Fachkräftemangel
ZBW 2/3 2024
ZBW 2/3 2024
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ZBW<br />
ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
4/2024<br />
Titelthema<br />
Junge Menschen für den<br />
Beruf begeistern<br />
Fortbildung<br />
Bruxismus bei Kindern<br />
und Jugendlichen<br />
FACHKRÄFTEMANGEL
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Tel. 0621 38000-227<br />
BZK Stuttgart<br />
Tel. 0711 7877-236<br />
BZK Tübingen<br />
Tel. 07071 911-230
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
3_EDITORIAL<br />
Abbildung: Adobe Stock / rawpixel.com; IZZ<br />
Dr. Torsten Tomppert, Dr. Markus Steybe, Dr. Anke Bleicher und<br />
Dr. Bert Bauder (v. l.).<br />
Foto: Cornelia Schwarz<br />
TITELTHEMA – FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Der <strong>Fachkräftemangel</strong> in Deutschland ist ein Thema, das<br />
nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft insgesamt<br />
betrifft. Eine Analyse der Bundesagentur für Arbeit<br />
(BA) verdeutlicht, dass es zwar keinen allgemeinen Arbeitskräftemangel<br />
gibt, jedoch bestimmte Berufe besonders<br />
stark betroffen sind. An vorderster Front dieser Engpassberufe<br />
stehen unter anderen die Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten (ZFA). Das ist umso bemerkenswerter, als<br />
ZFA noch immer einer der beliebtesten Ausbildungsberufe<br />
ist, insbesondere unter Frauen. Dennoch reicht die Zahl der<br />
ZFA nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken.<br />
Doch warum ist das so? Zum einen wächst der Personalbedarf<br />
in Zahnarztpraxen kontinuierlich. Die steigende Anzahl<br />
von Patient*innen, die zunehmende Delegation von<br />
Aufgaben an ZFA und der Ausbau zahnärztlicher Leistungen<br />
führen zu einem erhöhten Bedarf an qualifiziertem Personal.<br />
Zum anderen offenbart sich bei ZFA eine hohe Fluktuation<br />
und geringe Bindung an den Beruf. Stress, Zeitdruck<br />
und vergleichsweise niedrige Löhne sind nur einige Faktoren,<br />
die dazu beitragen. Hinzu kommt, dass viele ZFA bereits<br />
in jungen Jahren den Beruf wählen und sich im Laufe<br />
der Zeit für andere Karrierewege entscheiden. Im Heft haben<br />
wir uns bemüht, eine Vielzahl von Strategien abzubilden,<br />
die als Ansatz dienen, Hilfestellungen anzubieten<br />
und Möglichkeiten zu schaffen. Dabei erzählen wir Erfolgsgeschichten<br />
und zeigen auf, wie verschiedene Praxen<br />
mit dem <strong>Fachkräftemangel</strong> umgehen. Zudem haben wir<br />
Materialien abgebildet, die wir den Praxen kostenlos zur<br />
Verfügung stellen, um sie in ihren Bemühungen zu unterstützen.<br />
NEUER VORSTAND GEWÄHLT<br />
Anfang März fand in Tübingen eine außerordentliche Vertreterversammlung<br />
der BZK statt (S. 23). Anlass dafür<br />
waren die Notwendigkeit einer Neuwahl des Vorstandsvorsitzenden<br />
sowie die Besetzung einer vakanten Position im<br />
Vorstand. Dies war notwednig geworden aufgrund des<br />
plötzlichen Tods des bisherigen Vorsitzenden, Dr. Dr. Heinrich<br />
Schneider, im Dezember 2023. Dr. Markus Steybe aus<br />
Friedrichshafen wurde zum neuen ersten Vorsitzenden<br />
gewählt. Er hatte zuvor kommissarisch das Amt des Vorsitzenden<br />
übernommen, nachdem der bisherige Vorsitzende<br />
verstorben war. Dr. Anke Bleicher aus Tübingen wurde zur<br />
stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.<br />
BRUXISMUS<br />
Bruxismus, ein häufiges Problem im Kindes- und Jugendalter,<br />
erfordert präventive und therapeutische Maßnahmen<br />
aufgrund seiner Neigung zur Chronifizierung. Die<br />
Ursachen liegen oft außerhalb des Kausystems und erfordern<br />
eine Identifizierung und kausale Therapie in<br />
diesen Bereichen. In der zahnärztlichen Praxis ist die<br />
symptomatische Therapie wichtig, um Zähne vor weiterer<br />
Abnutzung zu schützen und Beschwerden der Kaumuskulatur<br />
zu lindern. Allerdings ist die Evidenzlage für Therapieempfehlungen<br />
in dieser Altersgruppe schwach. In unserem<br />
aktuellen Fortbildungsbeitrag von Prof. Dr. Christian<br />
Hirsch und Janine Borngräber von der Poliklinik für<br />
Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe des Universitätsklinikums<br />
Leipzig (S. 30 ff.) werden vorhandene<br />
Therapieansätze diskutiert und präventive Möglichkeiten<br />
für diese Altersgruppe erörtert.<br />
Cornelia Schwarz<br />
»<br />
.
4_INHALT<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
INHALT<br />
LEITARTIKEL<br />
TITELTHEMA<br />
Dr. Torsten Tomppert<br />
TITELTHEMA<br />
18_Junge Menschen<br />
für den Beruf begeistern<br />
Schüler-Praktika als<br />
Türöffner im Azubi-<br />
Recruiting<br />
10_Recruiting-Tools und Formate für die ZFAs<br />
von morgen<br />
Azubi-Recruiting – Unterstützung durch das IZZ<br />
JETZT<br />
KOMMST<br />
DU!<br />
#BOYSDAY<br />
BOYS-DAY.DE<br />
KLISCHEEFREIE BERUFS- UND<br />
STUDIENWAHL FÜR ALLE<br />
25. April 24<br />
12_Spotlight auf die Ausbildungsmessen<br />
Ein Blick hinter die Kulissen<br />
18_Praktikumswochen und Boys`Day<br />
Beste Werbung für den ZFA-Beruf<br />
19_Talentmanagement und Mitarbeiterbindung<br />
Personalführung<br />
20_Gemeinsam stark<br />
Fachkräfteallianz Baden-Württemberg<br />
14_Authentisch auf Augenhöhe<br />
Social Media-Aktivitäten der LZK BW im Bereich ZFA<br />
15_Lächelaktivistin & Prophylaxepunk<br />
Bundesweite ZFA-Kampagne<br />
BERUFSPOLITIK<br />
16_Azubis aus Marokko in deutschen Zahnarztpraxen<br />
Neue Wege aus dem <strong>Fachkräftemangel</strong><br />
23_Neuer Vorstand gewählt<br />
Außerordentliche Vertreterversammlung der<br />
BZK Tübingen
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
5_INHALT<br />
BERUFSPOLITIK<br />
KOMMUNIKATION<br />
24_Revolution, Evolution oder Stillstand?<br />
Aktive Zahnärzteschaft beim Landeskongress<br />
Gesundheit 2024<br />
26_Erfahrungsaustausch<br />
Berufsgerichtstagung der LZK BW<br />
27_Durch FutureNOW-News bestens informiert<br />
Neues Service für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
34_Kurz und knapp: geballte Infos in 60 Sekunden<br />
Info-Clips zu KZV BW und LZK BW<br />
KULTUR<br />
28_Landesausschuss stellt den Bedarfsplan auf<br />
ZBW-Serie: Ausschüsse und Gremien in der KZV BW<br />
FORTBILDUNG<br />
38_1300 Jahre Reichenau<br />
Jubiläumsjahr 2024<br />
INFORMATION UND SERVICES<br />
30_Bruxismus bei Kindern und Jugendlichen<br />
Therapieansätze und Präventionsmöglichkeiten<br />
03_Editorial<br />
36_Praxis<br />
40_ Namen und<br />
Nachrichten<br />
43_Termine<br />
45_Personalia<br />
51_ Zu guter Letzt/<br />
Impressum<br />
Besuchen Sie auch die ZBW-Website. Neben der<br />
Online-Ausgabe des ZBW gibt es zusätzliche Informationen<br />
sowie ein ZBW-Archiv.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
InformationszentrumZahnundMundgesundheit<br />
izz_bw<br />
izzbadenwuerttemberg<br />
33_Faszinierende Therapien<br />
KFO-Fortbildung im Forum Rottweil<br />
Für den Druck des Zahnärzteblatts Baden-Württemberg<br />
(ZBW) wurden ausschließlich Materialien aus<br />
FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial<br />
aus kontrollierten Quellen verwendet.
6 _PERSPEKTIVEN<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
STREIK IM BAHNVERKEHR<br />
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses war der Schienenverkehr aufgrund des sechsten Streiks im Tarifstreit<br />
mit der Bahn erneut zum Stillstand gekommen. Sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr waren betroffen,<br />
was zu erheblichen Einschränkungen für Fahrgäste und Industriekunden führte. Die Gewerkschaft Deutscher<br />
Lokomotivführer (GDL) gab keine Informationen darüber preis, wie es mit den Streiks bei der Bahn weitergeht.<br />
Ihr Vorsitzender Weselsky schloss auch Streiks über Ostern nicht aus und betonte, dass er weder die Dauer<br />
noch das Ausmaß der Streiks konkret benennen werde.<br />
Foto: IMAGO/Panama Pictures
ZBW_4/2024<br />
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PERSPEKTIVEN_7
Kursprogramm<br />
April – Juni 2024<br />
Jetzt online<br />
anmelden unter<br />
fortbildung.kzvbw.de<br />
Digitale Implantatplanung<br />
Prof. Dr. Tabea Flügge, Berlin und Jun.-Prof. Dr. Florian Kernen,<br />
Freiburg,<br />
• 8 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKZ30309<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 495.-<br />
27.04.2024<br />
ONLINE-Seminar: Ernährungstherapie in der<br />
Zahnarztpraxis<br />
Prof. Dr. Johan Peter Wölber, Dresden<br />
• 5 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKT31109<br />
• für das Praxisteam<br />
• €175.-<br />
15.05.2024<br />
Erwerb der Fachkunde für Digitale<br />
Volumentomographie (DVT) in der<br />
Zahnheilkunde<br />
PD Dr. Dirk Schulze, Freiburg<br />
• 18 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKZ30805<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 1.250.-<br />
07.06.2024<br />
18.10.2024<br />
Was tun mit verlagerten Zähnen oder bei<br />
Zahnnichtanlagen? Entscheidungsfindung in<br />
Oralchirurgie und Kieferorthopädie<br />
PD Dr. Frank Strietzel, Berlin und Dr. Alice von Laffert, Leipzig,<br />
• 7 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKZ30511<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 495.-<br />
08.06.2024<br />
Hyaluronsäure in der Zahnmedizin - sinnvoll oder<br />
sinnlos?<br />
Dr. Frederic Kauffmann, Düsseldorf<br />
• 9 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKZ31112<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 375.-<br />
08.06.2024<br />
ONLINE-Seminar: Bulk-Fill-Komposite im<br />
Seitenzahnbereich - einfach, wirtschaftlich,<br />
sicher?<br />
Prof. Dr. Jürgen Manhart, München<br />
• 3 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKZ31013<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 169.-<br />
12.6.2024<br />
Periimplantitis<br />
Prof. Dr. Frank Schwarz, Frankfurt a.M.<br />
• 9 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKZ30317<br />
• für Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 395.-<br />
29.6.2024<br />
Hauttumore im Blickfeld des Zahnarztes -<br />
Diagnostik und Therapie<br />
PD Dr. Dr. Frank Halling, Fulda<br />
• 7 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 24FKT30416<br />
• für das Praxisteam<br />
• € 295.-<br />
29.06.2024<br />
FFZ Fortbildungsforum<br />
Zahnärzte<br />
Merzhauser Straße 114-116<br />
79100 Freiburg<br />
Fon: 0761 4506-160/-161<br />
Fax: 0761 4506-460<br />
Mail: fobi-freiburg@kzvbw.de<br />
Web: www.ffz-fortbildung.de
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
9_LEITARTIKEL<br />
ZFA: ZIEMLICH FETTE<br />
AUSBILDUNG<br />
Der <strong>Fachkräftemangel</strong> ist ein drängendes Problem. Laut aktueller Engpassanalyse<br />
der Bundesagentur für Arbeit sind ZFA- und Pflegeberufe am stärksten<br />
betroffen. Die Kammer verfolgt seit Jahren berufspolitische Strategien<br />
und ergreift Maßnahmen, um das ZFA-Berufsbild attraktiver zu gestalten.<br />
Aber auch die Praxen müssen sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren!<br />
Dr. Torsten Tomppert<br />
Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg,<br />
Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg<br />
Der demografische Wandel mit geburtenschwachen<br />
Jahrgängen schlägt sich<br />
auch bei den Schulabgängern nieder.<br />
Nach Erhebungen des Statistischen<br />
Landesamts Baden-Württemberg in<br />
den Jahren 2022/2023 ging die Zahl der<br />
Schulabgänger im Land von 1985 bis<br />
2022 um rund 20 Prozent zurück.<br />
Gleichzeitig spiegelt der Anstieg von<br />
Schulabgängern mit Fach- oder Hochschulabschluss<br />
den Trend zur Akademisierung<br />
wider. Strebt diese Zielgruppe<br />
ein Hochschulstudium an, fehlt sie für<br />
eine duale ZFA-Ausbildung. Erfreulicherweise<br />
ist die Zahl der ZFA-Ausbildungsverträge<br />
im Land mit 1715 (Stand<br />
09/2023) im Vergleich zu den Vorjahren<br />
stabil. Fraglich ist, ob diese ausreichen,<br />
da aufgrund gestiegener Anforderungen<br />
in allen Praxisformen mehr Fachkräfte<br />
benötigt werden.<br />
KONSEQUENZEN UND PROTEST<br />
Fehlendes Fachpersonal kann dazu führen,<br />
dass aufgrund mangelnder Delegationsfähigkeit<br />
Leistungseinschränkungen<br />
die Folge sind oder Praxen schließen<br />
müssen. Damit kann sich die flächendeckende<br />
zahnmedizinische Versorgung<br />
der Patienten verschlechtern.<br />
Erschwerend hinzu kommen die<br />
schwierigen gesundheitspolitischen<br />
Rahmenbedingungen. Der Sparzwang<br />
durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz<br />
mit Wiedereinführung der Budgetierung<br />
sowie die seit über 35 Jahren<br />
fehlende GOZ-Punktwerterhöhung belasten<br />
unsere Praxen bei gleichzeitig<br />
deutlich gestiegenen Betriebskosten immer<br />
stärker. Der erforderliche Spielraum<br />
zur Zahlung wettbewerbsfähiger<br />
Gehälter im ZFA-Bereich wird so weiter<br />
eingeschränkt. Diese untragbare Situation,<br />
zu der auch die unverhältnismäßige<br />
Bürokratielast gehört, nehmen wir<br />
nicht länger hin. Mit koordinierten Protest-Sprechtagen<br />
werden wir 2024 gegenüber<br />
den zuständigen Gesundheitspolitikern<br />
diese Missstände und unsere<br />
Befürchtungen klar und ungeschminkt<br />
artikulieren und Verbesserungen einfordern.<br />
Wir müssen lauter und sichtbarer<br />
werden!<br />
ZFA-MANGEL BEKÄMPFEN<br />
Das Thema Fachkräftegewinnung ist<br />
derzeit ohne Frage DAS berufspolitische<br />
Kernthema bundes- wie landesweit.<br />
Deshalb startete die Bundeszahnärztekammer<br />
eine umfassende ZFA-<br />
Kampagne zur Fachkräftesicherung<br />
mit Fokus auf der Azubigewinnung.<br />
Auf Landesebene betreibt die Kammer<br />
bzw. der verantwortliche LZK-Ausschuss<br />
für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter seit Jahren<br />
mit seinem Generalkonzept „Mitarbeiter*innen<br />
Finden – Ausbilden – Binden“<br />
zahlreiche Projekte und Maßnahmen.<br />
Informationen darüber finden Sie<br />
auf der LZK-Webseite in der Rubrik Praxisteam,<br />
so auch die gut nachgefragte<br />
ZFA-Stellenbörse mit Gesuchen und<br />
Angeboten. Die starke Konkurrenz um<br />
gute Fachkräfte bedingt die Notwendigkeit,<br />
den ZFA-Beruf frühzeitig und<br />
in jugendtypischer Sprache zu bewerben.<br />
Deshalb sind wir auf den wichtigen<br />
Social-Media-Plattformen proaktiv unterwegs.<br />
Auch auf der Webseite des IZZ<br />
BW werden umfangreiche Azubi-Recruiting-Maßnahmen<br />
angeboten. Des<br />
Weiteren arbeiten wir eng zusammen<br />
mit den Agenturen für Arbeit, den Berufsinformationszentren<br />
und Berufsschulen<br />
und setzen Ausbildungsbotschafterinnen<br />
ein. Unser neuer ZFA-<br />
Imagefilm findet sehr positive Resonanz.<br />
Zudem bewerben wir das ZFA-Berufsbild<br />
bei neuen Zielgruppen, Stichwort<br />
Boys‘ Day, und werden Aktionen<br />
für Quer- und Wiedereinsteigerinnen in<br />
Angriff nehmen. Besonders wichtig ist<br />
auch die Präsentation des ZFA-Berufs<br />
als qualifizierter und abwechslungsreicher<br />
Gesundheitsberuf mit sehr guten<br />
Aufstiegschancen – die ZFA-Ausbildung<br />
ist somit eine attraktive Alternative<br />
zum Studium. Als Partner der Fachkräfteallianz<br />
Baden-Württemberg versuchen<br />
wir auch, internationale Fachkräfte<br />
zu gewinnen und setzen mit unserem<br />
Engagement im Landesverband<br />
der Freien Berufe auf den Erfahrungsaustausch<br />
mit den anderen Freien Berufen<br />
und eine stärkere gemeinsame Kooperation<br />
im Azubi-Marketing. Letztlich<br />
ist auch immer die Gehaltsfrage ein<br />
wichtiger Punkt. Zur besseren Orientierung<br />
hat die Delegiertenversammlung<br />
der LZK BW im letzten Dezember eine<br />
Anpassung der Azubi- und ZFA-Vergütungsempfehlungen<br />
beschlossen, die<br />
Sie berücksichtigen können, um gutes<br />
Praxispersonal langfristig zu halten.<br />
WERTSCHÄTZUNG<br />
Um die Arbeitszufriedenheit Ihres engagierten<br />
Praxispersonals zu erhöhen und<br />
gleichzeitig die Fluktuationsrate zu<br />
senken, sollten Sie über „Social Recruiting“<br />
nachdenken. Gemeinsame Ausflüge<br />
des Praxisteams, die Übernahme der<br />
Gebühren für Kita oder ÖPNV oder<br />
auch bezahlte Fortbildungen können<br />
das Betriebsklima spürbar verbessern<br />
und den Teamzusammenhalt stärken.<br />
Dieser sichtbare Ausdruck hoher Wertschätzung<br />
kann zu einer stabileren Bindung<br />
der eingearbeiteten Praxisfachkräfte<br />
beitragen – und ist attraktiv für<br />
Auszubildende.
