Fremd im eigenen Land
Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)
Untersuchung der Rückkehr von Arbeitsemigrant:innen von Deutschland nach Spanien, im Anhang Interviews auf Spanisch (nicht von Tandem Fundazioa)
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- 11 IL<br />
genden Parteien in der BRD die offene Zwangsrotation ablehnen<br />
(64-37), so lassen doch andere Erklárungen einiges<br />
erahnen: "Wir kUnnen zwar die bei uns bescháftigten<br />
Áuslánder nicht wie Sklaven behandeln, die man heute einkauft<br />
und morgen wieder wegschickt. Aber wir werden dafür<br />
sorgen, dass unsere deutschen Arbeitnehmer zuerst Arbeit<br />
erhálten,..." (*) Für das, was hier von einem sozialdemokratischen<br />
Minister als Verteidigung der Interessen der<br />
deutschen Arbeiter ausgegeben wird, trifft wohl die fo1-<br />
gende Aussage zv; "Wenn das Anfangsstadium der AuslánderbeschHftigung<br />
in der BRD gleichsam a1s goldenes Zeitalter<br />
heraus§este11t wird, werden damit Massstábe gesetzt, die<br />
ganz deutlich die Kennzeichen der Ausbeutung tragen."<br />
(7s-1e0)<br />
Dabei dürfte wohl nicht so sehr kurzsichtiger Nationalismus,<br />
sondern eher nüchterne Kalkulation Pate gestanden<br />
haben: lagen die Rekrutierungskosten pro Spanier früher<br />
etwas über DM 60.- (92-91) und war ihr Aufenthalt meistens<br />
so kurz, dass langfristige Investitionen in sie weder<br />
rentabel noch notwendig waren (92-90), so hat sich inzwischen<br />
der Arbeitsnarkt verengt, aber die Auslánderzahl<br />
steigt an, wobei der Anteil an Arbeitern absinkt und der<br />
an uñproduktiven Familienmitgliedern sich dem fr der deutschen<br />
BevUlkerung annáhrt. Was tun ?<br />
Im Bezug auf die Rückkehr hochqualifizierter Südamerikaner<br />
in ihre Herkunftslánder gibt ein Ministerialrat <strong>im</strong><br />
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit fo1-<br />
gende Antwort: "Im Gegenteil, Deutschland a1s Gastland<br />
ermutigt die Rückkehr ins Herkunftsland aktiv und erleichtert<br />
uñd fUrdert die Wiedereingliederung. Wie wird das<br />
gemacht ? An erster Stel1e, wie schon erwáhnt, sagen wir<br />
nicht einfach: 'Geh jetzt nachhaus I rrr (110-3) Auch die<br />
Aussagen <strong>im</strong> vom Bundesministeriun für Arbeit und Sozialordnuñg<br />
herausgegebenen 0rientierungsheft (Guía) für die<br />
auslHnáischen Arbeiter klingen vielversprechend: "VerstHrkung<br />
der Rückkehrbereitschaft - Die Bundesregierung<br />
nUchte keinen AuslHnder durch Verwaltungsmassnahmen z:uT<br />
endgültigen Rückkehr in seine He<strong>im</strong>at zwingen. Dagegen unterstützt<br />
sie die auf eine FUrderung der Bereitschaft zvT<br />
freiwilligen Rückkehr gerichteten Massnahmen. Aus diesem<br />
Grund hat die Regierung in Bonn Kontakt zrl einigen Regierungen<br />
der Herkunftslánder der Immigranten aufgenommen,<br />
um Programme zu unterstützen, die die gesellschaftliche<br />
und berufliche Wiedereingliederung der in ihre He<strong>im</strong>at Zurückgekehrten<br />
erleichtern sollen. Die Bundesregierung<br />
lehnt die sogenannten RückkehrprHmien ab." (4-23) Wie<br />
stark die offiziellen Uberlegungen zur Rückkehr auch bei<br />
Ablehnung der Zwangsrotation von wirtschaftlichen Interessen<br />
und ErwHgungen geprágt sind, zeigen u.a. die 'Siebzehn<br />
Thesen zur Auslánderpolitik', ein Entwurf einer Interministeriellen<br />
Kommission unter Federführung des Bundeskanzleramtes,<br />
worin sich Sá.tze finden wie: "Ferner<br />
ist zu prüfen, ob der Familiennachzug in überlastete Siedlungsgebiete<br />
unterbunden wird, ufl eine weitere Belastung<br />
der sozialen Infrastruktur zu vermeiden." (64-22)<br />
Die Vorschláge zur Rotation sind dementsprechend Versuche,<br />
die Eingliederungsschwierigkeiten und -aufwendungen<br />
in den Aufnahmelándern zu verringern, wobei die Wj-edereingliederungsprobleme<br />
in den Herkunftslándern verviel-