazu gehören<br />

etwa Kohlenmonoxid <strong>und</strong> Ethylen. Diese Moleküle<br />

sind Plattformchemikalien: Sie sind die Ausgangsstoffe für<br />

zahlreiche chemische Prozesse, unter anderem bei der Herstellung<br />

der meisten Kunststoffe. «Für solche Plattformchemikalien<br />

haben wir bereits eine komplette Wertschöpfungskette»,<br />

so Senocrate. «Allerdings werden sie heute fast<br />

ausschliesslich aus Erdöl hergestellt.» Alternative, umweltfre<strong>und</strong>lichere<br />

Quellen für kohlenstoffbasierte Chemikalien<br />

– sei es aus der CO 2 -Konversion oder aus Biomasse – sind<br />

also gefragt.<br />

Nebst Kunststoffen können auch Treibstoffe aus diesen<br />

Plattformchemikalien hergestellt werden. Weitere Empa-<br />

Forschungsprojekte fokussieren sich auf die Herstellung von<br />

Synfuels. «Autos lassen sich sehr gut elektrifizieren», sagt<br />

Alessandro Senocrate. «Bei Flugzeugen <strong>und</strong> bei vielen energieintensiven<br />

industriellen Prozessen sieht das anders aus.»<br />

Hier seien Synfuels sehr sinnvoll.<br />

Der Vorteil von flüssigen Treibstoffen wie Kerosin ist ihre<br />

enorm hohe Energiedichte, die diejenige von Batterien um<br />

einen Faktor von beinahe 100 übersteigen kann. Mit erneuerbarer<br />

Energie produzierte Treibstoffe sind also auch eine besonders<br />

attraktive Möglichkeit für die saisonale Energiespei-<br />

Die Technologie perfektionieren<br />

Bevor Senocrate mit seinem «Ambizione»-Projekt zu diesem<br />

Fortschritt beitragen kann, muss er noch einige Herausforderungen<br />

überwinden. Eine der grössten: Genug<br />

Defekte ins Zielmaterial einbringen, um eine messbare<br />

katalytische Wirkung zu erzielen. Denn der Forscher verwendet<br />

mit Absicht ein inertes Ausgangsmaterial, das<br />

ohne die Defekte keinerlei Einfluss auf die elektrochemische<br />

Reaktion hat. «Dadurch kann ich sehr genau bestimmen,<br />

welche Wirkung die jeweiligen Defekte haben», erklärt<br />

er.<br />

Sind die Defekte erst einmal charakterisiert, können<br />

sie auch in bestehende katalytische Materialien eingebracht<br />

werden. «Im Idealfall können wir am Ende des Projekts<br />

ein bestehendes System für die CO 2 -Konversion gezielt<br />

verbessern», sagt Senocrate. Solche Systeme sind im<br />

«Materials for Energy Conversion»-Labor bereits im Einsatz:<br />

Darin testen die Forschenden schon heute unterschiedliche<br />

Katalysatoren <strong>und</strong> Elektrodenmaterialien.<br />

Die Ansprüche an diese Materialien sind hoch: «Für einen<br />

industriellen Einsatz muss der Katalysator selektiv,<br />

aktiv <strong>und</strong> stabil sein», erklärt Senocrate. Selektivität<br />

heisst, dass er nur ein chemisches Reaktionsprodukt liefert<br />

– oder zumindest einige wenige, die sich leicht trennen<br />

lassen. Eine hohe Aktivität ist notwendig, um mit<br />

möglichst wenig Energie eine möglichst grosse Menge an<br />

Treibstoffen oder Chemikalien herzustellen. Und natürlich<br />

sollte ein marktreifer Katalysator seine Funktionalität<br />

über Tausende von Betriebsst<strong>und</strong>en aufrechterhalten,<br />

also stabil sein. «Bei allen drei Eigenschaften müssen wir<br />

noch viel besser werden», sagt der Forscher. «Aber wir<br />

sind auf dem richtigen Weg.»<br />

Empa | www.empa.ch<br />

58 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 59


KLIMANEUTRALE PRODUKTION<br />

Ein Elektrolichtbogenofen zum Recycling<br />

von Eisenschrott: Weniger Belastung durch CO 2 ,<br />

aber weltweit betrug der Anteil an der Rohstahlproduktion<br />

nur etwa 28 Prozent. Bild: GMH offical<br />

NETTO NULL<br />

UND DER<br />

GRÜNE STAHL<br />

Die Welt macht sich auf zu Netto-Null-Emission<br />

<strong>und</strong> die Schweiz hat die Weichen zu einer langfristigen<br />

Klimastrategie gestellt. Alles bestens also?<br />

Ein Überblick mit einem Seitenblick auf die Stahlindustrie.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Obwohl die Schweiz im internationalen<br />