10_TITELTHEMA<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Azubi-Recruiting – Unterstützung durch das IZZ<br />
RECRUITING-TOOLS UND FORMATE<br />
FÜR DIE ZFAS VON MORGEN<br />
Mit einer Vielzahl von innovativen Ansätzen und einer breit angelegten Strategie<br />
unterstützt das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit (IZZ) als Presseund<br />
Öffentlichkeitsstelle beider Körperschaften im Land, Zahnarztpraxen in<br />
Baden-Württemberg bei ihrer Suche nach qualifizierten Auszubildenden. Von<br />
Printmedien über digitale Präsenz bis hin zu persönlichem Engagement auf<br />
Ausbildungsmessen setzt das IZZ auf vielfältige Maßnahmen, um das Bewusstsein<br />
für den Ausbildungsberuf zu stärken und potenzielle Bewerber*innen dafür<br />
zu begeistern.<br />
Foto: Adobe Stock/Shopping King Louie; IZZ<br />
Materialien. Das IZZ spielt eine entscheidende<br />
Rolle bei der Rekrutierung von Auszubildenden<br />
im zahnmedizinischen Bereich. Die<br />
Bemühungen erstrecken sich dabei über verschiedene<br />
Kanäle und umfassen eine Vielzahl<br />
von Maßnahmen. Dazu zählen neben der Bereitstellung<br />
kostenloser Printmedien für die<br />
Zahnarztpraxen und auch Plakate, die im<br />
Wartezimmer für den Ausbildungsberuf werben.<br />
Zudem bietet das IZZ einen virtuellen<br />
Rundgang durch die Ausbildungsjahre sowie<br />
einen informativen Podcast mit Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten in Ausbildung, der<br />
Einblicke in deren Erfahrungen und den Berufsalltag<br />
gibt. Ergänzt wird dies durch You-<br />
Tube-Videos, die die Aufstiegsfortbildung<br />
thematisieren und interessierten Bewerber*innen<br />
weitere Perspektiven aufzeigen.<br />
Talente begeistern. Eine weitere wichtige Säule der Rekrutierungsstrategie<br />
des IZZ ist die Präsenz auf Ausbildungsmessen<br />
im gesamten Bundesland. Durch den Einsatz<br />
von ZFA-Ausbildungsbotschafterinnen auf Messen<br />
sowohl in ländlichen Regionen wie auch in größeren Städten<br />
gelingt es, potenzielle Bewerber*innen direkt anzusprechen<br />
und für den Ausbildungsberuf zu begeistern.<br />
Persönliche Gespräche am Messestand ermöglichen es,<br />
Fragen zu klären und Interessent*innen über offene Ausbildungsstellen<br />
in ihrer Region zu informieren. Neu im<br />
Programm sind Vorträge im Rahmen der Azubimessen, die<br />
von erfahrenen ZFAs gehalten werden. Diese Vorträge,<br />
die während der Ausbildungsmessen stattfinden, ermöglichen<br />
einen tieferen Einblick in den Arbeits- und Praxisalltag<br />
einer*eines ZFA und bieten eine authentische Ergänzung<br />
zu den Präsentationen am Messestand.<br />
Foto: IZZ BW/Esposito
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
11_TITELTHEMA<br />
Foto: Cornelia Schwarz<br />
Passende Kanäle. Um den Bewerbungsprozess weiter<br />
zu vereinfachen und zeitgemäß zu gestalten, arbeitet<br />
das IZZ daran, seine Angebote digital zu erweitern. Ein<br />
Online-Portal auf der Webseite listet offene Ausbildungsplätze<br />
übersichtlich auf und ermöglicht Bewerber*innen<br />
eine gezielte Suche nach Stellen in ihrer<br />
Nähe. Auf den Messen werden hierfür Karten mit dem<br />
entsprechenden QR-Code verteilt, die direkt auf diese<br />
Plattform führen und eine unkomplizierte und direkte<br />
Bewerbung ermöglichen. Die ersten beiden Regierungsbezirke<br />
sind hier bereits erfasst, die weiteren<br />
sind in Arbeit und werden im Lauf der nächsten Wochen<br />
eingearbeitet sein.<br />
Social Media. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf<br />
der Nutzung von Social-Media-Plattformen wie<br />
Instagram, Facebook, LinkedIn und X. Regelmäßige<br />
Posts und Stories informieren über den Ausbildungsberuf<br />
und geben Einblicke in den Arbeitsalltag<br />
von ZFAs. Diese Inhalte können von Zahnarztpraxen<br />
geteilt werden, um ihr eigenes Azubi-Recruiting<br />
zu unterstützen.<br />
Des Weiteren hat die Landeszahnärztekammer<br />
(LZK) einen Imagefilm mit dem Titel „Sei wie wir -<br />
werde ZFA“ produzieren lassen, der auf den Social-<br />
Media-Kanälen sowie den Homepages der Praxen<br />
verlinkt werden kann.<br />
Abbildung: instagram/IZZ<br />
Foto: Cornelia Schwarz<br />
Kommunikation. Darüber hinaus engagiert sich das IZZ aktiv<br />
in der Bildungsförderung und versendet einmal jährlich über<br />
900 Informationspakete an alle Schulen und Berufsinformationszentren<br />
im gesamten Bundesland. Diese Pakete enthalten<br />
Materialien zum ZFA-Ausbildungsberuf und tragen dazu<br />
bei, das Bewusstsein für die Vielfalt und Attraktivität des Berufsfeldes<br />
zu stärken.<br />
Zudem organisiert die LZK regelmäßig Infoveranstaltungen<br />
in Zusammenarbeit mit den Berufsberater*innen und Arbeitsvermittler*innen<br />
der Agenturen für Arbeit, um über<br />
den Ausbildungsberuf aufzuklären.<br />
Cornelia Schwarz<br />
INFO<br />
Alle Angebote<br />
zum Bestellen<br />
finden Sie hier:
12_TITELTHEMA<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Ein Blick hinter die Kulissen<br />
SPOTLIGHT AUF DIE<br />
AUSBILDUNGSMESSEN<br />
In den zahlreichen Hallen und Messezentren Baden-Württembergs<br />
herrscht an bestimmten Tagen im Jahr eine ganz besondere Dynamik.<br />
Dann versammeln sich dort neben den Ausstellern Schulabgänger*innen,<br />
um auf Ausbildungsmessen und Berufsorientierungstagen mögliche Wege<br />
für ihre Zukunft zu erkunden.<br />
Engagiert. Susi Jordacevic versteht es, die Jugendlichen mit ihrer Begeisterung<br />
für den ZFA-Beruf anzustecken.<br />
Beliebt. Die Postkarten mit witzigen Sprüchen werden gerne mitgenommen<br />
und erinnern auch nach der Messe noch an die Ausbildung.<br />
Mitten in diesem lebhaften Treiben: der<br />
blau-gelbe Stand des Informationszentrums<br />
Zahn- und Mundgesundheit (IZZ),<br />
das im Namen der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg<br />
mit viel Engagement<br />
das Berufsbild der Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten (ZFA) präsentiert. Bis<br />
der Stand jedoch steht und die erste Beratung<br />
stattfinden kann, gilt es einiges<br />
an Organisation, Planung und Abstimmung<br />
hinter sich zu bringen.<br />
IN DER HALLE<br />
Frühmorgens, noch lange bevor sich die<br />
Messetüren für die Besucher*innen öffnen,<br />
ist Manfred Sack vor Ort. Voller Elan<br />
und Tatkraft schaut sich der Messebauer<br />
zwischen den leeren Standplätzen um<br />
und sucht jenen, der für das IZZ vorgesehen<br />
ist. Seine Hände greifen gezielt nach<br />
den einzelnen Kisten, die er mit Geschick<br />
aus dem Transporter holt und auf den bereits<br />
vorbereiteten Transportwagen verlädt,<br />
bereit, sie zu ihrem Bestimmungsort<br />
zu bringen. Mit bemerkenswerter Effizienz<br />
errichtet er vor Ort den Messestand,<br />
stellt die digitale Infostele an ihren Platz,<br />
verbindet Kabel, installiert den Phantomkopf,<br />
packt die Kisten mit Flyern, Karten<br />
und Zahnbürsten in den Counter und<br />
stellt die Strahler entsprechend ein, „damit<br />
der Stand auch im rechten Licht erstrahlt“,<br />
schmunzelt er. Doch seine Aufgaben<br />
beschränken sich nicht nur darauf.<br />
Manchmal gehört auch das Verlegen von<br />
Teppichboden zu seinen Aufgaben – je<br />
nach den Anforderungen des Veranstalters.<br />
Dabei bewegt er sich souverän sowohl<br />
auf großen Messen als auch auf kleineren<br />
Veranstaltungen. Sein Erfahrungsschatz<br />
ist dabei stets gewachsen und<br />
selbst bei der Koordination von bis zu<br />
drei parallel stattfindenden Veranstaltungen,<br />
die über das gesamte Gebiet von Baden-Württemberg<br />
verteilt sind, bewahrt<br />
er Ruhe. Auf die Frage, wie viele Messen er<br />
bereits für das IZZ vorbereitet hat, winkt<br />
er lachend ab: „Es würde zu lange dauern,<br />
diese alle zu zählen.“ Zeit, die er lieber darauf<br />
verwendet, alles nochmals zu checken,<br />
bevor er die Messe verlässt.<br />
IM BÜRO<br />
Jedem dieser Messeauftritte geht eine akribische<br />
Vorplanung voraus. Diese liegt<br />
bei Constanze Fink, verantwortlich für<br />
das Azubimarketing im IZZ. Mit präziser<br />
Genauigkeit und lange im Vorfeld wählt<br />
sie die passenden Azubimessen aus den<br />
verschiedenen Regionen Baden-Württembergs<br />
aus und balanciert dabei gekonnt<br />
und ausgewogen zwischen den<br />
vier Regierungsbezirken. In engem Austausch<br />
mit den Bezirkszahnärztekammern,<br />
den Kreisvorsitzenden und unter<br />
Berücksichtigung des eingeplanten Budgets<br />
trifft sie die Entscheidungen. „Unser<br />
Ziel ist es, flächendeckend im ganzen<br />
Land vertreten zu sein, sodass Ausbildungssuchende<br />
erst gar nicht am ZFA-<br />
Beruf vorbeikommen“, formuliert sie ihr<br />
Ziel. Alle Werbematerialien – angefangen
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
13_TITELTHEMA<br />
vom Azubistand bis hin zum Flyer – sind<br />
perfekt aufeinander abgestimmt. „Es ist<br />
ein durchdachtes Standkonzept, das direkt<br />
ins Auge sticht und meines Erachtens<br />
auch bestens greift“, so Fink.<br />
In Regionen, in denen keine Messen angeboten<br />
werden oder das Budget dafür<br />
aufgebraucht ist, sucht das IZZ andere<br />
Wege: Anzeigen werden geschaltet, um<br />
Aufmerksamkeit zu generieren oder redaktionelle<br />
Beiträge in den Printmedien<br />
platziert. Auch Anfragen von Schulen<br />
werden geprüft und wenn möglich angenommen.<br />
„Wir haben hierfür eigens einen<br />
‚Messestand-to-go‘ entwickelt“, berichtet<br />
Fink, „sodass wir noch flexibler<br />
ausgebildete ZFA ist erfahren in ihrem<br />
Fach und antwortet geduldig auf jede<br />
Frage. Auch eine Gruppe von Jungen, anfangs<br />
wenig interessiert, lässt sich schließlich<br />
von Susi Jordacevics Begeisterung<br />
anstecken, als sie von der Vielseitigkeit<br />
des Berufs berichtet. Am Ende schnappt<br />
sich sogar einer von ihnen fast unbemerkt<br />
die Karte mit dem QR-Code, der zu den<br />
offenen Ausbildungsstellen führt.<br />
„Gerade Jungen mit Migrations- oder Geflüchtetenhintergrund<br />
interessieren sich<br />
verstärkt für den Ausbildungsberuf“, beobachtet<br />
sie, während sie eine Gruppe<br />
von Schülerinnen beobachtet, die zielgerichtet<br />
auf den ZFA-Stand zukommt.<br />
Phantomkopf. Hier können die ZFAs von morgen bereits heute ihre Fingerfertigkeit<br />
unter Beweis stellen.<br />
Dokumentation. Immer wieder hilft das Standpersonal auch dabei, die gewünschten<br />
Infos zusammenzutragen.<br />
Fotos: Cornelia Schwarz<br />
reagieren können und wirklich jeden<br />
Weg gehen, der sich uns anbietet, um<br />
möglichst viel Werbung zu streuen und<br />
eine breite Zielgruppe anzusprechen.“<br />
Nachhaltigkeit ist dabei übrigens auch ein<br />
Aspekt. So etablierte die IZZ-Mitarbeiterin<br />
ein Onlineportal für offene Stellen auf der<br />
Website, was ihr ermöglicht, auf den Ausdruck<br />
von Informationsmaterialien auf Papier<br />
zu verzichten. „Indem wir auf Onlinemedien<br />
setzen, sprechen wir zudem auch<br />
gezielter unser Zielpublikum, die junge Generation<br />
an, die eher medial unterwegs ist<br />
und weniger mit Papier arbeitet.“<br />
AM STAND<br />
Auch an anderen Stellen legt das IZZ<br />
Wert auf Nachhaltigkeit, so beispielsweise<br />
bei den Anfahrtswegen der ZFAs, die am<br />
Stand ihren Dienst tun. Neben einer<br />
freundlichen Ausstrahlung und umfassendem<br />
Fachwissen über den Beruf legt<br />
Constanze Fink großen Wert darauf, dass<br />
die ZFAs kurze Anfahrtswege haben.<br />
An diesem Tag ist Susi Jordacevic am<br />
ZFA-Stand der Job-Start-Börse, ausgestattet<br />
mit einem T-Shirt, das im gleichen<br />
Corporate Design wie das Standkonzept<br />
gehalten ist. In ihrer Hand hält sie die<br />
Mappe, die vom IZZ bereitgestellt wurde<br />
und alle wichtigen Informationen zu Anfahrt,<br />
Parkmöglichkeiten und Besonderheiten<br />
der aktuellen Messe enthält. Bereits<br />
erfahren in dieser Rolle, kennt sie das<br />
Konzept gut und beginnt routiniert mit<br />
den Vorbereitungen. „Die Vorarbeiten seitens<br />
des IZZ sind jedes Mal wirklich perfekt“,<br />
freut sie sich, „wir bekommen sogar<br />
ein kleines Goodiebag, das uns die Arbeit<br />
versüßen soll und vor allem die Wertschätzung<br />
uns gegenüber ausdrückt.“<br />
Ihre erste Handlung an diesem Morgen<br />
in der Halle ist das Auffüllen der Flyerund<br />
Postkartenständer sowie das Einschalten<br />
der Infostele und das Überprüfen<br />
des Phantomkopfes. An ihm dürfen<br />
die Schüler*innen ihre Fingerfertigkeit<br />
unter Beweis stellen und ausprobieren,<br />
wie mit einem motorisierten Winkelstück<br />
umzugehen ist. Danach bereitet<br />
sie kleine Infotüten für die Schüler*innen<br />
vor. „Die werden gerne genommen“,<br />
bemerkt sie, während sie diese bestückt.<br />
„Postkarten mit coolen, zeitgemäßen<br />
Sprüchen sind der Renner und natürlich<br />
auch die Zahnbürsten, die darin sind.“<br />
Kaum ist sie fertig, strömen auch schon<br />
die ersten Schüler*innen herbei. Sie sind<br />
unterschiedlich interessiert; einige benötigen<br />
lediglich Unterschriften für ihre<br />
Lehrer*innen, andere sind hingegen äußerst<br />
aufgeschlossen und stellen eine<br />
Vielzahl von Fragen zu Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und Verdienstaussichten. Die<br />
IM NACHGANG<br />
Am Ende des ereignisreichen Messetags<br />
schaut Susi Jordacevic auf eine erfolgreiche<br />
Veranstaltung zurück. Doch der<br />
Tag ist noch nicht vorbei. Die Evaluierung<br />
des Messeauftritts steht an: Jede<br />
ZFA am Stand zählt die Anzahl der geführten<br />
Gespräche, notiert die Themen,<br />
die diskutiert wurden, und tauscht ihr<br />
persönliches Feedback zum Standkonzept<br />
im Allgemeinen und der aktuellen<br />
Messe im Besonderen aus. „Jede Messe<br />
bietet die Gelegenheit zur Reflexion<br />
und zur kontinuierlichen Verbesserung“,<br />
bringt Constanze Fink die Intention<br />
auf den Punkt. Konstant wird an<br />
den Stellschrauben gedreht, um den<br />
Auftritt zu verbessern und das Angebot<br />
für die Schüler*innen in Baden-Württemberg<br />
weiter zu optimieren, um zeitgemäß<br />
und effektiv auf den Ausbildungsberuf<br />
ZFA aufmerksam zu machen.<br />
Cornelia Schwarz
14_TITELTHEMA<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Social-Media-Aktivitäten der LZK BW im Bereich ZFA<br />
Die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg (LZK BW) nutzt Facebook, Instagram<br />
und YouTube schon seit einigen Jahren, um jungen Leuten den ZFA-Ausbildungsberuf<br />
näherzubringen. Als Begleitmaßnahmen gibt es modern produzierte Imagefilme.<br />
Inzwischen ist für die Kammer sogar eine eigene Social-Media-Botschafterin im Einsatz.<br />
Die junge Zahnmedizinische Fachangestellte Lea Oettinger postet seit einem Jahr<br />
regelmäßig auf dem LZK-Instagram-Kanal „@zfa_ziemlichfetteausbildung“ und hat durch<br />
ihre sympathische Art schon viele Fans gewonnen.<br />
Abbildung: YouTube-Kanal der LZK BW<br />
Videoclip. Der ZFA-Imagefilm wurde auf YouTube über<br />
24.000-mal angeschaut.<br />
Die sozialen Netzwerke sind für viele<br />
Menschen nicht mehr wegzudenken<br />
und längst Teil ihres Alltags. Hier verbirgt<br />
sich ein großes Potenzial, um spezifische<br />
Zielgruppen schnell zu erreichen<br />
– insbesondere junge Menschen,<br />
die kurz vor dem Schulabschluss stehen<br />
oder die Schule bereits abgeschlossen<br />
haben und noch in der Findungsphase<br />
ihres Ausbildungslebens sind.<br />
IMAGEFILME<br />
Die LZK BW hat im Jahr 2019 den Instagram-Kanal<br />
@zfa_ziemlichfetteausbildung<br />
eingerichtet, um für den Ausbildungsberuf<br />
ZFA zu werben. Der<br />
Name des Kanals ist angelehnt an den<br />
Titel des ersten Imagefilms für das Berufsbild<br />
der Zahnmedizinischen Fachangestellten,<br />
den die LZK BW in Kooperation<br />
mit der Filmakademie Ludwigsburg<br />
2019 produzierte. Der Imagefilm<br />
mit cooler Optik wurde hauptsächlich<br />
über Instagram geteilt, war aber auch<br />
auf dem YouTube-Kanal der LZK BW<br />
beliebt. 2022 entschloss sich die LZK<br />
Influencerin. Die ZFA-<br />
Botschafterin Lea Oettinger<br />
begeistert die<br />
Follower mit ihren authentischen<br />
Posts.<br />
BW, einen neuen Imagefilm für das Berufsbild<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Agentur Cherry Tales zu produzieren.<br />
Im März 2023 war es dann soweit: Der<br />
Imagefilm „Sei wie wir – werde ZFA<br />
(Zahnmedizinische Fachangestellte)“,<br />
wurde auf Instagram, Facebook und<br />
YouTube veröffentlicht. Der Film, der<br />
inhaltlich, visuell und akustisch im<br />
„Underground-Style“ angelegt ist, traf<br />
den Zahn der Zeit und ging schnell viral,<br />
nicht nur landes-, sondern auch<br />
bundesweit. Einige Länderkammern erwarben<br />
die Lizenzrechte und setzen den<br />
Film ebenfalls für ihr Azubi-Marketing<br />
ein. Zusätzlich wurde er in Baden-Württemberg<br />
über einige Wochen als Werbung<br />
in größeren Kinos gezeigt.<br />
SOCIAL-MEDIA-BOTSCHAFTERIN<br />
Bei den Dreharbeiten zum zweiten<br />
Imagefilm stach besonders die Darstellerin<br />
Lea Oettinger hervor. Lea ist 24<br />
Jahre alt, aus der Region Stuttgart und<br />
eine sympathische ZFA, die ihren Beruf<br />
mit Leidenschaft ausübt. Die Abteilung<br />
Abbildung: Instagram@zfa_ziemlichfetteausbildung<br />
Öffentlichkeitsarbeit der LZK BW<br />
konnte sie dazu motivieren, parallel zu<br />
ihrem Job in der Zahnarztpraxis auch<br />
als ZFA-Botschafterin für den Instagram-Kanal<br />
tätig zu werden. Denn um<br />
zukünftige Auszubildende für den ZFA-<br />
Beruf zu gewinnen, ist es wichtig, den<br />
Schülerinnen und Schülern wertvolle<br />
Informationen über die Ausbildung<br />
und den Praxisalltag aus erster Hand<br />
und auf Augenhöhe zu übermitteln.<br />
Derzeit arbeitet Lea vor allem im Managementbereich<br />
einer Zahnarztpraxis<br />
und ist überwiegend für die Abrechnung,<br />
das Erstellen von Kostenvoranschlägen,<br />
Heil- und Kostenplänen,<br />
Rechnungen, das Qualitätsmanagement,<br />
Materialbestellungen, für die<br />
Professionelle Zahnreinigung sowie für<br />
die chirurgische Assistenz zuständig.<br />
Zusätzlich befindet sich Lea im Weiterbildungsstipendium<br />
und bildet sich<br />
gerne fort, worüber sie ebenfalls postet<br />
und damit gleichzeitig auch noch Werbung<br />
für die kammereigenen Fortbildungsinstitute<br />
macht.<br />
ERFOLG<br />
Lea bespielt seit April 2023 sehr erfolgreich<br />
den LZK-Instagram-Kanal. Ihre Insta-Storys,<br />
Beiträge und Reels sind sehr<br />
beliebt, werden viel gelikt und kommentiert:<br />
weil sie aus Leas Alltag kommen<br />
und authentisch sind. Die Anzahl der<br />
Follower hat sich – seit Lea als ZFA-Botschafterin<br />
im Einsatz ist und der neue<br />
Imagefilm veröffentlicht wurde – innerhalb<br />
von ein paar Monaten mehr als verdoppelt.<br />
Mittlerweile hat der Insta-Kanal<br />
über 1100 Follower und wächst mit<br />
jedem Post weiter. Lea macht diese zusätzliche<br />
Aufgabe viel Freude: „Das erfüllt<br />
mich total und hat mich darin bestätigt,<br />
dass man als Zahnfee alles erreichen<br />
