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Haben Sie schon von «Blue Carbon» gehört?<br />
Küstenlinie Galápagos, © Lukas Keller<br />
Uns allen ist bewusst, dass im Rahmen der globalen<br />
Erwärmung eine Reduktion des CO 2 -Ausstosses dringend<br />
notwendig ist, um unser Klima auch zukünftig<br />
in einem für uns lebenswerten Rahmen zu erhalten.<br />
Das ist einfacher gesagt als getan. Auf der Suche nach<br />
kostengünstigen und trotzdem nachhaltigen Speichern<br />
für den von uns im Übermass produzierten<br />
Kohlenstoff, haben Wissenschaftler festgestellt, dass<br />
nicht nur die Wälder an Land in der Lage sind CO 2<br />
aufzunehmen und speichern. Auch die Küstengebiete<br />
mit ihren Mangrovenwäldern, Salzmarschen und Seegraswiesen,<br />
sowie die Algenwälder in den Ozeanen,<br />
binden und speichern erfolgreich CO 2 . Dieses im Meer<br />
oder an den Küsten gespeicherte Kohlendioxid wird<br />
als «Blue Carbon» oder blauer Kohlenstoff bezeichnet.<br />
Interessant daran ist, dass solche marinen Ökosysteme<br />
wesentlich kleiner sind als Wälder an Land. Sie binden<br />
jedoch das CO 2 schneller und sind darüber hinaus in<br />
der Lage, den Kohlenstoff über lange Zeit hinweg zu<br />
speichern. Das ist möglich, weil die Sedimente des<br />
Meeresbodens – im Gegensatz zu terrestrischem Boden<br />
keinen Sauerstoff enthalten und der Salzgehalt<br />
des Meeres die Entstehung von Methangas begrenzt.<br />
Theorien gehen davon aus, dass in marinen Ökosystemen<br />
über 65 % des CO 2 biologisch gespeichert wird.<br />
Mangrovenwälder schützen nicht nur die Küstenabschnitte<br />
vor Überschwemmungen. Auf den Galápagos-Inseln<br />
sind sie zudem wichtige Kinderstuben für<br />
bedrohte Meeresbewohner, wie Haie und Rochen.<br />
Darüber hinaus bieten sie auch vielen Insekten und<br />
Vögeln, wie z.B. den Mangrovenfinken einen einzigartigen<br />
Lebensraum.<br />
Eine Schädigung dieser Ökosysteme (durch Absterben<br />
der Bäume oder Austrocknung des Bodens) bedeutet<br />
jedoch, dass nicht nur der Lebensraum dort lebender<br />
Pflanzen und Tiere bedroht wird, sondern dass auch<br />
grosse Mengen von im Meeresboden gespeichertem<br />
CO 2 freigesetzt werden.<br />
Bei Playa Tortuga Negra auf Isabela wird seit mehreren<br />
Jahren ein Absterben der schwarzen Mangroven<br />
(Avicennia germinans) beobachtet. Sie sind eine der drei<br />
Mangrovenarten, die hier vorkommen und von den<br />
Mangrovenfinken bevorzugt für den Nestbau genutzt<br />
werden. Das Sterben der oft über 50 Jahre alten Bäume<br />
wird durch Insekten verursacht, für deren Bekämpfung<br />
ernsthaft nach einem Mittel gesucht wird.<br />
Der Forscher Nicolas Moity beschäftigt sich intensiv mit<br />
der Ökologie der Mangroven. Dabei teilt er einzelne<br />
Mangrovengebiete in Parzellen, um dann mit dem<br />
Einsatz von Drohnen Informationen über die Strukturen<br />
und Biomasse der Bäume in den aufgegliederten<br />
Bereichen zu sammeln. Zusätzlich nimmt er Blatt- und<br />
Bodenproben, um so den Gesundheitszustand der<br />
Mangrovenwälder zu bewerten und genetische Zusammenhänge<br />
zu erforschen. Anhand dieser Daten<br />
kann er das Alter der Mangrovenwälder und dadurch<br />
auch ihren Beitrag zum blauen Kohlenstoff einschätzen.<br />
Diese Forschung ist wichtig, denn nur so können Veränderungen<br />
im zeitlichen Ablauf dargestellt werden,<br />
was notwendig ist, um die Auswirkungen von Klimaschwankungen<br />
zu beurteilen und um das bestehende<br />
Risiko eines Kollapses dieses Ökosystems zu evaluieren.<br />
Mangrovenwald, © Ursina Koller<br />
Nicolas Moity hat aus diesem Grund die Untersuchungen<br />
der verschiedenen Ökosystemleistungen von<br />
Mangrovenwäldern ausgedehnt und beobachtet auch<br />
deren Rolle als Kinderstuben für maritime Arten. Dazu<br />
taucht er in den Mangrovenlagunen, zählt die vorhandenen<br />
Fische, Meeresschildkröten, Haie und Rochen.<br />
Darüber hinaus installiert er auch Temperatursensoren.<br />
Anhand dieser Daten will er die oft unterschätzte Rolle<br />
der Mangrovenlagunen als Kohlenstoffspeicher und<br />
Kinderstube für bedrohte Arten dezidiert nachweisen.<br />
Darüber hinaus hofft er, gleichzeitig die bisher<br />
unbewiesenen Auswirkungen aufzeigen zu können,<br />
die durch die menschliche Präsenz auf diese Hotspots<br />
der Biodiversität entstehen.<br />
Bucht mit Rochen und Meeresschildkröte, © Amy McLeod<br />
8 Galápagos Intern