Österreich Maritim, Ausgabe 75

Denkmal für jap. Gefallene, Minenleger S.M.S. Chameleon, Die K.u.K Kriegsmarine und Norwegen, Gedenktage 2019 Denkmal für jap. Gefallene, Minenleger S.M.S. Chameleon, Die K.u.K Kriegsmarine und Norwegen, Gedenktage 2019

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4 Österreich Maritim 75 - Juni 2019 Das Denkmal für die im Mittelmeer gefallenen japanischen Soldaten auf Malta Wilhelm M. Donko Im Heft ÖM 68 wurde 2017 von Oliver Trulei daran erinnert, dass vor 100 Jahren das österreichisch-ungarische Unterseeboot U 27 den japanischen Zerstörer Sakaki vor Kreta torpedierte (S.13-14). Mit Premierminister Shinzo Abe besuchte damals auch erstmals ein japanischer Regierungschef die Republik Malta und legte einen Kranz am Ehrenmal für die gefallenen japanischen Soldaten nieder. Die nachfolgende Fotodokumentation soll dieses Ehrenmal, das einen engen Bezug zur k.u.k Marinegeschichte aufweist, genauer dokumentieren. Die meisten Fotos stammen vom Marineexperten Reinhard Kramer aus Rostock, aufgenommen im Juli 2018. Von Frühjahr 1917 bis Kriegsende 1918 waren von Malta aus insgesamt 3 Kreuzer, 14 Zerstörer und einige weitere Hilfsschiffe des 2. Sondergeschwaders der Kaiserlich Japanischen Kriegsmarine unter Konteradmiral SATO Kozo im Mittelmeer im Einsatz. Schwerpunkt waren Geleitaufgaben im Östlichen Mittelmeer, auf der Route Suezkanal-Malta. Die Japaner erlebten nach der Torpedierung der „Sakaki“ im Juni 1917 keine weiteren Verluste durch direkte Feindeinwirkung. Die Kreuzer erfüllten in erster Linie Aufgaben als Flaggschiffe. Die Zerstörer führten bis Kriegsende insgesamt 348 Sicherungsfahrten für 788 Schiffe durch; darunter waren besonders viele Truppentransporter, die zusammen etwa 70.000 Soldaten beförderten. Sie vermeldeten dabei insgesamt 36 Angriffe (nach anderen Quellen 34) auf deutsche und österreichisch-ungarische U-Boote. Es konnte keines versenkt werden und es wird auch seitens Japans kein Versenkungserfolg beansprucht. Die hohe Leistung der Japaner bei der Geleitsicherung wurde auch von der Royal Navy in höchstem Ausmaß gewürdigt. Bei der Torpedierung der Sakaki am 11.6.1917 durch U 27 starben 59 japanische Soldaten. Der Dienst an Bord war für die Seeleute hart und streng, der professionelle Drill in der japanischen Marine gnadenlos. Es soll eine erhebliche Zahl von Selbstmorden gegeben haben. Eine nicht genau bekannte Anzahl von japanischen Matrosen wurde über Bord gespült oder kam bei anderen Unfällen ums Leben. Insgesamt gehen die japanischen Quellen von 78 im Mittelmeer umgekommenen Japanern aus, wobei nicht ganz klar ist, ob darin auch Selbstmorde berücksichtigt sind. Das schlichte Denkmal für die japanischen Soldaten liegt etwas außerhalb von Valetta, in der knapp 3000 Einwohner zählenden Stadt Kalkara. Der Name Kalkara ist vom maltesischen Wort für „Brennofen“ abgeleitet, da solcher zum Brennen von Kalk seit der römischen Zeit hier existierte. Es steht konkret auf dem Marinefriedhof von Kalkara (Kalkara Naval Cemetery), der z.T. auch als Capuccini Naval Cemetery bezeichnet wird. Am Marinefriedhof von Kalkara liegen 1196 Kriegstote, davon 477 aus dem 1. Weltkrieg und 719 aus dem 2. Weltkrieg. Die meisten davon stammen aus Großbritannien, einige aus anderen Teilen des Empires, nur 131 sind „Foreign Nationals“. Österreicher dürften nicht dabei sein (bzw. gibt es keine entsprechenden Hinweistafeln), allerdings 27 deutsche Kriegsgefangene des 1. Weltkrieges. Des Weiteren sind ca. 2500 Personen hier bestattet, die außerhalb der beiden Weltkriege verstarben. Unterhalten wird der Friedhof von der Commonwealth War Graves Commission (CWGC, ursprünglich Imperial War Graves Commission), die von der Aufgabenstellung her in etwa dem ÖSK entspricht. Der Friedhof hat sogar einen Grabfinder im Internet: https://www.findagrave.com/cgi-bin/ fg.cgi?page=cr&CRid=2184990 Die bei der Torpedierung der Sakaki umgekommenen Soldaten sind aber laut japanischen Quellen nicht hier begraben. Die Japaner äscherten auch die Gefallenen der Sakaki ein, soweit sie geborgen werden konnten, und verbrachten die Urnen nach Japan. Ein ganz einfaches Gedenkmal wurde schon 1917 errichtet und eine Trauerfeier für die Toten der Sakaki abgehalten. Das noch heute vorhandene Monument wurde 1918 aus weißem Kalkstein eingeweiht. Es besteht aus einem Obelisken, der auf einem Sockel (ebenfalls aus weißem Kalkstein) ruht. Es enthält, an der Stirnseite des Obelisken, japanische Schriftzeichen, die dieses Ehrenmal den Gefallenen des „Großen Japanischen Reiches“ widmen, die im 2. Sonder-Geschwader der Kaiserlichen Marine dienten. Am Sockel unter dem Obelisken befindet sich eine kleinere englischsprachige Aufschrift, die lautet: „SACRED TO THE MEMORY OF THE OFFICERS AND MEN BELONGING TO HIS IMPERIAL JAPANESE MAJESTY’S 2ND DETACHED SQADRON WHO GLORI- OUSLY FELL IN THE MEDITERRANEAN DURING THE GREAT WAR 1914-1918”. Auf der linken Seite des Kalkstein-Sockels befindet sich eine (recht eng bedruckte) Kupferplatte, die in japanischer Sprache die Geschichte und Hintergründe des Denkmals erzählt, inklusive Renovierung bzw. Wiederaufstellung. In der Mitte sind dazu die Namen und Ränge der gefallenen Japaner vermerkt. Es enthält 66 Namen von japanischen Soldaten, die 59 der Sakaki machen somit den Löwenanteil aus. Nach unten hin verbreitet sich das Monument durch einen weiteren, nunmehr gemauerten Sockel. Die Anlage ist durch eine Einfriedung begrenzt, die mit kleinen Obelisken als Art Zaunpfählen besetzt ist (Material ist auch hier durchgehend weißer Kalkstein). Dazu gibt es einen schmalen, befestigten

