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Österreich Maritim, Ausgabe 75

Denkmal für jap. Gefallene, Minenleger S.M.S. Chameleon, Die K.u.K Kriegsmarine und Norwegen, Gedenktage 2019

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FHS-Freunde Historischer Schiffe<br />

21<br />

Eingang zum See-Arsenal<br />

„M.A.S.“ (motoscafi-anti-sommergibile) bekämpfen. Leider<br />

waren sie für einen Einsatz zu spät auf Kiel gelegt worden.<br />

Nur ein Boot kam schließlich zum Einsatz.<br />

Alle sechs Professoren hatten den gleichen Weg/Ziel: Nach<br />

Kriegsende bzw. Demobilisation suchten sie notgedrungen<br />

Arbeit in <strong>Österreich</strong>. Für ihre wissenschaftliche Tätigkeit und<br />

um ihre Berufschancen zu verbessern bzw. um gelegentlichen<br />

Arbeitsmangel zu kompensieren, schlugen sie den akademischen<br />

Weg ein. Das heißt: sie promovierten zum Dr. techn.,<br />

leisteten wissenschaftliche Arbeiten, wurden Dozenten, und<br />

zu a.o. Professoren, bzw. zu o. Professoren ernannt. Drei<br />

von ihnen wurden Dekane und zwei sogar zu Rektoren, darunter<br />

auch Eckert-Labin, der Technischen Universität Wien<br />

gewählt. Sie wurden unsere Lehrer, die uns ihr Wissen, Erfahrung<br />

und die Ingenieursethik beibrachten: Disziplin, Zuverlässigkeit,<br />

Ausdauer und Erfindungskraft – Ein Weg – ist<br />

kein Weg! ... war ihr Leitspruch.<br />

4. Historischer Vergleich<br />

Auf Grund des Zusammenbruches der Doppelmonarchie und<br />

der fremden Okkupation drängen sich zwei Vergleiche auf:<br />

Das Schicksal Polas nach 1918 gleicht jenem des totalen<br />

Niedergangs von Triest, der Heimat meiner Großeltern,<br />

zur selben Zeit. Diese Stadt hatte zumindest wirtschaftlich<br />

Venedig den Rang abgelaufen und ihr Siechtum dauert dank<br />

einer gewissen Ängstlichkeit Italiens vor „fremder“ Einflussnahme<br />

oder gar Besitznahme bis heute an. Alles zum Leidwesen<br />

der Bevölkerung, die heute mehr denn je auf ihre k.u.k.<br />

Vergangenheit stolz ist.<br />

Beide Städte waren auf Grund der neuen Gegebenheiten in<br />

der Adria für Italien nur noch von Prestige-Wert.<br />

Der Brain-Drain von Pola 1918 wurde damals zum<br />

technischen Brain-Gain für Wien.<br />

Er ist mit dem Verlust der kulturellen, wissenschaftlichen<br />

und geistigen Größen Wiens nach 1938 vergleichbar - letzterer<br />

konnte nie wieder, auch nur annähernd wettgemacht werden!<br />

Man denke z.B. an Oskar Kokoschka, Sigmund Freud,<br />

Ludwig Wittgenstein; oder berühmte Literaten wie Hermann<br />

Broch, Max Brod, Ödon v. Horvath, Robert Musil und Stefan<br />

Zweig, und an Architekten wie Hoffmann, und Komponisten<br />

und Dirigenten wie Lehar, Schönberg u.a., sodass viele spätere<br />

Nobelpreisträger, wissenschaftliche-, kulturelle- und geistige<br />

Größen sollten im Ausland insbesondere in Amerika aus ihren<br />

Reihen kommen und der Heimat verloren gehen.<br />

5. Eine Übersicht<br />

Grund des Brain Drains:<br />

Zusammenbruch des Habsburger Reiches im Nov. 1918<br />

Für Italien wurde Pola nur ein Beuteobjekt. Ein Arbeitsersatz<br />

für die dort Beschäftigten scheiterte wegen des nun fehlenden<br />

Hinterlandes.<br />

Daraus resultierte: Schließen der Werften, Entlassung von Arbeitern<br />

und Fachkräften, sodass den so Betroffenen nur die<br />

Emigration als Ausweg blieb.<br />

Der Durchschnittsemigrant (von den 6 Professoren) war<br />

unter dreißig Jahre alt und von typisch österreichisch-ungarischer<br />

Herkunft, meist polyglott mit vorwiegend deutscher<br />

Sprache, aus guter Familie, mit guter Ausbildung und professionell<br />

hochqualifiziert.<br />

Die meisten waren Offiziere im Krieg und von gehobenem<br />

gesellschaftlichen Stand.<br />

Es handelte sich um unternehmende, kreative und innovativ-gesinnte<br />

Menschen, die auf Suche nach einer positiven<br />

Zukunft waren. Das Weiterstudium kompensierte den zeitweisen<br />

Arbeitsmangel, bzw. diente es der geforderten wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit und der Fortbildung.<br />

Aber wohin? Aus ethnischen, sprachlichen und traditionellen<br />

Gründen zog Wien das meiste kulturelle-, wissenschaftliche-,<br />

militärische-, und wirtschaftswissenschaftliche Personal der<br />

einstigen Doppelmonarchie an. Sie kehrten meist zur „alma<br />

mater“ nach Wien zurück, wo sie die geeigneten Möglichkeiten<br />

fanden, obwohl wie Prof. Jaro Zeman zeigt, man das<br />

Heimweh nach der verlorenen Heimat mit sich trug [9].<br />

Wir aber haben von Ihnen profitiert, denn wir brauchten sie<br />

damals!<br />

6. Referenzen und Quellen:<br />

[1] Archiv der Technischen Universität Wien, Karlsplatz 13,<br />

Dr. Paulus Ebner<br />

[2] James Baker: Austria: Her People and Their Homelands,<br />

John Lane, London 1913<br />

[3] Franz F. Bilzer: Die Torpedoboote der k.u.k. Kriegsmarine<br />

18<strong>75</strong> - 1918, H. Weishaupt Verlag, Graz, 1984<br />

[4] Kriegsarchiv Wien: MS IICG 1915 E/14, - 1916 47K/19<br />

[5] Helmut Malnig: Historische, technische Notizen…in rotweiß-rot,<br />

Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien 2017<br />

[6] Raul Marsetič: Il Cantiere Navale Scoglio Olivi e in generale<br />

l’area dell’Arsenale durante il periodo italiano, Rovigno-<br />

Trieste, 2006<br />

[7] H. Sequenz, im Auftrage des Professorenkollegiums: 150<br />

Jahre Technische Hochschule Wien, Christoph Reissers Söhne<br />

und Brüder Rosenbaum, Wien 1965<br />

[8] Anthony E. Sokol: The Imperial and Royal Austro-Hungarian<br />

Navy, USNI, Annapolis 1968<br />

[9] Jaro Zeman: Pola- Verlorene Heimat, Historica Verlag des<br />

<strong>Österreich</strong>ischen Archäologie Bundes, 2010<br />

Abbildungsverzeichnis:<br />

Pola Karte, Hartleben 1913, Privatarchiv,des Autors,<br />

Pola Zentralkriegshafen, Privatarchiv<br />

Pola: Eingang ins Arsenal, Privatarchiv

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