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Chor im Gespräch FOLGE 34

Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet

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1 CHOR IM GESPRÄCH<br />

<strong>Chor</strong>fest 2023 in Hennef-Stoßdorf<br />

CHOR IM GESPRÄCH<br />

<strong>34</strong>. Folge (2024)<br />

Betrachtung von Chören an Rhein und Sieg


2 CHOR IM GESPRÄCH<br />

VORWORT<br />

Diese Betrachtung soll ein Bekenntnis zum hiesigen<br />

<strong>Chor</strong>gesang sein, der nicht nur die Menschen <strong>im</strong>mer<br />

wieder erfreut, sondern auch ein Stück gelebte He<strong>im</strong>at<br />

ist. Das zeigt nicht nur die Tradition der Chöre<br />

und <strong>Chor</strong>gemeinschaften, sondern auch die vielfältigen<br />

Aktivitäten, die sich zwangs-läufig aus dem <strong>Chor</strong>und<br />

Vereinsleben ergeben. Das gilt für die zahlreichen<br />

Auftritte, Konzerte und anderweitigen Veranstaltungen.<br />

Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass das Singen<br />

auch den Sängerinnen und Sängern viel Spaß bereitet.<br />

Dass das Singen zudem eine gesellige und soziale<br />

Komponente hat, müsste eigentlich allen Menschen<br />

bekannt sein! Darum liegt es eigentlich auf der Hand,<br />

dass man sich für dieses Metier wirklich interessieren<br />

sollte. Das ganze Umfeld soll deshalb einmal intensiv<br />

betrachtet und auch denen nähergebracht werden,<br />

die sich eigentlich dessen nicht so bewusst sind. Außer-dem<br />

hat es für den Verfasser den weiteren Grund,<br />

dass sich damit für ihn ein stiller Wunsch erfüllt. Es<br />

ist für ihn interessant, das ganze und vielfältige Geschehen<br />

zu erleben und zu dokumentieren. Nicht nur<br />

der hiesige <strong>Chor</strong>gesang erlebt eine Zeit, in der die<br />

Sängerinnen und Sänger nachhaltig beweisen können<br />

und müssen, was ihnen das musikalische Erbe wert<br />

ist, das es zu bewahren gilt. Wir sollten uns nicht nur<br />

bei Jubiläumsfeiern daran erinnern. Doch ist leichter<br />

gesagt als getan. Denn es verlangt einen ausgeprägten<br />

Gemeinsinn und die überzeugte Freude am Singen!<br />

Walter Dohr<br />

INHALTSVERZEICHIS<br />

03 <strong>Chor</strong>austausch<br />

04 Homogener <strong>Chor</strong>klang<br />

05 Maiansingen in Birk<br />

06 Anspruchsvolle <strong>Chor</strong>musik<br />

08 Einfach Unglaublich<br />

09 Humperdinck-Fest in Siegburg<br />

12 Online-Singen<br />

13 Bezauberndes Quintett<br />

14 Singen macht Freude<br />

16 Mit oder ohne Noten<br />

18 <strong>Chor</strong>musik zum Pfingstfest<br />

19 Singen <strong>im</strong> Alter<br />

20 Netzwerk der Kölner Konzertchöre<br />

22 Glänzende <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men<br />

24 Letzte <strong>Chor</strong>auftritte<br />

25 Interview einer Repräsentanz<br />

27 Leben mit der Musik<br />

29 Frühlingskonzert in Birk<br />

31 Ein zielstrebiger Dirigent<br />

32 Liebe zum Gospelgesang<br />

33 Moderne Oratorien<br />

<strong>34</strong> Feinsinnige <strong>Chor</strong>leiterin<br />

36 Mitsingabende in Eitorf<br />

37 Tolle Performance in Stoßdorf<br />

38 <strong>Chor</strong>auftritt auf dem neuen Dorfplatz in Irsen<br />

39 Singst<strong>im</strong>men aus aller Welt<br />

40 Konzerte <strong>im</strong> Altenberger Dom<br />

*<br />

Einsam sind wir Töne, gemeinsam sind wir ein Lied.<br />

Ya Beppo<br />

IMPRESSUM<br />

Autor und Herausgeber: Walter Dohr<br />

Assistenz: Josef Göbel, Udo Füsser<br />

Webmaster: Erik Breidenbach<br />

Redaktion: walterdohr@musik-kompendium.de


3 CHOR IM GESPRÄCH<br />

So kamen die frohgest<strong>im</strong>mten Besucher und die anderen<br />

Chöre und <strong>Chor</strong>gemeinschaften in den Genuss,<br />

dem von Rentzsch dirigierten „Bielsteiner Männerchor“<br />

zu lauschen, der alles an st<strong>im</strong>mlicher Präsenz<br />

und dynamischer Ausdruckskraft mit sich bringt, was<br />

den Reiz des <strong>Chor</strong>gesanges ausmacht. Der junge Dirigent<br />

(Foto) leistet wirklich vorbildliche <strong>Chor</strong>arbeit!<br />

Die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern, dass<br />

an der Wiehl und der Agger sehr gut musiziert wird.<br />

Walter Dohr<br />

Fotos: privat<br />

CHORAUSTAUSCH<br />

Ein <strong>Chor</strong>fest kann man auch unter dem Aspekt des<br />

<strong>Chor</strong>austausches betrachten. Gemeint ist damit das<br />

überaus gelungene Freundschaftssingen, dass der<br />

traditionsreiche MGV „Eintracht“ Stoßdorf <strong>im</strong> Mai<br />

2023 <strong>im</strong> Stoßdorfer Bürgerhaus veranstaltet hat.<br />

<strong>Chor</strong>leiter Karsten Rentzsch, der einige Chöre dirigierte,<br />

die an der Sieg und in der Nähe zum Westerwald<br />

zuhause sind, leitet auch einige Chöre, die <strong>im</strong><br />

oberbergischen Kreis ihre sängerische He<strong>im</strong>at haben!


4 CHOR IM GESPRÄCH<br />

und Sieg anzutreffen ist! Der <strong>Chor</strong> hat zwei größere<br />

Auftritte <strong>im</strong> Jahr. Dabei handelt es sich um das Semesterabschlusskonzert<br />

und das Weihnachtskonzert.<br />

Darüber hinaus singt „Sportiss<strong>im</strong>o“ in der Adventszeit<br />

auf den Straßen der Domstadt und sammelt Geld für<br />

einen guten Zweck. Davon haben bisher das Regenbogen-Hospiz<br />

Düsseldorf, die Kölner Obdachlosenhilfe,<br />

Lebensdurst e.V., Viva con Agua, die Kinderund<br />

Jugendpsychiatrie und Rehabilitationsklinik der<br />

Uniklinik Köln profitiert. Für die richtigen und lebendigen<br />

Töne sorgt <strong>Chor</strong>leiterin Lizzie Schlüssel, die<br />

Schulmusik und Anglistik an der Kölner Universität<br />

absolviert, das Diplom an der Sporthochschule Köln<br />

und C-Examen in Kirchenmusik absolviert.<br />

Fotos: privat<br />

HOMOGENER CHORKLANG<br />

Der <strong>Chor</strong> „Sportiss<strong>im</strong>o“ der Sporthochschule Köln besteht<br />

aus engagierten Sängerinnen und Sängern, wobei<br />

die Anzahl der <strong>Chor</strong>mitglieder von Semester zu<br />

Semester stark fluktuiert. Was man aber recht freudig<br />

registriert ist die Tatsache, dass die Anzahl der männlichen<br />

<strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men erstaunlich ausgeprägt ist. Das<br />

beschert dem Ensemble einen homogenen St<strong>im</strong>mklang<br />

und stellt ein gutes Zeichen für eine st<strong>im</strong>mliche<br />

Präsenz dar, die nicht <strong>im</strong>mer in den Chören an Rhein


5 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Fotos: privat<br />

MAIANSINGEN IN BIRK<br />

Jung und Alt trafen sich auch <strong>im</strong> Jahre 2023 auf dem<br />

Dorfplatz in Birk zum Maiansingen, wozu der „He<strong>im</strong>atverein<br />

Birk“ geladen hatten. Das muntere Programm<br />

gestalteten des „Tambourcorps Pohlhausen-Birk", die<br />

Singgemeinschaft Birk unter der Leitung von Musikdirektor<br />

FDB Rolf Pohle sowie die Kinder der GGS Birk<br />

sowie die Cheerleader des TUS Birk, die den Wonnemonat<br />

Mai und den beginnenden Frühling mit Gesang<br />

und Musik begrüßten, wobei für die Akteure zurecht<br />

reichlich Beifall gab.