kann und jeden Tag neue und<br />
spannende Aufgaben auf einen warten.“<br />
Claudia Richter
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
15_TITELTHEMA<br />
Bundesweite ZFA-Kampagne<br />
LÄCHELAKTIVISTIN &<br />
PROPHYLAXEPUNK<br />
„Deine Oma kauft ihren Stoff bei mir!“, „Bei uns gibt es nur das gute Zeug“ –<br />
mit provokanten Slogans hat die ABDA ihre Nachwuchskampagne „How to sell<br />
drugs offline (fast)“ Anfang Februar gestartet und wirbt für den Apothekenberuf.<br />
Die Apothekerinnen und Apotheker sind nicht die einzigen, die händeringend nach<br />
Auszubildenden suchen. Auch im Handwerk fehlen 250.000 Fachkräfte: „Handwerk<br />
liegt in der Natur des Menschen. Was hindert so viele daran, es zum Beruf zu<br />
machen?“ Zur Bewerbung des Ausbildungsberufes ZFA gab es bislang verschiedene<br />
Initiativen in den Kammerbereichen. Ab Februar 2024 wird unter dem Dach der BZÄK<br />
eine bundesweite ZFA-Kampagne zur Fachkräftesicherung laufen.<br />
Landingpage. Die Website www.zfa-beruf.com ist bereits am Netz und wird laufend ergänzt.<br />
Abbildung: ZÄK Nordrhein<br />
Die BZÄK bündelt die vielen Länder-<br />
Aktivitäten zur Bekämpfung des <strong>Fachkräftemangel</strong>s<br />
in einer bundesweit angelegten<br />
ZFA-Ausbildungskampagne. Die<br />
Kammer Nordrhein, die in Zusammenarbeit<br />
mit den Kammern aus Berlin, Hessen<br />
und Niedersachsen bereits eine ZFA-<br />
Kampagne gestartet hat, übernimmt die<br />
Federführung der bundesweiten Kampagne.<br />
ZIEMLICH FETTE AUSBILDUNG<br />
Die Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg ist unter dem Slogan „Finden<br />
– Ausbilden – Binden“ bereits seit<br />
vielen Jahren mit zahlreichen Aktivitäten<br />
und Aktionen im Bereich des Azubi-<br />
Marketings aktiv. 2023 hat die LZK BW<br />
mit ihrem Imagefilm „ZFA – Ziemlich<br />
Fette Ausbildung“ bundesweit Aufsehen<br />
erregt. Der LZK-Imagefilm wird nun in<br />
die bundesweite Kampagne einfließen.<br />
TIKTOK-KANAL<br />
Der Fokus der bundesweiten Kampagne<br />
liegt auf der Ansprache potenzieller<br />
Azubis. Und zwar dort, wo die potenzielle<br />
Zielgruppe erreicht werden kann:<br />
auf TikTok. Laut dem aktuellen Digital-Bericht<br />
„Digital 23“ der Unternehmen<br />
„We are social und Meltwater“ verbringen<br />
Nutzerinnen und Nutzer<br />
durchschnittlich 23,4 Stunden pro<br />
Monat – also fast einen ganzen Tag –<br />
auf der Kurzvideo-Plattform.<br />
TikTok hat damit laut Bericht die<br />
längste Verweildauer aller sozialen<br />
Netzwerke. Das will die BZÄK-Kampagne<br />
nutzen. Geplant ist die Zusammenarbeit<br />
mit Influencerinnen und Influencern<br />
aus dem Lifestyle- und Beauty-Bereich,<br />
die laufend über das Jahr<br />
fortgeführt wird, sodass kontinuierlich<br />
Reichweite und Aufmerksamkeit<br />
auf das Thema ZFA-Ausbildung gelegt<br />
wird.<br />
Videos mit und von echten ZFAs werden<br />
sowohl auf dem eigenen TikTok-<br />
Kanal als auch den Kanälen der Influencerinnen<br />
und Influencer veröffentlicht.<br />
ELTERN ANSPRECHEN<br />
Außerdem werden auf Facebook Anzeigen<br />
laufen, die sich gezielt an die Eltern,<br />
vor allem die Mütter der Jugendlichen<br />
wenden. Die Anzeigen führen zur Landingpage,<br />
auf der es einen Bereich gibt,<br />
der den Müttern unterstützend Informationen<br />
zur Ausbildung an die Hand<br />
gibt. Ziel ist es, den Beruf auch bei den<br />
Eltern positiv zu belegen, damit sie bei<br />
der Diskussion um die Berufswahl ihres<br />
Kindes die Ausbildung als echte Option<br />
sehen und für sie eintreten.<br />
PROPHYLAXEPUNK<br />
Die Website www.zfa-beruf.com ist bereits<br />
seit Anfang Januar am Netz und wird laufend<br />
angepasst und erweitert. Alle Kammern<br />
sind mit Kontaktdaten und entsprechenden<br />
Links zur Jobbörse vertreten.<br />
Andrea Mader
16_TITELTHEMA<br />
ZBW_4/2024<br />
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Neue Wege aus dem <strong>Fachkräftemangel</strong><br />
AZUBIS AUS MAROKKO IN<br />
DEUTSCHEN ZAHNARZTPRAXEN<br />
In einer Zeit, in der der Wettbewerb um junge Talente härter ist als je zuvor und<br />
viele Unternehmen um Bewerber*innen kämpfen, gehen die Zahnärzte Strobel<br />
aus Laupheim und Schemmerhofen (Kreis Biberach) mutig neue Wege, um ihrem<br />
Personalmangel entgegenzuwirken.<br />
Für Dr. Thomas Strobel und sein Team,<br />
bestehend aus seiner Tochter Dr. Jule<br />
Botzenhardt, seinem Sohn Dr. Julius<br />
Strobel und seiner Schwiegertochter<br />
Dr. Aileen Breitschwerdt-Strobel, wurde<br />
deutlich, dass angesichts der zunehmenden<br />
Herausforderungen traditionelle<br />
Rekrutierungsmethoden nicht<br />
mehr adäquat waren. Die Bewerber*innen<br />
aus der Umgebung wurden knapp,<br />
und die Auswirkungen der COVID-<br />
19-Pandemie waren spürbar, da herkömmliche<br />
Rekrutierungswege blockiert<br />
waren und viele junge Menschen<br />
auch nach der Pandemie Schwierigkeiten<br />
hatten, beruflich Fuß zu fassen.<br />
NEUE WEGE<br />
Die Geschichte der Praxis selbst und<br />
ihre langjährige Tradition in der Ausbildung<br />
von Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />
(ZFAs) stellte einen weiteren<br />
bedeutenden Aspekt dar. Seit der Gründung<br />
im Jahr 1993 war es für Thomas<br />
Strobel stets eine zentrale Aufgabe, jungen<br />
Menschen eine fundierte Ausbildung<br />
zu ermöglichen. „In den Anfangsjahren<br />
gab es stets eine Fülle motivierter<br />
Azubis, die den Weg in unsere Praxis<br />
fanden“, erinnert sich Elisabeth Strobel,<br />
Ehefrau des Praxisgründers und verantwortlich<br />
für die Verwaltung. Doch mit<br />
der Zeit änderte sich diese Situation<br />
drastisch. Es gab Zeiten, in denen keine<br />
Eingespielt. Aya Chaïkor und Dr. Thomas Strobel sind mittlerweile ein gut aufeinander abgestimmtes<br />
Behandlerteam.<br />
Foto: Cornelia Schwarz<br />
» Für uns sind diese<br />
Entwicklungen<br />
keine Hindernisse,<br />
sondern Teil unseres<br />
Werdegangs.«<br />
Elisabeth Strobel<br />
geeigneten Bewerbungen mehr eingingen,<br />
was eine alarmierende Entwicklung<br />
darstellte und die Praxis vor erhebliche<br />
Herausforderungen stellte. „Trotz<br />
unserer Bemühungen, die Arbeitsbedingungen<br />
stets attraktiv zu gestalten, stießen<br />
wir an Grenzen“, erklärt Dr. Thomas<br />
Strobel. Die herkömmlichen Rekrutierungsmethoden<br />
erwiesen sich als<br />
ineffektiv und machten die Suche nach<br />
neuen Wegen erforderlich.<br />
Die Entscheidung, mit der Arab Medical<br />
Care Company (Aramcco) zusammenzuarbeiten,<br />
erwies sich als Wendepunkt.<br />
Durch die Vermittlung von Azubis<br />
aus Marokko konnte der Fachkräftebedarf<br />
der Zahnarztpraxis gedeckt<br />
werden. Im Gegenzug brachten die Marokkanerinnen<br />
ihre hohe Motivation<br />
und Zuverlässigkeit in die Praxis Strobel<br />
mit.<br />
Bis es so weit war, galt es jedoch zahlreiche<br />
bürokratische Hürden zu nehmen:<br />
Die Aufgabe übernahm Elisabeth Strobel.<br />
Zwischen Vertragsunterzeichnungen,<br />
Behördengängen und Visaanträgen<br />
mussten nicht nur zahlreiche Papiere<br />
handschriftlich ausgefüllt werden,<br />
sondern es verging auch einiges an Zeit.<br />
Die Bewerbungsgespräche wurden via<br />
Teams geführt, wobei alle drei Bewerberinnen<br />
auf Deutsch kommunizierten.<br />
„Die Agentur setzt sprachlich das Niveau<br />
B1 voraus“, berichtete Elisabeth<br />
Strobel. Dadurch war von Anfang an<br />
eine reibungslose Verständigung auf<br />
Deutsch gewährleistet. „Natürlich klangen<br />
einige Sätze auswendig gelernt“, erinnert<br />
sich Dr. Julius Strobel schmunzelnd<br />
daran. „Dennoch waren wir zuver-
ZBW_4/2024<br />
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17_TITELTHEMA<br />
sichtlich, dass die Kommunikation<br />
funktionieren würde.“<br />
Nach erfolgreicher Auswahl,<br />
Vertragsunterzeichnung und<br />
Anmeldung in der Berufsschule<br />
galt es, eine angemessene<br />
Unterkunft für die zukünftigen<br />
Auszubildenden<br />
zu finden. Dies gestaltete sich<br />
aufgrund der Entfernung zu<br />
Marokko als herausfordernd,<br />
weshalb die Strobels auch hier<br />
gefragt waren. Denn neben der<br />
qualifizierten Ausbildung trug der<br />
Arbeitgeber in diesem Fall auch eine<br />
soziale Verantwortung gegenüber den<br />
jungen Frauen aus Nordafrika. So ist es<br />
nicht nur wichtig, eine hochwertige<br />
Ausbildung zu ermöglichen, sondern<br />
auch dafür zu sorgen, dass sie sich in<br />
ihrer neuen Umgebung wohl und akzeptiert<br />
fühlen.<br />
Besonders in Bezug auf religiöse Praktiken<br />
wie das Tragen von Kopftüchern<br />
und Stulpen für die Oberarme wurden<br />
spezielle Maßnahmen getroffen, um sowohl<br />
die Einhaltung der Hygienevorschriften<br />
zu gewährleisten, als auch die<br />
Wünsche der Azubis zu berücksichtigen.<br />
„Für uns sind diese Entwicklungen keine<br />
Hindernisse, sondern Teil unseres<br />
Werdegangs“, betonte Elisabeth Strobel.<br />
Am Ende hatten sich sämtliche Mühen<br />
ausgezahlt. Nach einem Dreivierteljahr<br />
der Korrespondenz kamen im August<br />
2022 die erste und weitere drei Monate<br />
später die zweite Azubi aus Marokko in<br />
Laupheim an. Im September des darauf<br />
folgenden Jahres trat die dritte angehende<br />
Zahnmedizinische Fachangestellte<br />
aus dem Königreich am Atlasgebirge<br />
ihre Ausbildung an.<br />
ERFOLG<br />
Aya Chaïkor, Oumaima Slaytane und<br />
Kaoutar Chhaib, so ihre Namen, haben<br />
sich mittlerweile gut in ihrer neuen<br />
Umgebung eingelebt. Trotz anfänglicher<br />
Herausforderungen haben sie sich<br />
als äußerst talentiert und engagiert erwiesen,<br />
und ihre Fortschritte sind beeindruckend.<br />
„Die Zeugnisse sind echt<br />
irre“, freute sich Elisabeth Strobel und<br />
lobte in diesem Zusammenhang die<br />
Qualifikation der Azubis aus Nordafrika.<br />
Alle drei verfügen über Abitur, teilweise<br />
sogar über einen Bachelor-Abschluss.<br />
Zudem haben sie praktische<br />
Erfahrungen in Krankenhäusern gesammelt<br />
und sind im Alter von Anfang<br />
20 äußerst entschlossen, ihre berufliche<br />
Laufbahn hier in Deutschland zu etablieren.<br />
Der Weg nach Deutschland war zweifellos<br />
eine Herausforderung für alle drei,<br />
Gewagt. Zahnarztfamilie Strobel (v. l.) – Mutter Elisabeth, Vater Thomas, Sohn<br />
Julius, Schwiegertochter Aileen und Tochter Jule – hatten den Mut, gemeinsam<br />
einen neuen Weg bei der Azubisuche zu gehen.<br />
insbesondere da sie gläubige Muslimas<br />
sind und Kopftücher tragen. Trotz ihrer<br />
festen Überzeugungen zögerten sie nicht,<br />
sich in das offene und freizügige Leben<br />
der deutschen Gesellschaft zu integrieren.<br />
„Das ist für mich kein Problem“, bestätigt<br />
Aya, „ich trage mein Kopftuch, es<br />
gehört zu meinem Leben dazu und was<br />
andere tun, ist ihre Freiheit.“<br />
Auch der Ramadan, den sie aus ihrer<br />
Heimat kennen, spielt hier keine entscheidende<br />
Rolle, was für sie anfangs<br />
eine Herausforderung darstellte. „Es<br />
fehlt die gemeinschaftliche Atmosphäre“,<br />
beschreibt sie die Einsamkeit des<br />
Fastens in einer fremden Umgebung.<br />
Dennoch ist sie trotz dieser Herausforderungen<br />
dankbar, hier eine berufliche<br />
Perspektive gefunden zu haben. „Ich<br />
sehe hier eine Zukunft für mich“, äußert<br />
sie sich klar.<br />
Aya ist nicht allein in ihrem neuen Lebensabschnitt.<br />
Zusammen mit ihrer<br />
Kollegin Oumaima bemühte sie sich<br />
vor allem in den ersten Monaten jedes<br />
Wochenende darum, noch besser<br />
Deutsch zu lernen, um sich zu integrieren.<br />
Gemeinsam leben die jungen Frauen<br />
in einer internationalen WG und verbringen<br />
viel Zeit mit Lernen. „Ich muss<br />
alles übersetzen, verstehen und dann<br />
auswendig lernen“, erklärt sie das aufwendige<br />
Prozedere.<br />
In Marokko hat Aya Mathematik studiert.<br />
Dennoch entschied sie sich aufgrund<br />
der beruflichen Perspektiven am<br />
Ende für eine Ausbildung in einer Zahnarztpraxis<br />
in Deutschland. Ihre Familie<br />
unterstützte sie bei dieser Entscheidung,<br />
auch finanziell. Insgesamt mussten<br />
die Eltern 3000 Euro an die Agentur<br />
überweisen. Weitere Kosten für das Visum<br />
und den Flug kamen hinzu. „Es war<br />
nicht einfach, meine Heimat zu verlassen“,<br />
räumt Aya ein, „aber meine Eltern<br />
haben immer für mich gekämpft und<br />
das hat sich auf mich übertragen“. Neben<br />
ihrer Ausbildung arbeitet die Marokkanerin<br />
stundenweise noch in einer<br />
Bäckerei. Geld, das sie für ihre Zukunft<br />
zurücklegt. Für die Zahnarztpraxis entstehen<br />
außer der investierten Zeit und<br />
Energie übrigens keine weiteren Kosten,<br />
es sei denn, es wird ein beschleunigtes<br />
Verfahren über die Ausländerbehörde<br />
beantragt. Dieses schlug bei der Praxis<br />
Strobel mit 400 Euro zu Buche.<br />
Mittlerweile lebt Aya gerne in Deutschland,<br />
kennt die Gepflogenheiten und<br />
auch die Traditionen wie Weihnachten<br />
und Ostern. Sie fühlt sich wohl. Dennoch<br />
sehnt sich manchmal nach ihrer<br />
Heimat, vor allem nach dem Essen ihrer<br />
Mutter. „Es schmeckt hier einfach nicht<br />
wie zu Hause“, gesteht sie mit einem<br />
wehmütigen Lächeln. Dennoch ist sie<br />
entschlossen, auch nach der Ausbildung<br />
in Deutschland zu bleiben. „Ich<br />
habe hier eine Zukunft.“<br />
Bei ihrer Arbeit als ZFA schätzt Aya vor<br />
allem die Assistenz. „Es gefällt mir, am<br />
Behandlungsstuhl zu arbeiten und meine<br />
Patienten zu betreuen.“ Die Reinigung<br />
und Desinfektion hingegen stehen<br />
eher am Ende ihrer Leidenschaften.<br />
FAZIT<br />
Im Rückblick ist klar: Das Wagnis hat<br />
sich gelohnt! Sowohl die Praxis als auch<br />
die Azubis sind zufrieden mit den Ergebnissen.<br />
Die gemeinsame Arbeit wird geschätzt,<br />
und beide Seiten würden die<br />
Entscheidungen erneut so treffen.<br />
Cornelia Schwarz<br />
Foto: Praxis Strobel
18_TITELTHEMA<br />
ZBW_4/2024<br />
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Schüler-Praktika als Türöffner im Azubi-Recruiting<br />
JUNGE MENSCHEN FÜR<br />
DEN BERUF BEGEISTERN<br />
In der heutigen Zeit, in der der <strong>Fachkräftemangel</strong> viele Unternehmen vor<br />
Herausforderungen stellt, werden Schüler-Praktika zu einem unverzichtbaren<br />
Instrument im Azubi-Recruiting. Eine Studie zeigt, dass Jugendliche<br />
Praktika und Probearbeiten hoch schätzen, um sich für den richtigen<br />
Ausbildungsberuf zu entscheiden. Ein lebendiges Beispiel dafür bietet die<br />
Zahnarztpraxis Dentastisch in Biberach a. d. Riß von Dr. Klaus<br />
Ulrich und Dr. Jochen Eble, deren Praktikumsprogramm<br />
von Schüler*innen und den Praxisinhabern gleichermaßen<br />
geschätzt wird.<br />
Fotos: Dantastisch<br />
Im heutigen Wettbewerb um die besten<br />
Talente stehen Zahnärzt*innen vor<br />
der großen Herausforderung, geeignete<br />
Fachkräfte für sich zu gewinnen. Doch<br />
wie können sie sicherstellen, dass junge<br />
Menschen sich für ihre Ausbildungsangebote<br />
begeistern? Ein äußerst wirksamer<br />
Ansatz hierfür sind Schülerpraktika,<br />
die nicht nur einen Einblick in den<br />
Beruf ermöglichen, sondern auch das<br />
Unternehmen selbst erlebbar machen.<br />
PERSPEKTIVE<br />
Eine Studie aus dem Jahr 2020, herausgegeben<br />
von u-form, verdeutlicht eindrucksvoll<br />
die herausragende Bedeutung<br />
von Praktika für Jugendliche. Diese<br />
Studie ist Teil einer langjährigen Forschungstradition,<br />
die seit über<br />
einem Jahrzehnt in Deutschlands<br />
größter doppelperspektivischer Studie<br />
Schüler*innen sowie Ausbilder*innen<br />
und Verantwortliche gleichermaßen<br />
befragt. Unter der wissenschaftlichen<br />
Begleitung von Professor Christoph<br />
Beck von der Hochschule Koblenz und<br />
mit jährlich wechselnden Schwerpunktthemen<br />
basiert diese Studie auf<br />
einem Schatz von über 50.000 individuellen<br />
Meinungen, Stimmungen und Erkenntnissen<br />
der teilnehmenden Jugendlichen<br />
und Auszubildenden.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass für die<br />
überwiegende Mehrheit der Schüler*innen<br />
der Beruf selbst im Vordergrund<br />
steht. Etwa 73 Prozent wählen ihre<br />
Praktika danach aus, ob das Unternehmen<br />
den Ausbildungsberuf anbietet,<br />
für den sie sich interessieren. Gleichzeitig<br />
bewerben sich rund 30 Prozent gezielt<br />
um ein Praktikum bei einem Unternehmen,<br />
das sie als interessanten<br />
Ausbildungsbetrieb identifizieren.<br />
Diese Zahlen unterstreichen<br />
die Bedeutung von Praktika<br />
als direktem Einblick in potenzielle<br />
Berufe und Unternehmen.<br />
Urkunde.<br />
Die Praxisinhaber Dr. Jochen<br />
Eble (Foto unten links) und Dr. Klaus Ulrich<br />
(Foto unten rechts) verabschieden alle<br />
Praktikant*innen mit einer Auszeichnung.<br />
PRAXISNAHE TALENTSUCHE<br />
„Praktika ermöglichen es jungen<br />
Menschen, nicht nur theoretisches<br />
Wissen zu erlangen, sondern auch<br />
praktische Erfahrungen zu sammeln<br />
und so fundierte Entscheidungen für<br />
ihre berufliche Zukunft zu treffen“, ist<br />
sich Dr. Jochen Eble, Zahnarzt in<br />
Biberach/Riß sicher. „Wir haben die Teilnahme<br />
an den Praktikumswochen Baden-Württemberg<br />
sehr genossen, da wir<br />
dabei viele tolle junge Menschen kennenlernen<br />
durften“, ergänzt Dr. Klaus<br />
Ulrich. Die Praktikumswochen Baden-<br />
Württemberg werden unter anderen<br />
vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit<br />
und Tourismus, dem Ministerium für<br />
Kultus, Jugend und Sport sowie der Regionaldirektion<br />
Baden-Württemberg<br />
der Bundesagentur für Arbeit unterstützt.<br />
Natürlich war die Umsetzung in einem<br />
kleineren Betrieb mit 16 Mitarbeiter*innen<br />
nicht einfach. Dennoch hat sich das<br />
Praxisteam ein interessantes Programm<br />
überlegt, um den Tag für die Praktikant*innen<br />
möglichst abwechslungsreich<br />
zu gestalten und umfangreich über<br />
den Beruf der*des ZFA zu informieren.<br />
„Wir würden jederzeit wieder mitmachen“,<br />
resümiert Dr. Eble rückblickend.<br />
Die Schülerpraktika boten dem niedergelassenen<br />
Zahnarzt die Möglichkeit,<br />
potenzielle zukünftige Mitarbeiter*innen<br />
vorab kennenzulernen, sie zu beobachten,<br />
ihre Fähigkeiten einzuschätzen<br />
und ihr Interesse am Berufsfeld sowie<br />
an der Praxis selbst zu prüfen. Und<br />
auch den Schüler*innen bot das Praktikum<br />
die Möglichkeit, den Beruf in der<br />
realen Arbeitswelt kennenzulernen und<br />
erste praktische Erfahrungen zu sammeln.<br />
Dadurch erhielten sie nicht nur<br />
Einblicke in den Berufsalltag, sondern<br />
konnten auch checken, ob der Beruf der<br />
Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />
ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten<br />
entspricht.<br />
Cornelia Schwarz<br />
INFO<br />
Auch im Jahr 2024 werden die<br />
Praktikumswochen Baden-Württemberg<br />
wieder angeboten. Der<br />
letzte Aktionszeitraum ist vom 14.<br />
Oktober bis 1. November 2024<br />
(einschließlich Herbstferien).
