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Chor im Gespräch FOLGE 35

Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet

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1 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Kinder- und Jugendchor Pulhe<strong>im</strong> / Foto: privat<br />

CHOR IM GESPRÄCH<br />

<strong>35</strong>. Folge (2024)<br />

Betrachtung von Chören an Rhein und Sieg


2 CHOR IM GESPRÄCH<br />

VORWORT<br />

Diese Betrachtung soll ein Bekenntnis zum hiesigen<br />

<strong>Chor</strong>gesang sein, der nicht nur die Menschen <strong>im</strong>mer<br />

wieder erfreut, sondern auch ein Stück gelebte He<strong>im</strong>at<br />

ist. Das zeigt nicht nur die Tradition der Chöre<br />

und <strong>Chor</strong>gemeinschaften, sondern auch die vielfältigen<br />

Aktivitäten, die sich zwangs-läufig aus dem <strong>Chor</strong>und<br />

Vereinsleben ergeben. Das gilt für die zahlreichen<br />

Auftritte, Konzerte und anderweitigen Veranstaltungen.<br />

Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass das Singen<br />

auch den Sängerinnen und Sängern viel Spaß bereitet.<br />

Dass das Singen zudem eine gesellige und soziale<br />

Komponente hat, müsste eigentlich allen Menschen<br />

bekannt sein! Darum liegt es eigentlich auf der Hand,<br />

dass man sich für dieses Metier wirklich interessieren<br />

sollte. Das ganze Umfeld soll deshalb einmal intensiv<br />

betrachtet und auch denen nähergebracht werden,<br />

die sich eigentlich dessen nicht so bewusst sind. Außer-dem<br />

hat es für den Verfasser den weiteren Grund,<br />

dass sich damit für ihn ein stiller Wunsch erfüllt. Es<br />

ist für ihn interessant, das ganze und vielfältige Geschehen<br />

zu erleben und zu dokumentieren. Nicht nur<br />

der hiesige <strong>Chor</strong>gesang erlebt eine Zeit, in der die<br />

Sängerinnen und Sänger nachhaltig beweisen können<br />

und müssen, was ihnen das musikalische Erbe wert<br />

ist, das es zu bewahren gilt. Wir sollten uns nicht nur<br />

bei Jubiläumsfeiern daran erinnern. Doch ist leichter<br />

gesagt als getan. Denn es verlangt einen ausgeprägten<br />

Gemeinsinn und die überzeugte Freude am Singen!<br />

Walter Dohr<br />

INHALTSVERZEICHIS<br />

03 Singen in Much<br />

04 Viele Klangfarben<br />

05 Musik und Wort<br />

06 Glänzendes Debüt<br />

07 Starke St<strong>im</strong>men<br />

09 <strong>Chor</strong>begegnungen<br />

10 Maiansingen <strong>im</strong> Vorgebirge<br />

11 Die <strong>Chor</strong>wende<br />

13 Keine <strong>Chor</strong>krise<br />

14 Festumzug in Eitorf<br />

15 Liedoratorium in St. Augustin<br />

16 Singen ist menschlich<br />

18 Gesungene Freude<br />

19 Hymnischer <strong>Chor</strong>gesang<br />

20 Dirigentin in Adendorf<br />

21 Das Cäcilienfest<br />

22 Benefizkonzert für Kolumbien<br />

23 Requiem von Mozart<br />

24 <strong>Chor</strong>literatur<br />

25 Lebendiger <strong>Chor</strong>gesang<br />

26 Das Singen muss man lieben<br />

27 Mit Mut der Krise trotzen<br />

28 Faszinierende Gospelnacht<br />

29 Konzert zur Maienzeit<br />

30 Von Corona verschont<br />

31 Gedächtniskonzert in der Basilika St. Severin<br />

32 Liebe zum Singen<br />

34 Etwas Neues wagen<br />

<strong>35</strong> Nicht nur ein Hobby<br />

36 Ein Lied vom Leben<br />

37 Pfingsteiersingen in Herchen<br />

38 Kindermusicals in Hürth<br />

39 Siegburger Vocalisten<br />

40 Musikalische Herausforderung<br />

41 Gospelfestival in Bonn<br />

*<br />

Musik ist ein Wert für sich, den kann man durch<br />

nichts aufwiegen. Auch wenn man sie nicht versteht,<br />

wird man doch durch sie berührt.<br />

Paavo Järvi<br />

*<br />

IMPRESSUM<br />

Autor und Herausgeber: Walter Dohr<br />

Assistenz: Josef Göbel, Udo Füsser<br />

Webmaster: Erik Breidenbach<br />

Redaktion: walterdohr@musik-kompendium.de


3 CHOR IM GESPRÄCH<br />

SINGEN IN MUCH<br />

Foto: privat<br />

Eine geraume Weile vor dem Ausbruch der Corona-<br />

Krise trafen sich mehrere Chöre zu einem nachweihnachtlichen<br />

Konzert in der Mucher Pfarrkirche Sankt<br />

Martinus. Die Kirchenchöre aus dem Dekanat<br />

Neunkirchen treffen sich regelmässig zum Singen, um<br />

miteinander das Lob Gottes in musikalischer Form zu<br />

präsentieren und zu praktizieren und sich ausserdem<br />

miteinander austauschen. Der <strong>im</strong> Jahre 1890 gegründete<br />

Kirchenchor „Cäcilia“ Much feierte sein 125-jähriges<br />

Bestehen und hat sich <strong>im</strong> Jahre 2013 mit dem<br />

MGV Marienfeld zusammengetan. Der Grund hierfür<br />

ist der Tatsache geschuldet, dass beide Chöre als Einzelchor<br />

eigentlich weitere Sänger nötig hätten. Da<br />

man die aber heutzutage nicht <strong>im</strong>mer findet, bietet<br />

sich quasi eine <strong>Chor</strong>gemeinschaft an, die sich bereits<br />

auch schon bewährt hat! Doch das Dekanatssingen<br />

nach dem Weihnachtsfest war nicht nur ein weiterer<br />

musikalischer Beitrag zum erwähnten Jubiläum, sondern<br />

zugleich auch ein Benefizkonzert. Die Spenden<br />

wurden dabei der Flüchtlingshilfe vor Ort gestiftet.<br />

Das dankbare Publikum griff bei diesem gelungenen<br />

Konzert gern etwas tiefer in die Tasche und so konnte<br />

man sich über eine schöne Kollektion von mehr oder<br />

weniger vertrauten Weihnachtsliedern freuen. Der<br />

Jubiläumschor verdiente sich dabei gemeinsam mit<br />

den Sängern aus dem benachbarten Marienfeld (Foto)<br />

gute Noten unter der bewährten Leitung von Martin<br />

Blumenthal. Dieser hatte mit der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

schöne Weihnachtslieder aus Piemont und Slowenien<br />

einstudiert. <strong>Chor</strong>leiter Johannes Götz präsentierte mit<br />

dem Kirchenchor „Cäcilia“ Hermerath und dem Gemischten<br />

<strong>Chor</strong> Bröleck ein englisches Weihnachtswiegenlied<br />

von John Rutter. Der <strong>im</strong> Jahre 1945 geborene<br />

Komponist hat über das „Magnificat“ und das Requiem<br />

für seinen verstorbenen Vater hinaus, einen<br />

ganzen Schatz an Liedsätzen und <strong>Chor</strong>werken vertont,<br />

die seine musikalische Inspiration geradezu beschwören!<br />

Dem kaum gehörten norwegischen Lied<br />

"Gottes Lob wandert" hatte sich die <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

Sankt Georg Seelscheid unter der Leitung von<br />

Dorothea Jakob angenommen. Der wie der veranstaltende<br />

Jubiläumschor seit der Gründung nur aus Männerst<strong>im</strong>men<br />

bestehende Kirchenchor „Cäcilia“ Hetzenholz<br />

beglückte die Gäste in der St. Martinus-Kirche<br />

mit Mundartliedern. In den schlichten Liedern offenbart<br />

sich die ganze Seele der Menschen. Die Kirchenchöre<br />

„Cäcilia“ Marienfeld und „Cäcilia“ Ruppichteroth<br />

hatten sich unter der Leitung von Martin Blumenthal<br />

in das Genre „Neues geistliches Lied“ vertieft und und<br />

st<strong>im</strong>mten das weniger bekannte Lied "Ich gehe durch<br />

die weihnachtlichen Strassen" an. Der respektable<br />

Kirchenchor „Cäcilia“ Neunkirchen versenkte sich unter<br />

der gekonnten Leitung von Ulrich Röttig mit viel<br />

St<strong>im</strong>mgefühl in ausgesuchte Werke von Max Reger,<br />

Felix Mendelssohn-Bartholdy und D<strong>im</strong>itri Bortnianky.


4 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: privat<br />

VIELE KLANGFARBEN<br />

Der Gemischte <strong>Chor</strong> „MUSAÏQ“ ist ein internationaler<br />

<strong>Chor</strong>, der aus 30 Sängerrinnen und Sänger besteht<br />

und in Köln seine musikalische He<strong>im</strong>at hat. Er wurde<br />

<strong>im</strong> Jahre 2016 ins Leben gerufen und wird von der<br />

Musikerin Olivia Sawano geleitet. Deutsch, Arabisch,<br />

Finnisch, Spanisch, Japanisch und Kölsch – diese und<br />

noch einige Sprachen mehr werden <strong>im</strong> <strong>Chor</strong> gesprochen<br />

und gesungen. Mit dem vielfältigen Repertoire<br />

reist man einmal um den Globus. Der musikalische<br />

Fundus enthält <strong>Chor</strong>stücke aus Frankreich, Syrien,<br />

Neuseeland und dem Kongo, internationale Popsongs,<br />

Weltmusik und kölsche Lieder, die A-Cappella oder<br />

mit Klavierbegleitung aufgeführt werden. Dabei wird<br />

das Publikum zum Mitsingen an<strong>im</strong>iert.


