Österreich Maritim, Ausgabe 70

4 Österreich Maritim 70 - März 2018
Otto Bielobradek-Bernau
Der Torpedobootskommandant von Tb 12
Heinz Strauss
Vielen an der Marinegeschichte Interessierten wird der
Name des k.u.k. Linienschiffsleutnants Otto Bielobradek
zunächst unbekannt sein. Mit dem zweiten Namensteil
„Bernau“ verhält es sich schon anders. Sein Sohn, der ehem.
niederösterreichische Landtagsabgeordnete und Direktor
des WIFI, Dr. Otto Bernau,
ist in Marinekreisen bestens
bekannt.
Der k.u.k. Marineoffizier
Otto Bielobradek hatte
nach dem Ende Österreich-
Ungarns 1918 seinen Namen
auf Bernau geändert und
dadurch auch ein Zeichen des
Protestes gegen jene Länder
gesetzt, die nach Meinung
vieler deutsch-österreichischer
Marineoffiziere den Untergang
der Donaumonarchie
forciert hatten.
Otto Bielobradek-Bernau, 1890 in Wien geboren, stammte
aus einer militärisch geprägten Familie: Der Vater, Heinrich
Bielobradek, war Militär-Oberrechnungsrat. Der älteste
Bruder, Heinrich, war k.u.k. Hauptmann bei den Pionieren,
der zweite Bruder, Fritz, war als Oberleutnant beim Schweren
Feldartillerieregiment 7 in Serbien stationiert.
Otto schlug als Elfjähriger den Weg Richtung Kriegsmarine
ein. Ende 1918, als auch die k.u.k. Kriegsmarine aufhörte zu
bestehen, zog er Bilanz:
„Dass ich bald ausgedient haben werde, das hab‘ ich gleich
gewusst und jetzt weiß ich auch, warum es mir schon als Bub
stets unmöglich erschienen ist, mich als Stabsoffizier zu sehen,
sogar Linienschiffsleutnant ist mir ungeheuerlich erschienen. Das
hab‘ ich zwar erreicht, aber weiter geht’s nicht.“
Doch noch war es nicht soweit. Bielobradek besuchte zunächst
von 1901 bis 1905 die k.u.k. Militär-Unterrealschule in
Kismarton, dem heutigen Eisenstadt.
Damit war eine der Voraussetzungen für den Eintritt in die
k.u.k. Marineakademie in Fiume erfüllt.
Unter den Zöglingen seines Jahrganges entstanden
naturgemäß Freundschaften, die auch hielten, als Österreich
bereits zur zweiten Republik geworden war.
Zu den Freunden Bielobradeks zählten der spätere
U-Bootskommandant Hermann von Rigele, Ivo von
Preradović, Hermann Pjerotić, Eckhard von Obwurzer,
Othmar Prinz, aber auch Georg Ritter von Trapp, der die
Familie in Langenlois mehrfach besuchte.
Hermann von Rigele spielte insofern eine wichtige Rolle
im Leben des jungen Marineoffiziers Bielobradek, der 1916
die Ehe mit Maria Amon geschlossen hatte: Er war 1917
nach der Geburt der Tochter des Ehepaares Bielobradek,
der Taufpate von Klein-Mizzi und repräsentierte damit 35
Marineakademiker des Jahrganges 1909.
„Lieber Bielobradek! Es ist uns eine große Freude, den ersten
Vertreter einer neuen Generation unseres Jahrganges aus der
Taufe zu heben, das erste Jahrgangskind…“
befand Hermann von Rigele am 21. April 1917, damals
Kommandant des Unterseebootes 10.
Zum Taufakt am 26. April 1917 im niederösterreichischen
Langenlois war der U-Bootkommandant dienstlich
verhindert. Und weil keiner der Marineoffiziere, der sonst
diese Funktion wahrnehmen hätte können, auf Urlaub war,
musste Bielobradek-Bernau, damals Artillerieoffizier auf
S.M.S. Tegetthoff, die Patenschaft des Jahrgangs selbst
übernehmen. In dieser Phase des ersten Weltkrieges konnte
auf Privates keine Rücksicht genommen werden.
Bild oben: Dr. Otto Bernau, der Sohn des k.u.k. Linienschiffsleutnants Otto Bielobradek-Bernau zu seinem 90. Geburtstag.
Bild links unten: Die Familie um 1909. Links der k.u.k. Seekadett Otto.