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Fremd im eigenen Land

Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)

Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)

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-97<br />

der Toilette oder dem lVC", setzte mich, paffte<br />

eine Kippe und nach einer Weile wieder zurück<br />

und <strong>im</strong>mer so weiter, bis die acht Stunden um waren.<br />

? Du wolltest lieber blitzschnell arbeiten und dann<br />

nichts tun. Aber haben sie dir das nie vorgeworfen,<br />

haben sie nie gesagt:"Mensch, warum machst du so<br />

+<br />

2<br />

schnell ?"<br />

I'le, d.as nicht<br />

Hast du irg"náwann ma1 was von «ien Italienern geseheí,<br />

dass sie was weiss ich. sich weigerten, bei<br />

der Geschwindigkeit ztt arbeiten oCer so oder waren<br />

das nur Srreiter-eien, nichts weiter ?<br />

Es ging darum, dass es ihnen nicht passte, und wenn<br />

wir gerade rnit einer Deutschen sprechen wol1ten,<br />

mischten sie sich ein und sagten uns, den Spaniern,<br />

wir sollten abhauen, und zogen sofort die Messer,<br />

und ich erinnere mich daran, dass ich einmal zu einem<br />

Italiener gesagt habe: "A1so wenn du dich noch<br />

einmal mit dem Spanier hier anlegst . . . ", denn der<br />

waÍ ein grundanstándiger Ker1, der ihn zv einem Bier<br />

eingeladen hatte. Das war um die Fastnachtszeit, da<br />

in Deutschland wird das ja sehr gefeiert, mit den<br />

Karren und so, i¡nd er 1ud ihn al-so ein und der Italiener<br />

ging wohl mit dem Mádchen, also das ist eine<br />

Dummhe it<br />

Ja, das muss ein grosses Problem gewesen sein, mit<br />

sovielcn Mánnern Monate und Monate da, ohne Frauen<br />

aus ihrem <strong>Land</strong> kennenzulernen.<br />

Aber der Spanier hat 'ambiente' (=gute St<strong>im</strong>mung,<br />

nicht so gefühlsgeladen wie die deutsche rGemütlicirkeit),<br />

er spricht vielleicht mit Ihnen unC auch wenn<br />

er Sie nicht kennt, bietet er Ihnen al1es mUgliche<br />

an. Es reicht, dass Sie hier fremd sind, und er erleichtert<br />

Ihnen a11es.<br />

? Slehst du hier, wer weggeht, und wann und in we1-<br />

chem Alter ?<br />

+ Vcn hier gehen jetzt nicht mehr so viele.<br />

? Und in den anderen DUrfern in der Gegend ?<br />

+ Also ich war sehr kurze Zeit weg, viereinhalb Monate,<br />

hin und her aber es gibt hier viele, die<br />

lange dagcblieben sind und euch ein Ehepaar, die da<br />

geheiratet haben und jetzt hier sind.<br />

? Hattest du da einen Einjahresvertrag ?<br />

+ Ja, von einem Jahr. Und spáter bekam ich einen Brief<br />

ob ich nochmal wiederkommen wo1lte, ich bekáme den<br />

selben Arbeitsplatz und a11es, wegen meiner guten<br />

Führung.<br />

(Das folgende Interview wurde mit einer Gruppe extremenj-scher<br />

Jugendlj-cher aufgenommen, die in der Autonomiebewegung<br />

der Extremadura aktiv sind. Die Sprecirer sind<br />

mit t¿t rrbr und tct gekennzeichnet.)<br />

? Gibt es in dieser Region viel Emi-gration ?<br />

a<br />

Also es gibt eine riesige Emigration, schon seit<br />

Jahren, a1s die Industrialisierung Spaniens begann,<br />

hat man Leute vom La.nd geholt und klar, dieser <strong>Land</strong>strich,<br />

der vollkonmen landwirtschaftlich ist, ist<br />

einer gewesen, der am meisten Emigration erlitten<br />

hat und noch erleidet.<br />

? KUnnt ihr schátzen, wieviel Prozent der jungen Leute<br />

aus diesem Dorf emigriert sind ?

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