5 CHOR IM GESPRÄCH<br />

MUSIK UND WORT<br />

ten wurde. Der MGV Aegidius Hersel (Stadt Bornhe<strong>im</strong>)<br />

feierte <strong>im</strong> Jahre 2022 auch das 150-jährige<br />

<strong>Chor</strong>jubiläum auf dem alten Marienhof in Hersel. Daran<br />

beteiligten sich die von Kashlyeav dirigierten Sängerinnen<br />

und Sänger des MGV Asbach, des Frauenchores<br />

„ConcerTanten“ Allner, MGV „Aegidius Hersel,<br />

MGV „Concordia“ Alfter und der <strong>Chor</strong>vereinigung Walberberg.<br />

Außerdem veranstaltete der Jubiläumschor<br />

aus dem Vorgebirge ein schönes vorweihnachtliches<br />

Konzert in der Pfarrkirche St. Aegidius in Hersel, bei<br />

dem der MGV Aegidius Hersel, der MGV „Concordia“<br />

Alfter, der Frauenchor „ConcerTanten“ Allner, der Eiptalchor<br />

Mühleip und der Gesangverein Stromberg mitwirkten.<br />

Fotos: privat<br />

Der MGV Aegidius Hersel, der mit den Sängern des<br />

MGV „Concordia“ Alfter eine <strong>Chor</strong>gemeinschaft bildet,<br />

gestaltete <strong>im</strong> Jahre 2022 musikalisch eine Andacht in<br />

der katholischen Pfarrkirche in der St. Aegidius-Pfarrkirche<br />

in Buschdorf, die „Musik und Wort um 6“ überschrieben<br />

war. Unter der bewährten Leitung von Valery<br />

Kashlyaev brachten die Sänger geistliche <strong>Chor</strong>werke,<br />

Volkslieder, Schlager und Mundartlieder zu<br />

Gehör, wobei die Ansprache von Rolf Stengert gehal-


6 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GLÄNZENDES DEBÜT<br />

Foto: privat<br />

Der <strong>im</strong> Jahre 2013 aus der Taufe gehobenen Jugendkonzertchor<br />

Bonn gab mit der Produktion der Barockoper<br />

„Dido and Aeneas“ von Henry Purcell an der Oper<br />

Bonn ein glänzendes Debüt eines Ensembles, dass<br />

das Bonner Konzertleben bereichert. Es folgte prompt<br />

die Verpflichtung für Beethovens „Neunte“ anlässlich<br />

dess Campus-Konzertes be<strong>im</strong> Beethovenfest <strong>im</strong> Jahre<br />

2014. Inzwischen hat man sich dem „Netzwerk Ludwig<br />

van B.“ (Junge Bonner Klassik e.V.) angegliedert<br />

und sich damit einer Initiative angeschlossen, die die<br />

musikalische Zielsetzung fördert. Im Rahmen von<br />

Beethoven@home präsentierte sich der Konzertchor<br />

<strong>im</strong> Jahre 2015 unter der Devise „Liebe – weltlich und<br />

geistlich“ mit Kompositionen verschiedener Epochen,<br />

die von den Madrigalen aus der schaffensfrohen Ära<br />

der Renaissancezeit, über köstliche Liedperlen aus<br />

der Romantik und des Impressionismus bis hin zum<br />

Groove-<strong>Chor</strong> unserer Zeit reichten. Dabei wurde man<br />

von Laute und Gambe und einem Projektchor aus Bad<br />

Godesberg unter der Leitung von Thomas Busch in<br />

der Bonner Namen-Jesu-Kirche und der Christuskirche<br />

in Bad Godesberg bestens unterhalten. Der inspirierte<br />

und begabte Organist Kilian Homburg (Landessieger<br />

<strong>im</strong> Wettbewerb „Jugend musiziert“) zeigte zudem<br />

seine Orgelkünste. Im Jahre 2016 vertiefte sich<br />

der Jugendkonzertchor in die „Missa in Jazz“ von Peter<br />

Schindler, die man unter Thomas Busch mit großem<br />

Erfolg aufführte und dabei von den Studierenden<br />

Alexandr Shlika (Saxophon), Samuel Gapp (Klavier),<br />

Alexander Parzhuber (Schlagzeug) aus der Jazzabteilung<br />

der MHS Köln begleitet wurde. Der Stuttgarter<br />

Komponist, Pianist und Organist Peter Schindler<br />

(1960) verknüpft in der Messe auf ganz einzigartige<br />

und innovativ-schöpferische Manier jazzige und jazzartige<br />

Harmonik und Rhythmik mit klassischen und<br />

modernen Techniken. So kann man in der ungewöhnlichen<br />

Messe auch archaisch-mittelalterliche Klänge<br />

hören. Nicht zu vergessen, die bezaubernden Romantizismen<br />

und das harmonisch interessante „Credo“,<br />

bei dem das erwähnte Jazztrio mit feinen kanglichen<br />

Improvisationen über diverse Themen der Messe<br />

glänzte.


7 CHOR IM GESPRÄCH<br />

STARKE STIMMEN<br />

Foto-Collage: Jörg Dembinski


8 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: privat<br />

Der ambitionierte Kölner Gospelchor „FortySevenEleven“<br />

rekrutiert sich aus engagierten Sängerinnen und<br />

Sängern aus dem Bonn-Köln-Düsseldorfer Raum. Die<br />

<strong>Chor</strong>gründung geht auf das Jahr 2013 zurück, die sich<br />

konkret in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche in<br />

Köln-Ossendorf abgespielt hat. Der <strong>Chor</strong> konnte vor<br />

einem Jahrzehnt nicht ahnen, dass die Corona-Krise<br />

auch die Region an Rhein und Sieg regelrecht he<strong>im</strong>-<br />

suchen würde. Doch hat die schreckliche Pandemie<br />

heil überstanden. Das zeigte ganz deutlich das großartige<br />

Adventskonzert <strong>im</strong> Jahre 2022 in der evangelischen<br />

Epiphaniaskirche in Köln-Bickendorf. Der<br />

Gospelchor, der vom Führungsteam Anna Naue (Piano),<br />

Thorsten Gericke (Dirigat) und Volker Gericke<br />

(Staging) geleitet hat sich als Credo für das abgewandelte<br />

lateinische Zitat „Cantare humanum est“ (Singen<br />

ist menschlich) entschieden. Der <strong>Chor</strong> ist die die<br />

Gospelgesänge als einen einzigartigen Musikstil und<br />

hat sich deshalb deren Lebensfreude und begeisternden<br />

musikalischen Botschaft regelrecht mit Haut und<br />

Haaren verschrieben. Das zeigten nicht nur das erwähnte<br />

Weihnachtskonzert, sondern auch andere<br />

<strong>Chor</strong>auftritte, bei denen das Publikum von der leidenschaftlichen<br />

Performance und der ansteckenden Präsenz<br />

völlig aus dem Häuschen geriet. Das gilt auch<br />

das beeindruckende zehnjährige Jubiläumskonzert <strong>im</strong><br />

Jahre 2023 in der evangelischen Kirche in Köln-Bickendorf.


9 CHOR IM GESPRÄCH<br />

CHORBEGEGNUNGEN<br />

Kessenich als <strong>Chor</strong>gemeinschaft unter der Leitung<br />

von Wolfram Kastorp. Als Opern- und Konzertsänger<br />

<strong>Chor</strong>begegnungen gehören seit vielen Jahren zum<br />

chorischen Alltag bei den Chören an Rhein und Sieg,<br />

wobei die <strong>Chor</strong>gemeinschaft keine Ausnahme macht.<br />

Und das ist auch gut so! Der eine oder andere Chronist<br />

weiß davon wortwörtlich ein Lied zu singen und<br />

auch davon, wie man sich <strong>im</strong> Kreis gleichgesinnter<br />

Sänger wohlfühlt. Die <strong>Chor</strong>besuche verstärken noch<br />

mehr<br />

Fotos: privat<br />

Seit dem Jahre 2002 singen die traditionellen Männerchöre<br />

„Eintracht“ und „Liederkranz“ Bonn-<br />

bringt er die besten st<strong>im</strong>mlichen und pädagogischen<br />

Fähigkeiten mit, um den Sängern das richtige Singen<br />

beizubringen. Das zeigen die Konzerte und Auftritte<br />

in Bonn und der Umgebung. <strong>Chor</strong>freundschaften und<br />

das Zugehörigkeitsgefühl und bringen <strong>im</strong>mer wieder<br />

Abwechslung in den sängerischen Alltag. Die Fusion<br />

der beiden Männerchöre war gewiss die richtige Entscheidung.<br />

Damit steht die <strong>Chor</strong>gemeinschaft Kessenich<br />

nicht allein da. Es gibt inzwischen mehrere Chöre<br />

und <strong>Chor</strong>gemeinschaften in der Region an Rhein und<br />

Sieg, die aus diversen Gründen eine Fusion ins Auge


10 CHOR IM GESPRÄCH<br />

gefasst haben oder praktizieren. Dabei geschieht<br />

auch wenn man sich ein <strong>Chor</strong>projekt entscheidet.<br />

traditionelle Mai- und Frühlingslieder. Damit machte<br />

man sich und den Besuchern eine große Freude. Das<br />

Mailieder an. Bei Maibowle und Grillspezialitäten<br />

wurde bis in späten Abend hinein gefeiert.<br />

Fotos: privat<br />

VERGNÜGTES SINGEN<br />

Derr Gemischte <strong>Chor</strong> „Singen in Wachtberg“ präsentierte<br />

be<strong>im</strong> Maiansingen (UNO-Veranstaltung) <strong>im</strong><br />

Jahre 2023 <strong>im</strong> Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr<br />

in Niederbachem unter der Leitung von Cristian Lang<br />

tat auch der ukrainische Operntenor Igor Shevchuk<br />

(kleines Foto), der eine Frühlingsweise aus seiner He<strong>im</strong>at<br />

und das unsterbliche neapolitanische Lied "O sole<br />

mio" intonierte. Dieses wurde <strong>im</strong> Jahre 1898 vom Neapolitaner<br />

Eduardo Di Capua in Odessa komponiert.<br />

Der ausdrucksstarke Solist wurde am Klavier einfühlsam<br />

vom Dirigenten begleitet. Die Zuhörer spendeten<br />

anhaltenden Applaus und st<strong>im</strong>mten wohlgemut


11 CHOR IM GESPRÄCH<br />

DIE CHORWENDE<br />

Dilemma der schrumpfenden Zahl an Sängerinnen<br />

und Sängern und die wachsende Überalterung der<br />

sehr bedenklich, wenn auch der eine oder andere<br />

<strong>Chor</strong> ins Leben gerufen wird. Doch es gibt Chöre, die<br />

Chöre und <strong>Chor</strong>vorstände ist durch die Corona-Pandemie<br />

noch verschl<strong>im</strong>mert worden. <strong>Chor</strong>beobachter<br />

Fotos: privat<br />

Fotos: privat<br />

Seit dem Millennium hat sich ein schleichender Prozess<br />

vollzogen, von dem auch die Chöre und <strong>Chor</strong>gemeinschaften<br />

an Rhein und Sieg betroffen sind. Das<br />

<strong>Chor</strong>gemeinschaft „Eintracht“ Volmershoven-Heidgen<br />

gehen zurecht davon aus, dass die weltlichen Laienchöre<br />

sowie die Kirchenchöre durch die Corona-Krise<br />

etwa ein Drittel an <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men verloren haben. Das<br />

st<strong>im</strong>mt für die Zukunft des hiesigen <strong>Chor</strong>gesanges<br />

schon vor Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und<br />

gedeutet haben. Dazu gehören auch die von Alfons<br />

Gehlen seit vielen Jahren dirigierte <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

