Österreich Maritim, Ausgabe 70

Maritime Gedenktage 2018, Tauchgang zur Königsjacht, Motorschiff Munot, Zerstörer USS NELSON, AGLAIA und ich, Otto Bielobradek-Bernau Maritime Gedenktage 2018, Tauchgang zur Königsjacht, Motorschiff Munot, Zerstörer USS NELSON, AGLAIA und ich, Otto Bielobradek-Bernau

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22 Österreich Maritim 70 - März 2018 DD-623 Nelson eingeschleppt in England, unmittelbar nach dem Torpedotreffer durch deutsche Schnellboote vor der Normandie am 13.6.1944. Ein Torpedo traf in Höhe des 4. Geschützes, 24 US-Matrosen fielen. ©US Navy Zerstörer USS Nelson eingedockt in Portsmouth, England Mitte Juni 1944, während provisorischer Reparaturen. Lose Wrackteile sind bereits entfernt, der Querschnitt des Zerstörers der „Gleaves“-Klasse ist hier klar erkennbar. ©US Navy Bis zum Frühjahr 1944 begleitete sie Geleitzüge nach Großbritannien und Gibraltar. Im Mai 1944 wurde USS Nelson nach England verlegt, in Vorbereitung zur Invasion in der Normandie. In Plymouth wurde am 24. Mai ihre Schraube an einer Boje stark beschädigt. Aufgrund des dringenden Bedarfs an Zerstörern wurden sie am 2. Juni mit nur einer funktionierenden Schraube für Geleitaufgaben eingesetzt und kam DD-623 ohne Heck im Schlepp über den Atlantik, aufgenommen am 26.8.1944. In Boston wurde ein neues Heck angebaut. ©US Navy am 8. d.M. in den Frontbereich im Abschnitt Omaha Beach. Eine deutsche Gleitbombe verfehlte den Zerstörer. In den frühen Morgenstunden des 12. Juni feuerte Nelson nach einem Radarkontakt zehn Salven auf Ziele, die sich als deutsche Schnellboote herausstellten. DD-623 Nelson wurde von einem Torpedo in Höhe des vierten Geschützturms getroffen, 24 amerikanische Seeleute fielen, 9 wurden verwundet, das Achterschiff brach ab und sank. Die Besatzung wurde von DE-791 Maloy übernommen. Nelson konnte erfolgreich abgeschleppt werden, wurde in England und dann in Nordirland notrepariert und schließlich nach Boston, Mass. geschleppt, wo ein neues Heck angebaut wurde. Hier noch die Ereignisse aus deutscher Sicht: Die angreifende deutsche S-Bootsgruppe bestand aus S 150 und S 167 der 9. SFltl und S 138 und S 142 der 5. SFltl., welches Boot den Treffer auf DD-623 Nelson erzielte ist unklar. Der die Gruppe führende Chef der 9. SFltl, KptLt v. Mirbach, meldete

Österreich Maritim 70 - März 2018 23 USS Nelson im Indischen Ozean aufgenommen vor Madagaskar im November 1945, fotografiert von Bord des Schlachtschiffes California (BB-44) aus, während der Rückfahrt an die US-Ostküste. für seine Flottille einen Treffer auf einem Kriegsschiff, es liegt also nahe, dass entweder S 150 oder S 167 den Treffer erzielt haben. Der deutsche Schnellbootspezialist Urs Heßling fand heraus, dass der B-Dienst der Kriegsmarine, der den feindlichen Funkverkehr abhörte, daraufhin einen Treffer auf dem Schlachtschiff Nelson (!) meldete. Man war sich beim deutschen Marinenachrichtendienst offenbar nicht bewusst, dass es auch einen US-Zerstörer mit diesem Namen gab. An den Durazzo-Veteran Charles P. Nelson aus 1918 hat da beim B- Dienst wohl niemand gedacht. Der Marineexperte Axel Niestle machte mich nach Überprüfung des War Diary von DD-623 darauf aufmerksam, dass der Torpedotreffer bereits am 12.6.44 nach 1 Uhr erfolgt war, nicht am 13.6.44, wie im DANFS Band V, S. 40 (Dictionary of Amerivan Naval Fighting Ships) vermerkt. Der Schnellbootexperte Urs Heßling hatte zuvor darauf verwiesen, dass laut KTB des Führers der Schnellboote die Torpedierung am Morgen des 12. Juni gemeldet wird. Das DANFS basiert zwar fast durchgehend auf den War Diaries, aber die vielen Autoren des DANFS haben bei der Zusammenfassung natürlich Fehler gemacht, wie hier belegbar. Nach Abschluss der Arbeiten im November 1944 wurde sie bis Ende März 1945 wieder für Geleitaufgaben im Nordatlantik eingesetzt, von USA nach nach England und ins Westliche Mittelmeer (Algerien). Danach fuhr sie Geleitschutz für den Geleitträger CVE-11 Card im Atlantik. Am 16.5.1945 übernahm Lt. Comdr. Clark W. Freeman das Kommando, mit ihm durchquerte sie am 1. August den Panama-Kanal und verlegte über Pearl Harbor in japanische Gewässer, wo sie Anfang September ankam, als Japan bereits die Waffen niedergelegt hatte. Via Indischen Ozean kehrte sie an die US-Ostküste zurück. In Colombo übernahm Lt. Comdr. Scott Lothrop das USS Nelson vor Kapstadt 1945. Für den Kriegseinsatz in Japan kam das Schiff zu spät. Obwohl breits 1947 a.D. gestellt, wurde der Zerstörer bis 1968 im Status der Reserve gehalten. ©US Navy Kommando über das Schiff. DD-623 kam am 6. Dezember in New York an, von wo sie Ende Jänner 1946 nach Charleston, S.C. verlegt wurde. Es war ihre letzte aktive Reise. Ein Jahr später, im Jänner 1947, wurde sie dort außer Dienst gestellt und der Atlantic Reserve Fleet unterstellt. Es folgte keine weitere Aktivierung, am 1.3.1968 wurde der Zerstörer DD-623 aus dem Schiffsregister gestrichen und 1969 zum Abbruch verkauft. Insgesamt eine interessante und sehr aktive Kriegsdienstzeit eines US-Kriegsschiffes, von dem wohl nur wenige Shiplover wissen, dass der Name eng mit der Teilnahme seines Namengebers, Charles P. Nelson, an den Kämpfen um Durazzo 1918 gegen die k.u.k. Kriegsmarine verbunden war.