6 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ANSPUCHSVOLLE MUSIK<br />

Fotos: privat


7 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Peter Neumann hat die „Kartäuserkantorei Köln“ <strong>im</strong><br />

Jahre 1970 ins Leben gerufen und dafür gesorgt, dass<br />

der höchst ambitionierte <strong>Chor</strong> <strong>im</strong> Kölner Musikleben<br />

bis auf den heutigen Tag einen festen Platz <strong>im</strong> Kulturund<br />

Konzertleben der Domstadt. Den hervorragenden<br />

Ruf haben Philipp Ahmann (2005-2013) und Paul Krämer<br />

(seit 2013) weiter verstetigt. Paul Krämer setzt<br />

die Tradition des <strong>Chor</strong>es seit einem Jahrzehnt erfolgreich<br />

fort und beschreitet dabei stetig neue Wege und<br />

Aufführungsformate, wobei die Pflege der Oratorientradition<br />

einen gewissen Vorrang hat. Man bringt zudem<br />

geistliche und weltliche Werke alter und neuer<br />

Meister in regelmäßigen Konzerten in der Kölner Philharmonie<br />

und in Konzertkirchen der Region zur Aufführung.<br />

Das gilt beispielsweise für Oratorien des Barocks<br />

und der Romantik, wie Joh. S. Bachs Matthäus-<br />

Passion und dessen Weihnachtsoratorium sowie Felix<br />

Mendelssohn-Bartholdys Paulus- und Elias-Oratorium.<br />

Weitere Aufführungen galten bisher dem selten<br />

aufgeführten Requiem von Friedrich Kiel, Igor Strawinskys<br />

„Psalmensinfonie“, Francis Poulencs „Stabat<br />

Mater“ und Bernd-Alois Z<strong>im</strong>mermanns „Lob der Torheit“.<br />

Gemeinsam musizierte man mit den namhaften<br />

Dirigenten Marek Janowski, Markus Stenz, Hartmut<br />

Haenchen, François-Xavier Roth und Adam Fischer<br />

und wirkte bei der Aufführung von Gustav Mahlers 8.<br />

Sinfonie be<strong>im</strong> 25-jährigen Bestehen der Kölner Philharmonie<br />

mit. Der <strong>Chor</strong> und das Gürzenich-Orchester<br />

Köln führte zudem Arnold Schönbergs „Gurrelieder“<br />

Felix Mendelssohn-Bartholdys „Lobgesang“ und gemeinsam<br />

mit dem Sinfonieorchester Wuppertal Beet-<br />

hovens 9. Sinfonie auf. Man arbeitet außerdem mit<br />

dem Kölner Ensemble „Concerto con An<strong>im</strong>a“ zusammen.<br />

Be<strong>im</strong> „International Music Festival“ <strong>im</strong> ungarischen<br />

Szczecin wurde die Kartäuserkantorei <strong>im</strong> Jahre<br />

2015 unter der Leitung von Paul Krämer mit „Gold“<br />

ausgezeichnet. Die anspruchsvollen Konzerte enthalten<br />

auch Motetten von Joh. S. Bach, romantische Natur-<br />

und Liebeslieder, Hugo Distlers Mörike-Lieder,<br />

französische Musik für <strong>Chor</strong> und Orgel, Cäcilien-Oden,<br />

„O mare nostrum“ (Uraufführung von Camille van Lunen<br />

für ACHT BRÜCKEN zusammen mit einem Flüchtlingschor)<br />

und dokumentieren nicht nur die musikalischen<br />

Aktivitäten der letzten Jahre, sondern auch den<br />

hohen künstlerischen Anspruch, der gepaart ist mit<br />

der ausgeprägten Freude am gemeinsamen Singen<br />

und Gestalten und damit letztlich die Begeisterung für<br />

die Musik in all ihrer Vielfalt und klanglichen Pracht.<br />

Ein hohes Lob der Musik!


8 CHOR IM GESPRÄCH<br />

„Schubertbund Siegburg“ <strong>im</strong> Jahre 2018<br />

„Siegburger Vokalisten“ <strong>im</strong> Jahre 2022<br />

EINFACH UNGLAUBLICH!<br />

Man glaubt seinen Augen nicht zu trauen, wenn man<br />

einen Blick auf die <strong>Chor</strong>fotos wirft! Zwischen ihnen<br />

liegen sage und schreibe vier ganze Jahre und die<br />

Corona-Krise, die auch den Chören an Rhein und Sieg<br />

mehr oder weniger stark zugesetzt hat, Dabei hatte<br />

der traditionsreiche „Schubertbund Siegburg“ noch<br />

vor der schl<strong>im</strong>men Pandemie ein eindrucksvolles Adventskonzert<br />

vor vielen Hörern unter der bewährten<br />

Leitung von Hans-Theo Schneider in der katholischen<br />

Pfarrkirche St. Anno in Siegburg veranstaltet, wie<br />

man das in den Jahren zuvor auf erfolgreiche Weise<br />

getan hat! Doch die „Schubertianer“ haben nicht die<br />

Fotos: privat<br />

Hände in den Schoß gelegt. Und so haben die verbliebenen<br />

Sänger, die allesamt für eine Menge an st<strong>im</strong>mlicher<br />

Erfahrung verfügen mit der maßgeblichen Unterstützung<br />

des tatkräftigen Dirigenten Hans-Theo<br />

Schneider überhaupt nicht gezögert, einen neuen Anfang<br />

als „Siegburger Vocalisten“ zu wagen.


9 CHOR IM GESPRÄCH<br />

HUMPERDINCKFEST<br />

be<strong>im</strong> Festkonzert in der katholischen Pfarrkirche St.<br />

Anno in Siegburg. Der <strong>Chor</strong>leiter und Kirchenmusiker,<br />

Komponist Engelbert Humperdinck würde sich wundern,<br />

dass man sein musikhistorisches Erbe in der<br />

Konzert<strong>Chor</strong> Düsseldorf<br />

Be<strong>im</strong> 55. Engelbert-Humperdinck-Musikfest <strong>im</strong> Jahre<br />

2023 beteiligten sich auch die vom Siegburger Servatius-Kantor<br />

Guido Harzen dirigierten Chöre „<strong>Chor</strong>us<br />

Novus“ Siegburg und der „Konzert<strong>Chor</strong> Düsseldorf“<br />

der die Chöre musikalisch betreut, hatte für die gemeinsamen<br />

Aufritte der engagierten Sängerinnen und<br />

Sänger mehrere Verständigungsproben eingelegt, um<br />

dem musikalischen Anspruch in jeder erdenklichen<br />

Weise auch gerecht zu werden! Der unsterbliche<br />

Foto: privat<br />

Kreisstadt so lebendig hält und mit Akribie hegt und<br />

pflegt. Das besagte Festkonzert war gleichzeitig das<br />

Eröffnungskonzert des mehrtägigen Musikfestes, das<br />

nun schon seit Jahren erfolgreich veranstaltet wird.


