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Fremd im eigenen Land

Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)

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rer Bruder in Cáceres, und mein Vater ist hier.<br />

Gartz einfach ma1 zu einem Fest herkommen ist unmUg-<br />

1ich, wir schaffen es nicht, uns einmal zu treffen,<br />

weder an einem Tag noch zu einem Fest.<br />

Wo seht ihr die Ursachen dafür, dass es gerade in<br />

Andalusien und in Extremadura soviele Enigranten<br />

gibt ?<br />

Nach dem, was man hUrt oder was ich in den Zeitungen<br />

über die EntwicklungsplHne für die Industrialisierung<br />

Spaniens gelesen habe, abgesehen davon, dass man<br />

sich von privater Seite wenig dafür interessiert hat,<br />

scheint mir, dass die Regierung ziemliche Steine in<br />

den Weg gelegi hat. Den Kapitalismr.is interessiert die<br />

Konzentration der Industrie, eine Fabrik braucht vie.-<br />

1e andere Zulieferfabriken, für viele Dinge muss die<br />

Fabrik sich anderer bedienen. Wenn dann eine Fabrik<br />

an einem Ort ist, wo sie diese anderen nicht hat,<br />

kommt ihr die Produktion teurer zu stehen. Nicht a1-<br />

lein die Rohstoffe, denn hier in Ext-remadura gibt es<br />

genug Wo11e und Baumwolle und es gibt keine Industrie.<br />

Extremadura wurde <strong>im</strong>mer als ein armes Gebiet betrachtet,<br />

ein werrig entwickelter <strong>Land</strong>strich; und sogar das<br />

Atomkraftwerk, das sie in Valdecaballeros (= in Extremadura<br />

in einem Siedlungsgebiet mit künstlicher<br />

BewH.sserung) bauen wo11en, ist an andgren 0rten schon<br />

abgelehnt worden; da werden sie sich wohl gedacht haben:<br />

Wir bauen es in Extremadura, vielleicht protestieren<br />

sie nicht, weil sie ei-n paar HinterwHldler<br />

sind, wir bauen sie da, und wenn sie stUrt, so1l sie<br />

halt stUren<br />

Es gibt noch etwas, was sie gemacht haben; wir haben<br />

hier einen Stausee, den sie angelegt haben, der ziemlich<br />

viel Energie erzeugt, und die Hálfte der Zeit<br />

lHuft <strong>im</strong> Dorf der Kühlschrank nicht, oder der Fernseher<br />

geht nicht, weil kein Strom da ist, oder du<br />

hast die Spannung bei 90 Volt oder so, wenn du 1Zs<br />

oder 127 haben müsstest<br />

Gibt es noch irgendeine Einzelheit, die ihr hinzufügen<br />

wo1lt, weil ihr sie für wichtig haltet, um die<br />

Ernigration in dieser Gegend zu verstehen ?<br />

Besonders in Barcelona, Valencia, Bilbao, sogar Madrid,<br />

den am weitesten industrialisierten Stádten<br />

Spaniens , abgesehen davon, dass sie die industriekonzentration<br />

interessierte, wo1.1ten sie, wie man <strong>im</strong><br />

Volksmund sagt , t zwei Fliegen mit einer Klappe treffen',<br />

besonders <strong>im</strong> Baskenland, in Katalonien, und sogar<br />

in Valencia. Dort gibt es eine sehr starke Oppositionsbewegung,<br />

fast für die Unabhángigkeit. Eine<br />

grosse iuienge Leute sind dahingezogen. 'Jnd jetzt also,<br />

wenn ich in einem Sta¿tteil wohne, und die Mehrheit<br />

der Leute von une sind keine Katalanen, dann verschwindet<br />

das UnabhHngigkeitsproblem, das es gegeben<br />

hHtte, schon durch die Leute selbst.<br />

Die Frauen, die hier bei den Kindern bleiben, wenn<br />

die Mánner ins Ausland gehen, tun sie das, weil sie<br />

hier bleiben wo11en oder weil sie keine Arbeit <strong>im</strong><br />

derselben Stadt wie der Mann finden ?<br />

Ich glaube, das Hierbleiben kommt, weil der Umzug<br />

der gesamten Familie schwierig ist, denn in Deutschland<br />

oder übera11, wohin ein Emigrant geht, ziehen

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