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Gut Aiderbichl Magazin: Leben lieben Frühling/Sommer 2024

Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.

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1/<strong>2024</strong><br />

DAS<br />

MAGAZIN<br />

FÜR UNSERE<br />

FÖRDERER<br />

UND<br />

FREUNDE<br />

Weil Tiere eine Seele haben<br />

Hufkrebs bei Pferden<br />

Wie Heilung<br />

gelingt<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück<br />

Gemeinsam<br />

haben wir das<br />

Unmögliche<br />

geschafft!<br />

Wettrennen gegen die Zeit<br />

Der grausame<br />

Überlebenskampf<br />

der Galgos<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> feiert<br />

das Jahr der<br />

KATZE<br />

Warum die Samtpfoten unsere Seele so tief berühren


Kindergeburtstag.<br />

Für kleine Tierliebhaber.<br />

Abenteuer pur mit tierischen Freunden!<br />

Infos & Anmeldung:<br />

tourismus@gut-aiderbichl.com<br />

0800 / 56 76 373<br />

Liebe <strong>Aiderbichl</strong>erinnen,<br />

liebe <strong>Aiderbichl</strong>er,<br />

Die Künstlerin Yoko Ono sagte einmal:<br />

„Ein Traum, den man allein träumt, ist<br />

nur ein Traum. Doch ein Traum, den<br />

man zusammen träumt, wird Wirklichkeit.“<br />

Diese Worte, so finde ich, lassen<br />

sich auf wunderbare Weise auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> übertragen, denn das vergangene Jahr hat<br />

wieder einmal gezeigt: Gemeinsam erreichen wir das<br />

Unmögliche! Wir stehen nicht nur Schulter an Schulter<br />

gegen das Tierleid, sondern erschaffen Refugien für Lebewesen,<br />

in denen das Wirklichkeit wird, was in der Tat<br />

vor über 20 Jahren als der Traum eines einzelnen Mannes<br />

begann. Heute träumen wir gemeinsam von einer Welt,<br />

deren Leitbild eine umfassende Humanität ist; einer Welt,<br />

in der die Schwachen geschützt sind und das <strong>Leben</strong> an<br />

sich gewürdigt und wertgeschätzt wird.<br />

In den vergangenen Monaten haben wir, liebe <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

und <strong>Aiderbichl</strong>erinnen, diesen gemeinsamen Traum<br />

wieder ein Stück mehr Wirklichkeit werden lassen. Mit Ihrer<br />

immensen Unterstützung gelang es, die finanziellen<br />

Mittel für die Anlage der Osnabrücker Tiervermittlungsstation<br />

aufzubringen. Dank Ihnen kann unser Team vor<br />

Ort jetzt ein großes Kastra tionsprojekt starten, das in<br />

rund drei Jahren das Leid der allermeisten Streuner-Katzen<br />

dort beenden wird. Ebenfalls dank Ihrer Hilfe kann<br />

der große Rinderstall auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf saniert<br />

werden, ein Projekt, das es uns ermöglichen wird, die <strong>Leben</strong>sbedingungen<br />

der Tiere auf diesem Hof noch einmal<br />

zu verbessern. Auch unsere fünf bengalischen Tiger, die<br />

ihr ganzes <strong>Leben</strong> im Zirkus verbringen mussten, können<br />

dieses Jahr ihr Für- Immer-Zuhause beziehen dank der<br />

großzügigen Hilfe eines <strong>Aiderbichl</strong>ers, der uns in Rumänien<br />

ein passendes Grundstück zur Verfügung stellte.<br />

Während ich hier sitze und diese Zeilen schreibe, suche<br />

ich nach Worten, um auszudrücken, was das vergangene<br />

Jahr für uns bedeutet hat. Es war eine Achterbahnfahrt<br />

zwischen Hoffen und Bangen; ein Kraftakt und zugleich<br />

eine Lektion in Demut und Vertrauen. So bleiben mir am<br />

Ende nur drei Worte, in denen zugleich alles liegt: Ich danke<br />

Ihnen. Ich danke Ihnen und freue mich darauf, gemeinsam<br />

mit Ihnen weiter zu träumen, immer weiter. Für eine<br />

Wirklichkeit, die wir nur gemeinsam erschaffen können.<br />

3 www.gut-aiderbichl.com<br />

4


Inhalt<br />

Geschichte einer<br />

Affenliebe<br />

Die Schimpansen in Gänserndorf<br />

sind Stars eines neuen<br />

Buches. S. 60<br />

Deggendorf –<br />

eine Vision<br />

Der Arzt Dr. Hatto<br />

Egerer schuf einen<br />

lebenswerten Ort für<br />

Tiere. S. 50<br />

Gans im Glück<br />

Das muntere Federvieh ist aus der Welt<br />

unserer Begegnungs- und Heimathöfe<br />

kaum mehr wegzudenken.<br />

S. 72<br />

Galgos – geboren,<br />

um zu sterben<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> rettet viele der<br />

spanischen Jagdhunde. S. 34<br />

Das große<br />

Flattern<br />

Die Artenvielfalt<br />

der Schmetterlinge.<br />

S. 44<br />

Maunzende<br />

Mirakel<br />

Was Mensch und Mieze<br />

schon seit Urzeiten<br />

verbindet. S. 12<br />

Schafe und Ziegen<br />

in akuter Not!<br />

Weiteren 200, teils kranken, Schafen<br />

und Ziegen droht die Obdachlosigkeit -<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> muss helfen. S. 92<br />

Endstation<br />

Hoffnung<br />

1000 Hunde aus rumänischer<br />

Tierrettung fanden ein<br />

neues Zuhause. S. 110<br />

3 Editorial<br />

6 Der Leitsatz von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Das Motto unseres Gründers<br />

Michael Aufhauser<br />

8 „Was wir beginnen, führen<br />

wir auch zu Ende!“<br />

Ein Gespräch mit Stiftungs -<br />

vorstand Dieter Ehrengruber<br />

12 Mysteriöse Herzensbrecher<br />

Was uns Menschen an Katzen<br />

so fasziniert und berührt<br />

24 Fohlenrettung<br />

Sechs Pferdchen fanden auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ein Zuhause<br />

28 Tiersprechstunde<br />

Fragen an unsere Experten von<br />

der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

34 Hoffnung für die Galgos<br />

Auf <strong>Leben</strong> und Tod: das Schicksal<br />

der spanischen Jagdhunde<br />

44 Schillernde Wesen<br />

Vom Zauber der Schmetterlinge<br />

50 Ein Traum wurde wahr<br />

Die visionäre Geschichte von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

56 Willkommen auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>!<br />

Fünf unserer Neuankömmlinge<br />

60 Die Kraft der Vergebung<br />

Wie Affen verzeihen lernen<br />

62 „Wir sind Tieren verpflichtet“<br />

Ein Gespräch mit dem Tierethiker<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm<br />

66 Kuh und Kalb in Sicherheit<br />

Hermina und Glücka fanden ein<br />

neues Zuhause<br />

68 <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tiervorsorge<br />

Wie für ältere Menschen gut für<br />

ihren Liebling vorsorgen<br />

72 Gans im Glück<br />

Eine Ode an das feine Federvieh<br />

78 <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> liebt …<br />

Die schönsten Angebote auf<br />

unseren Höfen<br />

84 Schwein gehabt<br />

Ferkel Alfred im Glück<br />

86 Wo die Liebe Heimat findet<br />

Sondervermittlung Osnabrück<br />

90 Ein letzter Wunsch wird wahr<br />

Die schwer kranke Regina und ihr<br />

Wiedersehen mit Katze Lisa<br />

92 Hilfe für Schafe und Ziegen<br />

200 Tiere könnten obdachlos<br />

werden – Zeit zum Handeln!<br />

96 Wir suchen Paten<br />

Unterstützen Sie Fridolin, Daisy,<br />

Ivanhoe und viele andere!<br />

102 Mit Herz schenken<br />

Der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Online-Shop<br />

104 <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Forschung<br />

Diagnose Hufkrebs: Heilung<br />

dank moderner Medizin<br />

110 Fellnase sucht …<br />

Die Hunde vom <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Shelter in Rumänien<br />

114 Kurz & bündig<br />

Neuigkeiten von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

118 Nachruf für Carmen und Fifi<br />

Zwei besondere Schimpansen<br />

haben uns verlassen<br />

120 Die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Höfe<br />

Unsere Heimathöfe in 6 Ländern<br />

Europas<br />

122 Impressum<br />

4 5


Leitsatz<br />

„Auch wenn es<br />

gelänge, die Tiere vor<br />

uns zu schützen,wir hätten<br />

nichts erreicht.<br />

Erst wenn es gelingt,<br />

die Tiere nicht mehr<br />

schützen zu müssen, sind<br />

wir am Ziel.<br />

Dann haben wir etwas<br />

verändert: uns!“<br />

Michael Aufhauser, Gründer von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

6 7


Interview<br />

IMMER IM EINSATZ<br />

Seit mehr als 20 Jahren setzt sich<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber für aktiven<br />

und gelebten Tierschutz ein.<br />

Er sagt: „Es geht nicht darum, ein<br />

Tier oder 100 Tiere zu retten –<br />

sondern auch darum, unseren<br />

Umgang mit Tieren nachhaltig<br />

zu verändern.“<br />

„Was wir beginnen,<br />

führen wir auch<br />

zu Ende!“<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist kein Ort der leeren Worte –<br />

sondern ein Ort, an dem Taten zählen und<br />

Tierschutz gelebt wird<br />

Gleich drei Mammut-Projekte<br />

hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> im vergangenen<br />

Jahr gestemmt –<br />

ein unvorstellbarer Kraftakt,<br />

der auch immensen persönlichen<br />

Einsatz erforderte. Hier spricht<br />

Geschäftsführer und Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber über ein Jahr voller<br />

Hoffnungen und Wunder …<br />

Das vergangene Jahr war ein Kraftakt …<br />

Dieter Ehrengruber: In der Tat! Wir<br />

haben vieles angeschoben, haben Pläne<br />

geschmiedet, Projekte begonnen, deren<br />

Ende damals nicht absehbar war oder<br />

besser: nicht absehbar sein konnte. Denn<br />

gerade im Tierschutz entwickeln die Dinge<br />

oftmals ihre eigene, unkalkulierbare<br />

Dynamik. Eine scheinbar simple Tierrettung<br />

etwa kann sich schnell als Massen-<br />

Notfall entpuppen, der Hunderte von<br />

Tieren umfasst, die alle untergebracht<br />

und zum Teil intensiv tierärztlich betreut<br />

werden wollen. Das haben wir gerade bei<br />

der Rettung von über 300 Schafen und<br />

Ziegen im Allgäu erlebt. Aber eben dafür<br />

steht <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>: Wir knicken nicht<br />

ein, und wir fallen nicht um, wenn es hart<br />

auf hart kommt. Wir stehen zu unserem<br />

Wort. Immer. Was wir beginnen, bringen<br />

wir auch zu Ende.<br />

Etwa die Unterbringung von<br />

fünf ehemaligen Zirkus-Tigern?<br />

Dieter Ehrengruber: Absolut! Keine andere<br />

Institution wollte sich damals der<br />

Tiere annehmen – ihre Unterbringung ist<br />

aufwendig und erfordert sehr spezielle<br />

Sicherheitsmaßnahmen. Aber darf man<br />

deswegen wegsehen? Wir auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

waren uns einig: auf gar keinen Fall!<br />

Bengal-Tiger sind wie alle anderen Tigerarten<br />

auch vom Aussterben bedroht.<br />

Wenn wir als Menschen jetzt nicht eingreifen,<br />

werden die Kinder unserer Kinder<br />

aufwachsen in dem Wissen, dass wir<br />

nichts getan haben, um diese wahrhaft<br />

majes tätischen Geschöpfe zu bewahren,<br />

als es noch eine Chance für ihr Überleben<br />

gab. So etwas kann und will ich nicht mit<br />

meinem Gewissen vereinbaren – nur, weil<br />

die Rettung dieser Tiere ein wenig aufwendiger<br />

ist. Denn am Ende geht es um<br />

das große Ganze – um die Welt, die wir<br />

hinterlassen. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hat sich seit<br />

jeher auch für den Schutz bedrohter und<br />

seltener Arten eingesetzt. Auf unseren<br />

Höfen leben weiße Barockesel, Zackelschafe<br />

– und auf einer Außenstelle in Rumänien<br />

demnächst auch fünf Bengal-Tiger.<br />

Ihr aller <strong>Leben</strong> ist in demselben Maße<br />

schützenswert.<br />

Die Tiger haben also ihr<br />

Für-Immer-Zuhause gefunden?<br />

Dieter Ehrengruber: Ja. Dank der großzügigen<br />

Unterstützung eines langjährigen<br />

<strong>Aiderbichl</strong>ers haben wir die Möglichkeit erhielten<br />

wir die Möglichkeit, die Tiere auf<br />

einem großen Gelände in Rumänien unterbringen<br />

zu können. Die Pläne sind abgesegnet,<br />

alle Bewilligungen liegen vor und der<br />

Bau kann nun starten. Die Fläche umfasst<br />

mehrere Hektar Land, es gibt natürliche Kletter-<br />

und Versteckmöglichkeiten, um den Tigern<br />

sowohl Ruhe als auch genügend Anregung<br />

zu bieten. Damit konnten wir eines<br />

der ungewöhnlichsten Tierschutzprojekte<br />

8 9


der vergangenen Jahre im allerbesten Sinne<br />

abschließen. Und es ist nicht das einzige …<br />

Sie spielen an auf die Sanierung<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf …<br />

Dieter Ehrengruber: Genau! Der große<br />

Rinderstall und die Ausläufe mussten dringend<br />

instand gesetzt werden, das Dach<br />

war undicht, die Abtrennungen der Stallbereiche<br />

teilweise kaputt. Dank der finanziellen<br />

Hilfe vieler <strong>Aiderbichl</strong>er:innen kann<br />

jetzt mit den Baumaßnahmen begonnen<br />

werden. Das ist eine gigantische Erleichterung<br />

– zu wissen, dass wir diese Hürde gemeinsam<br />

genommen haben. Der neue<br />

Stall wird nicht nur die <strong>Leben</strong>s- und Haltungsbedingungen<br />

der Rinder auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Iffeldorf noch einmal verbessern<br />

– er bietet auch mehr Platz. So haben wir<br />

die Möglichkeit, weitere Tiere aufzunehmen,<br />

insbesondere Rinder mit Beeinträchtigungen<br />

etwa. Unser Team in Iffeldorf betreut<br />

seit Jahren unter anderem eine Herde<br />

mit blinden Rindern; diese Tiere haben<br />

besondere Bedürfnisse, auf die wir uns<br />

dort eingestellt haben. Von diesem Wissen<br />

und dieser Betreuung können in Zukunft<br />

noch mehr Tiere profitieren – Tiere, die<br />

ansonsten einfach keine Chance haben.<br />

„Wir stehen zu unserem Wort –<br />

und fallen nicht um, wenn es<br />

hart auf hart kommt!“<br />

Dieter Ehrengruber<br />

Dringender Handlungsbedarf bestand<br />

auch bei der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Tiervermittlungsstation in Osnabrück …<br />

Dieter Ehrengruber: In der Tat! Noch Ende<br />

2023 haben wir hier auf ein Wunder gehofft:<br />

Der Pachtvertrag läuft dieses Jahr aus,<br />

gleichzeitig steigt die Anzahl der Tiernotfälle<br />

buchstäblich ins Unermessliche. In Krevinghausen<br />

waren alle Plätze belegt, selbst<br />

im Umland oder bei privaten Pflegestellen<br />

gab es keine Möglichkeit mehr, Tiere unterzubringen.<br />

Das Problem waren – und sind<br />

– insbesondere die Katzen. Seit die Gebührenordnung<br />

der Tierärzte 2022 erhöht wurde,<br />

sind die Tierarztkosten teilweise um bis<br />

zu 30 Prozent gestiegen – die Menschen<br />

sparen, wo sie können. Und das vielfach<br />

ausgerechnet an der Kastration freilaufender<br />

Katzen. Mit fatalen Folgen: Unser Team<br />

in Osnabrück bekommt nahezu täglich Anfragen,<br />

ob noch Platz frei sei für eine weitere<br />

trächtige Katze, für einen weiteren Wurf<br />

unterversorgter, kranker Kätzchen. Doch<br />

mit einem auslaufenden Pachtvertrag waren<br />

uns die Hände gebunden, wir konnten<br />

weder vor noch zurück. Und dann geschah<br />

tatsächlich das Wunder: Dank der immensen<br />

Unterstützung einiger <strong>Aiderbichl</strong>er:innen<br />

kamen genug Spenden zusammen, die uns<br />

jetzt den Kauf der Vermittlungsstation ermöglichen.<br />

Und nicht nur das: Der Ausbau<br />

des vorhandenen Rohbaus kann in die<br />

Planungsphase gehen. Das bedeutet: Wir<br />

haben Platz für Katzen, die ohne unsere Hilfe<br />

zugrunde gehen würden. In Osnabrück<br />

dürfen sie nun heilen an Körper und Seele,<br />

sie dürfen ihre Kätzchen in einer sicheren<br />

Umgebung zur Welt bringen, und die wiederum<br />

dürfen wir sicher begleiten, bis sie alt<br />

genug sind, um in ihr eigenes Für-Immer-<br />

Zuhause vermittelt zu werden.<br />

Drei Mammut-Projekte hat<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> gerade abgeschlossen –<br />

was empfinden Sie dabei?<br />

Dieter Ehrengruber: Ich habe in den über<br />

20 Jahren seit der Gründung von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

mehrere Tausend Tierrettungen<br />

begleitet und erlebt. Bis heute berührt<br />

mich jedes einzelne dieser Schicksale auf<br />

seine ganz eigene Weise. Sie fragen, was<br />

ich empfinde? Ich empfinde Dankbarkeit –<br />

eine unendliche, tiefe Dankbarkeit für die<br />

Hilfe aller <strong>Aiderbichl</strong>er:innen, die so unverbrüchlich<br />

an unserer Seite stehen und<br />

kämpfen, wirklich kämpfen, um jedes Tier,<br />

um jedes <strong>Leben</strong>, das wir retten können;<br />

die unsere Vision teilen von einer Welt, in<br />

der Menschen nicht wegsehen, sondern<br />

eingreifen und handeln zum Wohle der<br />

Schwächeren. Und ich empfinde Demut –<br />

vor dem, was wir gemeinsam geleistet<br />

haben. Und vor dem, was noch kommen<br />

wird. Drei große Projekte haben wir gerade<br />

zum Abschluss gebracht – wir haben zu<br />

Ende geführt, was wir begonnen haben.<br />

Und jetzt geht es weiter: In Osnabrück und<br />

Salzburg starten wir ein umfassendes Kastrationsprojekt,<br />

um das Leid der Katzen<br />

endgültig zu beenden. In Spanien unterstützen<br />

wir die Rettung der Galgos und<br />

Podencos, deren Schicksal so fürchterlich<br />

ist, dass die Bilder mir persönlich Albträume<br />

bereiteten. In Zusammenarbeit mit der<br />

Sandgrueb-Stiftung in Egg gelang uns gerade<br />

die Heilung von Hufkrebs bei Pferden,<br />

einer Erkrankung, die noch immer oft einem<br />

Todesurteil gleichkommt. Also – ja,<br />

wir haben viel bewegt. Aber am Ziel sind<br />

wir erst, wenn Tiere unseren Schutz gar<br />

nicht mehr bedürfen. Dann haben wir die<br />

Welt für immer verändert. Und die Kinder<br />

unserer Kinder werden aufwachsen in dem<br />

Wissen, dass wir aufgestanden sind und<br />

gekämpft haben – für all das, was schützenswert<br />

und kostbar ist.<br />

EIN MANN DER<br />

STARKEN TATEN<br />

Kann Tierschutz die Welt<br />

verändern? „Ja“, sagt<br />

Stiftungsvorstand Dieter<br />

Ehrengruber. „Denn jedes Mal,<br />

wenn wir ein Tier retten, retten<br />

wir die Welt – indem wir die<br />

Herzen der Menschen daran<br />

erinnern, was Liebe ist und<br />

was Mitgefühl bedeutet.<br />

Das ist die Grundlage, auf<br />

der alles andere erwachsen<br />

kann und muss.“<br />

10 11


Dossier<br />

Mysteriöse<br />

Herzensbrecher<br />

Katzen sind die beliebtesten Haustiere – rund 17 Millionen Stubentiger leben allein<br />

in Deutschland und Österreich. Grund genug für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, <strong>2024</strong> das Jahr der<br />

Katze zu feiern. Denn in der Tat vermag kaum ein Wesen unsere Seele so tief zu<br />

berühren. Eine Liebeserklärung an alle Samtpfoten …<br />

12 13


KATZENSPRACHE<br />

Eine Samtpfote kann nicht nur<br />

schnurren, sondern auch gurren oder<br />

miauen. Forscher unterscheiden<br />

sogar mehr als 200 Laute.<br />

Vor 20 Jahren fanden Archäologen<br />

in Zypern ein<br />

rund 9500 Jahre altes<br />

Grab. Eingebettet in Muscheln,<br />

blank polierten<br />

Steinen und anderen Artefakten,<br />

lag darin ein Mensch mit seiner<br />

Katze. Dieser bisher älteste Fund einer Katze<br />

als Haustier beweist: In den verwinkelten<br />

Gassen der Menschheitsgeschichte hat<br />

die Katze seit Tausenden von Jahren einen<br />

festen Platz gefunden – und zwar einen,<br />

der weit über die Rolle eines Haustiers<br />

hinausreicht. Schon in der ägyptischen<br />

Mythologie, jener Quelle faszinierender<br />

Erzählungen und göttlicher Erscheinungen,<br />

begegnen wir Bastet – der kätzischen<br />

Göttin, die Anmut, Schutz, Liebe und<br />

Fruchtbarkeit verkörpert. Sie fungierte als<br />

Beschützerin der Schwangeren und wurde<br />

zudem als Göttin der Freude, des Tanzes,<br />

der Musik und der Feste bezeichnet. Ein<br />

Hauch von Magie umgibt diese Figur, und<br />

es ist nicht verwunderlich, dass sich<br />

Bastets Glanz bis in unsere heutige Beziehung<br />

zu Katzen erstreckt.<br />

Die Kulturgeschichte der vierbeinigen<br />

Räuber hat sehr viele Facetten, aber eine<br />

Konstante bleibt bis heute: die tiefe Verbindung<br />

zu den Menschen. Bastet mag als<br />

göttliche Manifestation verehrt worden<br />

sein – doch die Wertschätzung für Katzen<br />

hat sich durch die Jahrtausende zu einer<br />

innigen Beziehung entwickelt. Es ist, als ob<br />

die mystische Aura dieser faszinierenden<br />

Geschöpfe über die Zeiten hinweg geschwebt<br />

wäre, um sich dauerhaft in den<br />

Menschenherzen niederzulassen.<br />

Die wissenschaftliche Neugier, die uns antreibt,<br />

hat diese Verbindung in zahlreichen<br />

Studien untersucht. Eine Forschungsarbeit<br />

der Washington State University beispielsweise<br />

hat herausgefunden, dass das Streicheln<br />

einer Katze nicht nur die Stimmung<br />

hebt, sondern auch das Risiko von Herzinfarkten<br />

und Schlaganfällen signifikant<br />

reduziert. Die sanften Vibrationen des<br />

Schnurrens wirken dabei wie ein heilender<br />

Balsam auf die Seele – ein innewohnendes<br />

Beruhigungsmittel inmitten unserer oft<br />

hektischen Existenz.<br />

Doch nicht nur die physischen Vorteile tragen<br />

zur tiefen Verbundenheit bei. Die Psychologie<br />

hinter unserer Beziehung zur<br />

Katze ist ebenso faszinierend wie komplex.<br />

Studien der University of Lincoln haben<br />

gezeigt, dass Katzen die Fähigkeit besitzen,<br />

menschliche Emotionen zu erkennen<br />

und darauf zu reagieren. Diese scheinbar<br />

untrügliche Kenntnis unserer Gefühlswelt<br />

schafft eine Verbindung, die über die Barrieren<br />

der Sprache und des Rationalen<br />

SEELENGEFÄHRTEN<br />

Da Katzen täglich bis zu 16 Stunden mit Tagträumereien<br />

und Schlaf verbringen, sollte<br />

ihnen mindestens ein ruhiger und gemütlicher<br />

Rückzugsort zur Verfügung stehen<br />

– besser noch sind mehrere Optionen, die je<br />

nach Stimmungslage und in verschiedenen<br />

„Klimazonen“ eingerichtet sind.<br />

14 15


SCHLAUMIEZEN<br />

Katzen können problemlos<br />

bis vier zählen. Das wies der<br />

Verhaltensbiologe Dr. Immanuel<br />

Birmelin in Experimenten nach.<br />

„Das ist eine kognitive Leistung,<br />

die Katzen sogar Hunden<br />

voraushaben“, sagt er.<br />

FREUND UND HELFER<br />

Im 19. Jahrhundert avancierten Katzen zum Statussymbol:<br />

Der nützliche Mäuse- und Rattenfänger<br />

von einst war im Schoß der Familie angekommen,<br />

die gezielte Zucht war die Folge. Im Jahr 1871<br />

fand schließlich die erste Katzenausstellung der<br />

Welt im Londoner Crystal Palace statt.<br />

NAMEN SIND SCHALL UND RAUCH?<br />

Von wegen! Auch wenn unsere Katze die Bedeutung von Worten sicherlich<br />

nicht verstehen kann, kennt sie doch ihren eigenen Namen. Das hat die japanische<br />

Psychologin und Katzenexpertin Atsuko Saito mit einer Studie herausgefunden.<br />

Sie beobachtete dafür insgesamt 78 Hauskatzen, die in japanischen<br />

Katzencafés leben. Saito und ihr Team konnten mit unterschiedlichen Experimenten<br />

belegen, dass die Tiere deutlich auf ihren Namen reagierten, etwa<br />

durch Ohr- oder Kopfbewegungen (Foto: Tierpflegerin Dominika Kreilinger<br />

mit zwei Bewohnerinnen der Katzenvilla auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf).<br />

hinausgeht. Selbst harte Menschenherzen<br />

werden in Gegenwart einer Katze weich,<br />

spüren sie ihr liebevoll stupsendes Köpfchen<br />

oder ihre nach Aufmerksamkeit heischenden,<br />

sanften Pfoten. Dass diese zuweilen<br />

auch ihre Krallen ausfahren und uns<br />

den einen oder anderen kleinen Kratzer<br />

bescheren, vergessen wir darüber ganz<br />

schnell …<br />

Die Einzigartigkeit der Persönlichkeit von<br />

Katzen spielt demnach eine zentrale Rolle<br />

in ihrer Fähigkeit, eine so tiefe emotionale<br />

Bindung aufzubauen. Die feine Balance<br />

zwischen Unabhängigkeit und Anhänglichkeit<br />

macht sie zu idealen Gefährten.<br />

Ihre Eigenschaft, auf subtile Weise zu<br />

kommunizieren, sei es durch liebevolle Blicke,<br />

zarte Berührungen oder das vertraute<br />

Schnurren, schafft eine Sprache der Liebe,<br />

die unmittelbar verstanden wird.<br />

Die sozialen Medien haben diese Verbindung<br />

in den letzten Jahren weiter verstärkt.<br />

Bilder und Videos von Katzen, die in lustigen<br />

oder rührenden Momenten eingefangen<br />

sind, werden viral geteilt. Digitale<br />

Gemeinschaften von Katzenliebhabern entstehen<br />

und schaffen eine Plattform für den<br />

Austausch von Geschichten und Erlebnissen<br />

rund um die faszinierenden Tiere. Hier<br />

wird die universelle Faszination für Katzen<br />

zu einem globalen Phänomen, das die Menschen<br />

auf der ganzen Welt vereint.<br />

In einer Welt, die oft von Einsamkeit und<br />

Stress geprägt ist, bieten Katzen mehr als<br />

nur Gesellschaft. Sie sind Partner im <strong>Leben</strong>,<br />

stets bereit, ihre Zuneigung bedingungslos<br />

zu schenken. Ihre ruhige, unerschütterliche<br />

Präsenz wird zum Anker in stürmischen Zeiten:<br />

Sie spendet uns unermüdlich Trost in<br />

Momenten von Traurigkeit und Trauer, sie<br />

bietet uns einen Ort der Zuflucht, wenn wir<br />

mal nicht wissen, wohin mit uns.<br />

Es sind häufig die kleinen, unscheinbaren<br />

Momente, die die Verbundenheit mit den<br />

Fellnasen so kostbar machen. Der Blick einer<br />

Katze, der tief in unsere Seele zu schauen<br />

scheint, die sanften Pfoten, die auf dem<br />

Schoß ruhen, und das zärtliche Schnurren,<br />

Katzen schaffen<br />

eine Sprache<br />

der Liebe, die<br />

unmittelbar<br />

verstanden wird<br />

das wie eine Melodie der Liebe klingt. In<br />

diesen Momenten werden sie deutlich<br />

spürbar: die unsichtbaren, aber starken<br />

Bande, die die Herzen von Mensch und<br />

Katze für immer miteinander verweben.<br />

So schließt sich der Kreis der Jahrhunderte,<br />

und unsere Leidenschaft zur Mieze bleibt<br />

eine zeitlose Liebesgeschichte. Mögen sich<br />

die Götter zurückgezogen haben, doch<br />

ihre geflüsterten Legenden leben weiter in<br />

unseren Katzen. In den sanften Augen dieser<br />

faszinierenden Geschöpfe spiegelt sich<br />

die Schönheit der Vergangenheit, die Freude<br />

der Gegenwart – und die Hoffnung auf<br />

eine Zukunft, in der die Liebe zwischen uns<br />

und der Katze niemals verblasst.<br />

16 17


Dossier<br />

Gesundwunder<br />

Katze<br />

Katzen sind erstaunliche Wesen. Sie sind nicht nur eigensinnig und verschmust, sondern<br />

tun auch unserer Gesundheit gut. Studien beweisen: Katzen entspannen uns bei Stress und<br />

heilen unsere Schmerzen. Fünf Fakten über das Gesundwunder auf vier Pfoten<br />

SIND KATZEN-<br />

VIDEOS EIGENTLICH<br />

AUCH GUT FÜR UNS?<br />

Wenn wir zur Unterhaltung lustige<br />

Katzenvideos im Internet anschauen, fördert<br />

dies tatsächlich unsere Motivation und<br />

Konzentration. Wir fühlen uns dadurch glücklicher<br />

und energiegeladener, beweist eine Untersuchung<br />

der Indiana-Universität Bloomington. „Der emotionale<br />

Gewinn durch die Videos hilft uns dabei,<br />

Aufgaben im Anschluss effektiver zu bewältigen“,<br />

berichtet Studienleiterin Jessica Gall Myrick<br />

im Wissenschaftsmagazin Computers<br />

in Human Behavior.<br />

HILFT EINE KATZE IM BETT<br />

BEIM EINSCHLAFEN?<br />

Das vibrierende Katzenschnurren wirkt außerdem besser<br />

als jedes <strong>Gut</strong>e-Nacht-Lied. Es beruhigt uns, denn unser<br />

Gehirn produziert Serotonin, aus dem sich das Schlafhormon<br />

Melatonin entwickelt. Aus diesem Grund hat das<br />

Schnurren eine schlaffördernde Wirkung. Inzwischen<br />

existieren sogar Apps und Webseiten (z.B. der Cat Purr<br />

Noise Generator), die das Schnurr-Geräusch zum<br />

Einschlafen und Entspannen imitieren.<br />

KÖNNEN DIE TIERE<br />

UNSERE SCHMERZEN HEILEN?<br />

Stubentiger sind empathischer, als wir denken. Mit ihren feinen<br />

Antennen spüren sie sofort, wenn es uns nicht gut geht. Liegen<br />

wir krank im Bett, dauert es nicht lange und ein schmusendes<br />

Kätzchen legt sich auf unseren Schoß. Durch ihre Anwesenheit<br />

schütten wir Endorphine aus, welche nicht nur unser Stresslevel,<br />

sondern auch unser Schmerzempfinden reduzieren. So lässt sich<br />

eine Erkältung gleich viel besser auskurieren.<br />

RUHEPAUSE MIT<br />

SAMTPFOTE<br />

Auf dem Begegnungshof<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

lässt es sich in und um<br />

die Katzenvilla herrlich<br />

erholen. <strong>Gut</strong>sleiter Benedikt<br />

Gruber und Kater Werner<br />

machen‘s vor.<br />

WELCHE WIRKUNG<br />

HAT DAS SCHNURREN AUF UNS?<br />

Katzen sind wahre Wunderheiler: Mit ihrem Schnurren<br />

regen sie ihr Knochenwachstum an und stimulieren<br />

ihre Muskulatur, weshalb sie sich schneller von<br />

Verletzungen erholen als andere Tiere. Das Miauen<br />

erzeugt unsichtbare Infraschall-Wellen, die wir<br />

ebenfalls als wohltuende Vibrationen wahrnehmen.<br />

Österreichische Forscher machten sich diesen Effekt<br />

zunutze und entwickelten 2010 ein Katzenschnurr-<br />

Therapiegerät, eine Art Vibrationskissen. Damit behandelten<br />

sie erfolgreich viele Patienten mit Gelenkund<br />

Muskelschmerzen. Die Vibrationen helfen zudem<br />

bei Durchblutungsstörungen sowie bei der Schleimlösung<br />

von Atemwegserkrankungen.<br />

MACHEN KATZEN UNS<br />

GLÜCKLICH?<br />

Wer nur zehn Minuten lang eine Katze streichelt, ist<br />

danach entspannter und glücklicher. Forscher an der<br />

Washington-State-Universität stellten fest, dass gestresste<br />

Studenten nach dem Tierkontakt deutlich niedrigere<br />

Cortisolwerte aufwiesen. Statt des Stresshormons schüttet<br />

das Gehirn vermehrt Glückshormone wie Serotonin und<br />

Oxytocin aus, welche einen beruhigenden Effekt auf uns<br />

haben. Schnurrt eine Katze, wird diese Wirkung<br />

noch verstärkt.<br />

18 19


Dossier<br />

Wie wir Katzen<br />

besser verstehen lernen<br />

Mysteriös, unnahbar, einzelgängerisch? Mitnichten: Katzen sind verblüffend<br />

soziale Tiere – fähig, enge Bindungen zu Menschen einzugehen.<br />

Der renommierte Katzenforscher Dennis C. Turner über die wahre Psyche<br />

der Stubentiger – und wie wir ihre Sprache verstehen können …<br />

GEFÜHL FÜR<br />

STUBENTIGER<br />

Der Katzenexperte<br />

Dennis C. Turner<br />

erforscht seit Jahrzehnten<br />

das Verhalten<br />

von Katzen. Der<br />

schweizerisch-amerikanische<br />

Biologe hat<br />

unter anderem an der<br />

Universität Zürich und<br />

der Azabu-Universität<br />

in Japan gelehrt und<br />

gilt international als<br />

einer der führenden<br />

Experten für Katzen-<br />

Mensch-Beziehungen.<br />

HOCHSENSIBEL<br />

Die Schnurrhaare der Katze<br />

sind tief in einen Bereich aus<br />

Nerven implantiert. Dies<br />

erklärt, warum eine Katze<br />

selbst auf kleine Veränderungen<br />

ihrer Umwelt reagiert.<br />

Sie beschäftigen sich seit vier Jahrzehnten<br />

mit dem Verhalten und der<br />

Psychologie von Katzen. Was fasziniert<br />

Sie so an diesen Tieren?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Ihre Unabhängigkeit,<br />

ihre Natürlichkeit. Katzen sind im<br />

Grunde wilde Wesen, die mehr oder weniger<br />

freiwillig mit uns zusammenleben.<br />

Gewiss: Wir füttern die Tiere, kümmern uns<br />

um sie – und dennoch würden Katzen im<br />

Freiland ganz ohne uns überleben können.<br />

Der Volksmund sagt: Hunde haben<br />

Herrchen oder Frauchen, Katzen haben<br />

Personal. Was halten Sie davon?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Der Spruch ist lustig,<br />

aber die Aussage stimmt so nicht. Klar:<br />

Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen<br />

Hunden und Katzen. Hunde sind obligatorisch<br />

soziale Tiere, die immer eine Bindung<br />

aufbauen, sie können qua ihrer Natur nicht<br />

anders. Die meisten Katzen aber sind fakultativ<br />

sozial: Sie müssen sich nicht zwangsläufig<br />

binden, aber – und das ist entscheidend:<br />

Sie können es. Ja, Katzen können<br />

enge Beziehungen untereinander und<br />

auch zu uns Menschen eingehen.<br />

Oft heißt es, Katzen seien von Natur aus<br />

Einzelgänger. Das stimmt dann offenbar<br />

nicht …<br />

Prof. Dennis C. Turner: Nein. Das mag<br />

zwar für Wild- oder Falbkatzen zutreffen,<br />

von denen unsere Hauskatzen abstammen.<br />

Aber denken Sie doch zum Beispiel<br />

an traditionelle Bauernhöfe. Auf den<br />

wenigsten Höfen schleicht nur eine Katze<br />

umher. Meist sind es ganze Kolonien von<br />

Tieren, die in einer sozialen Struktur<br />

miteinander leben.<br />

Wovon hängt es ab, ob eine Katze bereit<br />

ist, eine intensive Beziehung zu einem<br />

Menschen zu knüpfen?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Im <strong>Leben</strong> einer<br />

jeden Katze gibt es eine höchst sensible<br />

Phase, und die Erfahrungen, die das Tier in<br />

jener Zeit sammelt, sind wesentlich dafür,<br />

wie schnell Katzen Vertrauen zu Menschen<br />

fassen. Und infolgedessen auch, wie schnell<br />

sie eine Bindung zu einem noch unbekannten<br />

Menschen entwickeln. Ich spreche von<br />

der zweiten bis siebten <strong>Leben</strong>swoche: Haben<br />

Jungkatzen in dieser Zeit häufigen und<br />

guten Kontakt zu Menschen, vermögen sie<br />

sich auch später im <strong>Leben</strong> durchaus stark an<br />

Menschen zu binden. Sie sind dann gleichsam<br />

mit Menschen sozialisiert und damit<br />

fähig, uns in ihr Beziehungsnetz einzubauen.<br />

Sind Katzen also in der Lage, ähnlich<br />

enge Bindungen zu Menschen einzugehen<br />

wie Hunde?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Nein, nicht ganz.<br />

Hunde verfügen generell über eine inten-<br />

„Katzen sind<br />

von Natur<br />

aus keine<br />

Einzelgänger –<br />

sie leben in<br />

sozialen<br />

Strukturen.“<br />

sivere Bindungsfähigkeit. Dennoch zeigen<br />

Katzen, sobald sie sich an einen Menschen<br />

gebunden haben, klare Zeichen, die auf das<br />

emotionale Band schließen lassen. Da gibt<br />

es zum Beispiel Freude beim Wiedersehen,<br />

die Aufforderung zum Spiel oder etwa<br />

das Aufsuchen von Nähe, Geborgenheit,<br />

Körperlichkeit. Aber auch Trauer oder<br />

Trennungsangst.<br />

Wie äußert sich Trennungsangst bei<br />

Katzen?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Sie suchen zum Beispiel<br />

nach ihrem Menschen, rufen nach ihm<br />

oder ihr. Sie wirken verstört, markieren<br />

übermäßig mit Harn. Mitunter bricht sich<br />

die Angst auch Bahn in zerstörerischem Verhalten<br />

– etwa indem die Tiere Möbel zerkratzen.<br />

Und auch extremes Grooming, also<br />

das Putzen des Felles, kann Zeichen für<br />

Trennungsangst sein.<br />

Nicht wenige Katzenliebhaber:innen<br />

kennen folgende Situation: Wenn sie<br />

aus einem Urlaub nach Hause kommen,<br />

zeigt ihnen die Katze die kalte Schulter.<br />

Wiedersehensfreude schaut anders aus.<br />

Prof. Dennis C. Turner: (Lacht.) Auch das<br />

ist ein schönes Beispiel für emotionale<br />

Bindung – und ziemlich menschlich obendrein.<br />

Zunächst spielt man beleidigte Leberwurst.<br />

Aber meist dauert diese Phase<br />

nur eine begrenzte Zeit, da würden mir die<br />

meisten Katzenhalter:innen zustimmen.<br />

Nach einer Stunde ist alles wieder gut. Und<br />

dann wird ausgiebig gekuschelt.<br />

Manche Menschen, die mit Katzen<br />

nichts anfangen können, sich vielleicht<br />

gar vor ihnen ängstigen, erleben etwas<br />

Paradoxes: Sie haben das Gefühl, dass<br />

20 21


„Die Beziehung zur Katze ist<br />

ein Geben und Nehmen.“<br />

DENNIS C. TURNER<br />

Untersuchungen zeigten: Je eher wir auf die Bedürfnisse<br />

der Stubentiger eingehen, desto eher ist die Katze bereit,<br />

auch auf unsere Wünsche einzugehen …<br />

FEINFÜHLIG<br />

Dass Katzen ein sehr feines<br />

Gespür für den menschlichen<br />

Körper besitzen, zeige sich laut<br />

Turner deutlich in deren Reaktionen:<br />

„Sie spüren, wenn sich<br />

beispielsweise die Atmung<br />

eines Menschen verändert,<br />

und suchen dann oft die Nähe<br />

zu dieser Person.“<br />

Katzen ausgerechnet ihre Nähe suchen.<br />

Ist das bloße Einbildung?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Keineswegs. Das<br />

