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Eberhard Martin Pausch: Ferner Nachbar Gott (Leseprobe)

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

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‒ Selbst 20% derer, die sich selbst als »gläubig« bezeichnen,<br />

gaben an, niemals zu beten.<br />

Zieht man in Betracht, dass seit dem Jahr 2022 nicht einmal<br />

mehr 50% aller in Deutschland lebenden Menschen<br />

sich zu einer der beiden großen christlichen Kirchen zählen,<br />

so korrespondiert die Umfrage durchaus mit diesem<br />

Tatbestand. Ein doppeltes Faktum wird daraus ersichtlich:<br />

‒ Falls die Zahlenangaben stimmen sollten, pflegt gegenwärtig<br />

weniger als die Hälfte aller Menschen in unserem<br />

Land zu beten.<br />

‒ Wenn Menschen aber beten, dann beschränkt sich das<br />

nicht auf einmalige Akte, sondern sie tun das auf die<br />

Woche, auf den Monat, auf das Jahr gerechnet offenbar<br />

mehrfach. Beten ist also eine Wiederholungstat.<br />

Allerdings wurde – wie das bei derartigen Umfragen wohl<br />

so üblich ist – nicht gefragt, was die Menschen denn unter<br />

»gläubig« verstehen und wie sie das Gebet oder Beten definieren<br />

– was sie also genau mit diesen Begriffen verbinden.<br />

Das kann ja durchaus unterschiedlich sein, je nach<br />

dem eigenen religiösen Selbstverständnis.<br />

2 Eine soziologische Perspektive: Hartmut Rosa<br />

Die Soziologie hat sich schon immer mit dem Phänomen<br />

der Religion befasst: ob es Karl Marx mit seiner These vom<br />

»Opium des Volkes« 31 war, Max Weber mit seiner Analyse<br />

des Zusammenhangs von Protestantismus und Kapitalismus<br />

oder Niklas Luhmann, der die spezielle »Funktion der<br />

Religion« 32 ebenso ausführlich untersuchte wie zuletzt um-<br />

31 Vgl. EBERHARD MARTIN PAUSCH: Offen, links und frei, 69–78.<br />

32 NIKLAS LUHMANN: Funktion der Religion.<br />

34

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