02.03.2024 Aufrufe

Einfache Drachen zum Selbermachen

Für einen Drachen kann man gut und gerne mehr als hundert Euro ausgeben. Man kann ihn aber auch aus preiswerten Materialien wie zB einer Tragetasche selber bauen. Anleitungen dazu stehen in dieser Broschüre eines erfahrenen Drachenbauers, dessen Modelle auch schon über dem Himmelstempel in Bejing geflogen sind.

Für einen Drachen kann man gut und gerne mehr als hundert Euro ausgeben. Man kann ihn aber auch aus preiswerten Materialien wie zB einer Tragetasche selber bauen. Anleitungen dazu stehen in dieser Broschüre eines erfahrenen Drachenbauers, dessen Modelle auch schon über dem Himmelstempel in Bejing geflogen sind.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Holm Roch<br />

<strong>Einfache</strong> <strong>Drachen</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>Selbermachen</strong>


Holm Roch<br />

Bauanleitungen für einfache <strong>Drachen</strong><br />

und Tipps, wie man sie<br />

<strong>zum</strong> Fliegen bringt


Inhalt<br />

Seite<br />

Wie dieses Buch entstanden ist 5<br />

Was man <strong>zum</strong> <strong>Drachen</strong>bauen braucht 8<br />

FREDDY 11<br />

ROBY 16<br />

Jetzt wird’s bunt 18<br />

<strong>Drachen</strong> vergrößern und verkleinern 20<br />

STRIPSY 21<br />

DELTY 24<br />

TAKO-TAKO 30<br />

TAKOBRA 33<br />

Mit Gruppen <strong>Drachen</strong> bauen 34<br />

Mehr Spaß mit <strong>Drachen</strong> – einige Grundregeln 36<br />

Nachwort 44<br />

Dieses Buch ist eine aktualisierte Fassung der im Verlag Erika Roch,<br />

Iserlohn, erschienenen Broschüre „Das kleine gelbe <strong>Drachen</strong>buch“<br />

(3. Aufl. 1992).<br />

3


Heute sind die meisten <strong>Drachen</strong> Industrieprodukte. Niemand muss sich<br />

die Mühe machen, seinen <strong>Drachen</strong> selbst zu bauen. Das finde ich schade,<br />

weil auf diese Weise ein Stück Volkskunst verkümmert. Ich möchte gern<br />

viele Menschen dazu bringen, das <strong>Drachen</strong>bauen einmal selbst zu versuchen.<br />

Es ist wirklich ein "himmlisches Gefühl", den selbst gebauten <strong>Drachen</strong><br />

hoch oben am Himmel fliegen zu sehen. Kinder können es manchmal<br />

gar nicht fassen, dass ihr <strong>Drachen</strong> wirklich fliegen kann. Und Erwachsene<br />

können beim <strong>Drachen</strong>bauen das Kind in sich entdecken. Deshalb<br />

auch ein Hinweis für Eltern, die für ihr Kind einen <strong>Drachen</strong> bauen<br />

wollen: Es könnte sein, dass Sie selbst Lust am <strong>Drachen</strong>steigen bekommen<br />

- ich wünsche es Ihnen von Herzen -, dann gibt es Streit um das<br />

"lass mich auch mal!". Ein <strong>Drachen</strong> ist nun mal ein Ein-Personen-Spielzeug.<br />

Deshalb mein Rat: Bauen Sie gleich mehrere <strong>Drachen</strong>, einen für<br />

sich und einen für Ihr Kind (und vielleicht noch ein paar für Freunde und<br />

deren Kinder). Der Mehraufwand ist gering, denn Material besorgen und<br />

Werkzeug bereit legen müssen sie ohnehin.<br />

Und noch ein Tipp: <strong>Drachen</strong> wollen fliegen, - möglichst unmittelbar<br />

nachdem sie das Licht der Welt erblickt haben. Deshalb sollte man sie<br />

nur bei <strong>Drachen</strong>wetter bauen und mit ihnen gleich anschließend zu einem<br />

Probestart auf die Wiese gehen. Einen <strong>Drachen</strong> zu bauen und dann Tage<br />

oder Wochen auf seinen Jungfernflug warten zu müssen, stellt jedenfalls<br />

Kinder auf eine (zu) harte Probe. Und wenn - noch schlimmer - ein <strong>Drachen</strong><br />

trotz guten Wetters nicht in die Luft zu bekommen ist, dann lässt<br />

sein Erbauer vielleicht für immer enttäuscht die Finger von diesem schönen<br />

Zeitvertreib. Deshalb ist es gut, mit einfachen Modellen anzufangen,<br />

bei denen der Erfolg garantiert ist, und sich dann langsam "nach oben" zu<br />

arbeiten.<br />

Viel Spaß beim <strong>Drachen</strong>bauen und guten Wind!<br />

6


Damit es keine Missverständnisse gibt<br />

Die <strong>Drachen</strong>bespannung nenne ich<br />

Segel.<br />

Das Gerüst oder Gerippe des <strong>Drachen</strong>s<br />

nenne ich Leisten.<br />

Oben meint die Seite, die beim<br />

Flug <strong>zum</strong> Himmel zeigt.<br />

Unten meint die Seite, die beim Flug<br />

zur Erde zeigt.<br />

Vorn meint die Seite, die <strong>zum</strong> Wind<br />

zeigt.<br />

Hinten meint die entgegengesetzte Seite,<br />

da wo sich der Schwanz des <strong>Drachen</strong>s<br />

befindet.<br />

Für die Leine direkt am <strong>Drachen</strong> (im<br />

Unterschied zur <strong>Drachen</strong>leine, an welcher<br />

der <strong>Drachen</strong> nach oben steigt) gibt<br />

es den Fachausdruck "Waage".<br />

7


Was man <strong>zum</strong> <strong>Drachen</strong>bau braucht<br />

Zunächst einmal Zeit und vor allem Gelassenheit, denn jede Ungenauigkeit<br />

beim Bau rächt sich beim Flug!<br />

Welches Material für die einzelnen Modelle nötig ist, habe ich bei den<br />

Bauanleitungen angegeben. Hier einige Hinweise, wo man dieses Material<br />

bekommt:<br />

Plastikfolie für das <strong>Drachen</strong>segel erhält man als Meterware im<br />

Baumarkt. Sie soll dünn und etwas steif sein. Ideal ist "Knisterfolie" von<br />

Einkaufstragetaschen oder leichten Müllsäcken, die beim Zusammenknüllen<br />

rascheln und knistern. Die Folie normaler Tragetaschen ist nicht<br />

so gut geeignet. Sie ist schwerer und weicher, dehnt sich und leiert an<br />

den Kanten aus.<br />

Krepp-Papier eignet sich gut für <strong>Drachen</strong>schwänze. Die intensive Färbung<br />

kommt vor blauem Himmel besonders gut zur Geltung. Aber Vorsicht:<br />

Die Farbe ist nicht wasserfest! Geht man damit kurz nach dem Regen<br />

auf die Wiese, bleicht nicht nur das Papier aus, man kann sich auch<br />

die Kleidung einfärben.<br />

Absperrband, d.h. die rot-weiß gestreiften Bänder, mit denen Baustellen<br />

abgesichert werden, eignet sich ideal für <strong>Drachen</strong>schwänze. Aber bitte<br />

nicht an der Baustelle mitnehmen, sondern im Baumarkt kaufen!<br />

Leisten bekommt man ebenfalls im Baumarkt. Leider sind sie oft verbogen.<br />

Wenn man sie auf einer ebenen Unterlage hin und her rollt, sieht<br />

man, welche gerade und damit für den <strong>Drachen</strong>bau geeignet sind. Die üblichen<br />

Holzleisten brechen, wenn man sie zu weit in eine Halbkreisform<br />

biegt, wie dies z.B. für Kampfdrachen wie den TAKO-TAKO nötig ist.<br />

Wer einen <strong>Drachen</strong>laden in der Nähe hat, kann sich Glasfiberstäbe besorgen.<br />

