Die Waermewende
Policy-Paper zur kommunalen Wärmewende von Scientists for Future
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Future, 2022d; Umweltbundesamt, 2019). 2020 betrug der Erdgasverbrauch
in Deutschland 905 TWh (Scientists for Future, 2022f); demgegenüber steht
eine heutige Produktion von Biomethan, also auf Erdgasqualität aufbereitetes
Biogas, von 11 TWh. Mit Biomethan ist kein Ersatz des fossilen Erdgases in
nennenswertem Umfang möglich. In den aktuellen Langfristszenarien für die
Umstellung auf Treibhausgas-Null bis 2045 wird sogar erwartet, dass der Biomasseeinsatz
für die Stromerzeugung langfristig gegen Null geht (Sensfuß,
2022). Auch die Nationale Biomassestrategie besagt, dass bis 2045 Pflanzenanbau
nur noch für Lebens- und Futtermittel und als Rohstoff für die Industrie
aber nicht mehr für Energiezwecke erfolgen darf (BMWK, BMEL,
BMUV, 2022). Sinnvoll ist der Einsatz von Biogas langfristig nur, wenn er
strengen Nachhaltigkeitskriterien entspricht, indem z. B. ausschließlich Biomasse
aus Abfall- und Reststoffen eingesetzt wird. Eventuell könnten die bereits
vorhandenen, auf Basis nachwachsender Rohstoffe laufenden Biogasanlagen
noch einige Jahre vermehrt zur Deckung von Spitzenlast genutzt
werden, um den Ausgleich von Schwankungen bei Wind- und Solarstrom zu
unterstützen (Fell und Welteke-Fabricius 2022).
Sonderfall Wasserstoff-Brennstoffzellen-KWK
Schon in den 1990er Jahren arbeiteten Unternehmen der Heizungsbranche
an Brennstoffzellen-Heizgeräten, die neben Wärme auch Strom erzeugen
sollten (Vaillant, 1999). Die Logik folgte der Erfahrung des Umgangs mit anderen
fossilen Brennstoffen: aus einem Brennstoff so viel wie möglich wertvollen
Strom herausholen und mit der unvermeidbaren Abwärme heizen.
Seit 2006 sind Mikro-KWK auf Brennstoffzellenbasis in Erprobung: Durch
die Bundesregierung wurde 2006 das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff-
und Brennstoffzellentechnologie auf den Weg gebracht. Ein wesentliches
Ziel des Programms war die technologische Entwicklung von
Brennstoffzellen in den drei Dimensionen Wirkungsgrad, Lebensdauer und
Kosten (BMVI & BMWi, 2017). In Europa war Deutschland am Ende des evaluierten
Zeitraums der führende Markt für Brennstoffzellenheizgeräte für
Haushalte. Die Evaluation des Programms dokumentiert 2.000 installierte
Mikro-KWK-Anlagen (BMVI & BMWi, 2017). Die Bedeutung der Zahl relativiert
sich allerdings vor dem Hintergrund, dass im selben Jahr der Bestand an
Wärmepumpen die Marke von einer Million überschritt (Christian, 2018).
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