1x1 der Holzprodukte - Raiss
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
H. Hausbau<br />
H5. Dämmstoffe<br />
0. Arten von Dämmstoffen<br />
Dämmstoffe werden aufgrund ihrer ursprünglichen Materialien in zwei<br />
Hauptgruppen unterteilt:<br />
• anorganische Dämmstoffe aus mineralischen Stoffen und<br />
• organische Dämmstoffe aus Kohlenstoffverbindungen<br />
Zusätzlich können diese beiden Kategorien je nach Herkunft ihrer Rohstoffe<br />
in synthetische und natürliche Materialien unterschieden werden.<br />
Somit ergeben sich insgesamt vier Gruppen. Beispiele für die Zuordnung<br />
von Dämmstoffen sind in Tab. H5.11 aufgeführt.<br />
Hauptgruppe Untergruppe Dämmstoffe<br />
anorganisch<br />
synthetisch Mineralfaser<br />
natürlich Blähton, Blähperlit<br />
organisch<br />
synthetisch Polystyrol, Polyurethan<br />
natürlich Holzfaser, Hanf, Flachs<br />
Tab. H5.11 Einteilung von Dämmstoffen nach ihrer Rohstoffbasis.<br />
Mineralfaser<br />
Aus künstlich hergestellten mineralischen Fasern wird Mineralwolle produziert.<br />
Dazu gehören Glaswolle und Steinwolle, die sich durch die eingesetzten<br />
Rohstoffe und das Herstellungsverfahren unterscheiden.<br />
• Glaswolle besteht im allgemeinen zu 60 % aus Altglas, sowie<br />
Quarzsand, Soda, und Kalk.<br />
• Steinwolle wird aus Kalkstein, Basalt, Dolomit o<strong>der</strong> Diabasgestein<br />
hergestellt.<br />
Als Bindemittel werden jeweils Phenol-Formaldehydharze eingesetzt.<br />
Mineralwolle wird als nicht brennbar (A1/A2) eingestuft und aufgrund<br />
ihrer hohen Temperaturbeständigkeit bei Bauteilen bzw. Tragwerken mit<br />
Brandschutzanfor<strong>der</strong>ungen eingesetzt. Bauphysikalische Kennwerte<br />
sind in Tab. H5.12 aufgeführt.<br />
Mineralwolle wird meist als Vliesstoff hergestellt (Mattenware) o<strong>der</strong> in<br />
stärkerer Verdichtung als Platten. Komprimierbare Mineralwolle kommt<br />
als Hohlraumdämmstoff zum Einsatz. Druckfeste Mineralwolle-Platten<br />
finden Verwendung als Aufdachdämmung bzw. Dämmung von Flachdächern<br />
sowie bei Wärmedämm-Verbundsystemen.<br />
Holzfaser<br />
Bei <strong>der</strong> Produktion von Holzfaserdämmplatten werden zwei Herstellungsverfahren<br />
unterschieden:<br />
1. Nassverfahren<br />
Bei <strong>der</strong> Herstellung von Holzfaserdämmplatten im Nassverfahren<br />
werden die holzeigenen Bindekräfte benutzt, indem das Holz durch<br />
thermo-mechanische Verfahren zu Fasern aufgeschlossen und<br />
anschließend <strong>der</strong> Faserkuchen unter Hitze zum Abbinden gebracht wird.<br />
Durch diese Aufschlussprozesse wird die Faseroberfläche so weit<br />
aktiviert, dass beim späteren Trocknen des Faserkuchens die<br />
holzeigenen Bindekräfte (Lignin) zusammen mit Wasser zur Bindung<br />
gebracht werden. Eine Beigabe von Klebstoffen für die Verbindung ist<br />
nicht mehr notwendig.<br />
Bei einzelnen Produkten werden harz- o<strong>der</strong> bitumenhaltige Zusatzmittel<br />
zugesetzt, um die Festigkeits- und wasserabweisenden Eigenschaften<br />
zu verbessern (z. B. bei Unterdeckplatten). Die in bis zu 98 % Wasser<br />
aufgeschlämmten Fasern werden zuerst in Bütten zwischengelagert und<br />
dann auf <strong>der</strong> Formmaschine zu einem Faserkuchen geformt. Nach<br />
mechanischem Auspressen eines großen Teils des Wassers wird <strong>der</strong><br />
Faserkuchen auf Länge geschnitten und gelangt in den Trockenkanal.<br />
Holzfaserdämmplatten werden bei Temperaturen zwischen 160° C und<br />
220° C getrocknet und anschließend konfektioniert, d. h. auf Format<br />
geschnitten, profiliert o<strong>der</strong> für größere Dämmplattendicken schichtverklebt.<br />
2. Trockenverfahren<br />
Zur Herstellung von formstabilen und druckbelastbaren Holzfaserdämmplatten<br />
im Trockenverfahren werden die Fasern direkt nach dem Aufschlussprozess<br />
auf die für den Beleimungsprozess notwendige<br />
Restfeuchte getrocknet und anschließend in einem Beleimkanal o<strong>der</strong> -<br />
turm mit dem Bindemittel – in <strong>der</strong> Regel ca. 4 % PUR-Harz – beleimt. Die<br />
beleimten Fasern werden ausgestreut, auf die gewünschte Plattendicke<br />
gepresst und durch ein Dampf-Luft-Gemisch ausgehärtet.<br />
Glaswolle Steinwolle<br />
Wärmeleitfähigkeit<br />
(Bemessungswert)<br />
0,031 - 0,046 W/m K<br />
spezifische<br />
Wärmekapazität<br />
840 - 1000 J/kg K 840 J/kg K<br />
Rohdichte 20 -153 kg/m³ 22 - 200 kg/m³<br />
Baustoffklasse A 1, A 2 A 2<br />
Schmelzpunkt ca. 700 °C ca. 1000 °C<br />
Primärenergieverbrauch<br />
(Herstellung)<br />
250 - 500 kWh/m³ 150 - 400 kWh/m³<br />
Tab. H5.12 Bauphysikalische Kennwerte von Mineralwolle.<br />
Bild: Pavatex by Soprema<br />
Abb. H5.13 Produktion von Holzfaserdämmplatten im Nassverfahren,<br />
hier die Rohplatte hinter <strong>der</strong> Formpresse. Heute werden die<br />
Holzfaser-Dämmplatten mehr und mehr im Trockenverfahren hergestellt.<br />
Die Produktion ähnelt <strong>der</strong> von MDF (Seite 280).<br />
94