Aber Vorsicht: Wenn sie splittern, kann man sich verletzten! Auch<br />

der Glasfaserstaub, der beim Absägen entsteht, ist nicht ungefährlich.<br />

Auf keinen Fall einatmen!<br />

Eine preiswerte Alternative zu Glasfiberstäben sind "Rollo-Stäbe". Damit<br />

meine ich Stäbe von "Bambus"-Rollos. Es gibt diese Rollos als Asien-<br />

8


Import in Boutiquen und Korbwarengeschäften, aber auch bei IKEA. Ein<br />

Rollo besteht aus einigen hundert quer liegenden Stäben, die durch senkrechte<br />

Fäden zusammengehalten werden. So ein Rollo kostet 8 bis 10<br />

Euro und liefert flexible Stäbe für viele, viele <strong>Drachen</strong> - selbst wenn man<br />

einige unbrauchbare Stäbe aussortieren und wegwerfen muss. Auch<br />

Schlittendrachen lassen sich aus diesen Stäben preiswert bauen.<br />

Leine für die Waage nimmt man am besten von der <strong>Drachen</strong>leine. Es<br />

macht nichts, wenn diese ein paar Meter kürzer wird.<br />

Einiges Material habe ich bei den einzelnen Anleitungen nicht aufgeführt,<br />

weil man es immer braucht:<br />

Kleber für Holz und Papier (z.B. TECHNIKOLL), schnell trocknenden<br />

Modellbaukleber (z.B. UHU-hart) um Knoten auf einer Leine dauerhaft<br />

zu sichern und Klebefilm (z.B. TESA-Film) in verschiedenen Breiten.<br />

Werkzeug, das immer dazugehört:<br />

Lineal (möglichst aus Metall), Schere, scharfes Messer (am besten einen<br />

sog. Cutter, also ein Messer, dessen Klinge man abbrechen und nachschieben<br />

kann), eine kleine Säge <strong>zum</strong> Kürzen von Leisten und ein dünner<br />

Faserschreiber, der auf Folie schreibt (Overhead-Stift).<br />

9


Einiges über Schlitten-<strong>Drachen</strong><br />

Schlittendrachen - auf der vorigen Seite zu sehen - sind, wie ihr Name<br />

sagt, wie ein Rodelschlitten gebaut. Zwei Leisten geben dem Segel den<br />

nötigen Halt. Der Wind bläst den <strong>Drachen</strong> in eine flugfähige Form.<br />

Schlitten-<strong>Drachen</strong> sind die einfachsten <strong>Drachen</strong>, die es gibt. Schnell gebaut,<br />

problemlos im Flug und für einen weiten Bereich zwischen leichtem<br />

und starkem Wind geeignet. Probleme mit dem Einstellen der Waage<br />

(bei anderen <strong>Drachen</strong> ein Problem) kann es nicht geben, sie ist fest eingestellt.<br />

Kurz: Ein idealer Anfängerdrachen, bei dem man kaum etwas<br />

falsch machen kann. Deshalb werden in diesem Heft auch gleich zwei<br />

Schlittendrachen vorgestellt, der kleine FREDDY und sein größerer Bruder<br />

ROBY.<br />

Noch ein Hinweis <strong>zum</strong> Start: Schlittendrachen fasst man an der <strong>Drachen</strong>leine<br />

an, da wo sie an der Waage befestigt ist. Dabei lässt man den <strong>Drachen</strong><br />

- Vorderseite vom Wind abgewandt - nach unten hängen. Die Leisten<br />

sind beim Flug oben, befinden sich also beim Start auf der <strong>zum</strong> Boden<br />

gerichteten Seite. Nun die Waage mit dem <strong>Drachen</strong> durch eine kreisförmige<br />

Bewegung in den Wind schwenken, Leine geben - schon steigt<br />

er nach oben.<br />

Beim Flug kann es vorkommen, dass der Wind den <strong>Drachen</strong> zusammenklappt.<br />

Ein kräftiger Ruck an der Leine entfaltet ihn wieder.<br />

10


der einfachste <strong>Drachen</strong> der Welt<br />

FREDDY ist schnell gebaut. Will man gleich mehrere <strong>Drachen</strong> anfertigen,<br />

macht man sich am besten für die Umrisse des Segels eine Schablone<br />

aus Pappe. Seine Stabilität erhält FREDDY durch die geschwungene<br />

Vorderkante. Weil sich dieses Prinzip nur bei kleinen <strong>Drachen</strong> anwenden<br />

lässt, kann man FREDDY nicht beliebig vergrößern. Die Grenze liegt bei<br />

etwa 60 cm Leistenlänge.<br />

Material:<br />

Folie in den angegebenen Maßen.<br />

Zwei Holzstäbe, Durchmesser 3 oder 4 mm, 50 cm lang, auch "Rollo-<br />

Stäbe" sind gut geeignet.<br />

Und so wird FREDDY gebaut:<br />

Umrisse auf die Folie zeichnen und ausschneiden, am besten mit einem<br />

sog. Cutter.<br />

Leisten an mehren Stellen mit Klebefilm auf dem Segel befestigen. Vorn<br />

und hinten müssen sie sehr genau angeklebt werden, damit das Segel<br />

nicht flattert.<br />

Rechts und links an den Ecken die Befestigung der Waage vorbereiten:<br />

Man legt ein Stück Klebeband unter die Ecke (Klebeseite nach oben),<br />

schlägt es nach oben um und rollte dabei ein Stückchen Holz von einem<br />

Zahnstocher mit ein. Es wird 3 bis 4 mm von der Ecke entfernt aufgelegt.<br />

Unmittelbar hinter dem eingelegten Holz mit einer erhitzten Nadel ein<br />

Loch für die Waage-Leine brennen oder mit einer Lochzange ausstanzen.<br />

Waage festknoten. Sie ist 2 x 95 = 190 cm lang.<br />

11


12


Genau in der Mitte der Waage eine Schlaufe für die <strong>Drachen</strong>leine knoten.<br />

Damit sich die Waage nicht verdrillt, klebt man über dieser Schlaufe ein<br />

12 bis 15 cm langes Holzstäbchen zwischen die Schenkel der Waage. Es<br />

soll mit diesen ein gleichseitiges Dreieck bilden.<br />

Schon ist FREDDY fertig!<br />

Bei unruhigem Wind hinten in der Mitte einen oder mehrere Schwänze<br />

aus Folienstreifen ankleben. Das beruhigt den <strong>Drachen</strong>.<br />

13


Eins, zwei, drei... ganz viele ´s<br />

FREDDY ist so schnell zu bauen, dass man leicht eine ganze Reihe davon<br />

bauen und aneinander koppeln kann.<br />

In die <strong>Drachen</strong>leine knüpft man alle 6 Meter eine Schlaufe und hängt dort<br />

je einen FREDDY mit einer 5-Meter-Leine ein. Der oberste <strong>Drachen</strong><br />

