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Meine Firma 1/2024

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

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1 | <strong>2024</strong><br />

<strong>Meine</strong>FIRMA<br />

Das KMU-Magazin der AXA<br />

Innovationsmanagement<br />

leicht<br />

gemacht<br />

Seite 8<br />

ChatGPT & Co. –<br />

das können<br />

die neuen Chatbots<br />

Seite 20<br />

Die jungen Wilden<br />

Sie stehen für Lifestyle, Emotionen, Authentizität und<br />

Exklusivität: Jean-Pierre Erni, Francesca und Marco Kuonen<br />

machen Ski aus Leidenschaft.<br />

Seite 30


Mein Stolz<br />

Alexandre Vacher,<br />

CEO Physiodermie<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

Für strahlende Haut<br />

2<br />

Das Schweizer Unternehmen Physiodermie wurde<br />

1974 von einem Biologen gegründet. Unsere ursprüngliche<br />

Vision – nämlich wirksame und natürliche<br />

Pflegeformeln für Haut und Haare zu entwickeln<br />

– verfolgen wir unverändert. Unsere erstklassigen<br />

Kosmetik- und Anti-Aging-Produkte entwickeln und<br />

produzieren wir in unserem Labor in Genf. Dabei<br />

ist es die Kombination aus klinischer Wirksamkeit<br />

und nachhaltigen Inhaltsstoffen, dank der sich die<br />

Marke nicht nur auf dem Schweizer Markt, sondern<br />

auch im Ausland etablieren konnte. Beispielsweise<br />

in Asien, wo wir zwei Tochtergesellschaften unterhalten.<br />

Unser Know-how exportieren wir rund um<br />

die Welt in mehr als 20 Länder. Wir haben entschieden,<br />

unsere Strategie auf Unternehmen – wie Spas<br />

und Kliniken für ästhetische Medizin – auszurichten.<br />

Dort werden die Therapeutinnen und Therapeuten<br />

von uns darin ausgebildet, massgeschneiderte<br />

Behandlungen für jeden Hauttyp zusammenzustellen.<br />

So ist Physiodermie die erste Wahl in renommierten<br />

Einrichtungen wie dem Tschuggen Grand<br />

Hotel in Arosa oder dem Lausanne Palace. Ich habe<br />

die <strong>Firma</strong> 2017 übernommen. Zusammen mit dem<br />

bestehenden Team und neuen Mitarbeitenden ist es<br />

uns gelungen, den Umsatz innerhalb von nur sechs<br />

Jahren zu verdreifachen und Physiodermie neue<br />

Impulse zu geben.<br />

physiodermie.com<br />

01/<strong>2024</strong><br />

Foto: Fred Merz/lundi13.ch


Mein Stolz<br />

Lidija Marković,<br />

Gründerin und Inhaberin<br />

von Wheely Pop<br />

Für strahlende Kinderaugen<br />

Fahrräder haben mich schon als Kind begeistert, ich<br />

bin mehrere Jahre BMX gefahren. Trotzdem habe<br />

ich später eine Ausbildung im Detailhandel gemacht<br />

und danach in verschiedenen Branchen gearbeitet,<br />

unter anderem auch eine Bar geführt. Als diese<br />

schliessen musste, wusste ich kurzzeitig nicht, wie es<br />

weitergehen sollte. Ein neuer Plan musste her. Schon<br />

immer hatten mich die Velokuriere fasziniert, die in<br />

der Stadt Zürich herumflitzten. Also kaufte ich mir<br />

ein gebrauchtes Rennrad und fing an zu trainieren.<br />

Ein paar Jahre arbeitete ich dann tatsächlich als Velokurierin,<br />

danach ermöglichte mir ein Veloladen in<br />

Zürich den Quereinstieg als Verkäuferin und Werkstattmitarbeiterin.<br />

Dabei fiel mir auf, dass es keine<br />

Veloläden ausschliesslich für Kinder gibt; meist stehen<br />

nur ein paar einzelne Exemplare in einer Ecke<br />

rum. Mit Wheely Pop habe ich mir im März 2022<br />

meinen Traum vom eigenen Geschäft ermöglicht<br />

und damit eine bunte und fröhliche Welt für Kinder<br />

geschaffen. Neben dem Verk auf und der Reparatur<br />

biete ich auch einen Umtauschservice an: Sind die<br />

Kinder aus dem Velo herausgewachsen und ist es<br />

noch in einem guten Zustand, kann es für ein grösseres<br />

gegen Reduktion des Kaufpreises eingetauscht<br />

werden. Für mich gibt es nichts Schöneres als die<br />

strahlenden Augen, wenn die Kinder ihr erstes eigenes<br />

Velo bekommen.<br />

wheelypop.ch<br />

<strong>Meine</strong> 01/<strong>2024</strong>FIRMA<br />

3 <strong>Meine</strong> 03/2023 FIRMA


Nie aufgeben.<br />

Überleben<br />

sichern.JETZT<br />

SPENDEN:<br />

UNICEF.CH<br />

© UNICEF/CH-LI/Sukali


Inhalt<br />

Fotos: Dan Cermak; sutterstock.com; Herbert Zimmermann<br />

7<br />

8<br />

14<br />

19<br />

20<br />

22<br />

25<br />

26<br />

30<br />

2<br />

3<br />

34<br />

35<br />

18<br />

Erfolg<br />

Innovationsmanagement:<br />

So bleibt man auch als<br />

traditionsreiches Unternehmen<br />

am Puls der Zeit.<br />

Fringe Benefits: Bloss ein<br />

Trend oder Wettbewerbsvorteil<br />

im Kampf um<br />

Talente?<br />

Sicherheit<br />

ChatGPT und Co.: Wie<br />

künstliche Intelligenz<br />

auch von KMU hilfreich<br />

genutzt werden kann.<br />

Studie: Ein Grossteil der<br />

Schweizer KMU leidet<br />

unter psychisch bedingten<br />

Arbeitsausfällen.<br />

Verantwortung<br />

Cybersecurity: So schützt<br />

man sich vor unliebsamen<br />

Eindringlingen.<br />

Interview: Sie machen Ski<br />

aus Leidenschaft – drei<br />

junge Wilde aus Stansstad<br />

revolutionieren mit<br />

AK Ski den konservativen<br />

Skizirkus.<br />

Rubriken<br />

Mein Stolz<br />

Alexandre Vacher <br />

Lidija Marković <br />

Matthias Erb <br />

Remo Riebel <br />

Grafik: Frauenpower <br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: AXA, Newsroom<br />

8<br />

22<br />

30<br />

Wir sind auch auf LinkedIn. Besuchen Sie uns unter<br />

www.linkedin.com/company/meine-firma für spannende Inhalte auch online.<br />

Adresse der Redaktion: AXA «<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>», Römerstrasse 17, 8400 Winterthur, www.meine-firma.ch,<br />

E-Mail: meine.firma@axa.ch<br />

Redaktion: Melanie Ade (Leitung) Mitarbeit an dieser Ausgabe: Joëlle Jeitler Online: Urs Wildi<br />

Übersetzung: Language Services, AXA Gestaltung und Produktion: Der Layouter, Marco Vara,<br />

AXA Newsroom Druck und Versand: Swissprinters AG, Brühlstrasse 5, CH-4800 Zofingen<br />

Erscheinungsweise: dreimal jährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch<br />

Gesamtauflage: 84’000 Anzeigenverkauf: Galledia Fachmedien AG, Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil,<br />

ornella.assalve@galledia.ch, www.galledia.ch<br />

Adressänderungen und Abbestellungen: Bitte per Mail an meine.firma@axa.ch<br />

Drucksache<br />

myclimate.org/01-24-376195<br />

Editorial<br />

Innovieren<br />

geht über<br />

studieren<br />

Melanie Ade<br />

Chefredaktorin<br />

«<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>»<br />

Der wirtschaftliche Erfolg der<br />

Schweiz beruht zu einem grossen<br />

Teil auf der Innovationsfähigkeit<br />

ihrer Unternehmen. Gerade KMU<br />

haben aber meist nicht die nötigen<br />

Ressourcen, um ein eigenes Innovationsmanagement<br />

aufzubauen, und<br />

im hektischen Alltagsgeschäft fällt<br />

das Innovieren häufig dem operativen<br />

Geschäft zum Opfer. Trotzdem<br />

ist Innovationsmanagement ein<br />

wichtiger Faktor für das Wachstum<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit von<br />

KMU und sollte entsprechend im<br />

Unternehmen verankert sein. Wir<br />

zeigen, wie jedes KMU mit einfachen<br />

Mitteln seine Innovationsfähigkeit<br />

steigern und sich so von<br />

seinen Mitbewerbern abheben kann.<br />

Apropos Wettbewerbsfähigkeit: Die<br />

wird auch angesichts des heute vorherrschenden<br />

Fachkräftemangels<br />

immer wichtiger beim sogenannten<br />

«War of Talents». Ein entscheidender<br />

Vorteil beim Konkurrenzkampf<br />

um qualifizierte Mitarbeitende können<br />

attraktive Lohnnebenleistungen<br />

sein. Fringe Benefits sollen zudem<br />

dazu beitragen, Mitarbeitende<br />

langfristig an das Unternehmen zu<br />

binden und die Arbeitszufriedenheit<br />

zu erhöhen. Weshalb der kostenlose<br />

Firmenparkplatz oder der grosszügige<br />

Vorsorgebeitrag am Ende des<br />

Tages aber doch keine gute Unternehmenskultur<br />

ersetzen, lesen Sie<br />

in dieser Ausgabe.<br />

Viel Spass bei der Lektüre!<br />

01/<strong>2024</strong> 5<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


DIE GRAFIK: INVENTING IN SWITZERLAND<br />

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<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

6 02/2023


Erfolg<br />

Leserfrage<br />

Schutz vor<br />

Elementarschäden<br />

Bietet die Bauwesen-Versicherung<br />

auch Versicherungsschutz gegen Feuerund<br />

Elementarschäden an Gebäuden?<br />

S. F., Crans Montana<br />

Gegen Erdrutsch, Blitzschlag, Überschwemmungen,<br />

Stürme usw. schützt die Bauzeit-<br />

Versicherung. Sie ist in den meisten Kantonen<br />

für Gebäude obligatorisch und wird<br />

über eine kantonale Gebäudeversicherung<br />

abgeschlossen. Es gibt aber auch Ausnahmen.<br />

Im Kanton Schwyz beispielsweise ist<br />

die Bauzeit-Versicherung zwar obligatorisch,<br />

es gibt aber keine kantonale Versicherungslösung.<br />

In den sogenannten GUSTAVO-Kantonen<br />

(Genf, Uri, Schwyz, Tessin, Appenzell<br />

Innerrhoden, Valais/Wallis, Obwalden) muss<br />

sich der Bauherr bei einem privaten Versicherer<br />

um entsprechenden Versicherungsschutz<br />

bemühen. Oder es besteht gar keine<br />

Versicherungspflicht, unter anderem im<br />

Kanton Tessin: Da muss sich der Bauherr<br />

selbst um den Versicherungsschutz gegen<br />

Feuer- und Elementarschäden kümmern. In<br />

Kantonen mit einer kantonalen Gebäudeversicherung<br />

sind in der Bauwesen-Versicherung<br />

Feuer- und Elementarschäden in<br />

Ergänzung (subsidiäre Deckung) zur<br />

Bauzeit-Versicherung der kantonalen Gebäudeversicherung<br />

versichert. In Kantonen<br />

ohne kantonale Gebäudeversicherung<br />

können Feuer- und Elementarschäden als<br />

Zusatzdeckung in die Bauwesen-Versicherung<br />

eingeschlossen werden. Wie es um die<br />

Bauzeit-Versicherung in Ihrem Kanton steht,<br />

erfahren Sie beim Architekten, bei Ihrem<br />

Versicherer oder auch online.<br />

Gian Urs Jezek,<br />

Underwriting<br />

Bauversicherungen<br />

Fotos: Marco Vara; iStockphoto/Simon Skafar<br />

Flottenmanagement: AXA<br />

übernimmt KMU CarNet<br />

Die AXA Schweiz übernimmt den Schweizer Flottenmanager CarNet<br />

und beabsichtigt, das KMU schrittweise in ihre Tochtergesellschaft<br />

AXA Mobility Services AG (AMS) zu integrieren. Durch die Übernahme<br />

stärkt der Mobilitätsanbieter seine Marktposition und baut seinen<br />

umfassenden Flottenservice weiter aus. Künftig bietet AMS einen idealen<br />

Mix aus langjähriger Erfahrung und digitalem Know-how. Die<br />

Kundinnen und Kunden profitieren von einfachen, preiswerten und<br />

bedürfnisgerechten Leistungen im Flottenmanagement. «Mit CarNet<br />

haben wir ein bestens aufgestelltes Unternehmen gefunden, das unsere<br />

Werte teilt und unsere Fähigkeiten optimal ergänzt. Durch die Integration<br />

können wir unsere Stärken in einem Unternehmen bündeln,<br />

Synergien nutzen und unser Wachstum beschleunigen», sagt Mensur<br />

Jasari, CEO von AMS. Für die Mitarbeitenden der Unternehmen ändert<br />

sich vorerst nichts. Die Angestellten werden weiterbeschäftigt, der<br />

Standort von CarNet in Schlieren bleibt bis auf Weiteres bestehen.<br />

Tania und Daniel Lanz, bisherige Inhaber von CarNet: «Wir suchten<br />

einen Partner, der nachhaltig in die Mobilitätslösungen der Zukunft<br />

investieren wird. In der AXA Schweiz haben wir eine Partnerin gefunden,<br />

die unser Geschäft versteht und genauso eng mit Mitarbeitenden<br />

und Kundinnen und Kunden zusammenarbeitet, wie wir es die letzten<br />

25 Jahre getan haben. Nun können wir unsere Services einem noch<br />

grösseren Kundenkreis zur Verfügung stellen und das Unternehmen<br />

in eine sichere Zukunft führen.»<br />

«Unsere Familie hat immer langfristig vorausgedacht, sich<br />

nicht auf dem Erfolg des Unternehmens ausgeruht.»<br />

Carl Elsener, CEO Victorinox . Seite 12<br />

01/<strong>2024</strong> 7<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


INNOVATIONSMANAGEMENT<br />

Einfach mal<br />

querdenken<br />

Die heute oft hart umkämpften Märkte verlangen immer mehr nach Innovation<br />

im Unternehmertum, doch viele KMU tun sich schwer damit, aus<br />

einer guten Idee ein marktfähiges Produkt zu entwickeln. Dabei braucht es<br />

manchmal gar nicht viel, um die eigene Innovationsfähigkeit zu steigern.<br />

Text Melanie Ade Fotos Dan Cermak<br />

Mit dem Begriff Innovation verbindet<br />

man oftmals junge Entrepreneurs<br />

und Start-ups, die sich<br />

in den Technoparks dieses Landes<br />

tummeln, literweise Starbucks-Kaffee<br />

schlürfen und innovative digitale<br />

Lösungen entwickeln. Doch auch für etablierte<br />

oder traditionelle KMU ist das Thema relevant,<br />

um am Puls der Zeit zu bleiben. «Viele Start-ups<br />

und KMU haben selbst keine Innovationsteams<br />

oder -verantwortlichen – und brauchen diese<br />

auch nicht», meint Claudia Bienentreu, Head<br />

Open Innovation bei der AXA Schweiz. Denn:<br />

«Die meisten KMU sind von Natur aus innovationsfreudig,<br />

da sie darauf angewiesen sind, ihre<br />

Lösungen und Produkte kontinuierlich weiterzuentwickeln,<br />

um überhaupt wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben. Innovationsfähigkeit steckt deshalb<br />

