19.03.2024 Aufrufe

Allergien und Atemwege

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info

Mein Weg mit einem

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

FOTO

Henry Wilkens

Marion Wilkens ist Vorsitzende der Gesellschaft für Alpha-1-Antitrypsin-Mangel Erkrankte e.V. und selbst

betroffen von der seltenen Lungenerkrankungl. Sie berichtet, warum Aufklärung zu diesem Krankheitsbild

so wichtig ist und welche Rolle der Austausch Betroffener untereinander spielt.

Text Marion Wilkens

Mit 40 Jahren die Diagnose schwerer Alpha-1-

Antitrypsin-Mangel (AATM) zu erhalten, war

ein harter Schlag. Der AATM ist eine der häufigsten

seltenen Erbkrankheiten in Europa und kann bei Erwachsenen

zu schweren Lungen- und/ oder Lebererkrankungen

führen.

Bei mir wurde mit 20 Jahren ein Belastungsasthma diagnostiziert,

was daraufhin jährliche Arztbesuche beim

Pneumologen notwendig machte. Mein erstes deutliches

Symptom war Husten, aber auch alltägliche Anzeichen

wie Kurzatmigkeit beim Treppensteigen schränkten mich

zunächst leicht ein. Und das, obwohl ich viel Sport trieb

und mir sogar mein Studium mit Aerobic und anderen Fitness-Sportarten

finanziert hatte. Als ich 40 war, sagte mein

Arzt, dass die durch das Rauchen verursachten Probleme

nach zehn Jahren Abstinenz nicht mehr spürbar sein sollten.

Meine Lungenfunktionswerte sagten jedoch etwas anderes

und drei Wochen später erhielt ich nach einem Bluttest

die Diagnose Alpha-1-Antitrypsin-Mangel mit einem

Serumspiegel von 0,22 mg/dl und einem PiZZ-Genotyp.

Mein Arzt wusste kaum etwas über diese Krankheit und ich

verließ sehr verwirrt die Praxis.

Ich begann, mich selbst über das Internet zu informieren

und hatte Angst, dass ich meine beiden Kinder nicht bis

zum Erwachsenwerden würde begleiten können. Heute

weiß ich, dass man nicht unbedingt früh sterben muss und

dass man vieles tun kann, um den Verlauf der Krankheit

positiv zu beeinflussen. Behandlungen wie die Substitutionstherapie

sind zum Glück verfügbar und werden von

unserem deutschen Gesundheitssystem bezahlt. Aber auch

andere Therapien sind wichtig, zum Beispiel regelmäßiger

Lungensport, Atemtherapie, ausgewogene Ernährung, Rehabilitation

und Impfungen, um die Lunge vor Entzündungen

zu schützen, die durch Infektionen verursacht werden.

Ich lernte die für mich wichtigen Dinge: Atemtechniken

zu beherrschen, mit Atemnot im Notfall umzugehen und

Techniken zu erlernen, um meine Brust frei von Schleim

zu halten. Im Alltag aktiv zu bleiben, muskelstärkende

Übungen zu machen und die Ausdauer zu erhalten oder

möglichst zu verbessern, war für mich ebenso wichtig wie

ein gesundes Gewicht und eine ausgewogene Ernährung.

Ich habe mir auch große Sorgen um unsere beiden Kinder

gemacht. Hatte ich den Gendefekt an sie weitergegeben?

Da der Jüngste erst zwei Jahre alt war, ließen wir zuerst

meinen Mann testen, der glücklicherweise gesund war! Damit

war klar, dass unsere Kinder nur Träger der Erkrankung

sein konnten. Solange sie nicht rauchen, sind sie also nicht

besonders gefährdet, durch AATM bedingte Symptome

zu entwickeln. Weitere Untersuchungen in der größeren

Familie ergaben weitere Träger, jedoch keinen mit einem

schweren Mangel, so wie ich.

Von einer seltenen Krankheit

betroffen zu sein, die nicht

sichtbar ist, macht es schwierig,

es anderen zu erklären. Heute

habe ich viel darüber gelernt

und weiß, dass es hilft,

sich auszutauschen und

darüber zu sprechen.

Von einer seltenen Krankheit betroffen zu sein, die nicht

sichtbar ist, macht es schwierig, es anderen zu erklären.

Ich habe Ausreden gefunden, warum ich nicht mit den

anderen Fahrrad fahre, sondern lieber alleine das Auto

nehme, und lange Zeit habe ich nur wenigen Menschen

von der Krankheit und ihrer Bedeutung für mich erzählt.

Heute habe ich viel darüber gelernt und weiß, dass es

hilft, sich auszutauschen und darüber zu sprechen.

Heute weiß ich, dass man nicht

unbedingt früh sterben muss

und dass man vieles tun kann,

um den Verlauf der Krankheit

positiv zu beeinflussen.

Marion Wilkens

Vorsitzende , Gesellschaft für Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Erkrankte e.V.

Unterstützung fand ich bei der Patientenorganisation

Alpha1 Deutschland e. V., deren Vorsitzende ich nun seit

neun Jahren bin. Hier versuche ich, so vielen Alpha-1-Patienten

wie möglich zu helfen, ihre Ängste zu überwinden,

ihre Behandlung effektiv zu gestalten und ihnen

und ihren Angehörigen den Alltag zu erleichtern.

Wir setzen uns dafür ein, die Diagnose zu beschleunigen.

Spätestens sobald erste Anzeichen und Symptome auftreten,

sollte jeder getestet werden, gerade auch Menschen

mit der Diagnose COPD. Wichtig ist auch ein gleichberechtigter

Zugang der Patienten zu allen therapeutischen

Optionen, und das in ganz Europa. Wir brauchen

eine gezielte Erforschung dieser seltenen Krankheit sowie

die Entwicklung wirksamer krankheitsmodifizierender

Therapien. Letztlich wünschen wir Patienten uns

eine Heilung, auch wenn das noch ein langer Weg ist.

Weitere Informationen unter:

www.alpha1-deutschland.org

ANZEIGE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!