hängt direkt an der Hauptleine.<br />

Theoretisch lassen sich auf diese Weise beliebig<br />

viele <strong>Drachen</strong> aneinander koppeln.<br />

Der Zug an der Hauptleine vergrößert sich<br />

allerdings mit zunehmender Zahl beträchtlich.<br />

Darum sollte man es mit vier bis<br />

sechs <strong>Drachen</strong> bewenden lassen.<br />

Je nach Windstärke führen die FREDDYs<br />

ein bewegtes Leben, steigen und fallen,<br />

ziehen mal hierhin, mal dorthin. Manchmal<br />

verhaken sich zwei Leinen. Die <strong>Drachen</strong><br />

kommen aber fast immer von selbst wieder<br />

frei.<br />

Ein wunderschönes "Himmelsmobile"!<br />

14


Wie der Schlitten<br />

zur Schlange wird<br />

Ein Schlittendrachen wie FREDDY<br />

kann den Kopf einer farbenprächtigen<br />

Schlange bilden. Den Schwanz<br />

kleben wir aus Krepp-Papier-Streifen<br />

zusammen (Abmessungen siehe<br />

folgende Seite). Ganz vorn wird ein<br />

Schaschlikstab mit eingerollt und<br />

festgeklebt.<br />

Hinter diesem Stab bohren wir rechts und<br />

links ein kleines Loch und knoten ein<br />

Stückchen Leine an. Daran knüpfen wir je<br />

ein Hölzchen (z.B. ein Stück von einem<br />

Zahnstocher, etwas kürzer als ein Streichholz).<br />

An die Stäbe des Schlittendrachens,<br />

der den Kopf der Schlange bildet,<br />

kommen hinten zwei kurze Stückchen<br />

Leine mit einer Schlinge.<br />

Um den Schwanz anzukoppeln, schieben wir<br />

die Hölzchen des Schwanzes durch die Schlaufen<br />

des Kopfes.<br />

Auf diese Weise lässt sich der Schwanz jederzeit wieder entfernen und<br />

wir können FREDDY auch "solo" fliegen - immer dann, wenn der Wind<br />

nur schwach bläst. Frischt der Wind auf, wird FREDDY zur großen, bunten<br />

Himmelsschlange.<br />

15


Die Abmesungen der Krepp-Papier-Streifen, aus denen der Schwanz zusammengesetzt<br />

wird.<br />

<br />

der große Bruder von FREDDY<br />

Im Unterschied zu FREDDY lässt sich ROBY auch vergrößern. Man beachte<br />

aber, was dazu auf Seite 20 gesagt wird. Die "Augen" - Löcher in<br />

der Folie - machen seinen Flug sehr stabil. Deshalb ist ROBY auch für<br />

kräftigen Wind geeignet.<br />

Material:<br />

Folie in den angegebenen Maßen.<br />

Zwei Holzstäbe, Durchmesser 5 oder 6 mm, 90 cm lang.<br />

Leine für die Waage. Die Waage ist 2 x 90 = 180 cm lang.<br />

16


Der Bau geschieht wie beim FREDDY. Die Augen werden mit einem<br />

scharfen Messer oder einem Cutter aus der Folie geschnitten. Ihre Ecken,<br />

die besonders vom Ausreißen bedroht sind, verstärkt man mit Klebefilm.<br />

Stöckchen über der Befestigungsschlaufe der Leine wie beim FREDDY.<br />

17


Jetzt wird’s bunt!<br />

Ein grauer <strong>Drachen</strong> vor grauem Himmel mag Liebhaber von Suchspielen<br />

begeistern - bunter sieht es besser aus. Aber wie bekommt der <strong>Drachen</strong><br />

seine Farbe? <strong>Drachen</strong>papier, das im Bürogeschäft verkauft wird, ist zwar<br />

schön bunt, reißt aber sehr leicht ein. Für die in diesem Heft beschriebenen<br />

<strong>Drachen</strong> ist es nicht geeignet.<br />

Dünnes Papier lässt sich mit Farbe bemalen, z.B. mit PLAKA. Die Farbe<br />

ist aber nicht durchscheinend und hat auch ein Eigengewicht, verschlechtert<br />

also die Flugeigenschaften.<br />

Bei Folien wird es ganz schwierig. Sie sind zwar in vieler Hinsicht das<br />

ideale Material für das <strong>Drachen</strong>segel, aber sie lassen sich nur schwer einfärben.<br />

Es gibt zwar Filzstifte mit wasserfester Farbe, aber die arbeiten<br />

meist mit gesundheitsschädlichen Lösungsmitteln - man bekommt einen<br />

"dicken Kopf" von den aufsteigenden Dämpfen. Außerdem dringt die<br />

Farbe nicht in die Folie ein, sie haftet nur auf der Oberfläche, einzelne<br />

Farbpartikel springen wieder ab.<br />

Gut geeignet sind dagegen Folien, die schon farbig bedruckt sind wie<br />

z.B. bunte Plastiktragetaschen. Dann gibt es auch noch selbstklebende<br />

durchscheinend-bunte Folie. Daraus lassen sich Muster ausschneiden und<br />

auf das <strong>Drachen</strong>segel kleben. Man bekommt diese Folie in Geschäften<br />

für Zeichen- und Dekorationsbedarf. Leider ist sie ziemlich teuer, aber<br />

man benötigt ja nicht viel.<br />

Zu Schlittendrachen mit ihren einfachen Formen passen am besten auch<br />

einfache farbige Motive: ein dicker roter Querstrich, ein violettes Kreuz<br />

oder ein grüner Balken.<br />

Schlittendrachen brauchen <strong>zum</strong> Flug keinen Schwanz, aber es macht sich<br />

gut, wenn man ihnen zur Dekoration Schwänze anknotet. Einfach Streifen<br />

aus Krepp-Papier oder Plastikstreifen von bunten Einkaufstragetaschen<br />

hinten anknoten oder mit Klebefilm ankleben. Auch Krepp-Papier<br />

ist gut geeignet, weil es intensiv gefärbt und recht preiswert ist. Leider ist<br />

die Farbe wasserlöslich. Also Vorsicht bei Nässe!<br />

18


Eine weitere Möglichkeit: Bunte Streifen direkt an die <strong>Drachen</strong>leine<br />

knüpfen und vom <strong>Drachen</strong> nach oben ziehen lassen.<br />

19


<strong>Drachen</strong> vergrößern und verkleinern<br />

Viele <strong>Drachen</strong> lassen sich vergrößern und verkleinern, bei anderen ist nur<br />

eine maximale Größe möglich (z.B. beim FREDDY).<br />

Folgendes muss man dabei beachten: Wenn sich die Fläche vergrößert,<br />

wird auch der darauf lastende Winddruck größer. Man muss also auch die<br />

Leisten verstärken. Verdoppelt man die Abmessungen, wird die Fläche<br />

nicht verdoppelt sondern vervierfacht. Man kann sich das gut an einem<br />

Quadrat klarmachen: Bei 2 cm Seitenlänge ist es 2 x 2 = 4 Quadratzentimeter<br />

groß. Verdoppelt man die Seitenlänge, ist es 4 x 4 also 16 (und<br />

nicht etwa 8) Quadratzentimeter groß.<br />

Auch bei Leisten kann man sich verschätzen. Eine Leiste mit einem<br />

Querschnitt von 3 x 4 mm hält annähernd doppelt soviel aus, wie eine<br />

Leiste von 2 x 3 mm. Würde man auf 4 x 6 mm verdoppelt, täte man des<br />

Guten zu viel. Und es geht ja immer darum, Gewicht zu sparen!<br />

Natürlich sind dem Vergrößern schon durch die Abmessungen Grenzen<br />

gesetzt. Schließlich muss der <strong>Drachen</strong> ja auch transportiert werden. Ein<br />

Problem, mit dem sich vor allem die <strong>Drachen</strong>bauer in ärmeren Ländern,<br />

wo nicht jeder ein Auto zur Verfügung hat, herumschlagen. So gibt es bei<br />

chinesischen <strong>Drachen</strong> raffinierte Steck- und Scharnierverbindungen, nur<br />

um das Fluggerät transportabel zu halten.<br />

Man muss sich aber auch klar machen, dass ein größerer <strong>Drachen</strong> am<br />

Himmel nicht unbedingt größer als ein kleinerer aussieht. Der optische<br />

Eindruck hängt stark von der Flughöhe ab. Von einer gewissen Höhe an<br />

lässt sich ein kleiner <strong>Drachen</strong>, der niedriger fliegt, von einem großen, der<br />

höher fliegt, nicht mehr unterscheiden.<br />

Andererseits: Wer möchte nicht einmal einen "riesengroßen" <strong>Drachen</strong><br />

steigen lassen? Und einen Vorteil hat das Vergrößern auf jeden Fall:<br />

Kleine Ungenauigkeiten beim Bau wirken sich bei großen <strong>Drachen</strong> nicht<br />

so stark auf die Flugeigenschaften aus. Daraus ergibt sich - umgekehrt -<br />

das Hauptproblem beim Verkleinern von <strong>Drachen</strong>. Irgendwann stellt sich<br />

trotz genauer Bauweise ein Ungleichgewicht ein. Natürlich setzt auch das<br />

Gewicht des Materials eine untere Grenze. Einen <strong>Drachen</strong> zu bauen, der<br />

