08.03.2024 Aufrufe

Rebe und Wein Extra Rebschutz 2024

In Bezug auf den Pflanzenschutz waren die letzten Monate recht turbulent. Zuerst war die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, auch bekannt unter dem Kürzel SUR, vom Tisch, die besonders den Weinbau getroffen hätte. Kurz darauf wurde auch das geplante Aus für glyphosathaltige Herbizide kassiert. Deutschland hat nun bis Mitte des Jahres Zeit, die hiesige Gesetzeslage anzupassen und darüber zu entscheiden, ob und welche Einschränkungen es beim Einsatz von Glyphosat künftig in Deutschland geben wird. Ein Komplettverbot ist ausgeschlossen. Damit Sie sich in den Irrungen und Wirrungen der Pflanzenschutzmittelzulassungen nicht verheddern, haben die Kollegen des WBI und der LVWO wieder alles Wichtige für die kommende Saison kompakt zusammengetragen.

In Bezug auf den Pflanzenschutz waren die letzten Monate recht turbulent. Zuerst war die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, auch bekannt unter dem Kürzel SUR, vom Tisch, die besonders den Weinbau getroffen hätte. Kurz darauf wurde auch das geplante Aus für glyphosathaltige Herbizide kassiert. Deutschland hat nun bis Mitte des Jahres Zeit, die hiesige Gesetzeslage anzupassen und darüber zu entscheiden, ob und welche Einschränkungen es beim Einsatz von Glyphosat künftig in Deutschland geben wird. Ein Komplettverbot ist ausgeschlossen. Damit Sie sich in den Irrungen und Wirrungen der Pflanzenschutzmittelzulassungen nicht verheddern, haben die Kollegen des WBI und der LVWO wieder alles Wichtige für die kommende Saison kompakt zusammengetragen.