Phänomen lässt sich gut erklären: Wir<br />

Menschen strahlen ständig Signale aus,<br />

und Katzen orientieren sich anhand dieser<br />

Zeichen. Angenommen, eine Katze kommt<br />

in einen Raum mit Personen, die Katzen<br />

mögen. Diese Menschen zeigen ihr Interesse,<br />

senden zahlreiche Signale des Zuspruchs,<br />

sie sprechen mit der Katze, schauen<br />

sie an, streicheln sie. Die Katze weiß also<br />

schnell, woran sie ist. Menschen, die Katzen<br />

fürchten oder einfach nicht mögen,<br />

frieren dagegen oftmals förmlich ein, senden<br />

also vergleichsweise wenige Signale,<br />

schauen zum Beispiel weg. Und unwillkürlich<br />

versucht die Katze, diese Menschen zu<br />

provozieren, nähert sich ihnen, streicht um<br />

ihre Beine. Letztlich möchte das Tier sichergehen:<br />

Will er oder sie wirklich nichts mit<br />

mir zu tun haben? Das kann dann natürlich<br />

den Anschein erwecken, als würde die<br />

Katze just jene Menschen besonders<br />

mögen, die sie ablehnen.<br />

Sind Katzen so intelligent wie Hunde?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Da Hunde auffälliger<br />

und aufgrund ihrer Natur in höherer<br />

Frequenz mit uns kommunizieren, mag<br />

sich uns ihre Intelligenz vielleicht eher offenbaren.<br />

Doch je mehr wir über Katzen<br />

wissen, desto mehr zeigt sich auch ihr Verstand<br />

– und der braucht sich vor dem von<br />

Hunden nicht zu verstecken. Auch Katzen<br />

können zum Beispiel einer Geste folgen,<br />

etwa, wenn wir mit dem Zeigefinger auf<br />

ein verborgenes Leckerchen hindeuten.<br />

Sie sind, wie Studien belegen, in der Lage,<br />

Laute und Mimik einer Person in Verbindung<br />

zu bringen und zuzuordnen. Können<br />

also verstehen, dass ein aggressiver Ton<br />

und ein aggressives Gesicht zusammengehören.<br />

Und sie vermögen ganz klar die<br />

Stimmen ihnen bekannter Menschen zu<br />

erkennen.<br />

Wie erforscht man das?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Man zeigt den Tieren<br />

zum Beispiel die Gesichter und spielt<br />

ihnen Tonbandaufnahmen bekannter<br />

und fremder Menschen vor. Je nachdem,<br />

welche Stimme die Katze hört und welches<br />

Gesicht sie sieht, ändert sich ihr Verhalten.<br />

Teils auf subtile Art. So kann man<br />

etwa anhand kleiner Änderungen an der<br />

Stellung der Ohren sehen, dass die Katze<br />

den eigenen Halter erkennt. Die Ohren<br />

sind ohnehin wichtige Stimmungsindikatoren<br />

von Katzen.<br />

Was sagen die Ohren aus?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Die Stellung der<br />

Ohren lässt auf die Stimmung schließen<br />

und darauf, was die Katze in Zukunft plant.<br />

Ganz grob kann man sagen: Zeigen die<br />

Ohrmuscheln nach vorn, sind sowohl die<br />

Laune als auch die Absichten meist positiv.<br />

Je weiter die Ohren nach hinten gerichtet<br />

sind, desto negativer ist in der Regel die<br />

Stimmung des Tieres. Auch der Schwanz<br />

ist ein Stimmungsbarometer – und vielen<br />

Katzenbesitzern sehr vertraut: Kommt<br />

man nach Hause, läuft die Katze mit hoch<br />

erhobenem Schwanz auf einen zu. Das<br />

heißt so viel wie: „Hallo, ich freue mich, dich<br />

zu sehen!“ Dieses Verhalten zeigen Katzen<br />

nur Menschen gegenüber, die sie kennen<br />

oder denen sie vertrauen. Es ist also auch<br />

ein Zeichen für Bindung. Und ein Verhalten,<br />

das ausschließlich domestizierte Katzen<br />

zeigen, Wildformen dagegen nicht.<br />

Welche Ausdrucksmittel der Kommunikation<br />

sind bei Katzen noch wichtig?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Das wichtigste<br />

Kommunikationsmittel bleibt uns leider<br />

verschlossen: Es handelt sich um die olfaktorische<br />

Verständigung durch Drüsen und<br />

Harn. Katzen beschnuppern einander und<br />

hinterlassen überall subtile Duftbotschaften.<br />

Reiben ihren Kopf an bestimmten Stellen,<br />

setzen Zeichen mit Harn. Für andere<br />

Katzen enthalten diese unsichtbaren Markierungen<br />

wichtige Informationen, die wir<br />

Menschen nicht erschnüffeln können. Wir<br />

sind daher auf die Körpersprache der Tiere<br />

und ihr akustisches Mitteilungsbedürfnis<br />

angewiesen.<br />

Wie differenziert ist die Verständigung<br />

mithilfe von Lauten?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Man kann rund 20<br />

verschiedene Laute unterscheiden, mit<br />

denen sich Katzen mitteilen – sei es durch<br />

Schnurren oder Miauen, durch Knurren,<br />

Fauchen, Gurren oder Keckern. Und diese<br />

Laute können die Tiere wiederum verschieden<br />

intonieren, wodurch sie unterschiedliche<br />

Emotionen äußern.<br />

Welche Emotionen stehen dabei im<br />

Vordergrund?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Vier Bedürfnisse<br />

beziehungsweise Gefühle sind besonders<br />

stark: Der Wunsch nach Aufmerksamkeit,<br />

Stress, Zufriedenheit sowie Unzufriedenheit.<br />

Die meisten Menschen, die mit einer<br />

Katze oder mehreren Katzen zusammenleben,<br />

haben gelernt, teils feine klangliche<br />

Variationen der Tierstimmen herauszuhören<br />

und intuitiv die entsprechenden Emotionen<br />

zu verstehen. Jede Katze hat ihre<br />

ganz eigene Art, sich verständlich zu machen.<br />

Katzen sind eben große Individualisten.<br />

Daher sage ich auch immer: Katzenhalter<br />

sind Experten ihrer eigenen Katzen.<br />

Viele wissen etwa, dass Schnurren nicht<br />

gleich Schnurren ist. Es kann beim Streicheln<br />

Ausdruck von Wohligkeit sein oder<br />

aber – wenn sich beispielsweise ein hellerer<br />

Ton ins Schnurren hineinmischt – eine<br />

Aufforderung: Gib mir Futter! Und es kann<br />

auch in ein Gurren übergehen, das viele<br />

Katzen dann äußern, wenn sie einen Menschen<br />

sehen, den sie mögen. Dann ist es<br />

Ausdruck einer freundlichen Begrüßung.<br />

Äußern Katzen ihr Vertrauen auch<br />

mittels ihrer Augen?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Wenn Mensch und<br />

Katze einander bestens kennen, kann sich<br />

dieses gegenseitige Vertrauensverhältnis<br />

tatsächlich in einem regelrechten Spiel des<br />

Blicks zeigen, das im Englischen „slow<br />

blink“ heißt: langsames Blinzeln. Die Katze<br />

fängt an, ganz ruhig ihre Augen zu schließen<br />

und dann wieder zu öffnen. Im Gegenzug<br />

kann man selbst die Augen langsam<br />

schließen. Und so geht es hin und her. Es ist<br />

Ausdruck einer tief empfundenen Ruhe:<br />

Wir beide sind zufrieden, es ist alles in Ordnung<br />

zwischen uns.<br />

KLEINE SEISMOGRAFEN<br />

Katzen besitzen nicht nur an der Schnauze Schnurrhaare,<br />

sondern auch an Kinn, Wangen, über den<br />

Augen und an der Rückseite der Vorderbeine.<br />

„Je mehr wir<br />

über Katzen<br />

wissen,<br />

desto mehr<br />

zeigt sich ihr<br />

Verstand.“<br />

Wie lässt sich die Beziehung zu einer<br />

Katze generell intensivieren?<br />

Prof. Dennis C. Turner: Wir haben in Studien<br />

festgestellt: Je besser ein Mensch auf<br />

die Wünsche einer Katze eingeht, je eher<br />

er die Signale des Tieres versteht und bereit<br />

ist, dessen Bedürfnisse zu erfüllen –<br />

zum Beispiel die Aufforderung zu spielen<br />

oder nach draußen gelassen zu werden,<br />

desto eher ist auch die Katze bereit, auf<br />

Wünsche des Menschen einzugehen. Auf<br />

ihn zuzukommen, Nähe und Geborgenheit<br />

zu spenden, Kuscheln zuzulassen. Eigentlich<br />

ist es wie in allen Beziehungen: ein<br />

Geben und ein Nehmen. Umgekehrt bedeutet<br />

das natürlich auch: Geht der<br />

Mensch nicht so häufig auf die Katze ein,<br />

ist das Tier in der Regel auch nicht bereit,<br />

sich den Wünschen des Menschen entsprechend<br />

oft zu fügen.<br />

Die Beziehung ist also weniger intensiv.<br />

Prof. Dennis C. Turner: Genau. Die Beziehung<br />

zwischen Mensch und Katze kann<br />

äußerst vielgestaltig sein. Sie kann auf<br />

einem sehr hohen Niveau erfolgen –<br />

sehr eng sein, mit sehr vielen Interaktionen<br />

versehen. Oder aber auf eher niedrigem<br />

Level. Eine Beziehung, in der man<br />

sich zwar trifft, ab und an miteinander<br />

schmust, in der der Mensch die Katze<br />

füttert, sie kurz streichelt. Aber die ein<br />

wenig – man könnte sagen – oberflächlicher<br />

verläuft. Wie gesagt: Die Katze ist<br />

fakultativ sozial, sie kann sozial sein,<br />

muss es aber nicht. Und daraus ergibt<br />

sich eine enorme Flexibilität in der Ausgestaltung<br />

der Beziehung zwischen<br />

Katzenhalter und dem Tier. Aber genau<br />

diese Variationsbreite der Bindungsfähigkeit<br />

erklärt in meinen Augen auch<br />

die hohe Popularität, die Katzen als<br />

Heimtiere genießen. Nicht zufällig sind<br />

Stubentiger die beliebtesten Haustiere<br />

der Deutschen.<br />

Dennis C. Turner erforscht insbesondere<br />

die Beziehung des Menschen<br />

zur Hauskatze und gilt als Experte<br />

auf dem Gebiet der tiergestützten<br />

Therapie. 1991 gründete er das<br />

Institut für angewandte Ethologie<br />

und Tierpsychologie in Hirzel in der<br />

Schweiz, das u. a. tierpsychologische<br />

Beratung anbietet. 2000 verlieh die<br />

Universitätsleitung Zürich Turner die<br />

Venia Legendi (Dr. habil.) auf dem<br />

Gebiet der Verhaltenskunde der<br />

Kleintiere.<br />

Interview: Rainer Harf (GEO)<br />

22 23


Tierretter vor Ort<br />

Der erste<br />

GEBURTSTAG<br />

PERFEKTES PFERDEGLÜCK<br />

Grasen glücklich auf den Wiesen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf: (von links) Herzog, Mella, Zafar, Alfred,<br />

Pia (verdeckt) und Nuria. In diesem Frühjahr werden<br />

sie ein Jahr alt. Ohne <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hätten sie diesen<br />

Geburtstag wohl nicht feiern können.<br />

… findet für diese sechs fröhlichen Fohlen auf den Wiesen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> statt.<br />

Weil sich für sie auf dem Fohlenmarkt keine Bieter fanden, war ihre Zukunft ungewiss.<br />

Ein Fall für die Tierretter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>…<br />

Tierkinder werden zum<br />

Schlachter geschickt, weil<br />

sie nicht schön genug sind,<br />

weil sie nicht gut genug<br />

sind.“ <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierretterin<br />

Bianca Pöckl macht<br />

der Gedanke immer noch fassungslos.<br />

Sie hat noch den hektischen Lärm, die<br />

Rufe der Bieter und Händler in der Auktionsarena<br />

in den Ohren, die unruhige<br />

Menschenmenge und mittendrin die<br />

nervösen, ängstlichen Pferde, die ungeduldig<br />

über die Fläche geführt, ja gezerrt<br />

werden, deren unsichere Schritte sogar<br />

mit der Peitsche korrigiert werden. Und<br />

dazwischen, kaum zu erkennen: Fohlen,<br />

wenige Monate alt, die den Trubel um<br />

sie herum mit schreckensweiten Augen<br />

registrieren und nicht wissen, wie ihnen<br />

geschieht. Es ist kalt an diesem Tag, alle<br />

Pferde schwitzen, stehen massiv unter<br />

Druck. Doch sie müssen laufen, sich von<br />

ihrer besten Seite zeigen – nur so erzielen<br />

sie einen guten Preis. Der Fohlenmarkt<br />

in Maishofen ist einer von vielen<br />

Treffpunkten für Hunderte Züchter und<br />

Händler aus dem Salzburger Land. Die<br />

Dramaturgie dieser Veranstaltungen ist<br />

eigentlich immer gleich: Die Pferde werden<br />

präsentiert, sie müssen sämtliche<br />

Gangarten absolvieren, damit sich potenzielle<br />

Käufer einen Eindruck vom Tier<br />

machen können. Es geht um Körperbau,<br />

um Beweglichkeit, um mögliche Zuchteigenschaften.<br />

All diese Attribute werden<br />

von den Inte ressenten genau überprüft,<br />

deren Blick zwischen dem Katalog<br />

mit den Daten des Tieres und dem Tier<br />

selbst immer hin- und hergeht. Das Pferd<br />

ist in dem Augenblick nicht mehr als die<br />

Nummer, die seitlich auf seinen Rücken<br />

geschrieben wurde. Dann geht es in die<br />

Bieter-Arena, in der die Besucher von<br />

stufenförmig angeordneten Sitzen aus<br />

auf das Geschehen im „Ring“ unter sich<br />

blicken. Das atemlose Bieten beginnt,<br />

die aufgerufenen Preise klettern im Sekundentakt:<br />

„Alles geht unglaublich<br />

schnell und ist unglaublich stressig – vor<br />

allem für die Tiere, die, geführt von ihren<br />

Züchtern, im Kreis rennen müssen“, sagt<br />

Bianca. Die Tierretter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

sitzen inmitten der Menge. Wann immer<br />

die Versteigerung für ein Fohlen zu zö-<br />

24 25


WILLKOMMEN ZU HAUSE!<br />

Fohlen Zafar bei seiner Ankunft auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf. Er stand bereits auf dem Anhänger<br />

zum Schlachthof. Zur Begrüßung gibt ihm Cheftierpflegerin<br />

Lisa Schnaitmann einen liebevollen<br />

Kuss. Alle Tierretter sind überglücklich, dass sie<br />

diese lebensfrohen Tiere vor einem Schicksal<br />

als Schlachtvieh haben retten können. Auf den<br />

Wiesen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> verleben sie nun ihren<br />

ersten, unbeschwerten <strong>Frühling</strong>. Besuchen Sie<br />

sie doch einmal dort!<br />

Die Fohlenrettung<br />

im Video<br />

PFERDE-BESCHAU<br />

Der Fohlenmarkt in Maishofen (Foto) ist<br />

der größte in Österreich. Fohlenmärkte<br />

sind in Süddeutschland und Österreich<br />

sehr beliebt und haben nicht selten<br />

Volksfestcharakter. Die Märkte finden oft<br />

im Herbst statt, wenn die meisten Fohlen<br />

etwa ein halbes Jahr alt sind. Nach einer<br />

unbeschwerten Kindheit an der Seite<br />

ihrer Mütter beginnt für sie von hier aus<br />

eine ungewisse Zukunft ….<br />

gern scheint, werden sie aktiv und bieten<br />

mit. Denn gibt es für ein Tier kein<br />

Käuferinteresse, schalten sich meist<br />

Viehhändler beim Bieten ein. „Es kann<br />

sein, dass sie das Fohlen an Halter weiterverkaufen.<br />

Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass der Transport zur Schlachtung geht,<br />

ist aber hoch“, sagt Bianca. Italien, aber<br />

auch Länder in Osteuropa bis hin nach<br />

Russland sind oft die Ziele dieser Tiertransporte<br />

ohne Wiederkehr. Es geht also<br />

immer darum, genau diesen Bietern zuvorzukommen.<br />

Als Bianca sieht, dass das<br />

Fohlen Nuria lahmt, bietet sie hektisch<br />

für das Tier, das in diesem Zustand wahrscheinlich<br />

keine lange Zukunft bei einem<br />

Züchter gehabt hätte. Schnelligkeit ist<br />

beim Bieten überlebenswichtig. Und tatsächlich<br />

erhält <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> – zum Ersten,<br />

zum Zweiten, zum Dritten – den Zuschlag<br />

für Nuria. Auch Herzog wird von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ersteigert. Eine Laune der<br />

Natur hätte ihm zum Verhängnis werden<br />

können. Da sein Vater ein Tigerhengst,<br />

also ein weißer Noriker mit schwarzen<br />

Flecken, ist und seine Mutter eine braune<br />

Tigerstute mit Punkten in Braun, hätte<br />

Herzog eigentlich auch ein gepunktetes<br />

Fell haben müssen. Er aber ist ein rotbrauner<br />

Fuchs-Hengst ganz ohne Punkte<br />

geworden. Etwas, das von Züchtern so<br />

nicht beabsichtigt und daher oft aussortiert<br />

wird.<br />

Am Ende dieses Tages werden es vier<br />

Fohlen sein, die die Tierretter von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> ersteigern: Herzog, Mella,<br />

Pia und Nuria. Cheftierpflegerin Lisa<br />

Schnaitmann bekommt noch einen Hinweis<br />

zu zwei weiteren Fohlen, die bereits im<br />

Transporter eines Viehhändlers stehen, der<br />

mit den Tieren zum Schlachthof fahren will.<br />

Zafar und Alfred sind bereits angebunden,<br />

doch Lisa gelingt es in letzter Minute, die<br />

beiden zu kaufen, und holt sie wieder vom<br />

Hänger herunter. „Wir konnten diese Tiere<br />

einfach nicht zurücklassen. Dafür steht <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>!“ Schon <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Gründer<br />

Michael Aufhauser ging immer wieder auf<br />

Fohlenmärkte, um zumindest einige der<br />

Jungtiere zu retten. Als „Fohlen 53“ rettete<br />

er bereits im Jahr 2004 die Noriker-Stute<br />

Kathi, die noch heute auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf lebt. „Wir treten damit<br />

in Michael Aufhausers Fußstapfen, um die<br />

Zukunft dieser Tiere zu retten“, betont<br />

Bianca Pöckl, „damit setzen wir auch ein<br />

Zeichen gegen die Tiertransporte, die in<br />

ganz Europa umherfahren und die<br />

Schlachtmärkte bis hin nach Afrika beliefern.“<br />

„Wir möchten diese Fohlenrettung<br />

als Symbolakt verstehen. Wir leben in einer<br />

Welt, in der Tiere immer noch als bloße<br />

Ware gehandelt werden. So kann es nicht<br />

weitergehen“, erklärt Dieter Ehrengruber,<br />

Geschäftsführer und Stiftungsvorstand<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

Rettung braucht<br />

Unterstützer<br />

Wir von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

haben es<br />

uns zur Aufgabe<br />

gemacht, unseren<br />

geretteten Tieren<br />

ein sicheres und<br />

behütetes <strong>Leben</strong> in exzellenter Haltung und<br />

liebevoller Betreuung zu bieten. Es geht um<br />

eine umfassende Humanität, die auch Tiere<br />

und Natur einschließt. Man kann es weder<br />

übersehen noch verdrängen: Tiere, egal ob<br />

wir sie als sogenannte „Nutztiere“ bezeichnen,<br />

ob sie im Haus leben oder wild und frei,<br />

sind vor Unmenschlichkeit und Unvernunft<br />

nicht sicher. Uns geht es darum, den Menschen<br />

immer wieder in Erinnerung zu bringen,<br />

dass es sich bei Tieren nicht um Sachen,<br />

sondern um fühlende Mitgeschöpfe handelt.<br />

Wenn sich diese Erkenntnis einprägt, können<br />

in der Folge auch Gesetze geändert werden<br />

und wird das Leid der Tiere reduziert.<br />

Etliche Tierrettungen und Aufklärungsmaßnahmen<br />

könnten von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> nicht<br />

geleistet werden, gäbe es nicht viele Tierfreunde,<br />

die unsere Arbeit und unsere Tiere<br />

in ihrem letzten Willen bedenken. Ganz unabhängig<br />

davon, ob sie selbst Tierhalter sind.<br />

Sie verstehen die Lage und fördern den weitreichenden<br />

Einsatz von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>,<br />

dessen wertebewusstes Handeln sie schätzen.<br />

Ins <strong>Leben</strong> gerufen wurden die drei<br />

gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz von Michael<br />

Aufhauser. Dieter Ehrengruber leitet seit 2002<br />

die gesamte Verwaltung von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

und ist Vorstand in allen drei Stiftungen. Ihm<br />

steht ein Führungsteam zur Seite, das dazu<br />

beiträgt, dass <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zu dem geworden<br />

ist, was Sie heute vorfinden. Wir geben<br />

jederzeit Einblick, wie wir Tiere halten, und<br />

arbeiten mit großem Erfolg, auch zur Garantie<br />

der Nachhaltigkeit, an der Zukunft unserer<br />

Institution. Unsere Gemeinnützigkeit<br />

garantiert, dass jedes Erbe erbschaftssteuerfrei<br />

bleibt und zweckgebunden verwendet<br />

wird. Denn am Beispiel der Tiere geht es um<br />

Achtung vor dem <strong>Leben</strong> überhaupt, also<br />

auch um uns selbst. Und wir legen auf<br />

<strong>Aiderbichl</strong> großen Wert darauf, dass es nicht<br />

nur um große Beträge oder Erbschaften geht,<br />

jeder Euro wird gebraucht und geschätzt.<br />

Ein Mann, schon seit Jahren <strong>Aiderbichl</strong>er,<br />

spendet uns regelmäßig etwa 50 Cent.<br />

Auch das empfinden wir nicht etwa als<br />

rührende Geste, sondern als Auftrag. Das<br />

gilt für alle Spenden, Testamente und<br />

Vermächtnisse, die uns bei unserer Arbeit für<br />

das Wohl der Tiere unterstützen.<br />

Bitte kontaktieren Sie uns,<br />

wenn Sie Fragen haben.<br />

Sollten Sie eine unserer<br />

gemeinnützigen Stiftungen<br />

testamentarisch bedenken<br />

wollen, beraten wir<br />

Sie gern.<br />

KONTAKTIEREN SIE<br />

FRAU HOLDE SUDENN<br />

UND IHR TEAM:<br />

Hotline:<br />

0800 / 56 76 373<br />

(kostenlos aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz<br />

ohne zusätzliche<br />

Ländervorwahl erreichbar)<br />

E-Mail:<br />

stiftung@gut-aiderbichl.com<br />

26


Wissen<br />

TIER-<br />

SPRECHSTUNDE<br />

Expertenwissen aus der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

für Fragen rund ums Tier<br />

UNSER<br />

EXPERTEN-<br />

TEAM<br />

Wenn es um Fragen zum<br />

Wohlbefinden und zur<br />

Gesundheit von Tieren aller<br />

Art geht: Unsere erfahrenen<br />

Expertinnen verfügen über<br />

jede Menge Fachwissen.<br />

Ihre Antworten schöpfen sie<br />

direkt aus ihrer täglichen<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Praxis!<br />

WAS IST EIGENTLICH DER UNTERSCHIED<br />

ZWISCHEN ESEL, MAULESEL UND MAULTIER?<br />

Wie wir die Grautier-<br />

Arten gut auseinanderhalten<br />

können, weiß<br />

die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Pferde-Expertin<br />

Lisa<br />

Schnaitmann.<br />

Als Esel werden stets Tiere bezeichnet,<br />

bei denen beide Eltern ebenfalls Esel<br />

sind. Maulesel und Maultier hingegen<br />

sind Kreuzungen aus Pferd und Esel – sie<br />

werden allgemein als Mulis benannt.<br />

Streng genommen sind es jedoch zwei<br />

verschiedene Kreuzungen: das Maultier<br />

– eine Kreuzung aus Eselhengst und<br />

Pferdestute – und der Maulesel – eine<br />

Kreuzung aus Pferdehengst und Eselstute.<br />

Maulesel sind äußerlich schwer von<br />

Maultieren zu unterscheiden. Ein Maulesel<br />

ähnelt jedoch mehr der Esel-Mutter:<br />

Er ist klein, mit dünnem, aber auf der<br />

ganzen Länge mit Langhaar bedecktem<br />

Schwanz.<br />

Wie helfe ich jetzt kraftlosen Hummeln?<br />

Was die sympathischen<br />

Brummer jetzt brauchen,<br />

weiß Dr. Marianne<br />

Wondrak. Sie gehören<br />

zu den richtigen<br />

<strong>Frühling</strong>sboten und sind daher immer<br />

gern gesehen: dicke Hummelköniginnen,<br />

die von den ersten<br />

Sonnenstrahlen aus der Winterstarre<br />

geweckt werden. Die beste Hilfe für<br />

die zauberhaften „Blaublüter“ ist ein<br />

naturnaher Garten mit früh blühenden<br />

Gehölzen wie etwa der Kornelkirsche<br />

oder der Felsenbirne, aber auch andere<br />

frühe Blüten wie Lungenkraut und<br />

Taubnessel und natürlich Löwenzahn<br />

sind richtig gute Starthilfen. Sollte<br />

trotz allem eine geschwächte Hummel<br />

auf dem Boden auffallen, diese<br />

bitte ganz vorsichtig und behutsam,<br />

zum Beispiel mit einem Streifen Papier,<br />

aufheben und an eine sonnige Stelle<br />

setzen. Mit einem Teelöffel kann man<br />

dem Insekt etwas Zuckerwasser<br />

anbieten: Diese Extra-Energie wird ihm<br />

helfen – und damit kann ein ganzes<br />

Hummelvolk entstehen.<br />

Dr. Marianne Wondrak<br />

ist Tierärztin auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

und erforscht das Verhalten<br />

sowie die Intelligenz von<br />

Schweinen.<br />

Lisa Schnaitmann<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf<br />

ist sie die Cheftierpflegerin und<br />

Expertin für Pferde und Esel.<br />

Gisela Pschenitschnig<br />

Seit 17 Jahren führt die Pädagogin<br />

Besucher über <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf und schreibt<br />

Texte zu unseren Tieren.<br />

Im Frühjahr<br />

beginnt die<br />

Gartensaison.<br />

Was ist<br />

dabei zu<br />

beachten?<br />

Heckenschnitt, Fällruhe,<br />

Einbringen von Kompost,<br />

Wegräumen von Totholz<br />

und Laub: Was für die<br />

Biotope der Tiere wichtig<br />

ist, erklärt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierärztin<br />

Marianne Wondrak. Wer es im Frühjahr<br />

bedächtig angehen lässt, hilft vielen<br />

Tieren. Verblühte Pflanzenstängel,<br />

Laubhaufen und Totholz sind im Winter<br />

wichtige Rückzugsorte für Igel, Schmetterlinge,<br />

Hummeln und andere Kleintiere,<br />

um sich vor Kälte zu schützen. Es hat<br />

leicht Zeit bis März oder bis nach der langen<br />

Frostperiode, bevor man bestimmte<br />

Arbeiten angeht. Was in den ersten Monaten<br />

des Jahres ansteht, sind vor allem<br />

der Obstbaumschnitt oder auch die Vermehrung<br />

von Gehölzen. Auch besteht<br />

noch eine letzte Gelegenheit, Frühblüher<br />

wie Krokusse auszupflanzen. Die Bienen<br />

und Hummeln werden es Ihnen danken!<br />

Wer möchte, bastelt Insektenhotels und<br />

Hummelnester, die ab Mitte Februar<br />

aufgestellt werden können. Der Heckenschnitt<br />

sollte bis Ende Februar geschafft<br />

sein, später ist lediglich noch ein vorsichtiger<br />

Formschnitt in Ordnung. Große<br />

Arbeiten oder ganze Hecken „auf Stock“<br />

zu setzen, ist von März bis Ende September<br />

in Deutschland sogar verboten!<br />

Hecken sind wichtige <strong>Leben</strong>sräume für<br />

Vögel, die hier gern ihre Nester bauen.<br />

Am besten die Hecke genau kontrollieren,<br />

bevor man schneidet. Und wenn man<br />

ein Nest findet, lieber noch ein paar<br />

Wochen warten. Das Gartenjahr im Naturgarten<br />

beginnt dann ab Anfang bis<br />

Mitte März so richtig. Jetzt können Beete<br />

umgegraben und Kompost ausgebracht<br />

werden. Im Naturgarten ist ein Verzicht<br />

auf Pestizide selbstverständlich.<br />

Heimische Stauden und Gehölze bieten<br />

wichtige Nahrungsquellen für Insekten<br />

und Vögel.<br />

28 29


WIE KANN ICH MEINE ANGST VOR<br />

TIEREN ÜBERWINDEN?<br />

Gisela Pschenitschnig ist<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf<br />

u. a. für die Besucherführungen<br />

zuständig:<br />

Angst vor Tieren entspringt<br />

häufig einer grundsätzlichen Unwissenheit<br />

über den Umgang mit ihnen. Dazu<br />

kommen schlechte Erfahrungen, die man<br />

vielleicht selbst einmal mit einem Tier gemacht<br />

hat, oder auch nur solche, von denen<br />

man nur gehört hat. Auf meinen Führungen<br />

beobachte ich immer wieder mit<br />

Freude, wie arglos und un bedarft Kinder<br />

auf ein Tier zugehen. Sie schauen es sich<br />

zwar erst einmal aus sicherer Entfernung<br />

LANGSAME ANNÄHERUNG<br />

Kuscheln mit einem Kune Kune-Schwein?<br />

Was viele Teilnehmer unseres Akademie-<br />

Kurses vielleicht erst einmal Überwindung<br />

kostet, wird nach einiger Zeit der Beobachtung<br />

zur wunderbaren Selbstverständlichkeit.<br />

Probieren Sie es doch einmal aus!<br />

an, aber es dauert nicht lange, und selbst<br />

sehr kleine Kinder überwinden ihre Scheu,<br />

zum ersten Mal etwa ein Rind zu streicheln.<br />

Viele Ängste werden durch Eltern<br />

auf Kinder übertragen, die vielleicht mal<br />

von einem Hund gebissen worden sind<br />

und die dann auch dem Kind zu verstehen<br />

geben: „Da gehen wir ganz schnell weg.“<br />

Selbst wenn dem Kind nie etwas passiert,<br />

wird es immer Angst vor Hunden haben.<br />

Ich sage dann immer: „Man weiß oft nicht,<br />

warum mir der Hund gerade etwas getan<br />

hat. Es passiert oft, dass Kinder unbedacht<br />

mit den Fingern zu nah an Augen oder<br />

Ohren kommen – das mag niemand gern.<br />

Der Hund bekommt Angst, reagiert – und<br />

es bleibt die Angst vor dem bösen Hund.“<br />

Ich fordere dann auch die Eltern auf, sich<br />

zu den Hunden ins Hundewohnzimmer zu<br />

setzen und einfach zu beobachten – ich<br />

achte darauf, dass ganz brave Tiere wie<br />

unser Hirtenhund-Mix Sandy dabei sind.<br />

Mit der Zeit fassen auch die Erwachsenen<br />

Vertrauen und merken, dass das Tier gar<br />

nicht gefährlich ist, streicheln es sogar.<br />

Und wenn ein Hund auf der Straße auf Sie<br />

zukommt und Sie wollen das nicht und<br />

bekommen Angst, dann drehen Sie sich<br />

einfach weg vom Hund und gehen langsam<br />

weg.<br />

Wenn ich Nistkästen einrichten will,<br />

worauf sollte ich dabei achten?<br />

Wie der ideale Wohnraum<br />

aussieht, weiß Tierärztin<br />

Dr. Marianne Wondrak.<br />

Bereits Anfang März beginnt<br />

die Brutzeit vieler<br />

Gartenvögel. Wer für die gefiederten Mitbewohner<br />

noch rechtzeitig zusätzlichen<br />

Wohnraum schaffen will, sollte neue Nistkästen<br />

möglichst bis Mitte März anbringen.<br />

Sie können aber selbst noch im April<br />

Nistkästen aufhängen, einige Vogelarten<br />

kehren sogar erst Anfang Mai aus ihren<br />

Winterquartieren zurück. Der Nistkasten<br />

sollte in einer Höhe von zwei bis drei<br />

Metern aufgehängt werden. In niedriger<br />

aufgehängten Kästen fühlen sich unsere<br />

Gartenvögel nicht wohl – und sie sind<br />

dann auch nicht vor Räubern wie Mardern<br />

oder Katzen sicher. Wichtig ist, dass<br />

das Einflugloch nicht zur Wetterseite ausgerichtet<br />

ist. Auch ein Platz in der prallen<br />

Sonne ist ungünstig: Es wird den Küken<br />

dann schnell zu heiß. Ein hoher, gesunder<br />

Baum ist ideal, dabei bitte darauf<br />

achten, dass dieser mit Nägeln oder<br />

Drahtschlingen nicht geschädigt wird.<br />

Um gleich mehreren Vogelarten eine<br />

Nistmöglichkeit zu bieten, empfiehlt<br />

es sich, verschiedene Bauweisen<br />

und vor allem verschieden<br />

große Einfluglöcher<br />

anzubieten. Baugleiche<br />

Nistkästen sollten deshalb mit<br />

einigem Abstand, mindestens<br />

zehn Meter, voneinander entfernt<br />

aufgehängt werden.<br />

KLEINE NISTHILFE ANBIETEN<br />

Viele unserer heimischen Vogelarten<br />

nutzen nicht nur trockene Blätter, Wurzeln<br />

und Gras, um ihre Nester auszukleiden:<br />

Auch Moos ist sehr wertvoll dafür – daher<br />

den Rasen im Frühjahr am besten nicht<br />

vertikutieren.<br />

WELCHE PFLANZEN SIND GIFTIG FÜR MEIN TIER?<br />

Infos und Anmeldung zum<br />

Kune Kune-Seminar<br />

GEFÄHRLICHER GIGANT<br />

Vorsicht ist auch beim Riesen-Bärenklau<br />

geboten: Die Pflanze ist sehr toxisch –<br />

schon minimaler Kontakt mit allen Pflanzenteilen<br />

kann ernste gesundheitliche<br />

Folgen für Menschen und Tiere haben.<br />

Worauf Menschen mit<br />

Hunden und Katzen achtgeben<br />

müssen, um ihre<br />

Tiere zu schützen, weiß<br />

Dr. Marianne Wondrak.<br />

Nicht nur wir genießen die schöne Jahreszeit.<br />

Auch Katzen und Hunde lockt die<br />

Natur – mit interessanten Gerüchen und<br />

bunten Blüten. Doch Tierfreunde müssen<br />

aufpassen: Manche Pflanzen in der Natur,<br />

im Garten, auf dem Balkon und sogar in<br />

der Wohnung sind für Tiere giftig – Erbrechen,<br />

Durchfall, Krämpfe oder weitere gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen können<br />

die Folge sein. Beispiele für Giftpflanzen:<br />

Hyazinthe (sogar der Blütenstaub und das<br />

GEFÄHRLICHER GIGANT<br />

Vorsicht ist auch beim Riesen-Bärenklau<br />

geboten: Die Pflanze ist sehr toxisch –<br />

schon minimaler Kontakt mit allen Pflanzenteilen<br />

kann ernste gesundheitliche<br />

Folgen für Menschen und Tiere haben.<br />

Wasser im Untersetzer), Amaryllis, Maiglöckchen<br />

(ganze Pflanze – vor allem die Beeren<br />

sind gefährlich), Thujen, Eibe (besonders die<br />

süß schmeckenden Beeren), Kirschlorbeer,<br />

Flieder, Engelstrompete, Hortensie, Rhododendron,<br />

Buchsbaum, Herbstzeitlose (auch<br />

die Blätter, die im Frühsommer zu sehen<br />

sind – Blüten erscheinen erst im Herbst).<br />

Hat man sein Haustier dabei beobachtet,<br />

wie es eine giftige Pflanze aufgenommen<br />

hat, geht es besser schleunigst zum Tierarzt<br />

oder in die nächste Tierklinik. Im besten Fall<br />

nimmt man die angeknabberte Pflanze mit.<br />

Ganz wichtig ist es abzuschätzen, wie viel<br />

das Tier aufgenommen hat, also wie viele<br />

Blätter oder Beeren. Oftmals wird das Tier<br />

nicht direkt beobachtet, zeigt aber Symptome<br />

wie plötzliche Unruhe oder Bewusstseinstrübung<br />

und Orientierungslosigkeit,<br />

Krämpfe, Erbrechen oder Ohnmacht.<br />

Dann ist Eile geboten, und das Tier muss so<br />

schnell es geht in die Notaufnahme der<br />

nächsten Tierklinik.<br />

30 31


Warum muss ich meinen Hund beim<br />

Waldspaziergang an die Leine nehmen?<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierärztin<br />

