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Eberhard Martin Pausch: Ferner Nachbar Gott (Leseprobe)

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

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solche Gebetstexte oder -formen nur in ganz bestimmten<br />

Situationen: nämlich dann, wenn Betende sie als solche<br />

intendieren und verwenden.<br />

Ein elementares Beispiel: Das von Jesus an seine<br />

Jüngerinnen und Jünger übermittelte »Vaterunser« ist<br />

so, wie es uns vorliegt, zunächst einmal ein Gebetstext.<br />

Wenn wir ihn sprechen und uns damit an <strong>Gott</strong> adressieren,<br />

wird aus diesem Text ein Gebet. Solange das<br />

»Vaterunser« nur in der Bibel oder in anderen Büchern<br />

abgedruckt ist, stellt es bloß einen Text dar, eine reine<br />

Gebetsform.<br />

Der Ausdruck »Gebetsform« scheint mir aus zwei<br />

Gründen hilfreich zu sein: Erstens kann er sich auch auf<br />

nichtsprachliche Zeichen (Falten der Hände, Knien usw.)<br />

beziehen, zweitens lässt er sich analog zu der in der Mathematik<br />

üblichen Unterscheidung von »Aussageform«<br />

und »Aussage« verwenden. Die Aussageform enthält eine<br />

Variable, die in der Aussage selbst durch einen realen<br />

Wert ersetzt werden muss. Die Variable in der Gebetsform<br />

wird im echten Gebet ersetzt durch die konkrete Situation,<br />

in welcher gebetet wird. Der Satz »<strong>Gott</strong>, schenke<br />

dieser Welt Frieden!« ist eine »Gebetsform« bzw. ein »Gebetstext«.<br />

Zum Gebet wird der Satz, wenn Menschen ihn<br />

in einer von Gewalt und Krieg überschatteten oder gekennzeichneten<br />

Situation sprechen. Die Situation kann<br />

dann auch noch konkreter im Gebet abgebildet werden:<br />

»<strong>Gott</strong>, beende den Krieg in der Ukraine/in Syrien/in …«.<br />

Das Beten eines Betenden wird also zum Gebet dieses<br />

Betenden durch einen bestimmten Ereignis- und Handlungszusammenhang,<br />

in den es eingebettet ist. Es hat<br />

eine »pragmatische« Dimension.<br />

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