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
19_TITELTHEMA<br />
Beste Werbung für den ZFA-Beruf<br />
PRAKTIKUMSWOCHEN<br />
UND BOYS‘DAY<br />
Das ist zielgenaue und direkte Werbung auf dem immer stärker umkämpften Markt<br />
für Fachkräfte. Und auch Schülerinnen und Schüler profitieren von Praktikumserfahrungen<br />
„aus erster Hand“. Nicht selten kommt es vom unverbindlichen Schnuppern<br />
zum Abschluss eines Ausbildungsvertrags. Mit den Praktikumswochen BW und<br />
dem Boys‘Day profitieren Zahnarztpraxen von kostenloser Organisation, langjähriger<br />
Erfahrung und viel Unterstützung.<br />
Abbildung: mediaserve.kompetenzz.net<br />
JETZT<br />
KOMMST<br />
DU!<br />
#BOYSDAY<br />
BOYS-DAY.DE<br />
Um dem <strong>Fachkräftemangel</strong><br />
zu begegnen, arbeitet<br />
das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit<br />
und Tourismus BW eng mit wichtigen<br />
Akteuren am Arbeitsmarkt zusammen,<br />
unter anderem auch mit dem Landesverband<br />
der Freien Berufe BW (LFB).<br />
Als Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
engagiert sich Dr. Torsten Tomppert<br />
schon seit Jahren im Arbeitskreis<br />
Ausbildung des LFB, um die Ansprache<br />
von potenziellen Auszubildenden zu<br />
unterstützen. Erklärtes Ziel dieses Engagements:<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
bei der Suche nach geeigneten<br />
Fachkräften zu unterstützen, zum Beispiel<br />
mit den Praktikumswochen BW.<br />
KLISCHEEFREIE BERUFS- UND<br />
STUDIENWAHL FÜR ALLE<br />
25. April 24<br />
FÜNF TAGE – FÜNF BERUFE<br />
Die Idee der „Praktikumswochen Baden-Württemberg“:<br />
In fünf Tagen lernen<br />
Schülerinnen und Schüler fünf unterschiedliche<br />
Berufe kennen. Die Organisation<br />
ist kostenfrei für alle Beteiligten,<br />
das Programm wird vom Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus<br />
gefördert. Für Zahnarztpraxen<br />
ist die Teilnahme einfach: Praxisinhaberinnen<br />
und -inhaber bieten auf dem<br />
Portal eine oder mehrere Praktikumsstellen<br />
an. Anschließend bekommen sie<br />
Schülerinnen und Schüler vermittelt,<br />
die sich für das Berufsfeld „Medizin &<br />
Gesundheit“ interessieren. Erst wenn<br />
sie den Praktikumstag bestätigen, erhalten<br />
die Interessierten eine Einladung.<br />
Dank der Online-Plattform, die<br />
Angebote und Nachfragen zusammenbringt,<br />
ist der Aufwand überschaubar.<br />
Im Frühjahr 2023 wurden rund 3400<br />
Praktikumstage bei fast 2200 Unternehmen<br />
vermittelt. 900 Schulen beteiligten<br />
sich. Die Auswertung der Praktikumswochen<br />
im Jahr 2023 ergab, dass<br />
83 Prozent der Schülerinnen und Schüler<br />
sich eine Ausbildung oder ein duales<br />
Studium in einem der Unternehmen<br />
vorstellen können. Mit einem interessanten<br />
Programm können auch Sie junge<br />
Talente für Ihre Praxis begeistern.<br />
Nutzen Sie die Chance und stellen Sie<br />
einen Praktikumsplatz zur Verfügung!<br />
BOYS‘DAY<br />
Noch eine gute Möglichkeit, sich potenziellen<br />
Azubis zu präsentieren, bietet der<br />
Boys‘Day. Der bundesweite Aktionstag<br />
findet 2024 am 25. April statt und wird<br />
vom Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend gefördert.<br />
Analog zum Girls‘Day, der so genannte<br />
MINT-Berufe (MINT steht für<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft,<br />
Technik) bewirbt, bietet der<br />
Boys‘Day Schülern die Möglichkeit,<br />
soziale, erzieherische und medizinische<br />
Berufsbilder kennenzulernen.<br />
Der „Jungen-Zukunftstag“ ist wie gemacht<br />
für Zahnarztpraxen, um<br />
Schülern in einem eintägigen Praktikum<br />
den ZFA-Beruf vorzustellen.<br />
Außerdem gibt es viele hilfreiche<br />
Tipps für die erfolgreiche Durchführung<br />
des Praktikumstags – damit der<br />
Boys‘Day für alle zum Erfolg wird.<br />
Kerstin Sigle<br />
INFO<br />
PRAKTIKUMSWOCHEN<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Die Praktikumswochen BW finden<br />
2024 zweimal statt: 11.3. bis 5.4.<br />
und 14.10. bis 1.11.<br />
Für Anmeldung und alle Informationen<br />
gibt es die Online-Plattform:<br />
https://praktikumswoche.<br />
de/regionen/baden-wuerttemberg<br />
BOYS‘ DAY<br />
2024 findet der Boys‘Day am 25.<br />
April statt. Die Seite https://www.<br />
boys-day.de/ bietet alle Informationen,<br />
viele Tipps und die Anmeldemöglichkeit.<br />
Praktikumsplätze können<br />
auch direkt hier eingetragen<br />
werden: https://www.boys-day.de/.<br />
oO/OrganizerWizard
20_TITELTHEMA<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Personalführung<br />
TALENTMANAGEMENT UND<br />
MITARBEITERBINDUNG<br />
Wenn ein neuer Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin früher nicht zur Praxis<br />
passte, war das kein Problem. Auf die nächste Stellenanzeige meldeten sich<br />
etliche Bewerberinnen. Das ist heute anders. Wir sind froh, wenn wir überhaupt<br />
Bewerbungen bekommen. Umso wichtiger wird es, gleich das richtige, d. h. zur<br />
Praxis passende Personal zu finden und es möglichst langfristig zu binden. Denn die<br />
Mitarbeitenden haben heute die Wahl: Die nächste freie Stelle ist oft nur einen<br />
Mausklick entfernt. Was Sie tun können, um sich in diesem Umfeld gut aufzustellen,<br />
beantwortet der nachstehende Artikel.<br />
Erfolgreiche Positionierung. In einer Zeit, in der Bewerbungen rar sind und die Konkurrenz um Talente hoch ist, wird die Auswahl passender<br />
Mitarbeiter für eine Praxis immer entscheidender.<br />
Foto: IZZ/Jan Potente<br />
So wie jeder Mensch seine einzigartige<br />
DNA hat, so besitzt auch jede Praxis<br />
eine unverwechselbare Identität. Wie<br />
lässt sich die Persönlichkeit Ihrer Praxis<br />
beschreiben? Welche Werte prägen die<br />
Kultur in Ihrer Praxis? Was treibt Sie<br />
und Ihr Team an? Was sind Ihre Motivatoren<br />
(Ihr Warum)? (s. Abb. 1).<br />
IDEALE MITARBEITENDE<br />
Um Mitarbeitende langfristig an die<br />
Praxis binden, ist ein person-job-fit erforderlich:<br />
Die Person und der Job sollten<br />
möglichst gut zueinanderpassen.<br />
Machen Sie sich deshalb klar, wen genau<br />
Sie suchen und was diese Menschen<br />
brauchen, um sich bei Ihnen zu bewerben<br />
und sich für Sie zu entscheiden.<br />
PRE- UND ONBOARDING<br />
Integrieren Sie neue Mitarbeitende systematisch<br />
ins Team und stellen Sie sicher,<br />
dass sie sich zügig einarbeiten<br />
können und wohlfühlen. Nutzen Sie<br />
dafür bereits die Preboarding-Phase,<br />
das ist die Phase zwischen Unterschrift<br />
auf dem Arbeitsvertrag und tatsächlichem<br />
Arbeitsbeginn. In der sich darin<br />
anschließenden Onboarding-Phase,<br />
also vom ersten Arbeitstag bis zum<br />
Ende der Probezeit, geht es darum, eine<br />
schnelle Einarbeitung zu ermöglichen,<br />
Beziehungen aufzubauen und so das<br />
Fundament für eine langfristige Bindung<br />
zu bauen.<br />
Sowohl beim Pre- als auch beim Onboarding<br />
haben Sie eine besondere<br />
Chance dafür, positive Überraschungen<br />
zu erzeugen und erste Bindung zu generieren.<br />
Überlegen Sie dazu gemeinsam<br />
in Ihrem Team, wie Sie diese Phasen aktiv<br />
und zielführend gestalten können.<br />
SYSTEMATISCHE ENTWICKLUNG<br />
Schaffen Sie eine Kommunikationskul-
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
21_TITELTHEMA<br />
Patientengewinnung und -bindung<br />
Marketing-<br />
Maßnahmen<br />
Mitarbeiter, die sich mit<br />
Ihrem Leitbild identifizieren<br />
und wertgeschätzt werden,<br />
leben es auch<br />
Das Fundament:<br />
Ihr Leitbild – Wofür steht Ihre Praxis? Was ist Ihr Warum?<br />
Was sind Ihre Werte?<br />
Wirkungszusammenhang. Genau wie jede Person ihre einzigartige DNA hat, ist auch jede Praxis von ihrer unverwechselbaren<br />
Persönlichkeit geprägt.<br />
tur, in der Ihre Mitarbeitenden alle notwendigen<br />
Informationen und erforderlichen<br />
Kompetenzen haben, um im<br />
Rahmen ihrer Möglichkeit selbstständig<br />
agieren und Verantwortung übernehmen<br />
können. Dazu benötigen Sie<br />
institutionalisierte Formen der Kommunikation<br />
wie Mitarbeitergespräche,<br />
Check-in-Gespräche, Teamsitzungen,<br />
To-do-Listen in der Praxisverwaltungssoftware,<br />
sonstige elektronische Kommunikationstools<br />
oder auch ein Kanban-Board.<br />
Entwickeln Sie Ihre Mitarbeitenden<br />
Schritt für Schritt in dem jeweils notwendigen<br />
Tempo:<br />
1. Zeigen Sie die neue Aufgabe und lassen<br />
Sie sie unter Aufsicht machen; sobald<br />
sie die Aufgabe beherrschen, gehen<br />
Sie über zum nächsten Schritt.<br />
2. Erläutern Sie die Hintergrundinformationen:<br />
„Das macht man in diesen<br />
und jenen Fällen so, weil…“; sobald<br />
Sie das Gefühl haben, die Person hat<br />
den Überblick, gehen Sie über zum<br />
nächsten Schritt.<br />
3. Beteiligen Sie die Person an der Entscheidung:<br />
„Was würden Sie jetzt<br />
tun?“ Sobald Ihre Mitarbeiterin die<br />
richtige Entscheidung triff, gehen Sie<br />
über zum letzten Schritt.<br />
4. Übertragen Sie ihr die Aufgabe und<br />
die damit verbundene Verantwortung.<br />
Dabei ist es wichtig, dass die Person<br />
immer in der sogenannten Lern- oder<br />
Herausforderungszone bleibt und<br />
nicht in die Panikzone gerät. Dort<br />
wäre sie mental blockiert und handlungsunfähig.<br />
Da die Herausforderungszone<br />
bei jedem von uns unterschiedlich<br />
breit ist, ist hierauf besonderes<br />
Augenmerk zu richten. Tendenziell<br />
gilt: Je mehr positive Erfahrungen<br />
ich mit Herausforderungen gemacht<br />
habe, desto breiter wird meine Herausforderungszone<br />
sein. Insofern gilt es,<br />
die Mitarbeitenden vom kleinen Erfolgserlebnis<br />
zum größeren zu entwickeln.<br />
So erfahren sie Selbstwirksamkeit<br />
und trauen sich selbst mehr zu.<br />
Die Herausforderungszone wächst.<br />
Durch Lob und Sichtbarmachen der<br />
bereits erreichten Erfolge können Sie<br />
diesen Prozess befeuern.<br />
ZUKUNFTSSICHERUNG<br />
Mitarbeitende binden ist Zukunftssicherung.<br />
Wem es nicht gelingt, seine<br />
Mitarbeitenden zu halten, wird immer<br />
mehr Probleme bekommen, neues Personal<br />
zu gewinnen. Aktuell haben wir<br />
etwa vier Prozent zu wenig Fachkräfte.<br />
Bis 2035 werden es nach Schätzungen<br />
von PwC 35 Prozent sein.<br />
Um Ihre Mitarbeitenden langfristig an<br />
die Praxis zu binden, ist es wichtig,<br />
Rücksicht auf deren Bedürfnisse in den<br />
jeweiligen Lebensphasen zu nehmen<br />
und den Mitarbeitenden Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Sie wollen von Ihnen<br />
gesehen und wertgeschätzt werden.<br />
Schaffen Sie daher ein motivierendes<br />
Arbeitsumfeld. Ein solches Arbeitsumfeld<br />
hat verschiedene Facetten. Das<br />
Fundament sind Beziehungen und<br />
zwar sowohl zwischen Ihnen und Ih-<br />
rem Team als auch der Teammitglieder<br />
untereinander. Als Motivatoren dienen<br />
eine Arbeit, die im Kontext der Praxis<br />
sinnvoll ist und zum großen Ganzen<br />
beiträgt, gemeinsame Ziele und die<br />
konsequente Umsetzung beschlossener<br />
Maßnahmen. Demotivierend wirken<br />
fehlendes Selbstvertrauen sowie<br />
fehlende Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Insbesondere die Top-Mitarbeitenden<br />
wollen sich aktiv einbringen und etwas<br />
bewegen. Darüber hinaus brauchen die<br />
Mitarbeitenden Ihre Unterstützung in<br />
Form aller benötigten Arbeitsmittel<br />
und einer strukturierten Aufbau- und<br />
Ablauforganisation, in der jeder um<br />
seine Zuständigkeiten weiß und Prozesse<br />
rund laufen. Die letzte Zutat für<br />
ein motivierendes Arbeitsumfeld ist<br />
Freude. Achten Sie darauf, dass Ihre<br />
Mitarbeitenden möglichst viele Aufgaben<br />
haben, die sie gern machen und im<br />
Bereich ihrer Stärken liegen.<br />
GUT DING WILL WEILE HABEN<br />
An Ihrer Arbeitgeberattraktivität zu<br />
arbeiten, braucht Zeit. Das sind Prozesse,<br />
die sich im Coaching über mehrere<br />
Monate hinweg ziehen. Aber es lohnt<br />
sich sehr. Denn nicht nur Ihr Team<br />
profitiert, sondern auch Sie. Ein echtes<br />
Team entlastet Sie und das Miteinander<br />
ist harmonischer. Dadurch macht<br />
die Arbeit allen Beteiligten mehr Spaß<br />
und gewinnt an Leichtigkeit.<br />
Dr. Susanne Woitzik, Expertin für<br />
betriebswirtschaftliche Praxisführung sowie<br />
Persönlichkeits- und Teamentwicklung
22_TITELTHEMA<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Fachkräfteallianz Baden-Württemberg<br />
GEMEINSAM STARK<br />
Der <strong>Fachkräftemangel</strong> ist ein ernsthaftes Problem – für große Automobilhersteller<br />
ebenso wie für die inhabergeführte Zahnarztpraxis. Denn jedes Unternehmen ist auf<br />
qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen. Einerseits wird deshalb<br />
der Kampf um Auszubildende immer heftiger. Andererseits werden Fachkräfte mit<br />
für berufspolitische Lösungen ein.<br />
RECHENSCHAFT ABLEGEN<br />
Regelmäßig wird die Wirkung der vereinbarten<br />
Maßnahmen veröffentlicht.<br />
Die Gesamtbilanz der Jahre 2019-2022<br />
stellt fest, dass die Allianz einen „wesentlichen<br />
Beitrag zur Stabilisierung<br />
des dualen Ausbildungssystems leisten“<br />
konnte. Zwar ging die Zahl der<br />
Ausbildungsverträge (auch durch Corona)<br />
zurück. Das duale System trug<br />
aber dazu bei, dass mehr Azubis nach<br />
ihrer Ausbildung im Betrieb übernommen<br />
und weniger Ausbildungsverträge<br />
aufgelöst wurden. Auch einige Aktivitäten<br />
der LZK BW gehen auf die Periode<br />
2019–2022 der Fachkräfteallianz<br />
zurück, zum Beispiel die AzubiCard<br />
BW, die seit September 2023 an alle<br />
ZFA-Auszubildenden geschickt wird<br />
(siehe ZBW 4/2023).<br />
Erfolgreich. Das Ausbildungsbündnis 2019–2022 wurde im Mai 2019 unterzeichnet. Aktuelle Maßnahmen<br />
wie die AzubiCard BW und die Praktikumswochen BW sind daraus entstanden.<br />
2011 wurde die Fachkräfteallianz Baden-<br />
Württemberg vom Wirtschaftsministerium<br />
gegründet. Gemeinsam mit Ministerien,<br />
Kammern und Wirtschaftsverbänden,<br />
Gewerkschaften und vielen<br />
weiteren Partnerinnen und Partnern gehört<br />
auch der Landesverband der Freien<br />
Berufe (LFB) – und damit auch die LZK<br />
BW – zum Bündnis.<br />
AUSBILDUNG NEU DENKEN<br />
Die demografische Entwicklung reißt<br />
immer größere Lücken, die nicht durch<br />
Azubis oder die Integration von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund aufgefangen<br />
werden können. Gleichzeitig<br />
wird die Arbeitswelt digitaler und nachhaltiger<br />
und bringt neue Anforderungen<br />
für Fachkräfte und Ausbildungsbetriebe.<br />
Zudem leben wir in einer Zeit der<br />
Krisen, besonders auch Menschen am<br />
Anfang ihres Berufswegs. Neue und sichere<br />
Strukturen möchte die Fachkräfteallianz<br />
bieten. Ihr Ziel ist es, „allen<br />
ausbildungsinteressierten Menschen,<br />
insbesondere Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen, die dies anstreben, eine<br />
berufliche Ausbildung zu ermöglichen“.<br />
Dies formulierten die Partner im „Bündnis<br />
zur Stärkung der beruflichen Ausbildung<br />
und des Fachkräftenachwuchses<br />
in Baden-Württemberg 2023-2027“.<br />
Foto: Kraufmann&Kraufmann<br />
AKTIV IM LFB<br />
Seit 2015 ist Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />
der LZK BW, Mitglied des LFB-<br />
Vorstands. Der LFB vernetzt die Kammern<br />
und Verbände der Freien Berufe<br />
und sichert ihre politischen Freiräume.<br />
Als für den Bereich Fachkräftegewinnung<br />
zuständiges LFB-Vorstandsmitglied<br />
war Dr. Tomppert auch an der Erarbeitung<br />
der Praktikumswochen beteiligt<br />
(siehe Bericht auf Seite 19). Mit<br />
Blick auf den Ausbildungsmarkt hat<br />
der LFB seinen Arbeitskreis Ausbildung<br />
neu ins Leben gerufen. Er kümmert sich<br />
um die Aus- und Fortbildung von Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der<br />
Freien Berufe. Geleitet wird der Arbeitskreis<br />
vom stellvertretenden Geschäftsführer<br />
der LZK BW, Thorsten Beck. Seine<br />
langjährige Erfahrung und Expertise<br />
im Bereich der Aus- und Fortbildung<br />
von ZFA-Mitarbeiterinnen gab hierfür<br />
den Ausschlag.<br />
Kerstin Sigle<br />
INFO<br />
Die LZK-Interessen zur Fachkräftegewinnung<br />
werden im LFB vertreten<br />
durch:<br />
Dr. Torsten Tomppert<br />
Mitglied des LFB-Vorstands<br />
Thorsten Beck<br />
Leiter des LFB-Arbeitskreises<br />
Ausbildung
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
23_BERUFSPOLITIK<br />
Außerordentliche Vertreterversammlung der BZK Tübingen<br />
NEUER VORSTAND GEWÄHLT<br />
Am 6. März trafen sich die Vertreter*innen der BZK Tübingen zu einer außerordentlichen<br />
Vertreterversammlung. Hintergrund dieser Versammlung war<br />
der plötzliche Tod des bisherigen Vorsitzenden, Dr. Dr. Heinrich Schneider, im<br />
Dezember 2023.<br />
Foto: Cornelia Schwarz/IZZ BW<br />
Der Zukunft zugewandt. Der Vorstand mit der neuen Geschäftsführerin: Dr. Martin Braun, Dr. Bernd Stoll, Susanne Traulsen, Dr. Anke Bleicher,<br />
Dr. Markus Steybe und Dr. Herbert Martin (v. l.).<br />
Zentrales Thema auf der Tagesordnung<br />
war die Neuwahl des Vorsitzenden<br />
des Vorstands sowie die Besetzung<br />
eines neuen Mitglieds im Vorstand.<br />
Die Wahl war aus satzungsrechtlichen<br />
Gründen notwendig geworden,<br />
um die Kontinuität und Effektivität<br />
der Arbeit der BZK Tübingen<br />
sicherzustellen.<br />
Mit einer Mehrheit von 17 von 29 Stimmen<br />
wurde Dr. Markus Steybe aus<br />
Friedrichshafen zum neuen ersten Vorsitzenden<br />
gewählt. Dr. Steybe war seit<br />
2022 stellvertretender Vorsitzender und<br />
hatte nach dem Tod von Dr. Dr. Schneider<br />
das Amt des Vorsitzenden kommissarisch<br />
übernommen. Zu seiner Stellvertreterin<br />
wurde Dr. Anke Bleicher aus<br />
Tübingen gewählt. Sie erhielt das Vertrauen<br />
der Versammlung mit 22 von 29<br />
Stimmen. Des Weiteren wurde Dr. Martin<br />
Braun aus Pfullingen als neues Mitglied<br />
in den Vorstand gewählt.<br />
»<br />
Wir sehen diese Krise auch als Chance<br />
für Verbesserungen. Dafür möchte ich<br />
mich als Vorsitzender einsetzen.«<br />
Dr. Markus Steybe<br />
ARBEITSBETRIEB<br />
Die Wahl des neuen Vorstands unterstreicht<br />
das Bestreben der BZK Tübingen,<br />
auch in schwierigen Zeiten eine<br />
starke Führung zu gewährleisten und<br />
die Interessen ihrer Mitglieder bestmöglich<br />
zu vertreten. Dies wurde auch<br />
während der Diskussion vor der Wahl<br />
des ersten Vorsitzenden deutlich, als<br />
Dr. Markus Steybe das Gremium auf<br />
Rückfragen über einige Hintergründe<br />
und Entwicklungen innerhalb der Geschäftsstelle<br />
informierte: Seit Anfang<br />
des Jahres hat die BZK Tübingen mit<br />
Susanne Traulsen eine neue Geschäftsführerin.<br />
Bis Mai dieses Jahres<br />
wird die Juristin aufgrund bestehender<br />
vertraglicher Verpflichtungen nur<br />
zu 75 Prozent arbeiten. Durch den Cyberangriff<br />
auf die LZK im Oktober<br />
2023, der auch Auswirkungen auf die<br />
BZK hatte, sind aktuell noch zahlreiche<br />
Daten nicht oder nur teilweise verfügbar<br />
und momentan im Aufbau.<br />
Darüber hinaus erschwert der Krankenstand<br />
in der Geschäftsstelle die<br />
Arbeitsabläufe.<br />
Dennoch äußerte sich Dr. Steybe optimistisch,<br />
dass man schrittweise alle<br />
ausstehenden Aufgaben bewältigen<br />
werde, um baldmöglichst wieder einen<br />
normalen Arbeitsbetrieb sicherzustellen.<br />
Cornelia Schwarz
24_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Aktive Zahnärzteschaft beim Landeskongress Gesundheit 2024<br />
REVOLUTION, EVOLUTION<br />
ODER STILLSTAND?<br />
Laut einer Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung denken<br />
60 Prozent der Mediziner*innen an einen vorzeitigen Ausstieg aus der Patientenversorgung.<br />
Doch wer übernimmt, wenn die Boomer-Generation den Kittel<br />
abgibt? Welche Strategien und Maßnahmen gibt es, um drohenden Versorgungslücken<br />
entgegenzuwirken? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt<br />
beim Landeskongress Gesundheit 2024, der am 26. Januar auf der Messe Stuttgart<br />
stattfand. KZV und LZK BW haben auch dieses Jahr eine aktive Rolle in der<br />
Planung und Durchführung des Kongresses übernommen und zahnärztliche<br />
Themen platziert.<br />
Engagierte Diskussionen. Das gut besuchte Forum „Stadt, Land, Zukunft? Wie sichern wir eine qualitativ hochwertige Versorgung in der Fläche?“<br />
unter Leitung von Dr. Torsten Tomppert und Thomas Schönbucher (BKK LV-Süd).<br />
Foto: Jenny Dusche/KZV BW<br />
Der seit Jahren bewährte Landeskongress<br />
Gesundheit ist über Baden-Württemberg<br />
hinaus ein wichtiger Termin<br />
zum Netzwerken und zum fachlichen<br />
Austausch über die wesentlichen Zukunftsfragen<br />
des Gesundheitswesens.<br />
Als zentrale Plattform, auf der Akteure<br />
der ambulanten und stationären Versorgung,<br />
der Kostenträger und der Politik<br />
zusammenkommen, befasste sich<br />
der Kongress mit den anstehenden<br />
Transformationsprozessen im Gesundheitswesen.<br />
Doch neben einem reinen<br />
Meinungs- und Informationsaustausch<br />
fungiert der Kongress traditionell als<br />
Ideen- und Impulsgeber für die Ebene<br />
der politischen Entscheidungsträger,<br />
die mit Landessozialminister Manne<br />
Lucha prominent vertreten war. Da die<br />
Zahnärzt*innen nach den Hausärzt*innen<br />
die zweitgrößte Gruppe im ambulanten<br />
Sektor darstellen, gehört es zum<br />
Selbstverständnis der Körperschaften<br />
KZV und LZK, bei der Planung und<br />
Durchführung des Kongresses für die<br />
Wahrnehmung der zahnärztlichen Perspektive<br />
zu sorgen.<br />
ZUKUNFT DER VERSORGUNG<br />
Die Überzeugung, dass für ein zukunftsfestes<br />