Dr. Marianne Wondrak:<br />

Im <strong>Frühling</strong> und Frühsommer<br />

werden viele Wildtiere<br />

geboren, und bodenbrütende<br />

Vogelarten bauen ihre Nester.<br />

In dieser Zeit sollten Hunde nicht frei<br />

über Wiesen und Felder toben und herumstöbern.<br />

Auch Hunde ohne ausgeprägten<br />

Jagdtrieb stören hochtragende Muttertiere,<br />

neugeborene Hasen oder brütende<br />

Vögel. Durch eine Flucht vor einem Hund<br />

können hochtragende Häsinnen oder<br />

Rehe ernsthaft gefährdet werden. Bodenbrüter<br />

sind zumeist ohnehin schon sehr<br />

selten geworden und sollten ihre Nester<br />

ungestört bauen können. Der verantwortungsvolle<br />

Hundehalter nimmt Rücksicht<br />

auf seine Umwelt und die Mitgeschöpfe<br />

und lässt seinen Hund in der Brut und<br />

Setzzeit an der Leine. Eine Schleppleine<br />

ROT- UND<br />

DAMMWILD<br />

FELDHASEN<br />

WILD-<br />

SCHWEINE<br />

FUCHS<br />

DACHS<br />

WILDVOGEL-<br />

ARTEN<br />

ENTE<br />

bietet genug Bewegungsfreiheit, und ein<br />

Spaziergang kann zum Beispiel durch<br />

Kopfarbeit und Training spannend gestaltet<br />

werden. Freies Toben und Spielen<br />

bitte nur in eingezäuntem Gelände. Vorsicht,<br />

es gibt in einigen Bundesländern<br />

eine gesetzliche Leinenpflicht während<br />

der Brut- und Setzzeit, diese variiert je<br />

nach Bundesland zwischen Anfang März<br />

und Ende Juli.<br />

KALENDER: WANN BEKOMMEN WALDTIERE IHRE JUNGEN?<br />

Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.<br />

Kurz gefasst:<br />

•<br />

Das Pferd benötigt große<br />

Mengen an Nährstoffen, um das<br />

neue Fell zu bilden und gut durch<br />

den Fellwechsel zu kommen.<br />

•<br />

Frühzeitig gefütterte essenzielle<br />

Aminosäuren, Omega-3-Fettsäuren,<br />

Kräuter und Spurenelemente helfen<br />

dem Pferd im Fellwechsel.<br />

•<br />

Ein hochwertiges Mash, in der<br />

Regel eine Mischung aus Leinsamen<br />

und beispielsweise Weizen- oder<br />

Haferkleie sowie anderen verdauungsfördernden<br />

Rohstoffen, und<br />

eine Kur mit Spurenelementen tun<br />

den Pferden in dieser Zeit gut.<br />

Hat mein Pferd<br />

<strong>Frühling</strong>sgefühle?<br />

Nach dem dunklen Winter<br />

bringen Sonne und laue<br />

Luft den Pferdekörper in<br />

Schwung. Wie wir am<br />

besten damit umgehen,<br />

erklärt unsere Pferde-Expertin Lisa<br />

Schnaitmann.<br />

Kaum wird es etwas wärmer, bietet sich<br />

nach der Winterzeit auf Paddocks und<br />

Weiden ein neues Bild. Pferde haben<br />

tatsächlich ähnliche <strong>Frühling</strong>sgefühle wie<br />

wir Menschen: Stoffwechsel, Kreislauf<br />

und Durchblutung werden jetzt angeregt.<br />

Dazu ändert sich die körpereigene Hormonproduktion:<br />

Es wird weniger Melatonin<br />

produziert, dafür steigt der Serotonin-<br />

Spiegel an. Weniger Schlafhormone, mehr<br />

Glückshormone – das sorgt dafür, dass die<br />

Pferde plötzlich voller Energie sind und die<br />

natürlich auch zeigen wollen. Man merkt<br />

ihnen deutlich an, dass sie nun mehr Zeit<br />

draußen verweilen: Sie sind insgesamt<br />

ganz gelassen und entspannt, auch wenn<br />

sie einfach nur die Sonne genießen und<br />

dabei vor sich hin dösen. Apropos Veränderung:<br />

Zweimal im Jahr wechselt das<br />

Pferd sein Fell. Im Frühjahr fällt das dicke<br />

Winterhaar aus und macht der kürzeren<br />

und leichteren <strong>Sommer</strong>behaarung Platz.<br />

Im Herbst wiederum folgt die Umstellung<br />

von kurzem, feinem <strong>Sommer</strong>fell auf dichtes<br />

Winterfell, um sich vor der Kälte und<br />

Nässe zu schützen. Im Winter werden die<br />

Tage ab dem 21.12. länger – das Pferd<br />

beginnt jetzt schon mit dem Wechsel zum<br />

<strong>Sommer</strong>fell hin. Kurz darauf, etwa von Januar<br />

bis März, fallen dann die alten Haare<br />

aus, und die neuen schieben sich hervor.<br />

Zur <strong>Sommer</strong>sonnenwende am 21.6.<br />

werden die Tage wieder kürzer, bzw. die<br />

Tageslichtlänge verringert sich. Der<br />

Wechsel auf das Winterfell findet etwa<br />

von September bis November statt.<br />

Eine Fellumstellung dauert unterschiedlich<br />

lange, je nach Rasse, Haltungsbedingungen,<br />

Wetter und Alter. Kommt das<br />

Pferd schlecht durch den Wechsel, ist es<br />

hilfreich, die Ursache zu ergründen, um<br />

es optimal unterstützen zu können. Um<br />

Haut, Haare und Stoffwechsel zu fördern,<br />

werden hochwertige Nährstoffe benötigt.<br />

Die Haut und auch die Leber brauchen<br />

beispielsweise ausreichend Zink, um ihre<br />

Aufgaben im Fellwechsel zu erfüllen:<br />

So verhindert das Mineral brüchiges Fell,<br />

fördert die Wundheilung und ist für das<br />

Immunsystem von Bedeutung.<br />

Pferde im Fellwechsel profitieren zudem<br />

sehr von den Wirkstoffen der Kräuter. Diese<br />

lassen sich gezielt einsetzen, um das<br />

Pferd optimal zu begleiten. Kräuter für die<br />

Haut, für die Leber oder eine Kräuterkur<br />

speziell für die Behaarung: Ein unterstützter<br />

Stoffwechsel ist die halbe Miete.<br />

Als Stoffwechsel werden alle Vorgänge im<br />

Körper bezeichnet, die der Umwandlung<br />

von Stoffen wie Futter oder Sauerstoff in<br />

Endprodukte wie Körpersubstanz (Haare)<br />

oder Bewegung dienen. Wesentlicher<br />

Bestandteil dieses komplexen Zusammenspiels<br />

ist die Leber mit ihrer Aufgabe als<br />

zentrales Entgiftungsorgan.<br />

108 33


Tierschutz<br />

Geboren,<br />

um zu sterben<br />

Jedes Jahr werden in Spanien rund 50 000 Galgos auf bestialische Art<br />

getötet. Für die meisten beginnt das Sterben am 1. Februar – wenn die<br />

Jagdsaison endet und die Hunde keinen Nutzen mehr haben …<br />

WIR HABEN<br />

ÜBERLEBT …<br />

Auf der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Freilaufwiese in Henndorf<br />

wird Tierpflegerin<br />

Bianca Pöckl freudig<br />

von Arce begrüßt – der<br />

Rüde ist einer von zwei<br />

Galgos, die hier derzeit<br />

auf ein Für-Immer-Zuhause<br />

hoffen (l.). Auch<br />

diese Galgos stammen<br />

aus einer Rettung – wie<br />

so viele der sensiblen<br />

Windhunde sind auch<br />

sie trotz des erfahrenen<br />

Leids überaus liebevoll<br />

und freundlich dem<br />

Menschen gegenüber.<br />

34 35


DER VORHOF<br />

ZUR HÖLLE<br />

In den Rehalas, den<br />

sogenannten „Zuchtstätten“,<br />

werden oft<br />

Hunderte von Hunden<br />

zusammengepfercht.<br />

Sie fristen ein <strong>Leben</strong> in<br />

dunklen Verschlägen,<br />

vielfach bleiben sie<br />

wochenlang sich selbst<br />

überlassen ohne Wasser<br />

oder Futter.<br />

DER TOD DARF NICHTS KOSTEN:<br />

Wie durch ein Wunder überlebten diese<br />

Windhunde – sie wurden mit Säure<br />

übergossen. Eine billige Tötungsmethode,<br />

die sich zunehmender Beliebtheit erfreut.<br />

GEFANGENE SEELEN<br />

Weil Galgos und andere Jagdhunde<br />

als „Nutztiere“ gelten, sind sie faktisch<br />

vom spanischen Tierschutzgesetz<br />

ausgeschlossen – und damit gänzlich<br />

schutzlos den Grausamkeiten des<br />

Menschen ausgeliefert.<br />

EIN STARKES<br />

TEAM<br />

Seit 2023 arbeitet<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> eng<br />

mit dem Windhund-Netzwerk<br />

e.V.,<br />

dem Tierschutzverein<br />

Silencio e.V. sowie<br />

dem Tierschutz<br />

Spanien e.V. zusammen,<br />

um für die<br />

Galgos zu kämpfen.<br />

Das gemeinsame<br />

Ziel: so viele Hunde<br />

vor Ort retten wie<br />

möglich und in ein<br />

Für-Immer-Zuhause<br />

vermitteln – und<br />

das unvorstellbare<br />

Leid der Tiere öffentlich<br />

machen!<br />

36


Sie nennen es „Klavierspielen“. In<br />

Wirklichkeit ist es die Klaviatur<br />

eines langsamen, grauenvollen<br />

Todes. Knapp über dem<br />

Boden werden die Hunde an<br />

Bäumen aufgehängt, und während<br />

sie verzweifelt versuchen, mit tänzelnden<br />

Hinterpfoten einen rettenden Halt zu<br />

finden, irgendwie, irgendwo, erdrosseln sie<br />

sich selbst. Ihr Todeskampf dauert Stunden,<br />

manchmal Tage. Und er hat Tradition.<br />

In Spanien gilt das „Klavierspielen“ als die<br />

billigste Möglichkeit, einen Galgo zu entsorgen.<br />

Und billig soll es sein, denn das<br />

<strong>Leben</strong> der Tiere hat keinerlei Wert – jedes<br />

Jahr werden hier rund 50 000 der spanischen<br />

Windhunde getötet. Sie werden aufgehängt,<br />

bei lebendigem Leib angezündet,<br />

mit Säure übergossen, ausgesetzt, zu Tode<br />

geprügelt, weggeworfen. Denn Galgos<br />

sind explizit vom spanischen Tierschutzgesetz<br />

ausgenommen – und so kennt die<br />

Brutalität gegen diese Hunde oft keine<br />

Grenzen …<br />

Seit Jahrhunderten wird der Galgo Español<br />

in Spanien zur Hasenjagd eingesetzt. Die<br />

Saison beginnt Anfang Oktober und endet<br />

mit dem 1. Februar – doch was einst allein<br />

dem Adel vorbehalten war, ist heute zu einem<br />

mörderischen Volkssport verkommen,<br />

der unvorstellbares Leid nach sich zieht.<br />

Warum? Weil mittlerweile nicht nur jedermann<br />

die nötige Jagdlizenz problemlos<br />

erwerben kann – sondern weil die „Zucht“<br />

der Galgos vollkommen unkontrolliert<br />

stattfindet unter widrigsten Bedingungen.<br />

Die Hunde werden wahllos verpaart, vermehrt,<br />

aussortiert – die Nachfrage nach<br />

jagdtauglichen Galgos ist während der Saison<br />

so groß, dass keinerlei Kontrollmechanismen<br />

mehr greifen. Das Ergebnis sind<br />

Abertausende Hunde, die jedes Jahr einen<br />

brutalen Selektionsprozess durchlaufen,<br />

bei dem es keine Gewinner geben kann:<br />

„Die stärksten, talentiertesten Hunde<br />

werden zur Jagd eingesetzt“, sagt die<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierpflegerin Sabine<br />

Mosboeckhofer, die seit acht Jahren zuständig<br />

ist für die Betreuung der Hunde<br />

und Katzen in Henndorf. „Doch zunächst<br />

durchlaufen sie ein brutales Training. Sie<br />

werden an fahrende Autos oder Motorräder<br />

gebunden, damit sie noch schneller<br />

werden, oder stundenlang auf Laufbändern<br />

angekettet.“ Galgos, die diese Vorauswahl<br />

gar nicht erst schaffen, bleiben sich<br />

selbst überlassen – in dunklen, verdreckten<br />

Verschlägen sollen sie sich wahllos vermehren,<br />

oftmals ohne ausreichendes Futter<br />

oder Wasser. Am Ende der Saison dann,<br />

wenn die Hasenjagd vorüber ist, ereilt die<br />

allermeisten Galgos das gleiche Schicksal:<br />

Sie werden entsorgt wie Müll. Neun<br />

Monate später beginnt das Grauen dann<br />

von vorne …<br />

Gemeinsam mit weiteren Organisationen<br />

– dem Windhund-Netzwerk e.V., dem Tierschutzverein<br />

Silencio e.V. sowie dem Tierschutz<br />

Spanien e.V. – setzt sich <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

massiv für den Überlebenskampf der<br />

Galgos und ihrer Leidensgenossen, der<br />

Podencos, ein. „Wir müssen auf das Leid<br />

dieser Hunde aufmerksam machen“, sagt<br />

Sabine Mosboeckhofer. „Denn es geschieht<br />

Jahr für Jahr mitten in Europa und noch<br />

SCHNELLER STERBEN<br />

…Angekettet an ein Laufband<br />

werden diese beiden Galgos auf<br />

Geschwindigkeit und Ausdauer<br />

„trainiert“. Nur die schnellsten<br />

Hunde werden zur Jagd eingesetzt.<br />

Alle anderen – brutal aussortiert.<br />

Die Misshandlung<br />

der Galgos hat<br />

keine rechtlichen<br />

Konsequenzen –<br />

die Hunde sind<br />

vollkommen<br />

schutzlos<br />

immer wissen viel zu wenige Menschen<br />

davon.“ <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> leistet derzeit nicht<br />

nur direkt vor Ort in Spanien Aufklärungsarbeit,<br />

sondern möchte das Schicksal der<br />

spanischen Windhunde über Landesgrenzen<br />

hinweg in den Fokus der Öffentlichkeit<br />

rücken. Denn: Aktuell ist Spanien das einzige<br />

EU-Land, in dem die Jagd mit Galgos<br />

noch legal ist. Dahinter stehen die Interessen<br />

einer extrem starken Jagdlobby: Obwohl<br />

der spanische Kongress erst im März<br />

vergangenen Jahres ein neues Tierschutzgesetz<br />

verabschiedete, das auf nationaler<br />

Ebene greift und damit über sämtlichen<br />

regionalen Tierschutzgesetzen steht, sind<br />

Galgos von diesem Gesetz durch ein rechtliches<br />

Schlupfloch ausgenommen. Weil sie<br />

per Gesetz als „Jagd- und Gebrauchshunde“<br />

gelten, zählen sie zu den Nutztieren –<br />

und bleiben de facto jeglicher Brutalität<br />

schutzlos ausgeliefert, denn ihre Misshandlung<br />

hat keinerlei rechtliche Konsequenzen.<br />

Hinzu kommt: In Spanien ist zwar eine<br />

Genehmigung erforderlich, sollten mehr<br />

als fünf Hunde gehalten werden – sobald<br />

diese jedoch erfolgt ist, ist die Haltung einer<br />

unbegrenzten Anzahl von Hunden<br />

möglich. Der Amtstierarzt kontrolliert lediglich<br />

die äußeren Gegebenheiten der<br />

Anlage – nicht aber das Wohl der Tiere<br />

selbst. So entstehen regelrechte Massenlager,<br />

in denen die Galgos unter bestialischen<br />

Bedingungen gehalten werden.<br />

„Wir nehmen auf unseren Höfen momentan<br />

so viele Galgos aus Spanien auf, wie wir<br />

retten können“, sagt die Tierpflegerin. „Bei<br />

WARUM?<br />

Viele „Züchter“ setzen auf<br />

Kannibalismus – die Hunde<br />

bekommen zu wenig Futter, fallen<br />

in ihrer Not übereinan der her.<br />

So überleben nur die Stärksten.<br />

Unten: getötete Galgos,<br />

irgendwo am Straßenrand in<br />

Mülltüten entsorgt. Ganz unten:<br />

Wie viele gerettete Galgos trägt<br />

auch dieser massive Wunden am<br />

Leib, verursacht unter ande rem<br />

durch die horrenden Haltungsbedingungen.<br />

Denn: Galgos<br />

haben kaum Körperfett, sie liegen<br />

direkt auf den Knochen, brauchen<br />

daher weiche Liegeflächen …<br />

uns werden sie aufgepäppelt, dürfen sich<br />

erholen, Vertrauen fassen. Und finden<br />

dann hoffentlich irgendwann ein Für-Immer-Zuhause,<br />

in dem sie für das geliebt<br />

werden, was sie sind – nämlich wundervolle,<br />

anschmiegsame, sanfte Gefährten.“<br />

Derzeit leben auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> insgesamt<br />

sieben Galgos und Podencos. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf etwa teilen sich die Galgos<br />

Arce und Macarena ein Hundezimmer.<br />

Und wer sie besucht, merkt schnell: Windhunde<br />

sind anders als andere Hunde. Tatsächlich<br />

werden sie oft als die am wenigsten<br />

„hündischen“ Hunde bezeichnet<br />

– Windhundeliebhaber vergleichen ihr Verhalten<br />

zuweilen eher mit dem einer Katze.<br />

Und an dieser Aussage ist durchaus etwas<br />

dran: „Wie alle Windhunde wurden die Gal-<br />

38 39


RETTEN, WAS ZU RETTEN IST<br />

Die Tierklinik im spanischen Córdoba ist<br />

spezialisiert auf Galgo-Verletzungen durch<br />

die Jagd – hier wird ein Knochenbruch<br />

begutachtet und später gerichtet. Vielfach<br />

werden die Hunde nach der Jagd einfach<br />

zurückgelassen, wenn sie sich verletzen –<br />

sie haben keinen Nutzen mehr.<br />

gos einst gezüchtet, um eigenständig zu<br />

agieren bei der Jagd“, erklärt Sabine<br />

Mosboeckhofer. „Sie sind keine Befehlsausführer<br />

und kennen keinen Kadavergehorsam.“<br />

Ein Windhund entscheidet genau, wem<br />

er sein Herz schenkt – dann aber bindet er<br />

sich mit ganzer Seele und für alle Zeiten an<br />

diesen Menschen. Arce und Macarena sind<br />

da keine Ausnahme: Sie begrüßen uns behutsam<br />

und liebevoll. Arce legt vorsichtig<br />

beide Pfoten auf Sabines Schultern und<br />

schmiegt sich an sie, während Macarena sich<br />

ganz klein auf ihrem Schoß einrollt und mit<br />

einer Pfote Sabines Oberschenkel umfasst.<br />

„Die meisten Menschen haben leider Vorurteile<br />

gegen Windhunde“, sagt die Tierpflegerin.<br />

„Sie glauben, Galgos seien nervös<br />

oder ständig in Bewegung, bräuchten<br />

jeden Tag stundenlange Spaziergänge.<br />

Aber das Gegenteil ist der Fall. Im Haus<br />

ZU VIEL ELEND<br />

Der Galgo auf dem unteren Bild ist<br />

buchstäblich bis auf Haut und<br />

Knochen abgemagert, zu schwach,<br />

um überhaupt noch aus seinem<br />

Napf fressen zu können. Das Perfide<br />

dabei ist: Ausgerechnet Windhunde<br />

binden sich sehr eng an den<br />

Menschen – sie reagieren selten<br />

aggressiv und verzeihen fast alles.<br />

strahlen diese Hunde eine beinahe übernatürliche<br />

Ruhe aus. Sie kuscheln sich stundenlang<br />

aufs Sofa, <strong>lieben</strong> Körperkontakt<br />

und sind am glücklichsten, wenn sie einfach<br />

nur bei ihrem Menschen sein können.“<br />

Aus diesem Grund eignen sich Galgos sogar<br />

gut für die Wohnungshaltung. Immer vorausgesetzt,<br />

dass sie idealerweise einmal am<br />

Tag aus vollem Herzen laufen können. Immerhin<br />

erreichen die spanischen Windhunde<br />

Geschwindigkeiten von rund 65 km/h –<br />

sie zählen nach dem Gepard zu den<br />

schnellsten Landsäugetieren der Erde. Ihr<br />

hochbeiniger, schlanker Körperbau und die<br />

lange, flexible Wirbelsäule verleihen ihnen<br />

dabei eine Wendigkeit, die die Grenzen der<br />

Physik nahezu außer Kraft zu setzen scheint:<br />

Wie alle Windhunderassen verfügt der Galgo<br />

über eine gesteigerte Atemfrequenz,<br />

eine vergrößerte Herz- und Lungenkapazi-<br />

HOFFNUNG AUF<br />

LEBEN<br />

Oben: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierpflegerin<br />

Sabine Mosboeckhofer<br />

mit den beiden Galgos<br />

Arce (vorne) und Macarena.<br />

Beide Hunde freuen sich<br />

über Besuch und sind auf<br />

der Suche nach einem<br />

Für-Immer-Zuhause. Re.:<br />

Ein gebrochenes Bein<br />

bewahrte diesen Galgo vor<br />

einem schlimmeren Schicksal<br />

– er wurde von Tierschützern<br />

gefunden und gerettet.<br />

tät und eine höhere Dichte an roten Blutkörperchen,<br />

die den Sauerstofftransport zu den<br />

Muskeln optimieren. Das Ergebnis ist ein<br />

Hund, der nicht nur Höchstgeschwindigkeiten<br />

erreichen kann, sondern auch in vollem<br />

Lauf engste Wendungen vollführt und gleichzeitig<br />

mühelos in der Lage ist, aus dem Stand<br />

1,8 Meter hohe Hindernisse zu überwinden.<br />

„Dieses Bewegungsrepertoire liegt Galgos in<br />

den Genen – und sie brauchen die Möglichkeit,<br />

es regelmäßig auszuleben, zum Beispiel<br />

auf eingezäunten Freilaufflächen“, so die Tierpflegerin.<br />

Wer einmal einen Galgo im vollen<br />

Lauf erlebt hat, der versteht genau, was gemeint<br />

ist: Der Anblick macht buchstäblich<br />

sprachlos. Die Freude und die Schönheit dieser<br />

Hunde, ihre Grazie, ihr Anmut, ihre Ausdauer<br />

– es gibt wahrlich nichts, was diesen<br />

Moment wirklich beschreiben könnte.<br />

Im Hundezimmer von Arce und Macarena in<br />

Henndorf schmiegen sich die beiden Galgos<br />

an Sabine. Sie rollen sich zusammen<br />

und genießen sichtlich die Kuschelzeit mit<br />

ihrer Betreuerin. Arce seufzt leise, und eine<br />

eigentümliche Ruhe legt sich über den<br />

Raum. Dann, ganz langsam, hebt der Rüde<br />

den Kopf und betrachtet Sabine eingehend<br />

aus seinen großen, dunklen Augen. Er wendet<br />

den Blick nicht ab, und in den Tiefen<br />

dieses Ausdrucks liegt etwas, was nicht in<br />

Worte zu fassen ist. Es ist die Hingabe eines<br />

Galgo, der zu viel Leid erfahren hat in seinem<br />

<strong>Leben</strong> – und der<br />

dennoch, all diesem<br />

Leid zu Trotz, sein<br />

Herz verschenkt. Mit<br />

ganzer Seele und für<br />

alle Zeiten. So, wie es<br />

nur ein Windhund<br />

vermag.<br />

Infos zum<br />

Galgo-Projekt<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Was braucht ein<br />

Windhund?<br />

➤ Galgos und ihre Bedürfnisse – ein<br />

spannendes Thema! Diese faszinierenden<br />

Fellnasen haben Eigenheiten, die<br />

man als Hundebesitzer kennen sollte.<br />

Galgos sind wahre Formel-1-Athleten<br />

und genießen rasanten Auslauf – da<br />

reicht ein gemütlicher Spaziergang<br />

einfach nicht aus. Bei täglichen Ausflügen<br />

in sicheren, eingezäunten Gebieten<br />

können die Windhunde richtig<br />

Gas geben.<br />

Aber nicht nur körperliche, sondern<br />

auch geistige Fitness ist gefragt. Die<br />

Flitzepfoten sind nicht nur beim Rennen<br />

superschlau, sondern <strong>lieben</strong> auch<br />

knifflige Denksportaufgaben und Intelligenzspielzeug.<br />

Unterordnung und<br />

absoluten Gehorsam hingegen sollte<br />

man nicht erwarten – die Erziehung<br />

eines Galgo sollte immer durch positive<br />

Bestärkung erfolgen.<br />

Zur Kleiderordnung: Die schlanke, unterwollarme<br />

Figur der Galgos macht<br />

sie leicht zu Frostbeulen. Also, liebe<br />

Besitzer: Warm einpacken ist angesagt.<br />

Im Winter wollen Galgos fein bemantelt<br />

werden und immer Zugang<br />

zu einem gemütlichen Schlafplatz haben.<br />

Sozial geht’s auch zur Sache: Kuscheln,<br />

Spielen, Interaktion mit Menschen<br />

und Hundefreunden – das sind<br />

die Glücksthemen für zufriedene Galgos.<br />

Sie sind meist sehr freundlich und<br />

unaggressiv – doch Vorsicht bei kleineren<br />

Hunden, diese können eventuell<br />

als Jagdbeute angesehen werden.<br />

Und last, but not least: Essen! Hochwertige<br />

Proteine und Nährstoffe halten<br />

Muskeln und Gelenke in Topform.<br />

Tierarztbesuche gehören genauso<br />

zum Pflichtprogramm, wobei ein<br />

windhundeerfahrener Tierarzt von<br />

Vorteil ist: Galgos haben oft ein rassetypisch<br />

größeres Herz und eine<br />

schnellere Atmung. Zusammengefasst<br />

brauchen unsere schnellen<br />

Freunde eine Mischung aus Action,<br />

Denksport und sehr viel Kuschelzeit.<br />

Also, ab auf die Rennbahn des <strong>Leben</strong>s<br />

mit unseren flotten Vierbeinern!<br />

40 41


RASSEPORTRÄT:<br />

Sanfte Wesen mit<br />

Anmut und Kraft<br />

Hinter dem grazilen, athletischen Äußeren der<br />

majestätischen Windhunde verbirgt sich ein<br />

sanftes Herz, das in der Verbindung zu Menschen<br />

eine zutiefst berührende Harmonie findet.<br />

In den weiten, sonnigen Ebenen<br />

Spaniens erstreckt sich das Gefilde,<br />

aus dem der Galgo Español<br />

stammt – ein Vorfahre des<br />

englischen Greyhounds. Historische<br />

Aufzeichnungen belegen:<br />

Bereits im 6. Jahrhundert v. Chr.<br />

exportierten die Kelten ihre Jagdhunde<br />

in die damalige römische Provinz Hispania.<br />

Dort erhielt die Rasse den Namen<br />

„Canis Gallicus“ – keltischer Hund. Vermutlich<br />

entstand daraus schließlich die<br />

spanische Bezeichnung „Galgo“.<br />

Seine Erscheinung ist eine Symphonie<br />

aus Eleganz und Stärke. Mit seinem<br />

schmalen, länglichen Kopf, kleinen Ohren<br />

und einem wachen Blick verkörpert<br />

der Galgo eine natürliche Grazie. Seine<br />

Brust ist tief, die Hinterläufe kraftvoll –<br />

stets bereit, sich mit atemberaubendem<br />

Tempo über das Gelände zu bewegen.<br />

Doch es sind nicht nur seine äußeren<br />

Merkmale, die den Galgo auszeichnen.<br />

Die Paradoxien dieser Rasse sind es, die<br />

uns Menschen zugleich faszinieren und<br />

berühren. In der Ruhe des Hauslebens<br />

wird der Galgo zum gelassenen Genossen,<br />

der sich gerne verwöhnen lässt.<br />

Doch in seiner DNA lebt auch der passionierte<br />

Sprinter: viel Leidenschaft für<br />

rasante Läufe über Feld und Flur – mit<br />

einem Tempo von bis zu 65 km/h. Es<br />

sind diese Gegensätze, die den Galgo zu<br />

einem einzigartigen Begleiter machen:<br />

ein Wesen von Gelassenheit und energiegeladener<br />

Aktion, von Unabhängigkeit<br />

und liebevoller Partnerschaft, von<br />

Freiheitssuche und freiwilliger Rückkehr.<br />

Schneller, weiter, weicher …<br />

In Regionen mit reicher Wildpopulation<br />

kann der Jagdinstinkt des Galgo stark<br />

STECKBRIEF DES GALGO<br />

<strong>Leben</strong>serwartung: 9–15 Jahre<br />

Farben: falbfarben,<br />

schwarz, gelb, rot, weiß<br />

Widerristhöhe (Rüde): 62–70 cm<br />

Widerristhöhe (Hündin): 60–68 cm<br />

Gewicht (Rüde): 20–30 kg<br />

Gewicht (Hündin): 20–30 kg<br />

ausgeprägt sein. Es ist daher ratsam, ihm<br />

auf umzäunten Freiflächen eine alternative<br />

Bewegungsmöglichkeit zu bieten.<br />

Selbst Menschen ohne eigenen Hund<br />

werden dann von seiner Schnelligkeit<br />

und Anmut in den Bann gezogen.<br />

Neue „Galgo-Eltern“ sind oft überrascht,<br />

wie schnell eine innige und vertraute<br />

Beziehung zu ihrem Schützling entsteht.<br />

Der Galgo ist ein Meister der Unaufdringlichkeit:<br />

Er mag es, dabei zu sein,<br />

ohne im Mittelpunkt zu stehen. Sein<br />

Platz ist oft in der Stille – von dort aus<br />

beobachtet er das Geschehen um sich<br />

herum. Aufgrund seines freundlichen,<br />

geduldigen Wesens ist der Galgo auch<br />

ein sehr angenehmer Begleiter für Kinder:<br />

Feinfühlig und auf leise Töne reagierend,<br />

passt er sich dem Rhythmus seiner<br />

Menschen-Familie an.<br />

Fazit: Galgos sind Seelengefährten, die<br />

unsere Herzen berühren. Hinter ihrer<br />

langen Rennbahn- und Jagd-Geschichte<br />

liegt eine Seele, die sich nach Liebe und<br />

Geborgenheit sehnt. Galgos sind stille<br />

Therapeuten, die mit sanften Augen<br />

Trost schenken, Wunden heilen und<br />

Herzen öffnen. Sie sind Überlebende,<br />

die dennoch mit Leichtigkeit <strong>lieben</strong>. Sie<br />

lehren uns, dass Vertrauen auch nach<br />

Misshandlung möglich ist.<br />

GALGO-MÄRSCHE <strong>2024</strong><br />

INFO<br />

Das Tierleid sichtbar machen!<br />

Tausende Menschen gingen am letzten<br />

Samstag im Januar für die Galgos auf die<br />

Straße. In zahlreichen deutschen Städten<br />

und auch in Österreich und in der Schweiz<br />

werden alljährlich für diesen Tag von engagierten<br />

Tierfreunden Protestmärsche organisiert<br />

– zumeist in Eigenregie und ohne<br />

jegliche Spenden. Hintergrund: Der 1. Februar,<br />

auch bekannt als „Día del Galgo“,<br />

markiert in Spanien das Ende der Jagdsaison.<br />

Jedes Jahr werden im liebsten Urlaubsland<br />

der Deutschen Hunderttausende<br />

Galgos, Podencos und andere Jagdhunde<br />

wahllos vermehrt, um sie für die<br />

STARKER<br />

AUFTRITT …<br />

… für Galgos und<br />

zahlreiche ihrer<br />

Leidensgefährten:<br />

Unter anderem in Köln<br />

(l.) und in Hamburg<br />

(u.) gingen Hunderte<br />

Menschen auf die<br />

Straße in Begleitung<br />

ihrer wundervollen<br />

Windhunde. Die meisten<br />

stammen aus einer<br />

spanischen Tierrettung<br />

– und tragen ihre<br />

eigene Geschichte am<br />

Leib. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

hat die Märsche begleitet.<br />

Hetzjagd auf Hasen und Kaninchen und<br />

für Hunderennen zu missbrauchen. Ein<br />

recht kurzer „Spaß“ zugunsten von Ruhm<br />

und Ehre ihrer Besitzer, den sogenannten<br />

Galgueros. Denn wenn die Hunde nicht<br />

mehr schnell genug und damit nutzlos<br />

geworden sind, ereilt sie ein noch schlimmeres<br />

Schicksal als das vorherige grausame<br />

<strong>Leben</strong>: in kleinen Betonbunkern mit<br />

gerade genug Futter, um nicht zu verhungern.<br />

Oft werden gleich mehrere Galgos<br />

an Autos oder Motorräder angebunden,<br />

um sie auf maximales Tempo zu trainieren.<br />

Schon dabei bleiben viele von ihnen buchstäblich<br />

auf der Strecke. Ist die Jagdsaison<br />

vorbei, werden die Hunde brutal getötet:<br />

aufgehängt, ertränkt, zu Tode geprügelt –<br />

oder angebunden, ausgesetzt und sich<br />

selbst überlassen! Pro Jahr werden allein in<br />

Spanien mindestens 50 000 dieser zauberhaften<br />

Windhunde kurzerhand „entsorgt“.<br />

Denn auch nach einer dreifachen Reform<br />

des spanischen Tierschutzgesetzes sind<br />

die Jagd- und Gebrauchshunde ihren Besitzern<br />

immer noch hilflos ausgeliefert. Die<br />

Initiatoren der Galgomärsche möchten auf<br />

diese Missstände aufmerksam machen,<br />

aufklären und betroffenen Tieren helfen.<br />

42 43


Wildtierschutz<br />

Das große<br />

FLATTERN<br />

Mehr als 4000 Arten ziehen in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz ihre schwerelos schillernden Bahnen – hinweg über Wiesen<br />

und Gärten. Dabei hat jede Art ihr eigenes Zeitfenster …<br />

FLEISSIGER<br />

NEKTARARBEITER<br />

Ein Schwalbenschwanz (kl.<br />

Foto: seine Raupenform)<br />

entfaltet seine prächtigen<br />

Flügel beim Nektartanken.<br />

Wer in seinem Garten auf<br />

Wildpflanzen wie Doldenblütler<br />

setzt und speziell<br />

Wilder Möhre (gr. Foto), Dill<br />

und Giersch einen Raum<br />

gibt, sorgt für ein reiches<br />

Nahrungsangebot und<br />

kann sich speziell auch über<br />

diesen hübschen Flattermann<br />

als Gast freuen.<br />

S<br />

ie sind das Sinnbild von<br />

Leichtigkeit, schweben<br />

durch die Lüfte, tänzeln von<br />

Blume zu Blume und schillern<br />

dabei in den buntesten<br />

Farben. Aber die schwerelosen<br />

Falter können noch viel mehr, sie<br />

sind wahre Verwandlungskünstler. Denn<br />

aus Häuslich wird Frei, aus einem Kriecher<br />

ein Flieger: Zunächst verwandelt<br />

sich die Raupe, die gerade mal ein paar<br />

Wochen zuvor aus ihren Eiern geschlüpft<br />

ist, in eine Puppe. Der Zustand wirkt von<br />

außen fast leblos, aber innen drin steigt<br />

die Verkleidungsparty, quasi eine glänzende<br />

Modeshow. Die Organe der Raupe<br />

transformieren sich in die künftigen<br />

Flügel. Langsam reckt und streckt der<br />

Schmetterling seine noch weichen Flügel<br />

in die Luft, wo sie sich dann härten<br />

und ihre prachtvolle Eleganz entfalten –<br />

44 45


WANN FLIEGT WER?<br />

Je nach Jahreszeit können wir ganz unterschiedliche Schmetterlinge beobachten. Der BUND-<br />

Schmetterlingskalender gibt einen Überblick über die Flugzeiten unserer heimischen Tagfalter<br />

und damit die Hülle der Puppe öffnet.<br />

Doch diese Schönheit in der Natur hat<br />

seinen Preis: Nur wenige Schmetterlinge<br />

können überwintern und, wie der Zitronenfalter,<br />

bis zu neun Monate alt werden.<br />

Möglich macht das seine Fähigkeit,<br />

auch bei minus 20 Grad Celsius zu überleben.<br />

Damit gehört der <strong>Sommer</strong>bote zu<br />

den langlebigsten Schmetterlingen<br />

Europas. So lange aktiv sind jedoch die<br />

wenigsten der heimischen Tagfalter. Die<br />

meisten leben noch nicht einmal einen<br />

<strong>Sommer</strong> lang, manche sogar nur wenige<br />

Wochen. Aber die Dauer ihres <strong>Leben</strong>s<br />

beschränkt sich nicht nur auf ihre<br />

„schönste“ Zeit als Falter. Das <strong>Leben</strong> eines<br />

Schmetterlings kann sich über Jahre<br />

hinweg ziehen – die meisten Arten verbringen<br />

den Hauptteil ihres <strong>Leben</strong>s in<br />

den Entwicklungsstadien Ei, Raupe oder<br />

Puppe. Ihr <strong>Leben</strong> als prachtvoller Falter<br />

ist damit am kürzesten, hat aber den<br />

wichtigsten Job: die Verbreitung und<br />

Vermehrung von Schmetterlingen.<br />

Damit auch im nächsten <strong>Sommer</strong> wieder<br />

frisch geschlüpfte Falter die Lüfte erobern<br />

können. Denn zwischen Juni und August<br />

findet das große Flattern statt: Hier sind<br />

die meisten Schmetterlinge unterwegs<br />

und fliegen Hunderte Blüten an, sammeln<br />

ganz nebenbei ihren Nektar und tragen<br />

die Pollen von Blüte zu Blüte weiter. Wie<br />

auch der Große Schillerfalter mit einem<br />

besonderen Merkmal: Hervorgerufen<br />

durch einen Lichtbrechungseffekt schillern<br />

die sonst dunklen Flügel in bestimmten<br />

Betrachtungswinkeln in einem kräftigen<br />

Königsblau – daher auch der Name. In<br />

der gleichen Schwebezeit, Juni bis August,<br />

ist auch unser größter heimischer Perlmutterfalter<br />

unterwegs: der Kaisermantel. Unschwer<br />

zu erkennen an den orange leuchtenden<br />

Flügeloberseiten und dem Muster<br />

aus schwarz-braunen Punkten. Spannend<br />

ist das Balzverhalten dieser Edelfalter: Das<br />

übliche Balzritual von Schmetterlingen<br />

sind Tänze während des Fluges, wobei sie<br />

sich mit den Flügeln und Fühlern zaghaft<br />

berühren. Bei den Kaisermantel-Faltern<br />

Österreich bietet Schmetterlingen<br />

besonders viel Auswahl an<br />

<strong>Leben</strong>sräumen: Dort leben etwa<br />

4 070 Schmetterlingsarten,<br />

davon 208 Tagfalterarten.<br />

Diese Diversität übertrifft selbst<br />

größere Länder<br />

wie Deutschland.<br />

46 47


jedoch lockt das Männchen das Weibchen<br />

mit einem Duftstoff, während sie aneinander<br />

vorbeifliegen. Wenn das Weibchen mit<br />

seinem Duftstoff reagiert, landen die beiden<br />

Falter gemeinsam auf einer Blüte.<br />

Wer in diesem Jahr den schönen Flatterinsekten<br />

mal genauer auf die Spur gehen<br />

will: Der BUND hat einen Kalender mit den<br />

Flugzeiten der häufigsten Tagfalter zusammengestellt<br />

(Grafik vorherige Seite). Kleiner<br />

Tipp: Bei Sonnenschein und Windstille<br />

lassen sich besonders viele der <strong>Sommer</strong>boten<br />

beobachten. Da sich die meisten<br />

Arten auf bestimmte <strong>Leben</strong>sräume spezialisiert<br />

haben, lohnt es sich, auf feuchten<br />

Wiesen, in Mooren, Wäldern oder Gebirgen<br />

Ausschau zu halten, um seltene Arten<br />

aus der Nähe bestaunen zu können.<br />

JA, WO SITZEN SIE DENN?<br />

Schmetterlinge sind flüchtige Wesen. Gar nicht so einfach, einen längere Zeit von Nahem zu betrachten –<br />

wir zeigen, welche Art auf welchen Pflanzen besonders häufig Rast macht.<br />

Großer Fuchs<br />

Er erreicht eine Flügelspannweite<br />

von 50–55 mm, bevorzugt<br />

Baumsäfte und ist vornehmlich<br />

an blühenden Weiden<br />

anzutreffen.<br />

Distelfalter<br />

Dieser Wanderfalter hält es in<br />

Höhen von bis zu 3000 Meter aus<br />

und ist – der Name verrät es –<br />

fast ausschließlich an Distelblüten<br />

zu finden.<br />

Admiral<br />

Häufig kann man ihn auf Schmetterlingsflieder<br />

oder Wasserdost<br />

beobachten. Im Herbst saugt der<br />

Falter auch gern an Fallobst und<br />

Efeublüten.<br />

DAS BLAUE WUNDER<br />

Erst wenn der Bläuling seine Flügel<br />

öffnet, entfaltet sich seine ganze<br />

Schönheit: Auf der Unterseite nur<br />

dunkel gemustert, schimmert die<br />

Oberfläche bläulich und violett.<br />

Weltweit gibt es 6000 Unterarten.<br />

Ihre Flugzeit: Juni bis August.<br />

Tagpfauenauge<br />

Er ist bekannt für wilde Kämpfe um<br />

die Eiablageplätze und wirbelt<br />

dabei besonders häufig um<br />

Schmetterlingsflieder und Acker-<br />

Kratzdistel herum.<br />

Schwalbenschwanz<br />

Mit 50 bis 75 mm Flügelspannweite<br />

einer der größten heimischen<br />

Falter. Im Garten zeigt er all seine<br />

Pracht besonders bei Möhren, Dill<br />

und Fenchel.<br />

Mauerfuchs<br />

Auf rot- bis blau-violetten Blüten<br />

sieht man den Falter mit der<br />

ziegelsteinähnlichen Musterung<br />

besonders häufig.<br />

Trauermantel<br />

Er sitzt häufig an Baumstämmen<br />

oder auf Fallobst, einzig im Frühjahr<br />

macht sich der Schmetterling auch<br />

mal über Weidenblüten her.<br />

Mittel-Wegerichfalter<br />

Wenn er nicht gerade Spitzwegerich<br />

oder Wiesen-Flockenblume<br />

anfliegt, sitzt der Falter am liebsten<br />

auf dem Boden und sonnt sich.<br />

Schwarzfleck-Bläuling<br />

Thymianblüten sind die Lieblings-Anflugstationen<br />

dieses seltenen Falters –<br />

die Familie der Bläulinge umfasst<br />

allerdings mehr als 5000 Arten!<br />

DER RESISTENTE METHUSALEM<br />

Zitronenfalter werden bis zu einem Jahr alt und<br />

gehören damit zu den langlebigsten Schmetterlingen<br />

Europas. Möglich macht das ihre Fähigkeit,<br />

auch bei minus 20 Grad Celsius zu überleben. In<br />

unseren Gefilden fliegen sie meist im Juni und Juli.<br />

Kohlweißling<br />

Als Kinder haben wir gelernt: Die<br />

Weibchen haben zwei schwarze<br />

Flecken auf den Flügeln. Der Falter<br />

flattert häufig um Kohl und<br />

Kapuzinerkresse herum.<br />

Hauhechel-Bläuling<br />

Er liebt besonders blütenreiche<br />

Wiesen und Böschungen und<br />

steuert dort Kleepflanzen an, auf<br />

denen er seine Eier ablegt.<br />

Zitronenfalter (männl. und weibl.)<br />

Der mit einem Jahr langlebigste<br />

heimische Falter bevorzugt rot und<br />

violett blühende Pflanzen wie<br />

<strong>Sommer</strong>flieder. Die leuchtend gelben<br />

sind die Männchen.<br />

48 49


Deggendorf<br />

KOMPETENZ FÜR<br />

TIERSCHUTZ<br />

Benedikt Gruber ist seit<br />

2019 <strong>Gut</strong>sleiter von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf.<br />