Vergleich relativ<br />

geringe CO 2 -Emissionen direkt<br />

vor Ort verursacht, offenbart<br />

ein Blick auf die erweiterten<br />

Zahlen ein komplett anderes Bild: Die<br />

Emissionen, die durch den Konsum<br />

importierter Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

entstehen, treiben den Pro-Kopf-<br />

Ausstoss in die Höhe. Laut Myclimate<br />

beläuft sich dieser auf etwa 14 Tonnen<br />

CO 2 pro Person – ein Wert, der deutlich<br />

über dem Durchschnitt liegt. Dies positioniert<br />

die Schweiz auf dem unrühmlichen<br />

18. Platz weltweit <strong>und</strong> damit<br />

unter anderem weit vor Deutschland.<br />

Wer produziert<br />

all dieses CO 2 ?<br />

Die Schweiz zählt zu den grössten<br />

Verursachern von CO 2 -Emissionen.<br />

Eine Rangliste.<br />

Quelle: myclimate.org<br />

Link: https://hi.switchy.io/KuUz<br />

Die Schweiz ist deshalb gefordert <strong>und</strong><br />

die Weichen sind gestellt: Bis 2050<br />

möchte das Land keine Treibhausgase<br />

mehr ausstossen, als es gleichzeitig<br />

binden kann. Hinsichtlich dieser Energiestrategie<br />

2050 sind die Ansätze klar<br />

definiert. Diese Strategie fokussiert auf<br />

die Reduzierung des Energieverbrauchs,<br />

die Steigerung der Effizienz<br />

<strong>und</strong> die umfangreiche Förderung erneuerbarer<br />

Energien. Im Kern geht es<br />

darum, von der Kernenergie wegzukommen,<br />

Anreize für die energetische<br />

Sanierung von Gebäuden zu schaffen<br />

<strong>und</strong> in die Entwicklung neuer Technologien<br />

zu investieren.<br />

Zum Faktenblatt<br />

«Langfristige Klima -<br />

strategie»<br />

Wie soll das Ziel von Netto-Null-Treibhausgasemissionen<br />

bis 2050 erreicht<br />

werden? Das Faktenblatt gibt Auskunft.<br />

Quelle: BAFU<br />

Link: https://hi.switchy.io/<br />

KuU_<br />

Auch viele Industrieunternehmen gehen<br />

mit gutem Beispiel voran <strong>und</strong> setzen<br />

ihre Strategien um, den CO 2 -Ausstoss<br />

zu verringern. Hart gefordert<br />

sind natürlich solche Industrien, welche<br />

zu den Hauptverursachern von<br />

CO 2 -Emissionen zählen. Die Stahlindustrie<br />

zum Beispiel, mit einem Anteil<br />

von etwa 8 Prozent an den globalen<br />

Emissionen. Dies stellt den<br />

Stahlsektor als einen kritischen Bereich<br />

dar, in dem die Reduzierung von<br />

CO 2 -Emissionen eine signifikante Rolle<br />

für den Klimaschutz spielen kann.<br />

«Netto Null ist auch für uns ein<br />

Ziel», betonte Robert Baron, Director<br />

im Corporate Strategy Department der<br />

Swiss Steel Holding AG, während eines<br />

Vortrags Ende Januar an der ETH<br />

Zürich. Seine Präsentation trug den<br />

Titel «Grüner Stahl: Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

der Transformation<br />

in Richtung Net Zero» <strong>und</strong> fand im<br />

Rahmen der Net-Zero-Konferenz von<br />

Inspire statt.<br />

Es ist aber nicht nur ein Ziel, sondern<br />

sie wollen eine Vorreiterrolle<br />

einnehmen <strong>und</strong> ihre führende Position<br />

in der umweltfre<strong>und</strong>lichen Stahlproduktion<br />

weiter ausbauen. Dabei<br />

aber haben die Luzerner einen nicht<br />

unbedeutenden Vorteil auf dem Weg<br />

zu einer Netto Null gegenüber vielen<br />

anderen Stahlherstellern. Als ausschliesslich<br />

auf Sek<strong>und</strong>ärstahl spezialisierter<br />

Hersteller nutzt das Unternehmen<br />

einzig <strong>und</strong> allein Schrott als<br />

Rohmaterial <strong>und</strong> verwendet für das<br />

Einschmelzen <strong>und</strong> Giessen des Metalls<br />

Elektrolichtbogenöfen. In diesem<br />

Prozess werden etwa 140 unterschiedliche<br />

Schrottsorten verarbeitet, was<br />

die Flexibilität <strong>und</strong> Effizienz der Produktion<br />

massgeblich erhöht.<br />

