Dezember_Ausgabe

TEUFLISCH SCHÖNE WEIHNACHTEN
Eine spekulatiusbittersüße Weihnachtsgeschichte
Foto: AI Artist / Pixabay
Es begibt sich zu der Zeit, als Satan leicht schwitzend seit
sechs Stunden auf diesem unbequemen und knarzenden
Stuhl sitzt. Die Höhle, sein Zuhause, ist spärlich mit
flackernden Lichtern beleuchtet.
Es riecht ordentlich nach Schwefel. „Puh“, denkt sich
Satan. „Vielleicht hätte ich besser nicht von diesem
veganen Ackerprotein-Auflauf essen sollen.“ Überhaupt,
veganes Essen... Was war das nur wieder für ein moderner
Quatsch? „Ich werde trotzdem weiter meine geliebte
Schwefelsalz- wurst und meinen Lebkuchensenfschinken
essen sowie mein leckeres Weißwursthopfenbier trinken“,
schwört sich Satan grimmig.
Vor ihm liegen noch zwei persönliche Lebensgeschichten,
von denen er entscheiden muss, wer in die Hölle kommt
und wer nicht. Nur, wer zur Hölle geht freiwillig in die
Hölle? Wie er das Gejammere und Geklage der Menschen
deswegen liebt! Herrlich.
Heute, an Heiligabend, sind es auffallend viele Menschen,
die in die glutheiße Hölle wollen. Das liegt sicherlich an
diesem unsäglichen süß-würzigen Spekulatius Aufguss,
den es dieses Jahr zu Weihnachten gibt. Pfui Teufel!
„Die Menschen sind wirklich total verrückt geworden“,
denkt sich Satan. „Und das ohne mein Zutun!“
Eben hatte doch ein älterer Mann mit langem weißem
Bart, rotem Wintermantel und einer goldenen Brille
behauptet, er sei der Weihnachtsmann. Satan hatte ihn
zuerst angestarrt und dann lauthals angefangen, sein
dröhnendes, fieses Lachen auszustoßen. Der Weihnachtsmann
hatte darum gebettelt, vorsorglich in die Hölle
gehen zu dürfen, da er höchstwahrscheinlich die saftige
Futterrechnung für seine Rentiere nicht bezahlen können
wird. Satan fiel vor Lachen fast vom Stuhl, gab dem Mann
einen großen Jutesack voll Geld und bat ihn, zwischen
den Lachern nach Luft japsend, bitte nächstes Jahr zur
Belustigung wiederzukommen.
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FREIeBÜRGER 12 | 2023