„Eintracht“ Volmershoven-Heidgen (Gemeinde Alfter)<br />

und der GV „Cäcilia“ Queckenberg (Stadt Rheinbach),


12 CHOR IM GESPRÄCH<br />

<strong>Chor</strong>verbandes NRW hat sich nach Corona st<strong>im</strong>mlich<br />

sogar noch verstärkt. Dasselbe gilt unisono für den<br />

von Mark Rosenthal dirigierte und <strong>im</strong> Jahre 1837 (!)<br />

gegründete MGV Seelscheid, der ebenfalls alles dafür<br />

getan hat und weiterhin tut, dass man noch lange zusammen<br />

singt!<br />

GV „Cäcilia“ Queckenberg (Ltg: Alfons Gehlen)<br />

Singgemeinschaft Birk (Ltg: Rolf Pohle)<br />

die wirklich keine Nachwuchssorgen haben und getrost<br />

in die Zukunft blicken können. Diese Chöre haben<br />

nicht nur die junge Generation integriert, sondern<br />

bieten dem Publikum <strong>im</strong>mer wieder begeisternde<br />

Konzerte. Doch es ist nicht nur der unermüdliche und<br />

authentische <strong>Chor</strong>leiter, der eine ausgezeichnete<br />

<strong>Chor</strong>arbeit leistet, es sind auch die Singst<strong>im</strong>men, die<br />

vor Singfreude geradezu sprühen. Das Gesagte lässt<br />

sich ebenfalls auf die von Musikdirektor FDB Rolf<br />

Pohle „Singgemeinschaft Birk“ mehr oder weniger<br />

übertragen. Der achtmalige (!) Meisterchor des


13 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Fotos: privat<br />

KEINE CHORKRISE<br />

Im idyllischen Siegengebirge singt seit dem Jahre<br />

1906 der Männerchor Quirrenbach. Die Sänger und<br />

ihr Vorsitzender Dieter Reichelt tun das seit vielen<br />

Jahren unter der Leitung des bewährten und beliebten<br />

Dirigenten Pavel Brochin, Doch inzwischen hat der<br />

traditionsreiche Männerchor, der <strong>im</strong> Oberhau seine<br />

angestammte sängerischen He<strong>im</strong>at hat, Überlegungen<br />

darüber angestellt, wie man sich für die Zukunft<br />

aufstellen sollte. Doch da kam ihnen der berühmte<br />

Kommissar Zufall zu Hilfe. Sängerinnen aus benachbarten<br />

Chören und weitere singfreudigen Damen aus<br />

der Umgebung wollten mit den Sängern musikalisch<br />

etwas unternehmen und so wurde der Projektchor<br />

„Ovverhau“ in die Tat umgesetzt. Man war sich auf<br />

Anhieb sympathisch und so konnte wurde schon bald<br />

gemeinsam den einen oder anderen Auftritt in Eudenbach<br />

(Christmette und Maiansingen) und Geistingen<br />

(Vorweihnachtskonzert) gestalten. Inzwischen hat<br />

man das Ganze in einer Vereinssatzung festgeschrieben<br />

und fungiert als „Oberhauer Klänge“, dem der<br />

Männerchor Quirrenbach und der Gemischte <strong>Chor</strong><br />

„VokalMix Oberhau“ angehören.


14 CHOR IM GESPRÄCH<br />

FESTUMZUG IN EITORF<br />

der bis dahin angegliederte Frauenchor des „Eitorfer<br />

MGV“ in den besagten „Eitorfer Gesangverein“ umbe-<br />

und Sieg schon <strong>im</strong>mer gegeben. Das geschah häufig<br />

bei Freundschaftssingen, die anlässlich der <strong>Chor</strong>jubiläen<br />

veranstaltet worden sind. Für die Jubiläumschöre<br />

und die benachbarten und befreundeten Chöre, die<br />

dabei mitwirkten, war das ein ganz besonderer Festtag<br />

und auch die vielen Gäste und Besucher, die den<br />

Festzug erlebten, freuten sich darüber!<br />

Fotos: privat<br />

Im Jahre 2023 feierte der „Eitorfer Gesangverein“ das<br />

150-jährige <strong>Chor</strong>jubiläum, der <strong>im</strong> Jahre 1873 als<br />

„Eitorfer MGV“ ins Leben gerufen worden war. Vor der<br />

Corona-Pandemie haben sich der „Eitorfer MGV“ und<br />

nannt. Der <strong>Chor</strong>chronist ist auf ein Fpto aus dem<br />

Jahre 1998 gestoßen, in dem der „Eitorfer MGV“ einen<br />

Festzug zum 125-jährigen Jubiläum zur Eitorfer Siegparkhalle<br />

veranstaltete. Solche festlichen Umzüge hat<br />

es in den Chören und <strong>Chor</strong>gemeinschaften an Rhein


15 CHOR IM GESPRÄCH<br />

LIED-ORATORIUM<br />

Foto: privat<br />

Aus Anlass des 70. Todestages von Dietrich Bonhoeffer<br />

(1906-45) führte der Kirchenchor der<br />

evangelischen Kirchengemeinde Sankt Augustin-<br />

Mülldorf und Niederpleis <strong>im</strong> Jahre 2015 mit dem<br />

Kirchenchor Mülldorf ein Liedoratorium über den unvergessenen<br />

Theologen und Widerstandskämpfer auf.<br />

Das von Matthias Nagel (* 1958) vertonte Werk geriet<br />

bei der Premiere <strong>im</strong> Dietrich-Bonhoeffer-Haus in<br />

Mülldorf zu einem grossartigen Erfolg. Die vorzüglich<br />

für <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men, Sprecher, Streicher und Band eingerichtete<br />

Komposition vertieft auf intensive und eindringliche<br />

Weise die Glaubenskraft von Dietrich Bonhoeffer,<br />

der uns allen ein Beispiel geben will. Dieser<br />

hätte sich wohl sehr über das ihm gewidmete Oratorium<br />

gefreut und auch darüber, dass sich Sängerinnen<br />

und Sänger (sowie Projektsängerinnen und Projektsänger)<br />

beider Konfessionen dieser wirklich beeindruckenden<br />

Aufgabe angenommen haben. Im Juni<br />

2016 gab es die dritte Aufführung des Oratoriums, um<br />

das 40-jährige Jubiläum des Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Hauses in Friedrich-Wilhelms-Hütte (Stadt Troisdorf)<br />

zu würdigen. Was hätte wohl besser dazu gepasst als<br />

das Werk von Matthias Nagel, das die Stationen des<br />

unerschütterlichen lutherischen Theologen (der der<br />

Bekennenden Kirche Deutschland angehörte und die<br />

Ökumene förderte) in Texten und Liedern näherbringt.<br />

Stilistisch orientiert sich Oratorium an klassischen<br />

modernen Gesängen, die als <strong>Chor</strong>algesang, Kanon<br />

oder <strong>Chor</strong>satz auf ganz vielfältige und ausdrucksvolle<br />

Weise gestaltet sind. Die von Bruno Merzbach<br />

(Katholischer Kirchenchor Mülldorf) und Eung-Sup<br />

Jang (Evangelischer Kirchenchor Mülldorf-Niederpleis)<br />

abwechselnd dirigierte Gemeinschaft intonierten<br />

das Liedoratorium st<strong>im</strong>mbewusst und überzeugend.<br />

Auch das hätte Dietrich Bonhoeffer sehr gefreut,<br />

der den Text für das in die alle Ewigkeit reichende<br />

„Von wunderbaren Mächten geborgen“ in seiner<br />

Zelle des Konzentrationslagers in Flossenbürg geschrieben<br />

hat.


16 CHOR IM GESPRÄCH<br />

SINGEN IST MENSCHLICH<br />

existiert in sehr unterschiedlichen Formen, vom spontanen,<br />

<strong>im</strong>provisierten Singen einzelner Töne oder<br />

einige Formen vom gewöhnlichen Gesang abzugrenzen.<br />

Als Sänger werden daher Personen bezeichnet.<br />

Fotos: privat<br />

Der Kölner Gospelchor „FortySevenEleven“ hat die<br />

musikalische Losung ausgegeben, dass „Singen<br />

menschlich sei“ und ist damit die Auffassung, die vielen<br />

Chören eigen ist oder es sein sollte! Der Gesang<br />

oder das Singen sind der musikalische Gebrauch der<br />

menschlichen St<strong>im</strong>me und die älteste und ursprünglichste<br />

Ausdrucksform des Menschen. Der Gesang<br />

Tonfolgen über Volkslieder bis zu Kunstliedern, virtuos<br />

verziertem Kunstgesang (Belcanto) sowie einst<strong>im</strong>miger,<br />

homophoner und polyphoner <strong>Chor</strong>musik.<br />

Für die Musik hat der Gesang eine herausragende Bedeutung,<br />

weil er Musik und Sprache verbindet und die<br />

emotionale Ausdruckskraft der menschlichen St<strong>im</strong>me<br />

nutzt. Der Begriff Gesang umfasst zwar alle Formen<br />

des musikalischen St<strong>im</strong>mengebrauchs, allerdings sind<br />

die während ihres Gesangs Liedtexte vortragen und<br />

dabei Töne halten und treffen. Im Gegensatz zum<br />

Sprechen werden be<strong>im</strong> Gesang best<strong>im</strong>mte Tonhöhen<br />

eines Tonsystems verwendet. Für professionelle Sänger<br />

spielen eine ausreichende St<strong>im</strong>mbildung, die Koordination<br />

der Gesangsregister und eine an die musikalischen<br />

Phrasen angepasste Atemführung eine<br />

große Rolle. (aus: WIKIPEDIA)


17 CHOR IM GESPRÄCH<br />

„FortySevenEleven“ in der evangelischen Lutherkirche<br />

in der Kölner Südstadt (Ltg: Thorsten Gericke)


18 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: privat<br />

GESUNGENE FREUDE<br />

Der <strong>im</strong> Jahre 2014 ins Leben gerufene Kölner Gospelchor<br />

"Great Joy" hat sich inzwischen einen Namen in<br />

und um Köln gemacht. Mehr als 60 engagierte Sängerinnen<br />

und Sängern, die von Natalia Antczak und<br />

Martin Drazek dirigiert werden, begeisterten das Publikum<br />

in mitreißenden Konzerten und Auftritten sowie<br />

bewegenden Gottesdiensten. Inzwischen trat man sogar<br />

<strong>im</strong> Kölner Sender Center-TV auf. Ursprünglich<br />

hatte man die <strong>Chor</strong>arbeit als Projektchor aufgenommen.<br />

Aber man merkte schon bald, dass man die <strong>Chor</strong>arbeit<br />

weiterführen wollte. Eines der Highlights war<br />

wohl das ausverkaufte Konzert <strong>im</strong> Jahre 2014 in der<br />

Friedenskirche Köln sowie das Konzert mit dem<br />

Gospelchor „Colours of Gospel“ in Mainz. Zu den regelmäßigen<br />

und intensiven <strong>Chor</strong>proben gehören auch<br />

Workshops. Die <strong>Chor</strong>arbeit beschäftigt sich aus nachhaltig<br />

und gezielt mit der St<strong>im</strong>mbildung, der Atemtechnik<br />

und der Körperarbeit. Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis,<br />

dass die Gospelmusik <strong>im</strong>mer wieder eine<br />

große Faszination auf die Sängerinnen und Sänger sowie<br />

auf das Publikum ausübt! Außerdem erfreut sich<br />

der Gospelchor über musikalische Vielfalt und die<br />

tiefe und beseelte Ausdruckskraft. Man singt Contemporary<br />

Black Gospels, Praise & Worship Lieder und<br />

Songs von so namhaften Künstlern wie Kirk Franklin,<br />

Israel Houghton, Richard Smallwood, Smokie Norful<br />

und Troy Sneed. Durch die regelmäßigen Aufenthalte<br />

der <strong>Chor</strong>leitung in den Vereinigten Staaten lernt der<br />

Kölner Gospelchor auch aktuelle Songs kennen, die in<br />

den amerikanischen Baptisten-Gemeinden aufgeführt<br />

werden. Auch weltliche Songs, die sich mit Inhalten<br />

des Gospels wie Menschlichkeit und Gemeinschaft<br />

auseinandersetzen, finden sich <strong>im</strong> Repertoire.