Diese Produktionsmethode erweist<br />

sich als deutlich nachhaltiger verglichen<br />

mit dem traditionellen Hochofenprozess,<br />

bei dem Eisenoxid mittels<br />

Kohle zu Eisen reduziert wird. Ein<br />

Vorgang, der signifikante Mengen an<br />

CO 2 -Emissionen freisetzt. Zum Vergleich:<br />

Ein durchschnittlicher Hochofen<br />

ist für die Freisetzung von r<strong>und</strong><br />

1,9 Tonnen CO 2 pro Tonne produzierten<br />

Rohstahls verantwortlich.<br />

«Im markanten Gegensatz dazu<br />

steht unser eigener ökologischer<br />

Fussabdruck: Wir emittieren lediglich<br />

195 Kilogramm CO 2 pro Tonne Stahl»,<br />

erklärt Robert Baron, der damit die<br />

ausserordentliche Nachhaltigkeit der<br />

Der Hochofenprozess<br />

Wer exakt verstehen will, was in<br />

einem Hochofen vorgeht – mit<br />

chemischen Formeln, die zeigen, dass<br />

Kohlenstoff nicht nur die notwendige<br />

Wärme zum Schmelzen des<br />

Eisenerzes liefert.<br />

Quelle: tec-science.com<br />

Link: https://hi.switchy.io/<br />

KuV1<br />

60 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 61


KLIMANEUTRALE PRODUKTION<br />

DIE REISE<br />

ZU NETTO-NULL –<br />

EINE CHRONIK<br />

Produktionsmethode seines Unternehmens<br />

unterstreicht.<br />

Trotz der bemerkenswerten Verringerung<br />

der CO 2 -Emissionen durch die<br />

Verwendung von Elektrolichtbogenöfen<br />

<strong>und</strong> Schrott entstehen auch in<br />

diesem nachhaltigeren Herstellungsprozess<br />

Emissionen, unter anderem<br />

durch den Einsatz von Erdgas zur Erzielung<br />

bestimmter Stahleigenschaften.<br />

Ausserdem muss man sich bewusst<br />

sein, dass lediglich 28 Prozent<br />

des weltweiten Stahlbedarfs mittels<br />

Elektrolichtbogenöfen abgedeckt wird.<br />

Die restlichen 72 Prozent stammen aus<br />

Hochöfen <strong>und</strong> haben einen bedeutenden<br />

globalen Einfluss. Nicht nur für die<br />

Umwelt, sondern für die Bilanz von Firmen<br />

– selbstredend auch für Schweizer<br />

Produktionsunternehmen.<br />

Denn nur ein grüner Stahl bringt signifikante<br />

Vorteile für Produktionsunternehmen,<br />

denn er verbessert die immer<br />

wichtiger werdende Bilanzierung der eigenen<br />

Treibhausgasemissionen (THG).<br />

Scope 3 umfasst bei dieser Bilanzierung<br />

alle indirekten Emissionen, die in der<br />

Lieferkette eines Unternehmens entstehen.<br />

Die Nutzung von grünem Stahl<br />

kann daher einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens<br />

leisten <strong>und</strong> seine ökologische<br />

Verantwortung unterstreichen.<br />

«Das zentrale Thema auf dem Weg zu<br />

einem wirklich grünen Stahl ist daher<br />

der Einsatz von Wasserstoff», sagt Robert<br />

Baron. Daran wird nicht nur bei<br />

seiner Swiss Steel geforscht, sondern<br />

weltweit versucht man, dieses neue<br />

Produktionsverfahren mit Wasserstoff<br />

industriell einsetzbar zu machen. Hierbei<br />

geht es um die wasserstoffbasierte<br />

Direktreduktion, auch bekannt als DRI<br />

(Direct Reduced Iron), die Experten zu<br />

einer Erkenntnis führte, die zuvor als<br />

unmöglich galt: Der traditionelle Hochofenprozess,<br />

bei dem der essenzielle<br />

Koks die Schlacke aus dem Erz löst,<br />

kann vollständig umgangen werden!<br />

Bei der wasserstoffbasierten Direktreduktion<br />

werden Eisenerz-Pellets in<br />

einen Schachtofen gegeben. In diesem<br />

umströmt Wasserstoff die Eisenerz-<br />

Pellets. Bei ausreichend zugeführter<br />

Energie reagieren die Wasserstoffmoleküle<br />

mit dem enthaltenen Sauerstoff.<br />

Anstelle von CO 2 , das beim konventionellen<br />

Stahlkochen entsteht,<br />

bildet sich bei der Direktreduktion<br />

H 2 O, das als Wasserdampf entweicht.<br />

Und es entsteht ein Eisenschwamm,<br />

der dann im Elektrolichtbogenofen<br />

