Österreich Maritim, Ausgabe 70
Maritime Gedenktage 2018, Tauchgang zur Königsjacht, Motorschiff Munot, Zerstörer USS NELSON, AGLAIA und ich, Otto Bielobradek-Bernau
Maritime Gedenktage 2018, Tauchgang zur Königsjacht, Motorschiff Munot, Zerstörer USS NELSON, AGLAIA und ich, Otto Bielobradek-Bernau
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8 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>70</strong> - März 2018<br />
Darunter waren beispielsweise folgende Aufgaben:<br />
• das Abschleppen eines gewasserten Flugbootes,<br />
• das Suchen und Abschießen von treibenden Minen,<br />
• als Rundenboot den Kommandanten des Seeverteidigungskommandos<br />
zu Stützpunkten befördern,<br />
• das Absuchen eines Hafens<br />
• einen Begleitkonvoi zu verstärken<br />
• oder das Begleiten von U-Booten,<br />
um nur einige Dienstpflichten zu nennen.<br />
Es gelang Bielobradek durch seine navigatorische Fähigkeit<br />
und sein seemännisches Können bei der Ausführung dieses<br />
abwechslungsreichen Dienstes die Unversehrtheit seines Bootes<br />
zu erhalten und damit die Ehre der 14. Torpedobootsdivision<br />
in Sebenico aufrecht zu erhalten.<br />
Denn aufgrund der beiden „Aufrassler“ des Komet bestand<br />
für den Kommandanten Benno Szabó die Gefahr, des<br />
Kommandos enthoben zu werden und „auf den Friedhof<br />
geschickt zu werden“, wie es damals im Seeoffiziersjargon hieß.<br />
Das endgültige Schicksal ereilte das Torpedobootes 12, als die<br />
Donaumonarchie längst nicht mehr bestand. Nach offiziellen<br />
Quellen sank es am 17. Oktober 1919 in der „Bucht der sieben<br />
Schlösser“ bei Spalato/Split nach einem heftigen Sturm. Es<br />
wurde später gehoben und in Italien abgebrochen.<br />
Ende 1918 kämpfte Otto Bielobradek mit vielen Menschen<br />
in Sebenico an mehreren Fronten, die das Leben bedrohten:<br />
einerseits gegen die Entente als meist sichtbarer Feind und<br />
andererseits gegen die unsichtbare Spanische Grippe, die in<br />
diesen Tagen grassierte und unter dem Personal der k.u.k.<br />
Kriegsmarine und deren Angehörigen zahlreiche Opfer<br />
forderte, manchmal bis zu vierzig in einer Woche.<br />
Der Linienschiffsleutnant hatte dafür eine Erklärung:<br />
„[…] ich hab‘ das jetzt schon öfters gehört, daß Alkohol<br />
sehr gut ist gegen diese gemeine Krankheit, mehrere haben<br />
es schon mit Erfolg probiert. – Hier in Sebenico sollen<br />
schon mehrere Leute gestorben sein und noch weiter sterben,<br />
denn hier ist die Krankheit scheinbar sehr in Mode.<br />
Ist ja kein Wunder, denn der Wettersturz war zu rapid, von 35°<br />
[Celsius] binnen weniger Stunden auf 9°, das greift halt richtig<br />
an, speziell wo ja die meisten unterernährt sind, keinen Fettansatz<br />
haben und daher das Innere keinen Kälteschutz hat. Hoffentlich<br />
stirbt diese Seuche bald aus, denn das ist ja unheimlich, wie<br />
bösartig die jetzt ist, im Sommer war sie doch weitaus harmloser.“<br />
Von seinem Jahrgangskameraden, Linienschiffsleutnant Lulić<br />
starb damals die Mutter, seine Frau und die Kinder lagen im<br />
Sterben. Auch der ältere Sohn des Korvettenkapitäns Ambrozy<br />
war gestorben, seine Frau schwer erkrankt.<br />
Der Heizer des Torpedobootes 12 hatte Frau und Kinder<br />
verloren, und dem Elektrobetriebsleiter Johann Walzl waren<br />
die Frau und die Mutter der Seuche erlegen…<br />
Otto Bielobradek vermied während dieser Zeit<br />
Ein Beispiel für die Anpassung an die neuen politischen Verhältnisse<br />
an der k.u.k. Stampiglie für das Seebezirkskommandos Sebenico:<br />
Das kleine gemeinsame Wappen mit dem Spruchband wurde<br />
unkenntlich gemacht, und gekreuzt durchgestrichen. Beim<br />
einzeiligen roten Stempel wurde das K.u.k. entfernt. Mitte<br />
November 1918 unterzeichneten hier Fregattenkapitän Friedrich<br />
Helmreich zu Brunfeld und Linienschiffsleutnant Edgar Angeli.<br />
Menschenansammlungen. Als er Schmerzen in der<br />
Lungengegend verspürte, konstatierte der Marinearzt<br />
Rheumatismus, den Bielobradek sich vom Schlafen an<br />
Deck geholt hatte – „Das ist halt das Torpedobootdasein…“<br />
Vermutlich hatte das Auftreten der Spanischen Grippe das<br />
Ende des Ersten Weltkrieges beschleunigt, denn insgesamt<br />
forderte diese Pandemie damals in Europa über zwei<br />
Millionen Tote und wurde in ihrer Wirkung mit der Pest<br />
verglichen. Den Zerfall der Monarchie in selbständige<br />
Staatengebilde und den Untergang der k.u.k. Kriegsmarine<br />
erlebte Linienschiffsleutnant Otto Bieleobradek in voller<br />
Ungewissheit, weil sein Heimatort Langenlois in Niederösterreich<br />
an der Grenze von Sprachgebieten lag und er<br />
fürchtete, dass es dort zu grausamen Auseinandersetzungen<br />
kommen könnte:<br />
„…aber gefasst muß man ja jetzt auf alles sein und so eine<br />
Umstürzerei wie jetzt kommen wird, war noch nie in der<br />
Weltgeschichte da…„<br />
und weiter: „…wie der Frieden ausgehen wird, das ist auch<br />
eine Frage die sich einstweilen schwer beantworten lässt,<br />
nachdem wie es aber im Parlament zugeht dürfte er kaum einer<br />
werden, wenigsten nicht gleich und nicht an den Grenzen der<br />
Sprachgebiete.“<br />
War die Versorgungslage in Sebenico bis Mitte 1918<br />
einigermaßen ausreichend, veränderte sich später die<br />
Situation merkbar: ein Befehl verordnete ab Ende Oktober<br />
1918 den Verzehr von Konservenkost statt frischem Fleisch,<br />
die Postzustellung funktionierte kaum und die Südbahn sollte<br />
eingestellt werden.<br />
Otto Bielobradek an seine Frau:<br />
„Du siehst, langsam aber sicher kommen wir dem Ende entgegen.<br />
Ja, 4 ½ Jahre haben wir gerauft, oft gesiegt, eigentlich unbesiegt