Die Geschichte von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

Alles begann<br />

mit einem Traum<br />

von Tierliebe …<br />

Der Begegnungshof <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf ist seit fast 20 Jahren<br />

ein großer Besuchermagnet. Genau an diesem Ort verwirklichte der Arzt<br />

Dr. Hatto Egerer seine Vision für einen lebenswerten Ort für Tiere,<br />

lange bevor es <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> gab. Bernd Funda, Vorsitzender der<br />

Dr.-Hatto-Egerer-Stiftung, und seine Frau Margarete erinnern sich<br />

an ihren Freund …<br />

Vom Städtchen Deggendorf<br />

aus, das sich an die Ufer der<br />

Donau schmiegt, geht es stetig<br />

bergauf, erst durch hübsche<br />

Wohngegenden, dann<br />

an weiten Wiesen und Feldern vorbei. In<br />

der Nähe des Örtchens Eichberg sieht man<br />

sie dann schon vom Weitem: die roten Fahnen<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Selbst dann, wenn<br />

es besonders lebhaft ist, viele Besucher die<br />

Wege entlang spazieren, Esel schreien oder<br />

Hunde bellen, ist dieser Ort erfüllt von<br />

einer ganz besonderen Atmosphäre. Einer<br />

Mischung aus Ruhe, Harmonie – und einem<br />

ganz besonderen Gefühl davon, dass genau<br />

hier nichts anderes hat entstehen können<br />

als ein Ort, an dem Tiere Schutz finden<br />

und sich wohlfühlen können. Viele Besucher<br />

kommen regelmäßig, manche sogar<br />

täglich. Zu letzteren gehört ein Ehepaar,<br />

das ganz besonders eng mit der Geschichte<br />

dieses einzigartigen Ortes verbunden ist:<br />

Bernd und Margarete Funda. Im Gespräch<br />

erinnern sie sich an die Anfänge des Anwesens,<br />

das ohne die immense Tierliebe<br />

eines ganz besonderen Mannes nicht<br />

möglich gewesen wäre.<br />

Frau und Herr Funda, Dr. Hatto Egerer hat<br />

diesen Ort lange vor <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> dem<br />

Schutz von Tieren gewidmet und dieses<br />

<strong>Gut</strong> errichtet. Wie kam es dazu?<br />

Bernd Funda: Dr. Hatto Egerer war der<br />

erste Orthopäde in Deggendorf, hat hier<br />

ab den 1950er-Jahren gewohnt. Zu Beginn<br />

der 1960er-Jahre hat er das Grundstück<br />

hier oben gekauft, zu der Zeit wurde auch<br />

das heutige Haupthaus des <strong>Gut</strong>es gebaut.<br />

Das war das Wohnhaus von Dr. Egerer und<br />

seiner Frau, das er mit viel Liebe eingerichtet<br />

hat. Parallel erwarb er das jetzige<br />

Katzenhaus, das war damals noch die<br />

Ruine eines Altbestandes, das er wieder<br />

errichten hat lassen. Und ohne die ca.<br />

22 Hektar Weidefläche wäre die Tierhaltung<br />

in dem Umfang nicht möglich.<br />

Dr. Egerer wollte ein Heim nicht nur für<br />

sich und seine Frau schaffen.<br />

Bernd Funda: Dr. Egerer und seine Frau<br />

liebten Araberpferde und besaßen drei,<br />

die sehr wertvoll und sündhaft teuer waren.<br />

Die Eichberger erzählen sich noch<br />

heute, dass einmal ein Scheich mit dem<br />

Hubschrauber hier gelandet sei, um diese<br />

Pferde anzusehen. Dr. Egerer betonte aber<br />

stets: „Ich will auch den armen Pferden helfen.“<br />

Er wollte eine Heimstätte schaffen „für<br />

arme alte Kreaturen“, wie er immer sagte.<br />

Das mussten nicht nur Pferde sein – er<br />

hatte auch immer Hunde und Katzen.<br />

Wie kam Dr. Egerers große Tierliebe<br />

zum Ausdruck?<br />

Bernd Funda: Er hatte einmal eine verletzte<br />

Taube in seinem Schlafzimmer gesund<br />

gepflegt. Die Taube hat nachts immer auf<br />

einer seiner Schultern geschlafen, je nachdem,<br />

wie er gerade lag. Er sagte dann: „Das<br />

Problem ist, immer wenn ich mich umdrehe,<br />

wie ich die Taube dann auf die andere<br />

50<br />

51


Schulter bringe.“ Er war ein überzeugter<br />

Tierfreund. Kein Spinner, wohlgemerkt:<br />

Ihm haben die Tiere wirklich am Herzen<br />

gelegen.<br />

Margarete Funda: Er hat sehr darunter<br />

gelitten, wenn er sah, dass es Tieren<br />

schlecht ging. Wir sind einmal mit ihm zu<br />

einem Tierheim gefahren, weil er sich einen<br />

Hund holen wollte. Er war ganz fertig,<br />

Es war<br />

Dr. Egerers<br />

Traum, dass es<br />

den Tieren gut<br />

geht und dass er<br />

vielen Tieren<br />

helfen kann.“<br />

als er da wieder raus war: Alle Tiere wurden<br />

in sehr beengten, nicht besonders sauberen<br />

Käfigen gehalten.<br />

Bernd Funda: Er hat jedes Lebewesen<br />

geschätzt: Wir waren einmal auf einem<br />

Gnadenhof für Pferde in der Nähe von<br />

HERZSTÜCK DES GUTES<br />

Das alte <strong>Gut</strong>sgebäude mit dem neu<br />

hergerichteten Innenhof bildet den Kern<br />

des Begegnungshofes. Dort, wo Hatto<br />

Egerer gewohnt hat, befinden sich heute<br />

die Gastronomie und die Verwaltung.<br />

Heilbronn, der von zwei Damen – Mutter<br />

und Tochter – so gut, wie sie eben konnten,<br />

betrieben wurde. Dort hatte Dr. Egerer<br />

einen Regenwurm vom Weg aufgehoben<br />

und in Sicherheit gebracht, um nicht etwa<br />

darauf zu treten.<br />

Margarete Funda: Es war immer sein<br />

Traum, dass es den Tieren gut geht, dass er<br />

vielen Tieren helfen kann. Und dass er mit<br />

ihnen leben darf<br />

Wie haben Sie Dr. Egerer<br />

kennengelernt?<br />

Bernd Funda: Das war Ende der 1980er-,<br />

Anfang der 1990er-Jahre. Ich war damals<br />

als Steuerberater tätig, und Dr. Egerer ist<br />

als Mandant zu mir gekommen. Er hatte<br />

die Idee, auf seinem Anwesen langfristig<br />

eine Einrichtung für Tiere in Not zu schaffen.<br />

Zum Bestand gehörten damals das<br />

Wohnhaus und der „Steinstall“, wie wir ihn<br />

EIN TV-BERICHT ÄNDERT ALLES<br />

Ein TV-Bericht machte Margarete Funda auf die<br />

Arbeit von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> aufmerksam – die<br />

Rettung für den Hof von Dr. Egerer und seine<br />

Tiere: 2006 entstand <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf.<br />

nennen – also der Anbau, der im rechten<br />

Winkel zum Haus steht. Der Holzstall wurde<br />

erst Ende der 1990er-Jahre gebaut. Dr.<br />

Egerer hatte keine feste Vorstellung, wie<br />

diese Heimstätte für Tiere realisiert werden<br />

sollte. Er hat dann festgestellt, dass meine<br />

Frau und ich auch große Tierfreunde sind.<br />

Welche Tiere haben Sie?<br />

Margarete Funda: Wir haben zurzeit zwei<br />

Hunde, früher hatten wir auch immer bis<br />

zu sieben Katzen. Unser Katzenhaus<br />

spielt auch eine wichtige Rolle für <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>.<br />

Sie haben ein Katzenhaus?<br />

Margarete Funda: Ja, mit Zugang zum<br />

Wohnhaus. Als Michael Aufhauser das zum<br />

ersten Mal gesehen hat, sagte er: „Das<br />

baue ich nach.“ Das hat er dann erst bei<br />

sich zu Hause in Salzburg gemacht. Die<br />

anderen Katzenhäuser von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

sind natürlich größer geworden.<br />

Bernd Funda: Bei uns ist das ähnlich wie<br />

eine große Voliere im Garten, die über einen<br />

unterirdischen Tunnel mit dem Haus<br />

verbunden ist.<br />

Margarete Funda: Das hat Herrn<br />

Aufhauser so gut gefallen, dass er daraufhin<br />

eigentlich erst zum Katzenfreund geworden<br />

ist.<br />

Dr. Hatto Egerers Idee: langfristig eine<br />

Einrichtung für Tiere in Not in Eichberg zu<br />

schaffen. Auf diesem Fundament ist<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf erwachsen.<br />

Besuchen Sie<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Deggendorf<br />

EINE FRÖHLICHE GEMEINSCHAFT GERETTETER TIERE<br />

Schafe und Ziegen sind nicht die einzigen Tiere, die munter über das Gelände von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf laufen und sich Streicheleinheiten von den Besuchern abholen:<br />

Insgesamt rund 300 gerettete Tiere haben hier ein Für-Immer-Zuhause gefunden – das sind<br />

zugleich 300 Leidensgeschichten, die an diesem Ort ein glückliches Ende gefunden haben.<br />

52 53


ERFOLGSGESCHICHTE<br />

Was Dr. Hatto Egerer (u. r.) mit<br />

seiner Vision für Tierschutz begonnen<br />

hat, führt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

seit 2006 fort. Michael Aufhauser<br />

(unten, bei einem Besuch in<br />

Deggendorf) lässt das Anwesen<br />

u. a. durch den großen Stall (r.)<br />

erweitern, eine ausgebaute<br />

Zufahrt und viele neue gerettete<br />

Tiere kommen hinzu.<br />

Wir sind jetzt zeitlich ein bisschen vorgeprescht:<br />

Durch Ihre Zusammenarbeit<br />

mit Herrn Egerer ist Mitte der 1990er-<br />

Jahre eine Stiftung entstanden …<br />

Bernd Funda: Die Dr.-Hatto-Egerer-Stiftung.<br />

Es war jedoch zu der Zeit immer<br />

noch nicht klar, wie es nach Hatto Egerer<br />

einmal weitergehen sollte. Solange er gelebt<br />

hat, hat er hier fleißig gearbeitet, seine<br />

ganze Energie und sein gesamtes Einkommen<br />

in diese Anlage gesteckt. Nach Gründung<br />

der Stiftung war er der erste Vorsitzende,<br />

ich der zweite. Die Stiftung hatte<br />

das Ziel, einen Gnadenhof für Pferde zu<br />

schaffen. Wobei der Begriff „Gnadenhof“<br />

Dr. Egerer nicht gepasst hat. Er sagte:<br />

„Wir haben den Tieren keine Gnade zu gewähren.<br />

Wir haben eine Aufgabe damit.“ Er<br />

war da völlig kompromisslos. Er hat zwar<br />

immer betont, er sei kein Menschenfreund,<br />

sondern ein Tierfreund. Das stimmte aber<br />

nicht: Er war ein großer Menschenfreund,<br />

weil er ein Arzt mit Leidenschaft war.<br />

Wie war Dr. Egerer als Mensch?<br />

Margarete Funda: Ein sehr ruhiger, stiller<br />

Mann, der lange Zeit gebraucht hat, bis er<br />

sich öffnen konnte, bis er auch mit uns<br />

Freundschaft schließen konnte. Doch<br />

dann war er ein unbedingter Freund.<br />

Bernd Funda: Dr. Egerer war zwar gut<br />

situiert, aber hat sich überhaupt nichts<br />

geleistet. Als er schon relativ alt war, habe<br />

ich einmal festgestellt, dass er Schwierigkeiten<br />

mit seiner Brille hatte. Da sagte ich<br />

ihm: „Kauf dir doch mal eine neue Brille.“ Er<br />

sagte nur: „Dafür habe ich kein Geld.“<br />

Er war also ein sparsamer Mensch?<br />

Margarete Funda: Er hat alles ausgegeben<br />

für die Gebäude, für Tierfutter. Für die<br />

Tiere hat er alles übrig gehabt. Wir hatten<br />

immer die große Sorge: Was ist, wenn er<br />

mal nicht mehr da ist? Wer soll das finanzieren?<br />

Wir wussten nicht, ob der Betrieb<br />

in seinem Sinne weitergehen konnte.<br />

Wie kam dann letztendlich <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> ins Spiel?<br />

Bernd Funda: Anfangs gab es die Idee,<br />

dass wir uns an eine Tierschutzorganisation<br />

wenden. Das haben wir auch getan,<br />

aber ohne Erfolg. Wir hätten genügend<br />

Förderer gehabt, die uns zwar Geld abgenommen<br />

hätten, aber nicht die Arbeit.<br />

Kurz vor Dr. Egerers Tod 2004 hatte meine<br />

Frau im österreichischen Fernsehen dann<br />

einen Bericht gesehen …<br />

Margarete Funda: Darin wurde die Arbeit<br />

von Michael Aufhauser und <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

vorgestellt. Mir hat das so gut<br />

gefallen, dass ich mir gesagt habe: „Das<br />

gibt es doch nicht, dass es so etwas Schönes<br />

für Tiere gibt!“ Ich habe die Sendung<br />

aufgenommen und sie Dr. Egerer gezeigt.<br />

Wie hat er darauf reagiert?<br />

Bernd Funda: Er hatte Zweifel, sagte: „Der<br />

hat bestimmt kein Interesse an uns.“ Hätte<br />

er die Gelegenheit gehabt, <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

zwei, drei, vier Jahre lang kennenzulernen,<br />

dann hätte es der Egerer-Stiftung<br />

nicht bedurft. Dann wäre alles hier in <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> eingebracht worden.<br />

Doch noch bevor der Kontakt zu<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> entstand,<br />

ist Dr. Egerer gestorben.<br />

Bernd Funda: Das war im März 2004. Wir<br />

haben mit zwei Hilfskräften versucht, den<br />

Betrieb und die Pflege von zwölf Pferden<br />

aufrechtzuerhalten. Dr.<br />

Egerer hat bis zur letzten<br />

Stunde hier im Haus gewohnt,<br />

er hatte eine<br />

24-Stunden-Pflege.<br />

Nach seinem Tod haben<br />

wir <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in<br />

Salzburg angerufen. Natürlich<br />

hat uns dort niemand<br />

gekannt, und wir<br />

haben auch niemanden<br />

gekannt. Wir waren dann<br />

so lange hartnäckig, bis<br />

wir einen Termin bei<br />

Herrn Aufhauser bekommen<br />

haben. Das war der<br />

20. Juni 2004, das vergisst<br />

man nicht. Meine<br />

Frau und ich waren in Salzburg, haben<br />

Herrn Aufhauser alles erzählt und Fotos<br />

gezeigt. Wir waren zum richtigen Zeitpunkt<br />

am richtigen Ort. Denn er hatte<br />

damals schon vor, in Deutschland ein<br />

zweites <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> aufzubauen. Wir<br />

hatten den Vorteil: Wir haben einen kompletten<br />

Hof, sind schuldenfrei und sind<br />

also nicht zu Herrn Aufhauser gekommen,<br />

um um Geld zu betteln. Der Hof war und<br />

ist bis heute schuldenfrei.<br />

Was war Ihr erster Eindruck von<br />

Michael Aufhauser?<br />

Margarete Funda: Dass er in Eile ist<br />

(lacht).<br />

Bernd Funda: Ein Vierteljahr später war<br />

Der Begriff<br />

„Gnadenhof“<br />

missfiel<br />

Dr. Hatto Egerer:<br />

„Wir haben<br />

den Tieren keine<br />

Gnade zu<br />

gewähren – wir<br />

haben eine<br />

Aufgabe damit.“<br />

er das erste Mal hier in Deggendorf, zeigte<br />

sich sehr interessiert, wollte sich aber<br />

noch nicht festlegen. Wir hatten wirklich<br />

Bedenken, ob daraus etwas wird. Wir hatten<br />

ja einige Interessenten, die den Hof<br />

gern übernommen hätten. Aber die wollten<br />

hier wohnen und nichts für Tiere tun.<br />

Einer hatte mir zum Beispiel erklärt, dass<br />

wir im Falle eines Kaufs die Pferde<br />

weggeben müssten, weil er im Stall sein<br />

Motorboot und sein Wohnmobil unterstellen<br />

wollte. Im Dezember hat Michael<br />

Aufhauser uns dann zugesagt: „Ich steige<br />

bei euch ein.“ Das war für uns natürlich<br />

das perfekte Weihnachtsgeschenk! Das<br />

ganze Jahr 2005 ist der Betrieb mit einer<br />

Mini-Mannschaft aufrechterhalten worden.<br />

Im Jahr 2006 ist dann <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

nicht nur rechtlich, sondern auch tatsächlich<br />

eingestiegen.<br />

Es wurden der große Stall und die Auffahrt<br />

gebaut, ohne die<br />

der Besucherverkehr<br />

gar nicht möglich wäre.<br />

Dank <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

wurde das Gelände richtig<br />

erschlossen, ausgebaut<br />

und gepflegt. Seit<br />

<strong>Aiderbichl</strong> eingestiegen<br />

ist, haben wir nicht<br />

mehr nur zwölf Pferde,<br />

sondern rund 300 Tiere.<br />

Nach fast 20 Jahren<br />

kann man sagen, dass<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> auch in<br />

der Nachbarschaft gut<br />

angekommen, integriert<br />

und anerkannt ist.<br />

Wir erfahren auch<br />

immer eine tolle Unterstützung durch<br />

die Stadt Deggendorf.<br />

Was ist für Sie beide das Typische,<br />

Unverwechselbare an diesem Ort?<br />

Margarete Funda: Dass der Landhauscharakter,<br />

wie Dr. Egerer ihn einst entworfen<br />

hatte, erhalten geb<strong>lieben</strong> ist.<br />

Bernd Funda: Auch viele Besucher sagen,<br />

das <strong>Gut</strong> habe einen familiären Touch.<br />

Margarete Funda: Als würde hier noch<br />

ein <strong>Gut</strong>sherr wohnen.<br />

Was, glauben Sie, würde Dr. Egerer<br />

sagen, könnte er jetzt mit Ihnen über<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf spazieren?<br />

Bernd Funda: Prima habt ihr das gemacht<br />

(lacht).<br />

EIN ORT ZUM WOHLFÜHLEN<br />

Der alte Landhauscharakter des einstigen <strong>Gut</strong>es<br />

von Dr. Hatto Egerer ist noch heute in jedem<br />

liebevollen Detail zu erkennen. „Ein Besuch hier<br />

ist wie ein kleiner Urlaub“, sagen viele Gäste.<br />

EIN EINGESPIELTES TEAM<br />

Von Tierpflege über Tiernotfälle, <strong>Gut</strong>s-Management<br />

bis hin zur Gastronomie: Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Deggendorf sind die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter jeden Tag mit viel Herzblut für die<br />

Bedürfnisse von Tieren und Menschen da.<br />

54 69


Neuankömmlinge<br />

Willkommen<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>!<br />

Dürfen wir vorstellen: Das sind die Neuankömmlinge,<br />

die bei uns in den vergangenen Wochen und Monaten<br />

ein neues Zuhause gefunden haben<br />

Mehr Infos<br />

zu unseren<br />

Graupapageien<br />

ZITA UND KARL<br />

Die beiden Schlaumeier<br />

im Vogelhaus<br />

Es ist ein internationales Problem:<br />

Jeden Tag werden irgendwo<br />

auf der Welt Wildtiere<br />

geschmuggelt – in Rucksäcken,<br />

Koffern und Kisten, in Plastikboxen<br />

und Tüten. Der Handel mit ihnen<br />

ist oft sehr lukrativ. Viele der exotischen<br />

Tiere überleben allerdings<br />

nicht einmal den Transport. Sie ersticken,<br />

verdursten, erfrieren. Die<br />

Tiere, die bei Zollkontrollen entdeckt<br />

werden, machen zwar nur<br />

die Spitze des Eisberges aus. Aber<br />

immerhin – sie werden gefunden<br />

und dann beschlagnahmt.<br />

Aus einer solchen Beschlagnahmung<br />

stammen auch die dreijährigen<br />

Graupapageien Zita und Karl.<br />

Seit 1981 fallen Graupapageien<br />

unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen,<br />

das den<br />

Handel mit geschützten Tierarten<br />

regelt. Seit 2017 genießen sie in<br />

der EU den höchsten Schutzstatus.<br />

Ohne formelle Genehmigung<br />

der zuständigen Behörde ist jede<br />

Einfuhr in die EU und jede Vermarktung<br />

verboten. Die Frage, die<br />

sich den Behörden nach der Beschlagnahmung<br />

von Karl und Zita<br />

sofort stellte, war: Wo können die<br />

Vögel ein neues Zuhause finden,<br />

in dem man verantwortungsvoll für<br />

sie sorgt? Ein Mitarbeiter hatte die<br />

rettende Idee und stellte eine offizielle<br />

Anfrage bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

Sie wurde umgehend beantwortet:<br />

Wir nehmen Zita und Karl auf<br />

und geben ihnen ein neues, liebevolles<br />

Zuhause. Der Umzug erfolgte<br />

schon einige Tage später, am<br />

25. Oktober 2023.<br />

Graupapageien kommen ursprünglich<br />

aus Zentral- und Westafrika.<br />

Es sind anspruchsvolle Tiere.<br />

Sie brauchen ein großes Gehege,<br />

perfekte Klimaverhältnisse, Möglichkeiten<br />

zum Freiflug und zum<br />

Spielen. Das alles haben Zita und<br />

Karl im schönen Vogelhaus auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf vorgefunden.<br />

Die Betreuerinnen haben viel Freude<br />

an den Tieren, reden oft mit ihnen.<br />

Vielleicht lernen die kleinen<br />

Schlaumeier ein paar Worte – aber<br />

das geht natürlich nicht von heute<br />

auf morgen.<br />

Bei manchen Tieren ist es so, dass<br />

sie sich füreinander entscheiden<br />

und dann ein Paar bleiben, komme,<br />

was wolle. So ist es auch bei<br />

Karl und Zita, die nicht ohneeinander<br />

sein können. Auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf können die<br />

beiden Graupapageien nun gemeinsam<br />

alt werden.<br />

MINI MUH<br />

Sie darf endlich sein,<br />

wie sie will<br />

Es ist gar nicht so einfach, mit den anderen Rindern mitzuhalten,<br />

wenn man selbst nur so kurze Beine hat. Diese traurige Erfahrung<br />

musste Mini Muh auf dem Bauernhof machen, auf dem sie vor etwa<br />

drei Jahren zur Welt gekommen war. Schnell wurde klar: Mini Muh ist<br />

zwergwüchsig und würde auch nie den Anforderungen genügen, die<br />

ein landwirtschaftlicher Betrieb an sein Vieh stellt. Doch schlachten lassen<br />

will der Bauer das Hinterwälder Rind auch nicht. Er wendet sich<br />

an einen Gnadenhof. Dort hat man jedoch keine Erfahrung in der Rinderhaltung.<br />

So erreicht <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> die Anfrage, ob nicht Platz für<br />

eine kleine, freundliche Kuh vorhanden wäre. Keine Frage: Natürlich<br />

ist Platz für Mini Muh! Auf dem Moosfeldhof darf sie nun endlich die<br />

Gesellschaft vieler anderer Rinder genießen und sich – ganz in ihrem<br />

eigenen Tempo – unbeschwert auf den großen Wiesen bewegen.<br />

SALLY, BELLA UND FIN<br />

Endlich Gesellschaft<br />

für Waschbär Pauli<br />

Seit dem Tod seiner Schwester Emilia war Waschbär Pauli alleiniger<br />

Bewohner des tollen Waschbärengeheges auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf.<br />

Lange suchte man nach passender Gesellschaft<br />

für ihn. Nun sind die dreijährigen Waschbären<br />

Sally, Bella und Fin mit eingezogen – und<br />

die Tiere freunden sich langsam miteinander<br />

an. Waschbären leben gern in Gruppenverbänden<br />

und kommunizieren ausgiebig: Bis zu<br />

200 Laute beherrschen sie. Die Nuancen sind<br />

so fein, dass Menschen sie nicht unterscheiden<br />

können. Aber Hauptsache, Sally, Bella, Fin<br />

und Pauli verstehen einander.<br />

Infos zu<br />

den Waschbären<br />

56 57


Interview<br />

„Es ist unsere<br />

moralische Pflicht,<br />

Schaden zu vermeiden“<br />

Haben wir Tieren gegenüber eine moralische Verpflichtung?<br />

Wenn ja, wie sieht diese aus – und ist sie gegenüber<br />

allen Tieren gleich? Ein Gespräch mit dem Tierethiker<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm<br />

PROF. DR.<br />

HERWIG GRIMM<br />

arbeitete zwei Jahre in der Landwirtschaft,<br />

bevor er sein Philosophie-<br />

Studium in Salzburg, Zürich und<br />

München mit den Schwerpunkten<br />

Ethik und angewandte Ethik abschloss.<br />

Seit 2011 ist er Professor für Ethik der<br />

Mensch-Tier-Beziehung am Messerli<br />

Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen<br />

Universität Wien.<br />

Was ist Tierethik –<br />

im Gegensatz zu Tierschutz?<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: Der Tierschutz hat<br />

ein festgelegtes Ziel – und zwar Tiere zu<br />

schützen. In der Tierethik hingegen geht es<br />

darum nachzudenken, wie wir gegenüber<br />

Tieren handeln sollen; es geht darum, über<br />

die Verantwortung nachzudenken, die wir<br />

WER BIST DU …?<br />

„Wir dürfen nicht<br />

vorschnell sicher darin sein,<br />

welche Ansprüche ein Tier<br />

an uns stellt“, sagt Prof. Dr.<br />

Grimm. Dafür ist vor allem<br />

Empathie nötig. Im Foto:<br />

<strong>Gut</strong>sleiter Markus Leitner<br />

mit Skippy inmitten der<br />

geretteten Rinderherde auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Kärnten.<br />

Tieren gegenüber haben. Insofern ist die<br />

Tierethik nicht auf ein Ziel festgelegt, sondern<br />

denkt über Wege nach, wie wir Tieren<br />

gerecht werden können. Es geht darum,<br />

Probleme und Schwierigkeiten der Mensch-<br />

Tier-Beziehung zunächst einmal zu verstehen.<br />

Dürfen wir mit Tieren alles machen, was<br />

wir wollen? Mit Sicherheit nicht. Wo sind die<br />

Grenzen? Welchen Umgang schulden wir<br />

Tieren – und welche Werte sollen unseren<br />

Umgang mit ihnen leiten? Das sind Fragen,<br />

mit denen sich die Tierethik beschäftigt.<br />

Warum sollen wir Tiere schützen?<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: Eine wesentliche<br />

Antwort kann hier mit dem Grundsatz gegeben<br />

werden: Gleiches soll gleich und Ungleiches<br />

ungleich behandelt werden. Tiere<br />

sind empfindungsfähig und leidensfähig,<br />

gleich dem Menschen also …<br />

Dennoch behandeln wir nicht alle<br />

Tiere gleich …<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: Genau, das tun<br />

wir nicht. Wir halten Tiere als Haustiere, die<br />

uns Nähe schenken, als Nutztiere, die uns<br />

ernähren, führen an ihnen Laborversuche<br />

durch, um Wissen zu generieren. Hier sehen<br />

wir, dass es entscheidend für unsere Behandlung<br />

eines Tieres ist, in welcher Beziehung<br />

wir zu ihm stehen. Der Familienhund<br />

hat für unser emotionales Wohlergehen<br />

einen anderen Stellenwert als die Labormaus.<br />

So sind wir bereit, die Labormaus im<br />

Sinne der Forschung zu opfern, würden<br />

aber nie unseren Hund für solche Experimente<br />

hergeben. Ich möchte das anhand<br />

eines Beispiels zuspitzen: Begegnet uns in<br />

einer Gasse eine hungrige Straßenkatze,<br />

würden die meisten Menschen weitergehen.<br />

Begegnet uns aber in derselben Gasse<br />

die eigene Katze und maunzt uns hungrig<br />

an, füttern wir sie. Das – im biologischen<br />

Sinne – gleiche Tier, das gleiche Bedürfnis<br />

– und doch handeln wir unterschiedlich.<br />

Warum?<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: Weil Beziehungen<br />

Gründe liefern können, einen Unterschied<br />

zu machen. Wenn ich einen Hund oder eine<br />

Katze freiwillig in meine Obhut nehme, entsteht<br />

dadurch Verantwortung für dieses<br />

konkrete Tier. Diese Verantwortung ist von<br />

meiner Verantwortung gegenüber irgendeiner<br />

Katze verschieden. Und obwohl wir<br />

uns vielleicht Säugetieren mehr verbunden<br />

fühlen als den Reptilien, Amphibien oder<br />

Vögeln, tragen wir Verantwortung für sie,<br />

wenn wir sie in unseren Verantwortungsbereich<br />

aufnehmen.<br />

Aber haben nicht alle Tiere das Recht<br />

auf eine gleiche Behandlung?<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: Nein, das wäre zu<br />

einfach! Denn unterschiedliche Tiere haben<br />

unterschiedliche Bedürfnisse. Ein Hamster<br />

würde sich sicherlich nicht wohlfühlen,<br />

müsste er einen Hundekorb aus Plüsch bewohnen.<br />

Selbst innerhalb der gleichen Art<br />

können die Unterschiede immens sein:<br />

Schon ein Shetlandpony stellt andere Ansprüche<br />

als ein Vollblutpferd. Hier hat sich<br />

schon seit den frühen Tagen der Tierethik<br />

die Einsicht durchgesetzt, dass es nicht so<br />

sehr um die gleiche Behandlung, sondern<br />

die gleiche Berücksichtigung geht, die zu<br />

unterschiedlicher Behandlung führen kann.<br />

Einem Hamster wird man anders gerecht<br />

als einer Forelle; aber beiden gebührt gleiche<br />

Berücksichtigung ihrer Eigenschaften<br />

und Fähigkeiten. Die US-Philosophin<br />

Martha Nussbaum hat dies z. B. in ihrem<br />

Fähigkeitenansatz beschrieben. Demnach<br />

sollen wir Tiere entsprechend ihrer Fähigkeiten<br />

unterstützen und schützen, ihnen<br />

Raum zur optimalen Entfaltung geben und<br />

sie dabei fördern, ihre angeborenen Bedürfnisse<br />

voll ausleben zu können. Das<br />

setzt natürlich Wissen und Reflexion um<br />

die jeweilige Tierart voraus …<br />

Unsere moralische Pflicht ist es demnach,<br />

das Tierwohl zu gewährleisten?<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: Unsere erste moralische<br />

Pflicht ist es, Schaden zu vermeiden.<br />

In diese Pflicht sind auch – und zumindest<br />

– empfindungsfähige Tiere<br />

eingeschlossen. Deshalb sollten wir als<br />

verantwortliche Personen stets nach Alternativen<br />

suchen, die am wenigsten Schaden<br />

und möglichst wenig Leid verursachen.<br />

Aber auch hier ist die Sache nicht so<br />

einfach: Eine Operation in der Kleintierklinik<br />

nimmt Schaden in Kauf, um dem Tier<br />

zu helfen und im besten Interesse des Tieres<br />

zu handeln. Entsprechend muss abgewogen<br />

werden. Medikamente mögen ein<br />

altes, krankes Haustier Tag für Tag am <strong>Leben</strong><br />

erhalten, doch um welchen Preis?<br />

Geht es um die Interessen der Tiere oder<br />

der Halter? Hier sind Selbstreflexion und<br />

Empathie vonnöten und angebracht, was<br />

auch Übung und Training verlangt.<br />

Inwiefern?<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

ist ein sehr schönes Beispiel. Hier zählt jedes<br />

Tier als eins. Egal, ob es sich um Katzen,<br />

Hunde, Rinder, Schweine, Füchse oder<br />

Hühner handelt. Für die Behandlung jedes<br />

Tieres wird seinen individuellen Bedürfnissen<br />

Maß genommen. Das ist eine Aufgabe,<br />

die ohne Empathie nicht verantwortlich<br />

übernommen werden kann.<br />

Was können Tierhalter besser<br />

machen?<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: Wir dürfen<br />

nicht vorschnell sicher darin sein, welche<br />

Ansprüche ein Tier an uns richtet. Wir<br />

können in kein Lebewesen hineinschauen,<br />

sondern beurteilen es immer nur aus<br />

unserer menschlichen Perspektive heraus.<br />

Wir gehen stets von uns selbst aus<br />

und können auch gar nicht anders. Deshalb<br />

sollten wir hier Zurückhaltung<br />

üben, uns bewusst machen, dass unsere<br />

Perspektive eingeschränkt ist und wir<br />

uns darum bemühen sollten, sie auszuweiten.<br />

Der Gorilla ist uns – mutmaßlich<br />

– kognitiv sehr ähnlich. Aber folgt daraus<br />

ein Recht, dass der Gorilla mehr Rücksicht<br />

verdient als Fische oder Mäuse?<br />

Hier muss man sehr vorsichtig sein. Zudem<br />

sollten wir uns ehrlich die Frage<br />

stellen: Was mache ich tatsächlich, um<br />

das Wohl meines Tieres zu gewährleisten<br />

– und was mache ich einfach nur für<br />

mich selbst? Also: Steigert das vierte perlenbestickte<br />

Halsband tatsächlich die<br />

<strong>Leben</strong>squalität meines Hundes – oder<br />

dient es vielmehr mir als modisches Accessoire<br />

und stört es meinen Hund? Auch<br />

hier darf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> als Positiv-Beispiel<br />

dienen: Das Affen Refugium in Gänserndorf<br />

wurde damals nach Übernahme<br />

der Tiere in einem intensiven Prozess<br />

nach bestem Wissen und Gewissen auf<br />

die tatsächlichen Bedürfnisse dieser Tiere<br />

ausgerichtet. Hier ist der Grundsatz:<br />

Den Tieren gerecht werden und nicht<br />

den ästhetischen Vor<strong>lieben</strong> des Betrachters.<br />

In keinem der Freigehege findet sich<br />

irgendetwas, um allein den ästhetischen<br />

Sinn des Menschen zu befriedigen.<br />

Tierwohl ist …<br />

Prof. Dr. Herwig Grimm: … auch eine<br />

gesellschaftliche Aufgabe. Verantwortungsvolle<br />

Bürger müssen sich die Frage<br />

stellen, ob und wie die Rahmenbedingungen<br />

beispielsweise für Landwirtschaft<br />

weiterentwickelt werden sollen.<br />

Diese Frage darf nicht allein auf die Landwirte<br />

abgewälzt werden, denn nur gemeinsam<br />

können wir Dinge verändern.<br />

58 59


Gänserndorf<br />

„Rache wird nie ein Trauma lösen.<br />

Das schafft nur<br />

Vergebung“<br />

Die Schimpansen des <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugiums in<br />

Gänserndorf sind die Stars eines neuen Buches: Der beliebte<br />

Bestseller-Autor Thomas Brezina hat ihre Geschichte in einer<br />

bezaubernden und berührenden Fabel über Leid, Rache und<br />

Vergebung verewigt<br />

„Das <strong>Leben</strong> der<br />

Schimpansen geht<br />

weiter. Aber mit<br />

mehr Freude.<br />

Es ist ein<br />

leichteres <strong>Leben</strong>.“<br />

Thomas Brezina über die wunderbare Wirkung, den die<br />

einfühlsame Arbeit des Affen Refugiums Gänserndorf<br />

auf die ehemaligen Laborschimpansen hat.<br />

60 61


Eines Nachts erscheint ein<br />

rätselhafter Besucher im<br />

doch eigentlich hermetisch<br />

abgeriegelten <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Affen Refugium in<br />

Gänserndorf: ein weißer<br />

Schimpanse, den hier noch niemand zuvor<br />

gesehen hat. Er stellt jedem Schimpansen<br />

eine Frage: „Was wünschst du<br />

dir?“ Auf der Suche nach einer Antwort<br />

durchlaufen die ehemaligen Labortiere<br />

alle Gefühlsstationen von Leid über Zorn<br />

bis hin zu Rachegedanken an ihren Peinigern.<br />

Bis der kluge Besucher sie schließlich<br />

auf die alles entscheidende Lösung<br />

bringt. Diese Begebenheit hat sich natürlich<br />

nie in Wirklichkeit zugetragen. Es ist<br />

die Geschichte des Buches „Na und, sagte<br />

der weiße Schimpanse“ von Thomas Brezina.<br />

Uns erzählt der Schriftsteller, wie er<br />

BUCH-<br />

PRÄSENTATION<br />

IN HENNDORF<br />

Am MITTWOCH, 20. MÄRZ<br />

<strong>2024</strong> wird Thomas Brezina<br />

sein neues Buch „Na und,<br />

sagte der weiße Schimpanse“<br />

im großen Saal auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf vorstellen.<br />

EINLASS: AB 14 Uhr.<br />

auf die Idee zum Buch<br />

gekommen ist – und welch<br />

großes, menschliches<br />

Thema hinter dem Leid der<br />

Schimpansen steckt.<br />

Herr Brezina, wie kam<br />

Ihnen die Idee zu diesem<br />

Buch über die Schimpansen<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>?<br />