19 CHOR IM GESPRÄCH<br />

HYMNISCHER GESANG<br />

Willy Trapp (1923-2013), der vielen Chören und Dirigenten<br />

in der Region an Rhein und Sieg wegen seines<br />

chorischen Schaffens mehr oder weniger vertraut sein<br />

dürfte, hat sich mit den beiden Hymnen „Preiset froh<br />

den König, lobt den Herrn der Welt“ und „Klänge der<br />

Freude“ in die Herzen der Sängerinnen und Sänger<br />

sowie in die Gunst des Publikums gesungen und der<br />

Seele des Volkes geschmeichelt! Während der erste<br />

Hymnus des <strong>Chor</strong>komponisten (der auch unter dem<br />

Pseudonym Willy Parten geschrieben hat) auf ein<br />

„Trumpet tune“ des altenglischen Londoner Komponisten<br />

Jeremiah Clarke (nicht wie man oft lesen und<br />

hören kann auf Henry Purcell) zurückgeht, hat Trapp<br />

be<strong>im</strong> zweiten Hymnus auf die unsterbliche Melodie<br />

„Land of hope and glory“ des angelsächsischen Spätromantikers<br />

Edward Elgar (1821-1906) zurückgegriffen.<br />

Die he<strong>im</strong>liche und pathetische englische Hymne,<br />

ist auf den Elgar-Marsch „Pomp and Circumstances“<br />

zurückzuführen, die alljährlich als prachtvoller Ausklang<br />

der „Last night of the proms“ in der Royal Albert<br />

Hall in London ertönt. Das bewegende Pathos ist wohl<br />

auch der Grund dafür gewesen, dass Willy Trapp diese<br />

packenden Hymen für <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men umgeschrieben<br />

hat. Damit ist ihm, gewollt oder ungewollt, ein ganz<br />

grosser Wurf gelungen. Die beiden Hymnen werden<br />

nämlich seit vielen Jahren von weltlichen Chören und<br />

Kirchenchören gesungen. Da zeigt sich bei den hymnischen<br />

und Lobpreisungen in den Kirchen bei den Jubiläumskonzerten<br />

<strong>im</strong> Rheinland und <strong>im</strong> Bergischen<br />

Foto: WIKIPEDIA<br />

Land. Damit haben sie längst die Volksseele Es klingt<br />

so viel Freude und Majestät aus diesen Hymnen, dass<br />

man sie mit offenen Herzen und Ohren hören kann.<br />

„Night of the Proms“ in der Royal Albert Hall in London<br />

Derjenige, der eines der Konzerte in der Royal Albert<br />

Hall erbt hat, der wir die magische Kraft der Musik nie<br />

wieder vergessen!


20 CHOR IM GESPRÄCH<br />

DIRIGENTIN IN ADENDORF<br />

Foto: privat<br />

Im Jahre 1910 schlossen sich in Adendorf (Gemeinde<br />

Wachtberg) singesfreudige Männer zum MGV „Eintracht“<br />

Adendorf zusammen. Als der junge Obstbauer<br />

Matthias Cremerius den Vorsitz übernahm, ahnte niemand,<br />

dass er dieses Amt 46 Jahre nach den beiden<br />

schrecklichen Weltkriegen ausüben sollte. Unvergesslich<br />

sind die vielen Karnevalssitzungen, die der Verein<br />

mit gelungenen Programmen veranstaltete. Wie aus<br />

der Chronik des Männerchores hervorgeht, haben<br />

viele <strong>Chor</strong>fahrten und zwei <strong>Chor</strong>reisen nach England<br />

das <strong>Chor</strong>leben mitgeprägt. Im Jahre 2002 übernahm<br />

Alfons Gehlen das Dirigat, während Rainer Engberding<br />

als <strong>Chor</strong>vorsitzender fungierte. Beide haben den<br />

<strong>Chor</strong> mit neuem Geist erfüllt, der <strong>im</strong> Jahre 2008 in<br />

den Gesangverein „Eintracht“ Adendorf umgewandelt<br />

wurde und danach als Gemischter <strong>Chor</strong> auftrat. In guter<br />

Erinnerung bleibt die mehrmalige und erfolgreiche<br />

Aufführung des Musicals "Die Kannebäcker", zu dem<br />

Rainer Engberding den Text und Dirigent Alfons gehlen<br />

den Tonsatz geschrieben haben. Im Jahre 2023<br />

verabschiedete man sich vom langjährigen <strong>Chor</strong>leiter<br />

Alfons Gehlen, dessen Nachfolge Gabriela Verónica<br />

Pullen angetreten hat. Sie studierte am Musikkonservatorium<br />

in Pehuajó (Argentinien), an der Universität<br />

der Künste in Buenos Aires und an der Gutenberg-<br />

Universität Mainz. Als Pianistin konzertierte sie in vielen<br />

Städten Argentiniens und nahm an renommierten<br />

Meisterkursen teil, die sie an der Mattheiser Sommerakademie<br />

Bad Sobernhe<strong>im</strong>, an der Bundesakademie<br />

für musikalische Jugendbildung in Trossingen und an<br />

der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz absolvierte.<br />

In der <strong>Chor</strong>musik sammelte sie Erfahrungen<br />

durch die Klavierbegleitung mehrerer deutscher<br />

Chöre. Im Jahre 2022 besuchte sie den Qualifikationskurs<br />

für <strong>Chor</strong>leiter des <strong>Chor</strong>verbandes NRW mit<br />

Auszeichnung und setzt mit Begeisterung diese Fortbildung<br />

fort. In der Gemeinde Wachtberg tritt sie regelmäßig<br />

bei den jährlichen Kulturwochen auf und unterrichtet<br />

das Fach Klavier an der Musikschule Voreifel.<br />

Adendorf ist ein Dorf <strong>im</strong> Drachenfelser Ländchen<br />

und ist bekannt als Töpferort. Es gab Tongruben und<br />

<strong>im</strong> nahen Kottenforst genügend Holz, um den Ton zu<br />

brennen. Als dann noch <strong>im</strong> 18. Jahrhundert Töpfer<br />

aus dem Kannenbäckerland angeworben wurden,<br />

ging’s mit der Herstellung von Steinzeug richtig los.


21 CHOR IM GESPRÄCH<br />

DAS CÄCILIENFEST<br />

Viele Kirchenchöre in der Region an Rhein und Sieg<br />

haben sich in ihrer Gründerzeit (das trifft auch auf die<br />

damaligen Männerchöre zu, die den liturgischen <strong>Chor</strong>gesang<br />

ganz besonders pflegen und damit die Kirchenmusik<br />

und den Sakralgesang bewahren wollten)<br />

nach der ihrer Schutzpatronin, der heiligen „Cäcilia“<br />

benannt. Bei vielen dieser he<strong>im</strong>ischen Chöre ist das<br />

dabeigeblieben. Unsere Kirchenchöre feiern zum Gedenken<br />

an die musikliebende Schutzheilige eine Cäcilienmesse,<br />

bei der auch der lebenden und verstorbenen<br />

Mitglieder des jeweiligen Kirchenchores gedacht<br />

wird. Das ist ein traditioneller Brauch, auf die sich die<br />

Sängerinnen und Sänger sowie die Dirigentinnen bzw.<br />

Dirigenten besonders freuen. Einer der Gründe hierfür<br />

ist das herkömmliche Cäcilienfest, bei dem der<br />

<strong>Chor</strong>präses mit dem <strong>Chor</strong>vorsitzenden die Ehrung von<br />

verdienten Sängerinnen und Sänger bzw. der Dirigentinnen<br />

und Dirigenten vorn<strong>im</strong>mt. Dabei werden Treue<br />

und Liebe zum Kirchengesang besonders hervorgehoben<br />

und gewürdigt! Man spürt deutlich, dass das Cäcilienfest<br />

die Mitglieder enger zusammenrücken lässt.<br />

Man soll die <strong>Chor</strong>arbeit und die Präsenz der Kirchenchöre<br />

nicht unterschätzen. So haben die Sängerinnen<br />

und Sänger sowie die fördernden Mitglieder einen<br />

vergnüglichen Abend verdient! Die <strong>Chor</strong>familie sorgt<br />

meist für das leibliche Wohl und verbringt einige<br />

schöne Stunden gemeinsam in fröhlicher Runde. In<br />

den Notenmappen der Kirchenchöre finden sich nicht<br />

nur <strong>Chor</strong>werke, neue geistliche Lieder oder Messen<br />

aus mehreren Stilepochen der Kirchenmusik, sondern<br />

auch weltliche <strong>Chor</strong>lieder. Der Grund dafür ist, dass<br />

die Kirchenchöre nicht nur in den Gottesdiensten,<br />

sondern auch bei Veranstaltungen auftreten.


22 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Fotos: privat<br />

BENEFIZKONZERT<br />

Es ist <strong>im</strong>mer berührend wenn sich die Chöre und<br />

<strong>Chor</strong>gemeinschaften an Rhein und Sieg mit Leib und<br />

Seele einer guten Sache verschreiben. Der „Internationale<br />

<strong>Chor</strong> der Universität Bonn“ tat das einmal<br />

mehr mit einem Benefizkonzert <strong>im</strong> Jahre 2023 unter<br />

der bewährten Leitung von Martin Kirchharz <strong>im</strong> Hörsaalzentrum<br />

des Poppelsdorfer Campus in Bonn. Die<br />

Spenden waren für „CASA HOGAR Deutschland e.V.“<br />

best<strong>im</strong>mt und kamen der Bildung, Stärkung und Unterstützung<br />

für Frauen und Mädchen <strong>im</strong> Chocó in Kolumbien<br />

zugute, das an den Pazifik und an Panama<br />

grenzt.