quasi in ihrer DNA.»<br />

Erschliessung neuer Zielgruppen<br />

Das lebt man auch in den Rimuss Kellereien in<br />

Hallau: «Die Marke Rimuss hat in der Schweiz<br />

eine ungestützte Markenbekanntheit von über<br />

90 Prozent, mit dem legendären Claim ‹Mit Rimuss<br />

stossed alli a› verbinden viele Erwachsene<br />

Kindheitserinnerungen», sagt Micha Davaz,<br />

Geschäftsführer der Rimuss & Strada Wein AG.<br />

Trotzdem sei es ein Trugschluss zu glauben,<br />

dass eine Traditionsmarke wie Rimuss nur auf<br />

Bewährtes setzen kann. «Um langfristig erfolgreich<br />

zu sein, sind wir auf Innovationen angewiesen»,<br />

so der 30-Jährige. Da Rimuss im Bereich<br />

des Familienchampagners bereits einen sehr hohen<br />

Marktanteil aufweist, sind die Wachstumsraten<br />

im bestehenden Segment überschaubar,<br />

sagt Micha Davaz. Das Unternehmen setzt deshalb<br />

auf die Erschliessung neuer Zielgruppen:<br />

«Wir stellen fest, dass gerade jüngere Menschen<br />

zunehmend und aus verschiedenen Gründen alkoholfrei<br />

geniessen und trotzdem nicht auf das<br />

Feeling eines Schaumweins verzichten wollen.<br />

In diesem Segment wachsen wir stärker, entsprechend<br />

setzen wir unsere Ressourcen im Innovationsmanagement<br />

auch prioritär hier ein.»<br />

Neuer Brand, neues Glück<br />

Doch auch bei der Erschliessung neuer Geschäftsfelder<br />

sieht Micha Davaz grosses Potenzial: «Die<br />

Nachfrage nach alkoholfreien Schaumweinen<br />

ist auch in der Gastronomie sehr hoch, oftmals<br />

zieren sich die Gastrobetriebe aber, Getränke auf<br />

die Karte zu setzen, die im Detailhandel erhältlich<br />

sind.» Im Fall von Rimuss komme erschwerend<br />

hinzu, dass die Marke nicht als Getränk<br />

für Erwachsene wahrgenommen werde. Darüber<br />

könne man sich ärgern – oder eine Lösung<br />

suchen, so der passionierte Winzer: «Wir haben<br />

eigens für die Gastronomie einen neuen Brand<br />

entwickelt: ‹Zero’sì by Rimuss› ist ein Schaumwein<br />

für alle, die gerne stilvoll geniessen. Mit<br />

dieser Marke können wir jetzt auch in der Gastronomie<br />

wachsen, weil der Inhalt überzeugt.»<br />

Die grösste Herausforderung beim Innovationsmanagement<br />

sieht Micha Davaz darin, sich<br />

nicht zu verzetteln, sondern sich auf eine Idee<br />

zu fokussieren und diese dann voranzutreiben.<br />

«Im hektischen Alltag ist Innovationsmanagement<br />

eine Herausforderung. Es ist Führungsaufgabe,<br />

diese Herausforderung zu erkennen<br />

und den nötigen Raum zu schaffen. Eine gute<br />

Planung und ein regelmässiger Sitzungsrhythmus<br />

sind dabei unabdingbar.» Bei Rimuss treffe<br />

man sich wöchentlich im Innovationsteam, welches<br />

sich aus ideenreichen Köpfen der Bereiche<br />

Produktion, Marketing und Verkauf zusammensetze.<br />

«Die Meetings helfen uns, strukturiert<br />

vorwärtszugehen. Wir haben zudem eine aktive<br />

Projektliste sowie eine Backup-Ideenliste, die<br />

wir sehr konsequent auseinanderhalten. Sonst<br />

besteht die Gefahr, dass die anfängliche Power<br />

auf dem Weg verloren geht.»<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Seit 1954 schafft Rimuss zu<br />

feierlichen Anlässen gemeinsame<br />

Momente der Freude.<br />

Ursprünglich als Familienchampagner<br />

entwickelt, hat<br />

sich die Marke zum beliebten<br />

Apéro-Getränk für jede Generation<br />

und jede Gelegenheit<br />

entwickelt. Gegründet wurde<br />

das Unternehmen durch<br />

Jakob Rahm in Hallau, 2017<br />

übernahm die Winzerfamilie<br />

Davaz die Kellerei. Heute<br />

gehört das Unternehmen zur<br />

Rimuss & Strada Wein AG und<br />

beschäftigt 35 Mitarbeitende.<br />

rimuss.ch<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

8 01/<strong>2024</strong>


Hat die Marke Rimuss mit neuen<br />

Produktlinien und genussvollen<br />

Brands für Erwachsene ergänzt<br />

und damit in die Zukunft geführt:<br />

Micha Davaz, Geschäftsführer der<br />

Rimuss & Strada Wein AG.<br />

01/<strong>2024</strong> 9<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Tauscht sich regelmässig mit<br />

Kundinnen und Kunden aus und<br />

macht sie so zu Mitgestaltern<br />

bei Produktinnovationen:<br />

Maestrani-CEO Christoph<br />

Birchler.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA 10<br />

01/<strong>2024</strong>


INNOVATIONSMANAGEMENT<br />

«Die Ansprüche der Konsumenten ändern sich, neue Trends<br />

entstehen. Da darf man als Marke nicht stehenbleiben.»<br />

Christoph Birchler, CEO Maestrani<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Seit 1852 produziert Maestrani<br />

in der Schweiz Schokolade<br />

– besonders bekannt<br />

sind die Marken Minor und<br />

Munz. Die Aktiengesellschaft<br />

in Familienbesitz hat heute<br />

ihren Sitz und Produktionsstandort<br />

in der Gemeinde<br />

Flawil SG und beschäftigt<br />

rund 160 Mitarbeitende.<br />

Seit 2017 ermöglicht zudem<br />

die Schokoladen-Erlebniswelt<br />

«Chocolarium» einen<br />

direkten Einblick in die<br />

Live-Produktion und kommt<br />

mit seinen Naschstationen<br />

insbesondere bei Familien<br />

gut an.<br />

maestrani.ch<br />

Dem Zeitgeist gerecht werden<br />

Auch beim Schokoladenproduzenten Maestrani<br />

wird das Thema Innovation konsequent umgesetzt,<br />

wie CEO Christoph Birchler sagt: «Die<br />

Ansprüche der Konsumenten ändern sich, neue<br />

Trends entstehen. Da darf man als Marke nicht<br />

stehenbleiben, sondern muss sich weiterentwickeln,<br />

um dem Zeitgeist gerecht zu werden.<br />

Innovationsmanagement ist deshalb ein wichtiger<br />

Teil der Markenführung, gerade für uns<br />

Traditionsunternehmen.» Da man nun aber das<br />

Original-Minor seit 1923 mit exakt derselben Rezeptur<br />

herstelle und nicht einfach mehr Kakao<br />

hinzufügen oder Zucker reduzieren könne, innoviert<br />

man bei Maestrani mit Produkten, welche<br />

das Portfolio ergänzen und abrunden. «Dadurch<br />

können wir sicherstellen, dass wir die Nähe zu<br />

allen Konsumenten behalten und sowohl bestehende<br />

Kunden immer wieder von Neuem begeistern<br />

als auch neue dazugewinnen», erklärt<br />

der CEO. So entstanden 2021 auch die beiden<br />

veganen Varianten Almond und Dark mit 60<br />

Prozent Kakaoanteil. Mit der Lancierung der beiden<br />

Produkte stieg erfreulicherweise auch der<br />

Umsatz beim klassischen Minor wieder an. «Mit<br />

Produktinnovationen aktiviert man eine Marke<br />

natürlich auch, weil sie mit deren Vermarktung<br />

wieder sichtbarer wird. Wir arbeiten deshalb oft<br />

mit limitierten Editionen, die vor allem dazu da<br />

sind, unseren Brand wieder in die Köpfe der Konsumenten<br />

zu bringen», erklärt Birchler.<br />

Geschwindigkeit ist entscheidend<br />

Entscheidend beim Innovationsprozess sei die<br />

Geschwindigkeit, sagt der Maestrani-CEO: «Der<br />

Platz in den Supermarktregalen ist enorm umkämpft,<br />

und als mittelgrosser Produzent müssen<br />

wir gegen internationale Multikonzerne bestehen.»<br />

Einen erheblichen Vorteil sieht er deshalb<br />

im Standort Flawil: «Im Gegensatz zu den grossen<br />

Multis haben wir sowohl die Forschung als auch<br />

die Produktion unter einem Dach und dadurch<br />

kurze Wege. Mit unserer Erlebniswelt ‹Chocolarium›<br />

haben wir zudem die Konsumenten direkt<br />

bei uns vor Ort, das nutzen wir aktiv. Im direkten<br />

Austausch mit unseren Kunden können wir<br />

ihr Feedback laufend einarbeiten und machen<br />

sie dadurch zu Mitgestaltern.» Die Bedürfnisse<br />

der Kunden genau zu kennen und diese aktiv in<br />

den Innovationsprozess einzubinden, sei unerlässlich,<br />

sagt auch Innovationsexpertin Claudia<br />

Bienentreu: «Die Zielgruppe sollte stets im Zentrum<br />

stehen und ihr Feedback regelmässig abgeholt<br />

werden. Nur so kann man vermeiden, dass<br />

man an ungeeigneten Ideen festhält. Es braucht<br />

einen konstanten Fluss an Inspiration und den<br />

Mut, Projekte fallenzulassen, wenn sie keinem<br />

Bedürfnis entsprechen.»<br />

Marke sichtbarer machen<br />

Ihre erste bahnbrechende Innovation verdankt<br />

die Victorinox AG ihrem Gründer Karl Elsener,<br />

der 1897 das Schweizer Offiziers- und Sportmesser<br />

entwickelte und damit den Grundstein für<br />

das heutige Unternehmen legte. Noch heute ist<br />

die Innovation von damals die Grundlage für<br />

jede Weiterentwicklung, wie CEO Carl Elsener<br />

sagt. «Unsere Familie hat immer langfristig<br />

vorausgedacht, sich nicht auf dem Erfolg des<br />

Unternehmens ausgeruht. Wir wollen unsere<br />

Innovationskraft trotz unseres 140-jährigen<br />

Bestehens erhalten und stärken», so der 65-Jährige.<br />

Schon früh entschied sich das Unternehmen,<br />

nicht nur auf ein einzelnes Standbein zu<br />

setzen. 1989 erfolgte deshalb der Markteintritt<br />

ins amerikanische Uhrengeschäft, zehn Jahre<br />

später folgte die Sparte Reisegepäck, heute produziert<br />

das Unternehmen auch Küchenmesser<br />

und Parfums. «Ein Taschenmesser trägt man<br />

üblicherweise – wie der Name schon sagt – in<br />

der Hosentasche. Wir mussten unsere Marke<br />

sichtbar machen, um unseren Erfolg langfristig<br />

zu sichern», erklärt Carl Elsener.<br />

Zudem sei der Markt für Taschenmesser stark<br />

durch soziale und geopolitische Entwicklungen<br />

geprägt, nach 9/11 sei der Umsatz von Victorinox<br />

um 30 Prozent eingebrochen. Und auch<br />

heute spielt das Thema Sicherheit eine wichtige<br />

Rolle. «Wir mussten innovativ werden und uns<br />

überlegen, wie wir zusätzliche Multifunktions-<br />

Tools entwickeln können, die etwa keine Klingen<br />

enthalten», so der CEO. Daraus entstanden<br />

ist eine diversifizierte Produktpalette, die Victorinox<br />

dabei hilft, zusätzliche Zielgruppen und<br />

Geschäftsfelder zu erschliessen.<br />

Die Expertin<br />

Claudia Bienentreu arbeitet seit 2008 bei der AXA<br />

Schweiz, seit 2018 leitet sie das Open-Innovation-<br />

Team. Als Dozentin an der HWZ teilt sie ihr Innovations-Know-how<br />

und ihre Erfahrung gerne mit<br />

anderen und lernt am liebsten selbst jeden Tag<br />

etwas Neues dazu.<br />

▶<br />

01/<strong>2024</strong> 11<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