10 CHOR IM GESPRÄCH<br />

„Cantus Novus“ Siegburg<br />

Zur Aufführung kamen be<strong>im</strong> Festkonzert ausgesuchte<br />

Kompositionen aus der Klassik und der Gegenwart,<br />

bei denen die ambitionierten Sängerinnen und Sänger<br />

sowie der versierte Dirigent zeigen konnten, dass sie<br />

ich musikalisches Handwerk durchaus verstehen. In<br />

diesem Falle galt das für das inspirierte „Magnificat“<br />

des englischen Komponisten John Rutter (1945) und<br />

die höchst gewichtige „C-Dur Messe“ (op. 86) von<br />

Beethoven. Darüber hinaus hatte Orchesterstück „Die<br />

Siegburger Glocken“ aus der Feder des spätrormantischen<br />

Siegburger Musensohnes Premiere, das von der<br />

„Rhein-Sieg-Philharmonie“ (Leitung: Ulrike Ubber) zu<br />

Gehör gebracht wurde. Engelbert Humperdinck hätte<br />

sich auch darüber verwundert gezeigt und sich von<br />

Herzen darüber gefreut! Außer den begabten Musikerinnen<br />

und Musikern wirkten unter der Gesamtleitung<br />

von Guido Harzen Désirée Brodka (Sopran), Eva Nesselrath<br />

(Alt), Henning Jendritzka (Tenor) und Rolf<br />

Schneider und sorgten ebenfalls dafür, dass das Festkonzert<br />

in sehr guter Erinnerung geblieben ist. Das<br />

Festkonzert hatten die Engelbert-Humperdinck-Musikschule<br />

und die Humperdinck-Freunde-Siegburg gemeinsam<br />

veranstaltet. Der konkrete Anlass dafür war<br />

das 25-jährige Bestehen der Humperdinck-Freunde.<br />

Sie widmen sich der Nachwuchsförderung und Werkpflege<br />

von Engelbert Humperdinck (1854-1921), der<br />

mit seiner Märchenoper „Hänsel und Gretel“ Weltruhm<br />

erlangte. Das erwähnte Orchesterwerk „Die<br />

Siegburger Glocken“, das Humperdinck <strong>im</strong> Jahre 1905<br />

kompositorisch aus der Taufe gehoben hat, ist dem<br />

Glockengeläut der katholischen Kirche St. Servatius


11 CHOR IM GESPRÄCH<br />

hören sein. Auch darüber würde das Herz des gebürtigen<br />

Komponisten Humperdinck, der <strong>im</strong> mecklenburgischen<br />

Neustrelitz verstarb, ganz gewiss höherschlagen!<br />

*<br />

Foto: Bewegte Kommunikation St. Augustin<br />

in Siegburg gewidmet. Darüber berichtet Christian<br />

Ubber (Fachbereichsleiter der Musikwerkstatt in Siegburg).<br />

Engelbert Humperdinck, dessen Geburtshaus<br />

(heute: Stadtmuseum Siegburg) in unmittelbarer<br />

Nähe der Servatius-Kirche gelegen ist, wird das Geläut<br />

gerne gehört haben. Das würde denn auch die<br />

Das Orchester unter Leitung von Ulrike Ubber<br />

Entstehungsgeschichte plausibel machen! In internationalen<br />

und besonders Siegburger Konzertsälen sind<br />

„Die Siegburger Glocken“ <strong>im</strong>mer wieder aufgeführt<br />

worden. Im Humperdinck-Jahr 2021 findet es sich<br />

auch auf CD-Einspielungen wieder. Erstmalig wird das<br />

Orchesterwerk nun auch in Ubbers Notenausgabe zu<br />

Der „Konzert<strong>Chor</strong> Düsseldorf“ hat sich in den 25 Jahren<br />

in denen er existiert, umfassendes Repertoire von<br />

<strong>Chor</strong>musik aus dem 16. bis zum 20. Jahrhunderts erarbeitet.<br />

Dazu gehörten das „Magnificat“ (Bach),<br />

„Messiah“ (Händel), „Christus“ (Liszt), „Elias“ (Felix<br />

Mendelssohn-Bartholdy) oder „Messa da Requiem“<br />

(Verdi). Seine ausgeprägte Klangsprache entwickelt<br />

der <strong>Chor</strong> besonders bei der A-Cappella-<strong>Chor</strong>musik,<br />

wie z.B. „Sieben Worte Jesu am Kreuz“ op. 171 von<br />

Knut Nystedt oder bei <strong>Chor</strong>werken skandinavischer<br />

Komponisten. Wie nachzulesen ist, lebt das gewachsene<br />

Ensemble eine offene und herzliche <strong>Chor</strong>gemeinschaft.<br />

Das ist wichtig für den Zusammenhalt<br />

und das Gebaren eines jeden <strong>Chor</strong>es! Mit der musikalischen<br />

Gestaltung von Messen und Gottesdiensten<br />

pflegt der <strong>Chor</strong> langjährige Verbindungen zu verschiedenen<br />

Gemeinden. Seit mehreren Jahren beendet<br />

man die Weihnachtszeit mit einer „Ceremony of<br />

Nine Lessons and Carols“. Konzertiert wird <strong>im</strong>mer<br />

wieder in Kirchen in Düsseldorf und Umgebung der<br />

Landeshauptstadt. Man unterhält zudem Kooperationen<br />

mit Chören und Instrumentalensembles. Den teilweise<br />

ausgefallenen Projekten kommt die Aufgeschlossenheit<br />

des <strong>Chor</strong>es für neue <strong>Chor</strong>literatur entgegen.


12 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ONLINE-SINGEN<br />

Auch die „Hennefer Siegfoniker“ wurden während der<br />

Coronazeit von ihrem <strong>Chor</strong>leiter Karsten Rentzsch auf<br />

vorbildliche Weise musikalisch bei den digitalen<br />

Zoom-Proben betreut. Das praktizierte online-Singen<br />

Foto: privat - Repro: Erik Breidenbach<br />

sowie das Singen <strong>im</strong> Freien gehörte ebenfalls zu den<br />

<strong>Chor</strong>aktivitäten in der <strong>Chor</strong>landschaft an Rhein und<br />

Sieg und hat geholfen die Coronakrise irgendwie zu<br />

meistern. Auch Pavel Brochin hat in der Krisenzeit die<br />

Sänger des „Männerchores Geistingen“ digital auf<br />

überzeugende Weise unter seine musikalischen Fittiche<br />

genommen. Darüber hinaus war er auch <strong>im</strong> Hennefer<br />

Kurpark unterwegs und hat dabei selbst die<br />

Stühle gerückt und die Corona-Restriktionen höchstpersönlich<br />

überwacht. Beide <strong>Chor</strong>leiter haben damit<br />

gezeigt, was ihnen der <strong>Chor</strong>gesang wert ist!


13 CHOR IM GESPRÄCH<br />

BEZAUBERNDES QUINTETT<br />

Die von Musikdirektor FDB Rolf Pohle dirigierte „Singgemeinschaft<br />

Birk“, die bereits zum achten Mal in ununterbrochener<br />

Reihenfolge (!) den Meisterchortitel<br />

des <strong>Chor</strong>verbandes NRW erstritten hat, hat natürlich<br />

auch St<strong>im</strong>mtalente in seinen Reihen! So ist es nicht<br />

zu verwundern, dass der erfolgreiche <strong>Chor</strong>leiter ein<br />

Quintett aus singfreudigen Sängerinnen der Singgemeinschaft<br />

bei einem der traditionellen <strong>im</strong> Birger Bürgerzentrum<br />

stattfindenden Frühjahrskonzerte von der<br />

Corona-Pandemie überredet hat (wenn er das überhaupt<br />

tun musste!), einen weiteren Klangtupfer zu<br />

präsentieren. Dafür hatten sich Vokalistinnen für den<br />

legendären Ohrwurm „Mama Loo“ von den „Les<br />

Humphries Singers“ entschieden, den man wieder<br />

gerne hört!<br />

*<br />

Foto: privat - Repro: Erik Breidenbach<br />

Les Humphries (John Leslie Humphreys) war ein englischer<br />

Popmusiker, der in Deutschland mit seiner internatioal<br />

besetzten Gruppe „Les Humphries Singers“<br />

bekannt geworden ist. Von Anfang der siebziger Jahre<br />

bis zur Auflösung der gefeierten Truppe <strong>im</strong> Jahre<br />

1976 verkaufte Humphries 48 Millionen Tonträger.<br />

Les Humphries ist auch der Komponist der Titelmelodie<br />

von Derrick bekannt. Im Jahre 1972 heiratete er<br />

die Schlagersängerin Dunja Rajter in der Dorfkirche<br />

des kleinen niedersächsischen Ortes Undeloh in der<br />

Lüneburger Heide.