mit Stahlschrott angereichert <strong>und</strong> geschmolzen<br />

wird.<br />

Direktreduktion: Diese<br />

Technik wird bei Thyssenkrupp<br />

<strong>und</strong> Co. den<br />

Hochofen beerben<br />

Für das Kernaggregat der wasserstoffbasierten<br />

Stahlproduktion, die<br />

Direktreduktionsanlage, gibt es nur<br />

zwei massgebliche Anlagentypen. Ein<br />

Technikvergleich.<br />

Quelle: VDI Nachrichten<br />

Link: https://hi.switchy.io/<br />

KuVF<br />

«Noch ist es ein weiter Weg, den wir da<br />

vor uns haben», erklärt Robert Baron.<br />

Dabei meint er nicht so sehr die technischen<br />

Herausforderungen, sondern<br />

wie man einerseits den extrem hohen<br />

Bedarf an Wasserstoff lösen kann <strong>und</strong><br />

wie man die finanziellen Investitionen<br />

stemmen will. «Um die Herausforderungen<br />

in der Stahlindustrie zu bewältigen<br />

<strong>und</strong> den Übergang zu grüner<br />

Energie zu vollziehen, stehen wir vor<br />

erheblichen finanziellen Investitionen.<br />

Schätzungen zufolge müssen bis 2050<br />

in Deutschland etwa 30 Milliarden<br />

Euro <strong>und</strong> europaweit r<strong>und</strong> 100 Milliarden<br />

Euro in die Stahlindustrie investiert<br />

werden, um die notwendige Umstellung<br />

auf grüne Technologien zu<br />

finanzieren. Dies stellt eine monumentale<br />

Aufgabe dar», erklärt er.<br />

Obwohl die Zeit drängt, scheint es, als<br />

ob die finanzielle Frage fast wichtiger<br />

zu klären ist als der Bedarf an Wasserstoff.<br />

Denn die Direktreduktionsanlagen<br />

können notfalls auch Erdgas nutzen,<br />

was bereits eine deutliche Reduzierung<br />

des CO 2 -Ausstosses bedeuten würde –<br />

<strong>und</strong> zwar um r<strong>und</strong> zwei Drittel.<br />

Ausserdem eilt bereits eine neue<br />

Technologie herbei, die nochmals einen<br />

Richtungswechsel bewirken könnte:<br />

Das amerikanische Unternehmen Boston<br />

Metal hat ein Verfahren entwickelt,<br />

das sich Molten Oxide Electrolysis,<br />

MOE, nennt: Schmelzoxidelektrolyse.<br />

Bei dieser skalierbaren Technologieplattform<br />

wird Elektrizität verwendet,<br />

um alle Eisenerzsorten in hochwertiges<br />

Flüssigmetall umzuwandeln. So<br />

wird das Verfahren von der Firma beschrieben:<br />

«In der MOE-Zelle wird eine<br />

inerte Anode in einen eisenerzhaltigen<br />

Elektrolyten getaucht <strong>und</strong> dann unter<br />

Strom gesetzt. Wenn die Zelle auf 1600<br />

°C erhitzt wird, spalten die Elektronen<br />

die Bindungen im Eisenoxid des Erzes<br />

auf <strong>und</strong> erzeugen reines Flüssigmetall.<br />

Dabei entstehen kein Kohlendioxid<br />

oder andere schädliche Nebenprodukte,<br />

sondern nur Sauerstoff. Ausserdem<br />

benötigt MOE kein Prozesswasser, keine<br />

gefährlichen Chemikalien oder<br />

Edelmetallkatalysatoren.»<br />

Ein paar Wermutstropfen bleiben<br />

aber: Erst ab 2027 sollen Anlagen so<br />

weit sein, dass eine davon r<strong>und</strong> 1,5<br />

Tonnen Stahl pro Jahr produzieren<br />

könnte. Und sie verbrauchen zwar<br />

kein Wasserstoff, aber eben auch wieder<br />

Strom, der irgendwie produziert<br />

werden muss. Grüner Strom notabene,<br />

um auch wirklich grünen Stahl produzieren<br />

zu können.<br />

Dezember 2015<br />

Die internationale Gemeinschaft<br />

hat auf der 21. Klimakonferenz<br />

der Vereinten Nationen das<br />

Pariser Abkommen beschlossen. Die<br />

teilnehmenden Staaten verpflichten<br />

sich, die globale Erwärmung auf<br />

deutlich unter 2 °C, vorzugsweise<br />

jedoch auf 1,5 °C, im Vergleich zum<br />

vorindustriellen Niveau zu<br />

begrenzen.<br />

Oktober 2021<br />

Veröffentlichung des Net-Zero-<br />

Standards, der ein wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>iertes Verständnis von<br />