INNOVATIONSMANAGEMENT<br />

«Wir mussten unsere Marke sichtbar machen,<br />

um unseren Erfolg langfristig zu sichern.»<br />

Carl Elsener, CEO Victorinox<br />

Carl Elsener ist überzeugt, dass Innovationsmanagement<br />

einen hohen strategischen Stellenwert<br />

im Unternehmen haben muss und idealerweise<br />

in der Geschäftsleitung angegliedert<br />

ist, um die nötige Schlagkraft zu entwickeln.<br />

Und dass man innerhalb der Organisation einen<br />

Bereich schaffen sollte, der losgelöst vom<br />

hektischen Berufsalltag die Möglichkeit hat,<br />

an völlig neuen Themen und Ideen zu arbeiten.<br />

«Im operativen Tagesgeschäft ist es sehr<br />

schwierig, wirklich innovativ und in neuen<br />

Bahnen zu denken.» Er hat deshalb ein Innovationsteam<br />

ins Leben gerufen, welches das<br />

Thema noch stärker im Unternehmen verankern<br />

soll und neben der Entwicklung einer<br />

Innovationsstrategie und der Definition geeigneter<br />

Innovationsfelder auch andere Unternehmensbereiche<br />

im Innovationsprozess<br />

begleiten und befähigen soll. Gemäss Expertin<br />

Claudia Bienentreu ist ein strukturelles Vorgehen<br />

entscheidend: «Nicht selten entstehen<br />

grandiose Ideen, verlaufen jedoch im Sand, sei<br />

es aufgrund von mühsamen Prozessen oder<br />

mangelnden Ressourcen. Um dem entgegenzuwirken,<br />

ist es essenziell, klare Prozesse und<br />

Verantwortlichkeiten zu etablieren.»<br />

Mut gehört dazu<br />

Einen zusätzlichen Tipp hat die Innovationschefin<br />

der AXA zum Schluss noch: «Klein anfangen»,<br />

rät Claudia Bienentreu. «Für ein KMU<br />

lohnt es sich beispielsweise, erst mal ein Feld<br />

zu identifizieren, in dem man aktiv werden<br />

möchte, und hierzu Ideen zu sammeln.» Ob<br />

durch Workshops oder Gespräche mit Mitarbeitenden<br />

sowie Kundinnen und Kunden – der<br />

direkte Austausch bringt wertvolle Einsichten<br />

und kann schnell und ohne grossen Aufwand<br />

realisiert werden. Oftmals entdeckt man so gut<br />

umsetzbare Möglichkeiten zur Verbesserung eines<br />

Produkts oder zur Weiterentwicklung von<br />

Prozessen. Und wenn sich herausstellt, dass<br />

grössere Veränderungen nötig sind? «Dann<br />

kann es sich lohnen, das Investment zu wagen,<br />

sei es in eine neue Produktlinie oder in die Erprobung<br />

neuer Vertriebswege», so Bienentreu.<br />

Mutig sein gehöre zur Innovation eben auch<br />

dazu. Nicht zuletzt ist es für KMU aber auch<br />

wichtig zu wissen, dass sie nicht alle Herausforderungen<br />

allein bewältigen müssen. «KMU sollten<br />

unbedingt das Angebot von staatlichen Stellen<br />

oder anderen Organisationen nutzen, die<br />

speziell darauf ausgerichtet sind, Innovation in<br />

KMU zu unterstützen, und dazu entsprechende<br />

Finanzierungsmöglichkeiten bieten.» ●<br />

Bausteine zum Erfolg<br />

1 <br />

Innovation muss in die Strategie einfliessen<br />

Es ist wichtig, dass Ihre Innovationsbemühungen<br />

nachhaltig direkt in Ihre Unternehmensstrategie einfliessen.<br />

Planen Sie Ihre nächsten Schritte für morgen<br />

und fragen Sie sich: In welcher Nische können Sie in<br />

Zukunft brillieren? Wo haben Sie einzigartiges Knowhow?<br />

Kombinieren Sie Ihre Überlegungen mit aktuellen<br />

Markt- und Trendanalysen, um innovative Ideen<br />

für künftige Angebote zu sammeln. So schaffen Sie es,<br />

sich langfristig von der Konkurrenz abzuheben.<br />

2 <br />

Die Rolle der Geschäftsleitung<br />

Die Ausrichtung Ihrer Innovationsstrategie sollte von<br />

der Geschäftsleitung bewusst entschieden werden. Wo<br />

wollen Sie mit Ihrem Unternehmen hin? Diese Frage<br />

sollte im Zentrum Ihrer Überlegungen stehen. Eine<br />

starke Führung durch die Geschäftsleitung und ein<br />

interessiertes Management sind dabei unerlässlich.<br />

Geben Sie klare Vorgaben und zeigen Sie den Weg in<br />

die Zukunft auf.<br />

3 <br />

Klarheit schafft bessere Ideen<br />

Indem Sie ein klares Ziel kommunizieren und dabei<br />

die Stärken Ihrer Strategie betonen, schaffen Sie für<br />

Ihre Mitarbeitenden den Raum, den diese brauchen,<br />

um innovativ zu sein. Das Resultat sind bessere, zielgerichtete<br />

Ideen, die Ihrem Unternehmen einen echten<br />

Mehrwert bringen.<br />

4 <br />

Ressourcen gezielt einsetzen<br />

Als KMU müssen Sie genau abwägen, wo Sie Ihre Zeit<br />

und Ihre Ressourcen investieren. Es geht darum, sinnvolle<br />

Ziele zu setzen, wie etwa die Erschliessung eines<br />

neuen Kundensegments im kommenden Jahr. Durch<br />

das Setzen und Messen solcher Ziele gewinnen Sie<br />

nicht nur Zeit, sondern auch die notwendige Motivation,<br />

um Ihre Ambitionen zu verwirklichen.<br />

5 <br />

Schritt für Schritt eine Innovationskultur aufbauen<br />

Fördern Sie die Kreativität Ihrer Mitarbeitenden, indem<br />

Sie als Unternehmen die Angst vor dem Scheitern<br />

ablegen und grossartige Ideen anerkennen. Verzichten<br />

Sie zudem auf siloartige Strukturen, viel besser funktioniert<br />

Innovation in bereichsübergreifenden Teams.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Victorinox ist ein weltweit<br />

tätiges Familienunternehmen,<br />

das heute in der vierten<br />

Generation geführt wird. Der<br />

Hauptsitz des Unternehmens<br />

befindet sich in Ibach SZ.<br />

Hier gründete Karl Elsener<br />

1884 seine Messerschmiede<br />

und entwickelte wenige<br />

Jahre später das legendäre<br />

«Original Swiss Army Knife».<br />

Inzwischen produziert das<br />

Unternehmen nicht nur die<br />

weltbekannten Taschenmesser,<br />

sondern auch Haushaltsund<br />

Berufsmesser, Uhren,<br />

Reisegepäck und Parfums.<br />

victorinox.com<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

12 01/<strong>2024</strong>


Denkt lieber langfristig,<br />

anstatt sich auf vergangenen<br />

Erfolgen auszuruhen:<br />

Victorinox-CEO Carl Elsener<br />

mit dem Herzstück der <strong>Firma</strong>,<br />

dem berühmten Schweizer<br />

Sackmesser.<br />

01/<strong>2024</strong> 13<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


FRINGE BENEFITS<br />

Die HR-Leiterin der Impag AG,<br />

Monica Bernardi, ist überzeugt,<br />

dass Fringe Benefits eine<br />

wichtige Rolle bei der Mitarbeiterbindung<br />

spielen.<br />

Vom Gratiskaffee zum<br />

Vorsorgebeitrag<br />

Attraktive Lohnnebenleistungen sind weit mehr als ein Trend, sondern ein wichtiges Werkzeug<br />

bei der Mitarbeiterbindung. Eine gute Unternehmenskultur, Anerkennung und Weiterentwicklungsmöglichkeiten<br />

bleiben aus Sicht der Arbeitnehmenden aber genauso wichtig.<br />

Text Melanie Ade Fotos Marco Vara<br />

Fringe Benefits – oder eben Lohnnebenleistungen<br />

– gehören mittlerweile<br />

zum guten Ton: Gemäss Bundesamt<br />

für Statistik setzen knapp 80 Prozent<br />

der Schweizer Unternehmen auf Zusatzleistungen<br />

und Vergünstigungen. Und das<br />

nicht ohne Grund, wie Ivan Brustlein, CEO der<br />

digitalen Plattform für Lohnnebenleistungen<br />

Swibeco, sagt: «Fringe Benefits können die<br />

Mitarbeiterbindung stärken, die Rekrutierung<br />

von Talenten erleichtern und die allgemeine<br />

Arbeitszufriedenheit steigern, was erwiesenermassen<br />

auch die Produktivität erhöht. Durch<br />

attraktive Zusatzleistungen können Unternehmen<br />

eine positive Arbeitsumgebung fördern<br />

und einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt<br />

erlangen.»<br />

Zusatzleistungen als Wertschätzung<br />

Das weiss und lebt man auch bei der Impag AG<br />

aus Zürich. Hier profitieren die Mitarbeitenden<br />

nicht nur von umfassenden Sozialleistun­<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

14 01/<strong>2024</strong>


FRINGE BENEFITS<br />

Monika Zemp, Co-CEO der<br />

Hunziker Partner AG, setzt<br />

generell auf eine offene und<br />

wertschätzende Unternehmenskultur.<br />

Legende<br />

gen, einer privaten Unfallversicherung und<br />

verschiedenen Gesundheitsangeboten, wie<br />

Massagen und ergonomischen Arbeitsplätzen,<br />

sondern auch von individuellen Weiterentwicklungs-<br />

und Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

«Fringe Benefits sind ein wichtiges Instrument<br />

für uns und unterstreichen unser Engagement<br />

für die berufliche Entwicklung und das<br />

Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden. Sie<br />

gehören zum Thema Wertschätzung genauso<br />

dazu wie ein zeitgemässes Salärmodell, welches<br />

Leistungsbereitschaft, Commitment und<br />

Engagement anerkennt», so Monica Bernardi.<br />

Die HR-Leiterin des international tätigen Handelsunternehmens<br />

ist überzeugt: «In unserer<br />

Branche spielen die Lohnnebenleistungen eine<br />

wichtige Rolle, um die Mitarbeiterbindung zu<br />

stärken und die besten Talente anzuziehen.»<br />

Unterschiedliche Bedürfnisse<br />

berücksichtigen<br />

Das bestätigt Swibeco-CEO Ivan Brustlein und<br />

ergänzt: «Fringe Benefits sollten den grösstmöglichen<br />

Nutzen für die Mitarbeitenden<br />

generieren. KMU sollten bei der Festlegung<br />

ihrer Lohnnebenleistungen deshalb die Bedürfnisse<br />

ihrer Mitarbeitenden stets sorgfältig<br />

analysieren. Junge Arbeitnehmer suchen<br />

heute verstärkt nach flexiblen Arbeitszeiten,<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten und Gesundheitsvorsorge,<br />

während ältere Generationen<br />

sich stärker auf traditionelle Leistungen wie<br />

Vorsorgebeiträge fokussieren. Die Vielfalt und<br />

die Anpassungsfähigkeit von Zusatzleistungen<br />

werden zunehmend wichtiger, um die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse zu erfüllen.»<br />

Auch bei der Impag AG spürt man, dass sich die<br />

Bedürfnisse der Arbeitnehmenden verändert<br />

haben. «Wir versuchen soweit möglich den<br />

individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden<br />

und haben u.a. unser Angebot bezüglich flexibler<br />

Arbeitszeiten und Homeoffice ausgebaut.<br />

Die Grenzen setzen wir dort, wo die Bedürfnisse<br />

einseitig auf die Selbstoptimierung der<br />

Mitarbeitenden gehen und langfristig das Unternehmen<br />

schwächen würden», sagt Bernardi.<br />

Gleichbehandlung als A und O<br />

Das Credo, alle Mitarbeitenden gleich zu behandeln,<br />

wird auch bei der Hunziker Partner<br />

AG grossgeschrieben. Bei der in Winterthur<br />

beheimateten Gebäudetechnikfirma kommt<br />

eine weitere Herausforderung dazu: «In unserem<br />

Betrieb arbeiten sowohl Mitarbeitende<br />

im Büro als auch draussen auf Montage. Diese<br />

zwei Berufsgruppen haben komplett unterschiedliche<br />

Bedürfnisse an Lohnnebenleistungen»,<br />

erklärt Co-CEO Monika Zemp. Während<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Gegründet 1919 als Einkaufsgesellschaft<br />

für die<br />

Textilindustrie der Schweiz,<br />

entwickelte sich die Impag<br />

AG zu einem internationalen<br />

Handels- und Dienstleistungsunternehmen<br />

von<br />

natürlichen und chemischen<br />

Roh- und Wirkstoffen und<br />

fokussiert sich dabei auf die<br />

Bereiche Life und Material<br />

Science. Neben dem<br />

Hauptstandort Zürich mit<br />

96 Mitarbeitenden gehören<br />

europaweit fünf weitere Ländergesellschaften<br />

zur Impag<br />

Gruppe; insgesamt beschäftigt<br />

das Unternehmen rund<br />

200 Mitarbeitende.<br />

impag.ch<br />

01/<strong>2024</strong> 15<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


FRINGE BENEFITS<br />

«Fringe Benefits gehören zum<br />

Thema Wertschätzung<br />

genauso dazu wie ein zeitgemässes<br />

Salärmodell.»<br />

Monica Bernardi, HR-Leiterin Impag AG<br />

«Lohnnebenleistungen sind eine<br />

Form der Wertschätzung. Ein Lob oder<br />

Dankeschön ist da aber viel<br />

wertvoller als jede Vergünstigung.»<br />

Monika Zemp, Co-CEO Hunziker Partner AG<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Die Hunziker Partner AG<br />