23 CHOR IM GESPRÄCH<br />

REQUIEM VON MOZART<br />

Foto: privat<br />

Im Jahre 2023 führte der „Concert-<strong>Chor</strong> Concordia<br />

Hürth <strong>im</strong> Feierabendhaus Hürth-Knapsack das unsterbliche<br />

„Requiem“ (KV 626) von Mozart auf. Außerdem<br />

stand die "Unvollendete Sinfonie" Nr. 7 in h-<br />

moll von Franz Schubert auf dem Programm. Unter<br />

der bewährten Gesamtleitung von Musikdirektor<br />

Christian Letschert-Larsson wirkten die “Kamerphilharmonie<br />

Rhein-Erft“ und die Gesangssolisten Elena<br />

So (Sopran), Verena Kronbichler (Mezzosopran), Ricardo<br />

Marinello (Tenor) und Lucas Singer (Bass) mit.<br />

Die Totenmesse des Salzburger Genius, ist für die<br />

musikalischen Akteure <strong>im</strong>mer wieder eine Herausforderung<br />

und für das Publikum ein unvergessliches Erlebnis!<br />

Das war in Hürth ebenso der Fall wie anderswo<br />

in der <strong>Chor</strong>landschaft an Rhein und Sieg. Der ambitionierte<br />

Konzertchor hat mehr als 60 zumeist junge<br />

höchst motivierte Sängerinnen und Sänger. Inzwischen<br />

genießt man unter dem künstlerischen und exponierten<br />

Dirigenten einen hervorragenden Ruf. Tradition<br />

und Innovation sind dabei die eigentlichen Eckpfeiler.<br />

Mittlerweile hat man st<strong>im</strong>mliches Niveau erreicht,<br />

das die Kritiker der he<strong>im</strong>ischen Presse als außergewöhnlich<br />

gut titulieren. Das breitgefächerte Repertoire<br />

enthält geistliche wie weltliche <strong>Chor</strong>literatur<br />

von der Klassik bis hin zur Gegenwart, wobei der Dirigent<br />

<strong>im</strong>mer wieder neue Akzente bei der Werkauswahl<br />

und der Opt<strong>im</strong>ierung der Konzertprogramme<br />

setzt. <strong>Chor</strong> und Orchester formieren sich dazu stets<br />

zu einem ausdrucksstarken und lebendigen Klangkörper.<br />

Intensive Probenarbeit und professionelle<br />

St<strong>im</strong>mbildung bilden die Grundlage für die Jahreskonzerte<br />

in Hürth und Köln wie auch auf den Konzertreisen.<br />

Im Jahr 2008 gastierte man mit dem "Gesang<br />

der Parzen" von Brahms be<strong>im</strong> VDKC-Festival in Kassel.<br />

Regelmäßig präsentiert sich der <strong>Chor</strong> mit musikalischen<br />

Highlights wie der „Messa da Requiem“ von<br />

Verdi in der Kölner Philharmonie. Zudem begeisterte<br />

man mit Beethovens 9. Sinfonie und dem „Weihnachtsoratorium“<br />

(alle sechs Kantaten) von Bach und<br />

absolvierte eine große Konzertreise nach Berlin,<br />

Südschweden und Flensburg mit dem Konzertprogramm<br />

„Verleih uns Frieden“.


24 CHOR IM GESPRÄCH<br />

CHORLITERATUR<br />

Foto: privat<br />

In manchen Chören haben sich Musikausschüsse<br />

etabliert, die sich mit dem Dirigenten um passende<br />

Liedauswahl bemühen. Deshalb finde ist es wieder<br />

einmal an der Zeit, die Diskussion grundsätzlicher<br />

Überlegungen zu befördern. Ein Grundsatz lautet,<br />

dass es nur gut oder schlecht gesungene <strong>Chor</strong>werke<br />

und Liedsätze gäbe. Diese These scheint es wert zu<br />

MGV Seelscheid (Leitung: Mark Rosenthal)<br />

sein, einmal näher betrachtet zu werden. Es ist sicher<br />

richtig, dass der <strong>Chor</strong>leiter eher einen schlichten,<br />

volksliedhaften Satz oder ein Folklorelied einstudiert,<br />

ehe er zu einem Hymnus oder einem Opernchor<br />

greift, wenn die st<strong>im</strong>mlichen Proportionen nicht<br />

ausgewogen sind. Damit kann man die <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men<br />

frustrieren. Glücklicherweise tritt diese Situation nur<br />

selten ein, da die <strong>Chor</strong>dirigenten das St<strong>im</strong>mvermögen<br />

ihrer Chöre gut einschätzen. Es ist jedoch etwas anderes,<br />

wenn ein <strong>Chor</strong> über alle St<strong>im</strong>mqualitäten verfügt<br />

(Meisterchöre sind davon ausgenommen) und<br />

sich doch nicht recht mit einem ausgesuchten und exponierten<br />

<strong>Chor</strong>werk auseinandersetzen will. Der gewaltige<br />

hymnische Gesang „Golgotha“ von Darius Milhaud<br />

oder das „Tedeum“ von Riccardo Zandonai sind<br />

solche Beispiele von anspruchsvoller <strong>Chor</strong>musik. Warum<br />

haben die <strong>Chor</strong>komponisten solche Werke geschrieben,<br />

wenn sie hin und wieder nicht die letzte<br />

Begeisterung finden? Ich habe <strong>Chor</strong>leiter erlebt, die<br />

sich von dieser Haltung unbeeindruckt zeigten und innerlich<br />

wohl geschmunzelt haben, als der überwältigende<br />

Beifall bei den Sängern oder Sängerinnen das<br />

berühmte Aha-Erlebnis auslöste. Eine weitere Frage<br />

ist der künstlerische Anspruch und der oft zitierte<br />

Zeitgeist. Ich halte es da wie der frühere Bundeschorleiter,<br />

Musikprofessor und Komponist Prof. Hermannjosef<br />

Rübben, der <strong>im</strong>mer die Devise vertreten hat, auf<br />

das bewährte Liedgut nicht zu verzichten und das<br />

Neue <strong>im</strong>mer wieder zu wagen. Nicht umsonst hat er<br />

viele vertraute weltliche und geistliche <strong>Chor</strong>- und<br />

Volkslieder neu vertont und dabei nicht vergessen,<br />

auch größere <strong>Chor</strong>werke und <strong>Chor</strong>balladen („Welle<br />

des Lebens“ für Männerchor und Orchester) zu komponieren.<br />

Die Frage, ob man den Titel eines Meisterchores<br />

anstreben sollte, überlässt Rübben den Chören<br />

und <strong>Chor</strong>leitern in eigener Verantwortung.


25 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: privat<br />

LEBENDIGER GESANG<br />

Der Kölner Gospel- und Popchor „Thank God it`s<br />

Friday“ ist <strong>im</strong> Jahre 2005 von der damaligen Kantorin<br />

Waltraud Huizing ins Leben gerufen worden und ist<br />

der „Evangelischen Singschule Köln-West“ angegliedert.<br />

Diese Institution ist keine Musikschule, sondern<br />

als eingetragener Verein ein Angebot, das zur Evangelischen<br />

Kirche gehört. Die Kirchenmusik ist ein<br />

evangelisches Markenzeichen in den evangelischen<br />

Kölner Kirchengemeinden Sinthern und Widdersdorf.<br />

Die Singschule hat das Ziel der musikalischen Kinderund<br />

Jugendarbeit oder Erwachsenenbildung. Der <strong>Chor</strong><br />

besteht aus mehr als 40 Sängerinnen und Sängern,<br />

die Pop- und Musicalsongs, geistliche Lieder, Spirituals<br />

und Gospelgesänge einstudieren und aufführen.<br />

Der <strong>Chor</strong> wird dabei durch den Prof<strong>im</strong>usiker Guido<br />

Reinkens (Percussion) und bei Konzerten durch eine<br />

Instrumentalgruppe unterstützt. Der Schwerpunkt<br />

der Auftritte liegt <strong>im</strong> Kölner Westen und erstreckt sich<br />

auf die Mitwirkung bei Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten,<br />

Konfirmationen in den Gemeinden der Singschule<br />

und auf öffentliche Auftritte. Seit dem Jahre<br />

2022 wird der <strong>Chor</strong> von Josef Nedzvetsky dirigiert,<br />

der die <strong>Chor</strong>leitung von Annerose Rademann übernommen<br />

hat. Er hat am Moskauer Konservatorium<br />

<strong>Chor</strong>dirigieren studiert und wirkte am Opernhaus in<br />

Dnepropetrovsk (Ukraine) als Dirigent und <strong>Chor</strong>direktor.<br />

Im Jahre 1999 kam er nach Köln, arbeitete an der<br />

Kölner Oper und unterstützte die Kantorei der evangelischen<br />

Kirchengemeinde in Köln-Weiden als Berater<br />

und Begleiter von Probenwochenenden. Seit dem<br />

Jahre 2002 arbeitet er als nebenamtlicher Kirchenmusiker<br />

bei der evangelischen Kirchengemeinde Köln-<br />

Neue Stadt und als <strong>Chor</strong>leiter in der Domstadt.


26 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: privat<br />

SINGEN MUSS MAN LIEBEN<br />

Die Sänger des traditionsreichen MGV Seelscheid, der<br />

<strong>im</strong> Jahre 1837 (!) aus der Taufe gehoben wurde und<br />

von Mark Rosenthal mit viel Erfolg dirigiert wird,<br />

lieben nach eigener Aussage das, was sie tun. Und<br />

das, was sie lieben, ist nun einmal das Singen. Das<br />

zeigten und bewiesen sie wiederum bei ihrem traditionellen<br />

Frühjahrskonzert (Foto) in der ausverkauften<br />

Aula der Seelscheider Grundschule <strong>im</strong> Jahre 2023.<br />

Man konnte schon bei den vergangenen Adventskonzerten<br />

in der evangelischen Dorfkirche in Seelscheid<br />

und in der katholischen Pfarrkirche in Seelscheid konstatieren,<br />

dass der ambitionierte Männerchor die<br />

Corona-Krise bravourös gemeistert hat.<br />

*<br />

Einer kann reden und sieben können singen.<br />

Volksmund


27 CHOR IM GESPRÄCH<br />

DER KRISE TROTZEN<br />

Initiative des Landtags NRW, und gab „Fensterkonzerte“<br />

vor Seniorenhe<strong>im</strong>en. Die Sängerinnen, die sich<br />

an Rhein und Sieg vom <strong>Chor</strong>verband NRW während<br />

der Corona-Krise besonders ans Herz gelegt worden.<br />

Die hiesigen Sängerinnen und Sänger haben dieses<br />

besondere Anliegen in vorbildlicher Weise praktiziert<br />

Neujahrsessen 2023<br />

Fotos: privat<br />

Auch der von der japanischen <strong>Chor</strong>leiterin K<strong>im</strong>iko<br />

Bernhöft dirigierten Sängerinnen des „Frauenchores<br />

Hürth) beteiligten sich in den Jahre 2022 und 2023<br />

an der Aktion teil "Mit Mut der Krise trotzen" teil, einer<br />

zudem <strong>im</strong> Jahre zu einem Neujahrsessen getroffen<br />

haben, freuten sich über die Auftritte bei den älteren<br />

Menschen und brachten heitere Lieder zum Frühling<br />

und klangfeine Volksweisen dar. Die besagten Fensterkonzerte<br />

sind den Chören und <strong>Chor</strong>gemeinschaften<br />

und den Seniorinnen und Senioren <strong>im</strong>mer wieder eine<br />

große Freude gemacht. Das tun sie auch, wenn keine<br />

Ausnahmesituation herrscht, wie es nun einmal die<br />

schreckliche Pandemie gewesen ist! Die Chöre trifft<br />

man regelmäßig in Seniorenhe<strong>im</strong>en und Krankenhäusern.<br />

Und das ist gut so! die Chöre wissen längst, dass<br />

der Gesang verbindet und die Seele labt.