22 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>70</strong> - März 2018<br />

DD-623 Nelson eingeschleppt in England, unmittelbar nach<br />

dem Torpedotreffer durch deutsche Schnellboote vor der Normandie<br />

am 13.6.1944. Ein Torpedo traf in Höhe des 4. Geschützes,<br />

24 US-Matrosen fielen. ©US Navy<br />

Zerstörer USS Nelson eingedockt in Portsmouth, England Mitte<br />

Juni 1944, während provisorischer Reparaturen. Lose Wrackteile<br />

sind bereits entfernt, der Querschnitt des Zerstörers der<br />

„Gleaves“-Klasse ist hier klar erkennbar. ©US Navy<br />

Bis zum Frühjahr 1944<br />

begleitete sie Geleitzüge<br />

nach Großbritannien und<br />

Gibraltar.<br />

Im Mai 1944 wurde<br />

USS Nelson nach England<br />

verlegt, in Vorbereitung<br />

zur Invasion in der<br />

Normandie. In Plymouth<br />

wurde am 24. Mai ihre<br />

Schraube an einer Boje<br />

stark beschädigt. Aufgrund<br />

des dringenden Bedarfs<br />

an Zerstörern wurden<br />

sie am 2. Juni mit nur<br />

einer funktionierenden<br />

Schraube für Geleitaufgaben<br />

eingesetzt und kam<br />

DD-623 ohne Heck im Schlepp über den Atlantik, aufgenommen am 26.8.1944. In Boston wurde ein<br />

neues Heck angebaut. ©US Navy<br />

am 8. d.M. in den Frontbereich im Abschnitt Omaha Beach.<br />

Eine deutsche Gleitbombe verfehlte den Zerstörer. In den<br />

frühen Morgenstunden des 12. Juni feuerte Nelson nach<br />

einem Radarkontakt zehn Salven auf Ziele,<br />

die sich als deutsche Schnellboote herausstellten.<br />

DD-623 Nelson wurde von einem<br />

Torpedo in Höhe des vierten Geschützturms<br />

getroffen, 24 amerikanische Seeleute fielen, 9<br />

wurden verwundet, das Achterschiff brach ab<br />

und sank. Die Besatzung wurde von DE-791<br />

Maloy übernommen. Nelson konnte erfolgreich<br />

abgeschleppt werden, wurde in England<br />

und dann in Nordirland notrepariert und<br />

schließlich nach Boston, Mass. geschleppt,<br />

wo ein neues Heck angebaut wurde.<br />

Hier noch die Ereignisse aus deutscher<br />

Sicht: Die angreifende deutsche S-Bootsgruppe<br />

bestand aus S 150 und S 167 der 9. SFltl<br />

und S 138 und S 142 der 5. SFltl., welches Boot den Treffer<br />

auf DD-623 Nelson erzielte ist unklar. Der die Gruppe<br />

führende Chef der 9. SFltl, KptLt v. Mirbach, meldete

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