Thomas Brezina: Seit vielen<br />

Jahren habe ich die Arbeit<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> immer<br />

mitverfolgt. Die Idee zum<br />

Buch über die Schimpansen<br />

in Gänserndorf ist über meinen<br />

Verleger an mich herangetragen<br />

worden. Die<br />

Schimpansen der IMMUNO<br />

(Anm.: des Versuchslabors in<br />

BEDINGUNGSLOSER ZUSAMMENHALT<br />

Alle Schimpansen des Affen Refugiums teilen dasselbe<br />

Schicksal: Vormals gänzlich isoliert voneinander lernen sie<br />

erst nach ihrer Befreiung, was es heißt, einander Nähe und<br />

Geborgenheit zu schenken, wie diese Illustration aus Thomas<br />

Brezinas Buch es wunderschön darstellt.<br />

THOMAS<br />

BREZINA<br />

1990 gelang ihm mit<br />

der „Knickerbocker-<br />

Bande“ der Durchbruch<br />

als Kinder- und<br />

Jugendbuchautor.<br />

Seine Buchreihe<br />

über das sprechende<br />

Fahrrad „Tom Turbo“<br />

begeistert Kinder seit<br />

30 Jahren. In China<br />

feiert Brezina Erfolge<br />

mit dem „Tiger-<br />

Team“. Seit einigen<br />

Jahren veröffentlicht<br />

er auch Bücher für<br />

Erwachsene.<br />

Orth an der Donau, das das<br />

Pharmaunternehmen<br />

BAXTER 1997 übernahm,<br />

die Schimpansenversuche<br />

jedoch nicht fortführte) und<br />

ihr Schicksal waren mir natürlich<br />

bekannt. Die Geschichte<br />

von Gänserndorf in<br />

diesem Ausmaß allerdings<br />

nicht. Er hat mir dann davon<br />

erzählt – von den Beobachtungen<br />

der Schimpansen,<br />

den Persönlichkeiten, die sie<br />

entwickeln, was Pflegerinnen<br />

und Pfleger berichten<br />

– all diese Dinge, haben<br />

mich sehr berührt.<br />

Qualen, Traumata,<br />

Schmerz und Leid –<br />

Das klingt nach einem<br />

schweren Thema für<br />

ein Kinderbuch …<br />

Thomas Brezina: Es ist kein<br />

Kinderbuch, das muss ich<br />

gleich vorwegsagen, sondern<br />

ein sogenanntes All-<br />

Age-Book. Eine Geschichte,<br />

die für jede Generation, für<br />

jedes Alter gedacht ist. Zudem wollte ich<br />

nicht ausschließlich eine Geschichte darüber<br />

schreiben, welche Tragödie, welches<br />

Trauma diese Tiere erlebt haben. Das bringt<br />

niemanden weiter. Denn das, was geschehen<br />

ist, ist eine Sache. Das, was jetzt für die<br />

Schimpansen gemacht wird, halte ich für<br />

das absolut Wesentliche. Aber dann ging es<br />

mir auch darum: Was kann eine Geschichte<br />

darum herum sein? Eine Geschichte, aus<br />

der wir persönlich etwas nehmen können?<br />

Wie kann ich die Charaktere, die mir geschildert<br />

werden, verstehen? Ich habe mich bewusst<br />

mit den Aussagen und Beobachtungen<br />

der Pflegerinnen und Pfleger<br />

auseinandergesetzt. Es geht auch darum,<br />

wie großartig das ist, was für diese Tiere gemacht<br />

wurde – und welche Verantwortung<br />

das auch für die Menschheit ist, ein solches<br />

Projekt wie das Affen Refugium zu verwirklichen.<br />

Schließlich ist mir die Geschichte<br />

vom weißen Schimpansen eingefallen und<br />

dieses ganz großen Themas, das ich diesen<br />

Tieren in den Mund lege: die Kraft der Vergebung.<br />

Was genau ist der weiße Schimpanse?<br />

Thomas Brezina: Es ist der gute Geist –<br />

nicht im Sinne eines Gespenstes. Sondern<br />

der gute Geist, der im <strong>Leben</strong> auftauchen<br />

TEAMARBEIT IST ALLES<br />

Um die Beschäftigung wie auch die<br />

Kommunikation in einer Schimpansengruppe<br />

zu fördern, bereiten die<br />

Pfleger:innen immer wieder kleine<br />

Aufgaben vor. Hier etwa „Findet die<br />

im Stein versteckten Leckereien“<br />

in Gehege D.<br />

Die<br />

Geschichte<br />

des Affen<br />

Refugiums<br />

➤ Lange sind Schimpansen wegen<br />

ihrer genetischen Ähnlichkeit mit dem<br />

Menschen für Tierversuche sehr gefragt.<br />

Die meisten Schimpansen, die im <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugium leben, wurden<br />

als Jungtiere in der Wildnis gefangen,<br />

fristeten ein isoliertes Dasein in<br />

engen Laborkäfigen und wurden mit<br />

Krankheiten wie HIV und Hepatitis<br />

infiziert. Als der Pharmakonzern die Versuche<br />

mit den Tieren 1997 einstellte,<br />

finanzierte er eine Affenanlage im<br />

damaligen Safaripark Gänserndorf bei<br />

Wien – ein Hochsicherheitstrakt: Sämtliche<br />

Schimpansen müssen aufgrund<br />

ihrer Krankheiten streng isoliert gehalten<br />

werden. Zudem sind Schimpansen<br />

fast zehnmal stärker als wir und dürfen<br />

Menschen nie ohne Gitter- und Panzerglasschutz<br />

begegnen. 2004 musste der<br />

Safaripark Konkurs anmelden. Michael<br />

Aufhauser erklärte sich bereit, die Verantwortung<br />

für die damals 40 Schimpansen<br />

und fünf Tieraffen zu übernehmen:<br />

Im Dezember 2009 wird aus dem<br />

Safaripark Gänserndorf das <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Affen Refugium. 2011 eröffnete<br />

das 2000 Quadratmeter große Freigehege.<br />

Nach Jahrzehnten sahen die Schimpansen<br />

zum ersten Mal das Sonnenlicht.<br />

2012 folgten die Freigehege für<br />

jene Affen, die nur einzeln oder in kleinen<br />

Gruppen gehalten werden können.<br />

Heute leben 27 Schimpansen in Gänserndorf.<br />

62 63


und in eine Richtung weisen kann, die zu<br />

einer Verbesserung, einer Erleichterung<br />

führt. Die zu einem neuen Bewusstsein<br />

führt. Es ist dieser vielleicht alter, vielleicht<br />

auch alterslose Weise, der ein Wissen hat,<br />

das er gut anwenden kann – das er anderen<br />

aber nicht aufs Auge drückt. Schließlich<br />

lässt sich keiner von uns gern belehren. Der<br />

weiße Schimpanse bringt sie vielmehr<br />

durch Gespräche dazu, selbst zu sehen,<br />

selbst zu gehen, selbst zu fühlen. Das ist das<br />

Einzige, was auch uns Menschen weiterbringen<br />

kann.<br />

Die zentrale Frage, die der weiße Schimpanse<br />

stellt und die Sie dem Buch auch<br />

als Titel vorangestellt haben, ist „Na<br />

und?“ – als Reaktion auf das Leid, das<br />

die Schimpansen ihm schildern und das<br />

doch eigentlich gerächt werden müsste.<br />

Was bedeutet dieses „Na und?“?<br />

Thomas Brezina: Die Versuchung ist für<br />

uns alle immer sehr groß, irgendwo hängen<br />

zu bleiben – im Zorn, im Schrecken, in der<br />

Sehnsucht nach Rache. Nur: Das alles ist geschehen.<br />

Das Buch ist kein Buch über das<br />

Rechtssystem, über das, was richtig ist nach<br />

dem Tierschutzgesetz oder nicht. Es geht<br />

um die Persönlichkeiten der Schimpansen<br />

und was das Erlebte mit ihnen gemacht hat.<br />

Ich kann an der Wut über etwas, das nicht<br />

mehr rückgängig gemacht werden kann,<br />

festhalten. Es ist passiert, aber es ist vorbei.<br />

Und jetzt heißt dieses „Na und?“: „Ja, aber<br />

jetzt hör auf, daran festzuhalten.“ „Na und?“<br />

heißt: „Jetzt schau dich selbst an, jetzt geht<br />

es um DICH!“ An jemandem anderen Rache<br />

zu üben, wird nie die eigene Betroffenheit,<br />

das eigene Trauma lösen. Das kann ich nur<br />

lösen durch die Kraft der Vergebung. Indem<br />

ich es loslasse. Das heißt nicht, dass das, was<br />

geschehen ist, deswegen gut oder entschuldbar<br />

ist. Aber ich persönlich hafte<br />

nicht mehr dort an. Vergebung ist etwas,<br />

das man für sich selbst tut.<br />

Das führt im Falle der Schimpansen<br />

dazu, dass sie sich aus ihrem inneren<br />

Käfig aus Ängsten und Traumata befreien<br />

und über sich hinauswachsen …<br />

Thomas Brezina: Es gibt die Ebene der<br />

MEHR FREIHEIT WAGEN<br />

Als <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> im Jahr 2009<br />

das Affen Refugium in Gänserndorf<br />

bei Wien übernahm, gab es noch<br />

keine Außenanlagen. Die rund<br />

2000 Quadratmeter großen<br />

Freigehege kamen 2011 dazu,<br />

weitere Spezial-Freiflächen 2012.<br />

Schimpansen, die in diesem großen Projekt<br />

auf höchst – nicht nur einfühlsame Art und<br />

Weise –, sondern auch auf einer sehr hohen<br />

verhaltenspsychologischen Ebene ein neues<br />

<strong>Leben</strong> bekommen haben. Man hilft ihnen<br />

ein bisschen dabei, davon wegzukommen,<br />

was war, und führt sie wieder dorthin,<br />

wo ihr <strong>Leben</strong> wirklich ist. Was wirklich ihrer<br />

Struktur, ihrer Persönlichkeit entspricht.<br />

Was ihnen als Tiere entspricht. Im Buch sagen<br />

die Schimpansen: „Lass uns vergessen.“<br />

Aber wir können nicht alles vergessen. Was<br />

wir aber sehr wohl können, ist loszulassen.<br />

Das, was im letzten Kapitel geschildert wird,<br />

wenn die Pflegerin sagt: „Irgendwie sind sie<br />

ein bisschen verändert“, bedeutet: Ihr <strong>Leben</strong><br />

geht weiter. Aber mit mehr Freude. Die Verankerungen<br />

in die Vergangenheit sind<br />

deutlich gelockert worden. Sie werden nie<br />

ganz gelöst werden, das geht auch bei uns<br />

Menschen nicht. Aber es ist ein leichteres<br />

<strong>Leben</strong>. Ich werde nicht die ganze Zeit zurückgehalten,<br />

ich kann voranschreiten.<br />

Fällt es Ihnen als Schriftsteller leichter,<br />

große Themen des <strong>Leben</strong>s fabelartig<br />

aus der Sicht der Tiere zu erzählen?<br />

Thomas Brezina: Das Wichtige ist, nicht zu<br />

belehren, sondern zu berühren. Keiner von<br />

uns will belehrt werden. Aber wenn wir berührt<br />

werden auf eine Art und Weise – wenn<br />

wir etwas mitfühlen, etwas empfinden können,<br />

dann erfolgt eine vollkommen andere<br />

Art von Verständnis, von Blickänderung. In<br />

diesem Fall war die Geschichte der Schimpansen<br />

so großartig, um dieses Thema auch<br />

so zu erzählen. Weil man mit ihnen fühlen<br />

kann. Weil man sagt: „Na, die hätten wirklich<br />

allen Grund dazu, Rache zu wollen.“ Aber<br />

dann das Umdenken: Und was ändert’s? An<br />

der Vergangenheit? An meiner Position<br />

heute? Nichts. Was also kann ein Weg sein?<br />

Ich glaube, es so zu erzählen, ist für viele<br />

wesentlich einfacher nachzuempfinden.<br />

Es löst etwas aus. Und<br />

alles, was Emotionen auslöst,<br />

löst auch mehr im Denken aus.<br />

ARGLOSER BLICK<br />

INS LEBEN<br />

Auch die Vorgeschichte<br />

der Schimpansen zeigt<br />

das Buch: Einer Kindheit<br />

in Freiheit und der Geborgenheit<br />

der Familie<br />

werden die Jungtiere<br />

brutal entrissen und über<br />

Jahrzehnte gefangen<br />

gehalten und gequält.<br />

Dieser Gedanke zur Vergebung lässt<br />

sich im Grunde auf alle geretteten Tiere<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> anwenden, die einst<br />

durch schlimme Zeiten gegangen sind.<br />

Thomas Brezina: Ja, bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> wissen<br />

wir, welches Schicksal viele dieser Tiere<br />

erwartet hätte. Und dass sie dort die Achtung<br />

und den Respekt finden, den sie verdienen.<br />

Dass ihnen das, was ihnen gegeben<br />

wird, mit hoher Professionalität und, wissen<br />

Sie, auch mit Stil gegeben wird. Das passiert<br />

nicht irgendwo im hintersten Eck – sondern<br />

diese Tiere stehen im Vordergrund! Diese<br />

Achtung ist das, was meiner Meinung nach<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> von Anfang an auszeichnet.<br />

BUCHTIPP:<br />

Thomas Brezina:<br />

„Na und, sagte der<br />

weiße Schimpanse“,<br />

Verlag joppy,<br />

gebundene Ausgabe,<br />

112 Seiten, 22,00 €.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

HINTERGRUND<br />

Erfolgreiche<br />

kreative<br />

Zusammenarbeit<br />

➤ Sonja Klima,<br />

Global Communication<br />

Managerin<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>,<br />

arbeitete<br />

bereits eng und<br />

erfolgreich mit<br />

dem Schriftsteller<br />

Thomas Brezina zusammen: Mit<br />

„Der Zauberlipizzaner“ erschien<br />

2021 ein Kinderbuch, das von den<br />

Pferden der Spanischen Hofreitschule<br />

in Wien inspiriert war,<br />

deren Geschäftsführerin Sonja<br />

Klima damals war. Nach dem<br />

großen Erfolg dieses Buches entstand<br />

die Idee, auch etwas über<br />

die Schimpansen in Gänserndorf<br />

zu schreiben. „Auch wenn die<br />

Ausgangssituationen der Geschichten<br />

sehr unterschiedlich<br />

sind“, erzählt Sonja Klima, „bei ,Der<br />

Zauberlipizzaner‘ geht es um den<br />

braven Hengst Maestoso, die<br />

Geschichte der Schimpansen in<br />

Gänserndorf ist die einer 30-jährigen<br />

Gefangenschaft – eine der<br />

traurigsten Geschichten, die ich<br />

kenne.“ Zugleich sei es aber auch<br />

die Geschichte über all das, was<br />

die Schimpansen im Zuge der<br />

Laborversuche für die Menschen<br />

getan haben – und unsere Verpflichtung,<br />

ihnen für all diese<br />

Jahre der Entbehrungen etwas<br />

zurückzugeben. „Wir hoffen, dass<br />

durch dieses Buch, das auch über<br />

den deutschsprachigen Raum<br />

hinaus erscheint, sehr viel bewegt<br />

wird“, betont Sonja Klima. „Thomas<br />

Brezina ist für mich einer der<br />

größten und tollsten österreichischen<br />

Kultautoren. Ich bin mir<br />

sicher, dass auch das Buch über<br />

die Schimpansen des <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugiums ein<br />

großer Erfolg wird.“<br />

Auch<br />

erhältlich im<br />

GUT<br />

AIDERBICHL-<br />

64<br />

SHOP<br />

65


Kärnten<br />

GUTER INSTINKT<br />

Hatte Hermina vielleicht schon einmal<br />

erlebt, dass eine Kuh tagelang nach<br />

ihrem Kalb schrie? Instinktiv brachte<br />

sie sich und ihr ungeborenes<br />

Kalb in Sicherheit.<br />

Kälber<br />

wachsen meist<br />

als Waisen auf.<br />

Das wollte<br />

Hermina<br />

ihrem Kind<br />

ersparen<br />

und wagte<br />

einen mutigen<br />

Sprung …<br />

Mehr Infos zu<br />

Hermina und<br />

Glücka<br />

Ausgelassen tobt das<br />

Kälbchen Glücka durchs<br />

Stroh. Im Stall ist es kuschelig<br />

warm, und die<br />

Nähe seiner Mama Hermina<br />

schenkt Glücka<br />

tiefe Geborgenheit. Es scheint, als wüssten<br />

beide Tiere, dass sie an diesem Ort in Sicherheit<br />

sind, weil auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> alle Wesen<br />

ohne Angst leben dürfen. Dass sie heute<br />

hier sein können, haben sie Herminas großem<br />

Mut zu verdanken. War es nur eine<br />

Laune des Moments oder tiefere Weisheit,<br />

die an jenem Morgen die Kuh Hermina leitete?<br />

Die Holstein-Friesin graste wie jeden<br />

Tag auf ihrer Weide unweit von Micheldorf<br />

in Kärnten. Nebenan – auf der anderen Seite<br />

des Zauns – ging die Rinderherde von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> der gleichen Beschäftigung<br />

nach. Doch an diesem Morgen traf Hermina<br />

eine Entscheidung, die ihr <strong>Leben</strong> für immer<br />

verändern würde. Beherzt nahm sie Anlauf<br />

und durchbrach den Zaun. Im nächsten Augenblick<br />

war sie von den <strong>Aiderbichl</strong>er Rindern<br />

umringt. Weil man sich ja schon als<br />

Nachbarn kannte, nahmen die <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

Hermina sofort in ihrer Mitte auf – und offenbar<br />

war es genau das, was sich Hermina<br />

gewünscht hatte. Als der <strong>Gut</strong>sverwalter<br />

Markus Leitner den Zuwachs bemerkte, rief<br />

er den benachbarten Landwirt an. Der kam<br />

mit seinem Viehtransporter, um Hermina<br />

wieder in den heimischen Stall zu holen.<br />

Doch da hatte er die Rechnung ohne die<br />

willensstarke Kuhdame gemacht. Sie wollte<br />

unbedingt bleiben und sträubte sich mit<br />

allen vier Hufen. Zwei Versuche, sie auf den<br />

Hänger zu lotsen, scheiterten. Da hatte der<br />

Bauer ein Einsehen: „Scheint so, als wolle sie<br />

unbedingt bei euch bleiben“, sagte er.<br />

Schnell wurde man sich einig, dass die geflüchtete<br />

Hermina tatsächlich bei ihrer<br />

„Wunschfamilie“ bleiben durfte. Dann wurde<br />

klar, dass Hermina nicht allein gekommen<br />

war: Sie war trächtig. Hatte sie geahnt,<br />

dass ihr und ihrem Kalb ein ungutes Schicksal<br />

erwartet, wäre sie auf dem Hof geb<strong>lieben</strong>?<br />

Hatte sie vielleicht gespürt, dass ihre<br />

Flucht nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ihnen beiden<br />

das <strong>Leben</strong> retten würde?<br />

Über die Weisheit der Tiere lässt sich trefflich<br />

streiten. Aber Geschichten wie die von<br />

Hermina und Glücka legen uns nahe, dass<br />

Tiere sehr viel mehr erspüren und über ein<br />

tieferes Verständnis verfügen, als allgemein<br />

angenommen wird. Die kleine Glücka kam<br />

in einer verschneiten Dezembernacht kurz<br />

vor Weihnachten zur Welt. Das Kälbchen<br />

durfte natürlich bei seiner Mama bleiben,<br />

die sich liebevoll um ihren Nachwuchs<br />

kümmert. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> werden<br />

Mutter und Kind bestens versorgt und haben<br />

nun ein langes und friedliches <strong>Leben</strong><br />

vor sich.<br />

Zu zweit<br />

UNTER MAMAS SCHUTZ<br />

Das <strong>Leben</strong> der kleinen Glücka wird im<br />

Moment von zwei Bedürfnissen bestimmt:<br />

Sie hat ständig Hunger. Und sie<br />

möchte ganz viel spielen und kuscheln.<br />

in Sicherheit<br />

In Milchbetrieben werden Kalb und Kuh nach der Geburt getrennt.<br />

Ahnte Hermina das? Die trächtige Kuh durchbrach einen<br />

Weidezaun und flüchtete in eine Herde von <strong>Aiderbichl</strong>er Rindern.<br />

Sie durfte bleiben – gemeinsam mit ihrem Kind<br />

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Tiervorsorge<br />

IM NEUEN ZUHAUSE<br />

Im gemütlichen Heim von Evelyn Harms<br />

holt sich Lilly erste Streicheleinheiten<br />

vom neuen Frauchen. Mit Bianca Pöckl<br />

von der Tierrettungsstation von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> spricht Frau Harms<br />

über Lillys Eingewöhnung.<br />

Altern ist<br />

keine Krankheit<br />

Und somit auch kein Grund, warum ein tierlieber Mensch auf einen treuen<br />

Gefährten verzichten sollte. Wie wichtig es ist, dabei für den Ernstfall<br />

vorzusorgen, erklärt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Förderin Evelyn Harms.<br />

Die 94-Jährige nahm kürzlich die gerettete Katze Lilly bei sich auf<br />

– und beide könnten kaum glücklicher sein …<br />

Es ist keine Frage: Tiere<br />

bereichern ein Menschenleben<br />

immens.<br />

Und gehen Mensch und<br />

Tier eine besonders<br />

lange Zeit gemeinsam<br />

durchs <strong>Leben</strong>, wissen sie<br />

bald genau, was der<br />

andere denkt, was ihn gerade bewegt. Es ist<br />

eine tiefe Liebe, die keiner Worte bedarf, die<br />

nichts hinterfragt – und die doch alles versteht.<br />

Und je mehr Zeit dieser Liebe geschenkt<br />

wird, desto schwerer fällt es loszulassen.<br />

Diese schmerzvolle Erfahrung<br />

musste Evelyn Harms, die große Förderin<br />

und Freundin von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, kurz nach<br />

Weihnachten machen: Ihr geliebter Kater<br />

Bartie war gestorben. Der weiß-schwarze<br />

Kater, der seinen Namen einem lustigen<br />

Fleck am Kinn verdankte, war 22 Jahre alt<br />

geworden – ein wahrhaft stolzes Alter für<br />

eine Katze. Was jedoch nicht heißt, dass<br />

Evelyn Harms seinen Verlust leichter verwinden<br />

konnte. Im Gegenteil: Frauchen<br />

und Kater hatte das <strong>Leben</strong> eng miteinander<br />

verbunden. „Es war ja ein Segen, dass Bartie<br />

es so weit geschafft hatte. Das sagte mir zumindest<br />

mein Verstand, aber mein Herz<br />

sagte etwas ganz anderes.“<br />

Ihr guter Freund, <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber, bietet ihr<br />

sofort an: „Wenn du willst, kannst du gleich<br />

wieder eine Katze haben.“ Aber das wäre<br />

dann ja schon ihre 20. Katze! 19 Fellnasen,<br />

jede mit ihrem ganz eigenen Charakter,<br />

sind bis dahin auf leisen Pfoten durch<br />

Evelyn Harms’ <strong>Leben</strong> – und für immer unvergessen<br />

in ihr Herz – geschlichen.<br />

Evelyn Harms braucht Zeit, um Abschied<br />

von Bartie zu nehmen. Doch bald fühlt sie<br />

sich einsam in ihrem großen Haus. „Ich hatte<br />

kein Ansprech-Lebewesen mehr: Es war<br />

keiner da zum Schmusen, zum Begrüßtwerden<br />

oder zum <strong>Gut</strong>e-Nacht-Sagen. Ich<br />

war es immer gewohnt, mich um die Tiere<br />

zu kümmern. Man wächst und reift daran.“<br />

Schließlich fühlt sich die 94-Jährige bereit,<br />

Dieter Ehrengrubers Angebot anzunehmen<br />

und eine gerettete Katze von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> anzunehmen. „Wenn möglich“,<br />

so ihre Bitte, „eine Wohnungskatze und<br />

keine ganz junge Katze, die noch erzogen<br />

werden muss. Und, wenn es geht, keine<br />

schwarz-weiße Katze.“ Denn diese Fellfarben<br />

würden die Katzenfreundin zu sehr an<br />

ihren Liebling Bartie erinnern. „Ich habe<br />

eine für dich“, kündigte Dieter Ehrengruber<br />

an, „lass dich überraschen, wir kommen<br />

bald vorbei und bringen sie.“ So kommt<br />

Anfang <strong>2024</strong> Lilly in Evelyn Harms’ <strong>Leben</strong>.<br />

68 69


„Wer Tiere liebt und<br />

bei guter Gesundheit<br />

ist, sollte in jedem<br />

Alter ein Tier halten<br />

dürfen.“<br />

Evelyn Harms ist glücklich, mit Lilly eine neue, liebe<br />

Hausgefährtin bei sich zu haben.<br />

HAST DU SCHWARZE AUGEN?<br />

Das dachte Evelyn Harms, als sie Lilly zum<br />

ersten Mal sah. Damals war die Katze noch sehr<br />

verängstigt und schaute ihr neues Frauchen durch<br />

große schwarze Pupillen an. Tatsächlich aber<br />

strahlen Lillys Augen leuchtend grün – ein schöner<br />

Kon trast zum glänzenden, dunklen Fell.<br />

Lilly ist eine Schildpattkatze. Ihr Fell ist<br />

glänzend schwarz-rotbraun, das einzig<br />

Helle an Lilly sind die leuchtend grünen<br />

Augen. Durch sie blickt die etwa sechsjährige<br />

Katze auf eine Welt, die nicht immer<br />

gut mit ihr umgegangen ist. Zuletzt – wie<br />

lange genau, weiß niemand zu sagen –<br />

lebte Lilly als eine von 59 Katzen in einem<br />

Zimmer. Ein Mensch hat aus falsch verstandener<br />

Tierliebe, Unwissen, Nachlässigkeit,<br />

Überforderung oder einer Mischung aus allem<br />

derart viele Katzen bei sich auf engstem<br />

Raum gehortet. Erst die Tierretter von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> konnten die Katzen aus ihrer<br />

Not befreien. „Als Lilly zu mir gebracht wurde,<br />

wollten wir ihre Ankunft eigentlich filmen“,<br />

erinnert sich Evelyn Harms, „aber das<br />

ging mit ihr überhaupt nicht: Sie gebärdete<br />

sich wie wild, war total verunsichert<br />

nach der langen Reise und den vielen unbekannten<br />

Menschen um sie herum. Wir<br />

haben sie mit ihrem Körbchen ins Bad gestellt<br />

und ein paar Stunden in Ruhe gelassen.<br />

Über Nacht habe ich die Schlafzimmertür<br />

aufgelassen – und dann kam sie zu<br />

mir ins Bett. Das ist ein großer Vertrauensbeweis.“<br />

Nach und nach nähern sich<br />

Evelyn Harms und die traumatisierte Lilly<br />

einander an: „Ich rede ganz normal mit ihr,<br />

mit einer tiefen, ruhigen Stimme, das beruhigt<br />

sie. Es ist, als würde sie alles, was<br />

ich sage, verstehen.“ Lilly merkt, dass ihr<br />

neues Frauchen es nur gut mit ihr meint,<br />

und die Katze, die so viel Leid erfahren<br />

hat, nun endlich in ihrem wahren Zuhause<br />

angekommen ist.<br />

Liebevolles Verhalten, umsichtige Pflege,<br />

aufmerksame Sorge einem anderen Lebewesen<br />

gegenüber sind keine Frage des<br />

Alters. Häufig aber vermitteln Tierheime<br />

älteren Menschen keine<br />

Tiere mehr, gerade wenn<br />

diese noch jung und leb-<br />

„Wir geben<br />

einander<br />

unsere<br />

Liebe – und<br />

nehmen sie<br />

auch an.“<br />

haft sind und den Halter<br />

überfordern könnten.<br />

Auch wird befürchtet, dass<br />

das Tier nach kurzer Zeit<br />

wieder zurückgegeben<br />

wird, wenn der ältere Halter<br />

erkrankt oder gar verstirbt.<br />

Evelyn Harms hat<br />

dazu eine klare Meinung:<br />

„Ich bin 94 Jahre alt, es<br />

geht mir noch sehr gut und ich kann noch<br />

alles machen. Wer Tiere liebt und wenn es<br />

dem Menschen noch gut geht, dann sollte<br />

er in jedem Alter noch die Möglichkeit<br />

haben, ein Tier zu bekommen.“<br />

Was sie älteren Tierhaltern jedoch dringend<br />

rät: „Es muss eine Möglichkeit geben,<br />

dass jemand Zugang zur Wohnung<br />

oder zum Haus bekommt und das Tier<br />

versorgt, wenn man selbst einmal krank<br />

ist und sich nicht kümmern kann. Diese<br />

Person sollte ein Gefühl für Tiere haben<br />

und in der Lage sein, das Tier in einen<br />

Transportkorb zu setzen und, wenn nötig,<br />

damit zum Tierarzt zu fahren.“ Und wenn<br />

die Pflege für das Tier durch Krankheit<br />

oder gar Tod des Halters unmöglich wird?<br />

Mit der Tiervorsorge hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

ein Angebot geschaffen, das die Lieblinge<br />

älterer Halter absichert, sollten Frauchen<br />

oder Herrchen sich nicht mehr um sie<br />

kümmern können. Auch Evelyn Harms hat<br />

diese Tiervorsorge für alle ihre Katzen –<br />

und nun auch für Lilly – abgeschlossen.<br />

Die <strong>Aiderbichl</strong> Tiervorsorge garantiert die<br />

professionelle Versorgung des Tieres bis<br />

zu seinem natürlichen <strong>Leben</strong>sende nach<br />

den Maßgaben des Frauchens oder Herrchens<br />

auf einem der Höfe von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

„Diesen Versorgungspass muss ich<br />

noch für Lilly ausfüllen und ihn an Holde<br />

Sudenn von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> schicken“,<br />

sagt Evelyn Harms. Jeder Tiervorsorgenehmer<br />

erhält zudem ein Schild im<br />

DIN-A4-Format mit drei ständig erreichbaren<br />

Notfallnummern, die angerufen<br />

werden können, sobald etwas passiert.<br />

Neben dem Namen des Tierbesitzers<br />

steht auf der Karte, dass das jeweilige Tier<br />

unter dem Schutz von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

steht, keinesfalls in ein Heim gebracht<br />

werden darf und binnen 24 Stunden von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> abgeholt wird. Bei Evelyn<br />

Harms hängen mehrere<br />

dieser Schilder gut sichtbar<br />

im Haus, damit im<br />

Ernstfall sofort für Lilly gesorgt<br />

werden kann.<br />

Doch bis es einmal so weit<br />

ist, genießen Frauchen<br />

und Katze jede gemeinsame<br />

Minute. Und Evelyn<br />

Harms lernt aus Lillys Verhalten<br />

eine Menge über<br />

deren früheres <strong>Leben</strong>. „Sie<br />

muss irgendwann in einem<br />

liebevollen Haushalt gelebt haben,<br />

weil sie auf liebevolle Dinge und auf Sprechen<br />

reagiert“, vermutet sie. Zudem vertilgt<br />

die große und kräftige Katze buchstäblich<br />

Berge an Futter. Vielleicht auch,<br />

weil die Katze, die lange mit so vielen<br />

anderen Artgenossinnen unter so schlimmen<br />

Umständen hat leben müssen, allzu<br />

oft um ihr Futter hat kämpfen müssen?<br />

Dass sie sehr wohl einmal in einem normalen<br />

Haushalt gelebt haben muss, erkennt<br />

Evelyn Harms auch in Lillys Reaktionen:<br />

„Wenn sie hört: ,Komm rauf ins<br />

Bettchen‘, dann nimmt sie die Treppe<br />

nach oben. Und wenn ich morgens und<br />

abends zum Bürsten sage: ,Komm, fein<br />

machen‘, dann kommt sie – und es geht<br />

ihr gut. Wir geben einander unsere Liebe<br />

– und nehmen sie auch an.“ Das, so bekennt<br />

die erfahrene Katzenfreundin,<br />

habe sie bei ihren 19 vorherigen Katzen<br />

in dieser Innigkeit<br />

noch nie erlebt. Das<br />

erfährt sie nur mit<br />

Lilly. Und bei diesem<br />

Gedanken<br />

leuchten Evelyn<br />

Harms‘ Augen vor<br />

Glück.<br />

Infos zur<br />

Tiervorsorge<br />

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn<br />

Sie Fragen zur Tiervorsorge haben.<br />

Sollten Sie eine unserer gemeinnützigen<br />

Stiftungen testamentarisch<br />

bedenken wollen, beraten<br />

wir Sie gern.<br />

KONTAKTIEREN SIE<br />

FRAU HOLDE SUDENN<br />

UND IHR TEAM:<br />

Hotline:<br />

0800 / 56 76 373<br />

(kostenlos aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz ohne<br />

zusätzliche<br />

Ländervorwahl erreichbar)<br />

E-Mail:<br />

stiftung@gut-aiderbichl.com<br />

AUS LIEBE ZUM TIER<br />

Holde Sudenn ist die Stiftungskoordinatorin<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> und<br />

beantwortet alle Fragen rund um die<br />

Tiervorsorge mit Geduld,<br />

Fachwissen und einer Menge<br />

Einfühlungsvermögen.<br />

70 31


Tierwissen<br />

Gans im<br />

Glück<br />

Gänse sind hochintelligente Tiere, die Einsamkeit nicht überleben<br />

und bedingungslos <strong>lieben</strong>. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> leben viele<br />

der stolzen Wasservögel, die von Menschen häufig sträflich<br />

unterschätzt und leider immer noch brutal ausgebeutet werden<br />

Tweety<br />

ENDLICH FREUNDE<br />

GEFUNDEN<br />

Tweetys Start ins <strong>Leben</strong> begann<br />

so gar nicht Gans-gerecht:<br />

In einer Brutmaschine<br />

kam sie zusammen mit<br />

Laufenten zur Welt. Diese<br />

beiden Arten kann man von<br />

klein auf jedoch nicht sozialisieren:<br />

Die Gans braucht<br />

die Gans. Ihresgleichen<br />

fand Tweety schließlich in<br />

der fröhlichen Gänseschar<br />

Mehr Infos zu auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Kärnten.<br />

Tweety<br />

72 73


„Weshalb man die Gänse<br />

als dumm verschrien hat,<br />

ist schwer zu sagen, da jede<br />

Beobachtung das Gegenteil<br />

lehrt.“ Zoologe Alfred Brehm<br />

PARADIES FÜRS FEDERVIEH<br />

Die idyllische Grünanlage auf dem Koglerhof<br />

in Micheldorf in Kärnten hat alles, was Vögel<br />

sich nur wünschen können: Enten, Gänse,<br />

Schwäne leben hier einträchtig mit Hühnern.<br />

Was den meisten<br />

Menschen, wenn<br />

sie nicht gerade<br />

Experten sind,<br />

zum Thema „Gänse“<br />

einfällt, sind<br />

meist drei Dinge: 1. Sie sind häufig weiß und<br />

schnattern lautstark. 2. Wenn sie schlecht<br />

gelaunt sind, fauchen sie einen auch schon<br />

einmal an. 3. Sie leben meist auf Bauernhöfen<br />

und an Weihnachten oder am Martinstag<br />

finden sie sich häufig auf dem Teller<br />

wieder. Vielleicht denken einige noch an die<br />

Wildgänse, mit denen der kleine Nils<br />

Holgersson in der Zeichentrickserie gereist<br />

ist. Oder gar – aber das ist nun wirklich fast<br />

schon Expertenniveau – an den Wiener Verhaltensforscher<br />

Konrad Lorenz, der vor allem<br />

mithilfe seiner Graugans Martina viel<br />

über das Prägungsverhalten dieser hochsozialen<br />

Vögel herausgefunden hat: Junggänse<br />

werden auf das geprägt, was sie<br />

gleich nach dem Schlüpfen sehen. Im Normalfall<br />

ist das die eigene Mutter – häufig<br />

aber sind es auch Menschen, die kleine<br />

Gänse aufziehen und auf die sich die Tiere<br />

fokussieren.<br />

Auch aus der bunten Tierwelt der allermeisten<br />

Heimat- und Begegnungshöfe<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> sind Gänse kaum wegzudenken.<br />

Wenn sie sich nicht gerade am<br />

Teich entspannen oder genüsslich Grünzeug<br />

zupfen, eilen sie gerne geschäftig im<br />

gefiederten Pulk über die Wege, schnattern<br />

munter miteinander oder heften sich<br />

interessiert an die Fersen der Menschen.<br />

Doch bringt jede einzelne Gans auch ihre<br />

sehr persönliche, individuelle Geschichte<br />

mit, die sie in die Obhut von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

geführt hat.<br />

Bei ihren Besucherführungen auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf leistet Gisela<br />

Pschenitschnig nicht selten grundsätzliche<br />

Aufklärungsarbeit über diese bemerkenswerten<br />

Federviecher. Punkt eins: Gänse<br />

sind Wasservögel: „Sie brauchen, wenn<br />

man sie hält, mindestens einen kleinen<br />

Teich oder ein großes Wasserbecken und<br />

viel Auslauf.“ Auch bleiben Gänse ein <strong>Leben</strong><br />

lang einem einzigen Partner treu. „Das<br />

erleben wir auch auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> immer<br />

wieder: Verliert eine Gans ihren Partner,<br />

geht sie vielleicht wieder eine neue Partnerschaft<br />

ein – die wird aber niemals so<br />

innig wie die frühere“ So lebt auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf die Höckergans Kira,<br />

die ihren Partner Max vor fünf Jahren<br />

74 75


GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

verloren hat. Nach diesem Verlust trauerte<br />

Kira sehr, schien ihren geliebten Ganter<br />

sogar noch eine Weile gesucht zu haben.<br />

Doch inzwischen ist sie stolze Anführerin<br />

einer fröhlichen Mädelsrunde aus Lockengänsen.<br />

Und fand zurück ins <strong>Leben</strong>.<br />

Einsamkeit ist tödlich für Gänse, die Einzelhaltung<br />

ist strikt verboten: Jede Gans muss<br />

mindestens eine Artgenossin um sich haben.<br />

Kommunikativ sind Gänse über alle<br />

Artengrenzen hinaus: „Gänse reden mit<br />

einem: Spricht man sie an, schnattern sie<br />

zurück.“ Und wenn sie böse fauchen und<br />

sich mit langen Hälsen vor ihr Gegenüber<br />

stellen? „Damit machen sie klar: ,Das ist<br />

mein Revier, bleib lieber weg!‘ Wenn Besucher<br />

Angst haben, sie könnten gebissen<br />

werden, sage ich: Einfach ignorieren und<br />

vorbeigehen.“ Wichtig auch: Gänse brauchen<br />

es akribisch sauber, sonst fangen sie<br />

sich schnell Krankheiten ein. Sie können<br />

bis zu 20 Jahre alt werden – und sind alles<br />

andere als dumm. „Sobald Max, Kiras<br />

„Gänse<br />

reden mit<br />

uns. Spricht<br />

man sie an,<br />

schnattern sie<br />

zurück.“<br />

RUHE, DER CHEF KOMMT!<br />

Dass Mensch und Gans eng verbunden sein<br />

können, beweist auch Benedikt Gruber,<br />

<strong>Gut</strong>sleiter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf:<br />

Die Gänse Andreas (Foto, l.) und Michael<br />

fauchen normalerweise jeden an, der vorbeigeht.<br />

Nur beim <strong>Gut</strong>sleiter sind sie brav …<br />

verstorbener Freund, mich bei Führungen<br />

gehört hat, rannte er los, als wollte er fragen:<br />

,Wo ist sie denn?‘“, erinnert Gisela sich.<br />

Man sieht sie nämlich kaum, die kleinen<br />

Öhrchen, die sich seitlich am Kopf hinter<br />

den Federn befinden und denen fast<br />

nichts entgeht. Hatte er Gisela schließlich<br />

gefunden, war das Ritual immer dasselbe:<br />

Gisela musste Mäxchen hochheben, er<br />

schmiegte seinen Kopf an ihre Schulter<br />

und ließ sich streicheln. „Gänse können<br />

sich Menschen aussuchen, in die sie sich<br />

ver<strong>lieben</strong>“, weiß Gisela. Lag Max allerdings<br />

zu lange in Giselas Armen, fing Gattin Kira<br />

gleich höchst unwirsch zu schnattern an,<br />

als wolle sie sagen: „Pass mal auf, das ist<br />

meiner!“, und schlug dabei aufgeregt mit<br />

den Flügeln. Überhaupt: Fliegen. „Die Flugkünste<br />

der Gänse werden häufig unterschätzt:<br />

Denn sie können sehr wohl fliegen.<br />

Dennoch sagen viele Besucher, die<br />

Gänse auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> fliegen nicht<br />

weg, weil ihnen die Flügel gestutzt<br />

Mehr Infos zu<br />

Anton<br />

Anton<br />

wurden.“ Das aber stimmt nicht: Unsere<br />

Gänse haben keine gestutzten Flügel, sie<br />

könnten durchaus wegfliegen. „Sie sind ja<br />

nicht dumm. Sie wissen genau: Ich habe<br />

hier alles – meinen Auslauf, meine Gruppen,<br />

meinen geschützten geschlossenen<br />

Stall und das Futter, das ich brauche.“ Und<br />

so einen fünf bis acht Kilo schweren Körper<br />

in die Lüfte zu wuchten, erfordert eine<br />

Menge an Energie. Doch wenn das <strong>Leben</strong><br />

es nicht gut mit ihnen meint, unternehmen<br />

selbst Hausgänse einiges an Anstrengung,<br />

um ihrem Los zu entkommen.<br />

Auch wenn die Flucht, wie im Falle des<br />

Ganters Martin, in einem Feuerwehreinsatz<br />

endet. Wohl nachdem er von seinem<br />

Zuhause ausgebrochen war, steckte Martin<br />

im Rechen eines Baches fest und musste<br />

gerettet werden. Und da die örtlichen<br />

Tierheime mehrheitlich auf die Pflege von<br />

Hunden und Katzen, nicht aber von stolzen<br />

Gantern spezialisiert sind, fand er ein<br />

Heim auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf. Somit<br />

GROSSER FRAUENFREUND<br />

Zusammen mit seinem Artgenossen Gustav wurde die<br />

Cholmogory-Gans gemeinsam mit einigen Laufenten<br />

von einer tier<strong>lieben</strong> Dame gehalten. Aus gesundheitlichen<br />

Gründen gab sie die Vögel schweren Herzens<br />

ab. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Kärnten freut sich Anton, der<br />

seinem Frauchen sehr verbunden war, besonders,<br />

wenn Pfleger:innen das Vogel-Gehege betreten.<br />

Gustav dagegen hält sich lieber an die Laufenten.<br />

hat der mutige Martin alles auf eine Karte<br />

gesetzt – und damit endlich ein schönes<br />

Für-Immer-Zuhause gefunden. Von der<br />

Gans, die antiken Zeugnissen zufolge<br />

sogar schon im Alten Ägypten ein Hausund<br />

Schoßtier war, kann der Mensch eine<br />

Menge lernen. Wichtig für Gisela<br />

Pschenitschnig ist die scharfe Beobachtungsgabe<br />

dieser Vögel: „Ihr Motto ist: Ich<br />

lasse mich erst aus der Ruhe bringen,<br />

wenn du zu sehr in meinen Bereich eindringst.<br />

Vorher aber beobachte ich dich<br />

ganz genau und schätze die Situation ein,<br />

bevor ich mir Gehör verschaffe.“<br />

Auch die Genügsamkeit der ja durchaus<br />

großen Tiere überrascht: Ein bisschen Gras,<br />

ein paar Würmer, Käfer und Salatblätter<br />

und sie ist glücklich. „Eine Gans ist für mich<br />

ein hochsozialisiertes, <strong>lieben</strong>swertes<br />

Lebewesen“, schwärmt Gisela, „Aber diese<br />

bedingungslose Liebe bis zum Tod und<br />

darüber hinaus ist das, was an diesen<br />

Tieren am meisten beeindruckt.“<br />

Die Qual hinter<br />

Gänsestopfleber<br />

➤ Gisela Pschenitschnig wird das<br />

Herz immer besonders schwer,<br />

wenn der 11.11., der Martinstag,<br />

naht – und die Nachfrage nach<br />

Gänsen wie auch nach Gänsestopfleber<br />

steigt. Viele Restaurants<br />

bieten in dieser Zeit sogar eine<br />

eigene Gänse-Karte. Ein Ursprung<br />

dieses Brauchs könnte sein, dass<br />

der 11.11. im Mittelalter der Termin<br />

war, an dem Bauern ihren<br />

Lehnsherren die Pacht zahlen<br />

mussten und ihre Schulden häufig<br />

in Form von Naturalien – sprich<br />

Gänsen – beglichen. Viele der<br />

heute verzehrten Gänse kommen<br />

aus Mastbetrieben in Ungarn und<br />

Polen, wo weniger strenge Tierschutzrichtlinien<br />

als in Österreich<br />

und Deutschland herrschen.<br />

Selbst Stopfmast und <strong>Leben</strong>drupf<br />

sind dort erlaubt. „Gänsestopfen<br />

ist etwas Fürchterliches“, erklärt<br />

Gisela Pschenitschnig, „mit einem<br />

Trichter stopft man jedem Tier<br />

1000 Gramm Maisbrei in den<br />

Schlund – und das vier Mal am<br />

Tag. Das ist etwa so, als würde ein<br />

Mensch täglich sieben Kilogramm<br />

Spaghetti auf einmal hinunterwürgen.<br />

Bei den Gänsen schwillt<br />

durch diese Tortur die Leber an,<br />

drückt aufs Herz, auch alle anderen<br />

Organe vergrößern sich. Bevor<br />

sie geschlachtet werden, sind<br />

diese Tiere praktisch schon tot.“<br />

Gänse zu stopfen ist in Österreich<br />

und Deutschland zwar verboten,<br />

Import und Vertrieb dieser zweifelhaften<br />

Delikatesse sind jedoch<br />

legal. Eine Gans aus einer solchen<br />

Stopfmast fand auch auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> einen sicheren Hafen:<br />