20


nicht größer als eine Briefmarke ist und trotzdem gut fliegt, dürfte mit<br />

den üblichen Materialien kaum möglich sein.<br />

<br />

die Himmelsschlange<br />

Schlangen-<strong>Drachen</strong> wie STRIPSY sind eine recht auffällige "Himmelserscheinung".<br />

Mit heftigen Bewegungen und laut raschelndem Schwanz<br />

schlängeln sie sich am Himmel hin und her. Dafür brauchen sie kräftigen<br />

Wind.<br />

STRIPSY ist nichts anderes als ein vier Meter langer Krepp-Papierstreifen<br />

mit einem einfachen "Kopf".<br />

Material:<br />

Krepp-Papier 4 Meter lang, 18 cm breit (von einer Rolle abschneiden und<br />

zusammenkleben).<br />

Drei Schaschlikstäbchen 18 cm lang, möglichst aus Bambus (aber gerade<br />

müssen sie sein).<br />

21


Und so wird STRIPSY gebaut:<br />

Das vordere Stäbchen wird mit Kleber bestrichen und in das Krepp-Papier<br />

eingerollt. Das zweite wird rechtwinklig dahinter aufgeklebt, das<br />

dritte wieder quer. Wichtig: Die Stäbe berühren sich, sind aber nicht fest<br />

miteinander verbunden. An den Berührungsstellen scheuert das Papier<br />

leicht durch, deshalb Klebefilm unterlegen.<br />

22


Der vordere Stab ist eingerollt und geklebt.<br />

Mittleren und hinteren Stab mit breitem Klebefilm (5 cm) überkleben.<br />

An den mit x bezeichneten Punkten (siehe Zeichnung auf der vorigen<br />

Seite) - je l cm von den Enden des mittleren Stäbchens entfernt - von der<br />

anderen Seite mit einer Nadel durchstechen und die Waagen-Leine<br />

anknoten. Sie ist (nach dem Festknoten) 36 cm lang.<br />

An der Waage eine Büroklammer festmachen und Anknüpfpunkt einstellen<br />

(siehe Seite 38).<br />

STRIPSY ist ein sehr lebendiger <strong>Drachen</strong>, der seinen Besitzer in Bewegung<br />

hält. Man kann ihn nicht einfach morgens irgendwo anbinden und<br />

am Abend wieder einholen, wie das bei anderen <strong>Drachen</strong> möglich ist,<br />

sondern muss ihn ständig im Auge behalten und mit der Leine mitgehen.<br />

Am besten legt man - sobald STRIPSY eine sichere Höhe erreicht hat -<br />

die Haspel auf den Boden und nimmt die Leine zwischen die Fingerspitzen.<br />

Keine Angst: STRIPSY ist so leicht, dass man sich nicht die Finger<br />

an der durchlaufenden Leine verbrennen kann. Bei größeren <strong>Drachen</strong> ist<br />

das sehr gefährlich und Experten empfehlen deshalb zu recht, immer<br />

Handschuhe zu tragen.<br />

Natürlich ist so ein einfacher <strong>Drachen</strong> aus Krepp-Papier nicht für die<br />

Ewigkeit gebaut. Bei kräftigem Wind wird er ziemlich strapaziert. Eines<br />

Tages ist dann das Schwanz-Ende ausgefranst oder ein Stäbchen hat sich<br />

durchgescheuert. Ein paar Mal wird man das noch reparieren können,<br />

aber einmal ist Schluss und man muss sich einen neuen STRIPSY bauen.<br />

23


Ein <strong>Drachen</strong><br />

aus einer Tragetasche<br />

DELTY gehört zur Familie der Delta-<br />

<strong>Drachen</strong>. Diese <strong>Drachen</strong> haben ihren<br />

Namen vom griechischen Buchstaben<br />

Delta, sind also fliegende Dreiecke.<br />

Das Konstruktionsprinzip der Delta-<strong>Drachen</strong> sieht so aus:<br />

Eine Mittelleiste (a), zwei Seitenleisten (b) und auf der <strong>Drachen</strong>oberseite<br />

eine Querleiste (c), der sog. "Spanner".<br />

Wichtig: Der Spanner ist nur an den Seitenleisten befestigt, nicht in der<br />

Mitte. Die Seitenleisten gehen nicht bis vorn zur Nase. Dadurch ist der<br />

Delta in sich beweglich. Er kann schon mal einen kräftigen Windstoß<br />

vertragen. Außerdem ist er ein guter Gleiter, der Flauten segelnd überbrückt.<br />

Das gleiche Konstruktionsprinzip wird ja auch bei Papierfliegern<br />

und beim "richtigen" <strong>Drachen</strong>fliegen benutzt.<br />

Alle Deltas neigen dazu, nach der Seite zu kippen. Deshalb brauchen sie<br />

stabilisierende Elemente. Beim DELTY sorgt die dreieckige Flosse an<br />

der Unterseite, der sog. "Kiel", für die nötige Stabilität.<br />

Gegenüber einem Schlittendrachen und einem Schlangendrachen ist ein<br />

DELTY aufwendiger zu bauen, aber die Mühe lohnt sich. Baut man ihn<br />

aus einer Knisterfolien-Tasche, wird er so leicht, dass er fast ohne Wind<br />

auskommt. Schon die Thermik über einer Wiese reicht aus, um ihn in der<br />

Luft zu halten.<br />

24


Material:<br />

Eine Tragetasche mit mindestens 55 x 50 cm nutzbarer Fläche (Griffloch<br />

beachten!), möglichst aus Knisterfolie.<br />

Ein Holzstab, Durchmesser 4 mm, 55 cm lang (Mittelleiste).<br />

Zwei Holzstäbe Durchmesser 3 mm, 50 cm lang (Seitenleisten).<br />

Für die Seitenleisten kann man auch "Rollostäbe" nehmen.<br />

Ein Holzstab Durchmesser 4 mm, 59 cm lang (Spanner).<br />

Abmessungen für Segel und Kiel (die Folie liegt doppelt, sie wird erst<br />

später aufgetrennt)<br />

25


26


Und so wird DELTY gebaut:<br />

1. Segel und Kiel wie auf der vorigen Seite angegeben ausschneiden, am<br />

besten mit einem Cutter.<br />

2. Den Kiel von G nach H mit Klebefilm zukleben. Die dritte Seite (G -<br />

I) bleibt offen.<br />

3. Kiel am Segel befestigen: Lege den Kiel mit der offenen Seite an das<br />

Segel, so dass Punkt I an Punkt D liegt. Zwischen Segel und Kiel soll ein<br />

Abstand von 12 mm bleiben. Klebe fünf Streifen Klebefilm über diesen<br />

Zwischenraum. Drehe Segel und Kiel um und klebe nochmals fünf Klebestreifen<br />

genau auf die ersten Streifen, Klebeseite auf Klebeseite.<br />

4. Längsstab am Segel befestigen: Trenne die Tüte zwischen C/E und D<br />

auf. Breite das Segel aus (der Kiel liegt darunter!) und klebe den Mittelstab<br />