wurde 1932 gegründet. Die<br />

Tätigkeit des mittlerweile in<br />

dritter Generation geführten<br />

Unternehmens umfasst<br />

Planung, Realisation und<br />

Service von Sanitär-, Heizungs-,<br />

Lüftungs-, Kälte- und<br />

Elektroanlagen sowie Mess-,<br />

Steuer- und Regeltechnikanlagen.<br />

Im Auftrag ihrer Kunden<br />

entwickelt die Hunziker<br />

Partner AG gesamtheitliche<br />

Lösungen sowohl regional<br />

als auch national. Das Unternehmen<br />

beschäftigt heute<br />

über 100 Mitarbeitende und<br />

hat seinen Sitz in Winterthur.<br />

hunzikerwin.ch<br />

auf Montage eher die Qualität der Werkzeuge,<br />

bequeme und qualitativ hochstehende Arbeitskleidung<br />

und der Firmenwagen wichtig sind,<br />

sind es im Büro eher ein zentraler Standort,<br />

flexible Arbeitszeiten sowie moderne Büroräume<br />

mit Begegnungszonen und Rückzugsmöglichkeiten<br />

für konzentriertes Arbeiten.<br />

«Wir versuchen, mit unseren Lohnnebenleistungen<br />

so gut wie möglich auf die individuellen<br />

Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden einzugehen,<br />

die Gleichberechtigung aller und das<br />

Wohl des gesamten Teams stehen aber an erster<br />

Stelle. Würde man auf jeden individuellen<br />

Wunsch eingehen, schwächte man am Schluss<br />

den Teamzusammenhalt.»<br />

Vertrauensklima als wichtigster Motivator<br />

Monika Zemp ist überzeugt, dass Lohnnebenleistungen<br />

zwar eine Rolle bei der Wahl des<br />

Arbeitgebers spielen, aber schlussendlich nicht<br />

der Gratiskaffee oder Früchtekorb ausschlaggebend<br />

sei, sondern generell eine wertschätzende<br />

und offene Unternehmenskultur, in der<br />

sich die Mitarbeitenden wohl fühlen: «Lohnnebenleistungen<br />

sind eine Form der Wertschätzung.<br />

Ein Lob oder Dankeschön ist da aber viel<br />

wertvoller als jede Vergünstigung.» Und nicht<br />

zuletzt sei es der Job selbst, der Spass machen<br />

müsse. Bei der Hunziker Partner AG setzt man<br />

deshalb neben flexiblen Arbeitsmodellen und<br />

Teilzeitmöglichkeiten für alle auf gemeinsame<br />

Aktivitäten wie den monatlich stattfindenden<br />

Weiterbildungstag für das gesamte Team oder<br />

die gemeinsame Mittagspause. «Wir pflegen<br />

eine sehr offene und persönliche Unternehmenskultur,<br />

da soll auch miteinander gescherzt<br />

und gelacht werden», so Monika Zemp.<br />

Aktuelle Zahlen einer Umfrage von Swibeco<br />

bestätigen: Das Vertrauensklima ist der wichtigste<br />

Motivator für Arbeitnehmende (30,8%),<br />

gefolgt von Anerkennung und Wertschätzung<br />

für die Arbeit (26,4%) und der Gegenleistung<br />

des Arbeitgebers (16,2%) wie Lohn und Entwicklungsperspektiven.<br />

Es sei daher von entscheidender<br />

Bedeutung, in jedem dieser Bereiche<br />

die richtigen Massnahmen zu ergreifen,<br />

um die Mitarbeitenden weiterhin am Arbeitsplatz<br />

zu motivieren, so Ivan Brustlein. «Neben<br />

attraktiven Lohnnebenleistungen ist auch<br />

eine gute Unternehmenskultur und -stimmung<br />

wichtig. Sie ist nicht nur Basis für das<br />

Erreichen der wirtschaftlichen Ziele, sondern<br />

erhöht auch das Mitarbeiterengagement und<br />

sorgt dafür, dass sich Mitarbeitende stärker mit<br />

dem Unternehmen identifizieren.» ●<br />

Der Experte<br />

CEO Ivan Brustlein gründete Swibeco 2015. Das<br />

Westschweizer Unternehmen bietet Firmen eine<br />

digitale Plattform für Lohnnebenleistungen und<br />

Vorzugsangebote, die sie für ihre Angestellten<br />

nutzen und so deren Kaufkraft erhöhen können.<br />

Dadurch unterstützt Swibeco seine KMU-Kunden,<br />

sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.<br />

Die <strong>Firma</strong> beschäftigt heute 65 Mitarbeitende an<br />

den Standorten Lausanne und Zürich.<br />

swibeco.ch<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

16 01/<strong>2024</strong>


FRINGE BENEFITS<br />

Tipps und Tricks<br />

1 <br />

Bestmöglich an Ihre Unternehmenskultur<br />

anpassen<br />

Die Art und Weise der Abgabe von<br />

Geschenken spiegelt die Kultur<br />

Ihres Unternehmens wider. Familienorientierte<br />

KMU beispielsweise<br />

stellen ihren Angestellten gerne<br />

Benefits in Form von Zuschüssen<br />

zum Betreuungsgeld, kostenlosen<br />

Krippenplätzen oder Sonderurlaub<br />

zur Verfügung. Machen Sie sich bei<br />

der Auswahl Gedanken, welche<br />

Werte in Ihrem KMU wichtig sind,<br />

und wählen Sie Lohnnebenleistungen,<br />

die einen aktiven Beitrag dazu<br />

leisten.<br />

2 <br />

Gezielt auf die Bedürfnisse Ihrer<br />

Mitarbeitenden abstimmen<br />

Möchten Sie Ihren Mitarbeitenden<br />

zusätzliche Benefits anbieten,<br />

achten Sie darauf, dass diese sich<br />

voll und ganz an die Mitarbeiterbedürfnisse<br />

richten. Die positiven<br />

Effekte von Mitarbeitergeschenken<br />

kommen nur zum Tragen, wenn<br />

Ihre Belegschaft einen Mehrwert<br />

in den Leistungen erkennen kann.<br />

Je zeitgemässer und flexibler die<br />

Leistungen sind, desto besser.<br />

Aus dem gleichen Grund sollten Sie<br />

die Wertschätzung Ihrer Mitarbeitenden<br />

gegenüber den Fringe Benefits<br />

regelmässig prüfen: Wird eine<br />

bestimmte Art von Mitarbeitergeschenk<br />

noch von der Belegschaft<br />

akzeptiert? Periodische Befragungen<br />

sind ein geeignetes Mittel, um<br />

die Akzeptanz zu ermitteln.<br />

3 <br />

Leistungen wählen, die zu Ihren<br />

Zielen passen<br />

Welche Fringe Benefits sich für Ihr<br />

Unternehmen am besten eignen,<br />

hängt auch davon ab, welche<br />

Zielsetzung Sie mit der Massnahme<br />

verfolgen. Möchten Sie zum Beispiel<br />

die Work-Life-Balance Ihrer<br />

Angestellten verbessern, zeigen Sie<br />

mit Leistungen aus dem Bereich<br />

Gesundheitsmanagement, dass<br />

Ihnen dieses Thema wichtig ist.<br />

Sind Ihnen eine bessere Arbeitnehmerbindung,<br />

eine erhöhte Motivation<br />

im Team oder ein stärkerer<br />

Beitrag zum Umweltschutz wichtig,<br />

sollten Sie dazu passende Präsente<br />

wählen.<br />

4 <br />

Aktiv darüber sprechen<br />

Vom ersten Vorstellungsgespräch<br />

über multimediale Blogartikel bis<br />

hin zu Social Media: Kommunizieren<br />

Sie Ihre Lohnnebenleistungen<br />

aktiv. Diese besondere Wertschätzung<br />

von Firmen gegenüber ihren<br />

Mitarbeitenden imponiert. Ob<br />

Gratis-GA, Gratisparkplatz oder berufliche<br />

Vorsorge zu Spezialkonditionen:<br />

Präsentieren Sie die Fringe<br />

Benefits als zentralen Bestandteil<br />

Ihrer Identität als Arbeitgeberin<br />

oder Arbeitgeber, nicht als simple<br />

Boni oder Prämien.<br />

Die häufigsten<br />

Lohnnebenleistungen<br />

1. Beteiligung an der 2. Säule<br />

2. Zusätzliche Ferientage<br />

3. ÖV-Abo-Beteiligung<br />

4. Handy-Abo<br />

5. Firmenwagen<br />

6. Gratisparkplätze<br />

7. Vergünstigte Verpflegung<br />

8. Gratis-Snacks<br />

am Arbeitsplatz<br />

9. Reka-Checks<br />

10. Sportangebote/<br />

Fitnessabos<br />

Die beliebtesten<br />

Lohnnebenleistungen<br />

1. Mehr Ferientage/<br />

flexible Arbeitszeiten<br />

2. Dauerrabatte<br />

bei Topmarken<br />

3. Work-Life-Balance<br />

Quelle: Swibeco<br />

Nein, das ist<br />

kein Zuhause<br />

Unsere Projekte gewähren Menschen<br />

auf der Flucht Schutz und schaffen<br />

neue Lebensperspektiven.<br />

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Ja zu einer Welt ohne Armut


DIE GRAFIK: FRAUENPOWER<br />

Frauen auf dem Vormarsch –<br />

im Trippelschritt<br />

Die Erwerbsquote der weiblichen Bevölkerung hat sich in den letzten<br />

Jahrzehnten jener der Männer angeglichen. In der Teppichetage hapert<br />

es aber immer noch mit der Gleichberechtigung.<br />

Kaum Fortschritte<br />

Der Frauenanteil in Führungspositionen<br />

hat seit 1996 nur<br />

minimal zugenommen<br />

und liegt mittlerweile etwa<br />

bei einem Drittel.<br />

50 %<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Frauenanteil in Führungspositionen<br />

Quelle: Schweizerische Arbeitskräfteerhebung/BfS<br />

0<br />

1996<br />

36,0%<br />

2022<br />

131 Jahre<br />

dauert es nach Schätzung des World Economic<br />

Forum (WEF) noch, bis Frauen weltweit<br />

komplett gleichgestellt sind – wenn es denn<br />

überhaupt je so weit kommen wird.<br />

100 %<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Weg vom Herd<br />

Die Erwerbsquote der Frauen ist in den<br />

letzten 30 Jahren stetig angestiegen und<br />

liegt mittlerweile mit rund 80 Prozent nur<br />

noch wenig unter derjenigen der Männer.<br />

Anteil der erwerbstätigen Frauen im Alter<br />

zwischen 15 und 64 Jahren<br />

Quelle: Schweizerische Arbeitskräfteerhebung/BfS<br />

80,8%<br />

0<br />

1996 2022<br />

Besser gebildet<br />

An mangelnder Ausbildung liegt der tiefe<br />

Frauenanteil in den Führungsetagen nicht:<br />

Weibliche Arbeitnehmer können mittlerweile<br />

deutlich häufiger einen Hochschulabschluss<br />

vorweisen als männliche.<br />

Abschlussquoten an den Hochschulen<br />

Quelle: BfS, Längsschnittanalysen im Bildungsbereich<br />

25 %<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Frauen<br />

Männer<br />

0<br />

1980 2005 2022<br />

DIPLOM<br />

Universitäre<br />

Hochschule<br />

Fachhochschule<br />

und Pädagogische<br />

Hochschule<br />

Häufiger Angestellte,<br />

seltener Selbstständige<br />

Fast zwei Drittel der erwerbstätigen<br />

Frauen sind einfache Angestellte. Bei<br />

den Männern macht dieser Anteil<br />

weniger als die Hälfte aus. Auch<br />

Selbstständigerwerbende findet man in<br />

der weiblichen Bevölkerung seltener.<br />

Berufliche Stellung nach Geschlecht 2022.<br />

Quelle: Schweizerische Arbeitskräfteerhebung/BfS<br />

Unter «ferner liefen»<br />

Gemäss dem «Global Gender Gap Report 2023»<br />

des WEF ist die Schweiz punkto Gleichstellung im<br />

internationalen Vergleich weit abgeschlagen und<br />

belegt nur gerade den 21. Rang – hinter Ländern<br />

wie Nicaragua, Namibia, Albanien oder Moldawien.<br />

Die drei Spitzenreiter sind allesamt aus Nordeuropa.<br />

Unser Nachbarland Deutschland schafft es<br />

immerhin auf den sechsten Platz.<br />

Quelle: www.weforum.org<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

%<br />

49,5<br />

64,5<br />

Angestellte<br />

15,7<br />

Männer<br />

Frauen<br />

11,7<br />

Selbstständige<br />

Rang Land<br />

1 Island<br />

2 Norwegen<br />

3 Finnland<br />

4 Neuseeland<br />

5 Schweden<br />

6 Deutschland<br />

7 Nicaragua<br />

8 Namibia<br />

9 Litauen<br />

10 Belgien<br />

11 Irland<br />

12 Ruanda<br />

13 Lettland<br />

14 Costa Rica<br />

15 Grossbritannien<br />

16 Philippinen<br />

17 Albanien<br />

18 Spanien<br />

19 Moldau<br />

20 Südafrika<br />

21 Schweiz<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

18 01/<strong>2024</strong>


Sicherheit<br />

Leserfrage<br />

Kurzschluss an der<br />

Ladestation<br />

Vor Kurzem wollte ich zu Hause mein<br />

Elektrofahrzeug an der Ladestation<br />

aufladen. Dabei erlitt die Ladestation<br />

aber einen Kurzschluss und ist nun<br />

defekt. Ist dies versichert, und wie muss<br />

ich weiter vorgehen?<br />

E. F., Sirnach<br />

Die AXA bietet mit ihrer Autoversicherung für<br />

Elektroautos die volle Ladung an Versicherungen<br />

speziell für Elektroautos und<br />

Plug-in-Hybride. Und mit unseren Zusatzversicherungen<br />

können Sie auch Batterie und<br />

Ladeinfrastruktur bestens schützen:<br />

Mit dem Zusatzbaustein «E-Mobilität<br />

Ladestation» schützen Sie Ihre Heimladestation<br />

und mobile Ladestationen inklusive<br />

Ladezubehör vor unvorhergesehener<br />

Beschädigung oder Zerstörung. Ganz gleich,<br />

ob Sie Ihre Heimladestation falsch bedient<br />

haben oder ob sie durch Vandalismus<br />

beschädigt oder gestohlen wurde: Die AXA<br />

kommt für die Kosten eines gleichwertigen<br />

Ersatzes oder einer Reparatur auf und<br />

übernimmt auch die anfallenden Montagekosten.<br />

Dieselben Leistungen gelten auch für<br />

mobile Ladegeräte. Wir benötigen für die<br />

Freigabe lediglich eine Reparaturofferte oder<br />

eine Totalschadenbestätigung vor der<br />

Reparatur bzw. dem Ersatz. Die Leistungen<br />

werden bis zu der in der Police aufgeführten<br />

Versicherungssumme bezahlt.<br />

Patrick Villiger,<br />

Leiter Schaden<br />

Motorfahrzeuge<br />

Fotos: zVg; iStockphoto.com<br />

Schluss mit der Blackbox<br />

E-Auto-Batterie<br />

Wer sich ein gebrauchtes Elektroauto anschaffen oder sein eigenes<br />

verkaufen möchte, muss wissen, wie gut die Batterie in Schuss ist.<br />

Ihre verbleibende Leistung bestimmt – analog zum Alter und zu den<br />

gefahrenen Kilometern bei Autos mit Verbrennungsmotor – zu einem<br />

Grossteil den Wert des Fahrzeugs. Die Kapazität der Batterie eines<br />

Elektroautos nimmt durch den Gebrauch und die Alterung mit der<br />

Zeit ab. Gerade das beliebte Schnellladen, aber auch das Aufladen bis<br />

zur vollständigen Batteriekapazität beeinflussen den Zustand einer<br />

Batterie negativ. Doch viele Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos<br />

wissen nicht, wie es um den Gesundheitszustand ihrer Batterie steht.<br />

Um Licht ins Dunkel zu bringen, bietet die AXA ihren Kundinnen und<br />

Kunden neu vereinfacht und zu vergünstigten Konditionen Zugang<br />

zu einem bewährten Testverfahren. Der unabhängige und herstellerübergreifende<br />

Test des Anbieters AVILOO vergleicht die tatsächlich<br />

nutzbare Energie mit der Energiemenge, die im Neuzustand vorhanden<br />

ist, und bestimmt so den Gesundheitszustand und die verbleibende<br />

Reichweite der Batterie. Interessenten von Occasions-Elektroautos<br />

müssen damit nicht mehr die Katze im Sack kaufen, wodurch<br />

sich auch der Verkauf vereinfacht. Klarheit erhalten auch Autohalterinnen<br />

und -halter, die ihr Fahrzeug aus dem Leasing auskaufen oder<br />

ganz generell den Zustand der E-Batterie prüfen möchten. Der Service<br />

ist für alle Kundinnen und Kunden erhältlich, die bei der AXA ein<br />

Elektroauto versichert haben.<br />

«Unternehmen, die in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren,<br />

