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Eberhard Martin Pausch: Ferner Nachbar Gott (Leseprobe)

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

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drückt. Vertikale Resonanz wird erlebt und erfahren im<br />

Gebet. So gesehen braucht auch die Demokratie das Gebet.<br />

Und es ist kein Zufall, dass in der erstmals 1985 veröffentlichten<br />

»Demokratiedenkschrift« der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland gesagt wird: »In der Fürbitte begleitet<br />

die Kirche den weltlichen Auftrag des Staates auf<br />

geistliche Weise.« 39<br />

Ich belasse es bei diesen Hinweisen. Sie sollen nur zeigen:<br />

Auch aus soziologischer Sicht ist das religiöse Phänomen<br />

des Gebets von Interesse. Es gibt nämlich Gebete.<br />

Und sie sind nicht nur für die Religion selbst, sondern<br />

auch für die sie umgebende Gesellschaft relevant.<br />

3 Formale Merkmale von Gebeten:<br />

Akthaftigkeit, Relationalität und Personalität<br />

Gebete gibt es also. Sie sind empirisch erfassbar und werden<br />

soziologisch als relevant eingeschätzt. Allerdings:<br />

Soweit wir dies wissen, beten nur Menschen. Tiere und<br />

Pflanzen tun dies offenbar nicht. Unbelebte Materie kann<br />

es nicht tun. Ob Aliens beten, die auf fremden Planeten in<br />

Millionen von Lichtjahren Entfernung leben könnten, das<br />

wissen wir erst recht nicht. Auch <strong>Gott</strong> betet nicht – wenn<br />

es ihn denn gibt. Vielmehr beten Menschen – zu <strong>Gott</strong>, zu<br />

Allah, zu Göttern, manche auch zu Maria oder zu Heiligen.<br />

Normalerweise aber gilt: Menschen beten zu <strong>Gott</strong> oder Göttern,<br />

Christenmenschen beten zu <strong>Gott</strong>.<br />

Damit ist schon eine erste formale Phänomenologie des<br />

Gebetes gegeben:<br />

‒ Das Gebet ist ein Akt bzw. eine Handlung von Menschen.<br />

‒ Dieser Akt hat eine relationale Struktur: A (ein Mensch)<br />

39 EVANGELISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND (Hg.): Evangelische Kirche und freiheitliche<br />

Demokratie, 45.<br />

37

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