FHS-Freunde Historischer Schiffe 5 Lage des Kalkara Naval Cementary am Stadtplan; auch Capuccini Naval Cemetery genannt (© Google Earth) Der Pfeil zeigt die genaue Lage des Denkmals am Marinefriedhof von Kalkara (© Google Earth) Zwei Zerstörer der Kaba-Klasse im Mittelmeer, dahinter ein französisches Linienschiff der Mirabeau- Klasse, wahrscheinlich in einer Aufnahme aus Korfu 1917. Insgesamt 14 japanische Zerstörer waren im 1. Weltkrieg auf Malta stationiert. Foto: Sammlung Donko Zugang zur Stirnseite des Obelisken, der mit drei Stufen beginnt. Umrahmt wird die Anlage von schattenspenden Bäumen. Besonders im 2. Weltkrieg war die Erinnerung an die Japaner in Malta nicht sehr populär, beide Seiten hatten keinerlei Interesse, an die britisch-japanische Waffenbrüderschaft im 1. Weltkrieg zu erinnern. Das Denkmal wurde im Krieg durch deutsche Luftangriffe schwer beschädigt und vorerst nicht wieder hergestellt. 1964 erlangte die Republik Malta die Unabhängigkeit. Erst im Jahr 1973 wurde das Denkmal, auf japanisches Drängen und mit japanischen Mitteln, renoviert und wieder aufgebaut. 2002 wurde es nach Witterungsschäden erneut einer Renovierung unterzogen. Aufgrund der Tatsache, dass die weitaus meisten Gefallenen, derer hier gedacht wird, im Kampf mit der k.u.k. Kriegsmarine ihr Leben verloren, könnte das Denkmal auch für marinehistorisch interessierte Touristen aus Österreich von Feierliche Kranzniederlegung im 1. Weltkrieg am japanischen Ehrenmal in Malta, das auch der 59 Gefallenen der „Sakaki“ gedenkt. Kronprinz Hirohito, der spätere Tenno, besuchte es im Jahr 1921, Premierminister Shinzo Abe im Jahr 2017, zum 100. Jahrestag der Torpedierung der „Sakaki“. Die Japaner legen bis heute großen Wert auf die Ehrung ihrer gefallenen Soldaten. Foto: Sammlung Donko Interesse sein. Die Adresse lautet: 23 Zarzerell, Ix-Xghajra, Malta. Die nächstgelegene Busstation heißt Marzebb (Bus Nr. 94, 120, 121). Die genaue Lage des japanischen Denkmals am Friedhof ist im Foto-Teil mit Pfeil deutlich markiert. Weiterführende Literatur: • Wilhelm M. Donko: „Japan im Krieg gegen Österreich- Ungarn 1914-18: Die k.u.k. Kriegsmarine im Kampf gegen Japans Streitkräfte in Ostasien und im Mittelmeer“, Berlin, überarbeitete Neuauflage 2018 • Wilhelm M. Donko: „Die Kaiserlich Japanische Kriegsmarine im Mittelmeer 1917-19: Die Geschichte des 2. Sonder- Geschwaders unter Konteradmiral Sato“, Berlin, überarbeitete Neuauflage 2018 • Oliver Trulei: „Torpedo los!: S.M. U 27 im Weltkrieg“, Wien, 2010