sparen Kosten und steigern nachhaltig ihre Produktivität.»<br />

Simon Weder, CEO WeCare . Seite 24<br />

01/<strong>2024</strong><br />

19 <strong>Meine</strong> FIRMA


KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

ChatGPT –<br />

Hype oder Heiliger Gral?<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

Chatbots sind seit einigen Jahren unaufhaltsam auf<br />

dem Vormarsch, von vielen Unternehmens-<br />

Websites sind die digitalen Helferlein nicht mehr<br />

wegzudenken. Aber halten sie, was sie versprechen?<br />

Und was kann eigentlich die neue, vieldiskutierte<br />

Software ChatGPT? Wir haben nachgefragt.<br />

Text Melanie Ade<br />

Frau Hundertmark, Sie forschen seit<br />

Jahren zum Thema Künstliche Intelligenz<br />

(KI) und sind Expertin auf dem Gebiet der<br />

Chatbots. Können Sie unseren Leserinnen<br />

und Lesern in einfachen Worten erklären,<br />

was Chatbots sind?<br />

Ein Chatbot ist ein technologiebasiertes<br />

System, das den Dialog zwischen Mensch und<br />

Softwarelösung ermöglicht. Die Konversation<br />

erfolgt via gesprochene Sprache oder Textsprache.<br />

Der Begriff setzt sich aus dem Verb «to<br />

chat», also auf Deutsch «sich unterhalten», und<br />

«robot», also «Roboter», zusammen. Ein Chatbot<br />

ist – einfach ausgedrückt – ein Roboter, mit<br />

dem man sich unterhalten kann.<br />

20 01/<strong>2024</strong><br />

Foto: KI-generiert


KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

«Für KMU eignet sich ChatGPT vor allem als digitaler Assistent.<br />

Beispielsweise, um Übersetzungen zu erledigen.»<br />

Sophie Hundertmark, selbstständige Chatbot-Beraterin<br />

Wie werden Chatbots heute genutzt?<br />

Chatbots gehören mittlerweile zum guten<br />

Ton auf jeder Unternehmens-Website und werden<br />

häufig für den Kundenservice eingesetzt.<br />

Im Live-Chat beantwortet die Softwarelösung<br />

anstelle von echten Mitarbeitenden Fragen und<br />

Anliegen von Kunden. Dabei reagieren Chatbots<br />

auf Basis einprogrammierter Verhaltensregeln<br />

und Schlüsselwörter – das funktioniert<br />

mittlerweile so gut, dass sie sich häufig nicht<br />

mehr von echten Gesprächspartnern unterscheiden<br />

lassen.<br />

Welchen Nutzen erbringen sie für Firmen?<br />

Chatbots können einfache Fragen komplett<br />

autonom beantworten und entlasten damit<br />

Firmen, indem die Mitarbeitenden Zeit für<br />

andere Aufgaben oder komplexere Gespräche<br />

erhalten. Darüber hinaus sind Chatbots rund<br />

um die Uhr erreichbar und nicht an Servicezeiten<br />

gebunden. Das führt wiederum zu zufriedeneren<br />

Kunden, weil ihre Anliegen auch<br />

ausserhalb der Servicezeiten beantwortet oder<br />

bearbeitet werden und sie auch abseits der Öffnungszeiten<br />

bei der Produktsuche und -bestellung<br />

unterstützt werden. Darüber hinaus kann<br />

ein Chatbot zahlreiche Anfragen gleichzeitig<br />

beantworten und mit einer viel höheren Geschwindigkeit<br />

komplexe Datenmengen durchsuchen<br />

als ein Mensch.<br />

Wird der Mensch an sich oder werden zumindest<br />

gewisse Stellenprofile überflüssig<br />

durch den Einsatz von Chatbots?<br />

Diese Sorge ist unbegründet. KI-basierte<br />

Chatbots können zwar zur Automatisierung<br />

einiger Aufgaben eingesetzt werden, aber<br />

ihnen fehlen die menschliche Intelligenz<br />

und die damit verbundenen Fähigkeiten wie<br />

beispielsweise kritisches Denken, Kreativität<br />

oder strategische Entscheidungskompetenz.<br />

Stattdessen können Chatbots als Ergänzung im<br />

Kundenservice eingesetzt werden und damit<br />

die Mitarbeitenden entlasten. So können diese<br />

sich auf komplexere Aufgaben konzentrieren.<br />

In aller Munde ist derzeit die KI<br />

ChatGPT. Worum handelt es sich<br />

dabei genau?<br />

ChatGPT ist ein sehr leistungsstarker Chatbot<br />

des Unternehmens Open AI und basiert<br />

auf der neusten Technologie «Generative AI».<br />

Generative AI bezeichnet künstliche Intelligenzmodelle,<br />

die in der Lage sind, Inhalte wie<br />

Text, Bild oder Ton eigenständig zu erzeugen.<br />

ChatGPT wurde darauf trainiert, komplexe<br />

menschliche Konversationen zu simulieren,<br />

und bezieht sein Wissen im Gegensatz zu einem<br />

unternehmensbasierten Chatbot nicht<br />

von einer einzelnen Website, sondern nutzt das<br />

ganze Internet und damit eine Fülle aus Wissensdatenbanken<br />

als Grundlage. Dadurch sind<br />

seine Möglichkeiten viel grösser als diejenigen<br />

herkömmlicher Chatbots.<br />

Und wo liegen die Grenzen von ChatGPT?<br />

Das Wissen von ChatGPT endet nach dem<br />

Jahr 2021; das bedeutet, dass die Software keine<br />

oder kaum korrekte Aussagen über Dinge treffen<br />

kann, die danach passiert sind. Darüber<br />

hinaus kann es sein, dass die KI eine falsche<br />

Antwort generiert, weil sie entweder aus einer<br />

falschen Datenbank gezogen wurde oder das<br />

Tool die Antwort nicht weiss und deshalb eine<br />

erfindet. Grundsätzlich sollte man den Antworten<br />

jeder KI nie blindlings vertrauen, sondern<br />

diese immer mit dem eigenen, gesunden<br />

Menschenverstand hinterfragen oder gegenprüfen.<br />

Und aufgrund des Datenschutzes niemals<br />

schützenswerte oder vertrauliche Daten<br />

mit dem Bot austauschen.<br />

Wie kann ChatGPT von KMU<br />

eingesetzt werden?<br />

Für KMU eignet sich ChatGPT vor allem als<br />

digitaler Assistent. Beispielsweise, um lange<br />

Texte zusammenzufassen, Übersetzungen zu<br />

erledigen, Mitarbeiterzeugnisse zu erstellen,<br />

Vorschläge und Ideen für Brainstormings zu<br />

generieren oder auch für Marketingaktivitäten.<br />

So kann das Tool komplette Social-Media-<br />

Konzepte oder einzelne Posts verfassen, Headlines<br />

für Blogbeiträge entwerfen oder ganze<br />

Inhalte für eine Website kreieren.<br />

Was raten Sie interessierten KMU, die<br />

sich stärker mit der Thematik befassen<br />

möchten bzw. einen Chatbot einführen<br />

oder ChatGPT nutzen möchten?<br />

Chatbots generell und ChatGPT im Speziellen<br />

sind kein Hype mehr, sondern eine Technologie,<br />

die bereits heute von vielen Unternehmen<br />

erfolgreich genutzt wird und in Zukunft<br />

definitiv eine noch grössere Rolle in der Kundenkommunikation<br />

spielen wird. KMU sollten<br />

sich deshalb nicht scheuen, die Möglichkeiten<br />

und Grenzen von Chatbots und ChatGPT<br />

auszutesten und in ihren Alltag zu integrieren,<br />

um damit langfristig wettbewerbsfähig zu<br />

bleiben.<br />

●<br />

Die Expertin<br />

Sophie Hundertmark hat<br />

2017 ihr Masterstudium<br />

(Master of Science in Business<br />

Administration, Online<br />

Business and Marketing) an<br />

der Hochschule Luzern abgeschlossen.<br />

Sie arbeitet als<br />

selbstständige Chatbot-Beraterin<br />

und berät und begleitet<br />

Unternehmen zum Einsatz<br />

von Chatbots; zudem promoviert<br />

sie seit Anfang 2021<br />

an der Universität Fribourg.<br />

Ebenfalls seit 2021 arbeitet<br />

Hundertmark zudem als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Institut für Finanzdienstleistungen<br />

der HSLU<br />

(IFZ) und hält regelmässig<br />

Vorträge und Workshops zu<br />

den Themen Chatbots und<br />

Künstliche Intelligenz.<br />

sophiehundertmark.com<br />

01/<strong>2024</strong> 21<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


KMU-STUDIE<br />

64 Prozent<br />

aller KMU<br />

von psychisch<br />

bedingten Ausfällen<br />

betroffen<br />

Mehr als 30 Prozent der<br />

Erwerbstätigen fühlen sich<br />

emotional erschöpft.<br />

Foto: iGettyImages/Ezra Bailey<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

22 01/<strong>2024</strong>


KMU-STUDIE<br />

Ausfälle am Arbeitsplatz beeinträchtigen<br />

kleine und mittlere<br />

Unternehmen stark. Die AXA KMU-<br />

Studie zeigt: Absenzen aufgrund<br />

einer psychischen Erkrankung<br />

dürften künftig noch mehr zunehmen.<br />

Und: Nicht nur die Betroffenen<br />

leiden, sondern auch der Rest der<br />

Belegschaft.<br />

Text Melanie Ade<br />

Der Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung<br />

Schweiz zeigt:<br />

Mehr als 30 Prozent der Erwerbstätigen<br />

fühlen sich emotional erschöpft.<br />

Das hat verschiedene<br />

Gründe, glaubt Simon Weder, CEO WeCare und<br />

damit bei der AXA Schweiz verantwortlich für<br />

das betriebliche Gesundheitsmanagement im<br />

Unternehmensgeschäft: «Neben gesundheitlichen,<br />

gesellschaftspolitischen und sozialen<br />

Stressfaktoren spielt auch der aktuelle Arbeitskräftemangel<br />

eine nicht zu unterschätzende<br />

Rolle bei der Belastung am Arbeitsplatz. Können<br />

offene Stellen in einem Unternehmen nicht besetzt<br />

werden, steigt der Druck auf bestehende<br />

Mitarbeitende stark. Die Folgen der Überbelastung<br />

sind oft stressbedingte Arbeitsausfälle.»<br />

Jedes vierte KMU stark betroffen<br />

Wie die Studienergebnisse der aktuellsten AXA<br />

Arbeitsmarktstudie zeigen, ist der Anteil derjenigen<br />

KMU, die 2022 erheblich von Ausfällen<br />

aufgrund psychischer Erkrankungen betroffenen<br />

waren, im Vergleich zum Vorjahr von 21<br />

auf 26 Prozent gestiegen, während der Anteil<br />

der gar nicht betroffenen von 41 auf 36 Prozent<br />

gesunken ist. Somit war nur etwas mehr als ein<br />

Drittel der befragten KMU nicht von psychisch<br />

bedingten Ausfällen betroffen. Dies deutet darauf<br />

hin, dass sich die Problematik der psychischen<br />

Gesundheit weiter verschärft hat.<br />

Zugenommen hat auch der Anteil derjenigen<br />

Befragten, welcher der Ansicht ist, die Häufigkeit<br />

der Absenzen aufgrund psychischer Probleme<br />

sei in den letzten fünf Jahren gestiegen:<br />

Bei fast einem Viertel der KMU (24 Prozent versus<br />

17 Prozent im Vorjahr) haben Ausfälle eher<br />

oder deutlich zugenommen, etwas mehr als die<br />

Hälfte schätzt die Absenzen als gleichbleibend<br />

ein. Immerhin 22 Prozent der Befragten nehmen<br />

jedoch auch einen Rückgang der Betroffenheit<br />

wahr.<br />

Grafik 1: Psychisch bedingte Ausfälle<br />

Betroffenheit<br />

Angaben in Prozent<br />

■ Stark betroffen<br />

■ Mittelmässig betroffen<br />

■ Eher wenig betroffen<br />

■ Gar nicht betroffen<br />

100%<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0 5<br />

21<br />

38<br />

21<br />

38<br />

41 36<br />

0%<br />

2022 2023<br />

Betroffenheit: «Wie stark ist Ihr Unternehmen<br />

von Ausfällen aufgrund<br />

psychisch angeschlagener bzw. erkrankter<br />

Mitarbeitender betroffen?»<br />

Einschätzung<br />

Entwicklung<br />

Betroffenheit<br />

■ Deutlich zugenommen<br />

■ Eher zugenommen<br />

■ Gleichbleibend<br />

■ Eher abgenommen<br />

■ Deutlich abgenommen<br />

Grafik 2: Psychisch bedingte Ausfälle: Auswirkungen<br />

Überstunden und Mehrbelastung<br />

anderer Mitarbeitender<br />

Kosten für<br />

zusätzliche Mitarbeitende<br />

Produktionsausfälle/<br />

Dienstleistungsausfälle<br />

Kosten für Entgeltfortzahlung<br />

Kosten für Einarbeitung<br />

zusätzlicher Mitarbeitender<br />

Kosten für Anpassung<br />

der Arbeitsplanung<br />

Lieferschwierigkeiten<br />

Konventionalstrafen und<br />

Schadenersatzleistungen<br />

Keine<br />

54%<br />

38%<br />

37%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

9%<br />

3%<br />

6%<br />

100%<br />

2 5<br />

0% 25% 50% 75% 100%<br />

«Welche Auswirkungen hatten Ausfälle von Mitarbeitenden aufgrund psychischer<br />

Erkrankungen für Ihr Unternehmen?» Angaben in Prozent.<br />

0% 25% 50% 75% 100%<br />

«Welche Massnahmen hat Ihr Unternehmen ergriffen, um Ausfälle und Fehlzeiten<br />

aufgrund psychischer Erkrankungen zu reduzieren?» (N=301), Angaben in Prozent.<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

16<br />

63<br />

10<br />

19<br />

54<br />

10<br />

10 12<br />

0%<br />

2022 2023<br />

Entwicklung: «Haben Ausfälle aufgrund<br />

von psychischer Belastung in Ihrem<br />

Unternehmen in den vergangenen fünf<br />

Jahren zu- oder abgenommen?»<br />

Grafik 3: Massnahmen gegen psychisch bedingte Ausfälle<br />

Schaffung einer angenehmen<br />

Arbeitsatmosphäre<br />

Förderung der Kommunikationsund<br />

Feedbackkultur<br />

Förderung einer ausgewogenen<br />

Work-Life-Balance<br />

Mitarbeiterbefragungen<br />

Förderung der psychischen<br />

Gesundheit (Ernährung etc.)<br />

Schulung der Vorgesetzten<br />

Erhöhung<br />

des Versicherungsschutzes<br />

Anderes<br />

Keine<br />

42%<br />

38%<br />

26%<br />

20%<br />

17%<br />

16%<br />

11%<br />

2%<br />

15%<br />

▶<br />

01/<strong>2024</strong> 23<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


