1x1 der Holzprodukte - Raiss
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
0. Einführung, Hinweise<br />
0. Einführung, Hinweise<br />
Holzwerkstoffe spielen im handwerklichen und industriellen Möbelbau<br />
eine herausragende Rolle. Das Herstellen von Massivholzmöbeln ist<br />
dagegen eine kleine aber sicherlich immer noch feine Nische. Allerdings<br />
sind verschiedene Komponenten aus Massivholz im Möbelbau immer<br />
noch wirtschaftlich und/o<strong>der</strong> mit technischen Vorteilen behaftet.<br />
Das Grundlagenwissen um die Holzwerkstoffe des Möbelbaus selbst,<br />
<strong>der</strong>en Klassifizierungen, die Verwendung und Merkmale sind in diesem<br />
Kapitel im Fokus. Dazu finden Sie in diesem Abschnitt „Einführung, Hinweise“<br />
grundlegende Erläuterungen. Begriffe die mit „“ gekennzeichnet<br />
sind, finden Sie im Glossar.<br />
Verklebung<br />
Fast alle Holzwerkstoffe werden unter Verwendung von synthetischen<br />
Klebstoffen hergestellt. Diese enthalten meist Formaldehydharze.<br />
• nicht feuchtebeständige Verklebung:<br />
Harnstoff-Formaldehydharz (UF).<br />
• feuchtebeständige Verklebung:<br />
Phenol-Formaldehydharz (PF),<br />
Melamin-Harnstoff-Formaldehydharz (MUF),<br />
Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehydharz (MUPF),<br />
polymeres Diphenylmethandiisocyanat (PMDI) auf <strong>der</strong> Basis von<br />
Isozyanaten.<br />
Formaldehydabgabe<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Formaldehydabgabe müssen Holzwerkstoffplatten für<br />
den Möbel- und Innenausbau in Deutschland <strong>der</strong> Formaldehyd-Klasse<br />
E1 genügen. Seit Januar 2020 gilt hier ein neues Messverfahrens nach<br />
DIN EN 16516. Der Grenzwert für Formaldehyd nach <strong>der</strong> Chemikalien-<br />
Verbotsverordnung bleibt zwar unverän<strong>der</strong>t bei 0,1 ppm (124 g/m³).<br />
Jedoch ist <strong>der</strong> Nachweis nun unter „verschärften“ Prüfbedingungen zu<br />
führen. Prüfungen nach <strong>der</strong> bisherigen Referenznorm DIN EN 717-1 sind<br />
weiterhin möglich. Allerdings bedeutet dies, dass Holzwerkstoffe mit<br />
Prüfung nach alter Norm jetzt nur noch halb so viel (0,05 ppm)<br />
Formaldehyd-Emissionen aufweisen dürfen. Daher wird diese Qualität<br />
von <strong>der</strong> Holzwerkstoffindustrie auch als „E05“ nach EN 717-1<br />
bezeichnet. Dies entspricht <strong>der</strong> Klassifizierung „E1“ nach <strong>der</strong> neuen<br />
Norm EN 16516.<br />
Die Möbelhersteller richten sich zunehmend nach den strengeren<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen ausländischer Standards. Siehe dazu das Glossar unter<br />
„Formaldehyd-Klasse“.<br />
Feuchtebeanspruchung<br />
Küchen, Duschen, Toiletten und Bä<strong>der</strong> im häuslichen Bereich gelten allgemein<br />
als trockene Räume, da in ihnen nur zeitweise Feuchtigkeit auftritt<br />
und bei üblicher Nutzung durch Heizen und Lüften die mittlere,<br />
relative Luftfeuchte hier nicht wesentlich höher ist, als in Wohnräumen<br />
sonst üblich (siehe auch DIN 4108-3 ab Ausgabe 1981).<br />
Das bedeutet jedoch nicht, dass Feuchtebeanspruchungen bei <strong>der</strong><br />
Materialauswahl für den Möbel- und Innenausbau nicht zu berücksichtigen<br />
wären. Bei zeitweise auftreten<strong>der</strong> hoher Luftfeuchte und Spritzwasserbelastung<br />
sind Werkstoffe einzusetzen, die dieser Beanspruchung<br />
stand halten (z. B. feuchteresistente HPL-Kompaktplatten).<br />
Für die Verklebung von Holz- und Holzwerkstoffen bei nichttragenden<br />
Anwendungen, d. h. Verkleben von Möbeln und im Innenausbau sowie<br />
Bekleidungen, Türen, Fenstern, Treppen etc.) werden zur Klassifizierung<br />
von Holzklebstoffen folgende Beanspruchungsgruppen definiert:<br />
• C1 - C4 nach EN 12765 für duroplastische Klebstoffe und<br />
• D1 - D4 nach EN 204 für thermoplastische Klebstoffe<br />
Beanspruchungsgruppe<br />
Beispiele <strong>der</strong> Klimabedingungen und <strong>der</strong><br />
Anwendungsgebiete<br />
C1 / D1 Innenbereich, max. Holzfeuchte 15 %<br />
Innenbereich, mit gelegentlicher kurzzeitiger<br />
Einwirkung von abfließendem Wasser o<strong>der</strong><br />
C2 / D2<br />
Kondenswasser<br />
und/o<strong>der</strong> gelegentlicher hoher Luftfeuchte<br />
mit einem Anstieg <strong>der</strong> Holzfeuchte bis 18 %<br />
Innenbereich, mit häufiger kurzzeitiger<br />
Einwirkung von abfließendem Wasser o<strong>der</strong><br />
C3 / D3<br />
Kondenswasser<br />
und/o<strong>der</strong> Einwirkung hoher Luftfeuchte.<br />
Außenbereich, vor <strong>der</strong> Witterung geschützt.<br />
Innenbereich, mit häufiger langanhalten<strong>der</strong><br />
Einwirkung von abfließendem Wasser o<strong>der</strong><br />
C4 / D4<br />
Kondenswasser.<br />
Außenbereich, <strong>der</strong> Witterung ausgesetzt,<br />
jedoch mit angemessenem Oberflächenschutz.<br />
Mit Harnstoff-Formaldehydharz (UF-Harz, Duroplast) können nur<br />
geringe Feuchtebeständigkeiten erzielt werden (Beanspruchungsgruppe<br />
C1 bzw. C2). Beim Einsatz von Holzwerkstoffplatten in Bereichen mit<br />
höheren Anfor<strong>der</strong>ungen an die Feuchtebeständigkeit (z. B. Bä<strong>der</strong>, Beanspruchungsgruppe<br />
C3 o<strong>der</strong> C4) werden daher melaminverstärkte UF-<br />
Harze (MUF) verwendet. PVAc-Klebstoffe (Thermoplaste) werden für<br />
alle Beanspruchungsgruppen (D1 – D4) angeboten.<br />
Beispiel: Küchenarbeitsplatte, Massivholzplatte aus Buche, keilgezinkt,<br />
mit Weißleimverklebung (PVAc), Klasse D3 o<strong>der</strong> D4 nach EN 204<br />
Beispiel: Tischplatte aus Massivholz Eiche keilgezinkt, belegt mit Holzfurnier<br />
Eiche, Furnierverleimung C2 nach EN 12765<br />
Weitere übliche Bezeichnungen für Verklebungen bzw. Verleimungen:<br />
• MR - LFE - Moisture Resistant, wi<strong>der</strong>standsfähig gegen Feuchtigkeit,<br />
entspricht IF<br />
• WBP - Water Boil Proof (British Standards), wetter- und kochfeste<br />
Verleimung<br />
271