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Österreich Maritim, Ausgabe 75

Denkmal für jap. Gefallene, Minenleger S.M.S. Chameleon, Die K.u.K Kriegsmarine und Norwegen, Gedenktage 2019

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20 <strong>Österreich</strong> <strong>Maritim</strong> <strong>75</strong> - Juni 2019<br />

ze versenkt. Dabei kamen Lschkpt. Janko Vukovic und ca.<br />

400 Mann der Besatzung ums Leben. In dem darauffolgenden<br />

Aufruhr und der Panik, durch Fremdagitation aufgehetzt,<br />

entstanden Szenarien unwürdig unserer gemeinsamen<br />

Geschichte.<br />

2.3 Die Nachwirkungen<br />

Freuten sich die italienischen Bewohner Polas anfangs über<br />

ihre lang ersehnten Landsleute, die bis 9. Nov. 1918 Pola und<br />

die übrigen Städte Istriens besetzten, so waren die restlichen<br />

Volksgruppen zumindest wegen des Kriegsendes zufrieden.<br />

Aber wie sollte es weiter gehen, denn alle hatten auf einmal<br />

ihre Lebensgrundlage verloren? Mit Ausnahme einiger Nachkriegs-<br />

Reparaturen und Überholungen in den Werften von<br />

Scoglio Olivi (Oliveninsel)und dem Arsenal war nichts zu<br />

tun.<br />

Außerdem hatte Italien keine strategischen Absichten im<br />

nordwestlichen Balkan, sodass überhaupt kein Grund vorlag,<br />

Pola als Marinebasis oder als Arsenal zu übernehmen bzw.<br />

weiter zu führen. Schiffbauingenieure, Ingenieure, Hafenarbeiter<br />

und Beamte mussten einfach entlassen werden [6]. Da<br />

half auch nach einiger Zeit selbst die italienische Staatsbürgerschaft<br />

oder das Ansuchen darum nichts mehr. Also, keine<br />

Zukunft! Außerdem war alles zu weit vom italienischen<br />

Mutterland entfernt und Pola schien auf einmal nur noch von<br />

Prestigewert.<br />

3. Brain-Drain<br />

Es gibt nur wenige Gründe, derentwegen ein Mann seine Heimat<br />

verlässt: Meist ist es die Suche nach einer Existenzmöglichkeit<br />

und persönlicher Zukunft, d.h. Arbeit oder Suche<br />

nach besseren Lebens- oder Arbeitsbedingungen. An zweiter<br />

Stelle kommt, an die Zukunft zu denken, wozu auch die<br />

Suche nach einem Partner gehört, drittens: die Welt zu entdecken.<br />

Schließlich – weniger positiv – die Flucht vor unerträglichen<br />

Lebensbedingungen durch äußere Umstände. Alle<br />

diese Motive mögen hier mitgespielt haben.<br />

Ohne eine geregelte Arbeit, ohne Zukunft und der frühere<br />

Feind in einer fremden Sprache regierend, versuchten viele der<br />

gut ausgebildeten früheren Regierungsbeamten, Offiziere und<br />

Ingenieure schließlich zu emigrieren. Dieses Schicksal betraf<br />

auch einige unserer späteren Professoren, die nach Kriegsende<br />

Pola verließen bzw. einfach nach ihrer Demobilisation nicht<br />

Zentralkriegshafen Pola um 1917<br />

mehr zurückkehrten sowie Ingenieure und Offiziere (z.B. der<br />

geniale Herman Potočnik) – sehr zum Nutzen <strong>Österreich</strong>s!<br />

Heute würde man dies Brain-Drain nennen.<br />

Man versteht darunter die Abwanderung von hochqualifizierten<br />

Fachkräften, insbesondere von Wissenschaftlern ins Ausland.<br />

„Des einen Freud‘ - des anderen Leid!“, wie ein Sprichwort<br />

treffend sagt.<br />

Im Verhältnis zur relativ geringen Einwohnerzahl von Pola, einer<br />

bis dahin dank der k.u.k. Marinebasis florierenden Stadt,<br />

war der Anteil der späteren Professoren von dort an der Technischen<br />

Hochschule Wien überproportional hoch, aber Pola<br />

war eben ein technisches Zentrum. Sicherlich genossen auch<br />

andere Institutionen der ehemaligen Doppelmonarchie den<br />

Zustrom der Ingenieure und Technologen als spätere Wissenschaftler<br />

und Professoren. Sie waren es, die uns Studenten mit<br />

ihrem Wissen und Vortrag nach dem Zweiten Weltkrieg zu<br />

begeistern verstanden.<br />

Sie sind Beispiel einer Abwanderung aus den ursprünglichen<br />

Kronländern hochqualifizierter Menschen aller Bevölkerungsschichten,<br />

vorzugsweise deutscher Ethnie oder deutscher<br />

Sprache. Aber warum zog es alle gerade nach Wien? Nach<br />

dem großen verlorenen Krieg war es im Sinne der Immigranten<br />

trotz Inflation, sozialer Unruhen etc. nach wie vor das<br />

geistige, kulturelle und symbolische Zentrum in nächster und<br />

bekannter Nähe. Der Lebensstandard war vielleicht geringfügig<br />

höher, aber es war frei und vom Feinde unbesetzt. Die Industrie<br />

war noch intakt, bzw. wurde in sie neu investiert, und<br />

die Fachschulen, Akademien und Universitäten boten der bildungshungrigen<br />

Jugend Ausbildung und Möglichkeiten. Das<br />

war es, weshalb Wien wenige Jahre nach dem „Nullpunkt“<br />

dank des Zustroms so vieler Begabungen aus den Kronländern<br />

von einem politischen Machtzentrum zu einem Kulturund<br />

Geisteszentrum Mitteleuropas wurde – eine neue „Silberne<br />

Zeit“ erlebte bis zur deutschen Annexion im März 1938!<br />

Ich habe anhand von sechs Professoren, bzw. einer davon war<br />

„nur“ Dozent an der TH Wien, versucht aus ihren Lebensbeschreibungen,<br />

von denen ich zwei stark gekürzt im Anhang<br />

wiedergebe, Allgemeinheiten abzuleiten. (s. Anhang A1 und<br />

Anhang A 2!)<br />

Vier davon waren gebürtige Polaner: also die Professoren<br />

Paul Cicin, Eugen Czitary, Leonhard Kneissler und Jaroslav<br />

Zeman und zwei frühere, brillante Marine Ingenieure: Prof.<br />

Eckert von Labin und Doz. Max Szombathy, ursprünglich<br />

aus <strong>Österreich</strong> [3], sie lebten und wirkten in Pola. Alle sechs<br />

starben in Wien und sind auch hier begraben.<br />

Ich selbst war Hörer während des Rektorats (nach 1951) von<br />

Prof. Eckert-Labin bei den Professoren Czitary, Zeman und<br />

Szombathy, deren Konstruktions- und Laborübungen ich<br />

ebenfalls absolvierte.<br />

Übrigens leistete Eckert- Labin 1918 /19 bei der Repatriierung<br />

Tausender Soldaten in die Kronländer Hervorragendes.<br />

Von diesen hochqualifizierten Personen möchte ich hier<br />

nur auf die Schiffsbauer Eckert-Labin und Szombathy<br />

(s.Anhänge!) eingehen, denn sie sind den Marine-Enthusiasten<br />

wegen ihrer Klein-Kombattanten bekannt. Letztere waren<br />

Schnellboote von innovativer Art und sollten die italienischen

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