Gesundheitswesen tiefgreifende<br />
Strukturreformen notwendig<br />
seien, zeigte sich eindrucksvoll im<br />
Ergebnis der Schnellumfrage, die zu<br />
Beginn unter allen Teilnehmenden<br />
durchgeführt wurde: Danach gefragt,<br />
wie groß das Vertrauen in eine gute, sichere<br />
und bezahlbare medizinische<br />
Versorgung in Zukunft sei, antworteten<br />
lediglich gut 20 Prozent mit „sehr<br />
groß“ oder „groß“, wohingegen fast<br />
zwei Drittel weniger großes Vertrauen<br />
und weitere 13 Prozent gar kein Vertrauen<br />
haben.<br />
Diese erschreckenden Werte wiederum<br />
korrespondieren mit einer längst spürbaren<br />
und sich weiter verschärfenden<br />
Personalnot. PD Dr. Dr. med. Heidrun<br />
Sturm, Leiterin des Bereichs „Innovative<br />
Versorgung und Gesundheitssysteme“<br />
am Institut für Allgemeinmedizin
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
und Interprofessionelle Versorgung<br />
der Uniklinik Tübingen, beleuchtete in<br />
ihrer Keynote „Innovative Versorgungsformen<br />
für 2035“ und ging darin<br />
auf die sich verschärfende personelle<br />
Situation ein: Einer Studie der Beratungsgesellschaft<br />
PwC zufolge werde<br />
es 2035 1.800.000 offene Stellen im Gesundheitswesen<br />
geben. Ein Drittel aller<br />
Stellen könne dann nicht mehr besetzt<br />
werden. Bereits heute gebe es über<br />
1.000 unbesetzte Arztsitze in Baden-<br />
Württemberg, Tendenz steigend.<br />
Vor diesem Hintergrund bot der Kongress<br />
Anlass zu zahlreichen engagierten<br />
Diskussionen um innovative Konzepte<br />
für die Versorgungslandschaft<br />
des Jahres ca. 2035. Mit Blick auf die<br />
Leitfrage der diesjährigen Veranstaltung<br />
„Revolution, Evolution oder Stillstand?“<br />
war klar, dass zumindest „Stillstand“<br />
keine Option sei, wenn man die<br />
hochwertige, wohnortnahe Versorgung<br />
erhalten wolle. „Die Patienten<br />
wünschen räumliche und emotionale<br />
Nähe. Dies finden sie nur in unseren<br />
Praxen“, brachte der KVBW-Vorsitzende<br />
Dr. Karsten Braun die Bedeutung<br />
des ambulanten Sektors auf den Punkt.<br />
BARCAMP-FOREN<br />
Um den interprofessionellen Austausch<br />
zu intensivieren, bot der Landeskongress<br />
mit den Barcamp-Foren<br />
ein neues, innovatives Format. Während<br />
die Themen für fünf der sieben<br />
Foren im Vorfeld durch die Projektpartner<br />
festgelegt worden waren,<br />
konnten die Teilnehmenden unmittelbar<br />
vor dem Kongress Vorschläge für<br />
die beiden letzten Foren äußern. Daraus<br />
resultierten die Titel „Gesundheitsversorgung<br />
in Zeiten der Klimakrise“<br />
und „KI in der Versorgung –<br />
Chancen, Risiken, Entwicklungen“.<br />
Zwei hochaktuelle Themen, die exemplarisch<br />
zeigten, wie auf dem Landeskongress<br />
Gesundheit – neben aktuellen<br />
Fragen des Versorgungsalltags –<br />
auch zukünftige Entwicklungen vorausschauend<br />
in den Blick genommen<br />
werden.<br />
STADT, LAND, ZUKUNFT<br />
Gemeinsam mit der Landesapothekerkammer<br />
(LAK) und dem Landesverband<br />
der Betriebskrankenkassen (BKK<br />
LV Süd) boten KZV BW und LZK BW<br />
unter Leitung von Dr. Torsten Tomppert<br />
und Thomas Schönbucher (BKK)<br />
ein Forum zum Thema „Stadt, Land,<br />
Zukunft? Wie sichern wir eine qualitativ<br />
hochwertige Versorgung in der Fläche?“<br />
an. Dass diese Themensetzung<br />
den Nerv vieler Anwesenden traf, zeigte<br />
25_BERUFSPOLITIK<br />
»<br />
Wenn angesichts der vielfältigen Probleme –<br />
Budgetierung und GOZ-Stillstand, steigende<br />
Praxiskosten, überbordende Bürokratie und<br />
<strong>Fachkräftemangel</strong> – nicht schnell und<br />
spürbar Entlastung geschaffen wird, ist die<br />
Patientenversorgung gefährdet.«<br />
Dr. Torsten Tomppert,<br />
Vorstandsvorsitzender der KZV BW und Präsident der LZK BW<br />
die große Zahl an Fachleuten, die aktiv<br />
mitdiskutierten und unterschiedliche<br />
Perspektiven einbrachten.<br />
Während auf Ebene der Bundespolitik<br />
Konzepte wie Primärversorgungszentren<br />
bzw. Level-1i-Krankenhäuser, Gesundheitsregionen,<br />
Community<br />
Health Nurses oder Gesundheitskioske<br />
vorangetrieben werden, fokussierten<br />
die Diskutanten die Frage guter<br />
Rahmenbedingungen für diejenigen,<br />
die derzeit die Versorgung in der Fläche<br />
sichern. Insbesondere dem Personalmangel<br />
könne begegnet werden,<br />
wenn sich das medizinische Personal<br />
mehr auf die Versorgung der Patient*innen<br />
konzentrieren könne und<br />
von bürokratischen Aufgaben entlastet<br />
würde, so der Tenor. Überdies sollte<br />
das Potenzial der Digitalisierung sinnvoll<br />
genutzt werden, anstatt durch die<br />
zwangsweise Einführung von großenteils<br />
dysfunktionalen Anwendungen<br />
die Motivation in den Praxen und Apotheken<br />
weiter zu beschädigen. Dies betreffe<br />
nicht zuletzt eine wirksame Interessenvertretung<br />
gegenüber den PVS-<br />
Herstellern.<br />
Weiter sahen die meisten Teilnehmenden<br />
die Übergabe einer Praxis oder Apotheke<br />
an die nächste Generation als wesentliche<br />
Hürde für die dauerhafte Sicherstellung<br />
der Versorgung. Dies sei<br />
eine gesamtgesellschaftliche Frage,<br />
denn neben den Rahmenbedingungen<br />
der Berufsausübung zählten weitere<br />
Faktoren wie schulisches Angebot, Verkehrsanbindung,<br />
Freizeitmöglichkeiten<br />
oder die Arbeitsmöglichkeiten für Partner*innen.<br />
Diese Botschaft richtete sich<br />
an Bürgermeister Christian Eiberger<br />
aus der Stadt Asperg, der als Experte geladen<br />
war und die Perspektive der kommunalen<br />
Ebene einbrachte.<br />
Dass eine größere kommunale Beteiligung<br />
an Versorgungsfragen wünschenswert<br />
sei, war kaum umstritten.<br />
Dies müsse jedoch nicht in der Gründung<br />
kommunaler medizinischer Versorgungszentren<br />
(MVZ) münden, sondern<br />
betreffe zunächst eine gezielte<br />
Unterstützung für niederlassungswillige<br />
(Zahn-)Ärzt*innen durch die Städte<br />
und Gemeinden. Denn es gebe nach<br />
wie vor viele Berufseinsteiger*innen,<br />
die sich niederlassen wollen und die<br />
gleichen Chancen wie ein kommunales<br />
MVZ bräuchten.<br />
FAZIT<br />
Lediglich eine Stunde Diskussion war<br />
für die Barcamp-Foren vorgesehen.<br />
Dass dieser Zeitrahmen kaum ausreichen<br />
dürfte, um auch nur die zentralen<br />
Aspekte des Themas anreißen zu können,<br />
war schnell offensichtlich – umso<br />
wichtiger, dass der Dialog zwischen den<br />
unterschiedlichen Akteur*innen fortgesetzt<br />
und intensiviert wird.<br />
Einigkeit bestand in der Botschaft, dass<br />
die Rahmenbedingungen generell stimmen<br />
müssten und dies durch keine einmalige<br />
Förderung ersetzt werden könne.<br />
Angesichts der vielfältigen Probleme<br />
würden kleinteilige Maßnahmen und<br />
Korrekturen heute jedoch nicht mehr<br />
ausreichen – vielmehr sei ein grundsätzlicher<br />
„Reset“ nötig, um die Grundlagen<br />
für eine zukunftsfeste ambulante Versorgung<br />
neu zu definieren. Die Frage<br />
„Evolution oder Revolution“ fand zumindest<br />
in diesem Forum somit eine<br />
klare Antwort.<br />
Dr. Holger Simon-Denoix<br />
INFO<br />
Die Protokolle<br />
der Foren sowie<br />
die Präsentationen<br />
der Keynotespeaker<br />
können<br />
Sie online nachlesen:<br />
https://bit.ly/3SRpAYi
26_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Berufsgerichtstagung der LZK BW<br />
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH<br />
Am 24. Februar fand nach vier Jahren erneut eine Berufsgerichtstagung statt.<br />
Die Verantwortlichen des Landes- und der Bezirksberufsgerichte trafen sich mit den<br />
Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern der Bezirkszahnärztekammern und<br />
den Juristinnen und Juristen der Landeszahnärztekammer zum Erfahrungsaustausch.<br />
Foto: K. Pimenidis<br />
Teilnehmende. Reiner Skujat, Vorsitzender<br />
des Bezirksberufsgerichts Stuttgart, Axel<br />
Maag, Direktor LZK BW, Monika Lamberti,<br />
Vorsitzende des Landesberufsgerichts, Dr.<br />
Torsten Tomppert, Präsident der LZK BW,<br />
Johannes Sommer, erster juristischer<br />
Beisitzer des Landesberufsgerichts, Anne<br />
Harrschar, stv. Vorsitzende des Bezirksberufsgerichts<br />
Stuttgart (1. R., v. l.). Kerstin<br />
Lindorfer, Sekretariat Rechtsabteilung LZK<br />
BW, Dr. Anja Moessinger, Leiterin Rechtsabteilung<br />
LZK BW, Sabrina Seng, Rechtsabteilung<br />
LZK BW, Dr. Reinhard Hofmann,<br />
Kammeranwalt BZK Karlsruhe, Günter<br />
Geiger, Kammeranwalt BZK Tübingen, Florian<br />
Steinberg, Kammeranwalt BZK Stuttgart,<br />
Martina Wilke, stv. Kammeranwältin BZK<br />
Freiburg (2. R., v. l.). Moritz Löffler, Rechtsabteilung<br />
LZK BW, Dr. Frank Winkeler,<br />
Geschäftsführer BZK Freiburg, David Richter,<br />
Geschäftsführer BZK Karlsruhe, Katrin Sump,<br />
Geschäftsführerin BZK Stuttgart, Karsten-<br />
Nils Schwarz, Kammeranwalt BZK Freiburg,<br />
Christine Frank, Vorsitzende des Bezirksberufsgerichts<br />
Freiburg, Sabine Altemeier,<br />
Vorsitzende des Bezirksberufsgerichts<br />
Tübingen (3. R., v. l.).<br />
Die Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg verantwortet als eine von<br />
nur zwei Zahnärztekammern bundesweit<br />
auf der Grundlage des Heilberufe-<br />
Kammergesetzes eine selbstverwaltete<br />
Berufsgerichtsbarkeit.<br />
Der Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg, Dr. Torsten<br />
Tomppert, betonte in seiner Begrüßungsrede<br />
die hohe Akzeptanz der Berufsgerichte<br />
und bedankte sich bei den<br />
Vorsitzenden sowie den zahnärztlichen<br />
Beisitzern der Berufsgerichte für ihr Engagement.<br />
Mit insgesamt zehn Verfahren der Bezirksberufsgerichte<br />
im Jahr 2023 bleiben<br />
die Berufsgerichtsverfahren erfreulicherweise<br />
auf einem niedrigen Stand.<br />
NEUBESETZUNG<br />
Nachdem der bisherige Vorsitzende des<br />
Landesberufsgerichts, Reiner Frey, sowie<br />
der erste juristische Beisitzer des<br />
Landesberufsgerichts, Christoph Sandberger,<br />
ihr Amt niedergelegt hatten,<br />
stellten sich die Nachfolgerinnen und<br />
Nachfolger vor: Auf Vorschlag des Vorstands<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg übernimmt Monika<br />
Lamberti, Vorsitzende des 1. Strafsenats<br />
beim Landgericht Stuttgart, den<br />
Vorsitz des Landesberufsgerichts. Das<br />
Amt des ersten juristischen Beisitzers<br />
wird zukünftig Johannes Sommer,<br />
Richter am Landgericht Hechingen, begleiten.<br />
GESETZLICHE NEUERUNGEN<br />
Die Rechtsabteilung der Landeszahnärztekammer<br />
erörterte die seit der letzten<br />
Berufsgerichtstagung in Kraft getretenen<br />
Änderungen der Berufsordnung, die<br />
hauptsächlich die Kooperation von<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzten mit juristischen<br />
Personen des Privatrechts betreffen.<br />
Juristische Personen des Privatrechts<br />
sind keine Kammermitglieder, sodass<br />
eine Eingriffsmöglichkeit durch die<br />
Zahnärztekammer nur mittelbar über die<br />
in der juristischen Person des Privatrechts<br />
tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
besteht. Auch wenn das Heilberufe-Kam-<br />
mergesetz und die Berufsordnung inzwischen<br />
gewisse Anforderungen an die juristische<br />
Person des Privatrechts stellen,<br />
wurde in der Diskussion sehr deutlich,<br />
dass eine Kontrolle durch die Zahnärztekammer<br />
auf vielfältige praktische Probleme<br />
stößt, die nur durch eine Kammermitgliedschaft<br />
der juristischen Personen des<br />
Privatrechts behoben werden kann.<br />
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH<br />
Rege Diskussionen entfalteten sich an<br />
einigen praktischen Fragen: Wie weit<br />
geht die Amtshilfe, wenn ein Zeuge in<br />
ein anderes Bundesland verzogen ist<br />
oder Informationen über laufende Verfahren<br />
an weitere EU-Länder erteilt<br />
oder eingeholt werden sollen?<br />
Darüber hinaus wurde von Fällen berichtet,<br />
hinsichtlich der die berufsgerichtliche<br />
Sanktionierung an ihre Grenzen<br />
stößt. Ein schnelleres und konsequenteres<br />
Vorgehen des Regierungspräsidiums<br />
als zuständige Approbationsbehörde<br />
wäre häufig wünschenswert.<br />
Dr. Anja Moessinger
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
27_BERUFSPOLITIK<br />
Neuer Service für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
DURCH FUTURENOW-NEWS<br />
BESTENS INFORMIERT<br />
Was bewegt eigentlich junge Zahnärztinnen und Zahnärzte? Was denken Absolventinnen<br />
und Absolventen der Zahnmedizin über ihre berufsständischen Vertretungen Kassenzahnärztliche<br />
Vereinigung (KZV) und Landeszahnärztekammer (LZK) Baden-Württemberg?<br />
Welche Wünsche haben sie bezüglich der Ausübung ihres Berufs? Im gemeinsamen<br />
Arbeitskreis von KZV BW und LZK BW, dem AK FutureNOW, werden diese Themen<br />
behandelt. Was der AK FutureNOW alles plant und wie man sich einbringen kann,<br />
darüber informiert künftig der neue Newsletter FutureNOW-News.<br />
UNTERSTÜTZUNG<br />
Kammer und KZV bieten ihren Mitgliedern<br />
ein breites Serviceangebot an: Veranstaltungen<br />
zum Thema Existenzgründung,<br />
strukturierte Niederlassungsberatungen<br />
und sämtliche Informationen<br />
rund um die Standortanalyse,<br />
Praxisübernahme und Praxisneugründung.<br />
Viele dieser Projekte entwickeln<br />
sich aus dem Arbeitskreis Future-<br />
NOW, in dem ehrenamtliche Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte sich beraten und<br />
überlegen: Wie erleichtern wir jungen<br />
Kolleginnen und Kollegen den Einstieg<br />
in den Beruf? Wie können wir die Angebote<br />
der Körperschaften für diese Zielgruppe<br />
verbessern?<br />
INFORMATION IST ALLES<br />
Im vergangenen Jahr hat der Arbeitskreis<br />
ein wichtiges Anliegen aufgegriffen:<br />
Aus den Reihen der frisch Examinierten<br />
kam vermehrt die Frage auf<br />
„Was machen die Körperschaften eigentlich,<br />
wer ist wofür zuständig und an<br />
wen wende ich mich, wenn ich in der eigenen<br />
Praxis durchstarten will?“ Vor<br />
diesem Hintergrund haben sich die Mitglieder<br />
des Gremiums für die Herausgabe<br />
eines neuen gemeinsamen Newsletters<br />
„FutureNOW-News“ entschieden.<br />
Dieser wurde im ersten Quartal 2024<br />
erstmalig verschickt und geht automatisch<br />
an alle angestellten Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte. „FutureNOW-News“ informiert<br />
regelmäßig zu Existenzgründungsworkshops,<br />
berichtet von der Arbeit<br />
des Arbeitskreises und stellt das<br />
breite Niederlassungsberatungsangebot<br />
von KZV und Kammer vor. Neu erscheint<br />
die Rubrik „Kommune sucht<br />
Zahnärztin“. Hier wird über ein Vermittlungsangebot<br />
der KZV BW berichtet:<br />
das Kommunalportal. Im Kommunalportal<br />
stellen sich Kommunen vor, die<br />
auf der Suche nach einer zahnärztlichen<br />
Versorgung vor Ort sind. Niederlassungswillige<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
finden unter Umständen über dieses<br />
Portal den passenden Standort für<br />
ihre Niederlassung. Der neue Future-<br />
NOW-Newsletter greift das auf und<br />
stellt in jeder Folge eine Kommune vor.<br />
FutureNOW-News ersetzt den bis 2023<br />
erschienenen Newsletter „Zahn & Zukunft“<br />
der KZV BW. Doppelstrukturen<br />
werden so vermieden, die Zusammenarbeit<br />
von KZV und Kammer wird dadurch<br />
weiterentwickelt und intensiviert.<br />
Alexander Messmer<br />
INFO<br />
DER AK FUTURENOW<br />
Der Arbeitskreis FutureNOW wurde<br />
2014 von der LZK BW gegründet.<br />
Die KZV BW kam später als Kooperationspartner<br />
dazu. Der Arbeitskreis<br />
wird von Dr. Norbert Struß geleitet.<br />
Gemeinsam veranstalten beide<br />
Körperschaften regelmäßig Existenzgründungs-Workshops,<br />
um junge<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
auf die Niederlassung vorzubereiten.<br />
Die Events des AK FutureNOW<br />
vermitteln nützliches Wissen zu den<br />
unterschiedlichen Formen der Praxisgründung<br />
und Kooperationen,<br />
zur Praxisorganisation und dem<br />
Qualitätsmanagement sowie zum<br />
Thema Abrechnung von zahnärztlichen<br />
Leistungen. Der AK ist auch da<br />
aktiv, wo die sich die nächste Generation<br />
der Zahnärzteschaft aufhält:<br />
An den Universitäten und den Fachschaften.<br />
Hier unterstützt der AK<br />
Events wie das „SummerDentival“ in<br />
Freiburg oder den „Zahnikick“ in<br />
Ulm. Für die zahnmedizinischen Fakultäten<br />
an den Unis in Tübingen<br />
und Heidelberg sind ähnliche Veranstaltungen<br />
geplant.<br />
Du möchtest dich im AK Future-<br />
NOW engagieren? Du hast Ideen,<br />
wie die Niederlassungsberatung von<br />
Kammer und KZV noch besser gestaltet<br />
werden kann? Dann bring<br />
dich gern ein und wende dich an<br />
Heiko Eisele (Leiter der Abteilung<br />
Studierende und angestellte Kammermitglieder<br />
der LZK BW): Kontakt<br />
eisele@lzk-bw.de.
28_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW-Serie: Ausschüsse und Gremien in der KZV BW<br />
LANDESAUSSCHUSS STELLT<br />
DEN BEDARFSPLAN AUF<br />
Der Landesausschuss der Zahnärzte und Krankenkassen Baden-Württemberg ist<br />
ein Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung. Im Einvernehmen mit den<br />
Landesverbänden der Krankenkassen und den Ersatzkassen stellt der Landesausschuss<br />
einen Bedarfsplan zur Sicherstellung der vertragszahnärztlichen Versorgung<br />
auf. Auf Veranlassung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg<br />
(KZV BW), eines Landesverbands der Krankenkassen oder einer Ersatzkasse wird<br />
überdies nach Prüfung festgestellt, ob in einem nicht unterversorgten Planungsbereich<br />
zusätzlicher lokaler Versorgungsbedarf besteht. Vorsitzender des Landesausschusses<br />
ist Ministerialrat a. D. Dr. Lothar Güntert. In der ZBW-Serie zur Arbeit des<br />
zahnärztlichen Ehrenamts stellen wir die wesentlichen Aufgaben und die Mitglieder<br />
des Landesausschusses auf Seiten der KZV BW vor.<br />
Der Landesausschuss der Zahnärzte und Krankenkassen in Baden-Württemberg<br />
(tagt: nach Bedarf, jährlich)<br />
Im Berichtsjahr 2023 fand eine Sitzung<br />
des Landesausschusses am 24.<br />
Mai 2023 unter dem Vorsitz von Ministerialrat<br />
a. D. Dr. Lothar Güntert<br />
statt. Neben den Vertretern der Zahnärzte<br />
und der Krankenkassen nahmen<br />
auch eine Vertreterin des Ministeriums<br />
für Soziales und Integration BW, ein<br />
Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Selbsthilfe behinderter Menschen<br />
BW e. V. eine Vertreterin des<br />
Landkreistags BW sowie eine Vertreterin<br />
des Städtetags BW an der Sitzung<br />
teil.<br />
Der Landesausschuss hat den zum 31.<br />
Dezember 2022 erstellten Bedarfsplänen<br />
nach Beratung zugestimmt. Trotz<br />
eines Versorgungsgrads von 49,4 Prozent<br />
wurde die Versorgung des Planungsbereichs<br />
Enzkreis (KFO) nicht<br />
als tatsächliche Unterversorgung ein<br />
gestuft, insbesondere aufgrund der<br />
sehr guten Versorgung des nahe gelegenen<br />
Planungsbereichs Pforzheim.<br />
Im ZBW erfolgte ein Hinweis, dass die<br />
Bedarfspläne bei den Bezirksdirektionen<br />
eingesehen werden können und auf<br />
der Homepage der KZV BW veröffentlicht<br />
sind.<br />
Auf einstimmigen Beschluss des Landesausschusses<br />
besteht kein zusätzlicher<br />
Versorgungsbedarf i. S. des § 6a der Bedarfsplanungsrichtlinie<br />
ZÄ.<br />
Ferner wurden die Einwohnerzahlen besprochen.<br />
Es ist ein Anstieg im Jahr<br />
2022 aufgrund des starken Zustroms<br />
von Flüchtlingen zu verzeichnen. Geflüchtete<br />
aus der Ukraine haben Zugang<br />
zum GKVLeistungskatalog. Dies kann<br />
zu einem veränderten Versorgungsbedarf<br />
führen. Verschiedene Informationen<br />
zur Bevölkerungsentwicklung in<br />
BW wurden zur Kenntnis gegeben, um<br />
diese Entwicklung zu beschreiben. Eine<br />
weitere Beschlussfassung hierzu erfolgte<br />
nicht.<br />
Aufgaben der Mitglieder:<br />
• Mitwirkung als von der KZV BW benanntes<br />
Mitglied in den Sitzungen<br />
des Landesausschusses<br />
• Entscheidung über den Bedarfsplan<br />
zur Sicherstellung der vertragszahnärztlichen<br />
Versorgung auf Landesebene<br />
Der Landesausschuss der Zahnärzte<br />
und Krankenkassen besteht aus neun<br />
Mitgliedern der KZV BW, jeder Bezirk<br />
ist in dem Ausschuss vertreten. Auf<br />
Vorschlag der Bezirksgruppen wurden<br />
von der Vertreterversammlung bestätigt<br />
bzw. gewählt:<br />
Guido Reiter<br />
FREIBURG<br />
Dr. Burkhard Maager, Denzlingen<br />
Mitglied der Vertreterversammlung der KZV BW<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
Dr. Peter Riedel, Freiburg<br />
Stv. Vorsitzender des Vorstands der KZV BW<br />
Mitglied des Landesausschusses
Fotos: Martn Stollberg<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
29_BERUFSPOLITIK<br />
KARLSRUHE<br />
Dr. Uwe Lückgen, Sandhausen<br />
Mitglied der Vertreterversammlung der KZV BW<br />
Vorsitzender der Bezirksgruppe Karlsruhe<br />
Vorstandsreferent für Vertrag<br />
Mitglied des Landesbeirats<br />
Vertreter in der Vertreterversammlung der KZBV<br />
Vorsitzender des Satzungsausschusses<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
Ass. jur. Christian Finster, Mannheim<br />
Stv. Vorsitzender des Vorstands<br />
der KZV BW<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
STUTTGART<br />
Dr. Rainer-Udo Steck, Winnenden<br />
Mitglied der Vertreterversammlung<br />
der KZV BW<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
Dr. Konrad Bühler, Eislingen<br />
Mitglied der Vertreterversammlung der KZV<br />
BW (bis 2022)<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
Dr. Hendrik Putze, Stuttgart<br />