28 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GOSPELNACHT<br />

Foto: privat<br />

Bei der „19. Ökumenischen Gospelnacht“ vor der<br />

Corona-Krise war die Zündorfer Pfarrkirche St. Mariä<br />

Geburt bis auf den allerletzten Platz gefüllt. Diesmal<br />

ging es um das Thema „Sieger“, da von den Pfarrern<br />

Thomas Rhein und Rolf Theobold in recht anschaulich<br />

erklärt wurde. Mit dem Zitat aus der Bibel "wenn Dich<br />

jemand auf die rechte Wange schlägt, so halte ihm<br />

auch die linke hin", machten sie deutlich, dass ein gelebtes<br />

Christentum etwas für Sieger sei. Dem Motto<br />

folgten die mehr als 50 engagierten Sängerinnen und<br />

Sängern des Gospelchores „Spirit of Change“ Porz-<br />

Zündorf und die eigene Band unter der bewährten<br />

Leitung von Michael Hesseler mit dem Song „Victory“<br />

und anderen st<strong>im</strong>mungsvollen und besinnlichen<br />

Stücken, wobei auch das Publikum hatte Gelegenheit,<br />

mitzusingen und zu klatschen. Bei dieser gelungenen<br />

Gospelnacht wurden auch wieder Spenden für einem<br />

guten Zweck gesammelt. Die Hälfte der Spenden ging<br />

an eine bedürftige Familie in Porz-Langel, während<br />

die andere Hälfte für die Arbeit des Gospelchores best<strong>im</strong>mt<br />

war. Ein Jahr zuvor beteiligte man sich an einem<br />

internationalen Adventsingen in Wien (Foto), wo<br />

sich alljährlich in der Vorweihnachtszeit Chöre aus aller<br />

Welt treffen, um zu singen. Neben Auftritten <strong>im</strong><br />

Festsaal des Wiener Rathauses und in der Friedhofskirche<br />

zum hl. Karl Borromäus, kamen auch die<br />

Weihnachtsmärkte und Sehenswürdigkeiten in Wien<br />

nicht zu kurz. Am Vorabend des 1. Advent war es wieder<br />

so weit. Gemeinsam mit dem Orchester an St. Josef<br />

und unterstützt von den „Porzer Gospelkids“ entführten<br />

„Spirit of Change & Band“ das Publikum in der<br />

Porzer Pfarrkirche St. Josef auf eine musikalische<br />

Reise, wobei Stücke aus den Genres Gospel, Musical<br />

und Pop zu hören waren. Dabei fehlten auch keine<br />

weihnachtlichen Klänge. Tonmeister Wilfried Venedey<br />

setzte dabei die Singst<strong>im</strong>men und die Band professionell<br />

in Szene. <strong>Chor</strong>leiter und Gründer Michael Hesseler<br />

war seit dem Jahre 1992 Organist von St. Mariä<br />

Geburt in Zündorf und seit dem Jahre 1994 ist er Kantor<br />

und Kirchenmusiker <strong>im</strong> Seelsorgebereich Porzer<br />

Rheinkirchen Süd (St. Mariä Geburt in Porz-Zündorf<br />

und St. Clemens in Porz-Langel.<br />

Die Berührung von Gott und der Seele ist Musik.<br />

Bettina von Arn<strong>im</strong>


29 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Fotos: Bewegte Kommunikation St. Augustin<br />

KONZERT ZUR MAIENZEIT<br />

Die von Musikdirektor FDB Stefan Wurm dirigierte<br />

„Swingphonie“ (<strong>Chor</strong>gemeinschaft „Germania“ Siegburg)<br />

war zu Gast in der katholischen Pfarrgemeinde<br />

St. Hedwig in Siegburg-Zange. Dort gestalteten sie<br />

am Vorabend des 1. Mai 2023 ein gutbesuchtes Konzert<br />

in der St. Hedwig-Kirche mit beschwingten und<br />

begeisternden Evergreens und Ohrwürmern. Danach<br />

mischte man sich vor dem Gotteshaus unter die zahlreichen<br />

Besucherinnen und Besucher, die auf zünftige<br />

Weise den Wonnemonat Mai und den Lenz begrüßten.<br />

Man plauderte und lachte miteinander und genoss<br />

den lauen Maienabend in vollen Zügen!


30 CHOR IM GESPRÄCH<br />

VON CORONA VERSCHONT<br />

Im Rahmenprogramm zum Jahresempfang der Gemeinde<br />

Meckenhe<strong>im</strong> am 01.03.2020 trat der <strong>Chor</strong><br />

"New Generation" auf. Mit "Get On Board!" begann<br />

die Liederfolge be<strong>im</strong> ersten Auftritt mit einem schnel<br />

Foto: privat<br />

Der Gemischte <strong>Chor</strong> „New Generation“ Meckenhe<strong>im</strong><br />

singt unter der bewährten Leitung von Ach<strong>im</strong><br />

Scheuermann Gospels, Spirituals sowie Rockmusik<br />

und Popsongs. Be<strong>im</strong> Jahresempfang der Gemeinde<br />

Meckenhe<strong>im</strong> trat der <strong>Chor</strong> <strong>im</strong> Jahre 2020 auf und<br />

hatte dabei das große Glück, dass man nicht von der<br />

Corona-Pandemie he<strong>im</strong>gesucht wurde, die bekanntlich<br />

<strong>im</strong> März 2020 weltweit ihr Unheil anrichtete. Die<br />

engagierten Sängerinnen und Sänger eröffneten die<br />

Veranstaltung mit dem ausdrucksvollen afroamerikanischen<br />

Gospelgesang "Get on board" und dem legendären<br />

Hit "Give a little bit", mit dem die britische<br />

Rock- und Popband „Supertramp“ in den siebziger<br />

Jahren die Charts stürmte. Einen weiteren Einblick in<br />

das vielfältige Repertoire gewährten die engagierten<br />

Sängerinnen und Sänger und ihr bewährter Dirigent<br />

mit einem Song aus dem mysteriösen Musical "The<br />

Phantom of the Opera" von Andrew Lloyd Webber und<br />

der zauberhaft-verträumten Rockballade „Everything<br />

I do“ des kanadischen Sängers Brian Adams. Es ist<br />

der Titelsong des Films „Robin Hood – König der<br />

Diebe“ von Kevin Reynolds aus dem Jahre 1991. In<br />

diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt werden,<br />

dass „New Generation“ <strong>im</strong> Jahre 2002 diesen schwärmerischen<br />

Song einstudiert hat. Das Publikum belohnte<br />

die gekonnten Stücke zurecht mit anhaltendem<br />

Beifall. Im Jahre 2019 trat man be<strong>im</strong> Gottesdienst<br />

anlässlich des beliebten Gemeindefestes in der<br />

evangelischen Kirche in Meckenhe<strong>im</strong> auf. Mit mehreren<br />

ausgesuchten Gospelgesängen zeigte der <strong>Chor</strong><br />

wiederum, dass er sein musikalisches Metier wirklich<br />

beherrscht und viel Freude am Singen hat. Der Gottesdienst<br />

wurde durch die Kinder und Erzieherinnen<br />

der protestantischen Tagesstätte "Regenbogen" sehr<br />

abwechslungsreich gestaltet. Nach dem Gottesdienst<br />

gab es Kaffee und Kuchen sowie Getränke und Bratwurst<br />

mit allerlei Spielmöglichkeiten für die Kinder <strong>im</strong><br />

Bonhoeffer-Haus und an der naheliegenden Kindertagesstätte.


31 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GEDÄCHTNISKONZERT<br />

Foto: privat<br />

Der <strong>im</strong> Jahre 1902 gegründete und von Eugen Momot<br />

dirigierte „Polizeichor Köln“ feierte sein 120-jähriges<br />

Bestehen mit einem Festkonzert <strong>im</strong> Jahre 2022 in der<br />

Kölner Philharmonie, bei dem Pianistin Alexandra Momot,<br />

ein Orchester und Sänger Ansgar E<strong>im</strong>ann mitwirkten.<br />

Im Jahre 2023 veranstaltete man zu Ehren<br />

des früheren Kölner Oberbürgermeisters und<br />

Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer das 56. Gedächtniskonzert<br />

(!) in der romanischen Basilika St.<br />

Severin<br />

St. Severin. Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler<br />

der Bundesrepublik Deutschland, war als Kölner<br />

Oberbürgermeister Ehrenmitglied und nach dem<br />

Kriege bis zu seinem Tode Schirmherr des Polizeichores.<br />

Mit vielen Auftritten in aller Welt hat der <strong>Chor</strong><br />

Brücken der Verständigung geschlagen und gezeigt,<br />

dass persönliche Beziehungen das beste Fundament<br />

für Versöhnung und Völkerverständigung sind. Über<br />

die Landesgrenzen hinweg sind so zahlreiche<br />

Freundschaften entstanden. Ob Konzerte <strong>im</strong> Kölner<br />

Gürzenich und der Philharmonie, für das WDR-Fernsehen<br />

oder die BBC, vor dem Capitol in Washington<br />

oder bei Papst Johannes XXIII. <strong>im</strong> Petersdom, <strong>im</strong> Kaiserpalast<br />

zu Tokio vor dem Bruder des heutigen<br />

Tenno, vor Vertretern der thailändischen Königsfamilie<br />

in der Universität Bangkok, vor dem König Mswati<br />

III von Swaziland, in der Sydney Opera – dem Kölner<br />

Polizeichor ist es in den vergangenen Jahrzehnten <strong>im</strong>mer<br />

wieder gelungen, unzählige Zuhörer <strong>im</strong> In- und<br />

Ausland zu erfreuen und als musikalischer Botschafter<br />

der Kultur- und Musikstadt Köln und als Kulturträger<br />

der Polizei in Köln und NRW zu überzeugen. Der<br />

Polizeichor Köln ist stolzer Inhaber der Papstmedaille<br />

„Oboedientia et Pax“ und der August-von-Othegraven-Plakette.<br />

Das Gedächtniskonzert dirigierte ebenfalls<br />

Eugen Momot, während die Pianistin Alexandra<br />

Momot als versierte <strong>Chor</strong>begleiterin und Gerd<br />

Schmidt als überzeugender Orgelinterpret ihr Scherflein<br />

zum Gelingen des Gedenkkonzertes beitrugen.<br />

Der Polizeichor brachte ausgesuchte <strong>Chor</strong>werke von<br />

Händel, Beethoven, Willy Trapp, Luigi Cherubini, Joh.<br />

S. Bach, Mozart und Richard Wagner zu Gehör, während<br />

der sich der Organist sich intensiv Orgelstücken<br />

von Jean Langlais, Jan Pieterszoon Sweelinck und Josef<br />

Gabriel Rheinberger widmete. Die Gedenkansprache<br />

hielt der Ex-Direktor des Kölner Stadtmuseums,<br />

Dr. Mario Kramp, wobei er die „Deutsch-Französische<br />

Freundschaft“ zum Thema machte. Diese ist bekanntlich<br />

von Adenauer und dem französischen Staatspräsidenten<br />

Charles de Gaulle begründet worden.