Netto-Null (Science-based targets,<br />

SBT) bietet. Er gibt Unternehmensführern<br />

Klarheit <strong>und</strong> Vertrauen, dass ihre<br />

kurz- <strong>und</strong> langfristigen Dekarbonisierungsstrategien<br />

mit der<br />

Klimawissenschaft übereinstimmen.<br />

Juni 2023<br />

Das Schweizer Stimmvolk<br />

nimmt das Klima- <strong>und</strong><br />

Innovationsgesetz (KIG) an. Damit<br />

ist die Schweiz das einzige Land<br />

weltweit, das das Ziel von<br />

Netto-Null durch eine direktdemokratische<br />

Abstimmung<br />

legitimiert hat.<br />

Oktober 2016<br />

Das Abkommen tritt in Kraft,<br />

nachdem das Quorum von 55<br />

Staaten, die 55 % der globalen<br />

Emissionen verursachen, erreicht wurde.<br />

Dies bedeutet, dass die globalen Emissionen<br />

von 40 Milliarden Tonnen im Jahr 2020<br />

auf 20 Milliarden Tonnen im Jahr 2030,<br />

weiter auf 10 Milliarden Tonnen im Jahr<br />

2040 <strong>und</strong> schliesslich auf 5 Milliarden<br />

Tonnen im Jahr 2050 reduziert<br />

werden müssen.<br />

November 2020<br />

Das B<strong>und</strong>esamt für Energie gibt<br />

die «Energieperspektiven 2050+»<br />

heraus. Diese bieten anhand<br />

verschiedener Szenarien Einblick in die<br />

Emissionsreduktionspfade hin zu<br />

Netto-Null. Sie beleuchten zudem die<br />

erforderlichen technologischen<br />

Entwicklungen <strong>und</strong> die Bedeutung von<br />

Technologien für die dauerhafte<br />

Entnahme von Treibhausgasen<br />

aus der Atmosphäre.<br />

Dezember 2023<br />

Dezember 2023 - Veröffentlichung<br />

des Climate Change Performance<br />

Index (CCPI) für das Jahr 2024. Dieser<br />

bewertet die Klimapolitik von 63 Ländern,<br />

die massgeblich zum Klimawandel beitragen<br />

– einschliesslich der Schweiz. Die Ergebnisse<br />

sind bislang ernüchternd: Nur knapp 60<br />

Prozent der notwendigen Massnahmen für<br />

das Erreichen des Pariser 1,5-Grad-Ziels<br />

wurden umgesetzt. Damit rangiert die<br />

Schweiz hinter Ländern wie Marokko,<br />

Indien <strong>und</strong> den Philippinen.<br />

Oktober 2017<br />

Die Schweiz ratifiziert das<br />

Abkommen von Paris <strong>und</strong><br />

verpflichtet sich damit zu<br />

einem ambitionierten Klimaziel:<br />

die Treibhausgasemissionen<br />

(THG) bis 2050 auf netto null<br />

zu reduzieren.<br />

Januar 2020<br />

Wie viele andere Länder<br />

auch, verfehlt die Schweiz<br />

bereits im Jahr 2020 ein erstes<br />

Zwischenziel deutlich. Angestrebt<br />

war eine Reduktion der<br />

THG-Emissionen um 20% im<br />

Vergleich zu 1990.<br />

Dezember 2023<br />

Parlamentsbeschluss zum revidierten<br />

CO2-Gesetz: Beide Räte haben die<br />

Vorlage ein erstes Mal durchberaten <strong>und</strong><br />

unter anderem folgende Beschlüsse gefasst:<br />

Reduktionsziel: Bis 2030 soll der Schweizer<br />

Treibhausgas-Ausstoss gegenüber 1990 um die<br />

Hälfte reduziert werden. Der Nationalrat fordert,<br />

dass mindestens 75 Prozent der Reduktion im Inland<br />

erfolgen <strong>und</strong> höchstens 25 Prozent mit Klimaprojekten<br />

im Ausland. Ausserdem sollen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

alle Unternehmen – <strong>und</strong> nicht wie heute<br />

bestimmte Branchen – sich von der CO2-Abgabe<br />

befreien können, sofern sie sich im<br />

Gegenzug zu einer Reduktion ihrer<br />

CO2-Emissionen verpflichten.<br />

2050<br />

Die Welt hat die ange strebten Ziele zu Netto<br />

Null erfolgreich / nicht erfolgreich gemeistert.<br />

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HANNOVER MESSE UND CO₂-NEUTRALE PRODUKTION<br />

«MEHR ALS 700 AUSSTELLER<br />

WERDEN NACHHALTIGE<br />

LÖSUNGEN ZEIGEN»<br />

Wer sich für Innovationen im Bereich der CO 2 -neutralen Produktion interessiert,<br />

wird auf der Hannover Messe vom 22. bis 26. April 2024 fündig. Ein Interview mit<br />

Hubertus von Monschaw, Global Director Trade Fair and Product Management der<br />

Hannover Messe bei der Deutschen Messe AG, gibt erste Einblicke.<br />

Eugen Albisser<br />

allen Messehallen präsentiert <strong>und</strong> diskutiert. Es wird auf<br />

der Hannover Messe daher keinen speziellen Ausstellungsbereich<br />

geben.<br />

Wie findet man dann diese Lösungen?<br />

Ich empfehle allen Besuchern, sich über die Aussteller- <strong>und</strong><br />

Produktsuche zu informieren, an welchen Ständen innovative<br />

Produktlösungen zu diesem Thema gezeigt werden, um<br />

sich so einen eigenen R<strong>und</strong>gang zusammenzustellen. Mehr<br />

als 700 Unternehmen werden Lösungen zum Thema<br />

CO 2 -neutrale Produktion präsentieren.<br />

Bei diesen Ausstellern stehen technische Lösungen im<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Können Sie ein konkretes Beispiel für eine<br />

solche Lösung nennen, die auf der diesjährigen Messe<br />

präsentiert wird?<br />

Ein Beispiel zeigt die Salzgitter AG in der Halle 13. Dort wird<br />

das Transformationsprojekt SALCOS (Salzgitter Low CO 2<br />

Steelmaking) vorgestellt <strong>und</strong> erläutert, wie die Salzgitter AG<br />

durch den Einsatz von Wasserstoff die CO 2 -Emissionen<br />

drastisch reduzieren kann. Einen weiteren Beitrag zur<br />

Senkung von CO 2 -Emissionen leisten beispielsweise auch<br />

industrielle Wärmepumpen. Sie sind eine vielversprechende<br />

Technologie zur Nutzung industrieller Abwärme bei<br />

geringen Temperaturniveaus.<br />

kommenden Jahren aktiv, wobei dieses Thema Hand in<br />

Hand geht mit dem Begriff «Nachhaltigkeit». Das letztgenannte<br />

Thema muss natürlich wesentlich weitergedacht<br />

werden, da neben den ökologischen Aspekten auch die<br />

soziale Verantwortung oder die wirtschaftliche Stabilität<br />

eine Rolle spielt.<br />

Welche spezifischen Nachhaltigkeitsthemen haben denn in<br />

den vergangenen Jahren besonders stark dazu beigetragen,<br />

Ausstellende <strong>und</strong> Besuchende anzuziehen?<br />

Generell kann man sagen, dass die Bedeutung des Themas<br />

«Nachhaltigkeit» in den vergangenen Jahren stark gestiegen<br />

ist. Das hat auch damit zu tun, dass es mittlerweile viele<br />

Vorgaben gibt, die Unternehmen einhalten müssen. Zur<br />

kommenden Hannover Messe wird der BME zum Beispiel<br />

ein paar Vorträge zum Thema «Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes»<br />

halten. Dieses Thema bewegt<br />

aktuell viele Unternehmen <strong>und</strong> stellt sie vor grosse Herausforderungen.<br />

