Fremd im eigenen Land
Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)
Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)
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Damit erleiden die meisten Deutschen in Spanien eine restriktive<br />
Auslánderpolitik, die sie nicht mitverschuldet<br />
haben, wáhrend diejenigen, die sie zu vertreten haben,<br />
weiterhi-n ungestUrt <strong>im</strong> Schutz von Diplomatenpássen und<br />
Sondergenehmigungen reisen.<br />
5.2.4. Politische Interpretation der systembedingten<br />
Grenzen in der internationalen Zusammenarbeit<br />
Es fragt sich, ob die kaltschnduzige Haltung der deutschen<br />
Delegationen sj-ch einfach aus deren Mentalitát erkláren<br />
1ásst, ob es Zufall ist, dass die Beziehungen zwischen<br />
spanien und der BRD sich anders gestalten a1s z.B. zwischen<br />
dem Abgabeland Finnland und den Aufnahmeland schweden, die<br />
ein nicht so stark unterschiedliches Industrialisierungsniveau<br />
aufweisen ? Mit anderen Worten, handelt es sich bei<br />
der Art, mit der Emigranten hin- und hergeschoben werden,<br />
vielleicht um ein Desinteresse an ihren Lebensbedingungen,<br />
das klassenmássig bedingt ist ? Die Arbeiterklasse bliéb<br />
<strong>im</strong>mer schon 'dem stummen Zwang der Ukonomischen Verháltnisse'<br />
überlassen, hier eben dem Zwaig zur Emigration und zur<br />
Rückkehr.<br />
Sehen wir uns dr, in Geflecht welcher EntscheidungstrHger<br />
die Emigration 1iegt.<br />
Der <strong>Fremd</strong>arbeitermarkt ist a1s Teil des Arbeitsmarktes<br />
Objekt nationaler Arbeitsmarktpolitik (90-12) . Durch die<br />
rnternationalisierung der Produktionsbedingungen durch die<br />
AktivitH.t der die nationalen Grenzen überspannenden Konzerne<br />
wird die nationalstaatliche Planung zunehmend ungenügend<br />
(87-6) und es verstHrkt sich die Tendenz zur internationalen<br />
Zusammenarbeit der verwaltungen zuú Ausgleich des<br />
IVanderungsdrucks, wie sie auch das Aktionsprogramm der EG<br />
vorsieht (90-24).<br />
Der in Europa am ehesten dafür geeignete organisatorische<br />
Rahmen ist die 0rganisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung OECD, deren Mitglieder wir in zwei<br />
Gruppen unterteilen kUnnen:<br />
Em i gr ant enau{nahme 1 Hnde r :<br />
BRD, Belgien, DHnemark, Frankreich, Grossbritannien, Niederlande,<br />
Schweiz<br />
Emi grant enabgab e 1 Hnder :<br />
Griechenland, Italien, Portugal, Spanien, Türkei (Jugoslawien<br />
beteiligt sich an einzelnen Projekten)<br />
Und an eben dieser Trennlinie, die mit der zwischen industrialisierten<br />
und halbindustrialisierten, zwischen reichen<br />
und armen Lándern übereinst<strong>im</strong>mt, brechen die Konflikte<br />
und Interessengegensátze auf, die <strong>im</strong> folgenden Zitat<br />
aus einem Bericht über eine Reise des damali_gen Generaldirektors<br />
des IEE schamhaft bemánte1t werden ( 43/Márz<br />
1977-22):"Der Herr Muñoz beantwortete a1le Fragen, die<br />
ihm gestellt wurden, und unterstrich dabei, dais zwischen<br />
Deutschland und spanien übereinst<strong>im</strong>mende sichtweisen <strong>im</strong><br />
Hinblick auf die allgemeinen Prinzipien der Emigration<br />
bestünden, sowie eine gegenseitige Áchtung vor áen Arbeitenden,<br />
aber ab und zu und bei der verwirktichung dieser<br />
Prinzipien pflegten schwierigkeiten in der konkréten problematik<br />
des Alltags aufzutreten . . . "