32 CHOR IM GESPRÄCH<br />

LIEBE ZUM SINGEN<br />

Fotos: privat


33 CHOR IM GESPRÄCH<br />

"Singen ist Leben, Singen ist Freude, Singen ist Hoffnung,<br />

Singen ist Frieden." So lautet der Wahlspruch<br />

des <strong>im</strong> Jahre 1972 gegründeten „Männerchores Pulhe<strong>im</strong>“,<br />

der einem <strong>Chor</strong>lied aus dem vielfältigen Repertoire<br />

entstammt. Der engagierte Männerchor, der<br />

vom akribisch arbeitenden <strong>Chor</strong>leiter Sven Morche dirigiert<br />

wird, hat sich von der ersten Stunde als eine<br />

stattliche und respektable Gemeinschaft präsentiert.<br />

Das zeigen die beiden Jahreskonzerte <strong>im</strong> Dr.-Hans-<br />

Köster-Saal in Pulhe<strong>im</strong>, die seit der <strong>Chor</strong>gründung in<br />

den siebziger Jahren zum musikalischen Gütezeichen<br />

des <strong>Chor</strong>es gehören. Vor den Konzerten treffen sich<br />

die Sänger und ihr Dirigent zu einem Wochenend-Seminar,<br />

um sich den letzten Feinschliff zu holen. Das<br />

Repertoire umfasst u.a. klassische <strong>Chor</strong>musik, Opernchöre,<br />

Operettenlieder, Musicalsongs, Schlagermedien<br />

und Kölner Mundartlieder. Als sich <strong>im</strong> Jahre 1972<br />

mehr als zwei Dutzend Pulhe<strong>im</strong>er Sänger zur <strong>Chor</strong>gründung<br />

trafen, wurden sie mehr oder weniger belächelt.<br />

In jenen Tagen sind viele Männerchöre aufgelöst<br />

worden, was an die heutige <strong>Chor</strong>situation erinnert.<br />

Doch die Pulhe<strong>im</strong>er Sänger ließen sich nicht unterkriegen,<br />

wo sie sich vom Vorsitzenden der Kreissängervereinigung<br />

Köln, Karl Weißenberg, und dem<br />

„Polizeichor Köln" Rat einholten. Der erste <strong>Chor</strong>auftritt<br />

<strong>im</strong> Saal des Pulhe<strong>im</strong>er „Hubertushofs" war der<br />

historische Auftakt der erwähnten Jahreskonzerte, die<br />

heute noch ausverkauft sind und <strong>im</strong>mer wieder ein<br />

begeistertes Publikum finden! Seit dem Jahre 1988 ist<br />

der Dr.-Hans-Köster-Saal zur musikalischen He<strong>im</strong>stätte<br />

geworden, nachdem der „Hubertushof“ abge-<br />

brannt ist. Im Laufe der Zeit hat man freundschaftliche<br />

Beziehungen zu Chören in Dänemark, Belgien,<br />

Luxemburg, Ungarn und Italien geknüpft. Während<br />

eines Berlin-Besuchs war sogar ein Auftritt in der damaligen<br />

DDR möglich. Auch in Funk und Fernsehen<br />

war der <strong>Chor</strong> zu hören und zu sehen. Im Jahre 1997<br />

wurde bei einem <strong>Chor</strong>seminar <strong>im</strong> Priesterhaus <strong>im</strong> niederrheinischen<br />

Kevelaer entschieden, ein Sängerhaus<br />

(Foto) in Eigenarbeit zu errichten. Man schuf eine<br />

echte eine Sängerresidenz, auf die die Sänger stolz<br />

sein können! Mehr als 2.500 Gäste und Ehrengäste<br />

waren hellauf begeistert. Im großzügig ausgelegten<br />

Proberaum macht es Riesenspaß zu singen, zumal die<br />

Akustik hervorragend ist. Die Proben sind der Weg,<br />

das Ziel ist es, ein Mosaikstein <strong>im</strong> kulturellen Leben<br />

der Stadt Pulhe<strong>im</strong> zu sein und zu bleiben getreu der<br />

Losung: „Freude am Leben heißt Freude sich geben".<br />

*<br />

Ein gutes Lied wächst mit dem Singen.<br />

Norman H. Russel


34 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ETWAS NEUES WAGEN<br />

Foto: privat<br />

Sie sei positiv überrascht und sehr erfreut gewesen<br />

als sich <strong>im</strong> Jahre 2004 tatsächlich 50 an <strong>Chor</strong>musik<br />

interessierte Frauen und Männer gekommen waren,<br />

um miteinander zu singen. Daran erinnerte sich<br />

Kirchenmusikerin Julia Oligmüller und dachte dabei<br />

an die Zeit zurück, da der Gemischte <strong>Chor</strong> „TonArt“<br />

„TonArt“ Köln-Hürth die ersten musikalischen Schritte<br />

zurücklegt hat. Die <strong>Chor</strong>leiterin hatte selbst kräftig<br />

die Werbetrommel gerührt und <strong>im</strong> Pfarrbrief mit persönlichen<br />

Ansprachen und über Aushänge für die<br />

Gründung eines neuen <strong>Chor</strong>es nachdrücklich<br />

geworben. Ihr schwebte ein Ensemble vor, das neue<br />

geistliche Lieder, Gospelgesänge und neuere Kirchenmusik<br />

singen würde und dabei Spaß an moderneren<br />

Rhythmen hätte. Auch hin und wieder etwas Jazziges<br />

wagen, ging ihr ebenfalls durch den Kopf! Inzwischen<br />

blickt sie froh und ein wenig stolz auf das zurück, was<br />

sie in vielen <strong>Chor</strong>proben mit den engagierten Sängerinnen<br />

und Sängern erarbeitet hat. Das dokumentieren<br />

die musikalische Gestaltung vieler Gottesdienste,<br />

die Auftritte bei den verschiedensten Veranstaltungen<br />

und letztlich auch die Konzerte. Gab es in den ersten<br />

Jahren noch eine gewisse Fluktuation, so hat der <strong>Chor</strong><br />

mittlerweile konsolidiert, was auch auf die vorbildliche<br />

Arbeit der <strong>Chor</strong>leiterin und den guten Geist zurückgeht,<br />

der bei den Sängerinnen und Sängern seit dem<br />

Bestehen des <strong>Chor</strong>es herrscht! Freude und Engagement<br />

gegen wortwörtlich den Ton an. Im Jahre 2020<br />

gestaltete man eine Jubiläumsmesse zum 15-jährigen<br />

Bestehen in der katholischen Pfarrkirche St. Severin<br />

in Hürth-Hermülhe<strong>im</strong> gefeiert wird. Dabei wagte die<br />

<strong>Chor</strong>leiterin einmal mehr etwas Neues. Sie hatte sich<br />

dabei für die „Nidaros Jazz Mass“ des englischen<br />

Komponisten Bob Chilcott (*1965) entschieden, die<br />

für <strong>Chor</strong>, Klavier, Kontrabass und Schlagzeug vertont<br />

worden ist. Die <strong>Chor</strong>leiterin ist der Meinung, dass die<br />

ungewohnte Komposition eine reizvolle Aufgabe gewesen<br />

sei, wobei die Messe kompositorisch so gut<br />

umgesetzt sei, dass sie ein breites Publikum anspricht.<br />

Anfangs war sie ein wenig skeptisch, ob die<br />

Jazzmesse auch bei allen Beteiligten ankommen<br />

würde. Doch die Zweifel waren unberechtigt.


<strong>35</strong> CHOR IM GESPRÄCH<br />

MEHR ALS NUR EIN HOBBY<br />

Singen <strong>im</strong> <strong>Chor</strong> kann den Menschen ein Leben lang<br />

begleiten. So gesehen ist es mehr als ein Hobby und<br />

eine sinnvolle und vielfältige Freizeitbeschäftigung.<br />

Man kann das Singen auf den Dreiklang Gemeinschaft-Geist-Gesundheit<br />

bringen. Wenn das Singen<br />

zur persönlichen Max<strong>im</strong>e wird, dann hat man einem<br />

wahrlichen Phänomen verschrieben, das Körper,<br />

Geist und Seele in der Balance hält. Mit anderen Worten:<br />

Das Singen fördert die Geselligkeit untereinander<br />

und das über Generationen hinweg. Zudem fördert es<br />

den Geist, da es <strong>Chor</strong>leiterinnen und <strong>Chor</strong>leiter gibt,<br />

die als Noten singen lassen. Darüber hinaus ist das<br />

Singen für die Seele und das eigentliche Wohlbefinden<br />

von unschätzbarem Wert, da es Glückshormone<br />

ausschüttet und die Seele zum Ruhekissen macht!<br />

Das alles sollte die Eltern und Schulen dazu ermutigen,<br />

mit der frühkindlichen Musikerziehung gezielt<br />

anzufangen, um die Liebe zur Musik zu wecken und<br />

dem Singen von Kindesbeinen an das eigentliche Augenmerk<br />

zu schenken. So sind die besten Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen, dass man ein ganzes Leben<br />

der Musik und dem <strong>Chor</strong>gesang verbunden bleibt. Außer<br />

der Singfreude bereitet den vielen Sängerinnen<br />

und Sängern auch der Applaus und die Gunst des<br />

Publikums ebenfalls großes Vergnügen. Was wäre die<br />

eine oder andere gesellige Veranstaltung, ohne ein<br />

Lied zu hören oder sogar mitzusingen? Das trifft auch<br />

auf die ältere Generation zu. Denn durch das regelmäßige<br />

Beisammensein können die Seniorinnen und<br />

Senioren soziale Kontakte erhalten und neue knüpfen<br />

und pflegen. Häufig lösen sich soziale Kontakte, gesellschaftliche<br />

und familiäre Strukturen <strong>im</strong> fortgeschrittenen<br />

Alter auf. Daher ist das Singen in einem<br />

<strong>Chor</strong> eine wichtige Gelegenheit, um die Freizeit mit<br />

anderen und gleichgesinnten Menschen zu gestalten<br />

und zu verbringen! Es darf nicht vergessen werden,<br />

dass auch die älteren Menschen eine kontrollierte Atmung<br />

praktizieren und die Lunge regelmäßig fordern.<br />

Es ist bekanntlich eine besondere Leistung für alle die<br />

singen, dass man sich auf die eigene St<strong>im</strong>me und auf<br />

einen vorgegebenen Rhythmus konzentrieren muss.


36 CHOR IM GESPRÄCH<br />

EIN LIED VOM LEBEN<br />

Der Gemischte <strong>Chor</strong> „<strong>Chor</strong>isma“ Hürth-Efferen feierte<br />

<strong>im</strong> Jahre 2019 das zehnjährige Bestehen mit einem<br />

Konzert in der katholischen Pfarrkirche St. Mariä Geburt<br />

in Hürth-Efferen. Dem Programm hatte man das<br />

sinnfällige Motto „Singt Gott ein Lied vom Leben“ gegeben<br />

und dabei die Möglichkeit zum Mitsingen angeboten.<br />

Unterstützt wurde der <strong>Chor</strong> von einem Band.<br />

Auf dem Programm stehen neue geistliche Lieder,<br />

Gospels, Musicalsongs und die ein oder andere Überraschung.<br />

Im Jahre 2009 entstand der <strong>Chor</strong> <strong>im</strong> Anschluss<br />

an ein Musical-Projekt, bei dem man den Kinder-<br />

und Jugendchor „Klingeltöne“ Hürth unterstützte.<br />

In den vergangenen Jahren hat sich der <strong>Chor</strong><br />

ständig weiterentwickelt und zählt mehr als drei Dutzend<br />

Sängerinnen und Sänger. Das Repertoire umfasst<br />

moderne geistliche <strong>Chor</strong>musik. Man singt in den<br />

Gottesdiensten in St. Mariä Geburt und anderen Orten,<br />

singt bei Festen, Taufen und Hochzeiten. Bisherige<br />

Höhepunkte waren zwei gemeinsame Konzerte<br />

mit dem <strong>Chor</strong> „TonArt“ in St. Severin und das Konzert<br />

zum zehnjährigen Kinderchor-Jubiläum. Im Anschluss<br />

lädt der <strong>Chor</strong> zu einem kleinen Umtrunk ein.<br />

*<br />

Es sind nicht die Worte des Liedes,<br />

welche die Kraft des Gebetes ausmachen.<br />

Es ist die Art wie es gesungen wird,<br />

Foto: privat<br />

die des Lebens Ohr erreicht.