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...EXTRA REBSCHUTZ...<br />

Dornfelder, Chardonnay <strong>und</strong><br />

Müller-Thurgau.<br />

Nach dem Ende der anfälligen<br />

Phase können alle anderen organischen<br />

Fungizide, vorzugsweise<br />

Präparate auf der Basis der Wirkstoffgruppe<br />

der älteren Azole, wie<br />

Topas <strong>und</strong> Sarumo eingesetzt<br />

werden. Die letzte Behandlung<br />

kann auch mit den Kaliumhydrogencarbonat-Präparaten<br />

Vitisan<br />

oder Kumar sowie Netzschwefel<br />

Stulln durchgeführt werden. Diese<br />

Behandlungen sollen möglichst<br />

die Bildung der Überwinterungsformen<br />

(Chasmothecien) des<br />

Mehltaupilzes verhindern.<br />

Präparate aus der Wirkstoffgruppe<br />

der Strobilurine, gegen die<br />

bereits vielerorts Resistenzen<br />

nachgewiesen wurden, sollten nur<br />

noch in nicht gefährdeten Gemarkungen<br />

<strong>und</strong> bei weniger anfälligen<br />

Sorten zum Einsatz kommen.<br />

Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />

mit einem Strobilurin<br />

als alleinigem Wirkstoff, z. B.<br />

Flint, wird nicht mehr empfohlen.<br />

Zum Zusatz von Schwefelpräparaten<br />

zu anderen Fungiziden zur<br />

Verhinderung der Resistenzentwicklung<br />

bei Oidium wird ebenfalls<br />

nicht geraten, da keine gesicherten<br />

Ergebnisse für eine Zusatzwirkung<br />

vorliegen. Generell<br />

darf auf keinen Fall zweimal hintereinander<br />

ein Mittel derselben<br />

Wirkstoffgruppe verwendet werden,<br />

da ansonsten Minderwirkungen<br />

durch Resistenzentwicklung<br />

Gegen Pilzkrankheiten<br />

Antiresistenzstrategien bei<br />

Fungiziden<br />

Gegen Fungizide mit spezifischer Wirkung können die<br />

Erreger Resistenzen entwickeln, sodass die Wirksamkeit<br />

nachlässt oder die Mittel nach gewisser Zeit völlig unwirksam<br />

werden. Für alle Fungizide mit Resis tenzrisiko, dazu<br />

zählen vor allem kurativ wirkende Präparate, gilt:<br />

→ Niemals darf mit den Behandlungen gewartet werden,<br />

bis die Krankheitssymptome deutlich zutage treten.<br />

→ Kurative Fungizide zeigen ihre beste Wirkung, wenn sie<br />

gezielt vor oder unmittelbar nach für das Pathogen<br />

günstigen Infektionsbedingungen angewandt werden.<br />

→ Prognoseverfahren, zum Beispiel VitiMeteoPeronospora<br />

oder VitiMeteoOidium, erleichtern die gezielte <strong>und</strong><br />

wirkungsvolle Anwendung der Fungizide.<br />

→ Präparate in der vorgeschriebenen Aufandmenge anwenden<br />

<strong>und</strong> auf gute Applikation achten (ausreichende<br />

Benetzung, jede Gasse fahren).<br />

→ Kombinationspräparate, die neben dem spezifischen<br />

auch noch einen breitwirksamen Wirkstoff enthalten,<br />

vermindern das Resistenzrisiko.<br />

→ Um Kreuzresistenz zu vermeiden, sollten Pflanzen schutzmittel,<br />

die derselben Wirkstoffgruppe angehören <strong>und</strong><br />

damit in der Regel einen sehr ähnlichen Wirkungsmechanismus<br />

haben, nicht hinterei nander eingesetzt werden.<br />

Bei Resistenzbildung gegen einen Wirkstoff ist auch die<br />

Wirkung der anderen Mittel dieser Gruppe deutlich geringer.<br />

In der Tabelle auf Seite 7 sind die Wirkstoffe <strong>und</strong> Präparate<br />