mit einem langen Streifen Klebefilm von D bis A auf das Segel. Klebefilm<br />

dabei dicht neben dem Stab andrücken.<br />

27


5. Seitenstäbe am Segel befestigen: Lege je einen 50 cm langen Klebefilm<br />

von Punkt B und F aus einige Millimeter unter die Seitenkanten des<br />

Segels. Seitenstäbe auf das Segel legen und Klebefilm umschlagen.<br />

6. Befestigung für Spanner anbringen und Spanner<br />

befestigen: Bohre mit einer heißen Nadel je<br />

29 cm von Punkt B und F entfernt innen neben<br />

den Seitenstab Löcher. Die Stellen vorher mit<br />

Klebeband überkleben, damit sie später nicht<br />

ausreißen. Ziehe ein Stückchen Leine (z.B. von<br />

der <strong>Drachen</strong>leine) durch jedes Loch, bilde eine<br />

kleine Schlinge und knüpfe einen Doppelknoten.<br />

Säge mit einer feinen Säge kleine Schlitze in<br />

die Enden des Spanners (gleiche Richtung an<br />

beiden Enden!). Biege den Spanner leicht<br />

durch und stecke ihn mit den Schlitzen in die<br />

Schlingen. Er soll locker über den Seitenstäben<br />

liegen (nicht daran befestigen!), ohne an<br />

der Seite aus den Schlitzen zu rutschen. Deshalb<br />

erst kleine Schlitze sägen, ausprobieren,<br />

die Schlitze erweitern oder Schlinge enger machen<br />

- bis es genau passt.<br />

Durch diese Konstruktion kann der Spanner<br />

beim Transport herausgenommen werden. Der <strong>Drachen</strong> kann dann zusammengerollt<br />

leicht transportiert werden.<br />

28


Jetzt fehlt nur noch die Befestigung für die <strong>Drachen</strong>leine: Kiel an der<br />

Spitze H mit Klebeband überkleben und mit einer heißen Nadel Löcher<br />

einbrennen. <strong>Drachen</strong>leine an einem dieser Löcher befestigen. Das günstigste<br />

Loch muss durch Probieren heraus gefunden werden.<br />

29


fast schon ein Kampfdrachen<br />

Vielleicht hast Du schon einmal fasziniert zugeschaut,<br />

wie jemand mit einem Lenkdrachen oder<br />

einem "Gespann" (mehrere Lenkdrachen übereinander)<br />

kunstvolle Figuren flog. Solche Lenkdrachen<br />

werden mit zwei Leinen gesteuert. Aber<br />

auch mit einer Leine ist es möglich, Figuren zu<br />

fliegen - allerdings nur mit besonderen <strong>Drachen</strong>.<br />

Solche "Kampfdrachen" wurden zuerst in Asien<br />

entwickelt. Es sind flache <strong>Drachen</strong> mit einer<br />

stark gebogenen Querleiste. Zieht man an der<br />

Leine, steigt der <strong>Drachen</strong> in die Richtung, in die seine Nase gerade zeigt.<br />

Lässt man locker, beginnt sich der <strong>Drachen</strong> zu drehen. Ein Zug an der<br />

Leine lässt ihn in eine andere Richtung steigen. Auf diese Weise lässt<br />

sich durch abwechselndes Ziehen und Lockerlassen ein richtiger <strong>Drachen</strong>tanz<br />

am Himmel aufführen. Ganz so einfach wie hier beschrieben ist<br />

die Sache allerdings nicht. Man braucht schon einige Übung.<br />

Der TAKO-TAKO eignet sich gut, erste Schritte ins Reich der Kampfdrachen<br />

zu machen. Wenn man ihm einen Schwanz anknotet, benimmt er<br />

sich recht friedlich. Ist man mit ihm dann besser vertraut, kann man den<br />

Schwanz Stückchen um Stückchen kürzer machen - der <strong>Drachen</strong> wird dabei<br />

immer munterer. Aber Vorsicht in Bodennähe, dort besteht immer die<br />

Gefahr einer harten Landung.<br />

Material:<br />

Folie (möglichst Knisterfolie) 44 x 44 cm<br />

Ein Holzstab Durchmesser 4 mm, 57 cm lang (Längsleiste)<br />

Ein biegsamer Stab (Glasfiber Durchmesser 3 mm) oder Rollo-Stab, 70<br />

cm lang (für die gebogene Querleiste)<br />

30


31


Und so wird der TAKO-TAKO gebaut:<br />

Folie ausschneiden, am besten mit einem Cutter. An den beiden vorderen<br />

Seiten 4 cm umschlagen und die entstehenden "Taschen" mit Klebefilm<br />

schließen.<br />

Längsleiste mit Klebefilm befestigen.<br />

Gebogene Querleiste in die Taschen einschieben. Sie muss noch ein wenig<br />

gekürzt werden, damit sie die Längsleiste genau im richtigen Punkt<br />

(12 cm von der vorderen Spitze entfernt) kreuzt.<br />

Befestigungspunkte für die Waage durchstechen. Vorher die Stellen mit<br />

Klebeband verstärken. Die Waage ist 2 x 57 = 114 cm lang. Der Faden<br />

läuft vorn quer über die Längsleiste und die darüber liegende Querleiste.<br />

Knoten mit Kleber sichern.<br />

Hinten an der Querleiste eine Schlaufe für den Schwanz anbringen.<br />

Der TAKO-TAKO muss sorgfältig getrimmt werden, damit rechte und<br />

linke Hälfte genau im Gleichgewicht sind. Man hebt ihn an der Waage<br />

hoch und klebt - falls nötig - links oder rechts an der Ecke kleine Stückchen<br />

Klebeband auf, bis der <strong>Drachen</strong> im Gleichgewicht ist.<br />

32


Zuletzt eine Schlaufe für die Leine knoten. Sie liegt ca. 1,3 cm vor der<br />

Mitte der Waage. Eventuell muss man nach den ersten Probeflügen noch<br />

etwas korrigieren. Den Schwanz nicht vergessen! Er ist 6 cm breit und<br />

3,5 m lang. Später wird er gekürzt.<br />

<br />

Halbiert man die Abmessungen<br />

des TAKO-TAKO auf<br />

20 x 20 cm, erhält man einen<br />

Kopf für einen sehr lebendigen<br />

Schlangendrachen, die<br />

TAKOBRA.<br />

Natürlich müssen auch die Leisten dünner werden: 2x3 mm reichen für<br />

die Längsleiste, die Querleiste kann notfalls so bleiben.<br />

Der Schwanz besteht aus 3 bis 6 Metern Absperrband oder Krepp-Papier.<br />

Je nach Windstärke muss er kürzer oder länger sein. Vorn am Schwanz<br />

sollte man, wie beim Schwanz des Schlittendrachens, ein Hölzchen einrollen,<br />

damit die Verbindung nicht ausreißt.<br />

33


Mit Gruppen <strong>Drachen</strong> bauen<br />

„Heute bauen wir <strong>Drachen</strong>!“ Ein solches Angebot könnte zu einer Kinder-<br />

oder Familienfreizeit gehören. Es passt zur Stadtranderholung genau<br />

so wie zur Klassenfahrt und ins Programm eines Jugendhauses. Mit Kindern<br />

und Jugendlichen <strong>Drachen</strong> zu bauen ist immer ein Vergnügen und<br />

oft sogar der Höhepunkt einer "Freizeit". Damit kein Misserfolg daraus<br />

wird, sollte man einige Grundregeln beachten:<br />

1. Baue mit einer Gruppe nur <strong>Drachen</strong>modelle, die du schon für dich<br />

allein gebaut hast. Dann kennst Du die kritischen Punkte und weißt<br />

wo es schwierig werden könnte. Du kannst auch den Zeitaufwand<br />

einigermaßen einschätzen.<br />

2. Fang mit einfachen Modellen an. Aus diesem Heft sind FREDDY,<br />

ROBY und TAKO- TAKO besonders gut für Anfänger geeignet.<br />

3. Sorge für ausreichenden Arbeitsplatz, Werkzeug und Material.<br />

Wenn die Teilnehmer die Leine für ihren <strong>Drachen</strong> selbst mitbringen,<br />

solltest du einige zusätzliche Leinen dabei haben, für den Fall<br />

dass jemand die Leine vergessen hat oder eine völlig ungeeignete<br />

(z.B. zusammen geknotete Bindfadenreste) mitbringt.<br />

4. Wenn die Zeit knapp ist, kann man das Material schon vorher vorbereiten<br />

(z.B. die Leisten auf die passende Länge bringen und<br />

Segel ausschneiden).<br />

5. Die Gruppe darf nicht zu groß sein. Ab 12 Teilnehmer wird es<br />

schwierig. Dann ist es besser, die Gruppe zu teilen.<br />

6. Beim <strong>Drachen</strong>bau braucht man oft eine "dritte Hand", deshalb ist es<br />

gut, zu zweit zu bauen, erst einen <strong>Drachen</strong> für mich, dann den zweiten<br />

für dich.<br />

7. Wenn die einzelnen Arbeitsschritte auf einer Tafel oder auf Plakaten<br />

zu sehen sind, erspart das manche Rückfragen.<br />

34


8. Auch wenn alle das gleiche Modell bauen, sollte jeder <strong>Drachen</strong> seine<br />

"persönliche Note" bekommen: ein eigenes Gesicht, Muster, Monogramm<br />

oder Wappen.<br />

9. Nach dem Bau gleich <strong>zum</strong> Ausprobieren auf die Wiese.<br />

Deshalb: <strong>Drachen</strong>bau nur bei <strong>Drachen</strong>wetter!<br />