14 CHOR IM GESPRÄCH<br />

SINGEN MACHT FREUDE<br />

„Singen macht Freude“ – unter diesem Motto treffen<br />

sich <strong>im</strong> Pulhe<strong>im</strong>er Kinder- und Jugendchor seit mehr<br />

als 50 Jahren musikbegeisterte Mädchen und Jungen<br />

<strong>im</strong> Alter von 9 – 20 Jahren. Gegründet <strong>im</strong> Jahr 70vom<br />

ehemaligen Rektor der Grundschule iler, Theo Hippler,<br />

wurde der <strong>Chor</strong> von 2006-2017 von<br />

es gibt auch eine Band, die dafür sorgt, dass der <strong>Chor</strong><br />

nicht aus dem Takt gerät. Aus dieser Band sind viele<br />

Pulhe<strong>im</strong>er Kinder- und Jugendchor. Einmal in der Woche<br />

treffen sich <strong>Chor</strong> und Band, um für Auftritte und<br />

Fotos: privat<br />

Seit dem Jahre 2018 leitet Andreas Arntz den „Pulhe<strong>im</strong>er<br />

Kinder- und Jugendchor2, der mit vier <strong>Chor</strong>gruppen<br />

operiert. In den wird nicht nur gesungen, sondern<br />

bekannte Musiker hervorgegangen: So haben zum<br />

Beispiel der E-Gitarrist von Herbert Grönemeyer, einer<br />

der Kontrabassisten des Gewandhausorchesters<br />

und ein Keyboarder, der viele aktuelle Musicals spielt<br />

und dirigiert, eine Vergangenheit als Musiker <strong>im</strong><br />

Messen zu proben. Über die Jahre hat man sich ein<br />

vielfältiges Repertoire erarbeitet. Dieses wird auf offiziellen<br />

Veranstaltungen und eigenen Konzerten aufgeführt.<br />

Bei den Auftritten werden Spirituals, Folklorelieder<br />

und Popsongs dargeboten.


15 CHOR IM GESPRÄCH<br />

vielfältige Musikerfahrung vorzuweisen. Dazu gehört<br />

auch die Ausbildung an der Kirchenmusikschule in Essen.<br />

Nach dem Abitur studierte er Kirchenmusik an<br />

der Folkwang Hochschule Essen und Robert-Schuhmann-Hochschule<br />

Düsseldorf. Während des Studiums<br />

wirkte er als Dirigent unter anderem an einer Aufführung<br />

des War-Requiems von Benjamin Britten sowie<br />

der c-Moll-Messe von Mozart mit. Er belegte das Fach<br />

Be<strong>im</strong> Pulhe<strong>im</strong>er Kinder- und Jugendchor kommt nicht<br />

nur die Freude am Singen zum Ausdruck, auch der<br />

Spaß kommt zu seinem Recht! Mehrmals <strong>im</strong> Jahr fährt<br />

man in den Schulferien auf <strong>Chor</strong>fahrt, deren Ziel vornehmlich<br />

deutsche Jugendherbergen sind. Alle zwei<br />

Jahre verbringt man zwei Wochen der Sommerferien<br />

in Guidel (Bretagne), der französischen Partnerstadt<br />

Pulhe<strong>im</strong>s. Der Pulhe<strong>im</strong>er Kinder- und Jugendchor ist<br />

ein freier Träger der Jugendhilfe in der Stadt Pulhe<strong>im</strong>.<br />

Im Jahre 2023 stand der <strong>Chor</strong> einmal mehr auf der<br />

Bühne des Dr. Hans-Köster-Saals in Köln-Pulhe<strong>im</strong>.<br />

Unter dem Motto „Wir sind eins“ präsentierte man ein<br />

vielseitiges Programm, wobei auch die <strong>Chor</strong>-Band mit<br />

von der Partie war. <strong>Chor</strong>leiter Andreas Arntz hat in<br />

Mülhe<strong>im</strong>/Ruhr <strong>im</strong> Jugendchor, <strong>im</strong> Kirchenchor, in der<br />

<strong>Chor</strong>alschola, Kammerchor und als Kontrabassist <strong>im</strong><br />

Schulorchester, <strong>im</strong> Jugendsinfonieorchester der Stadt<br />

Essen und an der der Orchesterakademie NRW eine<br />

Kinderchorleitung bei Prof. Werner Schepp und Prof.<br />

Martin Berger. Als Schwerpunkte studierte Arntz<br />

<strong>Chor</strong>dirigieren und Gregorianik. Als Organist umfasst<br />

sein Repertoire Stücke vom Barock bis ins 20. Jahrhundert<br />

und als Dirigent ist er auf die <strong>Chor</strong>musik der<br />

Romantik spezialisiert. In den zurückliegenden Jahren<br />

er Kirchenchöre in Duisburg und Ratingen geleitet. Inzwischen<br />

ist er als freiberuflicher Organist und <strong>Chor</strong>leiter<br />

tätig. Seit dem Jahre 2018 fungiert er auch als<br />

Leiter des Pulhe<strong>im</strong>er Kinder- und Jugendchores und<br />

die <strong>Chor</strong>-Band.


16 CHOR IM GESPRÄCH<br />

MIT ODER OHNE NOTEN<br />

Neue <strong>Chor</strong>stücke werden in der Regel mit Noten und<br />

<strong>im</strong> Sitzen einstudiert. Auch bei den <strong>Chor</strong>auftritten und<br />

den Konzerten wird bei den herkömmlichen Chören<br />

und <strong>Chor</strong>gemeinschaften in der Region an Rhein und<br />

Sieg meist an den <strong>Chor</strong>mappen festgehalten. Die Meinung<br />

bei den Experten ist geteilt. Diejenigen, die das<br />

Singen ohne Noten propagieren, sind der felsenfesten<br />

Überzeugung, dass man nicht singen kann, wenn man<br />

mit dem Notenlesen beschäftigt sei. Die Verfechter,<br />

die ohne Notenmappen auftreten wollen, vertreten<br />

die Auffassung, dass die Notenblätter die Aufmerksamkeit<br />

binden und daher nicht in jedem Fall sinnvoll<br />

sind. Ganz <strong>im</strong> Gegenteil! Sie nähmen dem <strong>Chor</strong> die<br />

Chance in manchen Fällen dem <strong>Chor</strong> wirklich lebendige<br />

und authentische <strong>Chor</strong>musik zu praktizieren.<br />

Dennoch muss in diesem Zusammenhang ausdrücklich<br />

gesagt werden, dass die Noten bei der <strong>Chor</strong>arbeit<br />

und bei den <strong>Chor</strong>auftritten eine Orientierung ausmachen,<br />

die man nicht unterschätzen sollte. Die Sängerinnen<br />

und Sänger haben so die Möglichkeit, sich jederzeit<br />

einen Überblick über das zu singende <strong>Chor</strong>stück<br />

zu verschaffen. Sie haben so haargenau die musikalische<br />

Struktur vor Augen. Auf diese Weise können<br />

sie die eigenen Einsätze und die der anderen<br />

St<strong>im</strong>men verfolgen und mitlesen. Das gilt gleichermaßen<br />

für den Text ablesen wie auch für Melodie und<br />

Rhythmus. Zudem bietet das Notenblatt eine psychologische<br />

und gedankliche Stütze, die machen nicht<br />

kleinreden sollte. Mit anderen Worten: Die Sängerinnen<br />

und Sänger haben buchstäblich etwas in den<br />

Händen, an das sie sich <strong>im</strong> übertragenen Sinne klammern<br />

können! Das gibt schon eine gewisse Sicherheit<br />

und hält auch das leidige Lampenfieber in Grenzen.