Das Thema «Energie» stand nach der Nuklearkatastrophe<br />

in Fukushima im Fokus auf der Hannover Messe. Das<br />

Leitthema lautete 2012 «Greentelligence» – eine Kombination<br />

der Wörter « green» <strong>und</strong> «intelligence», womit umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>und</strong> intelligente Technologien in den Mittelpunkt<br />

rückten.<br />

Herr von Monschaw, CO 2 -neutrale Produktion ist<br />

eines der grossen Themen auf der Hannover<br />

Messe. Was ist die Motivation, dieses Thema so<br />

prominent zu präsentieren?<br />

Allein in Deutschland ist die Industrie für r<strong>und</strong> ein Viertel<br />

der Gesamtemissionen verantwortlich. Um das politische<br />

Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, muss die<br />

Industrie weitere Anstrengungen unternehmen, um<br />

CO 2 -Emissionen zu minimieren. Die Hannover Messe ist die<br />

ideale Plattform, um alle Fragen r<strong>und</strong> um die CO 2 -neutrale<br />

Produktion zu diskutieren, denn hier treffen sich hochkarätige<br />

Vertreter aus Industrie, Wissenschaft <strong>und</strong> Politik, um<br />

gemeinsam Lösungen zu finden.<br />

Gibt es für das Thema einen speziellen Ausstellungsbereich?<br />

Das Thema CO 2 -neutrale Produktion ist eines von fünf<br />

übergreifenden Themen der Hannover Messe <strong>und</strong> wird in<br />

Von der SmartFactory-KL habe ich etwas gelesen von einer<br />

kompletten Produktionsinsel …<br />

Ja, die SmartFactory-KL bringt ihre Produktionsinsel KUBA<br />

mit, an der die Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher einen Modell-<br />

LKW konfigurieren können, dessen Fertigung umgehend vor<br />

Ort startet. Gleichzeitig werden der CO 2 -Fussabdruck, der<br />

Energieverbrauch <strong>und</strong> die Materialzusammensetzung über<br />

die Verwaltungsschale verfolgt <strong>und</strong> angezeigt.<br />

Inwieweit wird das Thema CO 2 -Reduzierung in den Konferenzen<br />

<strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>en auf der Hannover Messe<br />

behandelt?<br />

Das Thema wird natürlich auf den grossen Bühnen der<br />

Hannover Messe gespielt. Auf der Industrie 4.0-Bühne geht<br />

es um Smart Manufacturing, das inkludiert auch eine<br />

smarte <strong>und</strong> CO 2 -neutrale Energieversorgung, auf der<br />

Industrial Transformation Stage werden alle Trends der<br />

Hannover Messe an fünf Messetagen präsentiert <strong>und</strong><br />

diskutiert. Die Energy 4.0 Bühne ist die Kommunikations<strong>und</strong><br />

Kompetenzplattform für Themen einer energieintelligenten,<br />

klimafre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> nachhaltigen Zukunft. Und<br />

auf der TechTransfer-Bühne werden die neuesten Projekte<br />

der angewandten Industrieforschung aus allen relevanten<br />

Industriebereichen vorgestellt.<br />

Wie sieht eigentlich die langfristige Vision der Hannover<br />

Messe zum Thema «CO2-neutrale Produktion» <strong>und</strong> generell<br />

zum Thema «Nachhaltigkeit» aus?<br />

Ich nehme an, dass die Industrie langfristig sicherlich das<br />

Ziel einer «CO 2 -neutralen Produktion» erreichen wird. Die<br />

Hannover Messe begleitet diese Entwicklung in den<br />

Kommen wir noch zu ein paar ganz allgemeinen Fragen<br />

r<strong>und</strong> um die Hannover Messe: Wenn Sie ein einziges,<br />

anderes wichtiges Thema hervorheben müssten, das im<br />

Fokus der Messe steht, welches wäre es?<br />

Das Thema «KI in der Industrie» ist eindeutig ein Thema, das<br />

die Unternehmen in den kommenden Jahren beschäftigen<br />

<strong>und</strong> sehr grosse Veränderungen mit sich bringen wird. Wir<br />

bieten unseren Newsletter-Abonnenten alle zwei Wochen<br />

ein AI-Briefing, das auf eine sehr positive Resonanz stösst.<br />

Unsere erste KI-Konferenz im Januar war ausgebucht, <strong>und</strong><br />

die Planungen für unseren KI-Tag auf der Hannover Messe<br />

laufen bereits auf Hochtouren.<br />

Sie haben im Verlauf des Gesprächs nun einige Gründe<br />

geliefert, warum man die Hannover Messe zwischen dem 22.<br />

<strong>und</strong> 26. April 2024 besuchen soll. Wie würden Sie diese<br />

zusammengefasst ausdrücken?<br />

Die Hannover Messe bietet für alle internationalen Besucher<br />

ein einzigartiges Erlebnis, da nur hier in Hannover die<br />

Synergien zwischen den Bereichen Automatisierung,<br />

Digitalisierung <strong>und</strong> Elektrifizierung gehoben werden.<br />

Unternehmen aus aller Welt zeigen aktuelle Lösungen <strong>und</strong><br />

Produkte, Universitäten <strong>und</strong> Forschungsinstitute werfen<br />

einen Blick auf die Industrie der Zukunft <strong>und</strong> Experten <strong>und</strong><br />