<strong>Drachen</strong> aus Hong kong<br />

35


Mehr Spaß mit <strong>Drachen</strong> – einige Grundregeln<br />

Um Spaß an seinen <strong>Drachen</strong> zu haben, muss man einige Grundregeln beachten.<br />

Sie gelten nicht nur für die relativ einfachen Modelle aus diesem<br />

Heft, sondern für alle <strong>Drachen</strong>.<br />

1. Das Gelände und das <strong>Drachen</strong>wetter<br />

Wer schon mal einen Nachmittag damit verbracht hat, einen <strong>Drachen</strong><br />

aus einem Baum herauszuangeln, weiß dass es günstigere Gelände<br />

gibt. Am besten geht es auf einer großen, freiliegenden Wiese.<br />

Dass man <strong>Drachen</strong> nur im Herbst auf dem Stoppel-Acker steigen<br />

lassen kann, ist ein Gerücht. Es stammt wahrscheinlich aus der Zeit,<br />

als die meisten Menschen arme Bauern waren und die Felder erst<br />

nach der Ernte betreten werden durften. Ein Stoppel-Acker ist fürs<br />

<strong>Drachen</strong>steigen denkbar ungeeignet! Einmal kann man sich auf dem<br />

holprigen Grund leicht den Fuß verstauchen, <strong>zum</strong> anderen bleiben<br />

die dünnen <strong>Drachen</strong>leinen, wie sie heute üblich sind, an den Stoppeln<br />

hängen. Im Nu hat man ein heilloses Durcheinander und<br />

braucht viel Zeit, um alles wieder zu entwirren.<br />

<strong>Drachen</strong> kann man das ganze Jahr über steigen lassen, außer vielleicht<br />

im Winter, wenn einem die Leine an den Fingern festfriert. Es<br />

muss lediglich ein leichter, ständiger Wind wehen. Wer an der Küste<br />

wohnt, hat es leichter als ein <strong>Drachen</strong>freund im windstillen Binnenland.<br />

Aber dafür herrscht an der Küste auch häufiger ein handfester<br />

Sturm. In hügeligem Gelände sollte man die <strong>zum</strong> Wind gerichtete<br />

Seite des Hanges wählen, nicht den Gipfel und auch nicht die vom<br />

Wind abgewandte Seite, denn dort gibt es fast immer Verwirbelungen.<br />

2. Die <strong>Drachen</strong>leine<br />

Die <strong>Drachen</strong>leine soll ausreichend belastbar sein, zugleich aber möglichst<br />

wenig wiegen. Am besten kauft man sie fertig im <strong>Drachen</strong>laden oder im<br />

Spielwarengeschäft. Dann hat man auch gleich eine Haspel oder Spule<br />

dabei. Eine gute Leine mit Spule bekommt man schon für 3 bis 4 Euro.<br />

Dies gilt jedenfalls für die einfachen <strong>Drachen</strong> aus diesem Heft, die wenig<br />

36


Zugkraft entwickeln. Für größere <strong>Drachen</strong> braucht man Leinen aus speziellen<br />

Kunstfasern z.B. aus KEVLAR. Diese sind wesentlich teurer.<br />

Bewährt haben sich Spulen, deren Griffe einsteckbar sind. Beim Start<br />

und beim Flug nimmt man sie heraus, beim Aufrollen steckt man sie wieder<br />

ein. Griffe, die gleichzeitig als Spulen dienen, sind nur für leichte<br />

Leinen geeignet. Wickelt man eine Leine, die noch feucht ist darauf,<br />

kann diese beim Trocknen die Griff-Spule verbiegen.<br />

Von der gekauften Leine lassen sich gut ein paar Meter für die Waage<br />

abschneiden. Dann muss man dafür keine Leine extra kaufen. Kunstfaserleinen<br />

dröseln sich an den Enden auf, deshalb nach dem Abschneiden<br />

gleich mit einer Flamme ansengen, damit die einzelnen Fäden miteinander<br />

verschmelzen. Vorsicht: Das Ende ist noch eine Weile extrem heiß.<br />

3. Wie kommt der <strong>Drachen</strong> an die Leine?<br />

Anknoten ist einfachste Lösung, aber dann braucht man für jeden <strong>Drachen</strong><br />

eine gesonderte Leine. Besser geht es mit einem Haken, der sich<br />

ausklinken lässt. Solche "Wirbel" bekommt man im Fachgeschäft für<br />

Anglerbedarf.<br />

4. Wie wird die Waage eingestellt?<br />

Schlittendrachen haben einen festen Anknüpfpunkt für die Leine. Da gibt<br />

es nichts einzustellen. DELTY hat eine Reihe von Löchern, von denen<br />

man das günstigste aussucht. Schwierig wird es bei <strong>Drachen</strong> mit veränderlichem<br />

Anknüpfpunkt, also bei STRIPSY und bei vielen gekauften<br />

<strong>Drachen</strong>. Der Anknüpfpunkt bestimmt den sog. Anstellwinkel, d.h. er<br />

entscheidet, wie schräg ein <strong>Drachen</strong> beim Flug in der Luft steht. Je nach<br />

<strong>Drachen</strong>modell (und Windstärke) muss der Anstellwinkel verschieden<br />

aussehen, damit der <strong>Drachen</strong> in eine optimale Fluglage kommt.<br />

37


Im ersten Beispiel liegt der Anknüpfpunkt zu weit hinten. Der <strong>Drachen</strong><br />

wird nicht steigen, sondern zur Seite ausweichen und auf den Boden<br />

schlagen. Liegt der Punkt sehr weit hinten, versuchen manche <strong>Drachen</strong><br />

sogar, verkehrt herum - also mit der Oberseite nach unten - zu fliegen.<br />

Im zweiten Beispiel liegt der Anknüpfpunkt weiter vorn. Der Winkel<br />

zwischen <strong>Drachen</strong> und Boden ist flacher - eine günstige Fluglage.<br />

Verschiebt man der Anknüpfpunkt auf der Waage noch weiter nach vorn,<br />

wird der Winkel noch flacher (Beispiel 3). Der <strong>Drachen</strong> steigt sehr weit<br />

nach oben, der Wind kann die Nase von oben herunterdrücken - Absturzgefahr.<br />

Merke:<br />

Anknüpfpunkt nach hinten - <strong>Drachen</strong> steiler!<br />

Anknüpfpunkt nach vorn - <strong>Drachen</strong> flacher!<br />

Damit man den Anknüpfpunkt verstellen kann, kommt in die Waage ein<br />

Ring, der mit einer sog. "Bucht" festgemacht wird. Schlaufe durch den<br />

Ring schieben und dann über den Ring ziehen.<br />

38


Will man den Ring verschieben, lockert man die Leine an der Stelle, wo<br />

sie quer liegt. Dann schiebt man von vorn oder hinten Leine in die<br />

Schlinge ein und zieht sie danach wieder fest. Schiebt man Leine von<br />

vorne ein, wandert der Anknüpfpunkt weiter nach vorn. Der <strong>Drachen</strong><br />

fliegt flacher. Schiebt man Leine von hinten ein, wandert er weiter nach<br />

hinten und der <strong>Drachen</strong> fliegt steiler. Bei leichten <strong>Drachen</strong> kann man an<br />