KMU-STUDIE<br />

«Können offene Stellen in einem Unternehmen nicht besetzt werden,<br />

steigt der Druck auf bestehende Mitarbeitende stark.»<br />

Simon Weder, CEO WeCare<br />

Fallen Mitarbeitende über längere Zeit aus,<br />

wie dies insbesondere bei psychisch bedingten<br />

Erkrankungen oftmals der Fall ist, führt dies<br />

zu einem erheblichen finanziellen und organisatorischen<br />

Aufwand für das Unternehmen.<br />

Darunter leiden gerade kleine und mittlere<br />

Unternehmen. Als direkte Auswirkung der<br />

mental bedingten Ausfälle nannten 54 Prozent<br />

der befragten KMU an erster Stelle eine Mehrbelastung<br />

und Überstunden bei der übrigen Belegschaft.<br />

Da diese Mehrbelastung wiederum<br />

das Problem verschärfen kann, tun KMU gut<br />

daran, bereits im Vorfeld präventive Massnahmen<br />

zur Vorbeugung psychisch bedingter Ausfälle<br />

aufzugleisen, sagt der CEO von WeCare.<br />

«Ein betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />

das als Gesamtkonzept systematisch im Unternehmen<br />

verankert ist, hilft, gesundheitliche<br />

Risiken frühzeitig zu erkennen, wirkungsvolle<br />

Massnahmen abzuleiten und entsprechend die<br />

Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig zu<br />

erhalten und zu fördern.»<br />

Präventive Massnahmen hauptsächlich<br />

im zwischenmenschlichen Bereich<br />

Die Studienergebnisse zeigen, dass ein Grossteil<br />

der befragten KMU in diesem Bereich bereits<br />

aktiv tätig ist. Im Vordergrund stehen<br />

für die Unternehmen dabei Massnahmen<br />

im zwischenmenschlichen Bereich, wie eine<br />

angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen<br />

(42%) und eine offene Kommunikations- und<br />

Feedbackkultur zu fördern (38%). Ein guter<br />

Ansatz, ist Simon Weder überzeugt: «Ein gutes<br />

Arbeitsklima fördert die Leistungsbereitschaft<br />

und Motivation der Angestellten. Gesunde<br />

und motivierte Mitarbeitende wiederum verursachen<br />

weniger Unfälle und fallen seltener<br />

krankheitsbedingt aus.»<br />

Rund ein Viertel der befragten KMU verfolgt<br />

ausserdem Massnahmen zur Verbesserung der<br />

Work-Life-Balance der Mitarbeitenden, und eines<br />

von fünf Unternehmen führt Mitarbeiterbefragungen<br />

durch. Lediglich 15 Prozent der<br />

befragten Unternehmen geben an, keine Präventionsansätze<br />

zu verfolgen. Dabei machen<br />

diese einen grossen Unterschied, wie Simon<br />

Weder erklärt: «Statistiken zeigen, dass Unternehmen,<br />

die in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden<br />

investieren, Kosten sparen und nachhaltig<br />

ihre Produktivität steigern.»<br />

WeCare:<br />

Gesundheitsmanagement<br />

für<br />

Unternehmen<br />

Mit WeCare hat die AXA ein<br />

Angebot entwickelt, das sich<br />

ganzheitlich der Mitarbeitergesundheit<br />

in Unternehmen<br />

widmet. WeCare bietet<br />

Firmen mit einer persönlichen<br />

Ansprechperson<br />

Unterstützung bei ihren Anliegen<br />

rund um die Gesundheit<br />

ihrer Mitarbeitenden,<br />

professionelle Begleitung im<br />

Reintegrations- und Rehabilitationsprozess<br />

nach unfalloder<br />

krankheitsbedingten<br />

Arbeitsausfällen sowie<br />

individuelle Präventionsmassnahmen<br />

zur gezielten<br />

Gesundheitsförderung.<br />

axa.ch/wecare<br />

Simon Weder, CEO WeCare<br />

Seismograf Mitarbeitergespräch<br />

Ein wichtiges Instrument, mit dem sowohl<br />

Kündigungsabsichten als auch psychische Belastungen<br />

von Mitarbeitenden antizipiert werden<br />

können, ist das Mitarbeitergespräch. Es<br />

dient gewissermassen als Seismograf für die<br />

Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Bei etwas<br />

mehr als der Hälfte der in der Studie befragten<br />

KMU (56%) sind Mitarbeitergespräche insofern<br />

institutionalisiert, als sie zu den fixen Aufgaben<br />

der Vorgesetzten gehören – bei grossen<br />

KMU mit über fünfzig Mitarbeitenden sind es<br />

gar 65 Prozent.<br />

Bei über einem Drittel (39%) der KMU sind<br />

Mitarbeitergespräche allerdings nicht fest eingeplant,<br />

sondern liegen entweder in der freien<br />

Entscheidung der Vorgesetzten (23%) oder finden<br />

nur auf Wunsch der Mitarbeitenden statt<br />

(16%). Insgesamt besteht also bei zwei von fünf<br />

KMU das Potenzial, Mitarbeitergespräche als<br />

Vorsorge gegen die Risikofaktoren Fluktuation<br />

und psychische Belastung der Belegschaft fest<br />

einzuplanen. «Durch regelmässige Mitarbeitergespräche<br />

lassen sich mentale Belastungen<br />

eher erkennen und systematisch angehen. Bei<br />

der Erkennung psychisch belasteter Personen<br />

fehlt es jedoch oftmals an der Sensorik der Führungskräfte:<br />

Anders als bei physischen Verletzungen,<br />

die offensichtlich sind, bedarf es hier<br />

einer besonderen Sensibilität und Sicherheit im<br />

Umgang; deshalb sollten Unternehmen in entsprechende<br />

Schulungen investieren. Verfügen<br />

die Mitarbeitenden zusätzlich über Strategien<br />

für eine effektive Stressbewältigung, können<br />

Phasen mit hoher Belastung am Arbeitsplatz<br />

besser gemeistert werden», so Simon Weder.●<br />

Zur Studie<br />

Für die vorliegende Studie befragte das Forschungsinstitut<br />

Sotomo 301 Schweizer KMU mit fünf und<br />

mehr Beschäftigten aus der deutsch- und französischsprachigen<br />

Schweiz. Die Datenerhebung erfolgte vom<br />

21. Februar bis 1. März 2023 über das Unternehmenspanel<br />

von AmPuls.<br />

Foto: zVg<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

24 01/<strong>2024</strong>


Verantwortung<br />

Leserfrage<br />

Teilpensionierung<br />

Ein Experte unserer <strong>Firma</strong> wird demnächst<br />

65 Jahre alt. Infolge Fachkräftemangels<br />

wird er sich vorerst zu 50 Prozent teilpensionieren<br />

lassen und weiterhin zu 50<br />

Prozent für mindestens ein Jahr für uns<br />

tätig sein. Für uns stellt sich die Frage, ob<br />

die Krankentaggeldversicherung auch über<br />

das 65. Altersjahr hinaus Taggelder<br />

bezahlt. Uns interessiert auch, ob unser<br />

Mitarbeiter die AHV-Rente nicht ganz,<br />

sondern nur teilweise beziehen kann.<br />

P. T., Bad Ragaz<br />

Das revidierte AHV-Gesetz (AHV-Reform 21)<br />

sieht nicht nur die schrittweise Erhöhung des<br />

Referenzalters für Frauen bis zum Jahr 2028<br />

vor, sondern auch die Möglichkeit von Teilpensionierungen<br />

in maximal drei Etappen. Dank<br />

dieser Flexibilität können Mitarbeitende vor<br />

dem offiziellen Referenzalter bereits einen<br />

Teil der AHV-Altersrente vorbeziehen und den<br />

restlichen Teil zu einem späteren Zeitpunkt<br />

auszahlen lassen. Im Gegensatz zu bisher kann<br />

die Rente zwischen zwei Jahren vor und fünf<br />

Jahren nach dem Referenzalter monatlich<br />

und nicht nur einmal pro Jahr an einem fixen<br />

Datum abgeändert werden. Spätestens ab vollendetem<br />

70. Altersjahr muss die ganze Rente<br />

bezogen werden. Ihr Mitarbeiter kann folglich<br />

bereits einen Teil der AHV-Rente vorbeziehen<br />

und den anderen Teil auf später aufschieben.<br />

Was den Versicherungsschutz der Krankentaggeldversicherung<br />

anbelangt, so bleiben<br />

Mitarbeitende über das AHV-Rentenalter 65<br />

hinaus weiterhin versichert. Im Leistungsfall ist<br />

das neue, reduzierte Einkommen massgebend.<br />

Spätestens ab Erreichen des AHV-Referenzalters<br />

werden die Taggelder für alle aktuellen<br />

und künftigen Versicherungsfälle zusammen<br />

für maximal 180 Tage ausgerichtet.<br />

Christoph Keller,<br />

Senior Fachspezialist<br />

Underwriting KPV<br />

Fotos: zVg, Sarayut Thaneerat<br />

Energie und Kosten<br />

sparen<br />

Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer<br />

Zeit, und gerade KMU sind oft stark von den Auswirkungen betroffen.<br />

Steigende Energiekosten, Lieferkettenunterbrechungen und die<br />

Gefahr von Geschäftsunterbrechungen durch Wetterextreme bedrohen<br />

ihre Existenz. Das Handeln gegen den Klimawandel ist deshalb<br />

nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch wirtschaftlich<br />

sinnvoll. Unterstützung erhalten Sie hierbei von der AXA: Wir bieten<br />

attraktive Services für einen besseren Klimaschutz in Ihrem Unternehmen<br />

− vom Energieverbrauch über die Mobilität bis hin zum Firmengebäude<br />

und zur Sensibilisierung Ihrer Mitarbeitenden. Mit unserem<br />

CO 2-Gebäudecheck berechnen Sie mit wenigen Klicks die aktuelle CO 2-<br />

Bilanz Ihres Firmengebäudes. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit,<br />

energetische Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und<br />

zur CO 2-Einsparung zu simulieren. Sie interessieren sich für eine Heizungsoptimierung,<br />

die Sanierung der Gebäudehülle oder eine Photovoltaikanlage?<br />

Mit dem CO 2-Gebäudecheck vergleichen Sie verschiedene<br />

Sanierungsmassnahmen und erhalten die entsprechenden Kosten und<br />

CO 2-Einsparungen bequem auf einen Blick. Nehmen Sie auch Ihre Belegschaft<br />

mit auf den Weg in eine umweltbewusste Zukunft und sensibilisieren<br />

Sie sie für das Thema Klimaschutz: In der Klimaschulung<br />

«WeAct» lernen Ihre Mitarbeitenden mittels kurzer Lerneinheiten, wie<br />

sie Nachhaltigkeit in ihren Arbeitsalltag integrieren können.<br />

axa.ch/green-services<br />

«Es ist Aufgabe der Unternehmensleitung, sich mit potenziellen Cyberrisiken<br />

und den entsprechenden Schutzmassnahmen zu befassen.»<br />

Gianni Trog, Cyberschadenleiter Unternehmenskunden AXA Schweiz · Seite 28<br />

01/<strong>2024</strong> 25<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


SCHADENREPORTAGE<br />

Den Bots<br />

ins Netz<br />

gegangen<br />

2023 war das St. Galler Werbetechnikunternehmen<br />

Historika AG von einem Cybervorfall betroffen.<br />

Dank schneller Reaktion und gut eingespielter<br />

Zusammenarbeit der zuständigen IT-Dienstleister<br />

konnte Schlimmeres verhindert werden.<br />

Text Joëlle Jeitler Fotos Marco Vara<br />

Gegründet vor über 50 Jahren, bietet<br />

die Historika AG mit Sitz im beschaulichen<br />

Oberuzwil im Kanton<br />

St.Gallen ein breites Spektrum an<br />

Werbelösungen an. Nebst analogen<br />

Produkten wie Gebäudebeschriftung und Signaletik<br />

gehören dazu auch moderne, digitale<br />

Software- oder Contentlösungen. Im Mai 2023<br />

machte die digitale Welt dem Unternehmen jedoch<br />

zu schaffen – als es nämlich ins Visier von<br />

Cyberkriminellen geriet. «Wir erhielten eines<br />

Morgens ein Telefon von der Swisscom, die uns<br />

mitteilte, dass der Verdacht auf einen Übergriff<br />

durch das ‹Mirai Botnet› besteht», erzählt COO<br />

Silvio Schärer. Zum ersten Mal mit einem Cyberangriff<br />

konfrontiert, schrillten gleich alle<br />

Alarmglocken. «Da geht einem erst mal alles<br />

Mögliche durch den Kopf», erinnert sich Silvio<br />

Schärer. «Sind Daten abhandengekommen?<br />

Müssen wir unsere Kundinnen und Kunden informieren?»<br />

Die Unsicherheit war gross. In Zusammenarbeit<br />

mit dem zuständigen IT-Dienstleister<br />

«inconet technology ag» und der AXA<br />

wurde schnell reagiert, und grössere Schäden<br />

wurden so erfolgreich abgewendet.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Die Historika AG ist ein Werbetechnikunternehmen<br />

mit<br />

Sitz in Oberuzwil im Kanton<br />

St. Gallen. 1971 gegründet,<br />

beschäftigt es heute 61 Mitarbeitende<br />

und ist an zwei<br />

verschiedenen Standorten<br />

vertreten.<br />

historika.ch<br />

Sicherheitslücke ausgenutzt<br />

Beim Cybervorfall der Historika AG handelte<br />

es sich um einen klassischen Botnetbefall. Ein<br />

Botnet ist ein Verbund mehrerer Rechner, die<br />

durch die Infektion mit einer Schadsoftware<br />

zu Bots, also Robotern, werden. Durch die eingeschleuste<br />

Software können die betroffenen<br />

Systeme ferngesteuert werden. Grundsätzlich<br />

kann jedes an ein Netzwerk angeschlossenes<br />

Gerät zu einem Bot oder einem Bestandteil<br />

eines Botnets werden. Das Tückische daran:<br />

Angriffe dieser Art werden oftmals nicht bemerkt<br />

und kennzeichnen nicht selten den Anfang<br />

einer schlimmeren Attacke. Denn ist der<br />

Angreifer erst mal im Netzwerk, kann er bösartige<br />

Software nachladen oder Daten wie Kreditkartenangaben<br />

oder Passwörter abfangen.<br />

Manchmal fällt einem auf, dass etwas nicht<br />

stimmt. Geräte werden langsamer, es fehlen<br />

Daten. «Leider ist es dann oftmals bereits zu<br />

spät», weiss Matthias De Toffol, Leiter Cybersecurity<br />

bei inconet. Gefährlich sind die Eindringlinge,<br />

die über längere Zeit unentdeckt<br />

bleiben. «Die Angreifer haben dann Zeit, sich<br />

im Netzwerk zu verbreiten oder über längere<br />

Zeit Daten abfliessen zu lassen», so Matthias<br />

De Toffol weiter.<br />

Im Fall der Historika AG nutzten die Angreifer<br />

eine neue, kritische Sicherheitslücke in der<br />

Firewall, um Zugang zum Unternehmensnetzwerk<br />

zu erhalten. «Eine Firewall ist eine sehr<br />

heikle Komponente im Netzwerk, denn sie soll<br />

ja eigentlich vor Angriffen schützen. Wenn<br />

sie angreifbar ist, ist es in etwa so, als würde<br />

die Haustür offen stehen», erklärt Matthias<br />

De Toffol. Sind die Angreifer erst mal im Netzwerk,<br />

verfügen sie auch über die notwendigen<br />

Berechtigungen, ihre Spuren zu löschen. Das<br />

macht es umso schwieriger, ihnen auf die Schliche<br />

zu kommen. Es war also wichtig, möglichst<br />

schnell zu reagieren. Die inconet riegelte das<br />

Netzwerk der Historika gegen aussen ab und<br />

leitete zeitgleich forensische Massnahmen ein,<br />

im Rahmen derer rund 50 Arbeitsplätze überprüft<br />

wurden. Das betroffene Gerät konnte<br />

dadurch lokalisiert und isoliert werden, und<br />

allfällige Sicherheitslücken konnten behoben<br />

werden. Gedauert hat die Schadenbehebung ungefähr<br />

eine Woche, das System wurde aber noch<br />

zwei weitere Wochen beobachtet. Komplett herunterfahren<br />

musste die Historika den Betrieb<br />

glücklicherweise nicht. «Der Eingriff ins Tagesgeschäft<br />

hielt sich in Grenzen, und unsere Mitarbeitenden<br />

konnten ihre Arbeit relativ schnell<br />

wieder aufnehmen», so Silvio Schärer.<br />

«Wenn eine Firewall angreifbar ist, ist es in etwa so,<br />

als würde die Haustür offen stehen.»<br />

Matthias De Toffol, Leiter Cybersecurity, inconet<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

