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Eberhard Martin Pausch: Ferner Nachbar Gott (Leseprobe)

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

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in ein Kinderheim gemusst, da meine Großmutter damals<br />

noch arbeiten ging und nicht die Möglichkeit gehabt hätte,<br />

mich zu betreuen und zu erziehen.<br />

Etwa ein oder eineinhalb Jahre später hatte ein enger<br />

Freund unserer Familie einen schweren Autounfall. Er<br />

erlitt dabei sehr schwere Verbrennungen (3. Grades) und<br />

wurde in ein Krankenhaus gebracht. Dort rang er etwa<br />

zwei Wochen lang mit dem Tod. Ich kannte den jungen<br />

Mann und mochte ihn, wollte nicht, dass er stirbt. Also tat<br />

ich das, was ich tun konnte als kleiner Junge: Ich betete<br />

zu <strong>Gott</strong> und bat ihn um das Leben des Mannes. Ich tat<br />

dies von Abend zu Abend, zwei Wochen lang. Dann erfuhr<br />

ich, er sei an seinen Verletzungen gestorben. Diesmal war<br />

also kein Wunder geschehen. Und scheinbar waren auch<br />

meine Gebete nicht »erhört« worden. Aber <strong>Gott</strong> hatte sie<br />

doch »ge-hört« – oder? Als Kind war ich mir sicher: <strong>Gott</strong><br />

ist da, er hat mein Gebet gehört. Warum er meine innigen<br />

Bitten nicht erfüllt hat, verstand ich nicht. Aber ich lernte:<br />

<strong>Gott</strong> erfüllt mir nicht alle meine Bitten, sie mögen noch<br />

so berechtigt sein und noch so innig vorgetragen werden.<br />

Er ist kein »Wunsch-o-mat«, keine Maschine, die mir meine<br />

Wünsche erfüllt. Friedrich Hölderlin hat ja Recht in<br />

den bedeutungsschweren Versen zu Beginn seiner Hymne<br />

»Patmos«: Er ist nah, aber zugleich fern von uns, weil<br />

»schwer zu fassen«, dieser <strong>Nachbar</strong> <strong>Gott</strong>.<br />

2 Das Gebet im Horizont der Aufklärung<br />

Für viele Christenmenschen ist das Beten ein Teil ihres<br />

Lebens. Aber auch in anderen Religionen – nicht nur in<br />

den monotheistischen wie dem Judentum und dem Islam –<br />

ist das Gebet zuhause. Auch im Hinduismus und selbst im<br />

Buddhismus gibt es die Praxis des Betens – wenn auch<br />

nicht in allen Varianten und Nischen dieser Religionen. Ich<br />

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