FHS-Freunde Historischer Schiffe<br />

5<br />

Lage des Kalkara Naval Cementary am Stadtplan; auch<br />

Capuccini Naval Cemetery genannt (© Google Earth)<br />

Der Pfeil zeigt die genaue Lage des Denkmals am Marinefriedhof<br />

von Kalkara (© Google Earth)<br />

Zwei Zerstörer der Kaba-Klasse im Mittelmeer, dahinter ein<br />

französisches Linienschiff der Mirabeau- Klasse, wahrscheinlich<br />

in einer Aufnahme aus Korfu 1917. Insgesamt 14 japanische<br />

Zerstörer waren im 1. Weltkrieg auf Malta stationiert.<br />

Foto: Sammlung Donko<br />

Zugang zur Stirnseite des Obelisken, der mit drei Stufen beginnt.<br />

Umrahmt wird die Anlage von schattenspenden Bäumen.<br />

Besonders im 2. Weltkrieg war die Erinnerung an die Japaner<br />

in Malta nicht sehr populär, beide Seiten hatten keinerlei<br />

Interesse, an die britisch-japanische Waffenbrüderschaft im<br />

1. Weltkrieg zu erinnern.<br />

Das Denkmal wurde im Krieg durch deutsche Luftangriffe<br />

schwer beschädigt und vorerst nicht wieder hergestellt. 1964<br />

erlangte die Republik Malta die Unabhängigkeit. Erst im Jahr<br />

1973 wurde das Denkmal, auf japanisches Drängen und mit<br />

japanischen Mitteln, renoviert und wieder aufgebaut. 2002<br />

wurde es nach Witterungsschäden erneut einer Renovierung<br />

unterzogen.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die weitaus meisten Gefallenen,<br />

derer hier gedacht wird, im Kampf mit der k.u.k. Kriegsmarine<br />

ihr Leben verloren, könnte das Denkmal auch für<br />

marinehistorisch interessierte Touristen aus <strong>Österreich</strong> von<br />

Feierliche Kranzniederlegung im 1. Weltkrieg am japanischen<br />

Ehrenmal in Malta, das auch der 59 Gefallenen der „Sakaki“<br />

gedenkt. Kronprinz Hirohito, der spätere Tenno, besuchte es im<br />

Jahr 1921, Premierminister Shinzo Abe im Jahr 2017, zum<br />

100. Jahrestag der Torpedierung der „Sakaki“. Die Japaner legen<br />

bis heute großen Wert auf die Ehrung ihrer gefallenen Soldaten.<br />

Foto: Sammlung Donko<br />

Interesse sein. Die Adresse lautet: 23 Zarzerell, Ix-Xghajra,<br />

Malta. Die nächstgelegene Busstation heißt Marzebb (Bus<br />

Nr. 94, 120, 121). Die genaue Lage des japanischen Denkmals<br />

am Friedhof ist im Foto-Teil mit Pfeil deutlich markiert.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

• Wilhelm M. Donko: „Japan im Krieg gegen <strong>Österreich</strong>-<br />

Ungarn 1914-18: Die k.u.k. Kriegsmarine im Kampf gegen<br />

Japans Streitkräfte in Ostasien und im Mittelmeer“, Berlin,<br />

überarbeitete Neuauflage 2018<br />

• Wilhelm M. Donko: „Die Kaiserlich Japanische Kriegsmarine<br />

im Mittelmeer 1917-19: Die Geschichte des 2. Sonder-<br />

Geschwaders unter Konteradmiral Sato“, Berlin, überarbeitete<br />

Neuauflage 2018<br />

• Oliver Trulei: „Torpedo los!: S.M. U 27 im Weltkrieg“,<br />

Wien, 2010

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