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Fremd im eigenen Land

Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)

Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)

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91<br />

Anteil der Emigranten an der ErwerbsbevUlkerun 1 964<br />

_<br />

9 12 eo, das ist der hUchste Prozentsatz in Spanien,<br />

uehr als in Andalusien und Galizien<br />

Von den von 1 960 - 1 967 emigrierten Extremeños gingen<br />

18.615, das sind 51,5 % in die BRD (100-SS).<br />

Zusammengefasst 1ásst sich sagen, dass die Emigration aus<br />

der Extremadura <strong>im</strong> Rahmen der Gesamtemigration zahlenmHssig<br />

keine grosse Rol1e gespielt hat. Da§egen hat aber das<br />

Fánomen Emigration für die Entwicklung der Region grosse<br />

Bedeutung gehabt und tiefe spuren hinierlasseñ und-die<br />

Emigration in die BRD ist überdurchschnittlich stark vertreten<br />

gewesen.<br />

4.1.3. Interessante Einzelbeobachtungen<br />

In folgenden einige Bemerkungen oder Beobachtungen, die<br />

nicht auf Band genommen wurden, aber interessanté Einblikke<br />

in die verschiedenheit der Betrachtungsweisen erlauben:<br />

+ Die EinschHtzui-rgen des BRD-Aufenthaltes bewegten sich<br />

zwischen den Extrempunkten:<br />

"Lieber vor Hunger sterben, als nochmal zurück nach<br />

Deutschland" eines Arbeitei's, der an einem Arbeitspla!z<br />

unter der zugesagten Kategorie bescháftigt<br />

worden war und die Unterdrückung eines AuslánCérstreiks<br />

miterlebt hatte,<br />

und "Ich verdanke Deutschland a11es" eines Alteren,<br />

der von den Ersparnissen eine kleine Fahrschule aufgebaut<br />

hatte<br />

+ Die deutschen MalLorca-Urlauber wurden a1s rreich'<br />

bezeichnet, eine Ansicht, die eher zu begreifen ist,<br />

wenn man gesehen hat, wie ein kaputter Plastike<strong>im</strong>er<br />

wieder zusammengenHht und weiterbenutzt wird.<br />

+ In den DUrfern, in denen die ,Plazat noch ein echter<br />

allabendlicher Versammlungsort ist, muss Cie Beobachtung<br />

der strikteren SfHreñabgrenzung zwischen Deutschen<br />

Aufsehen erregen, sei es die Seltenheit, mit<br />

der sie jemanden einladen, oder, dass Arbeitskollegen<br />

bis zu 20 Jahren nebeneinander arbeiten kUnnen,<br />

ohne vom 'Sie' zúm t clu' überzugehen.<br />

+ I.4it demselben UnverstHndnis wird berichtet, dass vie-<br />

1e Deutsche a1s Fussgánger eine rote Ampel beachten,<br />

auch wenn kein Auto in Sicht ist. Dagegen dürfte es<br />

für viele ordnungs- und sauberkeitsliebende Deutsche<br />

eine interessante Erfahrung sein, wenn sie einmal<br />

sehen, wie die Frauen in den DUrfern die Bürgersteige<br />

mit Seifenwasser vom Staub befreien.<br />

+ Die Unfáhigkeit, sich auf Deutsch verstándlich zv machen,<br />

wurde oft als etwas beschrieben, was echtes<br />

seelisches Leiden und Leid verursacht hat.<br />

+ Das \rerháltnis zu den Frauen und die Lage der Frauen<br />

in der Emigration verdiente eine eigene Untersuchung<br />

(die allerdings auch von Frauen durchgeführt werden<br />

müsste). So sagte ein Mann, der fliessend Deutsch<br />

sprach r er hHtte t sei-ner Frau nicht i n Sprachkurse<br />

gehen lassen, damit sie keine Gelegenheit hHtte, 3rdere<br />

MHnner kennenzulernen oder deñ Mann zu konirol-<br />

1 ieren .

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