17 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Das Erlernen eines neuen Stückes ist mit Notenblättern<br />

für den <strong>Chor</strong>leiter unkompliziert und für die Singst<strong>im</strong>men<br />

gewohnt. Doch man muss an dieser Stelle<br />

auch erwähnen, dass oft die Blicke der Singenden<br />

mehr auf das Notenblatt gerichtet sind und nicht besonders<br />

förderlich für eine gezielte <strong>Chor</strong>arbeit ist. Man<br />

sollte sich angewöhnen, den Blickkontakt zu dem zu<br />

suchen, der die Noten beherrscht und mit dem <strong>Chor</strong><br />

zielorientiert arbeiten will. Da klafft <strong>im</strong>mer wieder<br />

eine Verständnis- und Verständigungslücke, die es<br />

bewusst zu schließen gilt! Das ist ebenso wichtig,<br />

nicht nur der eigenen St<strong>im</strong>me zu lauschen, sondern<br />

sich auch an den anderen St<strong>im</strong>men zu orientieren.<br />

Wie sagte doch ein spaßiger Zeitgenosse: „Es könnte<br />

ja sein, dass die andere St<strong>im</strong>me richtig singt!“ Es lässt<br />

sich nicht widerlegen, dass das Einstudieren ohne Notenblätter<br />

länger dauert. Wenn die St<strong>im</strong>men sich aber<br />

gefunden haben, ist die Intonation sauberer und die<br />

Tonspannung klarer und ausdrucksvoller. Dass der<br />

<strong>Chor</strong> klanglich und musikalisch harmonieren muss, ist<br />

eigentlich eine Binsenweisheit und unerlässlich. Natürlich<br />

weiß jede <strong>Chor</strong>leiterin und jeder <strong>Chor</strong>leiter, wie<br />

man mit den <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men umgeht. Das Auswendigsingen<br />

ist ein Thema mit dem sich beschäftigen kann.<br />

Doch dafür müssen die Voraussetzungen gegeben<br />

sein. Denn jeder <strong>Chor</strong> ist verschieden und hat demnach<br />

auch andere Bedürfnisse.<br />

Walter Dohr<br />

*<br />

Wenn ich einen grünen Zweig <strong>im</strong> Herzen trage, wird<br />

sich ein Singvogel darauf niederlassen. (aus China)


18 CHOR IM GESPRÄCH<br />

MUSIK ZU PFINGSTEN<br />

he<strong>im</strong>atlichen Gefilde verlassen und bot den interessierten<br />

Kirchenbesuchern ein Programm, das mit<br />

konnten. Die Kartäuserkantorei pflegt auch bewusst<br />

das Singen ohne Instrumente. Be<strong>im</strong> Vokalsingen hört<br />

Foto: privat<br />

Die „Kartäuserkantorei Köln“ gastierte über Pfingsten<br />

2023 in der katholischen Pfarrkirche St. Dionysius in<br />

Niederkassel Rheidt. Dieser hochkarätige und in freier<br />

Trägerschaft agierende <strong>Chor</strong> aus der Domstadt, der<br />

von Paul Krämer erfolgreich dirigiert wird, hatte seine<br />

„Veni sancte spiritus“ überschrieben war. Es enthielt<br />

die Bach-Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit<br />

auf“ und ausgesuchte <strong>Chor</strong>werke von Giovanni Pierluigi<br />

de Palestrina, Michael Praetorius und Morten<br />

Lauridsen. <strong>Chor</strong>stücke bei denen die st<strong>im</strong>mlich bestens<br />

geschulten Sängerinnen und Sänger ihr ausgeprägtes<br />

Gefühl für a cappella Musik demonstrieren<br />

spürt man den musikalischen Atem der erwähnten<br />

<strong>Chor</strong>werke noch besser. Die Sinne werden auf herrliche<br />

und beglückende Weise beflügelt, was auf die<br />

<strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men und das Publikum gleichermaßen zutrifft.<br />

Am Pfingstsonntag 2023 wiederholte man das<br />

besonders ausgesuchte Konzert in der Kölner Trinitatiskirche.


19 CHOR IM GESPRÄCH<br />

SINGEN IM ALTER<br />

werden von <strong>Chor</strong>leitern und Vorständen in diesem Zusammenhang<br />

Fehler gemacht, die diese Freude mehr<br />

Problem sind Versagensängste. Wer in Konzerten brillieren<br />

will, muss sich jüngere Sängerinnen und Sänger<br />

suchen! Im Alter wird die Gemeinschaft <strong>im</strong>mer<br />

wichtiger, der gemeinsame Spaß und auch die Freude<br />

am Singen. Kurzum: Eine gute Gemeinschaft ist viel<br />

Exper<strong>im</strong>entalchor „Alte St<strong>im</strong>men“ Troisdorf<br />

Fotos: privat<br />

Das Singen bereichert den Alltag und fördert die Kommunikation.<br />

Daher bleibt es auch <strong>im</strong> Alter eine Herausforderung,<br />

macht Freude und bringt Licht ins Leben!<br />

Es ist bekannt, dass derjenige, der singt nie allein<br />

und ausgeglichener ist und gesünder lebt. Leider<br />

Exper<strong>im</strong>entalchor „Alte St<strong>im</strong>men“ Köln<br />

oder weniger beeinträchtigen. Es liegt an der Erwartungshaltung,<br />

dass ältere Menschen <strong>im</strong>mer noch musikalische<br />

Spitzenleistungen erbringen könnten. Man<br />

kann es nicht und es führt nur dazu, dass die Seniorinnen<br />

und Senioren das Singen ganz aufgeben. Das<br />

wichtiger als guter Gesang. Dies ist der eigentliche<br />

Grund dafür, dass sich auch Seniorenchöre in der Region<br />

an Rhein und Sieg gebildet haben, die von einfühlsamen<br />

und verständnisvollen <strong>Chor</strong>pädagoginnen<br />

und <strong>Chor</strong>pädagogen auf vorbildliche Weise betreut<br />

werden. Die älteren Sängerinnen und Sänger blühen<br />

regelrecht auf, sind diszipliniert und lassen sich ohne<br />

Mühe führen. Und es gibt keine Nachwuchssorgen.


20 CHOR IM GESPRÄCH<br />

NETZWERK DER CHÖRE<br />

dafür ein, dass sich das professionelle <strong>Chor</strong>management<br />

weiterentwickelt und die <strong>Chor</strong>musik innerhalb<br />

Programmplanung und in der Bewerbung ihrer Konzerte,<br />

die Entwicklung gemeinsamer Projekte und<br />

Fotos: Martin Füg / Bach-Verein Köln<br />

In der Domstadt existieren zwölf romanische Kirchen<br />

und auch zwölf renommierte Konzertchöre, die allesamt<br />

das großartige Kultur- und Musikleben in Köln<br />

ausfüllen und prägen. Diese Konzertchöre konkurrieren<br />

nicht miteinander, sondern treten gemeinsam<br />

der Kulturlandschaft Kölns verstetigt und gefördert<br />

wird. Die Vertreterinnen und Vertreter der Chöre treffen<br />

sich daher regelmäßig, um in Sachen <strong>Chor</strong>musik<br />

in ihrer Stadt an einem Strang zu ziehen. Dabei best<strong>im</strong>men<br />

die diverse Aufgabengebiete, die sich das<br />

„Netzwerk Kölner Chöre“ auf die Fahne geschrieben<br />

hat. Dabei handelt es sich um Absprachen in der<br />

Strategien, die Diskussion kulturpolitischer Problemstellungen<br />

sowie die Entwicklung und den Erhalt visionärer<br />

Ideen, die letztlich das musikalische Leben bereichern.<br />

Jeder Konzertchor hat sein eigenes Profil,<br />

was ein Grund dafür ist, dass die Kölner <strong>Chor</strong>szene so<br />

vielfältig ist und ein enormes Potenzial in sich birgt.<br />

Zwischen der historischen Aufführungspraxis und der


21 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Foto: Christoph Seelbach / Köln<strong>Chor</strong><br />