26 01/<strong>2024</strong>


SCHADENREPORTAGE<br />

2<br />

1 Silvio Schärer, COO der<br />

Historika AG, ist froh, dass bei<br />

der Cyberattacke kein grösserer<br />

Schaden entstanden ist.<br />

2 Die Angreifer nutzten eine<br />

Sicherheitslücke in der Firewall,<br />

um sich Zugriff zum Netzwerk zu<br />

verschaffen.<br />

1<br />

3 Nebst analogen Werbelösungen<br />

wie Gebäudebeschriftungen und<br />

Leuchtreklamen bietet die<br />

Historika AG auch Produkte im<br />

digitalen Bereich an.<br />

4<br />

4 Wichtig ist, das betroffene<br />

Gerät so schnell wie möglich zu<br />

lokalisieren und zu isolieren.<br />

3<br />

03/2023 27<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


SCHADENREPORTAGE<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Die inconet technology ag ist<br />

ein Schweizer IT-Dienstleister,<br />

der auf Cybersicherheit<br />

und ICT-Lösungen spezialisiert<br />

ist. In enger Zusammenarbeit<br />

mit der Swisscom<br />

und dem Bundesamt für<br />

Cybersicherheit (BACS)<br />

bietet inconet umfassende<br />

Sicherheitsmassnahmen<br />

für KMU.<br />

inconet.ch<br />

Thema Cybersecurity im Unternehmen einen<br />

hohen Stellenwert bekommt. Es ist die Aufgabe<br />

der Unternehmensleitung, sich eingehend mit<br />

potenziellen Risiken und den entsprechenden<br />

Schutzmassnahmen zu befassen», so Gianni<br />

Trog.<br />

Matthias de Toffol, Leiter Cybersecurity bei inconet (links), und Silvio Schärer, COO der<br />

Historika AG, haben gut lachen. Dank schneller Reaktion und guter Zusammenarbeit<br />

konnten grössere Schäden erfolgreich abgewendet werden.<br />

Übergriffe auf KMU sind keine Seltenheit<br />

Immer öfter geraten kleine und mittlere<br />

Unternehmen ins Visier von Cyberkriminellen.<br />

«Da kleine Unternehmen meist nicht davon<br />

ausgehen, Opfer einer Cyberattacke zu<br />

werden, verfügen sie oftmals über geringere<br />

Schutzmassnahmen als grosse Firmen. Die Angreifer<br />

sind sich dieses Umstands bewusst und<br />

nutzen das natürlich aus», sagt Gianni Trog,<br />

Cyberschadenleiter Unternehmenskunden bei<br />

der AXA.<br />

Selbst einmal von einem Cyberangriff betroffen<br />

zu sein, damit rechnen die wenigsten.<br />

Zahlen des Bundesamts für Cybersicherheit<br />

(BACS) beweisen jedoch das Gegenteil. Allein<br />

im ersten Halbjahr 2023 wurden dem BACS<br />

laut einer aktuellen Medienmitteilung rund<br />

19’000 Cybervorfälle gemeldet, 2000 mehr als<br />

noch im ersten Halbjahr 2022. «Klar hatten wir<br />

uns vorher mit dem Thema befass und waren<br />

gerade daran, mögliche Cyberrisiken zu eruieren.<br />

Trotzdem geht man nicht davon aus, dass<br />

einem so etwas passiert. Wir als kleines Unternehmen<br />

sind doch uninteressant, dachten<br />

wir», erzählt Silvio Schärer.<br />

Es gilt, das Thema Cybersicherheit ernst zu<br />

nehmen und sich intensiv damit auseinandersetzen.<br />

«Das Allerwichtigste ist, dass das<br />

Der Experte<br />

Gianni Trog arbeitet seit<br />

2016 bei der AXA Schweiz.<br />

Der diplomierte Wirtschaftsprüfer<br />

und Betriebsökonom<br />

hat einen MAS in Informatik<br />

und verantwortet in seiner<br />

Funktion als Leiter Cyber<br />

Schaden Unternehmenskunden<br />

die Cyber-Schadensregulierung,<br />

zudem fungiert<br />

er als Fachexperte bei der<br />

Vermögensschadenhaftpflicht.<br />

Risiken und Schutzmassnahmen regelmässig<br />

evaluieren<br />

Möglichkeiten, sich zu schützen, gibt es zahlreiche.<br />

«Zu den klassischen Massnahmen für<br />

KMU zählt sicher ein Perimeterschutz, bei<br />

dem das Unternehmensnetzwerk abgekapselt<br />

und kontrolliert wird, was an Daten rein- und<br />

rausgeht. Dann müssen die Server und Endgeräte<br />

geschützt werden», erklärt der Schadenexperte<br />

der AXA. Ebenso wichtig sei eine aktuelle,<br />

gepatchte Software. Das bedeutet, dass<br />

regelmässig Updates vorgenommen und mögliche<br />

Sicherheitslücken so behoben werden<br />

können. Nebst den technischen Massnahmen<br />

spielt auch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden<br />

eine grosse Rolle. Es gilt, regelmässig<br />

auf aktuelle Risiken und deren mögliche Folgen<br />

aufmerksam zu machen. «Seit dem Vorfall<br />

kommen unsere Mitarbeitenden viel eher auf<br />

mich zu, wenn ihnen eine Mail verdächtig erscheint»,<br />

sagt Silvio Schärer.<br />

Glücklicherweise kam die Historika in diesem<br />

Fall mit dem Schrecken davon. Spuren hinterlassen<br />

hat der Angriff dennoch. «Was ich<br />

von dem Vorfall mitgenommen habe, ist die<br />

Unsicherheit, die einen plötzlich überfällt. Ist<br />

diese Mail nun verdächtig oder nicht? Kann ich<br />

diesem Anrufer nun trauen oder nicht? Man<br />

wird schon fast ein wenig paranoid», so Silvio<br />

Schärer. Der Fall ist dennoch ein gutes Beispiel<br />

dafür, wie dank guter Vorbereitung und dank<br />

des richtigen Netzwerks Schlimmeres verhindert<br />

werden konnte.<br />

●<br />

«Was ich von dem Vorfall mitgenommen habe,<br />

ist die Unsicherheit, die einen plötzlich überfällt.»<br />

Silvio Schärer, COO Historika AG<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

28 01/<strong>2024</strong>


SCHADENREPORTAGE<br />

Minimierung von Risiken und Maximierung des Schutzes<br />

1<br />

Bewusstsein für Cyberbedrohungen<br />

erhöhen<br />

KMU sind häufig von Ransomware,<br />

Phishing, DDoS-Angriffen und<br />

Malware betroffen. Die Sensibilisierung<br />

der Mitarbeitenden ist<br />

entscheidend, um die Wahrscheinlichkeit<br />

erfolgreicher Angriffe zu<br />

verringern.<br />

2Ressourcenallokation<br />

Aufgrund begrenzter Ressourcen<br />

in Bezug auf Zeit, Geld und<br />

Fachkenntnisse sollten KMU ihre<br />

Investitionen in Cybersicherheitsmassnahmen<br />

priorisieren, um<br />

sich effektiv vor Cyberangriffen zu<br />

schützen.<br />

3Sicherheitsinfrastruktur stärken<br />

KMU sollten ihre Sicherheitsinfrastrukturen<br />

und -protokolle<br />

verbessern, um Netzwerke weniger<br />

anfällig für Eindringlinge und<br />

Malware-Infektionen zu machen.<br />

4Mitarbeiterschulung und<br />

-aufklärung<br />

Regelmässige Schulungen und<br />

Informationsveranstaltungen über<br />

Cybersicherheitsrisiken sind notwendig,<br />

um Mitarbeitende in Bezug<br />

auf Phishing-Angriffe und andere<br />

Arten von Social-Engineering-<br />

Angriffen besser zu schützen.<br />

5Anpassung an komplexe<br />

Bedrohungen<br />

Mit zunehmender Komplexität<br />

und Raffinesse von Cyberangriffen<br />

sollten KMU ihre Sicherheitsmassnahmen<br />

kontinuierlich anpassen<br />

und aktualisieren.<br />

6Berücksichtigung der digitalen<br />

Vernetzung<br />

Die steigende Digitalisierung und<br />

Vernetzung von KMU erfordert<br />

eine verstärkte Aufmerksamkeit für<br />

potenzielle Sicherheitsverletzungen,<br />

insbesondere im Zusammenhang<br />

mit Cloud-Diensten, mobilen<br />

Geräten und IoT-Geräten.<br />

7Vorbereitung auf die<br />

Nachwirkungen eines Angriffs<br />

KMU sollten Notfallpläne entwickeln,<br />

um sich von den Auswirkungen<br />

eines Cyberangriffs zu erholen,<br />

einschliesslich finanzieller Verluste,<br />

Rufschädigung und Betriebsunterbrechungen.<br />

Quelle: inconet<br />

Cyberversicherung<br />

der AXA<br />

Die AXA bietet Unternehmen<br />

einen umfassenden<br />

Schutz gegen Cyberattacken.<br />

Nebst der Deckung<br />

von Eigen- und Haftpflichtschäden<br />

bietet sie auch<br />

kostenlose Präventionsservices<br />

und eine rund um die<br />

Uhr verfügbare Cyberschaden-Hotline<br />

beim<br />

Cybersecurity- Experten<br />

Oneconsult AG. Die Cyberversicherung<br />

schützt das<br />

Unternehmen auch vor den<br />

finanziellen Folgen, wenn<br />

die IT trotz technischer<br />

und organisatorischer<br />

Massnahmen von einem<br />

Cyberereignis betroffen<br />

ist. Wichtig sind in einem<br />

solchen Fall die 24/7-Soforthilfe,<br />

die Krisenberatung<br />

und die Krisenkommunikation.<br />

axa.ch<br />

Weniger Unfälle,<br />

weniger Ausfälle<br />

Freizeitunfälle zu verhüten lohnt sich für Unternehmen.<br />

Die BFU bietet dazu alles aus einer Hand – forschungsbasiert<br />

und unabhängig:<br />

• Beratungen und Schulungen für Sicherheitsfachleute<br />

und Vorgesetzte<br />

• Sensibilisierungsangebote und Einsatzmittel für<br />

Mitarbeitende<br />

02/2023<br />

Beratungsstelle für<br />

Unfallverhütung<br />

29<br />

bfu.ch/unternehmen<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


MARKETING<br />

INTERVIEW<br />

«Mainstream<br />

ist nicht<br />

so unser Ding»<br />

Nach dem viel zu frühen Tod ihres Vaters Aldo Kuonen übernahmen<br />

die Geschwister Francesca und Marco die Leitung der Skimanufaktur.<br />

Gemeinsam mit Francescas Ehemann Jean-Pierre führen sie das väterliche<br />

Lebenswerk weiter – und mischen dabei den konservativen Skizirkus<br />

gehörig auf. Im gemeinsamen Interview erklären die drei, weshalb AK Ski<br />

ihr Geld wert sind – und warum Ski bauen ein bisschen wie Kochen ist.<br />

Interview Melanie Ade<br />

Fotos Herbert Zimmermann<br />

Erklärt mir doch mal, weshalb ich mir<br />

einen AK Ski zulegen sollte.<br />

Francesca Kuonen: Weil es der beste Ski ist,<br />

den man auf dem Markt bekommen kann.<br />

(Lacht.) Aber ehrlich: Unsere Ski bestechen<br />

durch eine unschlagbare Fahrdynamik und<br />

aussergewöhnliche Fahreigenschaften. Ein AK<br />

Ski ist spritziger, direkter und sportlicher als<br />

jeder andere Ski, weist aber gleichzeitig eine<br />

aussergewöhnliche Fahrstabilität aus. Das findest<br />

du sonst nirgends.<br />

nicht auf ein Auto, wie viele PS unter der Motorhaube<br />

stecken.<br />

Francesca Kuonen: Der angenehme Nebeneffekt<br />

ist, dass wir durch das Design mit der<br />

schwarzen bzw. monochromen Oberfläche<br />

in Neonfarben einen enormen Wiedererkennungswert<br />

haben. Schlussendlich entspricht<br />

das Design aber auch immer dem, was wir mögen.<br />

Gefällt es uns selbst nicht, machen wir es<br />

nicht. Das schlichte, klare Design bildet aber<br />

schon von Anfang an die DNA von AK Ski.<br />

Was macht euren Ski denn so gut?<br />

Marco Kuonen: Zum einen bestehen AK Ski zu<br />

100 Prozent aus hochwertigen Materialien, die<br />

sonst nur Weltcup-Athleten vorbehalten sind,<br />

wie das perfekte Holz oder der schnellste Belag.<br />

Dazu kommen die einzigartigen und funktionellen<br />

Oberflächen wie Elastak, Basetop<br />

oder skiN. Das merkt man beim Fahren. Zum<br />

anderen steckt in jedem unserer handgefertigten<br />

Ski das Herzblut und Engagement unserer<br />

Nidwaldner Familienmanufaktur. Es ist ein Ski<br />

von hier und hat dementsprechend einen emotionalen<br />

Wert.<br />

Das Design eurer Ski ist ganz in Uni<br />

gehalten. Was steckt dahinter?<br />

Jean-Pierre Erni: Auch wenn wir Design lieben<br />

und die pure, elegante Linie total unserem Stil<br />

entspricht, so hat das in erster Linie einen technischen<br />

Hintergrund – der Ski wird dadurch<br />

ruhiger und stabiler, dämpft die Schläge und<br />

Vibrationen, die beim Skifahren entstehen.<br />

Aber natürlich entspricht das Design auch unserer<br />

eigenen Philosophie – wer sagt, dass die<br />

technischen Details wie der Radius auf dem Ski<br />

genannt werden müssen? Man schreibt ja auch<br />

«Wir sind<br />

zwar mit<br />

gesunden<br />

Schweizer<br />

Werten<br />

aufgewachsen,<br />

lieben aber<br />

auch das<br />

Spezielle,<br />

manchmal<br />

sogar etwas<br />

Schräge.»<br />

Francesca Kuonen<br />

Aldo Kuonen wird als ehemaliger<br />

Rennservice-Chef bei Rossignol und<br />

späterer Atomic-Geschäftsführer und<br />

Entdecker diverser Ski-Ikonen vielen<br />

Lesern noch ein Begriff sein.<br />

Francesca Kuonen: Er hat AK Ski 1995 mit dem<br />

Ziel gegründet, einen Rennski für alle zu entwickeln.<br />

Damals gab es noch keine kleinen Skimanufakturen<br />

neben den grossen Brands, alle<br />

haben ihn für verrückt erklärt. Das hat sich<br />

schnell geändert, als er den ersten AK Ski 1997<br />

auf den Markt brachte.<br />

Aldo Kuonen ist 2012 mit nur 60 Jahren<br />

an einem Hirntumor gestorben,<br />

ihr habt den Familienbetrieb sehr jung<br />

übernehmen müssen.<br />

Marco Kuonen: Ja, das war sehr hart für<br />

uns. Er war ja nicht nur unser Vater, sondern<br />

gleichzeitig unser Mentor, Vorbild und bester<br />

Freund – dementsprechend hat er eine riesige<br />

Lücke hinterlassen. Mir fehlte zu Beginn vor<br />

allem der fachliche Austausch mit ihm, sein<br />

enormer Erfahrungsschatz. Trotzdem war für<br />

uns sofort klar, dass wir das Geschäft in seinem<br />

Sinne weiterführen würden. Aber die erste Zeit<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

