Meine Firma 1/2024

MARKETING
INTERVIEW
Meine Firma
war schon brutal, das Tagesgeschäft musste ja
weitergehen, da blieb keine Zeit zu trauern.
Wie viel Aldo steckt heute noch
in euren Ski?
Jean-Pierre Erni: Man kann einen Ski von
heute nicht mit einem Ski von 1997 vergleichen,
dafür verändern sich Technologie und
Material zu stark. Zwar vertreten wir die gleiche
Philosophie und denselben Drive wie Aldo,
aber es hat sowohl bei der Kundschaft als auch
bei den Produkten ein Generationenwechsel
stattgefunden. Wir haben die Marke AK
entlang unserer Ideen und Persönlichkeiten
weiterentwickelt, modernisiert und verjüngt.
Oder anders gesagt: Wir haben AK Ski unseren
eigenen Stempel aufgedrückt, sind aber der
ursprünglichen DNA treu geblieben. Trotzdem
steckt immer noch viel Aldo in AK Ski, weil er
in Francesca und Marco weiterlebt.
Was zeichnet euch heute als
Unternehmen aus?
Francesca Kuonen: Eigentlich sind wir das
klassische Familienunternehmen. Nur «klassisch»
passt halt nicht so recht zu uns. Wir
sind zwar mit gesunden Schweizer Werten
aufgewachsen, lieben aber auch das Spezielle,
manchmal sogar etwas Schräge. Mainstream
ist nicht so unser Ding. Wir stehen für Lifestyle,
Emotionen, Authentizität und Exklusivität.
Was wir tun, tun wir mit vollem Einsatz,
Leidenschaft und Herzblut. Wir leben und atmen
für AK Ski.
Und wie teilt ihr euch die Aufgaben
auf?
Jean-Pierre Erni: In so einem kleinen Familienbetrieb
muss jeder über alles Bescheid wissen
und alles können. Von der Konzeption und
Entwicklung über das Design und Testing bis
zur Auslieferung und zum Marketing machen
wir alles gemeinsam und treffen auch jede Entscheidung
zu dritt. Klar haben wir alle individuelle
Stärken, ergänzen uns aber perfekt und
sind ein unschlagbares Team.
Wie habt ihr euch das Handwerk
angeeignet?
Marco Kuonen: Wir sind mit dem Thema aufgewachsen.
Seit wir denken können, wurde bei
uns am Küchentisch immer darüber gesprochen,
wie man den besten Ski herstellen kann.
Schon als Kinder waren wir oft in der Fabrik
und haben die einzelnen Handgriffe früh ge­
Ihre Ski bestechen durch eine
unvergleichliche Performance
und ein unverwechselbares
Design: AK Ski vereint Lifestyle,
Leidenschaft und Lebensfreude
pur. Die 1995 von
Aldo gegründete Manufaktur
wird heute von Francesca
und Marco Kuonen sowie
Jean-Pierre Erni geführt, 2021
lancierten sie zusätzlich zu
AK Ski den Brand «OFF»,
einen Tourenski.
ak-ski.ch
off-ski.ch
«Das
Wichtigste ist,
dass du eine
ungeheure
Passion dafür
hast, was
du machst.»
Jean-Pierre Erni
lernt. Einen Ski zu bauen ist wie zu kochen –
man braucht bloss die richtigen Zutaten und
muss diese dann zusammenmischen. Zudem
fahren und testen wir unsere Ski natürlich
selbst und spüren aufgrund des Fahrverhaltens,
was wir optimieren müssen.
Jean-Pierre Erni: Das Wichtigste ist, dass du
eine ungeheure Passion dafür hast, was du
machst. Dann werden Dinge plötzlich selbstverständlich,
von denen du nie gedacht hättest,
dass du sie kannst. Wenn du dich für eine Sache
interessierst und etwas aus purer Freude
und für dich selbst machst, dann fallen dir
auch Aufgaben wie Buchhaltung oder Ähnliches
plötzlich leichter.
Ihr stellt aktuell zwischen 3000
und 4000 Paar Ski im Jahr her. Gibt es
Expansionspläne?
Francesca Kuonen: Wir wachsen stetig, aber
gesund. Unser Hauptziel ist es nicht, die Firma
künstlich aufzublasen. Wir wollen auch in
Zukunft kein Massenprodukt herstellen und
30’000 Ski im Jahr verkaufen, sondern weiterhin
ein eigenständiges Familienunternehmen
bleiben. Das Wichtigste für uns ist, den besten
Ski herzustellen und die Qualität auf dem
höchstmöglichen Level zu halten. Deshalb
fliesst bei uns auch jeder Rappen wieder in unser
Produkt zurück.
Marco Kuonen: Kurz vor Corona haben wir zudem
mit unseren «OFF»-Tourenski einen komplett
neuen Brand entwickelt, der ebenfalls
sehr viel versprechend angelaufen ist und sich
am Markt bereits sehr gut etabliert hat.
Ihr betreibt kein Marketing. Wie
verkaufen sich eure Ski?
Jean-Pierre Erni: Wir machen schon Marketing,
aber auf unsere Art. Wir leben zum einen
durch die Empfehlung unserer Verkaufspartner
im Fachhandel; deshalb legen wir sehr
grossen Wert auf die Ausbildung und den persönlichen
Kontakt zu all unseren Verkaufsstellen.
Darüber hinaus setzen wir auf Mund-zu-
Mund-Propaganda – die besten Ambassadoren
sind die Mitglieder unserer AK Family, die von
unseren Ski schwärmen und uns dadurch weiterempfehlen.
AK Ski sind nicht gerade günstig. Ist
das ein Nachteil am Markt?
Francesca Kuonen: Wer nur einmal pro Saison
für ein paar Tage auf die Ski steht, wird sich
keinen AK kaufen, das ist absolut okay. Es ist
Meine FIRMA
32 01/2024