Stelle eines Ringes auch eine Büroklammer nehmen, für größere <strong>Drachen</strong><br />

den Aufreißring einer Getränkedose.<br />

Bei einem neuen <strong>Drachen</strong> kann man den Anknüpfpunkt schon grob zu<br />

Hause einstellen. Man hängt den <strong>Drachen</strong> am Anknüpfpunkt auf und<br />

misst den Winkel, den die <strong>Drachen</strong>oberseite mit einer ebenen Fläche, beispielsweise<br />

einem Tisch, bildet. Dieser Winkel soll 25 bis 30 Grad betragen.<br />

Beim Start im Freien erfolgt dann die Feineinstellung. Man verschiebt<br />

den Anknüpfpunkt zentimeterweise nach links oder rechts, bis die günstigste<br />

Stelle gefunden ist. Gleich mit einem Filzstift markieren, als Anhaltspunkt<br />

für Neueinstellungen.<br />

39


5. Ab nach oben!<br />

Ein <strong>Drachen</strong>, der richtig eingestellt ist, steigt<br />

bei ausreichendem Wind von selbst nach<br />

oben! Reicht der Wind nicht ganz, kann man<br />

ihn in vielen Fällen "nach oben pumpen". <strong>Drachen</strong><br />

ein Stück steigen lassen, Leine nachlassen<br />

(<strong>Drachen</strong> sinkt wieder ab), Leine anziehen<br />

(<strong>Drachen</strong> steigt), jetzt diese Aufwärtsbewegung<br />

ausnutzen und mehr Leine geben, wieder<br />

absinken lassen und so weiter - der <strong>Drachen</strong><br />

kommt jedes mal ein Stück höher. Und weiter<br />

oben weht meist ein kräftigerer Wind.<br />

Wenn ich einen freundlichen Helfer finde, kann ich auch einen "Hochstart"<br />

versuchen. Der Helfer hält den <strong>Drachen</strong> vor seine Brust, während<br />

ich 7 bis 10 Meter entfernt mit dem Rücken genau <strong>zum</strong> Wind stehe. Auf<br />

mein Kommando lässt der Helfer los, ich ziehe gleichzeitig die Leine an<br />

und den <strong>Drachen</strong> in die Höhe.<br />

Wenn nun aber gar kein Wind weht? Dann ist es gut, einen Bumerang dabei<br />

zu haben. Der fliegt am besten ohne Wind.<br />

40


6. Fehler beim Start<br />

Man kann es immer wieder sehen: Ein Kind rennt, den <strong>Drachen</strong> hinter<br />

sich her ziehend, über eine Wiese. Das kann nicht gut gehen, denn dabei<br />

entsteht zwar zusätzlicher Auftrieb, der <strong>Drachen</strong> steigt also in die Höhe,<br />

bleibt man aber stehen - und auch die längste Wiese ist einmal zu Ende -<br />

fällt dieser Auftrieb weg und der <strong>Drachen</strong> kommt wieder herunter. Der<br />

gutgemeinte Rat vieler Erwachsener "Du musst rennen!" bringt also<br />

meist nichts!<br />

Oft passiert dabei noch folgendes: Wenn der <strong>Drachen</strong> schlecht eingestellt<br />

oder defekt ist, schlägt er seitlich auf den Boden und wird dort entlang<br />

geschleift. Der Besitzer merkt viel zu spät, was hinter seinem Rücken geschehen<br />

ist - der <strong>Drachen</strong> wird beschädigt, häufig ist er nicht mehr zu reparieren.<br />

Diese Methode ist die Hauptursache für das Massensterben gekaufter<br />

"Plastik-Vögel".<br />

Natürlich gibt es Ausnahmen, in denen sich das Rennen lohnt. Auf einer<br />

von Büschen oder von Bäumen umgebenen Wiese, wo nur in Bodennähe<br />

zu wenig Wind weht, kann ich auf diese Weise den <strong>Drachen</strong> schnell aus<br />

der kritischen Zone bringen.<br />

7. Runter kommen sie immer!<br />

Normalerweise ist die Landung kein Problem. Man muss ja nur die Leine<br />

aufwickeln. Bei kräftigem Wind kann es aber Probleme geben, weil der<br />

Zug an der Leine so stark ist, dass sich die Spule nur schwer drehen lässt.<br />

Da hilft es, während des Aufwickelns Richtung <strong>Drachen</strong> zu laufen. Das<br />

entlastet die Leine. Dann - ohne Aufzuwickeln - <strong>zum</strong> Ausgangspunkt zurückgehen.<br />

Wieder auf den <strong>Drachen</strong> zugehen und dabei aufwickeln. Und<br />

so weiter.<br />

Droht der <strong>Drachen</strong> abzustürzen, weil er "aus dem Leim gegangen" ist<br />

oder sich mit der Leine eines Kollegen verheddert hat, bleibt meist keine<br />

Zeit für eine reguläre Landung. Man versucht eine Notlandung, indem<br />

man die Leine mit weit ausholenden Bewegungen an sich heranzieht und<br />

auf den Boden fallen lässt (<strong>zum</strong> Aufwickeln ist dann später noch Zeit).<br />

Ein allzu harter Aufprall lässt sich mildern, wenn man die Leine, kurz bevor<br />

der <strong>Drachen</strong> den Boden berührt, ganz loslässt. Der <strong>Drachen</strong> macht<br />

dann noch einen Hupfer und fällt sanft zu Boden.<br />

41


8. Der <strong>Drachen</strong> will nicht steigen<br />

Wenn der <strong>Drachen</strong> nicht steigt obwohl genug Wind weht, ist meist der<br />

Anstellwinkel falsch. Wie man ihn einstellt steht auf Seite 38/39 in diesem<br />

Buch.<br />

Es kann natürlich auch an der Konstruktion liegen. Vielleicht ist der <strong>Drachen</strong><br />

beschädigt (Folie eingerissen? Leiste gebrochen?). Oder er ist nicht<br />

im Gleichgewicht, eine Seite wiegt mehr als die andere. Abhilfe: Die<br />

leichtere Seite mit Klebeband beschweren.<br />

Stürzt der <strong>Drachen</strong> einmal nach rechts, ein andermal nach links, deutet<br />

dies auf eine falsch eingestellte Waage. Stürzt er immer nach der gleichen<br />

Seite, deutet dies auf ein Ungleichgewicht.<br />

9. Der <strong>Drachen</strong> fliegt unruhig<br />

Dann hilft fast immer ein längerer Schwanz. Wichtig ist: Der Schwanz<br />

wirkt nicht durch sein Gewicht, sondern durch seine Dämpfung, seinen<br />

Luftwiderstand. Gut ist es also, wenn der Schwanz wenig wiegt, aber<br />

einen großen Luftwiderstand besitzt. Lange Streifen aus Folie oder<br />

Krepp-Papier - eventuell noch mit eingeknüpften Büscheln aus kürzeren<br />

Streifen - sind deshalb ideale <strong>Drachen</strong>schwänze.<br />

Ist die Fläche des Schwanzes zu groß, wirkt er wie ein zweiter <strong>Drachen</strong><br />

und es kommt zu Wechselwirkungen zwischen Schwanz und <strong>Drachen</strong>,<br />

die Vorderkante des <strong>Drachen</strong>s wippt auf und nieder (der sog."Vogel-<br />

