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Fremd im eigenen Land

Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)

Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)

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IndustriestHdten, die schon Industrieerfahrung besitzen,<br />

sollten PrHferenz für die Ausreise haben. Damit wáre sichergestellt,<br />

dass die ins Ausland gingen, die am ehesten,<br />

aufbauend auf ihren schon erworbenen Grundfertigkeiten,<br />

Weiterbi-ldungsmUglichkeiten ausnützen kUnnten. Ein Problem<br />

dabei ist die vorausgesetzte Beschleunigung der 'Umschichtung'<br />

der Arbeiter in der spanischen Industrie durch<br />

die vom <strong>Land</strong> einstrUmenden unqualifizierten Arbeiter. Ein<br />

weiteres, schwerwiegendes Gegenargument ist die Tatsache,<br />

dass die Emigrantenanwerbung gerade deshalb in den <strong>Land</strong>gebieten<br />

durchgeführt wird, weil die dort herrschende Arbeitslosigkeit<br />

die Leute eher dazu bringt, für einen best<strong>im</strong>mten<br />

Lohn die Emigration auf sich zu nehmen, wáhrend<br />

man einem in einem spanischen Betriebe Bescháftigten einen<br />

hUheren ltiindestlohn anbieten müsste, damit der Anreiz<br />

stark genug wHre. Das widersprHche aber gerade dem Interesse<br />

der deutschen Industrie, das hinter der Anwerbung<br />

steht, nám1ich, Lohnkosten zu senken.<br />

Es ist bekannt, dass die Rückkehrabsicht auch von der sozioUkonomischen<br />

Entwicklung <strong>im</strong> Herkunftsland best<strong>im</strong>mt<br />

wird (68-304), die von den Emigranten solange aufmerksam<br />

verfolgt wird, solange sie sich nicht endgültig <strong>im</strong> Ausland<br />

niederlassen wo11en. Un diese Entwicklung zu beeinflussen,<br />

werden von Kaiser folgende l'{assnahmen erwogen:<br />

Erweiterung des inneren Marktes<br />

+ Einrichtung von Schutzz5l.]-en für die nat ionale Inin<br />

den<br />

dustrie<br />

bi-s-<br />

+ Ansiedlung arbeitsintensiver Industrien<br />

her unterentwickelten Gebieten<br />

+ Schaffung der entsprechenden infrastrukturellen Voraussetzungen<br />

+ Bevorzugung nicht standortgebundener Industrien.<br />

(66-304)<br />

Es wird k1ar, dass diese Massnahmen weitreichende politische<br />

Folgen haben kUnnen und ein starkes Eingreifen des<br />

Staates verlangen.<br />

Die Ro1le des Staates wird in einer Studie von Wagner ziemlich<br />

wichtig und positiv beurteilt (109-5). Er ste11t fest,<br />

dass dj-e Entscheidung zur Rückkehr keine einfache und rein<br />

individuelle ist und oft sehr lange bis zur Umwandlung in<br />

einen konkreten Entschluss braucht.<br />

Die Ro11e des Abgabestaates beschrHnkt sich derzeit meistens<br />

auf die Aushandlung der Bedingungen und einige Bemühungen<br />

zur Erleichterung der Lebensverháltnisse. Demgegenüber<br />

sieht er die MUglichkeit, dass der Abgabestaat<br />

sich auch in den zukünftigen Arbeitgeber der zurückgekehrten<br />

li,ligranten verwandelt. Dem Aufnahmestaat spricht er<br />

eine Ro11e als 'Garant des Gemeinwohls' zu, die notwendig<br />

wird, da die einzelnen Unternehmensinteressen nur selten<br />

nit denen der EntsendelHnder übereinst<strong>im</strong>men: "Vorsichtig<br />

und a1s Anreger der gemeinsamen Interessen kann er über<br />

die partiellen Gesichtspunkte hinauswachsen, die hHufig<br />

die Verwirklichung einer Wanderungspolitik best<strong>im</strong>mt haben.<br />

Ihm kommt die Aufgabe zú, diesen internationalen<br />

Markt, der die tr{igration ist, in Ordnung zu bringen."10g-7)<br />

Hierbei wird vUllig übersehen, dass der Staat eher der<br />

Vertreter der Interessen des Kapitals als der des Gemeinwohls<br />

ist und es sehr wohl Widersprüche zu den Interessen<br />

des Entsendelandes geben kann, wie wir in 5.2.2. gesehen<br />

haben. Sehen wir nun, inwieweit die Schaffung der aufge-

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