Präsentation zeitgenössischer Kompositionen, die in<br />

recht aufschlussreicher Weise zeigen, was die Komponisten<br />

der Gegenwart hinsichtlich der modernen<br />

<strong>Chor</strong>musik zu sagen haben. Die Gemeinschaft aller<br />

Kölner Konzertchöre äußert sich letztlich in einer einzigartigen<br />

Palette von interpretatorischen Möglichkeiten<br />

Nirgendwo schaffen es Laienkultur und Laienkunst,<br />

sich auf einem derartigen Niveau zu bewegen<br />

wie das in der musikliebenden Domstadt geschieht.<br />

So verwundert es nicht, dass sich das besagte Netzwerk,<br />

die in den vergangenen Jahren einen enorm positiven<br />

Ruf erworben haben, der weit über die Stadtgrenzen<br />

hinausreicht. Durch die sinnvolle Abst<strong>im</strong>mung<br />

ist es möglich, neben den großen Repertoirewerken<br />

für <strong>Chor</strong> und Orchester auch unbekannte und<br />

exper<strong>im</strong>entelle <strong>Chor</strong>werke zur Aufführung zu bringen.<br />

Die gemeinsame Finanzplanung der erlaubt es, die<br />

finanziellen Risiken zu beherrschen. Die Kölner Chöre<br />

haben so für wahre Entdeckungen gesorgt. Davon<br />

profitiert nicht nur das Kölner Publikum, sondern auch<br />

die Chöre selbst etwas davon. Auch für Konzerthäuser<br />

wie die Kölner Philharmonie ist das Netzwerk von entscheidender<br />

Bedeutung. Gründer des „Netzwerks Kölner<br />

Chöre“ ist Martin Blankenburg, der die famose<br />

Idee <strong>im</strong> Jahr 1993 einbrachte und dafür zurecht das<br />

Bundesverdienstkreuz erhalten hat.


22 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GLÄNZENDE STIMMEN<br />

Fotos: privat / Konzert <strong>im</strong> Museum König in Bonn


23 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Der als Projektchor entstandene Bonner Kammerchor<br />

„Voci di Fuoco“ der Bonner Gesangsschule St<strong>im</strong>mschmiede<br />

wird von Baritonsänger Fabian Hemmelmann<br />

geleitet. Dieser musiziert mit seinen st<strong>im</strong>mlich<br />

bestens geschulten und inspirierten Sängerinnen und<br />

Sänger nicht nur in Konzertsälen und Kirchen, sondern<br />

auch <strong>im</strong> wunderschönen Ambiente und in der<br />

faszinierenden Atmosphäre des Museums König in<br />

Bonn, das in der Bonner Museumsmeile gelegen ist.<br />

Im Jahre 2023 führte man in der katholischen Pfarrkirche<br />

St. Maria Magdalena in Bonn-Endenich und in<br />

der evangelischen Dornbuschkirche in Bonn-Holzlar<br />

weitere Konzerte auf, die einmal mehr die außerordentlich<br />

künstlerische Intention des Kammerchores<br />

und seines engagierten Dirigenten widerspiegelten.<br />

Für die Konzerte hatte man sich bewusst der skandinavischen<br />

und baltischen <strong>Chor</strong>musik gewidmet. Man<br />

brachte großartige <strong>Chor</strong>kompositionen zu Gehör wie<br />

die Vertonung des biblischen Stammbaums von Arvo<br />

Pärt, das <strong>Chor</strong>werk „Im H<strong>im</strong>melreich“ des als nordischer<br />

Schubert zitierte Edvard Grieg (mit Solost<strong>im</strong>me)<br />

sowie <strong>Chor</strong>kompositionen von Hugo Alfvén,<br />

Wilhelm Peterson-Berger und Knut Nystedt. Ein besonderes<br />

Erlebnis stellte Finnlands he<strong>im</strong>liche Nationalhymne<br />

„Finlandia“ von Jean Sibelius dar. Vor der<br />

Corona-Krise präsentierte man unter dem sinnfälligen<br />

Motto "Aus der He<strong>im</strong>at hinter den Blitzen rot" - Europäische<br />

Naturempfindungen“ ebenfalls ein instruktives<br />

und gehaltvolles Konzert mit Brahms-Gesängen<br />

und Mendelssohn-Liedern sowie ein entzückendes Kaleidoskop<br />

mit berührenden Natur- und Seelenbildern<br />

Coaching der Gesangsschule St<strong>im</strong>mschmiede Bonn<br />

des 20.Jahrhunderts in englischer, französischer und<br />

polnischer Sprache. So die „Englische Naturfeier“ von<br />

Gerald Finzi in der Vertonung von Robert Bridges, die<br />

„Flower Songs“ von Benjamin Britten, Rilke-Vertonungen<br />

von Paul Hindemith, „Traumbilder“ von Francis<br />

Poulenc, „The silver swan“ von Orlando Gibbons,<br />

„Tourdion“ von Pierre Attaignant und die „Kurpischen<br />

Gesänge“ von Karol Szymanowski. Der Solosänger<br />

Fabian Hemmelmann (*1977) studierte Sologesang<br />

bei Prof. Thomas Quasthoff (Detmold) und bei Prof.<br />

Klesie Kelly-Moog (Köln). Nach dem Studium widmete<br />

er sich intensiv besonderen Liedprojekten. Es folgten<br />

weitere Recitals mit Schumanns „Dichterliebe“ in Caracas/Venezuela,<br />

dem „Italienischen Liederbuch“ von<br />

Hugo Wolf in Berlin, Goethe-Vertonungen in Stuttgart<br />

und Auftritte in einer renommierten Kölner Konzertreihe.


24 CHOR IM GESPRÄCH<br />

LETZTE CHORAUFTRITTE<br />

Sängerinnen und Sänger Gospelgesänge, Filmmusiken<br />

und Sacro-Pop-Stücke. Damit sangen sie sich in<br />

greatest showman" und das populäre "Hallelujah" von<br />

Leonard Cohen gab es viel Beifall. Am Ende des zweiten<br />

Konzertes verabschiedete sich der von Thomas<br />

Hornickel dirigierte <strong>Chor</strong> und dankte für die Präsente<br />

und die Unterstützung. Man hat die Bonner <strong>Chor</strong>landschaft<br />

bereichert und sich einen sehr guten Ruf er-<br />

Foto: privat<br />

Der Bonner Kinder- und Jugendchor „BONNsai<strong>Chor</strong>“<br />

hatte vor der Corona-Krise in der evangelischen Pauluskirche<br />

in St. Augustin bzw. in der katholischen<br />

Pfarrkirche St. Laurentius in Bonn-Lessenich die letzten<br />

<strong>Chor</strong>auftritte. Dabei präsentierten die jungen<br />

die Herzen der Zuhörer, wobei Eva Wiedner und Sarah<br />

Schneiders gekonnt die Arie der Eule aus der Märchenoper<br />

"Das Zauberwort" von Josef Gabriel Rheinberger<br />

zu Gehör brachten. Diese Märchenoper des<br />

spätromantischen Liechtensteiner Komponisten hatte<br />

man <strong>im</strong> Jahre als Eigenproduktion aufgeführt. Auch<br />

für die Stücke "A million dreams" aus dem Film "The<br />

worben. Zahlreiche Konzerte in Bonn und Umgebung,<br />

darunter zwei eigene Opernproduktionen, drei szenische<br />

Singspiele sowie sakrale und weltliche <strong>Chor</strong>programme,<br />

ein Opernauftritt in Osnabrück, Konzertreisen<br />

sowie eine eigene CD sprechen eine deutliche<br />

Sprache. Man mag es nicht glauben, dass an die 100<br />

St<strong>im</strong>men gesungen haben!