Mitglied der Vertreterversammlung<br />
der KZV BW<br />
Vorstandsreferent für Digitales<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
TÜBINGEN<br />
Dr. Bernd Stoll, Albstadt<br />
Mitglied der Vertreterversammlung<br />
der KZV BW (bis 2022)<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
Dr. Gisela Leisin-Hillebrand, Biberach<br />
Mitglied der Vertreterversammlung<br />
der KZV BW<br />
Stv. Vorsitzende der Bezirksgruppe Tübingen<br />
Mitglied des Landesbeirats<br />
Mitglied des Satzungsausschusses<br />
Mitglied des Landesausschusses<br />
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30_FORTBILDUNG<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Therapieansätze und Präventionsmöglichkeiten<br />
BRUXISMUS BEI KINDERN<br />
UND JUGENDLICHEN<br />
Foto: Adobe Stock/Radarani<br />
Unter Bruxismus wird der Verlust von Zahnhartsubstanz<br />
durch Reiben, Knirschen (dynamische Komponente)<br />
oder Pressen (statische Komponente) der<br />
Zähne verstanden. Das Phänomen kann sowohl<br />
tagsüber als auch nachts auftreten 28 . Es wird<br />
als multifaktoriell verursacht beschrieben 18 ,<br />
was seine Entstehungszeit im Kindes und<br />
Jugendalter hat und zu vielfältigen Einschränkungen<br />
im Alltag führen und<br />
besonders nächtlichen Schlaf<br />
beeinträchtigen kann 2 . Im<br />
vorliegenden Artikel sollen<br />
vorhandene Therapieansätze<br />
diskutiert und nach Möglichkeiten<br />
der Prävention<br />
im Hinblick auf die<br />
genannte Altersgruppe<br />
gesucht werden.<br />
Wichtig ist zunächst, die verschiedenen Arten von nichtkariösen<br />
Zahnhartsubstanzverlusten zu unterscheiden: Erosion,<br />
Attrition und Abrasion. Dabei kennzeichnen sich Attritionen<br />
durch die Abnutzung der Zähne aufgrund von direkten<br />
Zahn-Zahn-Kontakten (Abb. 1). Abrasionen entstehen hingegen<br />
durch den Kontakt von Zähnen mit externen Gegenständen<br />
und Erosionen sind das Resultat des Kontakts der Zähne<br />
mit säurehaltigen Lebensmitteln oder Substanzen (Abb. 2) 34 .<br />
Die statische Form des Bruxismus (Pressen) kann bei Kindern<br />
anamnestisch, besonders über Fragebögen und Interviews der<br />
Eltern 36 , oder über Messgeräte erfasst werden. Dies erfolgt<br />
über EMG-Untersuchungen (EMG = Elektromyographie) in<br />
Schlaflaboren, wo die Aktivität der Kaumuskulatur während<br />
des Nachtschlafs gemessen wird 20 . Das Befragen der Eltern<br />
gilt jedoch als nicht sehr zuverlässig, während die Beobachtung<br />
im Schlaflabor zwar genauer, allerdings auch sehr aufwendig<br />
ist. Die dynamische Form des Bruxismus (Reiben,<br />
Knirschen) manifestiert sich in Form von Schlifffacetten an<br />
den Front- und Seitenzähnen und kann recht zuverlässig direkt<br />
im Mund bzw. an Studienmodellen erhoben werden 14 .<br />
PRÄVALENZ UND ÄTIOPATHOGENESE<br />
Bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter steht besonders<br />
die nächtliche unbewusste Bruxismusaktivität im Fokus.<br />
Deren Prävalenz ist hoch, die Angaben in der Literatur reichen<br />
bis zu 45 Prozent. Bei Jugendlichen ab zwölf Jahren zeigen<br />
sich bei mehr als 20 Prozent eindeutige klinische Zeichen<br />
von Bruxismus 15 . Starke Ausprägungen mit Zahnhartsubstanzverlusten<br />
bis ins Dentin finden sich bei jedem zwanzigsten<br />
Jugendlichen 12 . Die Dentinfreilegung bereits im Kindesund<br />
Jugendalter stellt immer eine schwerwiegende Form von<br />
Bruxismus dar (Abb. 3). Einmal im Kindes- und Jugendalter<br />
etablierte Bruxismusaktivitäten bleiben zudem in vielen Fällen<br />
bis ins Erwachsenenalter hinein bestehen. Damit nimmt<br />
der frühe Lebensabschnitt in der Bruxismusätiopathogenese<br />
eine Schlüsselrolle ein.<br />
Die Ursachen für Bruxismus können in lokale (periphere)<br />
oder zentrale (systemische, psychologische) unterschieden<br />
werden, aber prinzipiell wird die Ätiopathogenese als multifaktoriell<br />
beschrieben. Die durch extrinsische Faktoren zentral<br />
erhöhte Aktivität der betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />
scheint der wesentliche ätiologische Mechanismus für<br />
Bruxismus zu sein 22 . Diese gesteigerte Aktivität kann durch<br />
viele Faktoren ausgelöst werden, deren gemeinsames Merkmal<br />
ist, dass sie außerhalb des Kausystems verortet sind. Oft<br />
ist dabei Bruxismus nur das Begleitsymptom einer Grundstörung<br />
oder -erkrankung.<br />
THERAPIEOPTIONEN FÜR KINDLICHEN BRUXISMUS<br />
Da Bruxismus schon früh im Leben ein ausgeprägtes Pro blem<br />
ist und zur Chronifizierung neigt, sollte er auch präventiv angegangen<br />
bzw. therapiert werden. Da Kinder zu einer besonders<br />
schutzbedürftigen Gruppe zählen 37 , ist es jedoch schwierig,<br />
Studien mit guter Evidenz zu finden. Denn oft verhindern<br />
ethische Überlegungen die Durchführung von Studien. So<br />
verursacht z. B. die Gabe von Medikamenten zur Aktivitäts-
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
31_FORTBILDUNG<br />
1<br />
Fallstudie. Milchgebiss mit<br />
Schlifffacetten, ca. sechs Jahre<br />
alt.<br />
reduktion erhebliche Nebenwirkungen bei den ansonsten gesunden<br />
Kindern.<br />
Therapieansätze können in zwei Hauptgruppen – kausale<br />
und symptomatische – unterteilt werden. Die Kausaltherapie<br />
beschäftigt sich mit der Behandlung der Grunderkrankung<br />
bzw. der Verbesserung der überaktivierenden Lebensumstände.<br />
Bei der symptomatischen Therapie hingegen liegt der Fokus<br />
auf der Behandlung spezieller Symptome wie z. B. der<br />
Schutz der Zähne vor weiterer Attrition oder die Reduktion<br />
von Schmerzen im Kausystem.<br />
KAUSALTHERAPIE<br />
Wenn Bruxismus als Begleitsymptom einer Grunderkrankung<br />
wie z. B. ADHS, Asthma oder eines psychischen Leidens<br />
auftritt, wirkt folglich die Behandlung dieser Erkrankung<br />
reduzierend auf die Kaumuskelaktivität. So kann z. B.<br />
die medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat bei<br />
ADHS Bruxismus reduzieren 5 . Ähnlich sieht es bei Kindern<br />
aus, die an Asthma leiden. Eine Reduktion der Asthmasymptome<br />
mittels Inhalationstherapie wirkt sich positiv auf die<br />
Bruxismusaktivität aus, bei zu langer Therapiedauer jedoch<br />
auch negativ auf die Mundgesundheit 30, 31 . Auch psychische<br />
Probleme wie Angst, Stress oder Anspannung können Bruxismus<br />
auslösen. Hier können psychologische Techniken<br />
wie Entspannungstraining oder Biofeedback dabei helfen,<br />
Angst und Anspannung zu überwinden, das Problem sichtbar<br />
zu machen und am Ende auch Bruxismus zu minimieren<br />
8, 32 .<br />
Zentraler Angriffspunkt bei den ansonsten gesunden Kindern<br />
mit Bruxismus stellt die Veränderung von alltäglichen<br />
Lebensumständen dar. Alle Maßnahmen, die seelisch-mentale<br />
Belastungen reduzieren, helfen auch gegen Bruxismus.<br />
Die Coronapandemie hat exemplarisch gezeigt, wie sich familiäre<br />
Probleme, seelische Traumata oder Krankheiten innerhalb<br />
der Familie auf das Thema auswirken. Zudem ist<br />
während der COVID-19-Pandemie die Nutzung elektronischer<br />
Geräte drastisch gestiegen 21 . Das sogenannte „blaue<br />
Licht“ der alten und neuen Medien kann Probleme beim<br />
Einschlafen verursachen und die Gesamtschlafdauer reduzieren<br />
6 . Schlafstörungen oder ein unruhiger Nachtschlaf<br />
durch ständiges Aufwachen wirken sich ebenfalls negativ<br />
aus und fördern Bruxismus 3 . Faktoren, die den Nachtschlaf<br />
beeinflussen, sind Licht, die Freiheit der Atemwege oder die<br />
Temperatur im Schlafzimmer der Kinder und Jugendlichen 4 .<br />
Diese Faktoren im Umfeld der Kinder lassen sich jedoch<br />
sehr gut durch die Familien selbst regeln.<br />
Natürlich gibt es auch funktionell-anatomische Faktoren, die<br />
das Risiko für Bruxismus erhöhen, z. B. der posteriore unilaterale<br />
Kreuzbiss, der durch seine Zwangsbewegungen Attrition<br />
fördert 35 . Das bedeutet, eine Therapie mit kieferorthopädischen<br />
Apparaturen würde hier Abhilfe schaffen. Das wurde<br />
auch bei Verwendung einer MMA (Unterkiefer-Vorschubapparatur)<br />
11 oder bei der transversalen Erweiterung des Oberkiefers<br />
beobachtet 1 . Als möglicher Wirkmechanismus ist hier die<br />
Verbesserung der Atmung denkbar.<br />
Das Atemwegsmanagement spielt bei der Therapie von Bruxismus<br />
überhaupt eine zentrale Rolle. So wurde beobachtet,<br />
dass Mundatmung und Schnarchen im Zusammenhang mit<br />
nächtlichem Bruxismus stehen, eine Verbesserung der Nasenatmung<br />
verringert somit Bruxismus 19 . Ein ähnlicher Effekt<br />
wurde nach Adenotonsillektomie beobachtet, hier trat postoperativ<br />
eine Verbesserung der schlafbezogenen Atemprobleme<br />
auf und daraus resultierend eine Reduktion von Bruxismus<br />
7 .<br />
SYMPTOMATISCHE THERAPIE<br />
Die Gabe von aktivitätsreduzierenden Medikamenten stellt<br />
immer eine rein symptomatische Therapieoption dar. Das<br />
Problem dabei ist, dass nicht nur die Bruxismusaktivität, sondern<br />
die gesamte Aktivität des Kindes und seiner Muskulatur<br />
beeinträchtigt wird. Die Therapie mit psychoaktiven Medikamenten<br />
wie Hydroxyzin, Flurazepam oder Trazodon bewirkt<br />
zwar schnell eine Reduzierung der Bruxismusaktivität 9, 25-28 ,<br />
jedoch muss auch mit signifikanten Nebenwirkungen gerechnet<br />
werden 24, 25 . In ganz schweren Fällen (z. B. bei Patienten<br />
mit Krampferkrankungen) wird im Einzelfall die Injektion<br />
von Botulinumtoxin Typ A in die Kaumuskulatur eine Verminderung<br />
der Überaktivität und damit auch der Attrition<br />
bewirken können 23, 24 .<br />
Die Schienentherapie stellt deswegen eine wirksame symptomatische<br />
Therapieoption dar, da sie die Zähne mit einem mechanischen<br />
Schutz vor weiterer Attrition bewahrt. Sie bietet<br />
sich bei Kindern und Jugendlichen allerdings nur außerhalb<br />
der Phasen des Zahnwechsels an, also vor dem sechsten oder<br />
nach dem zwölften Lebensjahr. In einer Studie mit einem<br />
achtmonatigen Beobachtungszeitraum wurden bei drei bis<br />
fünfjährigen Kindern nächtliche Aufbissplatten verwendet, in<br />
der Gruppe mit Schiene kam es zu keinem weiteren Abtrag<br />
der Zahnhartsubstanz 10 . Bei Jugendlichen kommen als weiterer<br />
nützlicher Aspekt hinzu, dass nachts getragene Schienen<br />
dem Verlust von Frontzahnrestaurationen vorbeugen, die<br />
sonst durch die erheblichen Scherkräfte verloren gehen.
32_FORTBILDUNG<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
2<br />
Zahnhartsubstanzverlust. Wechselgebiss<br />
I. Phase, Erosionen, acht Jahre alt.<br />
Ziel von Therapieverfahren wie der Physiotherapie, der myofunktionellen<br />
Therapie oder der Photobiomodulation ist<br />
größtenteils das Erreichen eines Zustands der Muskelentspannung<br />
und somit einer Linderung bestehender Beschwerden<br />
und Schmerzen 17, 29, 30 . Ähnliches kann auch die Therapie<br />
mittels Akkupunktur bewirken. Bisher wurde diese Methode<br />
aber nur bei Erwachsenen angewandt mit positivem Effekt<br />
auf die Aktivität der Kaumuskulatur und einer zusätzlichen<br />
Reduzierung der Angstzustände 33 , für Kinder gibt es bisher<br />
noch keine Studien dazu.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Bruxismus ist ein im Kindes- und Jugendalter häufiges Problem,<br />
das wegen seiner Tendenz zur Chronifizierung präventiv<br />
und therapeutisch angegangen werden muss. Die Ursachen<br />
für das Phänomen liegen überwiegend außerhalb des<br />
Kausystems und müssen dort identifiziert und kausal therapiert<br />
werden. In der zahnärztlichen Praxis kommt der symptomatischen<br />
Therapie die Aufgabe zu, die Zähne vor weiterer<br />
Attrition zu schützen und ggf. bestehende Beschwerden der<br />
Kaumuskulatur und angrenzender Strukturen zu lindern.<br />
Die Evidenzlage für wirksame Therapieempfehlungen im<br />
Kindes- und Jugendalter ist allerdings schwach.<br />
Janine Borngräber, M.Sc.,<br />
Zahnkultur – Berlin-Brandenburg<br />
Christian Hirsch, M.Sc.,<br />
Poliklinik für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe<br />
Universitätsklinikum Leipzig<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
0711 22296614<br />
info@zahnaerzteblatt.de<br />
Janine Borngräber, M.Sc.,<br />
Zahnkultur – BerlinBrandenburg<br />
3<br />
Dentinfreilegung. Attritionen bis ins Dentin, Wechselgebiss, sechs<br />
Jahre.<br />
Fotos: Prof. Dr. C. Hirsch<br />
Prof. Dr. Christian Hirsch, M.Sc.,<br />
Klinikdirektor,<br />
Poliklinik für Kinderzahnheilkunde und<br />
Primärprophylaxe,<br />
Universitätsklinikum Leipzig (UKL)
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
33_FORTBILDUNG<br />
KFO-Fortbildung im Forum Rottweil<br />
FASZINIERENDE THERAPIEN<br />
Foto: Gabriele Billischek<br />
Ende Februar trafen sich unter der Leitung von Dr. Reinhard Schugg rund 70 Teilnehmer*innen<br />
zur Fortbildung im Forum Rottweil. Referent war Prof. Dr. Andreas Filippi von der Universitätszahnklinik<br />
Basel. Der Leiter der Klinik für Oralchirurgie und des Zahnunfallzentrums gab einen<br />
Einblick in das faszinierende Therapiespektrum von Traumatologie und Zahntransplantation –<br />
speziell zugeschnitten für Fachzahnärzt*innen für Kieferorthopädie.<br />
Im Rahmen seiner Präsentation erläuterte<br />
Prof. Filippi den klassischen Workflow<br />
der Freilegung und Anschlingung<br />
aus oralchirurgischer Perspektive. Er<br />
betonte die Notwendigkeit einer interdisziplinären<br />
Absprache, um optimale<br />
Ergebnisse zu erzielen. Er unterstrich,<br />
dass die Wahl der Schnittführung maßgeblich<br />
darüber entscheide, ob ausreichend<br />
befestigte Gingiva erhalten bleibe<br />
und die Therapie erfolgreich verlaufe.<br />
ZAHNTRAUMA<br />
Nach schweren Dislokationsverletzungen<br />
komme es häufig zum sogenannten<br />
„osseous replacement“, einer Ersatzresorption<br />
der betroffenen Zähne. „Hier ist<br />
schnelles Handeln erforderlich“, unterstrich<br />
Prof. Filippi, „solche Zähne müssen<br />
im wachsenden Kiefer ab einer Infraposition<br />
von 1 mm konsequent entfernt<br />
werden, um den vertikalen Verlust von<br />
Knochen und Weichgewebe zu stoppen“.<br />
Er warnte davor, in diesen Fällen Implantate<br />
zu setzen, da das Kieferwachstum<br />
erst spät vollständig abgeschlossen sei.<br />
Als Alternative nannte er die intentionelle<br />
Replantation oder die Lockerung und<br />
ständige Bewegung der betroffenen Zähne.<br />
Für eine definitive Therapie ab einem<br />
Alter von sieben Jahren empfahl er die<br />
Transplantation von Milchzähnen oder<br />
Prämolaren. Ab einem Alter von zehn<br />
Jahren könne ein kieferorthopädischer<br />
Lückenschluss eine geeignete Maßnahme<br />
sein. Als temporäre Therapie ab 14<br />
Jahren gebe es die Möglichkeit einer Adhäsivbrücke,<br />
gegebenenfalls nach vorheriger<br />
Dekoronation.<br />
DURCHBRUCHSTÖRUNGEN<br />
Ankylose und Durchbruchstörungen<br />
bleibender Zähne waren weitere Themenfelder<br />
an diesem Fortbildungstag. Prof.<br />
Filippi gab einen Überblick über klinische<br />
und anamnestische Hinweise auf<br />
eine Durchbruchstörung sowie die Merkmale<br />
einer PFE (Primary Failure of Eruption).<br />
In solchen Fällen sei für die spätere<br />
definitive Versorgung eine Zusammenarbeit<br />
zwischen Oralchirurgie und Kieferorthopädie<br />
wichtig. Die Wahl der Therapie<br />
werde dabei von der Compliance der<br />
Patient*innnen, seinem Alter, den verfügbaren<br />
Therapieoptionen sowie der<br />
klinischen Situation beeinflusst.<br />
ZAHNTRANSPLANTATION<br />
Indikationen für eine Zahntransplantation<br />
seien Zahnverlust durch Karies, Unfälle<br />
oder Nichtanlage. Geeignet seien<br />
zweite oder dritte Molaren vor Abschluss<br />
des Wurzelwachstums, Prämolaren und<br />
Milcheckzähne. „Der richtige Zeitpunkt<br />
ist entscheidend für den Erfolg“, betonte<br />
Prof. Filippi. Das Kronen-Wurzel-Verhältnis<br />
sollte mindestens 1:1 betragen<br />
und das apikale Foramen weit offen sein.<br />
Auch hier sei eine enge interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit von Expert*innen der<br />
Kieferorthopädie, Endodontie sowie<br />
Chirurgie unerlässlich. Die Langzeiterfolgsquoten<br />
lägen bei Weisheitszähnen<br />
und Prämolaren bei über 90 Prozent und<br />
bei Milcheckzähnen bei über 75 Prozent.<br />
DENTAL APPS<br />
Abschließend stellte Prof. Filippi einige<br />
Apps vor, die in der Zahnarztpraxis unverzichtbar<br />
sind, und erläuterte deren<br />
Funktion und Anwendungsgebiete.<br />
Gastgeber Dr. Reinhard Schugg zeigte<br />
sich in seinem Resümee erfreut über die<br />
rege Teilnahme am Forum Rottweil und<br />
die positiven Rückmeldungen. Dies unterstreiche<br />
den Wert der Veranstaltung<br />
als Plattform zum Austausch von Fachwissen<br />
und als Forum für die Diskussion<br />
aktueller Entwicklungen in der<br />
Zahnmedizin. Gabriele Billischek
34_KOMMUNIKATION<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Info-Clips zu KZV BW und LZK BW<br />
KURZ UND KNAPP:<br />
GEBALLTE INFOS IN 60 SEKUNDEN<br />
„Kammer und KZV – ist das nicht der gleiche Laden?“ Diese aus dem Leben gegriffene<br />
Frage zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, über die unterschiedlichen Aufgaben<br />
der beiden Körperschaften zu informieren. Aber auch über die Themenbereiche,<br />
die sie mittlerweile gemeinsam bestreiten. Um die Aufgaben, Serviceangebote<br />
und Organisationsstrukturen von KZV BW und Kammer kompakt und kurzweilig<br />
darzustellen, veröffentlichen die Körperschaften in einem Gemeinschaftsprojekt<br />
zwölf Info-Clips in den sozialen Medien.<br />
Foto: AdobeStock/FarknotArchitect; composing LZK BW<br />
Abbildungen: KZV BW<br />
Hingucker. Die Info-Clips vermitteln viele wichtige Fakten zu den zahnärztlichen Körperschaften. Modern und mit schnellen Schnitten<br />
wenden sie sich vor allem an eine junge Zielgruppe.<br />
Wissen junge Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
eigentlich, wofür die beiden Körperschaften<br />
KZV BW und LZK BW stehen?<br />
Wie diese organsiert sind und wohin<br />
man sich wenden muss, um sich ins<br />
Zahnärzteregister einzutragen? Wer ist<br />
die richtige Ansprechperson bei Fragen<br />
zur Praxisführung? Wie funktioniert das<br />
eigentlich mit der Abrechnung und wo<br />
bekommt man Informationen und individuelle<br />
Beratung, wenn man sich niederlassen<br />
möchte? Vermutlich wissen es<br />
die wenigsten - das kann sich jetzt aber<br />
ändern. Denn LZK BW und KZV BW veröffentlichen<br />
in intensiver Zusammenarbeit<br />
zwischen Ehrenamt und Verwaltung<br />
zweimal sechs Info-Clips, die sich genau<br />
mit diesen Themen beschäftigen.<br />
SOCIAL MEDIA<br />
Die kurzweiligen und kompakten Clips<br />
zielen auf ein junges Publikum – Studierende<br />
der Zahnmedizin sowie Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte, die gerade ins<br />
Berufsleben einsteigen. Aus diesem<br />
Grund werden die Clips bewusst auf<br />
den sozialen Medien ausgespielt. Bei<br />
der Veröffentlichung wird darauf geachtet,<br />
dass Kammer- und KZV-Filme<br />
aufeinander Bezug nehmen und untereinander<br />
verlinkt sind. Um auch<br />
Youtube Shorts (ein Sonderformat mit<br />
großer Reichweite) nutzen zu können,<br />
dürfen die Filme nicht länger als 60 Sekunden<br />
sein. Eine große Herausforderung<br />
für die beiden Arbeitsgruppen von<br />
Kammer und KZV BW, die eine Fülle an<br />
Informationen in jeweils sechs Unterthemen<br />
und dann in knackige Dialoge<br />
verpacken mussten. Für beide Körperschaften<br />
war die Zusammenarbeit mit<br />
ihren ehrenamtlichen Arbeitsgruppen<br />
der Garant für den Erfolg der Filme.<br />
Denn wenn junge Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte selbst die Themen definieren,<br />
die Inhalte festlegen und den Entstehungsprozess<br />
begleiten, kann die<br />
Zielgruppe bestmöglich angesprochen
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
35_KOMMUNIKATION<br />
Abbildungen: LZK BW<br />
Insiderwissen. Wichtig war es zu Beginn zunächst die Themen zu definieren, die als unerlässlich angesehen wurden, um die beiden<br />
Körperschaften in allen ihren Aufgabenbereichen und Strukturen zu erfassen.<br />
werden. Die Idee des Filmprojekts wurde<br />
im ZBW 10/2023 bereits vorgestellt.<br />
JUNG UND SCHNELL<br />
Alle zwölf Filme wurden in Zusammenarbeit<br />
mit dem Cherry Tales Filmatelier,<br />
Neckarsulm, erstellt. Dadurch konnte<br />
den Reihen à sechs Filmen eine einheitliche<br />
Optik und Bildsprache gegeben<br />
werden. Die Grundidee: Zwei befreundete<br />
Zahnärztinnen bzw. -ärzte tauschen<br />
sich im Onlinechat über Fragen<br />
und Herausforderungen beim Berufsstart<br />
aus. Zentrale Gestaltungselemente<br />
wie Hochformat, Sprechblasen, Emojis<br />
und die vielen schnellen Schnitte der Videoclips<br />
gehen auf den Textnachrichten-Dialog<br />
zurück, wie er beispielsweise<br />
bei WhatsApp üblich ist.. Die Clips wurden<br />
professionell eingesprochen und<br />
vertont. Auch die grafische Animation<br />
macht sie zu einem Erlebnis. In jedem<br />
Film werden über die Social-Media-Kanäle<br />
Links zu den Seiten von LZK und<br />
KZV angeboten. Das vermeidet Medienbrüche<br />
und gibt den Zuschauern wichtige<br />
Infos direkt „an die Hand“. Auch<br />
wenn sich das Angebot an junge Menschen<br />
wendet, sind die Info-Clips für<br />
alle Altersgruppen sehenswert und informativ.<br />
Klicken Sie doch mal rein!<br />
Kerstin Sigle, Jenny Dusche<br />
INFO<br />
Alle Info-Clips<br />
können im You-<br />
Tube-Kanal der<br />
KZV BW bzw. der<br />
LZK BW angeschaut<br />
werden.<br />
Sie werden außerdem<br />
auf facebook,<br />
Instagram und auf<br />
den Websites der<br />
Körperschaften<br />
veröffentlicht.