37 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto / Plakat: privat Repro: Erik Breidenbach<br />

Die Sänger des „Quartettverein Herchen“ (Gemeinde<br />

Windeck) kümmertnsich schon seit vielen Jahren um<br />

das traditionelle Pfingsteiersingen <strong>im</strong> idyllisch en Luftkurort<br />

an der Sieg. In diesem Zusammenhang sollte<br />

man auf das bodenständige Brauchtum einmal näher<br />

eingehen. In der Nacht zum Pfingstsonntag ziehen die<br />

"Heischegruppen" mit einem Handkorb oder mit einem<br />

Bollerwagen ausgestattet, von Haus zu Haus, um<br />

mit ihrem "Heischegesang" Eier zu erbetteln. Der Begriff<br />

"heischen" und steht dabei für „fordern“ oder<br />

„verlangen“. Der volkstümlich anmutende Gesang<br />

wird durch Quetschbüggel, Trööt oder Gitta" (Akkordeon,<br />

Trompete oder Gitarre) auf zünftige Weise begleitet.<br />

Die Texte haben die "Peisjungen"(Pfingstjungen)<br />

sprichwörtlich mit der Muttermilch aufgesogen.<br />

Sie unterscheiden sich je nach Örtlichkeit, Naturell<br />

und Mundart und klingen sinngemäß so:<br />

He kommen och de Peisjungen,<br />

feine Rosen Blümelein.<br />

Mr han diss Johr noch nit jesungen.<br />

feine Rosen Blümelein.<br />

Rosen und drei Blümelein,<br />

wacker ist das Mägdelein.<br />

Die Hausbewohner haben schon ein paar Eier parat<br />

und lassen sich auch nicht lumpen, den Sängern zur<br />

Pflege der heiseren Kehlen „Eene zu schodden“ (einen<br />

zu schütten). Für die „Heischesänger“ gipfelt das Vergnügen<br />

<strong>im</strong> gemeinsamen Verzehr der Eier, die sie an<br />

gastlicher Stätte zünftig "in de Pann schlonn“ (in die<br />

Pfanne schlagen).


38 CHOR IM GESPRÄCH<br />

KINDERMUSICALS<br />

Foto / Plakat: privat<br />

Seit mehr als 25 Jahren existiert in der evangelischen<br />

Kirchengemeinde Hürth der Kinderchor „Kantoreispatzen”,<br />

der sich unter der engagierten und vorbildlichen<br />

Leitung von Kirchenmusikerin Veronika<br />

Metzger <strong>im</strong>mer wieder mit der Einstudierung und Aufführung<br />

von Kindermusicals beschäftigt. Das macht<br />

der <strong>Chor</strong>leiterin und den aufgeweckten und <strong>im</strong>mer<br />

wieder begeisterungsfähigen Kindern <strong>im</strong> Alter von 5<br />

bis 12 Jahren gleichermaßen viel Spaß. Es ist ein offenes<br />

Gehe<strong>im</strong>nis, dass die Kinder nicht nur gerne singen,<br />

sondern ebenso gerne auf der Bühne lachen,<br />

tanzen und spielen. Sie sind eigentlich die geborenen<br />

Bühnenstars. Das hat die <strong>Chor</strong>leiterin längst verinnerlicht<br />

und es sich zur reizvollen Aufgabe gemacht, die<br />

kleinen Bühnenkünstler zu fördern. So ist es nicht<br />

verwunderlich, dass man in der besagten Kirchengemeinde<br />

und auch darüber hinaus auch den Liedern<br />

zahlreiche Kindermusicals inszeniert und damit Groß<br />

und Klein erfreut hat! Das gilt für die biblischen Kindermusicals<br />

„Petrus-Vertrauenssache“, „Die Schrift<br />

an der Wand“ oder „Die Schnecke Sofia“, die sich auf<br />

den langen Weg nach Bethlehem macht, um den Heiland<br />

aufzusuchen. Im Fokus des Ganzen steht die<br />

Freude an der Gemeinschaft und am Gesang. Inzwischen<br />

gab es sogar Auftritte in der Köln Arena, in einer<br />

Fernsehsendung und auf Schull- und Veedelszöch.<br />

Mit der Kölner Opernwerkstatt hat man in einer<br />

Kinderoper mitgesungen und eine eigene CD zum<br />

Thema “Freundschaft” produziert.


39 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: privat<br />

SIEGBURGER VOCALISTEN<br />

Die von Hans-Theo Schneider dirigierten „Siegburger<br />

Vocalisten“ brachten ihrem Präsidenten Jürgen Becker<br />

ein Ständchen zu dessen 70. Geburtstag <strong>im</strong><br />

Siegburger Restaurant „Taverne Sirtaki“. Natürlich<br />

freute sich der Jubilar über das musikalische Stelldichein<br />

<strong>im</strong> Kreise seiner geschätzten Sänger, die seit<br />

dem Jahre 2022 erfolgreich neue musikalische Wege<br />

gehen. Die <strong>Chor</strong>isten und Vokalsänger sind noch enger<br />

zusammengerückt und hatten entschlossen in<br />

kleinerer St<strong>im</strong>mbesetzung den geliebten Wiener<br />

Komponisten Franz Schubert nicht zu vergessen und<br />

durch ambitionierten <strong>Chor</strong>gesang anspruchsvolle<br />

<strong>Chor</strong>werke aufzuführen und dabei gehaltvolle <strong>Chor</strong>literatur<br />

der Gegenwart zu präsentieren. Am Muttertag<br />

<strong>im</strong> Jahre 2023 gestaltete man in der Troisdorfer Pfarrkirche<br />

musikalisch den Gottesdienst.


40 CHOR IM GESPRÄCH<br />

HERAUSFORDERUNG<br />

Eine Weile vor Corona führten <strong>Chor</strong> und Orchester St.<br />

Matthäus Alfter ein weiteres der traditionellen Jahreskonzerte<br />

unter der souveränen Leitung von Kirchenmusiker<br />

Engelbert Hennes in der Pfarrkirche St. Matthäus<br />

in Alfter auf. Dabei hat der erfahrene <strong>Chor</strong>leiter<br />

das beachtliche Repertoire um gewichtige Kompositionen<br />

aus der Barockzeit bereichert. Es handelte sich<br />

hierbei um ausgesuchte Werke der alten Meister Pergolesi,<br />

Durante und Vivaldi, die den Sängerinnen und<br />

Sängern sowie den Musikern vieles ins musikalische<br />

Stammbuch geschrieben haben. Doch man nahm in<br />

der Voreifel die wirkliche Herausforderung mit Freude<br />

und Begeisterung an und bescherte damit den vielen<br />

Besuchern ein ganz besonderes Vergnügen. Man<br />

hatte sich einmal mehr auf das gelungene Konzert<br />

vorbereitet und so ließen sich <strong>Chor</strong> und Orchester mit<br />

der allergrößten Sorgfalt und Intensität auf die Werke<br />

ein und spürten ihrem herrlichen Duktus nach! Mit<br />

den exponierten Werken wurde man dem Charakter<br />

des Totensonntags in allen Belangen gerecht. Das gilt<br />

für "Stabat mater" von Giovanni Battista Pergolesi für<br />

Frauenchor, Soli und Streicher. Wie Mozarts „Requiem“<br />

gilt diese eindringliche Komposition, bei der<br />

die Gottesmutter sehr schmerzvoll um den Tod des<br />

Sohnes trauert, als ein letztes musikalisches Vermächtnis.<br />

Die tiefe Zerrissenheit hat der italienische<br />

Komponist ausdrucksvoll dargestellt. Gela Birkenstaedt<br />

(Sopran) und Irmtraud Griebler (Alt) präsentierten<br />

sich als st<strong>im</strong>mlich ausgewogenes Duett, was auch<br />

Foto: privat<br />

für das bekenntnishafte "Magnificat" in B-Dur von<br />

Francesco Durante gilt. Bei diesem marianischen Lobgesang<br />

überzeugten die Männerst<strong>im</strong>men, obwohl sie<br />

st<strong>im</strong>mlich in der Minderheit waren. Das konnte man<br />

ebenfalls be<strong>im</strong> unsterblichen "Gloria" von Antonio<br />

Vivaldi hören. Die erwähnten Solistinnen zeigten auch<br />

<strong>im</strong> Meisterstück des Venezianers, dass sie sich in ihrem<br />

gesanglichen Metier bestens auskennen. Das<br />

trifft ebenso für das Orchester und dessen Solisten<br />

zu, die den rechten Klanggrund für die unvergänglichen<br />

Werke schufen.


41 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GOSPELFESTIVAL<br />

sche Gemeinde Bonn- Röttgen) und „Wave of Joy“ aus<br />

Bonn ein beeindruckendes Stelldichein mit fesselnden<br />

Miteinander von mehr als 200 Sängerinnen und Sänger<br />

zu einem lebendigen und authentischen Festival,<br />

Foto: privat<br />

Bei einer ökumenischen <strong>Chor</strong>woche der Evangelischen<br />

Kirche <strong>im</strong> Rheinland und des Erzbistums Köln<br />

gaben sich die Gospelchöre „Swinging Chariot“ (evangelische<br />

Auferstehungskirche Bonn), „Swinging Rainbow“<br />

(evangelische Apostelkirche Bonn), „<strong>Chor</strong>ios“<br />

(evangelische Kirchengemeinde Bornhe<strong>im</strong>), „Spirit of<br />

Gospel“ (Pfarrverband Bad Godesberg-Süd),<br />

„Sounding Joy“ (evangelische Johannis-Gemeinde<br />

Bad Godesberg) „Thom´s Glory Singers“ (evangeli-<br />

Gospelgesängen, bei dem die Glaubensbotschaft die<br />

Herzen der vielen Besucher in der Bonner Kreuzkirche<br />

erfüllte. Auch wenn die Gospelchöre eher in der evangelischen<br />

Kirche behe<strong>im</strong>atet sind, so tat das der ökumenischen<br />

Zielsetzung keinen Abbruch, da die<br />

st<strong>im</strong>mliche Besetzung in den Gospelchören „ökumenisch“<br />

gehalten ist und die Konfession in den Chören<br />

noch nie eine Max<strong>im</strong>e gewesen ist. Vordergründig ist<br />

die Glaubensauffassung und die Freude darüber,<br />

diese an die Menschen weiterzugeben. So geriet das<br />

das die Besucher Christen vom ersten Augenblick<br />

vollends begeisterte. Die Gospels und ihre Bearbeitungen<br />

zogen die Hörer in ihren Bann, da das Repertoire<br />

auch das Ohrwürmer und seltene Gospels enthielt,<br />

war schon erstaunlich. Alles war sorgfältig einstudiert,<br />

so dass es für die gestenreichen Protagonisten<br />

und ihre mitswingenden Dirigenten lauten Szenenbeifall<br />

gab. Unter den populären Gospelsongs und<br />

den Kirchenliedern fanden sich der friedensstiftende<br />

und versöhnende Song „You got a friend“.

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