30<br />

01/<strong>2024</strong>


Machen Ski aus Leidenschaft:<br />

Francesca und Marco Kuonen<br />

und Jean-Pierre Erni rocken mit<br />

AK Ski den Skizirkus.<br />

01/<strong>2024</strong> 31<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


MARKETING<br />

INTERVIEW<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

war schon brutal, das Tagesgeschäft musste ja<br />

weitergehen, da blieb keine Zeit zu trauern.<br />

Wie viel Aldo steckt heute noch<br />

in euren Ski?<br />

Jean-Pierre Erni: Man kann einen Ski von<br />

heute nicht mit einem Ski von 1997 vergleichen,<br />

dafür verändern sich Technologie und<br />

Material zu stark. Zwar vertreten wir die gleiche<br />

Philosophie und denselben Drive wie Aldo,<br />

aber es hat sowohl bei der Kundschaft als auch<br />

bei den Produkten ein Generationenwechsel<br />

stattgefunden. Wir haben die Marke AK<br />

entlang unserer Ideen und Persönlichkeiten<br />

weiterentwickelt, modernisiert und verjüngt.<br />

Oder anders gesagt: Wir haben AK Ski unseren<br />

eigenen Stempel aufgedrückt, sind aber der<br />

ursprünglichen DNA treu geblieben. Trotzdem<br />

steckt immer noch viel Aldo in AK Ski, weil er<br />

in Francesca und Marco weiterlebt.<br />

Was zeichnet euch heute als<br />

Unternehmen aus?<br />

Francesca Kuonen: Eigentlich sind wir das<br />

klassische Familienunternehmen. Nur «klassisch»<br />

passt halt nicht so recht zu uns. Wir<br />

sind zwar mit gesunden Schweizer Werten<br />

aufgewachsen, lieben aber auch das Spezielle,<br />

manchmal sogar etwas Schräge. Mainstream<br />

ist nicht so unser Ding. Wir stehen für Lifestyle,<br />

Emotionen, Authentizität und Exklusivität.<br />

Was wir tun, tun wir mit vollem Einsatz,<br />

Leidenschaft und Herzblut. Wir leben und atmen<br />

für AK Ski.<br />

Und wie teilt ihr euch die Aufgaben<br />

auf?<br />

Jean-Pierre Erni: In so einem kleinen Familienbetrieb<br />

muss jeder über alles Bescheid wissen<br />

und alles können. Von der Konzeption und<br />

Entwicklung über das Design und Testing bis<br />

zur Auslieferung und zum Marketing machen<br />

wir alles gemeinsam und treffen auch jede Entscheidung<br />

zu dritt. Klar haben wir alle individuelle<br />

Stärken, ergänzen uns aber perfekt und<br />

sind ein unschlagbares Team.<br />

Wie habt ihr euch das Handwerk<br />

angeeignet?<br />

Marco Kuonen: Wir sind mit dem Thema aufgewachsen.<br />

Seit wir denken können, wurde bei<br />

uns am Küchentisch immer darüber gesprochen,<br />

wie man den besten Ski herstellen kann.<br />

Schon als Kinder waren wir oft in der Fabrik<br />

und haben die einzelnen Handgriffe früh ge­<br />

Ihre Ski bestechen durch eine<br />

unvergleichliche Performance<br />

und ein unverwechselbares<br />

Design: AK Ski vereint Lifestyle,<br />

Leidenschaft und Lebensfreude<br />

pur. Die 1995 von<br />

Aldo gegründete Manufaktur<br />

wird heute von Francesca<br />

und Marco Kuonen sowie<br />

Jean-Pierre Erni geführt, 2021<br />

lancierten sie zusätzlich zu<br />

AK Ski den Brand «OFF»,<br />

einen Tourenski.<br />

ak-ski.ch<br />

off-ski.ch<br />

«Das<br />

Wichtigste ist,<br />

dass du eine<br />

ungeheure<br />

Passion dafür<br />

hast, was<br />

du machst.»<br />

Jean-Pierre Erni<br />

lernt. Einen Ski zu bauen ist wie zu kochen –<br />

man braucht bloss die richtigen Zutaten und<br />

muss diese dann zusammenmischen. Zudem<br />

fahren und testen wir unsere Ski natürlich<br />

selbst und spüren aufgrund des Fahrverhaltens,<br />

was wir optimieren müssen.<br />

Jean-Pierre Erni: Das Wichtigste ist, dass du<br />

eine ungeheure Passion dafür hast, was du<br />

machst. Dann werden Dinge plötzlich selbstverständlich,<br />

von denen du nie gedacht hättest,<br />

dass du sie kannst. Wenn du dich für eine Sache<br />

interessierst und etwas aus purer Freude<br />

und für dich selbst machst, dann fallen dir<br />

auch Aufgaben wie Buchhaltung oder Ähnliches<br />

plötzlich leichter.<br />

Ihr stellt aktuell zwischen 3000<br />

und 4000 Paar Ski im Jahr her. Gibt es<br />

Expansionspläne?<br />

Francesca Kuonen: Wir wachsen stetig, aber<br />

gesund. Unser Hauptziel ist es nicht, die <strong>Firma</strong><br />

künstlich aufzublasen. Wir wollen auch in<br />

Zukunft kein Massenprodukt herstellen und<br />

30’000 Ski im Jahr verkaufen, sondern weiterhin<br />

ein eigenständiges Familienunternehmen<br />

bleiben. Das Wichtigste für uns ist, den besten<br />

Ski herzustellen und die Qualität auf dem<br />

höchstmöglichen Level zu halten. Deshalb<br />

fliesst bei uns auch jeder Rappen wieder in unser<br />

Produkt zurück.<br />

Marco Kuonen: Kurz vor Corona haben wir zudem<br />

mit unseren «OFF»-Tourenski einen komplett<br />

neuen Brand entwickelt, der ebenfalls<br />

sehr viel versprechend angelaufen ist und sich<br />

am Markt bereits sehr gut etabliert hat.<br />

Ihr betreibt kein Marketing. Wie<br />

verkaufen sich eure Ski?<br />

Jean-Pierre Erni: Wir machen schon Marketing,<br />

aber auf unsere Art. Wir leben zum einen<br />

durch die Empfehlung unserer Verkaufspartner<br />

im Fachhandel; deshalb legen wir sehr<br />

grossen Wert auf die Ausbildung und den persönlichen<br />

Kontakt zu all unseren Verkaufsstellen.<br />

Darüber hinaus setzen wir auf Mund-zu-<br />

Mund-Propaganda – die besten Ambassadoren<br />

sind die Mitglieder unserer AK Family, die von<br />

unseren Ski schwärmen und uns dadurch weiterempfehlen.<br />

AK Ski sind nicht gerade günstig. Ist<br />

das ein Nachteil am Markt?<br />

Francesca Kuonen: Wer nur einmal pro Saison<br />

für ein paar Tage auf die Ski steht, wird sich<br />

keinen AK kaufen, das ist absolut okay. Es ist<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

32 01/<strong>2024</strong>


In der Werkstatt ist Marco<br />

Kuonen in seinem Element.<br />

Schon als Kind war der<br />

Skibauer oft in der Fabrik und<br />

hat die einzelnen Handgriffe<br />

früh gelernt.<br />

sogar als Kunstwerk an die Wand seines Apartments<br />

in New York gehängt. (Lacht.)<br />

vergleichbar mit einem Auto oder einer Uhr:<br />

Entweder kann oder will man sich ein Top-<br />

Produkt leisten, weil dessen Performance überzeugt.<br />

Dann spart man halt auch mal dafür.<br />

Zudem bewegen wir uns mit unseren Ski noch<br />

lange nicht im Luxussegment, unsere Preise<br />

sind absolut vergleichbar mit jedem Top-Ski,<br />

den du im Fachhandel bekommst.<br />

Marco Kuonen: Man darf darüber hinaus<br />

nicht vergessen: Durch die Verarbeitung der<br />

qualitativ hochwertigen Materialien hält ein<br />

AK Ski sehr viel länger als ein billiger Ski von<br />

der Stange. Dadurch sind wir nicht nur nachhaltiger,<br />

sondern auch viel langlebiger – und<br />

dadurch im Umkehrschluss wieder günstiger<br />

als jeder Nullachtfünfzehn-Ski.<br />

Wie sieht der typische AK-Skifahrer<br />

aus?<br />

Marco Kuonen: Wir sprechen sehr passionierte<br />

Skifahrer an, die grossen Wert auf hohe Qualität<br />

und eine Spitzenperformance legen. Aber<br />

genauso ganz viele einheimische Nidwaldner,<br />

die jedes Wochenende auf der Klewenalp Ski<br />

fahren und sich – neben den positiven Fahreigenschaften<br />

– mit unseren Ski und unserer<br />

Manufaktur emotional verbunden fühlen. Und<br />

einer unserer Kunden hat sich den AK Pink<br />

«Wir sprechen<br />

passionierte<br />

Skifahrer an,<br />

die Wert auf<br />

hohe Qualität<br />

legen.»<br />

Marco Kuonen<br />

Ein Ski als Kunstobjekt?<br />

Jean-Pierre Erni: Es gibt auch Einzelne, die sich<br />

ein Paar Ski an die Wand ihres Chalets hängen,<br />

das haben wir bei unseren Kollaborationen mit<br />

Dior und Hublot erlebt. Das sind aber vor allem<br />

Liebhaber von Luxusbrands.<br />

Du sprichst es an, ihr hattet schon<br />

mehrere Kollaborationen mit Luxusmarken.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Francesca Kuonen: Für uns ist es natürlich eine<br />

grosse Ehre, dass uns Dior, Hublot oder auch Porsche<br />

angefragt haben, ob wir mit ihnen zusammenarbeiten<br />

wollen – das hilft uns natürlich,<br />

die Bekanntheit unseres Brands zu steigern.<br />

Dass Dior in diesem Jahr bereits zum vierten<br />

Mal mit uns kollaboriert, bestätigt uns zudem<br />

darin, dass wir unsere Sache gut machen. Wir<br />

haben dabei viel dazugelernt – trotzdem bleibt<br />

AK Ski unser Kerngeschäft, und solche Collabs<br />

sind eher das Sahnehäubchen auf der Torte.<br />

Was wollt ihr in Zukunft noch<br />

erreichen?<br />

Jean-Pierre Erni: Wir haben noch viele ausgefallene<br />

Ideen, es wird spannend bleiben. Aber<br />

einen Zehnjahresplan haben wir nicht. Wir<br />

leben lieber im Hier und Heute, als die Zukunft<br />

bis ins Detail vorauszuplanen.<br />

Francesca Kuonen: Das Schönste für uns ist<br />

und bleibt, unsere Leidenschaft und unsere<br />

Freude am Produkt und am Skifahren nach<br />

aussen vermitteln zu können.<br />

●<br />

01/<strong>2024</strong> 33<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Mein Stolz<br />

Smarte Pflanzgefässe für eine nachhaltigere Welt<br />

Angefangen hat alles damit, dass ich frustriert war.<br />

Als Professor für Pflanzenbiologie an der Uni Bern<br />

bin ich zwar eigentlich ein Pflanzenprofi, schaffte<br />

es aber dennoch nicht, meine Balkonbepflanzung<br />

über den Sommer zu retten – ständig vertrockneten<br />

die Kräuter und Blumen, wenn ich länger abwesend<br />

war. Gemeinsam mit Ludwig, einem Geophysiker<br />

und Ingenieur, Johnny, einem App-Entwickler, und<br />

Jeremias, einem Start-up-Coach, entwickelten wir<br />

deshalb 2021 ein neuartiges, intelligentes Bewässerungssystem,<br />

das Menschen dabei unterstützt, ihre<br />

Terrassen und Balkone langfristig grüner zu gestalten.<br />

Damit wollen wir unseren Beitrag zu mehr<br />

Natur im urbanen Raum leisten, aber vor allem auch<br />

etwas für das Wohlbefinden der Menschen tun. Es<br />

ist schliesslich wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen,<br />

die Pflanzen anbauen, weniger gestresst sind<br />

und ein besseres Verständnis für Natur und Umwelt<br />

entwickeln. Unser Ziel ist es, die Städte der Welt in<br />

grüne Oasen zu verwandeln und dadurch die Welt<br />

ein Stück nachhaltiger und die Menschen ein Stück<br />

glücklicher zu machen. Noch sind wir ein kleines<br />

Start-up und Spinoff der Universität Bern mit sieben<br />

Mitarbeitenden, planen aktuell aber unsere Internationalisierung<br />

in den europäischen Raum und sind<br />

überzeugt, dass unser innovatives Konzept auch international<br />

erfolgreich sein wird.<br />

boum.garden<br />

Matthias Erb,<br />

Professor, Unternehmer<br />

und Biolandwirt<br />

Foto: Sarah Stangl<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

34 03/2023 01/<strong>2024</strong>


Mein Stolz<br />

Remo Riebel,<br />

Gründer und Inhaber<br />

Plankraft AG<br />

Was mir an der Selbstständigkeit gefällt? Mein Beruf bietet<br />

viel Freiraum für die Umsetzung meiner Ideen. Bis ich<br />

selbstständig wurde, führte mich mein Weg aber über die<br />

Hotelleriebranche nach Amerika, wo ich am Aufbau einer<br />

grossen Gastronomiekette beteiligt war. Zurück in der<br />

Schweiz und auf der Suche nach einer Neuanstellung, landete<br />

ich bei einem Stellenvermittler. Schnell merkte ich,<br />

dass ich diese Branche sehr interessant fand, und wechselte<br />

kurzerhand die Seite – vom Suchenden zum Helfenden<br />

stieg ich selbst als Vermittler ein. 2016 war ich Mitgründer<br />

und Partner einer Personalvermittlungsagentur und<br />

entschloss mich nach drei weiteren Jahren zur alleinigen<br />

Mit Plankraft zum Perfect Match<br />

Selbstständigkeit. Bei meiner <strong>Firma</strong> Plankraft fokussiere<br />

ich mich auf die Baubranche und bediene dabei zwei Kundengruppen:<br />

Zum einen sind dies Fachkräfte, welche einen<br />

Stellenwechsel planen, und zum anderen Unternehmen,<br />

die eine Vakanz neu besetzen möchten. Ein gutes Netzwerk<br />

ist dabei das A und O, weshalb ich auf langjährige Kontakte<br />

und persönliche Beziehungen setze. Einen Mehrwert biete<br />

ich meiner Kundschaft dadurch, dass sie ihre Stellensuche<br />

nicht offenlegen muss. Ich kläre alle Rahmenbedingungen<br />

für sie ab und wahre dabei ihre absolute Diskretion. So<br />

finde ich am Ende den perfekten Match für beide Seiten.<br />

plankraft.ch<br />

01/<strong>2024</strong> 35<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Gemeinsam für<br />

mehr Nachhaltigkeit<br />

Wir unterstützen Sie mit zukunftsorientierten<br />

Produkten und Services.<br />

Know You Can<br />

AXA.ch/nachhaltigkeit

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