25 CHOR IM GESPRÄCH<br />

INTERVIEW<br />

„<strong>Chor</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong>“ führte vor der Corona-Krise ein<br />

Interview mit der Repräsentanz der <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

„Germania“ Siegburg (Männerchor und Swingphonie),<br />

vertreten durch den Vorsitzenden Hans-Josef<br />

Bargon und den Präsidenten und ehemaligen<br />

Siegburger Bürgermeister Franz Huhn, die ihre Ämter<br />

auch nach der besagten Krise noch innehatten!<br />

Sie sind offenbar gerne Präsident?<br />

Präsident: Ja, ich bin gerne Präsident der GERMANIA,<br />

das ist eine großartige Gemeinschaft. Und ich meine<br />

nicht nur die Sänger, sondern auch die Inaktiven. Außerdem<br />

bin ich stolz, in so enger Beziehung zu einem<br />

derart leistungsstarken <strong>Chor</strong> zu stehen. Meine Frau<br />

und mich verbinden viele emotional besetzte Erlebnisse<br />

mit unserer „Germania“. Sicherlich ist es die<br />

Harmonie und insbesondere die reibungslose Zusammenarbeit<br />

mit dem Vorsitzenden und dem Vorstand,<br />

was dieses Ehrenamt so reizvoll macht. Aber natürlich<br />

auch der Zuspruch, denn ich erfahre, wenn dieser<br />

<strong>Chor</strong> sich präsentiert.<br />

*<br />

Hat man Ihnen das Ehrenamt angetragen?<br />

Präsident: Damals war ich Vorsitzender des Siegburger<br />

Kulturausschusses, als das Amt an mich herangetragen<br />

wurde. Ganz vorsichtig fragte Hans Josef Bargon<br />

an. Er brauchte aber nicht viel Überredungskunst.<br />

*<br />

Was können Sie als Repräsentant für die <strong>Chor</strong>gemeinschaft<br />

eigentlich bewirken?<br />

Präsident: Die St<strong>im</strong>men <strong>im</strong> <strong>Chor</strong> leisten das meiste,<br />

ich begleite, höre zu, begrüße. Versuche in Worte zu<br />

Fotos: Bewegte Kommunikation St. Augustin<br />

kleiden, was in der Gemeinschaft erlebt wird, was sie<br />

über den Gesang hinaus an die Zuhörerschaft bringen<br />

will. Als Präsident will ich Bindeglied sein, die „Germania“<br />

ist sicherlich ein Werbeträger für unsere<br />

Stadt, in der Region aber auch in Deutschland und der<br />

Welt. Außerdem will ich durch mein Handeln ermuntern,<br />

<strong>im</strong> Ehrenamt etwas für unsere Vaterstadt engagiert<br />

zu leisten. Wir brauchen die Ehrenamtler, sie<br />

Franz Huhn (links) und Hans-Josef Bargon<br />

tragen erheblich zur Lebensqualität unserer Stadt bei.<br />

Da will ich mittun. Ganz konkret verbunden ist die<br />

Stadt mit der GERMANIA durch die Jungen St<strong>im</strong>men,<br />

das ist eine hoch qualitative Gesangsreihe, die sich<br />

aus einer hervorragenden Zusammenarbeit ergibt.<br />

Ich mache mit in dieser Gemeinschaft. Rede gut über<br />

die Gemeinschaft und den <strong>Chor</strong>. Ich bin dabei, wenn<br />

man mich braucht.


26 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Wie lange existiert eine Präsidentschaft und wie sind<br />

die Aufgaben aufgeteilt?<br />

Vorsitzender: Von der Gründung der „Germania“ <strong>im</strong><br />

Jahre 1892 an gab es eine Persönlichkeit, die den Verein<br />

nach außen hin repräsentierte. Bis in die dreißiger<br />

Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde diese Person<br />

„Vorsitzender“ genannt, obwohl sie dem Verein nicht<br />

„vorstand“, oft noch nicht einmal aktiver Sänger war.<br />

Seit dem 2. Weltkrieg gibt es einen „Präsidenten“, der<br />

auf Vorschlag des <strong>Chor</strong>vorstandes für drei Jahre von<br />

der Mitgliederversammlung gewählt wird. In der Satzung<br />

heißt es: „Der Präsident erfüllt repräsentative<br />

Aufgaben, die er <strong>im</strong> Einzelfall delegieren kann. Darüber<br />

hinaus n<strong>im</strong>mt er gestaltend Anteil an der Entwicklung<br />

des Vereins.“ Er ist kein Vorstandsmitglied.<br />

Der Vorsitzende hingegen „führt den Verein.“ Der Präsident<br />

repräsentiert die <strong>Chor</strong>gemeinschaft bei Konzerten<br />

und anderen Veranstaltungen. Er berät den<br />

„Swingphonie“ (Leitung: Musikdirektor Stefan Wurm)<br />

Vorstand vor wichtigen Entscheidungen und vermittelt<br />

Kontakte zu Personen und Institutionen.<br />

*<br />

Was best<strong>im</strong>mt die Auswahl als Präsident?<br />

Vorsitzender: Für das Amt des Präsidenten kommt in<br />

der Regel eine Person in Frage, die in Siegburg einen<br />

gewissen Bekanntheitsgrad hat. Im Jahre 1963 wurde<br />

das Präsidentenamt dem Lokalpolitiker Adolf Herkenrath<br />

angetragen und <strong>im</strong> Jahre 1997 nahm der amtierende<br />

Präsident Franz Huhn das Amt an.<br />

Walter Dohr


27 CHOR IM GESPRÄCH<br />

LEBEN MIT DER MUSIK<br />

wahrlich eine He<strong>im</strong>at. Dr. Adamek berichtet davon,<br />

dass in jedem Z<strong>im</strong>mer einer Kindertagestätte oder<br />

Kinder, die singen, sich sprachlich rascher entwickeln,<br />

ein deutlich besseres Sozialverhalten demonstrieren<br />

und letztlich konzentrierter, fröhlicher und gesünder<br />

sind. Dies belegen auch Studien von Dr. Adameks<br />

Junge Straßenmusikanten in Tallinn<br />

Fotos: Walter Dohr<br />

Wenn der Musikpädagoge Dr. Karl Adamek über das<br />

Baltikum sinniert, dann fängt er zurecht an zu träumen.<br />

In den baltischen Ländern hat das Singen und<br />

Sängerfest in Tallinn (Estland)<br />

oder einer Schule ein Klavier steht. Die Erzieher/innen<br />

und Lehrer/innen singen auf ganz natürliche Weise<br />

mit den Kindern. Dr. Adamek ist der Begründer des<br />

„heilsamen Singens“. PISA-Studien zeigen, dass die<br />

und seines Bielefelder Kollegen und Soziologen Dr.<br />

Thomas Blank. Wie der Musikmediziner und Neurologe<br />

Professor Dr. Eckart Altenmüller (Hochschule für<br />

Musik, Theater und Medien in Hannover) darlegt, wird<br />

das Gehirn be<strong>im</strong> Singen ausgiebig gefördert. Die Kinder<br />

erlernen durch den St<strong>im</strong>mklang und durch Worte<br />

die Gefühle auszudrücken, was be<strong>im</strong> Erlernen der<br />

Sprache hilft und für ein feineres Gehör sorgt. Man tut<br />

gut daran, die kindliche Singbegabung und Musizierlust<br />

in jeder erdenklichen Form zu fördern. Schließlich<br />

trägt dies dazu bei, dass die Kinder und später auch


28 CHOR IM GESPRÄCH<br />

verblüffende Erfolge mit sich bringen. In diesem Zusammenhang<br />

sei das Programm „Canto elementar“<br />

erwähnt, das mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet<br />

worden ist. Man schickt ehrenamtliche<br />

Singpaten in die Kindergärten und begleitet das Programm<br />

auf professionelle Weise. An dieser Stelle soll<br />

auch noch erwähnt werden, dass das Singen in Chören<br />

viele Menschen ein Leben lang begleitet.<br />

Sängerumzug in Tallinn<br />

glücklicher, sozialer und entspannter durchs Leben<br />

gehen. Die Eltern sollten damit anfangen, mit dem<br />

Baby spielerisch Töne produzieren. Sie werden sich<br />

wundern, wie der es darauf reagiert. Kinder lieben es<br />

nämlich, wenn man mit der St<strong>im</strong>me exper<strong>im</strong>entiert,<br />