36_PRAXIS<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Teil 2: Endodontologie und die GOZ<br />
DEFIZITE<br />
In der letzten Ausgabe haben wir am Beispiel<br />
einer typischen endodontischen Behandlung<br />
begonnen, die Defizite der Gebührenordnung<br />
anhand einzelner Gebührenziffern zu erläutern.<br />
Gerade bei den Wurzelkanalbehandlungen lassen<br />
sich diese besonders deutlich aufzeigen.<br />
Foto: Adobe Stock/Alex Mit<br />
Maßnahmen zur Dekontamination eines<br />
(von Hand oder maschinell) aufbereiteten<br />
Wurzelkanals mittels Kombination<br />
aus elektrophysikalischen und<br />
chemischen Verfahren werden mit der<br />
Gebührennummer 2420 GOZ je Kanal<br />
und Sitzung honoriert. Dabei erfolgt<br />
die Desinfektion zum Beispiel mit Hilfe<br />
von in Ultraschallschwingung versetzter<br />
Kanalinstrumente in Verbindung<br />
mit Spüllösungen.<br />
Der Zuschlag für das Anwenden eines<br />
OP-Mikroskops (GOZ 0110) kann nur<br />
bei den Leistungen nach den Nummern<br />
2360, 2410, 2440... berechnet werden.<br />
Ähnliches gilt für den Zuschlag eines<br />
Lasers (GOZ 0120), dieser kann nur bei<br />
den Leistungen nach den Nummern<br />
2410... berechnet werden. Als selbständige<br />
Leistung ist die Laseranwendung<br />
auch im Rahmen der Endodontie analog<br />
zu liquidieren.<br />
Die Leistung „Füllung eines Wurzelkanals“<br />
nach der Gebührennummer 2440<br />
GOZ beinhaltet das Füllen des Wurzelkanals<br />
mittels entsprechender plastischer<br />
und/oder konfektionierter Wurzelfüllmaterialien<br />
(z. B. Sealer, Guttaperchaspitzen).<br />
Bei einer dentinadhäsiven Verankerung<br />
der Wurzelfüllung im Kanal ist die Geb.-<br />
Nr. 2197 zusätzlich berechnungsfähig.<br />
Der zusätzliche Aufwand bei speziellen<br />
Kondensationstechniken ist über die<br />
Wahl des Steigerungsfaktors zu regeln.<br />
Der Verschluss atypisch weiter apikaler<br />
Foramina unter Verwendung von MTA<br />
(Mineral Trioxid Aggregate) wird in den<br />
Fällen, in denen ohne apikalen Verschluss<br />
(Apexifikation) eine ordnungsgemäße<br />
Wurzelfüllung nicht möglich<br />
ist und insofern der apikale Verschluss<br />
eine nach Art, Material- und apparativem<br />
Einsatz selbstständige Leistung<br />
darstellt, gemäß § 6 Abs. 1 GOZ analog<br />
berechnet.<br />
Aus grundsätzlichen Erwägungen<br />
empfehlen die Zahnärztekammern<br />
keine konkrete Analoggebühr. Der<br />
PKV-Verband hält als Analoggebühr<br />
die GOZ-Nr. 2060 für angemessen. Der<br />
Verschluss innerhalb des Parodontiums<br />
gelegener Perforationen des Wurzelkanalsystems<br />
stellt eine selbstständige<br />
Leistung dar und wird gemäß § 6<br />
Abs. 1 GOZ analog berechnet. Aus<br />
grundsätzlichen Erwägungen empfiehlt<br />
die BZÄK keine konkrete Analoggebühr.<br />
Der PKV-Verband hält als Analoggebühr<br />
die GOZ-Nr. 2060 für angemessen.<br />
Die Entfernung frakturierter<br />
Wurzelkanalinstrumente aus dem<br />
Wurzelkanalsystem stellt eine selbstständige<br />
Leistung dar und wird gemäß<br />
§ 6 Abs. 1 GOZ analog berechnet.<br />
Aus grundsätzlichen Erwägungen<br />
empfehlen die Zahnärztekammern<br />
keine konkrete Analoggebühr. Der<br />
PKV-Verband hält als Analoggebühr<br />
die GOZ-Nr. 2300 (Entfernung eines<br />
Wurzelstiftes) für angemessen. Das erschwerte<br />
Aufsuchen verengter Wurzelkanaleingänge<br />
und das Überwinden<br />
natürlicher Hindernisse bei der Aufbereitung<br />
des Wurzelkanals (Dentikel,<br />
Obliterationen, Verengungen, Krümmungen<br />
etc.) sowie natürlicher oder iatrogener<br />
Stufen stellen keine selbstständigen,<br />
analog zu berechnenden<br />
Leistungen dar, sondern sind mit der<br />
Grundleistung unter Berücksichtigung<br />
von § 5 Abs. 2 der GOZ zu berechnen.<br />
MATERIALKOSTEN<br />
Mit den Gebühren der GOZ sind<br />
grundsätzlich gemäß § 4 Absatz 3 alle<br />
Auslagen abgegolten, soweit im Gebührenverzeichnis<br />
nichts anderes bestimmt<br />
ist. Darüber hinaus sind – bezugnehmend<br />
auf das BGH-Urteil vom<br />
27. Mai 2004 (Az.: III ZR 264/03) – folgende<br />
Materialien zusätzlich berechnungsfähig:<br />
• ProRoot MTA® im Zusammenhang<br />
mit der Berechnung der GOZ-Nr.<br />
2440<br />
• Harvard MTA OptiCaps® im Zusammenhang<br />
mit der Berechnung<br />
der GOZ-Nr. 2440<br />
Alle medizinisch notwendigen selbstständigen<br />
Leistungen, die in der GOZ<br />
nicht abgebildet sind, werden nach § 6<br />
Abs 1 GOZ analog berechnet. In diesem<br />
Paragraphen heißt es: „Selbstständige<br />
zahnärztliche Leistungen, die in<br />
das Gebührenverzeichnis nicht aufgenommen<br />
sind, können entsprechend<br />
einer nach Art, Kosten- und Zeitaufwand<br />
gleichwertigen Leistung des Gebührenverzeichnisses<br />
dieser Verordnung<br />
berechnet werden.“<br />
Hierzu zählen zum Beispiel:<br />
• die photodynamische Therapie, wie<br />
z. B. Helbo oder PACT nach Wurzelkanalaufbereitung<br />
• die Entfernung einer vorhandenen<br />
Wurzelkanalfüllung (Revision)<br />
• der präendodontische Aufbau<br />
• Entfernung von intrakanalären metallischen<br />
Fremdkörpern<br />
• Glasfaserstiftaufbau nach abgeschlossener<br />
endodontischer Behandlung<br />
zur Aufnahme einer definitiven<br />
Füllung<br />
• Sterilisation eines Wurzelkanals mit<br />
Ozon<br />
• Verschluss, z. B. Via falsa oder offener<br />
Apex (Apexifiktion) mittels MTA<br />
• Auffinden oder Ausschluss zusätzlicher<br />
Kanalstrukturen, Auffinden<br />
oder Ausschluss von Rissen, Frakturen<br />
der Zahnhartsubstanz, Perforationen<br />
mittels OP-Mikroskop.<br />
Autorenteam<br />
des GOZ-Ausschusses der LZK BW
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
37_PRAXIS<br />
Aktuelle Entwicklungen und wo kann der Weg hingehen?<br />
MANUELLE WISCHDESINFEKTION<br />
SEMIKRITISCHER MEDIZINPRODUKTE<br />
Foto: AdobeStock/Serhii<br />
Die Medizinprodukte-Betreiberverordnung<br />
(MPBetreibV) besteht seit rund 30<br />
Jahren. Darin steht in § 8 Abs. 1 Aufbereitung<br />
von Medizinprodukten: „Die<br />
Aufbereitung von bestimmungsgemäß<br />
keimarm oder steril zur Anwendung<br />
kommenden Medizinprodukten ist unter<br />
Berücksichtigung der Angaben des<br />
Herstellers mit geeigneten validierten<br />
Verfahren so durchzuführen …“<br />
PRAXISFERN<br />
Für die maschinelle Desinfektion als<br />
auch für das Tauchbadverfahren gibt es<br />
eindeutige Richt- und Leitlinien. Für die<br />
manuelle Wischdesinfektion existieren<br />
entsprechende Leitlinien oder Normen<br />
nicht. Dies wurde mit der Veröffentlichung<br />
im Epidemiologischen Bulletin<br />
Nr. 44/2021 des RKI und des BfArM thematisiert.<br />
Die Behörden stellten somit<br />
klar, dass die Validierbarkeit der abschließenden<br />
Wischdesinfektion von semikritischen<br />
Medizinprodukten derzeit<br />
nicht gegeben sei. Bei Desinfektionsverfahren<br />
durch Wischen sei auf allen zu<br />
desinfizierenden Oberflächen eine manuelle<br />
mechanische Krafteinwirkung erforderlich.<br />
Diese ist nicht definiert und<br />
somit nicht für jedes aufbereitete Medizinprodukt<br />
reproduzierbar belegbar.<br />
Mit welchem Anpressdruck muss an welcher<br />
Stelle jedes unterschiedlichen Medizinprodukts<br />
mit welcher Geschwindigkeit<br />
und Dauer gewischt werden?<br />
BEWÄHRT<br />
In den letzten 22 Jahren stellte das nie<br />
ein Problem dar. Die manuelle Wischdesinfektion<br />
ist ein etabliertes Standardverfahren<br />
in der Medizin und der<br />
Zahnheilkunde. Gerade in der Zahnmedizin<br />
konnte der Erfolg unserer Bemühungen<br />
um eine erfolgreiche Hygiene<br />
während der Pandemie belegt werden.<br />
Auch von Seiten der Politik wurde<br />
dies anerkannt! Die Mitarbeitenden<br />
der Zahnarztpraxen sind entsprechend<br />
geschult und in den Praxen gibt<br />
es für diese Tätigkeit Arbeitsanweisungen.<br />
SCHUTZHÜLLEN<br />
Der Vorstand der Bundeszahnärztekammer<br />
hat in einem Schreiben vom Januar<br />
2022 das Bundesgesundheitsministerium<br />
aufgefordert, darauf hinzuwirken,<br />
dass die zuständigen Behörden<br />
das Papier zurückziehen sollen. Es wurde<br />
darin dargelegt, dass viele semikritische<br />
Medizinprodukte wie zum Beispiel<br />
digitale Röntgensensoren, Polymerisationslampen,<br />
intraorale Scanner und<br />
Kameras nicht maschinell-thermisch<br />
oder per Tauchbaddesinfektion aufbereitet<br />
werden können. Eine Anwendung<br />
von Einmalschutzhüllen führe aber<br />
dazu, dass die entsprechenden Medizinprodukte<br />
gar nicht mit der Schleimhaut<br />
in Kontakt kommen. Somit könne<br />
eine Einstufung in die Kategorie „unkritisch“<br />
erfolgen und bedarf somit keiner<br />
validierten Aufbereitung. Dieser Ansicht<br />
kann die Aufsicht aber nicht folgen,<br />
da es keine wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
gibt, ob trotz Schutzhüllen<br />
oder bei deren Abstreifen eventuell<br />
doch eine Kontamination erfolgen<br />
kann.<br />
HERSTELLERANGABEN<br />
Eine Voraussetzung für eine manuelle<br />
Wischdesinfektion ist gegeben, wenn<br />
gemäß Herstellerangaben keine maschinelle<br />
oder Tauschbaddesinfektion möglich<br />
ist. Wenn Schutzhüllen vorgesehen<br />
sind, müssen diese verwendet werden.<br />
Die Praxis muss für alle betroffenen<br />
Medizinprodukte eine Standardarbeitsanweisung<br />
erstellen, in der alle Arbeitsschritte,<br />
die verwendeten Desinfektionsmittel<br />
und -tücher sowie die Einwirkzeiten<br />
aufgelistet sind. Diese müssen<br />
regelmäßig aktualisiert und das Personal<br />
entsprechend geschult und unterwiesen<br />
sein. Entsprechende Vorlagen<br />
finden Sie im PRAXIS-Handbuch der<br />
Landeszahnärztekammer.<br />
AUSBLICK<br />
Ob bei Medizinprodukte-Praxisbegehungen<br />
dieses Vorgehen akzeptiert<br />
wird, bleibt spannend. Es ist auf jeden<br />
Fall mit einer deutlich aufgeblähten Bürokratie<br />
und weiteren Kostensteigerungen<br />
zu rechnen. Der zunehmende Personalmangel<br />
macht das sicherlich nicht<br />
einfacher. Und das alles für ein Problem,<br />
welches eigentlich gar nicht existiert!<br />
Für den Praxisführungsausschuss der LZK BW<br />
Dr. Carsten Ullrich, Mannheim
38_KULTUR<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Jubiläumsjahr 2024<br />
1300 JAHRE REICHENAU<br />
Im Jahr 2024 wird am Bodensee ein bedeutendes Jubiläum gefeiert. Vor 1300 Jahren<br />
gründete der Wanderbischof Pirmin das Kloster auf der Insel Reichenau, das im frühen Mittelalter<br />
zu einem wichtigen Zentrum für Kunst, Kultur und Politik wurde. Die Klosterinsel<br />
Reichenau wurde im Jahr 2000 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen und<br />
zählt somit zu den 1.199 herausragenden Kultur- und Naturerbestätten, die sich weltweit<br />
in 168 Ländern befinden. Die Insel hat zweifellos Einzigartiges zu bieten: Die drei erhaltenen<br />
mittelalterlichen Kirchen, die Klostergärten sowie die ottonischen Wandmalereien und<br />
bedeutenden Handschriften aus dem mittelalterlichen Skriptorium, aber auch kulinarische<br />
Genüsse sowie eine Vielzahl an Aktivitäten machen sie zu einem attraktiven Ausflugsziel.<br />
Foto: Achim Mende<br />
Foto: Foto: Achim Mende<br />
Große Landesausstellung. Höhepunkt des Jubiläumsjahrs ist<br />
die Große Landesausstellung „Klosterinsel Reichenau – Welterbe<br />
des Mittelalters“ des badischen Landesmuseums. Sie<br />
findet vom 20. April bis 20. Oktober 2024 an zwei Orten am<br />
westlichen Bodensee statt. Auf der Insel Reichenau werden<br />
die drei bedeutenden mittelalterlichen Kirchenbauten mit der<br />
rundum erneuerten Münsterschatzkammer und den neuen<br />
Klostergärten durch ein modernes Führungssystem verbunden.<br />
Das Museum Reichenau lädt zudem an interaktiven<br />
Stationen zu einem Rendezvous mit dem so fern scheinenden<br />
Mittelalter ein. Im benachbarten Konstanz erzählt eine Schau<br />
im Archäologischen Landesmuseum anhand von herausragenden<br />
Kunstwerken die ruhmreiche Geschichte der Abtei vor<br />
dem Hintergrund ihrer europaweiten Beziehungen und der<br />
monastischen Kultur am Bodensee. Höhepunkt sind die<br />
prachtvollen und selten gezeigten Handschriften aus dem<br />
Reichenauer Skriptorium. Sie gehören seit 2003 zum Weltdokumentenerbe<br />
der UNESCO (ausstellung-reichenau.de).
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
39_KULTUR<br />
Klostergärten. Schon im 9. Jahrhundert nach Christus legte Abt<br />
Walahfrid Strabo einen Garten an, dessen 24 Pflanzen er in dem<br />
gleichnamigen Gedicht „Hortulus“ beschrieb. Damit schuf er ein<br />
bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher Gartengestaltung. Anlässlich<br />
der großen Landesausstellung werden die Klostergärten<br />
nördlich des Münsters St. Maria und Markus neu gestaltet. Teile<br />
des mittelalterlichen Gartens werden nachgebaut und ein Bezug<br />
zur heutigen Gartenkultur der Insel hergestellt. Die Gärten umfassen<br />
drei Bereiche, die alle innerhalb der alten Klostermauer<br />
im sogenannten „Stillen Bezirk“ des ehemaligen Klosters liegen<br />
und teilweise archäologisch nachgewiesen sind: der Kreuzgang,<br />
die Hortuli (Gärten) mit dem Kräutergarten sowie der Mönchsfriedhof<br />
mit Obstgarten (Führungen: reichenau-tourismus.de).<br />
Foto: Helmut Scham/Internationale Bodensee tourismus gmbh<br />
Foto: Internationale Bodensee Tourismus GmbH/Helmuth Scham<br />
Köstlichkeiten von der Insel. Die Klosterinsel Reichenau ist bekannt für ihre<br />
kulinarischen Genüsse. In der Fischhandlung von Stefan Riebel erwartet Sie<br />
frischer Fisch vom Bodensee (riebels-fischdelikatessen.de). Hier finden Sie<br />
eine große Auswahl an fangfrischen Bodenseefischen wie Felchen, Hecht,<br />
Kretzer, Zander und Karpfen. Während der Sommermonate können Besucher*innen<br />
am Imbiss-Stand direkt am See hausgemachte Fischsuppe,<br />
geräucherte Felchen sowie Fischbrötchen genießen. Für frisches Gemüse<br />
empfiehlt sich ein Besuch in der Markthalle Reichenau oder im Gemüse-Pavillon<br />
(gemuesepavillon.de). Zusätzlich bietet die Fruchtinsel Banholzer<br />
(banholzer-reichenau.de) eine breite Auswahl an frischem Obst. Der Biohof<br />
Reichenau (biogemuese-gasser.de) hält saisonales Biogemüse bereit, das<br />
täglich direkt am Hof erworben werden kann. Weinliebhaber finden in der<br />
Vinothek des Winzervereins Reichenau (info.winzerverein-reichenau.de) eine<br />
große Auswahl an erlesenen Weinen zum Verkauf und können auch Weinproben<br />
genießen. Das Weingut Moser lädt ebenfalls zu Degustationen ein,<br />
um die Vielfalt und Qualität ihrer Weine zu präsentieren (moser-seewein.de).<br />
Sportliche Erlebnisse. Die Reichenau lockt nicht nur mit ihrer reichen<br />
Geschichte und malerischen Landschaft, sondern bietet auch<br />
zahlreiche Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten. Ganz gleich, ob<br />
Sie die Insel zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Boot erkunden<br />
möchten, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Für Fahrradbegeisterte<br />
gibt es auf der offiziellen Website der Reichenau (reichenau-tourismus.de/de/erleben/aktiv/radfahren)<br />
eine Liste mit Fahrradverleihern.<br />
Wenn Sie Lust auf mehr Abenteuer haben, können Sie<br />
auch mit dem Kanu, Kajak oder Stand-Up-Paddle-Board auf Entdeckungsreise<br />
gehen. Das Freizeitcenter Reichenau (freizeitcenter-reichenau.de)<br />
bietet hierfür die passenden Angebote. Für Familien, die<br />
Spaß auf dem Wasser haben möchten, bieten sich Tretbootfahrten an<br />
oder die Möglichkeit, mit einem Motorboot oder Ruderboot die<br />
Umgebung zu erkunden. Das Kanuzentrum Konstanz betreibt<br />
ebenfalls eine Kanustation auf der Insel (lacanoa-kanuschule.de).<br />
Gabriele Billischek<br />
Foto: Adobe Stock/David.Sch
40_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
IQWiG<br />
INTERNATIONALE BEDEUTUNG STEIGT<br />
Foto: Verein für Zahnhygiene<br />
Anerkennung für das Lebenswerk<br />
THOLUCK-MEDAILLE FÜR<br />
PROF. DR. JOHANNES EINWAG<br />
Prof. Dr. Johannes Einwag wird<br />
mit der Tholuck-Medaille des<br />
Vereins für Zahnhygiene e.<br />
V. ausgezeichnet. Die<br />
Auszeichnung würdigt<br />
sein bemerkenswertes<br />
Engagement und seine<br />
wegweisenden Beiträge<br />
zur Zahnheilkunde,<br />
insbesondere im Bereich der<br />
Kariesprophylaxe und der<br />
Prävention periimplantärer<br />
Entzündungen. Prof. Einwag begann sein Studium der<br />
Zahnheilkunde an der Universität Bonn und promovierte<br />
1980. Nach seiner Habilitation in Würzburg<br />
begann er seine Karriere mit Leitungsfunktionen in<br />
der Kinderzahnheilkunde und Prophylaxe. Er hatte die<br />
professionelle Leitung der Arbeitsgemeinschaft für<br />
Kinderzahnheilkunde und Prophylaxe in der Deutschen<br />
Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
(DGZMK) von 1987 bis 1991 inne, gefolgt von<br />
seiner Ernennung zum Professor im Jahr 1992. Über<br />
drei Jahrzehnte hinweg prägte er als Direktor das<br />
Zahnmedizinische Fortbildungszentrum Stuttgart und<br />
brachte innovative Fortbildungsformate für Zahnärzt*innen<br />
und ihre Mitarbeitenden ein. Er gilt als<br />
„Vater“ der Aufstiegsfortbildung zur Dentalhygienikerin<br />
bzw. zum Dentalhygieniker in Deutschland. Seine<br />
Expertise wurde als wissenschaftlicher Leiter des<br />
Deutschen Kongresses für Präventive Zahnheilkunde<br />
von 1992 bis 2012 und als Vorsitzender der Gesellschaft<br />
für Präventive Zahnheilkunde von 1996 bis<br />
2021 anerkannt. Durch über 300 Publikationen und<br />
seine Beteiligung an Standardwerken wie „Kinderzahnheilkunde“<br />
und „Professionelle Prävention in der<br />
Zahnarztpraxis“ hinterlässt Prof. Einwag einen echten<br />
Mehrwert für die Prophylaxe in Deutschland und<br />
damit auch für die Verbesserung der Mundgesundheit<br />
für alle Generationen. Verein für Zahnhygiene/IZZ<br />
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
(IQWiG) wird künftig in Europa und auch<br />
international an Bedeutung gewinnen, berichtet das<br />
Ärzteblatt. Das habe Bundesgesundheitsminister Karl<br />
Lauterbach (SPD) bei einem Besuch des Instituts in Köln<br />
prognostiziert. Als Grund nannte der Minister unter<br />
anderem die ab 2025 startende europäische Nutzenbewertung<br />
für neu zugelassene Arzneimittel und Medizinprodukte.<br />
Lauterbach hatte das IQWiG zum 20-jährigen Bestehen<br />
besucht und den Mitarbeiter*innen für ihre Arbeit gedankt.<br />
„Sie alle leisten einen wertvollen Beitrag zu einer effizienten,<br />
stärker evidenzbasierten Gesundheitsversorgung in<br />
Deutschland“, sagte er. „Ohne Ihre gute Arbeit liefen wir<br />
Gefahr, dass neue Behandlungsverfahren zu schnell und<br />
nicht sorgfältig geprüft in die Versorgung gelangten.“ Das<br />
IQWiG habe sich ganz hervorragend entwickelt und stehe<br />
dennoch gerade erst am Anfang seiner Zeit, so der Minister.<br />
„Denn der medizinische Fortschritt wird sich ja immer mehr<br />
beschleunigen.<br />
Wir werden immer<br />
mehr neue Verfahren<br />
haben und wir<br />
werden immer<br />
mehr neue Arzneimittel<br />
haben – die<br />
Zukunft des IQWiG<br />
beginnt gerade<br />
erst.“<br />
Ärzteblatt/IZZ<br />
15.674<br />
Studierende waren im Wintersemester<br />
2022/2023 in Deutschland im Fach<br />
Zahnmedizin eingeschrieben, davon<br />
waren rund 10.456 weiblich.<br />
Statista<br />
Foto: IQWIG/Ralf Baumgarten
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
41_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
»<br />
Resilienz bedeutet nicht, so zu<br />
tun, als wäre nichts. Es geht darum,<br />
sich auf das einzulassen, was ist, und<br />
anzuerkennen, dass es Teil unserer<br />
menschlichen Erfahrung ist.«<br />
Foto: Sara Norling<br />
Foto: Adobe Stock/Visual Generation<br />
Katherine May<br />
Die Autorin im Interview mit dem<br />
„Zeitmagazin”. Ihr Buch „Überwintern.<br />
Wenn das Leben innehält“ war ein<br />
internationaler Erfolg und stand<br />
monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste.<br />
Dentists for Africa<br />
sammelt 20.500 Euro<br />
SPENDEN FÜR<br />
WITWEN UND<br />
WAISEN<br />
Saatgut im Wert von<br />
15 Euro oder ein Huhn<br />
für 10 Euro können<br />
Leben verändern. Die<br />
Frauen der Witwenkooperative<br />
St. Monica<br />
Village erhalten durch<br />
die jährliche Dentists<br />
for Africa Weihnachtstombola<br />
Nahrungsmittel<br />
und zusätzliche<br />