Hilde lebte noch vier Jahre auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf, bis sie<br />

aller Pflege zum Trotz den<br />

schweren Leberproblemen und<br />

Organschäden, die sie von der<br />

Mast davongetragen hatte, erlag.<br />

76 77


liebt …<br />

ENDLICH WIEDER SONNE!<br />

Im <strong>Frühling</strong> und <strong>Sommer</strong> herrscht eine ganz besondere Atmosphäre<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>: Viele unserer geretteten Tiere zieht es aus<br />

ihren Ställen und Gehegen nach draußen (Foto: Tierpflegerin<br />

Eva Zach mit einigen Zackelschafen). Auch unsere großen und<br />

kleinen Besucher erwarten viele Attraktionen: Unser beliebtes<br />

Junior Team <strong>Sommer</strong>programm, schöne Picknick-Erlebnisse auf<br />

unseren Wiesen, spannende <strong>Gut</strong>sführungen und und und…<br />

BIGGY-EXPRESS<br />

Unser Biggy-Express führt Sie vorbei an<br />

unseren 7 Außenhöfen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf. Die Fahrt dauert ca.<br />

30 Minuten, Tickets sind direkt beim<br />

Zugfahrer erhältlich. Abfahrt bei<br />

Schönwetter von Mai–September,<br />

jeweils um 11, 13, 15 Uhr. Tolle Alter­<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

liebt …<br />

Unser<br />

Veranstaltungskalender<br />

W I R<br />

FREUEN<br />

UNS AUF<br />

IHREN<br />

BESUCH!<br />

GUT AIDERBICHL<br />

HENNDORF<br />

FÜHRUNGEN<br />

finden an den Öffnungstagen von<br />

10–17 Uhr jede Stunde statt (Dauer 30–40<br />

Minuten, im Eintrittspreis enthalten).<br />

Das wird ein schöner<br />

SOMMER!<br />

Es gibt wieder tolle Attraktionen auf unseren Höfen –<br />

das dürfen Sie nicht verpassen!<br />

PICKNICK<br />

Genießen Sie Ihre Leckereien auf<br />

unserer Picknickwiese. In unserer<br />

Gastronomie erhalten Sie verschiedene<br />

lecker gefüllte Picknickkörbe, u. a.<br />

mit selbst gemachten Aufstrichen,<br />

regionalen Spezialitäten. Bitte spätestens<br />

einen Tag im Voraus bestellen<br />

über: tourismus@gut-aiderbichl.com<br />

oder telefonisch unter 0800/5676373<br />

78 79


TIERISCHER<br />

SPASS<br />

FÜR GROSS UND KLEIN<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> sind unsere<br />

Tierschützer von morgen genau<br />

richtig. Beim Kinderfest können<br />

sie nicht nur ausgelassen toben:<br />

Sie erleben unsere Tierwelt<br />

hautnah und erfahren dabei<br />

spielerisch Wissenswertes<br />

über Hege und Pflege.<br />

Unsere<br />

Angebote<br />

„TIERAPEUTEN“ ERLEBEN<br />

Beim Ponyführen können junge Besucher ganz nebenbei<br />

lernen, Verantwortung und Empathie zu entwickeln. Die enge<br />

Bindung zum Tier stärkt ihre sozialen Fähigkeiten und fördert<br />

die Persönlichkeitsentwicklung bereits im frühen Kindesalter.<br />

native: die Buchung der großen Tour<br />

mit max. 7 Personen (Dauer 2 Stunden<br />

an den Öffnungstagen). Bitte mit Voranmeldung:<br />

www.gut-aiderbichl.com/<br />

angebote/grosse-tour/<br />

KINDERGEBURTSTAG<br />

Sehr gern richten wir eine unvergessliche<br />

Feier aus – mit Tierfütterung, individueller<br />

Führung und natürlich einem<br />

schön gedeckten Geburtstagstisch.<br />

2 Varianten (2 oder 3 Stunden), für<br />

5–10 Kinder ab 6 Jahren. Buchung:<br />

www.gut-aiderbichl.com/angebote/<br />

kindergeburtstag/<br />

oder telefonisch unter 0800/5676373<br />

Dieses Angebot gilt natürlich<br />

auch für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf und<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf!<br />

SAUGUT<br />

BEGEGNUNG<br />

MIT DEM<br />

BORSTENVIEH<br />

Kune-Kune-Schweine<br />

sind erstaunlich: Sie<br />

lernen nicht nur von<br />

ihren Artgenossen,<br />

sondern auch von uns.<br />

Begegnungen mit den<br />

Glücksschweinen tun<br />

außerdem der Seele<br />

gut. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

begegnen Besucher<br />

den Tieren haut- bzw.<br />

borstennah!<br />

TIERFÜTTERUNG<br />

Um 10:30 Uhr werden unsere Kune­<br />

Kune-Schweine gefüttert. 13:30 Uhr:<br />

Fütterung Waschbär Paul (in den<br />

<strong>Sommer</strong>monaten).<br />

SCHNITZELJAGD FÜR KINDER<br />

Für Kinder verschiedener Altersstufen –<br />

gratis am Ticketverkauf erhältlich!<br />

TIER-SPAZIERGANG<br />

In den Ferien täglich um 14 Uhr.<br />

PONYPUTZ-STATION<br />

In den Ferien freuen sich unsere Ponys<br />

täglich zwischen 13 und 16 Uhr darauf,<br />

ordentlich gestriegelt zu werden!<br />

KATZENWOHNZIMMER<br />

In den Ferien von 11–11:30 Uhr und von<br />

15:30–16 Uhr freuen sich die Schmusetiger<br />

auf Streicheleinheiten.<br />

Unsere Angebote<br />

für Kinder<br />

KUSCHELN UND SCHMUSEN ERWÜNSCHT<br />

Im Katzenwohnzimmer steht die Tür in den Ferien offen<br />

für kleinen und großen Besuch! Als große Fans sanfter<br />

Berührungen freuen sich unsere Samtpfoten sehr über<br />

liebevolle Streicheleinheiten. Die verschmusten Tiere<br />

danken es stets mit ihrem wonnigen, tiefen Schnurren.<br />

JUNIOR-TIERPFLEGER-<br />

PROGRAMM<br />

In den Oster-, <strong>Sommer</strong>- und Winterferien<br />

bieten wir immer dienstags, donnerstags,<br />

samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr<br />

ein spannendes Ferienprogramm an.<br />

Kinder ab 6 Jahren haben die Möglichkeit,<br />

unseren geretteten Tieren ganz<br />

nahe zu kommen – beim Ställe-Ausmisten,<br />

Pony-Putzen oder bei der Fütterung.<br />

Bitte mit Buchung:<br />

www.gut-aiderbichl.com/angebote/<br />

junior-tierpfleger-programm/<br />

oder telefonisch unter 0800/5676373<br />

Dieses Angebot gilt natürlich<br />

auch für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf und<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf!<br />

80 81


TAG DER<br />

OFFENEN TÜR<br />

TIERFREUDE HAUTNAH<br />

Das sonst für die Öffentlichkeit nicht zugängliche<br />

Affen Refugium Gänserndorf öffnet<br />

am 9. Juni <strong>2024</strong> seine Pforten. Dort haben<br />

viele ehemalige Labor-Schimpansen ihr Für-<br />

Immer-Zuhause gefunden. Besucher lernen<br />

zudem weitere gerettete Tiere wie Papageien<br />

und Ponys kennen. Der Eintritt ist kostenlos,<br />

über Spenden würden sich unsere Tiere<br />

aber sehr freuen.<br />

MY AIDERBICHL<br />

TIERWISSEN PER AUDIO GUIDE<br />

Woher kommen unsere Tiere, welches<br />

Schicksal haben sie? Das erfahren unsere<br />

Besucher jetzt ganz einfach in der App<br />

„My <strong>Aiderbichl</strong>“ (erhältlich im App Store<br />

und bei Google Play): An rund 30 Stationen<br />

erzählen<br />

lebende und<br />

verstorbene<br />

Tiere ihre eigene<br />

Geschichte.<br />

Die App ist<br />

aktuell für den<br />

Begegnungshof<br />

in Henndorf<br />

zu haben, im<br />

<strong>Sommer</strong> führt<br />

sie auch über<br />

die Höfe in<br />

Deggendorf<br />

und Iffeldorf.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

IFFELDORF<br />

FÜHRUNGEN<br />

finden täglich um 11, 13 und 15 Uhr<br />

statt (Dauer 30–40 Minuten, im Eintrittspreis<br />

enthalten).<br />

PICKNICK<br />

Genießen Sie Ihre Leckereien auf<br />

unserer Picknickwiese. In unserer<br />

Gastronomie erhalten Sie verschiedene<br />

lecker gefüllte Picknickkörbe, u. a.<br />

mit selbst gemachten Aufstrichen,<br />

regionalen Spezialitäten.<br />

Bitte spätestens einen Tag im Voraus<br />

bestellen über:<br />

tourismus@gut-aiderbichl.com<br />

oder telefonisch unter 0800/5676373<br />

PONYPUTZ-STATION<br />

In den Ferien freuen sich unsere Ponys<br />

täglich zwischen 13 und 16 Uhr darauf,<br />

ordentlich gestriegelt zu werden!<br />

SCHNITZELJAGD FÜR KINDER<br />

Für Kinder verschiedener Altersstufen –<br />

gratis am Ticketverkauf erhältlich!<br />

ZÜRICH<br />

AUS WIEN:<br />

SCHWEIZ<br />

DEUTSCHLAND<br />

MÜNCHEN<br />

ANREISE ZUM TAG DER<br />

OFFENEN TÜR IN GÄNSERNDORF<br />

ÖSTERREICH<br />

Ein kostenloser<br />

Shuttleservice geht<br />

vom Wiener Hauptbahnhof<br />

aus nach<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Gänserndorf und<br />

zurück.<br />

Gänserndorf<br />

Kostenloser Shuttleservice vom Wiener Hauptbahnhof:<br />

ABFAHRTEN NACH GÄNSERNDORF: 09:00 Uhr und 11:00 Uhr<br />

RÜCKFAHRTEN NACH WIEN: 13:30 Uhr und 15:15 Uhr<br />

Anmeldung erforderlich: tourismus@gut-aiderbichl.com<br />

WELCHE ZUGVERBINDUNGEN PASSEN FÜR<br />

DIESEN TAG?<br />

Kontaktieren Sie unser Tourismus-Team unter<br />

tourismus@gut-aiderbichl.com für Anreisevorschläge<br />

und weitere Informationen.<br />

WIEN<br />

KONZERT<br />

HIP-HOP,<br />

REGGAE, FUNK<br />

Am 16. August <strong>2024</strong> ist<br />

ein Top-Star der deutschsprachigen<br />

Musikszene<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf zu Gast. Das<br />

Open-Air-Konzert von<br />

Jan Delay & Disko No. 1<br />

krönt den <strong>Sommer</strong> mit<br />

einem besonderen<br />

musikalischen Ereignis.<br />

Tickets:<br />

www.oeticket.com und<br />

www.ticketladen.at.<br />

Infos zum<br />

Jan-Delay-Konzert<br />

GUT AIDERBICHL<br />

DEGGENDORF<br />

FÜHRUNGEN<br />

finden täglich um 11:30 Uhr und um<br />

14:30 Uhr statt (Dauer 30–40 Minuten,<br />

im Eintrittspreis enthalten).<br />

PICKNICK<br />

Genießen Sie Ihre Leckereien auf<br />

unserer Picknickwiese. In unserer<br />

Gastronomie erhalten Sie verschiedene<br />

lecker gefüllte Picknickkörbe, u. a.<br />

mit selbst gemachten Aufstrichen,<br />

regionalen Spezialitäten.<br />

Bitte spätestens einen Tag im Voraus<br />

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oder telefonisch unter 0800/5676373<br />

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Unsere Schmusetiger in der Katzenvilla<br />

freuen sich täglich zu den Öffnungszeiten<br />

zwischen 9 und 18 Uhr auf Besuch!<br />

82 83


Iffeldorf<br />

Auf dem<br />

Weg in ein<br />

<strong>Leben</strong> ohne<br />

Angst …<br />

Schwein gehabt<br />

Alfred darf als Glücksschweinchen auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Iffeldorf einziehen<br />

Mami, was passiert eigentlich<br />

mit dem Ferkelchen?“<br />

Es ist die<br />

spontane Frage eines<br />

Kindes, die dem kleinen<br />

Ferkel Alfred letztlich<br />

das <strong>Leben</strong> rettet. Das Mädchen ist mit<br />

seiner Familie unterwegs auf einem österreichischen<br />

Jahrmarkt. Es hat Popcorn genascht<br />

und ist Karussell gefahren – und nun<br />

steht es vor einem Verschlag, in dem ein<br />

verängstigtes Ferkel kauert. Viele Männer<br />

drängen sich um den Stand. Johlend versuchen<br />

sie, das Ferkelchen, das aus einem<br />

Mastbetrieb stammt und heute zum ersten<br />

Mal das Sonnenlicht sieht, zu schnappen.<br />

Sie wollen es an Schwanz und Ohren hochheben<br />

und das Gewicht schätzen. Während<br />

die Mutter noch überlegt, was sie antworten<br />

soll, verkündet der Besitzer des Tieres<br />

lautstark: „Das Viecherl wird am Sonntag<br />

geschlachtet. Wer sein Gewicht exakt errät,<br />

bekommt eine Schlachterplatte!“.<br />

Entsetzt stehen Mutter und Tochter daneben<br />

und beobachten, wie das Ferkel quiekend<br />

vor den Übergriffen flieht. „Es hat sich<br />

immer in die Ecken gedrückt und Schutz<br />

gesucht. Und es hatte schon Verletzungen<br />

an der Schnauze, war total ängstlich“, erinnert<br />

sich das Mädchen. „Da bin ich in Tränen<br />

ausgebrochen.“ Für die Familie steht nun<br />

fest: Das Schweinchen muss vor diesem<br />

grausamen Schicksal bewahrt werden.<br />

„Meine Tochter bot ihr ganzes erspartes<br />

Geld an, um es zu retten“, erzählt die Mutter.<br />

Bei dem Besitzer des Tieres erkundigt sie<br />

NASEWEISE<br />

BEGRÜSSUNG<br />

Schweine haben<br />

sogar mehr Riechzellen<br />

als ein Hund. Mit<br />

ihrem Rüssel machen<br />

sie sich so ein Geruchsbild<br />

von einer<br />

Person. Alfred sagt<br />

uns hier: „Ich kann<br />

dich gut riechen …“<br />

sich, für welche Summe er ihnen<br />

das Schweinchen überlassen würde.<br />

Er überlegt kurz und verlangt<br />

schließlich 100 Euro – eine Summe,<br />

die die Familie umgehend bezahlt.<br />

Nun sind sie glückliche Besitzer eines<br />

kleinen Ferkels, das sie Alfred<br />

taufen – und stehen vor einem Problem:<br />

„Ein Schwein wächst sehr schnell“, erklärt<br />

die Mutter. „Wir mussten also rasch einen<br />

Ort finden, an dem es unterkommen<br />

kann.“ Sofort kommt ihnen <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

in den Sinn, und noch am gleichen Tag<br />

schreiben sie an die Tierschutzgemeinschaft.<br />

„Es hat nicht lange gedauert, bis die<br />

erlösende Antwort kam. Wir durften Alfred<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf bringen. Da<br />

haben wir Luftsprünge gemacht!“ Als das<br />

Mehr Infos<br />

zu Alfred<br />

Tier in seinem neuen Zuhause ankommt,<br />

fremdelt es. Doch seine<br />

Pfleger:innen geben ihm viel Zeit,<br />

um in Ruhe anzukommen. Und seine<br />

Blessuren verheilen rasch. Einige<br />

Wochen später besucht die Familie<br />

das Tier in seinem neuen<br />

Umfeld. Es wirkt aufgeschlossen<br />

und fröhlich, ist zutraulich und lässt sich<br />

gern streicheln. Alfred hat zugenommen<br />

und ist ein gutes Stück gewachsen. Von<br />

Ängstlichkeit keine Spur. „Wir sind froh, dass<br />

wir uns damals dafür entschieden haben,<br />

ihn freizukaufen“, sagt die Mutter. Und ihre<br />

Tochter fügt hinzu: „Alfred ist jetzt an einem<br />

sicheren Ort, wo er bis an sein <strong>Leben</strong>sende<br />

leben darf. Er ist ein richtiges Glücksschwein.“<br />

84<br />

85


Tierschutz<br />

Thema<br />

Katzenkastration<br />

Gemeinsam stark<br />

gegen das Leid<br />

Ende <strong>2024</strong> läuft der Pachtvertrag für die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Tiervermittlungsstation in Krevinghausen aus – ein Zeitpunkt, der<br />

kaum kritischer sein könnte! Dank der immensen Unterstützung<br />

vieler <strong>Aiderbichl</strong>er:innen konnten wir nun die Mittel aufbringen, um<br />

die Anlage zu kaufen – und die rettende Arbeit geht weiter!<br />

Ende dieses Jahres läuft der<br />

Pachtvertrag für die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tiervermittlungsstation<br />

in Krevinghausen bei<br />

Osnabrück aus. Ein Zeitpunkt,<br />

der kaum dramatischer<br />

sein könnte, denn in den vergangenen<br />

Monaten offenbarte sich hier das<br />

wahre Ausmaß einer Katzen-Überpopulation,<br />

die kaum in den Griff zu bekommen ist.<br />

„Wir standen vor dem Aus“, sagt Anita Hartner,<br />

die Leiterin der Vermittlungsstation.<br />

„Nahezu täglich bekamen wir Anfragen, ob<br />

wir weitere Katzen, weitere Würfe aufnehmen<br />

können – und während wir verzweifelt<br />

versuchten, das Unmögliche möglich zu<br />

machen, tickte unerbittlich die Uhr.“<br />

Es brauchte ein Wunder – ein Wunder, das<br />

den Kauf der Anlage und des zugehörigen<br />

Rohbaus ermöglichte, in dem Platz für weitere<br />

200 Katzen geschaffen werden konnte.<br />

Nun ist dieses Wunder geschehen: Dank der<br />

immensen Unterstützung der <strong>Aiderbichl</strong>er:innen<br />

sind genug finanzielle Mittel zusammengekommen,<br />

um <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

den Kauf der Tiervermittlungsstation bei<br />

Osnabrück zu ermöglichen. Anita Hartner<br />

und ihr Team können die rettende Arbeit<br />

vor Ort fortführen! „Als wir die Nachricht erhielten,<br />

liefen mir die Tränen“, sagt Anita. „Es<br />

war wie eine Erlösung – einfach zu wissen,<br />

dass wir hier vor Ort weiterkämpfen dürfen<br />

für diese Tiere, die sich elendig selbst überlassen<br />

sind.“ Auf der Tiervermittlungsstation<br />

DAS WUNDER WURDE WAHR!<br />

Dank der Unterstützung vieler <strong>Aiderbichl</strong>er*innen<br />

konnten die finanziellen Mitteln aufgebracht werden,<br />

um die Anlage der Tiervermittlungsstation<br />

in Krevinghausen zu erwerben.<br />

ANITA<br />

HARTNER<br />

ist Tierpflegerin<br />

und -trainerin,<br />

leitet die<br />

die Tiervermittlungsstation<br />

bei<br />

Osnabrück und<br />

die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie.<br />

werden die Katzen aufgepäppelt, tierärztlich<br />

versorgt und gesund gepflegt, bis sie<br />

körperlich und seelisch so weit sind, in ein<br />

liebevolles Für-Immer-Zuhause umzuziehen.<br />

„<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hat dieses Wunder so<br />

dringend gebraucht“, sagt die Stationsleiterin.<br />

„Wir alle sind unendlich dankbar.“<br />

Mehr als 100 Katzen verdanken dem Wunder<br />

von Osnabrück inzwischen buchstäblich<br />

ihr <strong>Leben</strong>. Und viele Hundert weitere<br />

werden auch in Zukunft hier ihre Rettung<br />

finden. Denn die Situation vor Ort hat sich<br />

keineswegs entspannt: Es gibt kaum Kapazitäten<br />

für streunende Katzen – die Tierheime<br />

und selbst private Vermittlungsstellen<br />

im Umland sind bis auf den letzten Platz<br />

belegt. „Wir sind noch immer oft<br />

die letzte Hoffnung für diese Tiere“,<br />

sagt Anita Hartner. Zum Hintergrund:<br />

Seit der neuen Gebührenordnung<br />

für Tierärzte sind die<br />

Tierarztkosten seit Ende 2022 in<br />

Deutschland um bis zu 30 Prozent<br />

angestiegen – viele Katzenhalter<br />

sparen. Vor allem bei der<br />

Kastration von Freigänger-Katzen.<br />

Mit fatalen Folgen, wie sich<br />

inzwischen zeigt: Eine Katze<br />

kann bereits mit vier bis fünf Monaten<br />

geschlechtsreif sein und<br />

dann zwei bis drei Würfe pro Jahr<br />

mit mindestens drei Kätzchen<br />

pro Wurf großziehen. In einem<br />

Jahr kommt ein einziges Katzenpaar<br />

so auf mindestes zwölf Nachkommen<br />

– hochrechnet auf fünf Jahre ergeben sich<br />

daraus rund 12 000 Kätzchen insgesamt.<br />

Kätzchen, die niemand haben möchte. „Die<br />

Katzen bringen ihre Würfe irgendwo im<br />

Freiland zur Welt“, so Anita. „Sobald die Kleinen<br />

mit vier bis fünf Wochen bewegungsfähig<br />

sind, werden sie von Menschen gefunden<br />

und beim Fundamt abgegeben.<br />

Dann werden wir angerufen.“ Fast alle Kitten,<br />

die Anita Hartner aufnimmt, sind krank.<br />

„Da ihre Mütter in der Regel nicht geimpft<br />

wurden“, erklärt sie, „ist ihr Immunsystem so<br />

geschwächt, dass sie Infektionen nicht abwehren<br />

können.“ Die Kleinen leiden unter<br />

Katzenschnupfen, sind von Pilzerkrankungen<br />

und Parasiten befallen.<br />

So steht das Team in Osnabrück jetzt vor<br />

einem weiteren Kraftakt: Der 1000 Quadratmeter<br />

große Rohbau, der sich ebenfalls auf<br />

dem Gelände befindet, muss in die Planungs-<br />

und Ausbauphase gehen. Hier können<br />

weitere 200 Katzen untergebracht werden<br />

– zusätzlich zu den 60 Samtpfoten, die<br />

bereits auf der Anlage betreut werden. „Die<br />

Außenmauern stehen, das Dach ist fertig,<br />

die meisten Leitungen sind gelegt, und wir<br />

haben bereits alle Pläne ausgearbeitet“,<br />

sagt Anita Hartner. „Wir sind bereit, wirklich<br />

alles zu tun, um dieses Gebäude bezugsfertig<br />

zu machen für die Tiere – wir packen<br />

an, wo es geht. Aber wir brauchen Unterstützung,<br />

denn alleine können wir nicht alles<br />

schaffen. Deswegen sind wir weiterhin<br />

angewiesen auf die Hilfe der <strong>Aiderbichl</strong>er:innen,<br />

denn wir haben ein festes Ziel: Wir<br />

wollen das Katzenproblem endgültig in den<br />

Griff bekommen und weiteres Leid für diese<br />

Tiere vermeiden.“ Mit Volldampf bringt das<br />

Team der Vermittlungsstation<br />

derzeit mehrere groß angelegte-<br />

Kastrationsprojekte an den Start<br />

(lesen Sie hierzu bitte auch das<br />

Interview auf der nächsten Seite).<br />

„Wenn wir Platz für weitere<br />

200 Katzen haben, werden wir in<br />

drei bis vier Jahren nur noch sehr<br />

wenige kranke und verwahrloste<br />

Katzenkinder auf den Straßen<br />

finden“, sagt Anita. „Wir können<br />

das Leid der Tiere beenden!“ Der<br />

erste Schritt in diese Richtung ist<br />

getan. Nun hofft das Team der<br />

Vermittlungsstation, dass sie<br />

genug Unterstützung erfahren,<br />

um diesen Weg weiter gehen<br />

zu können.<br />

86 87


INTERVIEW<br />

KASTRATION<br />

kann <strong>Leben</strong> retten!<br />

Europaweit hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

umfangreiche Kastrationsprojeke<br />

für Streuner ins <strong>Leben</strong><br />

gerufen – aktuell werden<br />

sie in Osnabrück und im Salzburger<br />

Land durchgeführt,<br />

weitere Länder sind in Planung. Tatsächlich<br />

ist die Kastration dieser Hunde und Katzen<br />

mittlerweile die einzige Möglichkeit, die<br />

Tiere vor weiterem Leid zu bewahren – auf<br />

den Straßen kämpfen sie Tag für Tag ums<br />

Überleben, sind von Krankheiten und Parasiten<br />

befallen, die sich unter den Streunern<br />

rasant ausbreiten. Die unkontrollierte Vermehrung<br />

dieser Tiere verschärft ihren Überlebenskampf<br />

dabei immer weiter. Ein eindringliches<br />

Gespräch mit Anita Hartner,<br />

der Leiterin der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Vermittlungsstation<br />

in Krevinghausen bei Osnabrück<br />

über einen Eingriff, der bei Streunern<br />

lebensnotwendig sein kann – und<br />

alles, was Privathalter zum Thema Kastration<br />

wissen müssen …<br />

DER ROHBAU …<br />

des Katzenhauses (l.): Hier könnten weitere<br />

200 Katzen Platz finden. Jetzt hofft das<br />

Team auf Unterstützung für den Ausbau.<br />

Wie genau funktionieren die Kastrationsprojekte?<br />

Anita Hartner: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> beschäftigt<br />

sich intensiv mit der Kastration von verwilderten<br />

Haustieren und Katzen im Freigang.<br />

Dabei hat sich gezeigt, dass diese Projekte<br />

immer auf mehreren Säulen aufgebaut sein<br />

müssen. Neben der Kastration an sich ist<br />

auch die Aufklärung der Menschen entscheidend.<br />

Im Falle des Katzen-Kastrationsprojekts<br />

in Osnabrück setzen wir uns stark<br />

dafür ein, dass Halter alle Katzen und Kater<br />

im Freigang, die älter als fünf Monate und<br />

somit geschlechtsreif sind, kastrieren und<br />

chippen lassen. Wir arbeiten dabei eng mit<br />

den Kommunen im Umkreis der Vermittlungsstation<br />

zusammen. Zudem bieten wir<br />

Katzenhaltern, die sich aus Alters- oder finanziellen<br />

Gründen eine Kastration nicht<br />

leisten können, Unterstützung an. Natürlich<br />

organisieren wir auch, oft gemeinsam mit<br />

anderen Tierschutzverbunden, die Unterbringung<br />

und gesundheitliche Versorgung<br />

von Jungtieren, die als Fundtiere aufgenommen<br />

werden. Diese sind meistens<br />

weder kastriert noch gechippt und damit<br />

nicht registriert. Sobald die Kätzchen dann<br />

vollständig gesundet und alt genug sind,<br />

dürfen sie auch in ein Für-Immer-Zuhause<br />

ziehen.<br />

Warum ist die Kastration von Freigänger-<br />

Katzen so wichtig?<br />

Anita Hartner: Natürlich soll zunächst die<br />

GEDULD UND LIEBE<br />

In Krevinghausen wird mit viel<br />

Geduld auf die körperlichen<br />

und seelischen Bedürfnisse der<br />

Vierbeiner eingegangen.<br />

ungewollte Vermehrung der Tiere verhindert<br />

werden, denn die ist bei Katzen rasant!<br />

Allerdings entstehen gerade durch die Kastration<br />

bei Katzen auch andere Vorteile: Unkastrierte<br />

Freigänger leben nachweislich<br />

gefährlicher als ihre kastrierten Artgenossen<br />

und haben eine deutlich kürzere <strong>Leben</strong>serwartung.<br />

Studien zeigen, dass kastrierte<br />

Kater sogar durchschnittlich vier<br />

Jahre länger leben als intakte Kater. Denn<br />

auf der Suche nach neuen Revieren entfernen<br />

sich diese weiter vom Haus, treffen dabei<br />

oft auf kampfbereite Rivalen.<br />

Durch den Deckakt werden zudem schwerwiegende<br />

Infektionskrankheiten übertragen,<br />

etwa Katzenaids (FIV) oder Leukose<br />

(FeLV), für die es bisher leider keine Heilung<br />

gibt. Kastrierte Katzen haben oft weniger<br />

Interesse daran, große Runden durch die<br />

Nachbarschaft zu drehen. Da die Paarung<br />

für diese Tiere uninteressant geworden ist,<br />

bleiben sie meist in der Nähe ihres Zuhauses.<br />

Treten durch die Kastration Wesensveränderungen<br />

bei Katzen auf?<br />

Anita Hartner: Allgemein verhalten sich<br />

kastrierte Katzen weniger aggressiv und<br />

suchen eher die Nähe zum Menschen. Auch<br />

das wurde in Studien belegt. Auf die Spielfreude<br />

hingegen hat die Kastration keinen<br />

Einfluss. Hinzu kommt: Eine unkastrierte<br />

Wohnungskatze, die ihren Sexualtrieb nicht<br />

ausleben kann, entwickelt oftmals Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Eine Kastration wirkt<br />

dem entgegen, zudem verschwindet der<br />

oft unangenehme Geruch von paarungsbereiten<br />

Katern. Außerdem nimmt mit der<br />

Kastration auch die Wahrscheinlichkeit ab,<br />

dass eine Katze zu Hause markiert – und<br />

zwar unabhängig davon, ob sie dieses Verhalten<br />

bereits vor dem Eingriff gezeigt hat<br />

oder nicht.<br />

Wann ist der beste Zeitpunkt, um eine<br />

Katze zu kastrieren?<br />

Anita Hartner: Grundsätzlich gilt: Je früher<br />

die Kastration stattfindet – optimalerweise<br />

also zwischen dem vierten und siebten <strong>Leben</strong>smonat<br />

–, desto größer ist die Chance,<br />

dass die kastrierte Kätzin keine Mammatumoren<br />

entwickelt. Diese zählen zu den<br />

dritthäufigsten Krebsarten bei intakten Kätzinnen,<br />

in mehr als 85 Prozent der Fälle erweisen<br />

sie sich als bösartig und führen letztlich<br />

zum Tode. Werden Kätzinnen kastriert,<br />

bevor sie sechs Monate alt sind, beträgt die<br />

Risikoreduktion hier 91 Prozent. Eine Kastration<br />

nach dem zweiten <strong>Leben</strong>sjahr hingegen<br />

hat keinen präventiven Effekt mehr<br />

auf die Entstehung maligner feliner Mammatumoren.<br />

Das Thema Kastration bei Straßenhunden<br />

ist wieder ein anderes …<br />

Anita Hartner: Ja und nein. Tatsächlich hat<br />

die Kastration bei Katzen und Hunden unterschiedliche<br />

Auswirkungen. Die Kastration<br />

von Freigänger-Katzen ist unumgänglich,<br />

um die Massenvermehrung der Tiere in den<br />

Griff zu bekommen, und sie birgt keine wesentlichen<br />

Risiken.<br />

Bei Hunden hingegen würde ich immer unterscheiden<br />

zwischen einem Familienhund,<br />

der liebevoll umsorgt und beaufsichtigt<br />

wird, und einem herrenlosen Streuner, der<br />

Tag für Tag unter erbärmlichen Bedingungen<br />

um sein <strong>Leben</strong> kämpft. Diese Tiere kommen<br />

oftmals schon krank auf die Welt, da die Elterntiere<br />

unterversorgt sind, oder aber sie<br />

infizieren sich sehr jung mit unheilbaren<br />

Krankheiten. Im Gegensatz zu Familienhunden<br />

erreichen sie in der Regel nicht ihre volle<br />

<strong>Leben</strong>serwartung. Die gesundheitlichen<br />

Auswirkungen, die eine Kastration bei Hunden<br />

nach sich ziehen kann, kommen daher<br />

oft gar nicht zum Tragen. Das alltägliche Leid<br />

dieser Tiere und ihrer Nachkommen aber<br />

wird durch den Eingriff massiv eingedämmt.<br />

Das Königreich Bhutan etwa hat vor einigen<br />

Jahren rund 150 000 Straßenhunde erfolgreich<br />

kastriert und durchgeimpft. Die Tiere<br />

vermehren sich nicht mehr – und haben weder<br />

mit Tollwut, Parasitenbefall oder ansteckenden<br />

Infektionen zu kämpfen, die sie<br />

zusätzlich schwächen.<br />

Welche gesundheitlichen Auswirkungen<br />

hat eine Kastration bei Hunden?<br />

Anita Hartner: Wie gesagt: Die Kastration<br />

eines Streuners muss aus einer anderen<br />

Perspektive betrachtet werden als<br />

die Kastration eines behüteten Familienhundes.<br />

Dieser vermehrt sich in der Regel nicht<br />

unkontrolliert und wird zudem regelmäßig<br />

tierärztlich versorgt. Die Ausgangslage<br />

ist somit eine andere.<br />

Grundsätzlich aber gilt: Gerade bei Hündinnen,<br />

die schwerer sind als 20 Kilo, besteht<br />

durch die Kastration das Risiko einer<br />

auftretenden Harninkontinenz. Das gilt vor<br />

allem bei Rassen aus der Gruppe der Pinscher<br />

und Schnauzer und der Vorstehhunde<br />

und Molosser. Bei Riesenschnauzern<br />

liegt das Risiko einer Inkontinenz bei Hündinnen<br />

bei 45 Prozent, daher sollte der Eingriff<br />

hier sehr genau überlegt werden.<br />

Auch eine Spätkastration von Hunden im<br />

Alter von über acht Jahren muss aufgrund<br />

der Inkontinenzrate von 20 Prozent (bei<br />

den Rüden) und rund 14 Prozent (bei den<br />

Hündinnen) wohl überdacht sein.<br />

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass gesundheitliche<br />

Auswirkungen bei Hunden<br />

nach der Kastration in der Regel mit zunehmenden<br />

Alter, Gewicht und Größe der<br />

Tiere ansteigen.<br />

Mit welchen Wesensveränderungen<br />

bei Hunden muss nach der Kastration<br />

gerechnet werden?<br />

Anita Hartner: Es gibt Untersuchungen,<br />

die nahelegen, dass Kastraten in Hundegruppen<br />

ängstlicher, nervöser und/oder<br />

aggressiver erscheinen. Wobei hier angemerkt<br />

werden muss, dass Hundehalter oftmals<br />

ein Angstverhalten ihres Hundes<br />

fälschlicherweise als Dominanz interpretieren.<br />

Wird ein solcher Angsthund kastriert,<br />

kann dieses Verhalten verstärkt in den Vordergrund<br />

treten, da nun die „mutig machenden“<br />

Hormone fehlen. Wenn es darum<br />

geht, das Verhalten eines Hundes zu ändern,<br />

wäre daher immer zuerst der Besuch<br />

einer guten Hundeschule angezeigt als<br />

eine Kastration.<br />

Gibt es Alternativen zur Kastration<br />

bei Familienhunden?<br />

Anita Hartner: Bei der Hündin können die<br />

Läufigkeiten durch den Einsatz von Gestagenen<br />

(Medroxyprogesteronacetat und Proligeston)<br />

unterdrückt werden. So werden die<br />

Reifung der Eizellen und der Eisprung verhindert.<br />

Allerdings ist das Risiko möglicher<br />

Nebenwirkungen, insbesondere bei Dauertherapie,<br />

sehr hoch.<br />

Bei Rüden hingegen wurde die Wirksamkeit<br />

des Hormonpräparates Deslorelin durch<br />

zahlreiche Untersuchungen gut belegt. Es<br />

stellt Studien zufolge eine zuverlässige und<br />

auch nebenwirkungsarme Alternative zur<br />

chirurgischen Kastration dar. Der Einsatz dieses<br />

Präparats ist bei Hündinnen aktuell allerdings<br />

nur durch Umwidmung möglich, in<br />

einer geprüften Studie zeigte sich aber, dass<br />

bei keiner der behandelten Tiere Verhaltensauffälligkeiten<br />

oder allgemeine Nebenwirkungen<br />

auftraten. Allerdings muss bei der<br />

Applikation des Implantates der genaue<br />

Zeitpunkt der Anwendung dem Zyklus angepasst<br />

sein. Dieser sollte innerhalb von<br />

zwei bis drei Wochen nach der Läufigkeit<br />

liegen, da die Hündinnen sonst innerhalb<br />

von vier bis 15 Tagen wieder in die Hitze<br />

kommen.<br />

In einer weiteren Untersuchung wurde Deslorelin<br />

außerdem erfolgreich zur Behandlung<br />

von Harninkontinenz bei kastrierten<br />

Hündinnen eingesetzt. Auch Fellveränderungen,<br />

die nach dem Eingriff auftraten,<br />

konnten mit dem Mittel behandelt werden.<br />

Wann ist der beste Zeitpunkt, um einen<br />

Familienhund kastrieren zu lassen?<br />

Anita Hartner: Ich bespreche eine mögliche<br />

Kastration immer mit den Adoptanten unserer<br />

Hunde. Junghunde sind natürlich noch<br />

unkastriert, wenn sie in ihr neues Zuhause<br />

einziehen. Entscheiden sich die neuen Hundebesitzer<br />

für eine Kastration, besprechen<br />

wir den optimalen Zeitpunkt immer zum<br />

betreffenden Hund. Hier müssen viele Faktoren<br />

berücksichtigt werden, nicht nur das<br />

Alter, Größe und Gewicht oder die Rasse des<br />

Hundes, sondern eben auch seine <strong>Leben</strong>sumstände.<br />

Als grundsätzlichen Anhaltspunkt<br />

nehmen wir dann die Läufigkeit der<br />

Hündin. Wir denken, der optimale Zeitpunkt<br />

für einen Eingriff ist 2,5 Monate nach der<br />

dritten Läufigkeit. Bei Rüden vergleichen wir<br />

mit Hündinnen derselben Größe und berechnen<br />

daraus den optimalen Zeitpunkt.<br />

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Aktuell<br />

Die Liebe<br />

überdauert alles<br />

Regina liegt in einem kleinen Zimmer im Hospiz. Ihre beiden Katzen Mona<br />

und Lisa hatte sie durch die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Tiervorsorge abgesichert:<br />