Pick-Effekt").<br />

Damit nicht eine <strong>Drachen</strong>seite ein Übergewicht bekommt, müssen <strong>Drachen</strong>schwänze<br />

immer symmetrisch angebracht werden, also hinten in der<br />

Mitte oder aber hinten rechts und links.<br />

10. Zum Thema "Sicherheit"<br />

Dass man <strong>Drachen</strong> nicht in der Nähe einer Hochspannungsleitung oder<br />

wenn ein Gewitter im Anzug ist, steigen lässt, müsste eigentlich jedem<br />

einleuchten. Leider haben viele Menschen kein Gespür dafür, in welche<br />

Gefahr sie sich begeben, wenn sie nicht den nötigen Sicherheitsabstand<br />

zu einer Hochspannungsleitung einhalten. Schon 50 Volt können bei Berührung<br />

lebensgefährlich werden. Die Oberleitung der Bundesbahn führt<br />

42


aber 15000, eine Leitung am Hochspannungsmast bis zu 360000 Volt!<br />

Da schützt weder eine <strong>Drachen</strong>leine aus Kunstfasern (die zudem feucht<br />

sein kann) noch ein Handschuh. Gerät ein <strong>Drachen</strong> in eine Freileitung,<br />

auf keinen Fall herunterhängende Teile (<strong>Drachen</strong>leine, Schwanz) anfassen.<br />

Über Polizei oder Feuerwehr das zuständige Elektrizitätsunternehmen<br />

benachrichtigen, damit als erstes der Strom abgestellt wird.<br />

Dass ein abstürzender <strong>Drachen</strong> - und mit einem Absturz muss man immer<br />

rechnen! - einen Autofahrer, der ihn vor die Windschutzscheibe bekommt,<br />

erheblich verunsichert, braucht nicht näher erklärt zu werden.<br />

Dann gibt es noch gesetzliche Einschränkungen. Hundert Meter darf die<br />

Leine lang sein, keinen Zentimeter mehr. Man beachte: Die Länge der<br />

Leine ist festgelegt, nicht die Höhe des <strong>Drachen</strong>s über dem Boden. Da<br />

der <strong>Drachen</strong> mehr oder weniger schräg steht, sind also 100 Meter Höhe<br />

nicht zu erreichen.<br />

Ganz verboten ist das <strong>Drachen</strong>steigen in Tieffluggebieten und in 3 km<br />

Umkreis um einen Flugplatz. Als Flugplatz gilt auch der Hubschrauber-<br />

Landeplatz eines Krankenhauses.<br />

Wenn nun aber trotz aller Vorsicht etwas passiert? Dann besteht Hoffnung,<br />

dass - außer bei grober Fahrlässigkeit - die private Haftpflichtversicherung<br />

einspringt. Die meisten Versicherungen tun das, solange der<br />

<strong>Drachen</strong> weniger als 5 Kilo wiegt.<br />

43


Nachwort<br />

Seit dieses Büchlein <strong>zum</strong> ersten Mal veröffentlicht wurde, hat sich in der<br />

<strong>Drachen</strong>szene vieles verändert. <strong>Drachen</strong> sind populärer geworden. <strong>Drachen</strong>feste<br />

locken tausende von Zuschauern an. In vielen Städten gibt es<br />

spezielle <strong>Drachen</strong>läden. Im <strong>Drachen</strong>bau kommen völlig neue Materialien<br />

<strong>zum</strong> Einsatz: Kohlefaserstäbe, neue Gewebe, hochfeste Kunstfaserleinen.<br />

Die damit ausgerüsteten <strong>Drachen</strong> sind leistungsfähiger, aber auch teurer<br />

als ihre Vorgänger. Mehr als hundert Euro sind heute für einen <strong>Drachen</strong><br />

zwar immer noch ein stolzer Preis, aber längst nichts Außergewöhnliches<br />

mehr. Es gibt inzwischen so viele unterschiedliche <strong>Drachen</strong>modelle, dass<br />

kaum noch jemand weiß, wie sie alle heißen und ständig kommen neue<br />

hinzu. Kaum zu glauben, was sich da alles am gleichen <strong>Drachen</strong>himmel<br />

tummelt: Klassische Codys und japanische Rokakos, fliegende Kühe,<br />

Elefanten und Telefonzellen, lange Ketten aus Minidrachen und echte<br />

asiatische Kampfdrachen, Werbedrachen von der örtlichen Sparkasse und<br />

<strong>Drachen</strong> aus einem Müllsack - ein buntes Spektakel, einfach phantastisch!<br />

Auf der <strong>Drachen</strong>wiese tauchen auch immer mehr schnelle Lenkdrachen<br />

auf und mancher <strong>Drachen</strong>freund lässt seinen kleinen Einleiner lieber unausgepackt,<br />

aus Angst, von einer solchen "Rennmaschine" niedergemäht<br />

zu werden. <strong>Drachen</strong>clubs versuchen der Rücksichtslosigkeit entgegenzusteuern<br />

- bislang mit wenig Erfolg. Es grenzt fast schon an ein Wunder,<br />

dass nicht noch mehr Unfälle passieren.<br />

Wo bleibt bei dieser Entwicklung noch Raum für kleine, selbstgebaute<br />

<strong>Drachen</strong>, wie sie in diesem Heft vorgestellt werden? Ich meine, sie haben<br />

nach wie vor ihren Platz, da wo jemand nicht viel Geld ausgeben kann<br />

(oder will) aber auch als typische Einsteigerdrachen. Dass man sein<br />

Handwerk von Grund auf erlernen sollte, ist - gerade wenn es um <strong>Drachen</strong><br />

geht - ein bewährter Grundsatz. Nur die Übung macht den Meister<br />

und viele der wirklich guten <strong>Drachen</strong>bauer haben klein angefangen und<br />

sich langsam nach oben gearbeitet. Sicher gäbe es auch weniger Ärger<br />

mit den Piloten superschneller Lenkdrachen, wenn diese sich vorsichtig<br />

an die Grenzen der neuen Geräte herantasten würden<br />

44


Mit Sicherheit passen die hier vorgestellten <strong>Drachen</strong> gut in eine Bewegung,<br />

die versucht, einen alternativen Lebensstil zu entwickeln. Muss ich<br />

denn immer viel Geld ausgeben, wenn ich für eine Weile Spaß haben<br />

will? Muss es gleich das neueste Material aus der Weltraumtechnologie<br />

sein? Gehört nicht mehr dazu, einen <strong>Drachen</strong> selbst zu bauen, auszuprobieren,<br />

zu verändern - als sich einen Luxusflieger fertig „von der Stange“<br />

zu kaufen?<br />

Ein wenig Nachdenklichkeit in diesem Sinne wünsche ich allen, die<br />

durch dieses Heft Spaß am <strong>Drachen</strong>bau gewonnen haben.<br />

Iserlohn, im Frühjahr 2012<br />

Holm Roch<br />

Wenn Ihnen dieses Buch gefallen hat – empfehlen Sie es bitte<br />

weiter! Es sollte noch vielen Eltern und ihren Kindern, aber<br />

auch Lehrern und Leitern von Jugendgruppen Anregungen<br />

geben und sie „dem Himmel näher“ bringen.<br />

45


Über den Verfasser<br />

Holm Roch, Jahrgang 1938, hat etliche Jahrzehnte lang <strong>Drachen</strong> gebaut.<br />

Das ließ sich gut mit seinem Beruf verbinden, denn der promovierte<br />

Theologe ist evangelischer Pfarrer mit dem Schwerpunkt Familienbildung.<br />

Er hat auch ein Buch darüber geschrieben, was man bei Familienfreizeiten<br />

mit Eltern und Kindern alles unternehmen kann („Mit Familien<br />

unterwegs“, Grünewald-Verlag). Mit seinen <strong>Drachen</strong> ist er ein wenig in<br />

der Welt herum gekommen und hat sie bei <strong>Drachen</strong>festen in China und<br />

Neuseeland steigen lassen. Einige Modelle aus diesem Buch sind schon<br />

über dem Himmelstempel in Beijing und auf dem Platz des Himmlischen<br />

Friedens geflogen.<br />

Heute lebt Holm Roch im sog. Ruhestand. Er hat den <strong>Drachen</strong>bau (fast)<br />

ganz aufgegeben und produziert statt dessen Rundfunksendungen, zeichnet<br />

Cartoons und schreibt satirische Texte.<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!