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Erfreuliche Entwicklungen bei den Rubintyrannen<br />

Schon seit Jahren unterstützen wir Projekte von<br />

Dr. Birgit Fessl und Dr. Sabine Tebbich von der Universität<br />

in Wien, die dazu beitragen, die Rubintyrannen<br />

(Pyrocephalus nanus) vor dem Aussterben zu bewahren.<br />

Die Hauptbedrohung für diese kleinen Singvögel<br />

ist die Vogel-Vampir-Fliege Philornis downsi, die ihre<br />

Eier in die Nester der Vögel legt und deren Larven sich<br />

dann von den geschlüpften Küken ernähren.<br />

Um dies zu verhindern, wurden bisher alle Nester, die<br />

die Forscherinnen finden konnten, mehrfach pro Brutsaison<br />

mit einem Insektizid behandelt. Diese Art, die<br />

Fliegenlarven zu bekämpfen, benötigt allerdings sehr<br />

viel geschultes Personal, denn die Nester befinden<br />

sich oft hoch in den Bäumen und die Forscherinnen<br />

und Forscher benötigen Baumkletterer, um dorthin<br />

zu gelangen.<br />

Daher hat man vor einigen Jahren begonnen, den<br />

Vögeln verschiedene Nistmaterialien in Dispensern<br />

anzubieten, die vorher mit einem Insektizid behandelt<br />

wurden. Glücklicherweise haben die Rubintyrannen<br />

sehr rasch auf diese Dispenser reagiert und angefangen,<br />

ihre Nester bevorzugt mit Hühnerfedern, aber<br />

auch mit Sisal und Kapok auszupolstern. Aus diesem<br />

Grund war es nun wichtig, die Wirksamkeit der behandelten<br />

Nistmaterialien im Kampf gegen die Larven der<br />

Philornis downsi nachzuweisen.<br />

Bisher war der Bruterfolg der Rubintyrannen in Nestern,<br />

die nicht mit einem Insektizid behandelt wurden,<br />

gleich null. Daher entschied man sich, das Brutgebiet<br />

auf der Insel Isabela, an den Hängen der Sierra Negra,<br />

in Parzellen einzuteilen. In einer Hälfte dieser Parzellen<br />

wurden den Vögeln verschiedene Dispenser mit<br />

Nistmaterial angeboten, welches mit dem Insektizid<br />

Permacap behandelt wurde, während in der anderen<br />

Hälfte der Parzellen das Nistmaterial nur mit Wasser<br />

besprüht wurde. Insgesamt konnten so 62 Vogelnester<br />

beobachtet werden.<br />

Positiv war, dass in 98 % der Nester das angebotene<br />

Nistmaterial gefunden wurde. Die weissen Hühnerfedern<br />

fanden dabei, bei den brütenden Rubintyrannen<br />

Weibchen sehr grossen Zuspruch. Doch die wichtige<br />

Frage der Forschenden war, inwieweit die behandel-<br />

Rubintyrann Nest mit Jungvogel und Mutter, © David Anchundia<br />

ten Federn einen Einfluss auf die Anzahl der Fliegenlarven<br />

im Nest haben. Hier konnten die Forscherinnen<br />

feststellen, dass in Nestern mit behandelten Federn<br />

die Eier weniger oft von den Vögeln aufgegeben<br />

wurden. Auch waren weniger der geschlüpften Küken<br />

verstorben als in den Nestern mit unbehandelten Federn.<br />

Insgesamt gab es bei Nestern mit behandeltem<br />

Nistmaterial einen Bruterfolg von 54 %, während er<br />

bei Nestern mit unbehandeltem Nistmaterial nur bei<br />

7 % lag.<br />

Auf diese Weise konnten Dr. Fessl und Dr. Tebbich<br />

nachweisen, dass die Dispenser mit behandeltem<br />

Nistmaterial eine genauso effektive Möglichkeit sind,<br />

die Rubintyrannen vor den Larven der Philornis downsi<br />

zu schützen, wie die Injektionen der Nester mit Insektizid.<br />

Die Dispenser haben zudem den Vorteil,<br />

dass dafür keine speziell trainierten Baumkletterer<br />

benötigt werden. Weil die Vögel das Material selbst<br />

transportieren, können auch Nester in grossen Höhen<br />

erreicht werden.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Methode auch im<br />

grossen Massstab einfach anzuwenden ist. Für dieses<br />

Jahr haben Dr. Fessel und Dr. Tebbich eine umfangreiche<br />

Studie mit Einsatz von Dispensern auf der Insel<br />

Floreana geplant. Damit wollen sie dazu beitragen,<br />

dass sich die vorhandenen Bestände der dort lebenden<br />

Singvögel nach der Ausrottung der Nagetiere<br />

und Katzen rascher erholen können.<br />

Dispenser mit Federn, © David Anchundia<br />

Rubintyrannen Nest, © David Anchundia<br />

Galápagos Intern<br />

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