Expertinnen diskutieren in Foren sowohl aktuelle Herausforderungen<br />

als auch zukunftsrelevante Themen wie<br />

Künstliche Intelligenz in der Industrie oder die Anwendung<br />

von Quantentechnologien.<br />

Hannover Messe<br />

www.hannovermesse.de<br />

64 #<strong>026</strong><br />

#<strong>026</strong> 65


CFK-BEARBEITUNG<br />

HÖCHSTE<br />

PROZESS-<br />

SICHERHEIT<br />

«Die Fibrecatcher bewirken eine<br />

Doppelkompression an den<br />

Schneiden <strong>und</strong> trennen so<br />

Faserüberstände an den Werkstücken<br />

extrem sauber ab.»<br />

Durch seinen vergrösserten Kerndurchmesser<br />

weist der OptiMill-CompositeSpeed-<br />

Plus eine höhere Bruchfestigkeit auf.<br />

Verbesserte Spanntechnik für grosse CFK-Bauteile<br />

ermöglicht es der Luftfahrtindustrie schneller zu<br />

zerspanen. Mapal unterstützt diese Entwicklung mit<br />

neuen Werkzeugen. Der OptiMill-Composite-Speed-<br />

Plus gewährleistet mit seiner Diamantbeschichtung<br />

<strong>und</strong> optimierter Geometrie die Prozesssicherheit.<br />

Text <strong>und</strong> Bilder von Mapal<br />

Funktionierende <strong>und</strong> bereits auditierte<br />

Prozesse werden in der<br />

Aerospace-Industrie aufgr<strong>und</strong><br />

des grossen Aufwands nur ungern<br />

nochmals verändert. Doch der<br />

wachsende Kostendruck zwingt auch<br />

diese Branche dazu, ihre Produktion<br />

möglichst effizient zu gestalten. Flugzeughersteller<br />

haben bislang die eingesetzte<br />

Spanntechnik als Hemmnis auf<br />

dem Weg zu höherer Performance ausgemacht.<br />

Grosse CFK-Bauteile werden<br />

üblicherweise mittels Vakuumspanntechnik<br />

fixiert. Die begrenzten Haltekräfte<br />

der Saugnäpfe bedingen relativ<br />

niedrige Schnittgeschwindigkeiten, um<br />

ein Aufschwingen zu verhindern. Das<br />

kann zu Qualitätseinbussen <strong>und</strong> Abweichungen<br />

von Form- <strong>und</strong> Lagetoleranzen<br />

führen.<br />

Neue Spanntechnologien versetzen<br />

die Hersteller nun in die Lage, die<br />

Schnittwerte zu erhöhen. Damit trat<br />

aber ein neues Problem auf: Unter<br />

den veränderten Prozessbedingungen<br />

zeig te sich durch die stärkere Belastung<br />

bei Fräsern, die zuvor einwandfrei<br />

gearbeitet hatten, eine erhöhte Bruchgefahr.<br />

«Auch sehr grosse Hersteller<br />

waren von Werkzeugbruch betroffen,<br />

nachdem sie mit den Werkzeugen bis<br />

an deren Grenzen gefahren sind», berichtet<br />

Tim Rohmer, Produktmanager<br />

für Vollhartmetall Fräswerkzeuge bei<br />

Mapal. Der Werkzeughersteller sah<br />

Handlungsbedarf <strong>und</strong> entwickelte als<br />

Antwort den OptiMill-Composite-<br />

Speed-Plus.<br />

Grösserer Kern,<br />

weniger Spanraum<br />

Um die Biegebruchfestigkeit zu erhöhen,<br />

hat Mapal den Kerndurchmesser<br />

seines VHM-Eckfräsers erhöht. Das<br />

geht zwar auf Kosten des Spanraums,<br />

hat aber keinerlei negativen Auswirkungen,<br />

da bei der CFK-Bearbeitung<br />

keine Späne entstehen, sondern lediglich<br />

eine Art feiner Staub. Bei Werkzeugtests<br />

mit verschieden grossen<br />

Durchmessern wurden keine Unterschiede<br />

festgestellt, was die Abführung<br />

dieses Staubs <strong>und</strong> die Prozesswärme<br />

angeht. Mit dem grösseren<br />

Kerndurchmesser erhöht sich jedoch<br />

die Biegebruchfestigkeit spürbar.<br />

Bei den Anforderungen an das Nutprofil<br />

zeigen sich ebenfalls Unterschiede<br />

zur Bearbeitung von Metall, bei der<br />

Vorschub, Zustelltiefe <strong>und</strong> Schnittbreite<br />

die Spandicke beeinflussen. Da der<br />

Spanwinkel bei CFK aufgr<strong>und</strong> eines<br />

niedrigen Zahnvorschubs nur gering<br />

im Eingriff ist, wurde der Schneidkeil<br />

auf maximale Stabilität ausgelegt.<br />

Zur Verringerung von Hebelkräften<br />

<strong>und</strong> damit für eine erhöhte Bruchresistenz<br />

weist der neue OptiMill-Composite-Speed-Plus<br />

zudem eine optimierte<br />

Hüllkontur auf. In der Praxis kommt<br />

man damit gut zurecht, wie Tim Rohmer<br />

erläutert: «Typische Bauteile für<br />

die Luftfahrt bestehen aus Stacks, also<br />

Verb<strong>und</strong>platten, bei denen üblicherweise<br />

5 bis 15 mm zerspant werden. Da<br />

reichen kürzere Werkzeuge vollkommen<br />

aus.» Waren die Vorgängerwerkzeuge<br />

noch länger als in der DIN6527<br />

festgelegt, so entspricht die neue<br />

Werkzeugreihe, die es in Durchmessern<br />

von 4 bis 20 mm gibt, weitestgehend<br />

der Norm.<br />

Gleichmässige<br />

Diamantschicht<br />

Für hohe Standwege bei der Bearbeitung<br />

der abrasiven Kohlefasern sorgt<br />

der OptiMill-Composite-Speed-Plus<br />

zudem mit einer innovativen Diamantbeschichtung.<br />

Aussergewöhnlich<br />

sind dabei die gleichmässige<br />

Schichtdickenverteilung <strong>und</strong> die<br />

hohe Wiederholbarkeit, mit welcher<br />

der Diamant im CVD-Verfahren aufgebracht<br />

wird. Herkömmliche Beschichtungstechnologien<br />

erzeugen häufig<br />

unregelmässige Schichten, die an der<br />

Spitze dicker sind als hinten an der<br />

Schneide. Dieser Verlauf sorgt für unterschiedliche<br />

Kantenverr<strong>und</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> damit schwankenden Schnittdruck<br />