Einnahmen für sich und ihre Kinder. In diesem Jahr sammelte Dentists<br />
for Africa insgesamt 20.520 Euro an Spenden ein. Die Gutscheine für<br />
die Sachspenden wurden hauptsächlich von deutschen Patient*innen<br />
in Zahnarztpraxen erworben. Die Weihnachtstombola in Kenia<br />
beendete zum 8. Mal das Jahr der Witwenkooperative. Am 23. Januar<br />
lösten die Frauen die Gutscheine gegen Tier- und Sachspenden ein.<br />
Die Koordinatorinnen standen vor ihrer bisher größten logistischen<br />
Herausforderung. Nie zuvor gab es so viele Gewinne wie bei dieser<br />
Tombola. Es mussten 330 Hühner, 101 Ziegen, 133 Obstbäume, 93<br />
Maistüten, 77 Nahrungspakete, 63 Pakete mit Samen und Düngemitteln,<br />
30 Pakete Zucker sowie 42 Kanister Öl gekauft werden. Der<br />
Gewinn eines Pakets mit Samen und Düngemitteln ermöglicht den<br />
Frauen, ihre Felder für eine gesamte Pflanzperiode zu bestellen. Aus<br />
den Samen werden Maispflanzen gezogen. Mais ist ein Grundnahrungsmittel<br />
in Kenia und wird zweimal im Jahr angebaut und geerntet.<br />
In einer Baumschule in Kisumu wurden Maracujasträucher, Papayaund<br />
Mangobäume gekauft. Hühner bieten Eier und Fleisch für den<br />
eigenen Verzehr oder den Verkauf. Wer eine Ziege erhält, kann sich zu<br />
den Hauptgewinnerinnen zählen. Sie liefert täglich Milch und kann die<br />
Grundlage für eine Zucht bilden.<br />
Dentists for Africa/IZZ<br />
Foto: Dentists for Africa<br />
Neues Antibiotikum Cresomycin<br />
WIRKT GEGEN MULTIRESISTENTE BAKTERIEN<br />
US-Forscher haben ein neues Antibiotikum entwickelt, das die Resistenzmechanismen<br />
vieler Bakterien überwindet, darunter auch der ESKAPE-Keime, die für<br />
schwer behandelbare Infektionen in Kliniken verantwortlich sind. Die Forscher<br />
präsentieren vielversprechende Ergebnisse aus In-vitro-Tests und In-vivo-Experimenten,<br />
jedoch stehen klinische Studien noch aus. Da sich die Ribosomen,<br />
die „3-D-Drucker“ für Proteine in den Zellen, von Bakterien und menschlichen<br />
Zellen stark unterscheiden, sind sie ein häufiger Angriffspunkt für Antibiotika. Dazu<br />
gehören Makrolide wie Erythromycin oder Clarithromycin, alle Tetrazykline, Lincosamide<br />
wie Clindamycin und auch Chloramphenicol. Diese Antibiotika sind heute häufig von<br />
Resistenzen betroffen, die sich aus Veränderungen in der Struktur der bakteriellen Ribosomen<br />
ergeben. Viele Bakterien besitzen Enzyme, die Methylreste an die Bindungsstellen der<br />
Ribosomen heften und diese dadurch unerreichbar für die Antibiotika machen.<br />
Weltweit arbeiten Labore an Möglichkeiten, diese Resistenzen zu überwinden. Das<br />
vollständig synthetisch hergestellte Antibiotikum Cresomycin zielt darauf ab, die<br />
Bindung an bakterielle Ribosomen zu verstärken, was es resistenten Bakterien<br />
erschwert, sich zu verteidigen.<br />
aerzteblatt.de/IZZ<br />
Abbildung: wikipedia
42_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Rang Anmelder [1] Anmeldungen<br />
1 Robert Bosch GmbH (Deutschland) 4.160<br />
2 Mercedes-Benz Group AG (Deutschland) 2.046<br />
3 Bayerische Motoren Werke AG (Deutschland) 1.963<br />
4 GM Global Technology Operations LLC (USA) 1.640<br />
5 ZF Friedrichshafen AG (Deutschland) 1.309<br />
6 Ford Global Technologies, LLC (USA) 1.175<br />
7 Schaeffler Technologies AG & Co. KG (Deutschland) 1.040<br />
8 Volkswagen AG (Deutschland) 1.031<br />
9 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG (Deutschland) 913<br />
10 Audi AG (Deutschland) 865<br />
Abbildung: Deutsches Patent- und Markenamt<br />
19,2<br />
von maximal 20 Punkten hat Bettina Stark-<br />
Watz inger in der Kategorie „Verständliche<br />
Bundestagsreden“ des Hohenheimer Verständlichkeitsindex<br />
erhalten. Die Bundesforschungsministerin<br />
liegt damit auf Rang 1, weit vor<br />
Kanzler Olaf Scholz (14,3) und Friedrich Merz<br />
(13). Den Index hat ein Team um den Hohenheimer<br />
Kommunikationswissenschaftler Frank<br />
Brettschneider entwickelt. Untersucht worden<br />
waren Bundestagsreden, die vergangenen<br />
Herbst gehalten wurden.<br />
Zeit online<br />
AOK Baden-Württemberg<br />
AUSSTIEG BEI X, EHEMALS TWITTER<br />
Die AOK Baden-Württemberg wird die Plattform X, ehemals Twitter,<br />
nicht mehr nutzen. Grund für die Entscheidung sind die negativen<br />
Entwicklungen auf der Plattform seit dem Eigentümerwechsel. „Fehlende<br />
Kontrolle und Moderation auf der Plattform, der zunehmend<br />
nachlässige Umgang mit Hate Speech und Fake News sowie unkommentierte<br />
irreführende Inhalte nehmen auf dem Social-Media-Kanal zu“,<br />
sagt Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-<br />
Württemberg. „Diese Entwicklungen sind nicht mit unseren Unternehmenswerten<br />
wie Demokratie und Vielfalt zu vereinbaren.“ Viele Nutzer<br />
haben der Plattform den Rücken gekehrt, beschränken ihre Aktivitäten<br />
auf ein Minimum oder stellen diese ganz ein. Die AOK Baden-Württemberg<br />
kommuniziert in Zukunft mit Medienvertreter*innen, Politiker*innen<br />
sowie Multiplikator*innen aus dem Gesundheitswesen über die<br />
Plattform Bluesky.<br />
AOK BW/IZZ<br />
Erfolgsrate 73 Prozent<br />
CHATGPT-4 KANN AUTONOM WEB-<br />
SITES HACKEN<br />
In einer aktuellen Studie konnten Forscher<br />
GPT-4 von OpenAI dazu bringen, 11 von 15<br />
Hacking-Herausforderungen unterschiedlicher<br />
Schwierigkeitsgrade zu knacken, darunter die<br />
Manipulation des Quellcodes, um Informationen<br />
von Nutzern von Webseiten zu stehlen. Die<br />
Vorgängerversion GPT-3.5, hatte nur eine<br />
Erfolgsrate von sieben Prozent. Acht andere<br />
Open-Source-KI-Modelle, einschließlich LLaMA<br />
von Meta scheiterten an allen Herausforderungen.<br />
„Einige der Schwachstellen, die wir<br />
getestet haben, können tatsächlich heute mit<br />
automatischen Scannern gefunden werden”,<br />
erklärt der Informatiker und Mitautor der<br />
Studie, Daniel Kang. „Was mich wirklich besorgt,<br />
sind zukünftige hochfähige Modelle, die in der<br />
Lage sind, autonom Hacks durchzuführen und<br />
sich selbst zu reflektieren, um verschiedene<br />
Strategien im großen Maßstab auszuprobieren.“<br />
Quelle: Nature<br />
Foto: Adobe Stock/rarrarorro
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
43_TERMINE<br />
LANDESARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR ZAHNGESUNDHEIT BADEN-WÜRTTEMBERG E. V.<br />
Zahngesundheits-Tipps für Kids – so bleiben (Kinder-)Zähne gesund –<br />
neue Fortbildungsreihe für Erzieher*innen<br />
Entstehung der Karies und Zahnbetterkrankungen, Prävention durch Mundhygiene (1. Teil)<br />
Mi, 28. Februar 2024, 14-16 Uhr<br />
Die Wirkung der Ernährung auf die Zähne, Prophylaxe durch Fluoride (2. Teil)<br />
Di, 23. April 2024, 9-11 Uhr<br />
Entstehung der Karies und Zahnbetterkrankungen, Prävention durch Mundhygiene (1. Teil)<br />
Di, 11. Juni 2024, 14-16 Uhr<br />
Ort: Web-Seminare<br />
Zahngesundheits-Tipps für Kids – so bleiben (Kinder-)Zähne gesund<br />
Mi, 06. März 2024, 9-15 Uhr<br />
Do, 16. Mai 2024, 9-15 Uhr<br />
Do, 19. September 2024, 9-15 Uhr<br />
Ort: Zahnärztehaus Stuttgart, Möhringen, Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart<br />
Die Teilnahme am Seminar ist kostenlos.<br />
Bitte geben Sie dies an Erzieher*innen Ihres Bekannten- und Patientenkreises<br />
weiter.<br />
Information und Anmeldung:<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
für Zahngesundheit<br />
Baden-Württemberg e. V.<br />
Heßbrühlstr. 7<br />
70565 Stuttgart<br />
Telefon 07 11 22 29 66-18<br />
E-Mail: info@lagz-bw.de<br />
Internet: www.lagz-bw.de<br />
DENTIMED<br />
„Ein Mosaikstein aus meinem zahnärztlichen Lebenswerk“<br />
Unverzichtbare analoge Behandlungsschritte, die im Zeitalter der volldigitalen Euphorie erfolgreiche<br />
totalprothetische Versorgungen ermöglichen.<br />
Mittwoch, 05.06. 2024 um 18:00 Uhr s.t.<br />
Referent: Prof. Dr. Alexander Gutowski, Schwäbisch Gmünd<br />
Teilnahmegebühr:<br />
85 € für Dentimed-Mitglieder<br />
25 € für Studenten<br />
185 € für Nicht-Mitglieder<br />
Fortbildungspunkte:<br />
Die Veranstaltung wird mit 3 Fortbildungspunkten<br />
bewertet.<br />
Ort:<br />
Stadthalle Göppingen<br />
Blumenstraße 21<br />
73033 Göppingen<br />
Information und Anmeldung:<br />
DENTIMED GmbH<br />
Engstlatter Weg 14<br />
70567 Stuttgart<br />
Tel.: 07 11 / 48 99 236<br />
Fax 07 11 / 48 99 237<br />
Mail: info@dentimed-gmbh.de<br />
Internet: www.dentimed.org
Akademie<br />
Fortbildungsangebot<br />
Curricula 2024<br />
Gutachtertraining Zahnärztliche/r<br />
Sachverständige/r<br />
7 Module | 99 Punkte<br />
03.05.2024 - 16.11.2024<br />
5.060 € (inkl. Abschlussseminar)<br />
Curriculum Oralchirurgie Basics<br />
5 Module | 86 Punkte<br />
07.06.2024 - 19.10.2024<br />
2.920 € (inkl. Abschlussseminar)<br />
Curriculum Dysfunktion und Schmerz<br />
9 Module | 107 Punkte<br />
14.06.2024 - 17.01.2025<br />
5.260 € (inkl. Abschlussseminar)<br />
Curriculum Funktionelle und Restaurative<br />
Rehabiliatation<br />
7 Module | 103 Punkte<br />
14.06.2024 - 29.11.2024<br />
4.660 € (inkl. Abschlussseminar)<br />
ZFA<br />
Kurs Nr. 1198<br />
Aufstiegsfortbildung | Herstellung von Provisorien<br />
und Situationsabformungen<br />
Referentinnen: Veronica Leo, ZMP, PM, u. a.<br />
Datum: 15.05.2024 - 18.05.2024<br />
Kursgebühr: 620 € (inkl. 100 € Prüfungsgebühr)<br />
Kurs Nr. 5841<br />
Aufstiegsfortbildung | Gruppen- und Individualprophylaxe<br />
Referentinnen: Nadja Pfister, ZMF, u. a.<br />
Datum: 05.06.2024 - 19.06.2024 | 2 Module<br />
Kursgebühr: 1.050 € (inkl. 100 € Prüfungsgebühr)<br />
Kurs Nr. 5835<br />
Aufstiegsfortbildung | Kombinationskurs Standard<br />
Referentinnen: Birgit Hackel, ZMF, u. a.<br />
Datum: 01.07.2024 - 19.07.2024 | 3 Blöcke<br />
Kursgebühr: 2.100 € (inkl. 300 € Prüfungsgebühr)<br />
Einzelkurse Zahnärzte/-innen<br />
Kurs Nr. 9539 | 18 Punkte<br />
Einzelkurs | Chirurgisch-regenerative Parodontitistherapie<br />
Referent/-in: Prof. Dr. Christian Graetz<br />
Dr. Sonja Sälzer, PHD<br />
19.04.2024 - 20.04.2024 | Kursgebühr: 890 €<br />
Kurs Nr. 9552 | 10 Punkte<br />
Einzelkurs | „Gute Planung und sichere<br />
Fundamente“ – erfolgreiche Prothetik im<br />
parodontal vorgeschädigten Gebiss<br />
Referent: Prof. Dr. Sven Rinke, M.Sc., M.Sc.<br />
26.04.2024 | Kursgebühr: 560 €<br />
Kurs Nr. 9557 | 5 Punkte<br />
Online | Erfolgreich behandeln, auch mit (zu) wenig<br />
Personal – wie führe ich meine Praxis in Zeiten des<br />
<strong>Fachkräftemangel</strong>s?<br />
Referent: Dr. Oliver Schäfer<br />
26.04.2024 | Kursgebühr: 265 €<br />
Kurs Nr. 9573 | 10 Punkte<br />
Einzelkurs | Die Versorgung tief subgingivaler Restaurationen<br />
mit Komposit – eine Herausforderung!<br />
Referentin: Prof. Dr. Diana Wolff<br />
27.04.2024 | Kursgebühr: 650 €<br />
Kurs Nr. 6331 | 18 Punkte<br />
Einzelkurs | Integration von chirurgischen und prothetischen<br />
Maßnahmen in der Implantologie<br />
Referenten: Dr. Jochen Klemke, M.A.<br />
Dr. Florian Troeger, M.A.<br />
14.06.2024 - 15.06.2024 | Kursgebühr: 770 €<br />
Team<br />
Kurs Nr. 9521 | 9522 | 9523 | 9 Punkte<br />
Online | Hygienemodule der Landeszahnärztekammer BW<br />
08.06.2024 9521 Modul H1<br />
22.06.2024 9522 Modul H2<br />
06.07.2024 9523 Modul H3<br />
Referenten: Dr. Carsten Ullrich | Dieter Gaukel, M.A.<br />
Kursgebühr: jeweils 190 €<br />
3 Module zusammen für 510 €, statt 570 €<br />
Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe | Lorenzstraße 7 | 76135 Karlsruhe | Fon +49 721 9181-200 | Fax + 49 721 9181-222 | fortbildung@za-karlsruhe.de<br />
Eine Einrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg | Körperschaft des öffentlichen Rechts
ZBW_4/2024<br />
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45_PERSONALIA<br />
Posthume Verleihung der Ehrennadel in Silber der BZÄK<br />
EHRUNG FÜR<br />
DR. DR. HEINRICH SCHNEIDER<br />
Posthum wurde Dr. Dr. Heinrich Schneider von der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und<br />
der Landeszahnärztekammer (LZK) Baden-Württemberg die Ehrennadel in Silber verliehen,<br />
eine Auszeichnung, die seine langjährigen und herausragenden Verdienste um den Berufsstand<br />
würdigt. Die Verleihung erfolgte auf Initiative des Vorstands der BZK Tübingen.<br />
Foto: Cornelia Schwarz/IZZ BW<br />
Ausgezeichnet. In bewegenden Worten ehrte Dr. Torsten Tomppert (l.) den verstorbenen Dr. Dr.<br />
Heinrich Schneider und überreichte die Ehrennadel an den Bruder Dr. Friedrich Schneider.<br />
Dr. Dr. Schneider, der am 20. Dezember<br />
2023 plötzlich verstorben ist, war 22 Jahre<br />
lang stellvertretender Vorsitzender der<br />
BZK Tübingen und seit 2022 ihr erster<br />
Vorsitzender. Anlässlich der außerordentlichen<br />
Vertreterversammlung der BZK<br />
Tübingen überreichte Dr. Torsten Tomppert<br />
in seiner Funktion als Präsident der<br />
LZK die Ehrennadel in Silber der deutschen<br />
Zahnärzteschaft an Dr. Friedrich<br />
Schneider, den Bruder des Verstorbenen.<br />
Dr. Tomppert würdigte dabei die zahlreichen<br />
Ämter und Verantwortungen, die<br />
Dr. Dr. Heinrich Schneider auf Landesund<br />
Bundesebene innehatte. Er beschrieb<br />
ihn als einen geradlinigen Menschen, der<br />
stets seine Meinung offen äußerte, „auch<br />
wenn es nicht immer opportun war“, so<br />
Dr. Tomppert.<br />
Cornelia Schwarz<br />
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2024<br />
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4B51<br />
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Fit für die Praxis!<br />
Speziell für jüngere Mitglieder, die in einem Angestelltenverhältnis tätig sind, gerade ihre eigene Niederlassung planen<br />
oder sich erst kürzlich als Zahnärztin oder Zahnarzt in eigener Praxis selbständig gemacht haben, wurde dieses<br />
Angebot entwickelt, um sie auf die verschiedenen Herausforderungen in der Zahnarztpraxis vorzubereiten.<br />
Der Workshop findet am Samstag, 8. Juni 2024, von 9.00 bis 19.00 Uhr im freiRaum Stuttgart statt.<br />
Seminare<br />
■ Standortwahl und Praxissuche<br />
■ Praxisführung und Praxisgestaltung<br />
■ Digitalisierung in der Zahnarztpraxis<br />
■ Gewinnung und Führung von<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
■ Betriebswirtschaft in der Zahnarztpraxis<br />
■ Existenzgründung in Krisenzeiten<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Berufsrecht, Praxisformen und Vertragsgestaltung<br />
Wie sind die Körperschaften strukturiert<br />
und wie bekomme ich Unterstützung<br />
von Kammer und KZV BW<br />
Und, und, und...<br />
Come together<br />
„grill&chill“Event<br />
am Abend auf der großen<br />
freiRaumTerrasse<br />
Veranstaltungsort<br />
freiRaum<br />
Güterstr. 4<br />
70372 Stuttgart<br />
EventLocation mit urbanem<br />
Charakter im ehemaligen GüterbahnhofAreal.<br />
Teilnahmegebühr<br />
Die Teilnahmegebühr beträgt für<br />
Frühbucher bis 8.4.2024 125 €,<br />
danach 130 € pro Person und<br />
beinhaltet alle Fachvorträge, die<br />
ganztägige Verpflegung sowie die<br />
„grill & chill“Abendveranstaltung.<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Das detaillierte Programm und<br />
das OnlineAnmeldeformular<br />
finden Sie unter:<br />
lzkbw.de<br />
kzvbw.de<br />
Haben Sie noch Fragen?<br />
Landeszahnärztekammer<br />
BadenWürttemberg<br />
Albstadtweg 9<br />
70567 Stuttgart<br />
Heiko Eisele<br />
Tel. 0711 2284512<br />
Fax 0711 2284540<br />
E-Mail: eisele@lzk-bw.de
ZBW_4/2024<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
51_ZU GUTER LETZT<br />
Karikatur: picture alliance/dieKLEINERT/Markus Grolik<br />
IMPRESSUM<br />
IMPRESSUM<br />
_Herausgeber:<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg (LZK BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
und Vorsitzender des Vorstands der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg (KZV BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
für das Informationszentrum<br />
Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />
Württemberg<br />
Eine Einrichtung der KZV BW und LZK BW<br />
_Redaktion:<br />
Cornelia Schwarz (cos) (ChR, verantw.)<br />
E-Mail: cornelia.schwarz@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-10<br />
Gabriele Billischek (Bi),<br />
E-Mail: gabriele.billischek@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Andrea Mader (am),<br />
Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg<br />
Telefon: 0711/228 45-29<br />
E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />
Dr. Holger Simon-Denoix (hsd),<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung<br />
Baden-Württemberg<br />
Telefon: 0711/78 77-229<br />
E-Mail: holger.simon-denoix@kzvbw.de<br />
_Anschrift der Redaktion:<br />
Informationszentrum Zahn- und<br />
Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />
Heßbrühlstr. 7, 70565 Stuttgart<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Telefax: 0711/222 966-21<br />
E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />
_Redaktionsassistenz:<br />
Gabriele Billischek<br />
_Layout:<br />
Armin Fischer, Gabriele Billischek<br />
_Autoren*innen dieser Ausgabe:<br />
Gabriele Billischek, Janine Borngräber,<br />
Jenny Dusche, Prof. Dr. Christian<br />
Hirsch, Andrea Mader, Alexander<br />
Messmer, Dr. Anja Moessinger, Guido<br />
Reiter, Claudia Richter, Cornelia<br />
Schwarz, Kerstin Sigle, Dr. Holger<br />
Simon-Denoix, Dr. Torsten Tomppert,<br />
Dr. Carsten Ullrich, Dr. Susanne<br />
Woitzik.<br />
_Titelseite:<br />
Abbildung: Adobe Stock /rawpixel.com ; IZZ<br />
_Rubrik Titelthema:<br />
Abbildungen: Adobe Stock: Visual<br />
Generation, Irina Strelnikova<br />
_Verantwortlich für Amtliche<br />
Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg<br />
(KZV BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert, Vorsitzender des<br />
Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Baden-Württemberg<br />
(KZV BW), KdöR<br />
_Verantwortlich für Amtliche<br />
Mitteilungen der Landeszahnärztekammer<br />
Baden-Württemberg<br />
(LZK BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />
der Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg (LZK BW), KdöR<br />
_Hinweise:<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
Ein Anspruch auf Veröffentlichung<br />
besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />
die Redaktion wird der vollen oder<br />
auszugsweisen Veröffentlichung<br />
zugestimmt.Unaufgefordert<br />
eingegangene Fortbildungsmanuskripte<br />
können nicht veröffentlicht<br />
werden, da die Redaktion nur mit<br />
wissenschaftlichen Autoren vereinbarte<br />
Fort bildungsbeiträge veröffentlicht.<br />
Alle Rechte an dem Druckerzeugnis,<br />
insbesondere Titel-, Namens- und<br />
Nutzungsrechte etc., stehen<br />
ausschließlich den Herausgebern zu.<br />
Mit Annahme des Manuskripts zur<br />
Publikation erwerben die Herausgeber<br />
das aus schließliche Nutzungsrecht,<br />
das die Erstellung von Fort- und<br />
Sonderdrucken, auch für Auftraggeber<br />
aus der Industrie, das Einstellen des<br />
ZBW ins Internet, die Übersetzung in<br />
andere Sprachen, die Erteilung von<br />
Abdruckgenehmigungen für Teile,<br />
Abbildungen oder die gesamte Arbeit<br />
an andere Verlage sowie Nachdrucke<br />
in Medien der Herausgeber, die<br />
fotomechanische sowie elektronische<br />
Vervielfältigung und die Wiederverwendung<br />
von Abbildungen umfasst.<br />
Dabei ist die Quelle anzugeben.<br />
Änderungen und Hinzufügungen<br />
zu Originalpublikationen bedürfen<br />
der Zustimmung des Autors und der<br />
Herausgeber.<br />
Bei Änderungen der Lieferanschrift<br />
(Umzug, Privatadresse) wenden Sie sich<br />
bitte an die Mitgliederverwaltung Ihrer<br />
zuständigen Bezirkszahnärztekammer<br />
_Bezugspreis:<br />
Jahresabonnement inkl. MwSt. € 60,-<br />
Einzelverkaufspreis inkl. MwSt. € 7,50<br />
Bestellungen werden von der W.<br />
Kohlhammer Druckerei GmbH +<br />
Co. KG entgegengenommen. Die<br />
Kündigungsfrist für Abonnements<br />
beträgt 6 Wochen zum Ende des<br />
Bezugszeitraumes. Für die Mitglieder<br />
der Landeszahnärztekammer Baden-<br />
Württemberg ist der Bezugspreis mit<br />
dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />
_Druck:<br />
W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG<br />
Augsburger Straße 722, 70329 Stuttgart<br />
Fridger Koltermann, Tel. 0711 3272-140<br />
E-Mail: fridger.koltermann@<br />
kohlhammerdruck.de<br />
www.kohlhammerdruck.de<br />
ISSN: 0340-3017