Als sich ihre Krankheit verschlimmerte, zogen die Samtpfoten auf<br />

unser <strong>Gut</strong> in Krevinghausen. Jetzt ging Reginas größter Wunsch in<br />

Erfüllung – ein letztes Treffen mit ihrem Liebling Lisa<br />

ENDLICH AM ZIEL<br />

Als der Wünschewagen stoppte, spürte<br />

Regina ein Kribbeln der Erwartung: Nun<br />

sollte sie gleich ihre Lisa wiedersehen!<br />

Seit September 2023 lebt Regina<br />

im Hospiz, umgeben von<br />

gedämpftem Licht, medizinischen<br />

Geräten und der Akzeptanz,<br />

dass ihre Zeit auf Erden<br />

begrenzt ist. Bilder und Videos<br />

ihrer geliebten Katzen Mona und Lisa sind<br />

ihre einzige Verbindung zu den Tieren. Beide<br />

Samtpfoten kamen im August 2023<br />

über die Notfallnummer der Tiervorsorge<br />

zum <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück: Regina hatte<br />

ihre Katzen bereits Anfang 2021 abgesichert<br />

– für den Fall, dass sie eines Tages<br />

nicht mehr für sie da sein kann. Leider ist<br />

Mona mittlerweile verstorben. Nun wurde<br />

jedoch ein Wunsch zu Reginas strahlendem<br />

Lichtblick: die Absicht, Lisa, die verb<strong>lieben</strong>e<br />

Katzen-Gefährtin, in ihrem neuen Zuhause<br />

zu besuchen.<br />

Regina mobilisierte all ihre Kräfte, um sich<br />

ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Der Wünschewagen<br />

des ASB Niedersachsen stand<br />

bereit, unterstützt von den Wunscherfüllern<br />

Elfriede, Thomas und Christine. Gemeinsam<br />

machten sie sich auf den Weg<br />

Richtung <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Krevinghausen.<br />

Die Ankunft dort wurde von einer herzlichen<br />

Begrüßung begleitet. Regina fand auf<br />

einer bequemen Liege Platz, während Lisa<br />

aus ihrem neuen Zuhause geholt wurde.<br />

Die Freude spiegelte sich in Reginas Augen<br />

wider, als Lisa direkt auf ihre Liege gesetzt<br />

wurde. Die Katze schnupperte an Reginas<br />

Hand und Arm, bevor sie sich von ihr streicheln,<br />

kraulen und sogar füttern ließ.<br />

In diesem Augenblick schien die Welt stillzustehen.<br />

Regina vergaß die Müdigkeit<br />

und die Realität ihrer Krankheit. Lisa erkannte<br />

ihre Regina, und zwischen den beiden<br />

alten Freundinnen entstand wieder<br />

eine tiefe Verbundenheit: Die seit dem Umzug<br />

vergangene Zeit und die räumliche<br />

Entfernung waren in jenem Moment vergessen.<br />

Nach dem intensiven Kontakt wurde<br />

Lisa schließlich wieder behutsam in ihr<br />

Zimmer gebracht.<br />

Leider konnte Regina den Schlafplatz ihrer<br />

Katze aufgrund einer Treppe nicht anschauen.<br />

Doch anstatt sich da ran zu klammern,<br />

ließ sie sich darauf ein, noch mehr<br />

FROHES WIEDERSEHEN<br />

Ein Moment der Freude und Verbundenheit:<br />

Das sanfte Schnurren von Katze Lisa und die<br />

liebevollen Streicheleinheiten schufen eine<br />

Atmosphäre des Trostes.<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück zu erkunden.<br />

Das Wünschewagen-Team führte sie<br />

durch das Hundehaus und hi naus zum<br />

Außengehege der jungen Katzen. Die Natur<br />

umhüllte die Szenerie, während Regina<br />

die frische Luft genoss und den Moment<br />

ganz in sich aufnahm.<br />

Schweren Herzens musste Regina schließlich<br />

Abschied nehmen – aber sie wusste ja,<br />

auch durch ihr direktes Erlebnis vor Ort,<br />

dass Lisa in den besten Händen war. Mit<br />

einem Lächeln auf den Lippen kehrte<br />

Regina im Wünschewagen zurück ins Hospiz.<br />

Der Weg dorthin war geprägt von einer<br />

Mischung aus Traurigkeit und Dankbarkeit<br />

– Traurigkeit über den Abschied, Dankbarkeit<br />

für diesen kostbaren Moment der<br />

Liebe und Verbundenheit.<br />

Dieser Tag war mehr als nur eine Fahrt zu<br />

einem Ort: Es war eine Reise ins Herz dessen,<br />

was am <strong>Leben</strong>sende wirklich zählt –<br />

die Liebe, die wir teilen, die Erinnerungen,<br />

die wir schaffen, und die Verbundenheit,<br />

die bis in den Tod bleibt und auch darüber<br />

hinausreicht. Regina fand Trost und Frieden<br />

in der Gewissheit, dass ihre Liebe zu Lisa<br />

ein letztes Mal in einem Moment der<br />

Wunscherfüllung erstrahlte.<br />

Schwerstkranken Menschen in ihrer letzten<br />

<strong>Leben</strong>sphase einen besonderen Wunsch zu<br />

erfüllen: Das ist die Aufgabe der ASB-Wünschewagen,<br />

die es in allen Bundesländern<br />

gibt. Bereits seit 2014 bringen engagierte<br />

Samariter:innen mithilfe des ausschließlich<br />

aus Spenden finanzierten Projekts<br />

Menschen am Ende ihres <strong>Leben</strong>s gut<br />

umsorgt noch einmal an ihren Lieblingsort.<br />

www.wuenschewagen.de<br />

90<br />

AUF ERKUNDUNGSFAHRT<br />

Der Abstecher zum Hundehaus und ins<br />

Außengehege der jungen Katzen tröstete<br />

Regina darüber hinweg, dass sie den<br />

Schlafbereich von Lisa nicht sehen konnte.<br />

65


Tierretter vor Ort<br />

Wir suchen<br />

Hilfe für die<br />

SCHWÄCHSTEN<br />

In einer aufwendigen Rettungsaktion fand im Herbst 2023 ein<br />

Großteil der mehr als 300 Schafe und Ziegen eines Gnadenhofs ein<br />

neues Zuhause auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Eslarn. Nun aber droht fast 200<br />

weiteren, teils schwer kranken Tieren die Obdachlosigkeit…<br />

Die kleine Charlotte ist eines der<br />

kranken Tiere, die ein Zuhause brauchen:<br />

Sie ist blind und hat eine Gehbehinderung.<br />

Es ist ein Wettlauf gegen<br />

die Zeit, den die Tierretter<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

schließlich unter großer<br />

Kraftanstrengung<br />

gewinnen. Die Ausgangslage:<br />

Mehr als<br />

300 Schafe und Ziegen<br />

müssen den Gnadenhof in Bad Grönenbach<br />

im Allgäu, den die leidenschaftliche<br />

Tierfreundin Eveline Treischl mit aufopferungsvoller<br />

Energie betrieben hat,<br />

aufgrund einer Räumungsklage so schnell<br />

wie möglich verlassen. Im Herbst 2023<br />

schließlich die erlösende Nachricht: ein<br />

Großteil der notleidenden Tiere kommen<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Eslarn. Für die anderen<br />

ist auch eine Lösung zum Greifen nahe<br />

–alle Tiere waren in Sicherheit.<br />

Im neuen Zuhause muss nun alles sehr<br />

schnell gehen: „Wir haben innerhalb kürzester<br />

Zeit die Bestellung für das Stallzelt<br />

aufgegeben, den Estrich für die Bodenplatte<br />

gegossen, das Zelt, das überraschend<br />

schnell geliefert wurde, aufgestellt<br />

und so eingerichtet, damit Tiere dort einziehen<br />

können“, schildert Bianca Pöckl von<br />

der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Notfallzentrale. „Parallel<br />

haben wir einen Transporter gesucht, weil<br />

wir so viele Schafe und Ziegen selbst gar<br />

nicht transportieren können.“<br />

Auch die Böcke wurden so schnell wie<br />

möglich kastriert. Das Verladen der Tiere,<br />

das Koordinieren der Arbeitsschritte und<br />

die lange Reise selbst, die praktisch spurlos<br />

an den von Natur aus stressempfindlichen<br />

Tieren vorbeigegangen ist – alles findet seinen<br />

glücklichen Abschluss, als hunderte<br />

kleine Hufe ihre ersten munteren Schrittchen<br />

auf die Wiese des Heimathofes in<br />

Eslarn machen. Evi Treischls Schützlinge<br />

dürfen hier in der Oberpfalz weiterleben.<br />

Jedes Schaf, jede Ziege erhält eine neue –<br />

die nunmehr dritte – Chance auf ein sorgloses<br />

<strong>Leben</strong>.<br />

Doch wie sich bald herausstellt, ist die<br />

Sorge um die Tiere des Gnadenhofes damit<br />

wider Erwarten noch nicht zu Ende. Im November<br />

2023 spitzt sich die Lage für die<br />

restlichen fast 200 teils sehr kranken Tiere<br />

zu, die von Evi Treischl ursprünglich auf<br />

einem anderen, neu zu mietenden Hof vor<br />

Ort unter gebracht werden sollten.<br />

Die Tierfreundin wollte sich dort selbst<br />

weiter um diese Tiere kümmern. Doch<br />

dann der Schock: Die Anmietung des neuen<br />

Hofes kommt nicht zustande, die Situa­<br />

92 93


ERSTE SCHRITTE INS NEUE HEIM<br />

Mit hochmodernen Spezialtransportern absolvierten<br />

die Schafe und Ziegen die 500 Kilometer lange<br />

Reise (u.) Viel Bewegungsfreiheit und Auslauf finden<br />

die geretteten Tiere auf den Weiden auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Eslarn vor. Der Heimathof in der Oberpfalz in<br />

Bayern umfasst insgesamt 50 Hektar.<br />

LÄMMER-ÜBERRASCHUNG<br />

Von Anfang an richtig wohl fühlten<br />

sich die Tiere in ihrem neuen Heim.<br />

Für den Nachwuchs – im Winter<br />

kamen rund 60 Lämmer zur Welt –<br />

wurden kuschelig warme Mutter-Kind-<br />

Boxen gebaut und eingerichtet.<br />

DIE ARBEIT HAT SICH GELOHNT<br />

Michael Meckl, <strong>Gut</strong>sleiter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Eslarn, hält eine der neugeborenen<br />

Ziegen. In einem immensen Kraftakt haben<br />

er und das <strong>Aiderbichl</strong>-Team den Hof für die<br />

Schafe und Ziegen hergerichtet: „Wir haben<br />

durchgearbeitet, auch nachts, und auf den<br />

allerletzten Drücker haben wir das durchgezogen.“<br />

Alles, damit alle Tiere ein perfektes<br />

Zuhause haben.<br />

tion wird ähnlich verzweifelt wie im vergangenen<br />

<strong>Sommer</strong>, denn die Frist für die<br />

Räumungsklage rückt immer näher: Fast<br />

200 Schafen und Ziegen droht die Obdachlosigkeit<br />

– nur dass es sich diesmal<br />

um teilweise extrem pflegebedürftige Tiere<br />

handelt: „Von den verbleibenden Tieren<br />

sind etwa 50 Schafe und Ziegen wirkliche<br />

Intensivpatienten“, erklärt Dr. Marianne<br />

Wondrak, Tierärztin auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>,<br />

„von den restlichen haben etwa die Hälfte<br />

besondere Bedürfnisse. Da geht es zum<br />

Beispiel darum, dass ein Tier nur in seiner<br />

gewohnten Kleingruppe gehalten werden<br />

kann, andere sind blind oder einfach nur<br />

alt. Manche haben zum Bespiel keine Zähne<br />

mehr und benötigen mehrmals am Tag<br />

Spezialfutter. Dazu kommen Tiere, die aus<br />

schlechter Haltung gerettet wurden und<br />

die nach wie vor mit den Spätfolgen zu<br />

kämpfen haben. Zu ihnen muss in engen<br />

Abständen der Klauenpfleger kommen<br />

damit sie schmerzfrei gehen können. Das<br />

sind Probleme, mit denen wir umgehen<br />

können. Die größte Herausforderung stellen<br />

die Intensivpatienten dar. Tiere, die aufgrund<br />

von chronischen Erkrankungen eine<br />

engmaschige Überwachung benötigen.<br />

Ein besonders warmer Stall mit weich gepolsterten<br />

Schlafplätzen, Pflege durch medizinisch<br />

geschultes Personal, und gegebenenfalls<br />

schnelle Hilfe durch<br />

spezialisierte Tierärzte, sind für sie <strong>Leben</strong>swichtig.“<br />

Bei richtiger, liebevoller Pflege,<br />

betont die Tierärztin, haben die chronisch<br />

erkrankten Tiere eine gute <strong>Leben</strong>squalität:<br />

„Sie haben unsere Liebe und Mühe verdient.“<br />

Für diese Tiere sei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> die<br />

letzte Chance, alleine deshalb schon weil<br />

es in Tierkliniken kaum Fachwissen zur Behandlung<br />

von schwerstkranken Schafen<br />

und Ziegen gibt.<br />

„Auf diesem Gebiet hat Eveline Treischl<br />

wirklich Pionierarbeit geleistet“, betont<br />

Marianne Wondrak. „Die medizinische Versorgung<br />

für kleine Wiederkäuer ist leider<br />

sehr schlecht. Es gibt weder ausreichend<br />

zugelassene Medikamente, noch eine Expertise<br />

was zum Beispiel Operationen angeht.<br />

Warum das so ist? Sicher gibt es sehr<br />

viele Schafe und Ziegen in der Landwirtschaft,<br />

doch die Bedürfnisse des Einzeltieres<br />

haben oftmals keinen hohen Stellenwert.“<br />

Das ist auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> anders:„Mit<br />

unseren eigenen Schafen und Ziegen gehen<br />

wir ja auch durch alle Krankheiten und<br />

Höhen und Tiefen, bis an ihr <strong>Leben</strong>sende.<br />

Für diese Tiere sind wir also der sichere Hafen,<br />

weil wir aus Erfahrung wissen, wie wir<br />

die einzelnen Tiere entsprechend behandeln<br />

und unterstützen können“, erklärt<br />

Marianne Wondrak. Aber derart viele Tiere<br />

mit besonderen Bedürfnissen stellen<br />

selbst die erfahrenen <strong>Aiderbichl</strong>er vor eine<br />

nie dagewesene Herausforderung.<br />

Auf allen <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Höfen wird<br />

nun fieberhaft nach geeigneten Plätzen<br />

für diese Tiere gesucht.<br />

Zudem sind grund legende bauliche<br />

Veränderungen nötig, um den Patienten<br />

die bestmögliche Unterbringung<br />

zu gewährleisten.<br />

„Wir hoffen weiter auf die Unterstützung<br />

vieler tierlieber Menschen“, betont<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber, „damit auch diese<br />

Tiere, deren Überleben ganz unmittelbar<br />

von unserer schnellen Hilfe abhängt,<br />

ein würdiges und sicheres Zuhause<br />

finden.“<br />

94 95


Patentiere<br />

Fridolin<br />

So können Sie<br />

Pate werden<br />

TIERART:<br />

Europäischer Esel<br />

ALTER: 18 Jahre<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Mit seinen großen<br />

Ohren ist er ein aufmerksamer<br />

Zuhörer.<br />

Wir<br />

suchen<br />

PATEN<br />

Eine symbolische<br />

Tierpatenschaft unterstützt<br />

diese und viele andere<br />

Tiere auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Esel gehören zu den ältesten Haustieren<br />

des Menschen. Der Legende<br />

nach erschuf der griechische<br />

Göttervater Zeus höchstpersönlich<br />

die Esel – als sein Geschenk an die<br />

Menschen. Die kleineren Vertreter der<br />

Pferdefamilie sind robust, schwindelfrei<br />

und auf trockenen und harten Böden besonders<br />

trittsicher. Wer einmal mit Eseln zu<br />

tun hatte, der weiß: Es sind außerdem ganz<br />

besonders sensible, intelligente Vierbeiner<br />

mit einem feinen Gehör und einem ausgezeichneten<br />

Gedächtnis. Eines dieser<br />

wunderbaren Tiere, der 18-jährige Fridolin,<br />

ist im vergangenen Jahr nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Deggendorf gekommen. Die <strong>Leben</strong>sumstände<br />

seiner Besitzer hatten sich leider<br />

geändert, sodass dringend ein neues Für-<br />

Immer-Zuhause gefunden werden musste.<br />

In Deggendorf ist Fridolin nun voll und<br />

ganz angekommen. Mit seiner <strong>lieben</strong>swerten<br />

Art hat er sich hier rasch eingelebt<br />

und Anschluss an seine Artgenossen gefunden.<br />

Trauert ein Tier? Man mag durchaus<br />

hinterfragen, ob es die Endgültigkeit<br />

einer Trennung versteht. Sicherlich aber<br />

schmerzt die Abwesenheit von vertrauten<br />

Menschen und der gewohnten Umgebung.<br />

Gerade deshalb ist <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Deggendorf für Fridolin ein Glücksfall. Der<br />

Hof ist ein Zufluchtsort für Tiere, die sich in<br />

einer aussichtslosen Situation befinden.<br />

Möchten Sie Fridolins Pate werden und<br />

dazu beitragen, dass dieses sanfte Lebewesen<br />

liebevoll versorgt alt werden kann?<br />

96 97


Daisy<br />

TIERART:<br />

Katze<br />

ALTER:11 Jahre<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Eine stille, jedoch<br />

sehr aufmerksame<br />

Beobachterin mit<br />

faszinierenden Augen.<br />

Manchmal tut man Dinge, die<br />

nicht vernünftig, aber schön<br />

sind. So war es scheinbar<br />

auch im Fall von Daisy. Eine<br />

ältere Dame hatte das dreifarbige<br />

Katzenkind, eine Europäisch Kurzhaar, vor<br />

einigen Jahren zu sich genommen, obwohl<br />

die Familie ihr energisch davon abgeraten<br />

hatte: „Meinst du nicht, du bist schon ein<br />

wenig zu alt für ein Tierbaby?“ Die Seniorin,<br />

damals 80 Jahre alt, blieb jedoch bei<br />

ihrem Plan. Denn mitunter muss man<br />

einfach auf sein Herz hören … Zwölf Jahre<br />

ging es Daisy im Haus der Dame wunderbar.<br />

Es fehlte ihr an nichts – bis eine Krebserkrankung<br />

schlagartig alles änderte:<br />

Daisys Frauchen, mittlerweile 92 Jahre alt,<br />

kam ins Krankenhaus und verstarb kurz<br />

darauf. Die Tochter konnte Daisy leider<br />

nicht bei sich aufnehmen, aber sie wollte<br />

sie auch nicht in ein Tierheim abgeben. So<br />

kam Daisy schließlich Ende 2023 nach <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf in Österreich und<br />

fand dort im Katzenwohnzimmer ihren<br />

Platz fürs <strong>Leben</strong>. Sie wird rund um die Uhr<br />

versorgt. Wie alle Katzenliebhaber wissen,<br />

sind Samtpfoten außerordentlich unabhängige<br />

Wesen. So auch Daisy: Ganz nach<br />

Lust und Laune kraxelt sie zuweilen auf die<br />

höhere Liegefläche, um das muntere Treiben<br />

ihrer Artgenossen von oben ausgiebig<br />

zu betrachten – oder sie kuschelt sich einfach<br />

in ihr Bettchen und wartet geduldig<br />

darauf, von einer Betreuerin oder einem<br />

Betreuer ausgiebig beschmust zu werden.<br />

Möchten Sie Daisys Patin oder Pate werden<br />

und dafür sorgen, dass es ihr bis an ihr<br />

<strong>Leben</strong>sende an nichts mangelt?<br />

NEUE PATEN<br />

FINDEN<br />

Auf unseren Begegnungshöfen in<br />

Henndorf, Deggendorf und Iffeldorf<br />

beobachten wir, dass uns immer mehr junge<br />

Menschen besuchen. Sicher ein Grund<br />

dafür sind Fotos und Videos von unseren<br />

Tieren, die sich nun auch immer häufiger<br />

im Internet finden und geteilt werden. Darüber<br />

freuen wir uns natürlich sehr, weil<br />

wir sehen, dass das Interesse an unserem<br />

Anliegen, leidgeprüften Tieren eine neue<br />

Heimat zu schenken, auf diese Weise<br />

immer weiterwächst und unsere Arbeit<br />

Menschen erreicht, die bislang noch nichts<br />

oder wenig darüber wussten. Mit vielen<br />

weiteren Tieren, die wir aufnehmen, steigen<br />

aber auch unsere Kosten – und damit<br />

der Geldbedarf für mehrere Tausend<br />

Tiere, Hunderte Pfleger sowie für<br />

den Betrieb unserer Güter in sechs<br />

Ländern. Viele unserer Tiere haben noch<br />

keinen sym bolischen Paten. Damit wir<br />

auch in Zukunft unseren Tieren die beste<br />

Versorgung bieten können, haben wir die<br />

Aktion „Paten finden Paten“ ins <strong>Leben</strong> gerufen.<br />

Wenn Sie selbst bereits <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Pate sind, laden wir Sie herzlich ein, Freunden,<br />

Verwandten, Nachbarn oder Kollegen<br />

von unserer Arbeit zu erzählen und ihnen<br />

die schönste Tier paten schaft der Welt ans<br />

Herz zu legen. Helfen Sie uns, neue Paten<br />

zu finden und den Kreis der <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

zu vergrößern!<br />

Als Dank gibt’s von uns ein kleines Stück<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> für zu Hause – siehe<br />

unten. Und die schöne Gewissheit, dass<br />

jeder neue <strong>Aiderbichl</strong>-Pate dazu beiträgt,<br />

das <strong>Leben</strong> von geretteten Tieren wie<br />

Martina, Cashew, Vincent und vielen, vielen<br />

anderen noch schöner und glücklicher<br />

zu machen.<br />

Mehr Informationen finden Sie auf<br />

den <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Gütern sowie unter<br />

www.gut-aiderbichl.com/helfen/<br />

jetzt-pate-werden/<br />

Kontakt: Hotline: 0800/5676373<br />

Patenschaftsabteilung:<br />

+43(0)662/625395130<br />

patenschaften@gut-aiderbichl.com<br />

PRÄMIEN<br />

Zum Dank für die<br />

Vermittlung eines<br />

neuen Paten erhalten<br />

Sie „Unsere Lieblingsbilder<br />

Band V“<br />

mit zauberhaften<br />

Fotos unserer Tiere<br />

und eine Anerkennungsurkunde.<br />

DANK FÜR LANGJÄHRIGE TREUE<br />

<strong>Aiderbichl</strong>er, die uns bereits seit zehn oder sogar<br />

20 Jahren die Treue halten, bekommen unsere<br />

exklusive Ehrenmünze in Bronze bzw. Silber für ihre<br />

fortwährende Unterstützung.<br />

98 99


Ivanhoe<br />

TIERART:<br />

Braunviehochse<br />

ALTER: 3 Jahre<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

<strong>Gut</strong>mütige braune<br />

Augen und eine<br />

weiße Schnauze. Sein<br />

heller Punkt auf der<br />

Nase macht ihn<br />

unverwechselbar.<br />

Rinder sind ganz wunderbare<br />

Tiere. Aber wenn sie keine Milch<br />

geben, sind sie für einige Bauern<br />

nutzlos. Aus Kostengründen<br />

müssen deshalb viele männliche Kälber<br />

schon kurz nach der Geburt den Hof verlassen.<br />

Sie bleiben nur wenige Wochen bei<br />

der Mutter und werden dann an Mastbetriebe<br />

abgegeben. All das hatte eine mitfühlende<br />

junge Tierschützerin im Hinterkopf,<br />

als sie eines Tages frühmorgens sah,<br />

dass auf dem Feld neben ihrem Wohnhaus<br />

ein kleines Kalb zur Welt gekommen war.<br />

Noch ganz feucht und glitschig lag es<br />

neben seiner Mutter. Die Tierfreundin<br />

überredete ihren Mann, das männliche<br />

Kalb, das sie Ivanhoe taufte, zu kaufen und<br />

es auf einem anderen Hof unterzubringen.<br />

Doch damit begann eine Odyssee: Kein<br />

Hof konnte oder wollte den großen Braunviehochsen<br />

mit den stolzen Hörnern auf<br />

Dauer bei sich behalten. Zuerst landete<br />

Ivanhoe bei einem Bauern, der gar keinen<br />

Stall hatte. Der nächste Hof war gar nicht<br />

ausgerichtet für ein derart großes Rind.<br />

Ivanhoe musste deshalb ständig umziehen.<br />

Verzweifelt schrieb die junge Tierretterin<br />

einen Brief an <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> und<br />

schilderte die Geschichte des Ochsen.<br />

Schon kurze Zeit später kam schließlich die<br />

erlösende Nachricht: Ivanhoe kann nach<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf umziehen. Und er<br />

darf auch dort bleiben, solange er lebt. Es<br />

ist sein Für-Immer-Zuhause – die Zeit des<br />

Umherziehens und der Unsicherheit ist<br />

endlich vorbei. Möchten Sie Pate oder<br />

Patin dieses gutmütigen Wiederkäuers<br />

werden und seinen <strong>Leben</strong>sweg begleiten?<br />

100<br />

101


Mit Herz schenken<br />

Shop<br />

DOPPELT FREUDE<br />

SCHENKEN<br />

Jeder von uns kennt diese Frage: Was schenke<br />

ich meinen Liebsten zu Weih nachten, zu Ostern<br />

oder zum Geburtstag? Eine Geschenkpatenschaft<br />

ist zu jedem Anlass ein sinnvolles Geschenk. Damit<br />

schenken Sie einem Tier eine zweite Chance. Mit<br />

Ihrer Patenschaft unterstützen Sie unsere über<br />

8000 geretteten Tiere und können gleichzeitig dem/<br />

der Beschenkten eine riesengroße Freude bereiten.<br />

Bereits ab einem monatlichen Beitrag in Höhe von nur<br />

10 Euro können Sie Ihren Liebsten die symbolische<br />

Patenschaft von einem unserer geretteten Tiere<br />

schenken. Der/Die Beschenkte erhält eine Urkunde<br />

mit einem Foto des Tieres sowie persönlicher Widmung<br />

und eine <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Patenschaftskarte.<br />

Sie suchen ein Geschenk oder<br />

freuen sich über ein Stück<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> für sich selbst?<br />

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unseren Tieren zugute!<br />

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Unser traditioneller Glücksbringer für alle Tierfreunde!<br />

Der auf hochwertigem Karton gedruckte <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Kalender begleitet Sie mit wunderschönen Bildern<br />

unserer Tiere und kurzen Geschichten durchs Jahr.<br />

Zum Aufhängen im A4-Format mit Spiralen plus<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tiersticker zum Planen von Terminen.<br />

MASKOTTCHEN<br />

MARIECHEN<br />

Unsere <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Botschafterin begrüßt<br />

die Besucher auf<br />

unseren Begegnungshöfen.<br />

Nun gibt es Esel<br />

Mariechen auch aus<br />

Plüsch zum Liebhaben<br />

für zu Hause. Unser<br />

süßes Maskottchen ist<br />

in zwei Größen erhältlich:<br />

33 und 50 cm.<br />

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fasst 500 ml und ist spülmaschinenfest.<br />

GUT AIDERBICHL-<br />

TIER-TASSEN<br />

Ein Muss für alle <strong>Aiderbichl</strong>-Fans<br />

und jene, die<br />

es werden wollen: Schon<br />

beim Morgenkaffee von<br />

den geretteten Tieren<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> begrüßt<br />

zu werden – der<br />

perfekte Start in den<br />

Tag! Die Tier-Tassen aus<br />

Porzellan gibt es in verschiedenen<br />

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fassen ca. 300 ml, sind<br />

spülmaschinenfest und<br />

zudem geeignet für die<br />

Mikrowelle.<br />

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das auf allen unseren Besucherhöfen<br />

eingelöst werden<br />

kann. Einfach Wunschbetrag<br />

auswählen, gewünschte Vorlage<br />

aussuchen und Bestellung<br />

abschließen. Erhältlich<br />

sind die Karten über den<br />

<strong>Gut</strong>scheinshop auf unserer<br />

Homepage oder direkt<br />

vor Ort auf allen unseren<br />

besuchbaren Gütern.<br />

Zu unseren<br />

<strong>Gut</strong>scheinen<br />

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UND LOGO-BECHER<br />

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Reißverschluss-Fächern der Filz-Umhängetasche<br />

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Schlüssel, Geldbörse oder Handy.<br />

Der rote Keramik-Becher mit unserem<br />

Logo ist ein tolles Andenken für<br />

alle <strong>Aiderbichl</strong>-Fans.<br />

102 103


Forschung<br />

Ist Hufkrebs<br />

heilbar?<br />

Für viele Pferde kommt die Diagnose Hufkrebs noch<br />

immer einem Todesurteil gleich. In der Sandgrueb-<br />

Stiftung in Egg bei Zürich gelang jetzt die Heilung in<br />

zwei besonders schweren Fällen …<br />

EXPERTIN FÜR<br />

PFERDE-<br />

GESUNDHEIT<br />

Dr. med. vet. Karina Klein,<br />

DVM-PhD, führt die<br />

Reha-Station der<br />

Sandgrueb-Stiftung in<br />

Egg bei Zürich. Rechts:<br />

Die Kaltblutstute Beatrice<br />

wurde mit massivem<br />

Hufkrebs-Befall<br />

eingeliefert. Inzwischen<br />

konnte sie als geheilt<br />

entlassen werden …<br />

104 105


Die Diagnose ist niederschmetternd:<br />

Beatrice<br />

leidet an Hufkrebs. Der<br />

Befall ist so hochgradig,<br />

dass die Süddeutsche<br />

Kaltblutstute hinten links<br />

nur noch unter Schmerzen auftreten kann;<br />

große Teile ihres Hufs gleichen einem blumenkohlartigen<br />

Geschwür. Die Tierpfleger<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Frankreich, dem Heimathof<br />

der Fuchsstute, reagieren sofort:<br />

Umgehend wird das Pferd in<br />

das Kompetenzzentrum der Sandgrueb-Stiftung<br />

in Egg bei Zürich<br />

gebracht – und dort in die Obhut<br />

von Dr. med. vet. Karina Klein und<br />

ihrem Team übergeben. In der<br />

Reha-Station gelingt, was bei dieser<br />

Erkrankung bisher oftmals nur in<br />

Ausnahmefällen möglich ist: Kaum<br />

sieben Monate später kann Beatrice<br />

als geheilt entlassen werden.<br />

Tatsächlich kommt die Diagnose<br />

Hufkrebs für viele Pferde einem<br />

Todesurteil gleich. Bei der Verhornungsstörung<br />

handelt es sich um<br />

eine chronische Hypertrophie des<br />

hornbildenden Gewebes – eine<br />

chronische Entzündungsreaktion,<br />

die durch hochgradige Parakeratose<br />

(gestörte Verhornung)<br />

charakterisiert ist. Die Huflederhaut<br />

hypertrophiert, und die normale<br />

Verhornung des Hufes bleibt aus.<br />

Das Horn „wuchert“, wodurch sich<br />

die typischen, blumenkohlartigen<br />

Auswüchse am Huf bilden. Eine Behandlung<br />

erweist sich als extrem anspruchsvoll<br />

und langwierig. Je nach Krankheits-<br />

Stadium müssen die Pferde über Wochen,<br />

Monate oder gar Jahre in Behandlung<br />

bleiben und engmaschig betreut werden,<br />

sowohl vom Tierarzt als auch vom Hufschmied.<br />

Hinzu kommt: Konventionelle<br />

Therapien zeigen nicht immer die<br />

gewünschte Wirkung – nach kurzfristigen<br />

Behandlungserfolgen flammt der Hufkrebs<br />

erneut auf, meist schlimmer als zuvor.<br />

In dieser Situation kapitulieren viele Pferdebesitzer<br />

– sie haben weder die Zeit noch<br />

das Geld, um eine Behandlung in diesem<br />

Ausmaß durchführen zu lassen. Pferde, die<br />

„Die<br />

Behandlung<br />

von Hufkrebs<br />

ist oft sehr<br />

langwierig.“<br />

an Hufkrebs leiden – und damit unter fortgeschrittenem<br />

Befall –, werden oft eingeschläfert.<br />

Das ganzheit liche Konzept der<br />

Reha-Station in Egg aber beweist: Heilung<br />

ist möglich – selbst bei einem weit fortgeschrittenen<br />

Verlauf.<br />

„Bei Beatrice war nicht nur der Strahl, sondern<br />

es waren auch große Teile der medialen<br />

(inneren) Hufwand und der Eckstrebe<br />

betroffen“, sagt Dr. med. vet. Karina Klein,<br />

Leiterin der Reha-Station. „Der gesamte<br />

Huf war instabil.“ Aufgrund der Schwere<br />

und Ausprägung des Hufkrebs wird Bea<br />

im Tierspital Zürich unter Allgemein- und<br />

Lokoregional-Anästhesie operiert. „Das<br />

veränderte und missgebildete Horn des<br />

gesamtes Strahls, des medialen Wandbereichs<br />

und der medialen Eckstrebe des<br />

Hufes wurden bis auf die Lederhaut abgetragen<br />

und ein speziell angefertigtes<br />

Hufeisen angepasst, um ein Abkippen<br />

der Hornkapsel nach innen zu vermeiden.<br />

Zusätzlich wurde ein Druckverband<br />

angelegt“, erläutert Dr. med. vet. Klein.<br />

„Die weitere Behandlung wurde dann in<br />

der Reha-Station durchgeführt. Verbandswechsel<br />

wurden alle zwei<br />

bis vier Tage durchgeführt, und<br />

die Therapie beinhaltete Baden in<br />

Xeron© sauer (eine saure Desinfektionslösung<br />

auf der Basis hochwirksamer<br />

hypochlorigen Säure<br />

(HOCl)), Vetdrop©-Behandlung<br />

(transdermale Applikation von<br />

natürlichen und/oder pharmakologischen<br />

Substanzen mithilfe<br />

eines Sauerstoffflusses) und anschließendes<br />

Auftragen von Giessener<br />

Mischung.“ Diese Mixtur aus<br />

Jodoform, Zinkoxid, Acidum tannicum<br />

(Tanninsäure), Metronidazol<br />

und Ketoconazol wirkt adstringierend,<br />

austrocknend und antimikrobiell.<br />

Zusätzliche Unterstützung<br />

für ein physiologisches Hufwachstum<br />

wurde durch bestimmte Futterzusätze<br />

erreicht: hoch dosiertes<br />

Biotin und Zink sowie gutes<br />

Mineralfutter.<br />

Nahezu zeitgleich mit Beatrice<br />

nimmt die Reha-Station auch einen<br />

weiteren Hufkrebs-Patienten<br />

auf: den damals 13-jährigen Noriker Filu.<br />

Seine Erkrankung besteht seit Jahren,<br />

seine ehemaligen Besitzer haben bereits<br />

alles Mögliche unternommen, um dem<br />

Wallach zu helfen. Erfolglos. Am Ende<br />

ihrer finanziellen Möglichkeiten und mit<br />

den Nerven am Boden, steht letztlich die<br />

Überlegung im Raum, das Pferd einschläfern<br />

zu lassen. Am Ende gewinnt ihre Tierliebe<br />

die Oberhand – sie überlassen das<br />

Pferd <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, und sofort wird sein<br />

Transport nach Egg veranlasst.<br />

„Filu war an beiden Vorderhufen an Hufkrebs<br />

erkrankt“, resümiert Dr. med. vet.<br />

Klein. „Die Ausprägung seines Hufkrebs<br />

war nicht so schwerwiegend wie die von<br />

MODERN UND PRAXISNAH<br />

Die moderne Ausstattung der Reha-Station<br />

ermöglicht eine individuelle Rund-um-Betreuung<br />

der Pferde. Im Foto: Mitarbeiterin Svea beim<br />

täglichen Kontrollieren der Boxen.<br />

„Wir setzen auf ein<br />

ganzheitliches<br />

Konzept.“<br />

Dr. med. vet. Karina Klein<br />

106 107


„Was genau Hufkrebs<br />

auslöst, ist bis heute<br />

nicht gänzlich geklärt.“<br />

RUNDUM-BETREUUNG<br />

Die Sandgrueb-Stiftung in Egg bei Zürich hat sich auf die<br />

Behandlung vor allem von älteren Pferden und chronisch<br />

kranken Patienten spezialisiert. Oben im Foto: Stute Beatrice.<br />

Beatrice, wir konnten ihn direkt auf der<br />

Reha-Station unter Sedation und lokoregionaler<br />

Anästhesie ausschneiden und<br />

therapieren.“ Anfang Dezember konnte<br />

der freundliche Riese die hoffentlich letzte<br />

Reise seines <strong>Leben</strong>s antreten – nämlich<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Frankreich, seinem<br />

neuen Für-Immer-Zuhause. „Dort wird<br />

sein Strahl weiterhin alle zwei bis drei Wochen<br />

von einem Hufschmied kontrolliert<br />

und regelmäßig ausgeschnitten, um ein<br />

Rezidiv zu verhindern“, so die Tierärztin.<br />

Wie schwerwiegend der Befall mit Hufkrebs<br />

sein kann, zeigen die Aufnahmen<br />

rechts – sie dokumentieren auf anschauliche<br />

Weise den Heilungsverlauf bei der<br />

Stute Beatrice. Bleibt die Frage: Was<br />

genau ist Hufkrebs eigentlich – und wie<br />

entsteht er?<br />

„Hufkrebs ist eine Erkrankung des Horns<br />

und tieferer Schichten (Lederhaut) des<br />

Hufes. Er tritt vermehrt bei Kaltblutrassen<br />

auf, wird aber in selteneren Fällen auch<br />

bei leichteren Rassen beobachtet“, erklärt<br />

Dr. med. vet. Karina Klein. „Es handelt sich<br />

um eine abnorme Hornproliferation, die<br />

meist in der Strahlregion manifestiert ist,<br />

in fortgeschrittenen Fällen auch das Sohlen-<br />

oder wie im Fall von Beatrice das<br />

Wandhorn und die Eckstreben betreffen<br />

kann.“ Dazu muss man wissen: „Wie bei<br />

der Bildung von Haut produziert ein gesunder<br />

Huf dauerhaft und beständig<br />

neue Zellen, die in mehreren Schichten<br />

von der Tiefe zur Oberfläche hin verhornen<br />

und fest miteinander verbunden<br />

sind, Subkutis (z. B. Ballen und Strahlkissen),<br />

Dermis (Lederhaut), Epidermis<br />

(Hornschichten)“, so die Tierärztin. „Durch<br />

das Reifen der Zellen verlieren sie große<br />

Teile ihres Wassergehalts und werden immer<br />

fester, komprimierter und stabiler.<br />

Bei Hufkrebs kommt es zu fehlerhafter<br />

Verhornung mit Ver bindungsproblemen<br />

zwischen der hypertrophierten Lederhaut<br />

und den Hornschichten. Statt des<br />

physiologischen Verhornungsprozesses,<br />

in dem das Horn hart wird, bleibt die Verhornung<br />

aus, und das Gewebe bleibt<br />

weich. Durch diese Fehlentwicklung und<br />

Minderdurchblutung kommt es zu Verderbungsprozessen<br />

des Gewebes und in<br />

der Folge zu entzündlichen Prozessen an<br />

den entsprechenden Zellen.“<br />

Tatsächlich gehen, zumindest was die Ursachen<br />

von Hufkrebs betrifft, die wissenschaftlichen<br />

Meinungen noch immer auseinander.<br />

Als Auslöser für die Erkrankung<br />

und insbesondere für eine kompensatorische<br />

Hypertrophie im Bereich der Huflederhäute<br />

wird unter anderem ein infektiöses<br />

Geschehen anerkannt, bei dem<br />

eindringende schädliche Mikroorganismen<br />

und Krankheitserreger Infektionen<br />

verursachen und so immunologische<br />

Reaktionen hervorrufen. Auch Infektionen<br />

mit dem bovinen Papillomavirus oder verschiedenste<br />

Störungen im Hautbild (Pilze,<br />

Sarkoide (Hauttumoren), chronisch progressives<br />

Lymphödem) werden häufig mit der<br />

Entwicklung von Hufkrebs in Verbindung<br />

gebracht. Ein Hauptfaktor liegt nach Meinung<br />

vieler Fachleute auch in einer fehlenden<br />

oder unzureichenden Hufhygiene und<br />

-pflege, z. B. einer lang bestehenden unzureichend<br />

behandelten Strahlfäule. Ursächliche<br />

Infektionen stehen häufig in Kombination<br />

mit einer Stoffwechselerkrankung.<br />

Viele betroffene Pferde weisen Leberprobleme<br />

und/oder einen Zinkmangel auf,<br />

sodass davon ausgegangen werden kann,<br />

dass meist auch eine Störung des Stoffwechsels<br />

eine Rolle spielt. Neben diesen<br />

möglichen Einflussfaktoren spielt sicherlich<br />

auch eine genetische Disposition eine<br />

Rolle.<br />

Die oben beschriebenen möglichen Ursachen<br />

wirken sich im Regelfall auf den gesamten<br />

Organismus aus. In vielen Fällen<br />

tritt Hufkrebs jedoch auch nur paarig oder<br />

an einem einzelnen Huf auf, sodass der<br />

Verdacht naheliegt, dass es eine weitere<br />

grundlegende Ursache geben muss. Diese<br />

ist – so glauben einige Experten – in unphysiologischen<br />

Hufstellungen zu finden,<br />

bei der die Balance des Hufes verloren<br />

geht und es zu Überlastungssituationen<br />

einzelner Bereiche kommt. Infolge der unphysiologischen<br />

Druckverteilung kommt<br />

es dann zu „Verletzungen“ der inneren<br />

Strukturen in den überlasteten Bereichen.<br />

Es kommt zu einer gestörten Verbindung<br />

mit Durchblutungsstörungen zwischen<br />

Huflederhaut und Hornkapsel.<br />

Ein hoher Prozentsatz der an Hufkrebs erkrankten<br />

Pferde zeigt unphysiologische<br />

Hufsituationen an den erkrankten Hufen.<br />

Viele Tiere haben Zwanghufe, die den Ballenbereich<br />

einengen, wulstige oder verformte<br />

Eckstreben, die Druck auf die Sohle<br />

ausüben und so bei jedem Schritt zu einer<br />

Quetschung der Lederhaut führen oder<br />

aber falsch geformte und „verbogene“ Hufwände<br />

(durch vermehrte Belastung einer<br />

Hufwand, z. B. Zehenwandgänger), die<br />

einen erhöhten Druck auf die vermehrt belastete<br />

Lederhaut verursachen. Erfolgt hier<br />

keine angepasste Hufbearbeitung, können<br />

chronische Entzündungen und Wundheilungsstörungen<br />

der Lederhaut entstehen,<br />

die die korrekte Verbindung zwischen<br />

Lederhaut und Horn stören und so zu unzureichender,<br />

fehlerhafter Hornbildung<br />

und somit zur Entstehung von Hufkrebs<br />

führen.<br />

Im Falle von Beatrice und Filu hat das ganzheitliche<br />

Konzept der Reha-Station in Egg<br />

bei Zürich großen Erfolg gezeigt. Beide<br />

Patienten wurden Anfang Dezember 2023<br />

als geheilt und schmerzfrei entlassen.<br />

Heilungsverlauf<br />

bei der Stute Beatrice<br />

➤ Der Hufkrebsbefall von Stute<br />

Beatrice war massiv und weit<br />

fortgeschritten, als diese im Mai<br />

vergangenen Jahres in die Sandgrueb-Stiftung<br />

eingeliefert wird.<br />

Deutlich zu erkennen: das weiche,<br />

➤ Diese Aufnahmen entstehen bei der<br />

Einlieferung am 5.5.2023. Fest steht: Die<br />

Stute muss operiert werden, um das<br />

schadhafte Horn zu entfernen.<br />

➤ 16.5.23: Aufnahme während der<br />

Operation mit kompletter Resektion<br />

der erkrankten Hornbereiche und des<br />

Strahlhorns bis aufs Strahlkissen.<br />

➤ 16.6.23: Ein Monat nach der OP, die<br />

sehr gute Verhornung des nachwachsenden<br />

Hufs ist erkennbar.<br />

➤ 3.10.23: Alle Bereiche des Hufs sind<br />

gut verhornt, die seitliche Hufwand<br />

wächst gut herunter.<br />

blumenkohlartig verformte<br />

Hufhorn. Diese Bilder dokumentieren<br />

den Heilungsverlauf innerhalb<br />

von rund sieben Monaten.<br />

Anfang Dezember darf die Stute<br />

als geheilt entlassen werden.<br />

➤ 11.5.23: Zur Operations-Vorbereitung<br />

wird der Huf zunächst regelmäßig gebadet<br />

und gegen eventuelle multiresistente Keime<br />

behandelt.<br />

➤ 26.5.23: Zehn Tage nach der OP, zu<br />

erkennen ist die sehr gute Heilung, der<br />

Eckstrebenbereich hat sich bereits nachgebildet.<br />

➤ 3.7.23: Die seitliche Wand ist komplett<br />

verhornt, nur am Strahl findet sich noch ein<br />

minimaler unverhornter Bereich.<br />

➤ 7.12.23: Beatrice’ Huf ist sehr gut<br />

verheilt, das unterstützende Hufeisen<br />

wurde entfernt.<br />

108


Das <strong>Leben</strong><br />

LIEBEN<br />

LERNEN<br />

Rund 1000 Hunde verdanken dem <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Hundeshelter Rumänien ihr<br />