<strong>und</strong> Verschleiss.<br />

Die über die Schneidenlänge homogene<br />

Schichtdicke trägt zur Prozesssicherheit<br />

bei. Das ermöglicht eine<br />

gleichbleibende Performance unabhängig<br />

davon, welche Stelle der<br />

Schneide im Eingriff ist. Damit sind<br />

die Werkzeuge auch höhenunabhängig<br />

zur Umfangbearbeitung eines<br />

Stacks einsetzbar. Der Fräser eignet<br />

sich zudem für ein breites Anwendungsfeld.<br />

Neben der Umfangsbearbeitung<br />

lassen sich mit ihm auch Nuten,<br />

Kanten <strong>und</strong> Taschen erzeugen.<br />

Eine perfekte Schnittqualität ist in der<br />

Luftfahrtbranche sehr wichtig. Sobald<br />

die Fasern nicht mehr sauber getrennt<br />

werden <strong>und</strong> das Bauteil damit nicht<br />

mehr die gewünschte Qualität erreicht,<br />

werden die Werkzeuge gewechselt,<br />

auch wenn sie erst wenig verschlissen<br />

erscheinen. Seine Schnittqualität erreicht<br />

der OptiMill-Composite-Speed-<br />

Plus durch seine speziell angeordneten<br />

Fibrecatcher an den Schneiden, die<br />

eine Doppelkompression bewirken<br />

<strong>und</strong> damit die Faserüberstände an den<br />

Werkstücken extrem sauber trennen.<br />

Die Doppelkompression entsteht zusätzlich<br />

durch die Spiralisierung des<br />

Werkzeugs.<br />

Fräser mit ziehender<br />

<strong>und</strong> drückender Wirkung<br />

Zu den Besonderheiten der CFK-Zerspanung<br />

gehört, dass die heute verfügbaren<br />

Werkzeuge unterschiedliche<br />

Bearbeitungsqualitäten an den Werkstücken<br />

erzeugen. Der Anwender<br />

muss nach vorhandenem Werkstoffverb<strong>und</strong><br />

entscheiden, welche Qualitätsanforderungen<br />

an das Bauteil gestellt<br />

sind <strong>und</strong> demnach die ideale<br />

Werkzeugwahl treffen. Oftmals sind es<br />

Verbindungsstellen, für die besonders<br />

saubere Kanten verlangt werden. Mapal<br />

bietet seine Fräser daher in zwei<br />

Varianten an. Das rechtsspiralisierte<br />

Modell erzeugt eine ziehende Wirkung<br />

<strong>und</strong> dadurch axiale Zugkräfte, während<br />

die linksspiralisierte Variante<br />

schiebend wirkt <strong>und</strong> somit Druckkräfte<br />

in axialer Richtung bildet. Die Fibrecatcher<br />

arbeiten der durch die jeweilige<br />

Spiralisierung entstehenden<br />

Kräftewirkung entgegen.<br />

Mit beschichteten <strong>und</strong> unbeschichteten<br />

Varianten spielt der OptiMill-Composite-<br />

Speed-Plus seine Vorteile neben CFK-<br />

Werkstoffen auch bei Thermoplasten,<br />

Duroplasten sowie Glasfaserwerkstoffen aus.<br />

Das Vorgängermodell verfügte noch<br />

über eine dritte, neutrale Variante. Mit<br />

der Weiterentwicklung entfällt diese,<br />

da die neuen Werkzeuge die Axialkräfte<br />

um bis zu 40 Prozent reduzieren. Damit<br />

übernehmen die beiden Ausführungen<br />

des Neuprodukts auch alle<br />

Aufgaben, für die bisher die neutrale<br />

Version zum Einsatz kam. In punkto<br />

Standzeit, Laufruhe, Produktivität <strong>und</strong><br />

Schnittqualität sind die neuen Werkzeuge<br />

um bis zu 30 Prozent besser als<br />

ihre Vorgänger.<br />

Mit seinen scharfen Schneiden bietet<br />

sich der OptiMill-Composite-Speed-<br />

Plus darüber hinaus auch für die Zerspanung<br />

von Thermoplasten <strong>und</strong> Duroplasten<br />

an. Da diese Kunststoffe<br />

nicht abrasiv sind, wird hier auf eine<br />

Beschichtung verzichtet <strong>und</strong> mit<br />

scharfen Schneidkanten gearbeitet.<br />

Die unbeschichteten Fräswerkzeuge<br />

lösen die bisherigen Routerwerkzeuge<br />

ab, denen sie vor allem in der Schnittqualität<br />

weit überlegen sind.<br />

Mapal Dr. Kress KG | www.mapal.com<br />

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