aufgeführt, bei denen die Antiresistenzstrategie beachtet<br />

werden sollte. Die Buchstaben der Wirkstoffkategorie<br />

kennzeichnen die Wirkstoffgruppen, die denselben Wirkmechanismus<br />

besitzen. Präparate mit demselben Buchstaben<br />

dürfen nicht mehr als ein-, zwei- oder dreimal, je<br />

nach Präparat, in der Saison angewandt werden.<br />

möglich sind (siehe Antiresistenzstrategie<br />

<strong>2024</strong>).<br />

Die Nutzung des Prognosemodells<br />

„VitiMeteoOidium“ erleichtert<br />

die gezielte Ausbringung von<br />

zugelassenen Präparaten in sinnvollen<br />

Intervallen. Zu Saisonbeginn<br />

<strong>2024</strong> steht bei „VitiMeteo-<br />

Oidium“ wieder das „Wirkungsdauertool“<br />

für die Anzeige der<br />

Wirkungsdauer von Fungiziden<br />

zur Verfügung. Die Angabe der<br />

Wirkungsdauer in Tagen wird ab<br />

<strong>2024</strong> ergänzt mit der Angabe des<br />

Zuwachses an Blattfläche <strong>und</strong><br />

Blättern. Die Hinweise zum Zuwachs<br />

sollen helfen kritische Situatio-nen<br />

besser einzuschätzen.<br />

Die Oidium-Bekämpfungsstrategien<br />

für Normallagen sowie<br />

Befallslagen bzw. Sanierungsflächen<br />

sind in der Grafik <strong>und</strong> im<br />

Kastentext auf Seit 4 ausführlich<br />

<strong>und</strong> detailliert dargestellt!<br />

→ Tipp zur Reduktion von<br />

Pflanzenschutzmitteln: Um<br />

Pflanzenschutzmittel einzusparen<br />

<strong>und</strong> Rückstände zu verringern,<br />

kann gegebenenfalls eine<br />

Behandlung der Traubenzone<br />

gegen <strong>Rebe</strong>nperonospora <strong>und</strong><br />

auch gegen Oidium bei der Abschlussbehandlung<br />

entfallen.<br />

Voraussetzung dafür ist ein vorausgegangener<br />

fachgerechter<br />

Pflanzenschutz. Dies bedeutet,<br />

dass die Rebanlage überwiegend<br />

befallsfrei sein sollte.<br />

Graufäule – Botrytis (Botrytis<br />

cinerea) <strong>und</strong> Essigfäule: Die Basis<br />

für eine Bekämpfung der Botrytis,<br />

Essigfäule <strong>und</strong> anderer<br />

Fäulniserreger sind in erster Linie<br />

pflanzenzüchterische sowie anbau-<br />

<strong>und</strong> kulturtechnische Maßnahmen,<br />

die eine gute Durchlüftung<br />

<strong>und</strong> das schnelle Abtrocknen<br />

der Trauben fördern. Hierzu gehören<br />

beispielsweise der Anbau<br />

lockerbeeriger Klone, das Entblättern<br />

der Traubenzone mit der<br />

Maschine bzw. von Hand <strong>und</strong> die<br />

Ausdünnung der Trauben (Traubenteilung,<br />

Anwendung von Bioregulatoren,<br />

wie Gibberellinsäure-<br />

Präparate oder Regalis Plus).<br />

Eine optimale Bekämpfungsstrategie<br />

der Graufäule <strong>und</strong> anderer<br />

Fäulniserreger ist nur<br />

durch die Kombination von indirekten<br />

weinbaulichen <strong>und</strong> direkten<br />

chemischen Maßnahmen<br />

möglich. Hierbei sollte die Applikation<br />

von Pflanzenschutzmitteln<br />

auf maximal zwei Anwendungen<br />

bei Sorten <strong>und</strong> Klonen<br />

mit kompakten Trauben beschränkt<br />

werden.<br />

Welche dieser Maßnahmen<br />

gegen Botrytis durchgeführt werden,<br />

ist in erster Linie vom Produktionsziel<br />

des Winzers abhängig.<br />

Im Kasten auf Seite 5 sind die<br />

wichtigsten Maßnahmen gegen<br />

die Erreger aufgelistet.<br />

Schwarzfleckenkrankheit<br />

(Phomopsis viticola): Zu massiven<br />

Infektionen durch den Erreger<br />

der Schwarzfleckenkrankheit<br />

kommt es überwiegend in Regenperioden<br />

in der Austriebsphase<br />

der <strong>Rebe</strong>n (Knospenaufbruch<br />

bis 3-Blattstadium) bei<br />

anfälligen Rebsorten <strong>und</strong> entsprechenden<br />

Lagen. Der Einsatz<br />

von Fungiziden gegen die<br />

Schwarzfleckenkrankheit ist nur<br />

dann sinnvoll, wenn an den<br />

Fruchtruten die typischen Symptome<br />

der Krankheit (weißgefärbte<br />

Borke mit schiffchenförmigen,<br />

dunklen Nekrosen) vorhanden<br />

sind.<br />

Vor gezielten Bekämpfungsmaßnahmen<br />

sollte allerdings<br />

geprüft werden, ob diese überhaupt<br />

wirtschaftlich lohnend<br />

oder für die Formerhaltung der<br />

Stöcke notwendig sind. Spätestens<br />

bei der Bekämpfung von<br />

Peronospora oder Oidium wird<br />

Phomopsis mitbehandelt, da viele<br />

der eingesetzten Produkte auch<br />

eine gute Wirkung auf den Erreger<br />

der Schwarzfleckenkrankheit<br />

besitzen.<br />

Schwarzfäule (Guignardia bidwellii):<br />

Alle Strobilurine <strong>und</strong> Triazole<br />

haben eine ausreichende<br />

Wirkung auf diesen Pilz. Die<br />

zugelassenen Präparate sind auf<br />

Seite 15 aufgelistet. Daher sollte<br />

in Problemgebieten bei der Bekämpfung<br />

von <strong>Rebe</strong>nperonospora<br />

<strong>und</strong> Echtem Mehltau darauf<br />

6 3 | <strong>2024</strong>

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