<strong>Leben</strong>, 900 konnten bislang vermittelt<br />

werden. Viele weitere wie die sechs<br />

Fellnasen auf diesen Seiten suchen ein<br />

neues Zuhause. In diesem Jahr beginnt ein<br />

ganz neues Kapitel dieser einzigartigen<br />

Tierschutz-Erfolgsgeschichte<br />

Sondervermittlung<br />

KEINE CHANCE<br />

FÜR SCHLECHTE<br />

ERFAHRUNGEN<br />

Der kleine Fuzzy wurde kurz nach<br />

seiner Geburt im <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Hundeshelter Rumänien<br />

abgegeben. Er versteht sich<br />

super mit Menschen und mit<br />

anderen Hunden. Auch wenn<br />

er zu Beginn seines <strong>Leben</strong>s nicht<br />

erwünscht war, brachte <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Fuzzys Hundeleben<br />

wieder auf die richtige Bahn –<br />

und hoffentlich bald in ein<br />

<strong>lieben</strong>des Zuhause.<br />

Auf nunmehr gut fünf Jahre<br />

blickt das <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Hundeshelter in Rumänien<br />

zurück. Damals begann<br />

alles mit einer komplett<br />

desolaten, von einer Tierfreundin<br />

mit großem Herz für Hunde unter<br />

widrigsten Umständen geführten Ansammlung<br />

von Zwingern und Verschlägen<br />

mit 300 Hunden. Für diese Tiere hat <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> ein Shelter von Grund auf neu<br />

errichtet – heute eines der am besten ausgestatteten<br />

Tierheime in Rumänien. „Insgesamt<br />

haben wir in den letzten fünf Jahren<br />

schon mehr als 1000 Hunde bei uns aufgenommen<br />

und konnten etwa 900 davon vermitteln“,<br />

weiß Simon Hahn, der das Shelter<br />

lange geleitet hat. „Wir bekommen eigentlich<br />

jeden Tag Anrufe, ob<br />

wir helfen können. Im<br />

Schnitt können wir pro<br />

Monat 20 Hunde aufnehmen<br />

– und etwa genauso<br />

viele vermitteln.“ Doch in<br />

einem Land wie Rumänien<br />

spielt Tierschutz nach<br />

Jahrzehnten des Kommunismus,<br />

die in ein System<br />

aus Armut und Korruption<br />

übergegangen sind, keine<br />

große Rolle. Davon zeugen<br />

allein geschätzt<br />

600 000 Straßenhunde,<br />

die, sobald sie aufgegriffen<br />

werden, unter furchtbaren<br />

Umständen in<br />

überfüllten staatlichen<br />

Tierheimen ihr Dasein fristen.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> leistet<br />

SIMON HAHN<br />

hat den Hundeshelter<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Rumänien sowie <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Ungarn mit<br />

aufgebaut. Er koordiniert<br />

neue Projekte<br />

der Tierschutzgemeinschaft,<br />

unterstützt auch<br />

die Arbeit der Sondervermittlung.<br />

fuzzy<br />

VERSPIELTER<br />

KUMPEL<br />

… ist einer von vier<br />

quirligen zu vermittelnden<br />

Welpen,<br />

die aus Rumänien<br />

Zwischenstation<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Kärnten machen.<br />

Der schwarz-weiße<br />

Mischling (geb. am<br />

5.6.2023) tobt am<br />

liebsten draußen<br />

herum, ist offen und<br />

freundlich und hat<br />

sich auch schon an<br />

die Leine gewöhnt.<br />

hier Pionierarbeit: Neben dem immer weiter<br />

ausgebauten Shelter, in dem unter Idealbedingungen<br />

für 150 Hunde optimal gesorgt<br />

werden kann, werden auch immer<br />

wieder Kastrationsaktionen angeboten. Die<br />

Sondervermittlung wird bald zur wichtigsten<br />

Säule, um jedem Hund zu einem langfristigen,<br />

liebevollen Zuhause zu verhelfen.<br />

Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen<br />

Hunden, die aus einem Tierheim in Deutschland<br />

oder Österreich kommen und den<br />

Hunden aus dem <strong>Aiderbichl</strong> Shelter in Rumänien.<br />

Schon gar nicht, wenn sie noch so<br />

jung sind wie etwa Fuzzy, Torry, Tania und<br />

Tessa auf diesen Seiten: „Ein Welpe hat keine<br />

grauenhafte Geschichte hinter sich, ist also<br />

nicht traumatisiert. Er ist ausgesetzt worden,<br />

als er sehr klein war, was er hoffentlich<br />

nicht mitbekommen hat.<br />

Doch ab dem Zeitpunkt,<br />

wo der Hund zu uns<br />

kommt, ist alles in Ordnung:<br />

Da bekommt er viel<br />

Liebe, gutes Essen, gute<br />

medizinische Versorgung<br />

und man geht mit ihm regelmäßig<br />

spazieren“, erklärt<br />

Simon Hahn. Schwieriger<br />

wird es, lebt ein Hund<br />

mit sechs, sieben, acht<br />

Monaten oder länger<br />

noch im Tierheim. In dieser<br />

<strong>Leben</strong>sphase erlernt<br />

ein Hund normalerweise<br />

wichtige Alltagsreize wie<br />

die Begegnung mit anderen<br />

Hunden oder das Vorüberfahren<br />

einer Straßenbahn.<br />

In eine neue<br />

110 111


TORRY<br />

HÜBSCHER<br />

WILDFANG<br />

Die junge, wunderhübsche<br />

Hündin<br />

lebt gemeinsam mit<br />

ihren Geschwistern<br />

Tania und Tessa<br />

(geb. am 1.9.2023)<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Kärnten und lernt<br />

dort schon das<br />

Gehen an der Leine.<br />

Auch an der Stubenreinheit<br />

wird schon<br />

gearbeitet. Torry ist<br />

liebevoll, zutraulich<br />

und steckt voller<br />

fröhlicher Energie.<br />

TANIA<br />

LIEBENSWERTE FREUNDIN<br />

Tania ist ein glücklicher und ausgeglichener<br />

Welpe, der nur noch auf das richtige Zuhause<br />

wartet. Sie ist wirklich eine wunderbare, offene<br />

Hündin. Der nachdenkliche Blick auf dem Foto<br />

trügt: Tania ist überaus fröhlich und quirlig.<br />

TESSA<br />

ANHÄNGLICH UND VERSCHMUST<br />

Auch der freundlichen Tessa macht die Leine längst nichts mehr<br />

aus, das mit der Stubenreinheit bekommt sie bestimmt auch bald<br />

spielend hin. Wer ihr ein liebevolles Zuhause gibt, bekommt eine<br />

Freundin fürs <strong>Leben</strong>, mit der es nie langweilig wird.<br />

Familie findet sich das Tier ohne Probleme<br />

ein – nur an die größer werdende Welt um<br />

ihn herum muss er dann mit viel Liebe und<br />

Aufmerksamkeit von seinen neuen Menschen<br />

herangeführt werden.<br />

Josef ist nun schon ein Jahr alt und lebt<br />

genauso lange im Shelter. „Er ist der liebste<br />

Hund, den man sich vorstellen kann“,<br />

schwärmt Simon Hahn, „verhält sich ganz<br />

toll mit uns und kennt all unsere Abläufe.“<br />

Nur: In Josef steckt zur Hälfte ein reinrassiger<br />

Herdenschutzhund, er findet sich nur<br />

langsam in einen Familienalltag ein. „Wer<br />

keine Zeit für ihn hat, für den ist Josef nicht<br />

der richtige Hund.“ Und Geduld, Liebe und<br />

Zeit verdient jedes Tier, das Teil einer neuen<br />

Familie wird.<br />

Um vor Ort dringend benötigte Informationsarbeit<br />

zu Tierhaltung und Tierschutz zu<br />

leisten, plant <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in diesem Jahr<br />

eine neuartige Form von Tierheim in Rumänien<br />

zu errichten. Simon Hahn erzählt: „Die<br />

Erfahrungen aus sechs Jahren Rumänien-<br />

Shelter sind in den Entwurf mit eingeflossen.<br />

So werde es unter anderem ein Gebäude<br />

geben, in dem Welpen leben, samt Quarantänestation.<br />

Die Welpen haben einen Innen-<br />

und Außenbereich, in die sie selbst hin<br />

und her wechseln können. Doch die eigentliche<br />

Attraktion beschreibt Simon Hahn so:<br />

„In der Mitte des Gebäudes gibt es einen<br />

110 Quadratmeter großen Raum, in dem<br />

wir eine Wohnung nachbauen, samt Fernseher,<br />

Sofa, Esstisch, Küchenzeile. Unsere<br />

Mitarbeiter machen dort Mittagspause, und<br />

während der Mittagspause machen sie die<br />

Tür auf und eine Welpengruppe kommt herein<br />

und lernt automatisch all das kennen,<br />

was in einem Haushalt passiert: Sie erfahren,<br />

wie es ist, wenn der Staubsauger läuft,<br />

lernen verschiedene Bodenbeläge kennen<br />

und kleine Stufen, die sie rauf- und runtergehen.<br />

Sie lernen, dass verschiedene Leute<br />

herumgehen, dass gekocht wird und woher<br />

laute Geräusche kommen. Jede Erfahrung<br />

hilft extrem im Welpenalter: Sie sind im Alltag<br />

dabei.“ Den Besuchern – besonders<br />

Schulklassen und Jugendgruppen – wird<br />

erklärt, warum die Hunde etwa ein Sicherheitsgeschirr<br />

beim Spaziergang tragen und<br />

warum es so wichtig ist, dass sie mit ins<br />

Haus dürfen: „Hunde sind Rudeltiere und<br />

möchten bei ihren Bezugspersonen sein.<br />

Die Kinder sollen sehen: Da geht nichts kaputt,<br />

die Hunde sind nicht gefährlich.“<br />

Simon Hahn ist sich sicher: Die einzige Art<br />

zu helfen ist, ein positives Beispiel zu sein<br />

DORA<br />

HÜNDIN DER ERSTEN STUNDE<br />

Der sechsjährige Rottweiler-Mix gehört zu den<br />

300 Hunden, die schon im alten Shelter lebten.<br />

Sie ist Menschen eine unbedingte Freundin<br />

– nur mit anderen Hunden hat sie Probleme.<br />

Dora sucht eine Familie, die in Hundehaltung<br />

erfahren ist und sich Zeit für sie nimmt.<br />

JOSEF<br />

SANFTER RIESE<br />

Der einjährige Josef kam als Welpe ins<br />

Shelter. Er ist ein sehr freundlicher und<br />

zugänglicher Hund, begrüßt alle Personen<br />

immer voller Vorfreude und wird sehr gerne<br />

gestreichelt. Ein hundeerfahrenes Zuhause<br />

auf dem Land wäre ideal für ihn.<br />

für Kinder und Jugendliche – und für manche<br />

Erwachsene, die zuhören wollen. „Das<br />

sind viele kleine Tropfen, die vielleicht dazu<br />

führen, dass die Situation sich verändert –<br />

nicht in fünf, aber sicher in 20 Jahren. Denn<br />

wenn du heute nichts machst, wird in 20<br />

Jahren immer noch nichts anders sein.“<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Wie funktioniert die<br />

Sonder vermittlung?<br />

➤ Viele unserer Hunde, vor allem jene<br />

aus dem <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Streuner-<br />

Projekt in Rumänien, sehnen sich nach<br />

einem privaten und sicheren Zuhause.<br />

Auch viele Katzen, die auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

leben, warten auf einen Sonderpflegeplatz.<br />

Wenn Sie über ausreichend<br />

Zeit, Platz und Liebe für Ihr<br />

zukünf tiges neues Familienmitglied<br />

verfügen, dann sind Sie der ideale Begleiter<br />

für die nach Liebe suchenden<br />

besten Freunde des Menschen. Als<br />

„lebenslanger Sonderpflegeplatz“<br />

bieten Sie Ihrem neuen Familienmitglied<br />

ein <strong>lieben</strong>des Zuhause. Dafür<br />

bitten wir um Ihr Einverständnis, dass<br />

das Tier sein <strong>Leben</strong> lang <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

bleibt. Das bedeutet, dass Sie zwar<br />

Besitzer des Tieres sind und sämtliche<br />

Kosten dafür übernehmen. Sollten Sie<br />

sich aber nicht mehr um das Tier<br />

kümmern können, geht es wieder in<br />

die Obhut von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zurück.<br />

Fragen zu einem Sonderpflegeplatz<br />

beantworten wir unter:<br />

Tel.: +43 664 6009 4134 , E-Mail:<br />

tiervermittlung@gut-aiderbichl.com<br />

Mehr Infos<br />

zum Sonderpflegeplatz<br />

112 113


Tiere,<br />

Termine und<br />

Wissenswertes<br />

von unseren<br />

Höfen<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

NEUIGKEITEN AUS GUT AIDERBICHL<br />

Stolze Pferde, kleine Esel, weiße<br />

Zäune wie bei „Dallas“, eine kleine<br />

Kapelle und weitere Highlights:<br />

Die Ballermann Ranch ist weit über<br />

Norddeutschland hinaus bekannt.<br />

ESLARN<br />

Eine Besonderheit des <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierhofs in der<br />

schönen Oberpfalz: das 50 Meter lange Taubenhaus.<br />

BALLERMANN RANCH<br />

BALLERMANN RANCH<br />

AIDERBICHL-REISE <strong>2024</strong><br />

Ausflug ins tiefe Herz der Güte<br />

OSNABRÜCK<br />

Dieses Jahr stehen auf einigen<br />

unserer <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Tierhöfe gleich mehrere<br />

besondere Ereignisse an,<br />

und wir betrachten dies als eine herausragende<br />

Gelegenheit, all diese bemerkenswerten<br />

Höhepunkte zu einem<br />

wahrlich unvergesslichen Event zu<br />

verschmelzen! Der Zeitraum vom<br />

30. August bis zum 2. September bietet<br />

unseren engagierten <strong>Aiderbichl</strong>ern die<br />

einmalige Möglichkeit, im Rahmen<br />

einer faszinierenden Reise hautnah zu<br />

erleben, wie ihr persönlicher Einsatz<br />

unmittelbare Auswirkungen auf das<br />

kontinuierliche Wachstum und den positiven<br />

Wandel in unseren Tierhöfen hat.<br />

Der erste Halt auf der <strong>Aiderbichl</strong>-Reise<br />

führt uns zum <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Hof in<br />

Eslarn/Oberpfalz. An diesem Ort werden<br />

wir nicht nur zahlreiche beeindruckende<br />

Einblicke in das neue Taubenhaus<br />

erhalten, sondern auch die<br />

Gelegenheit haben, die vielen Facetten<br />

dieses etwa 50 Meter langen Zuhauses<br />

zu erkunden, das Platz für rund 5000<br />

Tauben bietet. Es beinhaltet nicht nur<br />

eine Kranken- und Quarantänestation,<br />

sondern auch einen speziellen Bereich<br />

für nicht mehr voll flugfähige Tiere.<br />

Darüber hinaus dürfen wir uns auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Eslarn auf die Begegnung<br />

mit einer Vielzahl geretteter Paarhufer<br />

freuen, insbesondere Ziegen und<br />

Schafe. Nach einem aufregenden Besuch<br />

in Eslarn führt uns die Reise über<br />

Fulda nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück.<br />

Im Rahmen des Tags der offenen Tür<br />

werden unsere <strong>Aiderbichl</strong>er die Ehre<br />

haben, an der feierlichen Enthüllung<br />

der Ehrentafel teilzunehmen, die all<br />

den großzügigen Spendern gewidmet<br />

ist, die den Kauf und den Ausbau des<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Projekts vor Ort nachhaltig<br />

unterstützt haben.<br />

Ein weiterer Höhepunkt der Patenreise<br />

ist zweifellos unser Besuch der <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Ballermann Ranch in Scholen<br />

bei Bremen. Der Tierhof hat sich im<br />

Laufe der Zeit zu einem echten Besuchermagneten<br />

entwickelt. Und es gibt<br />

gute Neuigkeiten: In unmittelbarer<br />

Nähe der Ranch haben die engagierten<br />

Betreiber Annette und André<br />

Engelhardt vor Kurzem ein weiteres<br />

Grundstück erworben. Der betagte<br />

Hof, der seit mehr als 100 Jahren<br />

besteht, wurde von den vorherigen<br />

Besitzern aufgegeben. Die vielversprechende<br />

Liegenschaft, sogar in<br />

Sichtweite der Ballermann Ranch<br />

gelegen, wird in naher Zukunft zu<br />

einem neuen Bereich der vielen<br />

Möglichkeiten ausgebaut und so zu<br />

einem zusätzlichen sicheren Zufluchtsort<br />

für zahlreiche gerettete<br />

Tiere umgestaltet. Bereits jetzt laufen<br />

die Ausbau- und Sanierungsarbeiten<br />

auf den zwei Hektar Land auf Hochtouren<br />

und versprechen eine erfolgreiche<br />

Verwirklichung dieses bedeutenden<br />

Projekts.<br />

Möchten Sie dabei<br />

sein?<br />

Die organisierte <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>-Reise <strong>2024</strong><br />

findet vom 30.8. bis zum<br />

2.9. statt. Genauere<br />

Angaben zum Programm<br />

und den Abfahrtszeiten<br />

gibt es unter der<br />

kostenlosen Hotline:<br />

0800 56 76 373.<br />

Anmeldung:<br />

patenschaften@<br />

gut-aiderbichl.com<br />

2022 übernahm die Stiftung <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> den<br />

Tierschutzhof Bissendorf-Krevinghausen.<br />

Seitdem ist dort „tierisch was los“: Viele Hunde<br />

und Katzen durften bereits Hilfe erfahren.<br />

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UNSERE NEUEN<br />

ÖFFNUNGSZEITEN!<br />

Unsere Patentreffen<br />

BEGEGNUNGEN<br />

DER WUNDERVOLLEN ART<br />

Der Spätherbst ist eine ganz besondere<br />

Jahreszeit auf den Tierhöfen von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>: Im Zuge unserer Patentreffen<br />

auf den Begegnungshöfen<br />

informieren wir im November dieses<br />

Jahres erneut sowohl unsere <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

als auch unsere Unterstützer<br />

über bestehende und neue Projekte<br />

sowie über gerettete Tiere.<br />

Zusammensein<br />

im Kreise der<br />

Patentiere:<br />

Alle unsere<br />

Förderer sowie<br />

Unterstützende<br />

sind herzlich<br />

zum Treffen<br />

eingeladen.<br />

ALLE TERMINE<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf:<br />

15. & 16. November <strong>2024</strong><br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Deggendorf:<br />

30. November <strong>2024</strong><br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf:<br />

01. Dezember <strong>2024</strong><br />

Dieter Ehrengruber und Sonja Klima blickten beim<br />

Patentreffen 2023 gemeinsam voller Freude auf<br />

das vergangene Jahr zurück.<br />

Trost<br />

für Tiere<br />

OSNABRÜCK 2023: FEINES<br />

FEST FÜR FELLNASEN<br />

Unser <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück Tierschutzhof<br />

Krevinghausen war ursprünglich als erste<br />

Vermittlungsstation für Tiere aus der Ukraine<br />

geplant. Doch mittlerweile finden hier auch<br />

ehemalige Straßenhunde aus Rumänien sowie<br />

Hunde und Katzen aus anderen Tierrettungen<br />

einen Platz, an dem sie liebevoll betreut<br />

und versorgt werden, bis sie ihren<br />

Menschen finden. Zur Weihnachtszeit durften<br />

Veranstaltungs-<br />

Kalender<br />

Eine Chance für die Schwächeren:<br />

Der Weihnachtsmarkt auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Osnabrück leistete wertvolle Hilfe.<br />

die Tiere eine Extra-Freude erleben: Ihre <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

hatten ihnen Weihnachtspäckchen<br />

geschickt, und am 16. Dezember wurden<br />

sie zum Weihnachtsmarkt von rund 600<br />

Besuchern verwöhnt. Beim Adventsflohmarkt<br />

kamen etwa 7000 Euro zusammen – durch<br />

den Verkauf von Kaffee und Kuchen und<br />

Sachspenden. Seitdem ist der Flohmarkt eine<br />

feste Einrichtung in der künftigen Baustelle<br />

des geplanten Katzenhauses und im Rahmen<br />

der Öffnungszeiten besuchbar (täglich von<br />

14–16 Uhr). Auch in diesem Jahr wird wieder<br />

ein festlicher Weihnachtsmarkt zugunsten<br />

der Tiere stattfinden. Termin: 21.12.<strong>2024</strong>.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf:<br />

Mo. u. Di. Ruhetag, Mi.–So. 9–18 Uhr<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf:<br />

Mo. u. Di. Ruhetag, Mi.–So. 9–18 Uhr<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf:<br />

Mo. u. Di. Ruhetag, Mi.–So. 9–18 Uhr.<br />

Alle drei Besucherhöfe haben an Feiertagen,<br />

zu Ferienzeiten sowie zu Ostern<br />

und Advent auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> täglich<br />

von 9–18 Uhr geöffnet.<br />

GEMEINSAM AUF SENDUNG<br />

FÜRS TIERWOHL<br />

ORF-Radio Frühschoppen<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf<br />

Termin: 2.6.<strong>2024</strong><br />

Uhrzeit: Einlass 10 Uhr; Beginn 11 Uhr<br />

Ort: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf; Große Halle<br />

Weitere Informationen finden Sie auf<br />

unserer Website unter<br />

www.gut-aiderbichl.com/besuchen/<br />

veranstaltungskalender<br />

Zum 60. Geburtstag von Hansi Süß<br />

PRUNK AUS DEM PRINTER<br />

In der großen Halle auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Im Jahr 2009 wurde der Hof der Landwirtfamilie<br />

Auch wenn Hansi Süß nun leider nicht<br />

Henndorf können Besucher nun ein ganz<br />

Hansi und Martina Süß zu einem mehr selbst aktiv auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffel-<br />

besonderes Prunkstück bewundern: eine<br />

Schon einmal im<br />

Begegnungshof von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Gemeinsam<br />

mit seiner Frau war Hansi Süß langjährige für immer eng verbunden. Dort finden<br />

Kalender vormerken:<br />

Krönungskutsche des Wiener Hofes aus<br />

dorf tätig sein wird, bleibt er dem Betrieb<br />

prächtige Nachbildung der goldenen<br />

Ein<br />

<strong>Gut</strong>sleitung von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf – heute auf rund 155 Hektar Land 300 gerettete<br />

Tiere ein Zuhause – darunter<br />

findet dieses Jahr vom 16.3.–1.4. statt. Hier ergetreue<br />

Kopie der Kutsche von Kaiser<br />

Der Ostermarkt auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in Henndorf<br />

dem 3-D-Drucker. Die verblüffend detail-<br />

direkt an den idyllischen Osterseen in der<br />

Osterfest<br />

Nähe von München gelegen. Hansi Süß hat zahlreiche Katzen, Hunde, Pferde, Esel<br />

warten Sie schöne Osterdeko- und Geschenkideen<br />

– und natürlich unsere geretetten Tiere.<br />

mithilfe berührungsloser optischer 3-D-<br />

Joseph II. aus dem 18. Jahrhundert wurde<br />

den Betrieb mit seinem großen Engagement und Rinder.<br />

der ganz<br />

und seiner unendlich großen Tierliebe deutlich<br />

geprägt. Unvergessen ist unter anderem Süß seinen 60. Geburtstag. Wir wünschen<br />

zudem zum Patentreffen und zur Speisenweihe<br />

Das Ergebnis beweist eindrucksvoll,<br />

Am 29. Januar dieses Jahres feierte Hansi<br />

Am Ostersonntag, dem 31.3., möchten wir Sie<br />

Messtechnik bis ins Detail nachgebildet.<br />

besonderen<br />

seine innige Verbindung zu Kameldame unserem Jubilar für seine weitere Zukunft Eine ganz besondere Verbindung hatte<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf einladen. Auch auf<br />

wie moderne Technologie die Schätze<br />

Franziska: Sie war das erste <strong>Aiderbichl</strong>-Tier auf alles erdenklich Liebe und <strong>Gut</strong>e – und vor Hansi Süß zur ebenso imposanten wie<br />

unseren österlich geschmückten Begegnungshöfen<br />

in Deggendorf und Iffeldorf freuen sich<br />

und erlebbar machen kann.<br />

unserer Geschichte und Kultur bewahren<br />

Art<br />

dem Hof – leider ist sie letztes Jahr verstorben. allem Gesundheit!<br />

<strong>lieben</strong>swerten Kameldame Franziska.<br />

die <strong>Aiderbichl</strong>er über viele Gäste.<br />

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Gänserndorf<br />

Liebe über den<br />

Tod hinaus<br />

Carmen und Fifi, zwei ganz außergewöhnliche Schimpansen-Seelen,<br />

haben uns kürzlich für immer verlassen. Ihr Ableben hinterlässt eine<br />

schmerzliche Lücke in unseren Herzen<br />

CARMEN<br />

DIE FEINFÜHLIGE<br />

Die sensible Schimpansin<br />

mochte keine Kameras. Groß<br />

hingegen war ihre Passion<br />

fürs Groomen: Gern saß sie<br />

mit ihren Freunden Dorli und<br />

Pumuckl bei gemeinsamer<br />

Körperpflege in der Sonne.<br />

Die Geschichten der Tiere,<br />

die den Weg nach <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> finden, sind oft<br />

geprägt von Leid und Entbehrungen.<br />

Für Carmen<br />

und Fifi waren die erlebten<br />

Strapazen besonders schlimm. Im vergangenen<br />

Jahr schlossen sich die Augen<br />

dieser beiden wunderbaren Schimpansen<br />

für immer. Lassen Sie uns gemeinsam dieser<br />

zwei einzigartigen Tierseelen gedenken!<br />

Carmen kam als Siebenjährige ins Tierversuchslabor.<br />

Jahre des Leidens im engen<br />

Käfig, mit Hepatitis C und schmerzhafter<br />

Arthrose in ihren Gelenken prägten sie.<br />

Der Albtraum fand ein Ende, als sie ins<br />

Affen Refugium nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Gänserndorf kam. Für Carmen öffnete sich<br />

das Tor zum Paradies: Endlich wieder hinaus<br />

ins Freie, den Himmel sehen und das<br />

Gras unter den Füßen spüren! Endlich ein<br />

Ort, an dem Vertrauen wieder wachsen<br />

konnte und fürsorgliche Menschen sich<br />

um ihr Wohlbefinden kümmerten. Die Anlage<br />

wurde so gestaltet, dass Affen wie sie<br />

artgerechte Areale zur Verfügung haben<br />

– zum Spielen und Toben, aber auch, um<br />

sich zurückzuziehen. Nach Jahren im Käfig<br />

fand Carmen wieder Spaß am Klettern und<br />

erklomm mithilfe maßgeschneiderter Leitern<br />

die Holzplateaus. Jeder Fortschritt ließ<br />

sie förmlich strahlen, und ihre Freude<br />

FIFI<br />

DIE SPORTLERSEELE<br />

Der kluge Affe lernte, kleine Aufgaben mit viel Geduld<br />

und Fingerspitzengefühl zu lösen. Doch wenn sein bunter<br />

Ball ins Spiel kam, gab es kein Halten mehr: Diesen<br />

schoss er stets gekonnt im Wohnraum herum. Das brachte<br />

ihm schließlich seinen Spitznamen „Fußballprofi“ ein.<br />

Nachruf<br />

Fifi<br />

Nachruf<br />

Carmen<br />

„Du bist nicht<br />

mehr da, wo<br />

du warst,<br />

aber du bist<br />

überall, wo<br />

wir sind.“<br />

Victor Hugo<br />

übertrug sich auf alle, die sie begleiteten.<br />

Schimpanse Fifi aus Sierra Leone wurde<br />

bereits als Einjähriger seiner Familie entrissen<br />

und in jenes Labor verfrachtet, das<br />

auch Carmen jahrelang gefangen hielt. Im<br />

engen Käfig eingesperrt, lernte Fifi vor allem<br />

eins: Furcht. Nach seiner Rettung und<br />

der Ankunft auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Gänserndorf<br />

litt er unter schweren Angstzuständen<br />

und einem ausgeprägten Stereotypieverhalten.<br />

Fifi benötigte viel Geduld und<br />

Liebe, um zu verstehen, dass Menschen<br />

auch <strong>Gut</strong>es tun können. Sein Lieblingsplatz<br />

war hoch oben im Baum – von dort<br />

hatte er das Gelände im Blick. Und er lernte,<br />

Weintrauben geschickt mit einem<br />

Stöckchen aus kleinen Baumlöchern zu<br />

holen. Sein liebstes Spielzeug, ein Ball, ließ<br />

ihn übermütig herumtollen, und er wurde<br />

als unser kleiner Fußballprofi gefeiert.<br />

Unsere Traurigkeit ist groß. Doch voller Liebe<br />

und Achtung denken wir nun an diese<br />

beiden feinen Wesen – ihre Spuren werden<br />

stets in unseren Herzen bleiben!<br />

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Wo Sie uns finden<br />

Die<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Höfe<br />

Auf unseren Höfen in sechs Ländern leben<br />

mehr als 8000 gerettete Tiere. Und drei der<br />

Höfe können Sie auch besuchen …<br />

Die Tierschutz gemeinschaft<br />

<strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> steht<br />

seit mehr als<br />

20 Jahren mit<br />

ihren Stiftungen<br />

in Deutschland,<br />

Österreich und<br />

der Schweiz für aktiven und nachhaltigen<br />

Tierschutz in ganz Europa. Dabei liegt<br />

unser Schwerpunkt auf der Tierrettung,<br />

dem Tier- und dem Artenschutz.<br />

Auf zahlreichen Heimathöfen bieten wir<br />

allen von uns geretteten Tieren ein artgerechtes<br />

Zuhause mit dauerhafter Unterbringung.<br />

Mehr als 8000 Tiere in sechs<br />

europäischen Ländern leben heute bereits<br />

bei uns. Auf unseren drei Begegnungshöfen<br />

in Henndorf bei Salzburg, Iffeldorf<br />

bei München und Deggendorf bei Passau<br />

machen wir zudem Tierschutz für alle Generationen<br />

erleb- und spürbar. Ein Ausflug<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist Erlebnis und<br />

Erholung zugleich: Die Begegnung mit all<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

steht für<br />

aktiven und<br />

nachhaltigen<br />

Tierschutz<br />

unseren Tieren ist wie ein kleiner Urlaub,<br />

der den Alltag in landschaftlich attraktiver<br />

Umgebung für ein paar schöne Stunden<br />

vergessen lässt. Und mit den lebhaften<br />

Ziegen, den stets zu Streichen aufgelegten<br />

Eseln, den geruhsamen Rindern oder den<br />

quirligen Hühnern wird es nie langweilig.<br />

Davon haben sich in den vergangenen<br />

20 Jahren rund 3,8 Millionen Gäste überzeugt.<br />

Alle Fragen zu unserer Arbeit beantworten<br />

Ihnen unsere Mitarbeiter vor Ort<br />

gern. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

● Henndorf<br />

Berg 20, 5302 Henndorf am Wallersee<br />

Mi.–So.: 9–18 Uhr, Mo. u. Di. Ruhetag<br />

(Feiertage und Ferienzeit täglich geöffnet)<br />

● Iffeldorf<br />

Osterseehof, 182393 Iffeldorf<br />

ACHTUNG,<br />

NEUE<br />

ÖFFNUNGS-<br />

ZEITEN!<br />

Mi.–So.: 9–18 Uhr, Mo. u. Di. Ruhetag<br />

(Feiertage und Ferienzeit täglich geöffnet)<br />

● Deggendorf<br />

Eichberg 26, 94469 Deggendorf<br />

Mi.–So.: 9–18 Uhr, Mo. u. Di. Ruhetag<br />

(Feiertage und Ferienzeit täglich geöffnet)<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Österreich<br />

Raiffeisenbank Wallersee<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Österreich<br />

BIC / SWIFT: RVSAAT2S021<br />

IBAN: AT28 3502 1000 1802 3176<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Deutschland<br />

Oberbank Bayern<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung<br />

Deutschland<br />

BIC/Swift: OBKLDEMX<br />

IBAN: DE92 7012 0700 8041 1028 67<br />

Osnabrück<br />

Ballermann Ranch<br />

Scholen<br />

DEUTSCHLAND<br />

Mehr Infos<br />

zu Ihrem<br />

Besuch auf<br />

unseren Höfen<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Schweiz<br />

Zürcher Kantonalbank<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Schweiz<br />

Kontonr: 1100-2932.344<br />

Bank Clearing Nr. 700<br />

BIC / SWIFT: ZKBKCHZZ80A<br />

IBAN: CH59 0070 0110 0029 3234 4<br />

Eslarn<br />

Mainburg<br />

DEGGEN-<br />

DORF<br />

FRANKREICH<br />

Moulins<br />

Egg<br />

SCHWEIZ<br />

<strong>Gut</strong>tenburg<br />

IFFELDORF<br />

Teufen<br />

ÖSTERREICH<br />

Gänserndorf<br />

Maria<br />

Schmolln Kilb<br />

HENNDORF<br />

Traisen<br />

Kärnten<br />

Szépalma<br />

UNGARN<br />

RUMÄNIEN<br />

In und um Henndorf gibt es außerdem diese Einrichtungen von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>: Seniorenstall – Schroffner-<strong>Gut</strong> – Köllersbergerhof –<br />

Schwaighofer – <strong>Gut</strong> Spielberg – Eppenschwandtner Hof –<br />

B-Stall – Vierlingerhof<br />

Bukarest<br />

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IMPRESSUM<br />

Dieter Ehrengruber,<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> GmbH und <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Stiftung, Johannes-<br />

Filzer-Straße 5, 5020 Salzburg<br />

Redaktion:<br />

Bauer Special Interest KG,<br />

Content Marketing & Strategy<br />

Burchardstraße 11,<br />

20077 Hamburg<br />

Für den Inhalt<br />

verantwortlich:<br />

Chefredakteur:<br />

Uwe Bokelmann (V.i.S.d.P.),<br />

Adresse wie Redaktion<br />

Redaktionsleitung:<br />

Dorothee Teves,<br />

Astrid Keßler (stv.)<br />

Redaktion: Thies Schönegge<br />

Mitarbeit: Jutta Junge<br />

Chefin vom Dienst:<br />

Katrin Büllesbach<br />

Art Direction:<br />

Dejan Bojcic,<br />

Pascal El Shakra<br />

Kontakt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>:<br />

info@gut-aiderbichl.com<br />

Telefon 0800 / 56 76 373<br />

Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger Genehmigung.<br />

Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Bildbeiträge<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

Wissen.<br />

Zum Wohle des Tieres.<br />

Wir bieten Ihnen eine Auswahl an Seminaren, Webinaren und<br />

Lehrgängen zum Thema Tiere und Tierhaltung:<br />

Vom Basiswissen der Hundehaltung bis zur Selbstbegegnung<br />

mit Pferden, geben wir unsere Erfahrungen mit Tieren an Sie<br />

weiter. Für jeden ist etwas dabei!<br />

Unsere aktuellen Kurse finden Sie unter:<br />

www.gut-aiderbichl.com/akademie<br />

Unser Team freut sich auf Sie.<br />

Jetzt ganz einfach anmelden mit dem QR-Code!<br />

Titelfoto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Foto und Illustrationen:<br />

Ingo Boelter; Bernhard Huber;<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>; Getty Images;<br />

ddp; Shutterstock; istock; Alamy;<br />

NABU; BUND<br />

Druck:<br />

B&K Offsetdruck GmbH<br />

<strong>Gut</strong>enbergstraße 4–10<br />

77833 Ottersweier<br />

Seminarräume mieten.<br />

Webinare gemütlich von daheim.<br />

Kontakt:<br />

akademie@gut-aiderbichl.com<br />

Hotline 0800 / 56 76 373<br />

www.gut-aiderbichl.com

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