Melodien ausprobieren, Kinderlieder lernen und mit<br />

den Kleinen singt. Das bewirkt wahre Wunder! Zudem<br />

entsteht zwischen den Generationen (die Grosseltern<br />

sind auch gemeint!) eine unglaubliche Kommunikation.<br />

Eine halbe Stunde dafür zu opfern, kann schon<br />

*<br />

Das Lied, das <strong>im</strong> Herzen der Eltern ruht,<br />

singt auf den Lippen der Kinder.<br />

unbekannt


29 CHOR IM GESPRÄCH<br />

UMJUBELTES KONZERT<br />

denn auch geschehen ist! Die Sängerinnen und Sänger<br />

eröffneten den gelungenen Konzertabend unter<br />

angehalten. Man hätte <strong>im</strong> sehr gut besuchten Bürgerzentrum<br />

keine Stecknadel fallen hören, so fasziniert<br />

Fotos: privat<br />

Wer aus zeitlichen Gründen das traditionelle Frühlingskonzert<br />

2023 des achtmaligen Meisterchores des<br />

<strong>Chor</strong>verbandes, „Singgemeinschaft Birk“ <strong>im</strong> Bürgerzentrum<br />

in Birk nicht besuchen konnte, dem wurde<br />

Gelegenheit geboten, sich auf Facebook darüber zu<br />

informieren. Es wird davon berichtet, dass eine tolle<br />

und heitere St<strong>im</strong>mung geherrscht habe und das begeisterungsfähige<br />

Publikum gelobt, dass sich vom abwechslungsreichen<br />

Programm verwöhnen ließ. Was<br />

der bewährten Leitung von Musikdirektor FDB Rplf<br />

Pohle mit dem Song „Another Op’nin‘, Another Show“<br />

aus dem Musical „Kiss me, Kate“ von Cole Porter, ehe<br />

die legendäre „Bohemian Rhapsody“ von Freddy Mercury<br />

frenetischen Beifall hervorgerufen habe. Das<br />

„Stardust Harp Ensemble“ unter der gekonnten Leitung<br />

von Kristine Warmhold setzte demnach mit silbrig-sphärischen<br />

Klängen einen exquisiten musikalischen<br />

Kontrapunkt. Das Publikum hätte schier den<br />

Atem an be<strong>im</strong> Spiel der jungen Harfenistinnen<br />

hätten alle gelauscht, wobei der Solovortrag von Katharina<br />

Oehler das alles noch gesteigert habe. Das<br />

musikalisch vorzügliche Resultat sei anhaltender und<br />

berechtigter Applaus gewesen. Außerdem präsentierte<br />

die st<strong>im</strong>mlich bestens aufgelegte Singgemeinschaft<br />

eine bunte Folge aus den Genres Rock und Pop,<br />

besinnliche <strong>Chor</strong>stücke und ein Medley aus der dem<br />

unsterblichen Musical „West Side Story“ von Leonard<br />

Bernstein, bei dem das ganze Können des Meisterchors<br />

deutlich geworden wäre. Jan Weigelt agierte


30 CHOR IM GESPRÄCH<br />

Gondellied dezent begleitete, ehe das Publikum stürmisch<br />

mit Standing Ovations noch einmal die glutvolle<br />

und heißblütige „Bohemian Rhapsodie“ forderte.<br />

*<br />

Wer das Gehe<strong>im</strong>nis der Töne kennt,<br />

kennt das Mysterium des ganzen Weltalls.<br />

Hazrat Inayat Khan<br />

dabei als ein Pianist, der alle klanglichen Nuancen und<br />

Facetten auslotete und sein Scherflein zum Gelingen<br />

des begeisternden Frühlingskonzertes beigetragen<br />

habe. Rolf Pohle moderierte während des Konzertes<br />

schmunzelnd, dass die Singgemeinschaft auch Unterhaltungsmusik<br />

könne. Obwohl sich mit dem gehaltvollen<br />

<strong>Chor</strong>werk „Sure on this shining night“ des amerikanischen<br />

Komponisten Morten Lauridsen (1943)<br />

wertbeständige <strong>Chor</strong>musik ins vielfältige Programm<br />

gemogelt hätte. Für besondere St<strong>im</strong>mung und faszinierende<br />

Momente sorgten auch die Fotografien von<br />

Dorothea Deparade-Bessel, die passend zu den Liedern<br />

an die Wände neben der Bühne projiziert wurden.<br />

Als nicht alltägliche Zugabe ertönte ein Gondellied,<br />

das nach einem alten venezianischen Dialekt<br />

vertont war. Christoph Pieruschka (Bass) und Rouven<br />

Saura Y Vogt (Tenor) brillierten mit ihren ausdrucksvollen<br />

St<strong>im</strong>men, während die Singgemeinschaft das


31 CHOR IM GESPRÄCH<br />

EIN ERFOLGSGEHEIMNIS<br />

Fundus noch nicht erschöpft. Er dirigiert noch weitere<br />

Chöre aus dem erwähnten <strong>Chor</strong>verband und zudem<br />

Menschen und <strong>Chor</strong>pädagogen vorstellen können.<br />

Was die „Pohle-Chöre“ in all den Jahren erreicht haben,<br />

beruht auf der Erkenntnis und Zielsetzung, dass<br />

man zum Singen innere Freude haben muss. Diese<br />

sollte aber mit Humor und Spaß, Geselligkeit und<br />

Männerchor „Liederkranz“ Birk<br />

Fotos: privat<br />

<strong>Chor</strong>direktor Rolf Pohle dirigiert seit Jahren sehr erfolgreich<br />

die „Singgemeinschaft Birk“ und hat mit den<br />

singfreudigen Sängerinnen und Sängern schon mehr<br />

als ein Handvoll Meisterchortitel mit hervorragenden<br />

Resultaten erzielt. Das gilt ebenso für zwei weitere<br />

Chöre aus Bensberg-Kaule und Bergisch Gladbach-<br />

Nussbaum (Chöre des Rheinisch-Bergischer <strong>Chor</strong>verbandes).<br />

Doch damit ist der chorpädagogische<br />

Singgemeinschaft Birk<br />

dem den Männerchor „Liederkranz“ Birk, den MGV<br />

„Eintracht“ Honrath und den Eitorfer Gesangverein,<br />

die alle dem <strong>Chor</strong>verband Rhein-Sieg angehören! Das<br />

eigentliche Erfolgsgehe<strong>im</strong>nis des Dirigenten, der sein<br />

Domizil vor vielen Jahren in Birk aufgeschlagen hat,<br />

ist Geduld und Beharrlichkeit! Die Ruhe und zähe Zielstrebigkeit<br />

ist längst auf seine Sängerinnen und Sänger<br />

abgefärbt, die sich wirklich keinen besseren<br />

einem echten Korpsgeist gepaart sein. Das weiß Pohle<br />

seit vielen Jahren und tut alles, dass sich die Singst<strong>im</strong>men<br />

bei der Probe, den Auftritten und den ausgesuchten<br />

und Konzerten <strong>im</strong> Birker Bürgerhaus und<br />

in der Braschosser Pfarrkirche St. Marien Namen<br />

wohlfühlen. Auch dieser Attitüde färbt auf das Publikum<br />

ab, dass von den Chören des vorbildlichen <strong>Chor</strong>leiters<br />

in den höchsten Tönen schwärmt. Es ist erstaunlich,<br />

wie Rolf Pohle auf überzeugende Weise die<br />

<strong>Chor</strong>literatur einstudiert, die man nicht alle Tage hört!


32 CHOR IM GESPRÄCH<br />

GELIEBTE GOSPELS<br />

Foto: privat<br />

Der Gemischte <strong>Chor</strong> „Gospel Inspiration“ der evangelischen<br />

Kirchengemeinde St. Augustin Niederpleis und<br />

Mülldorf besteht aus Sängerinnen und Sängern in jedem<br />

Alter, die viel Spaß am Singen haben. Die<br />

aktiven <strong>Chor</strong>mitglieder rekrutieren sich dabei aus der<br />

eigenen Gemeinde und aus dem ganzen Stadtgebiet.<br />

gggbeschwin<br />

Adventskonzert 2022 <strong>im</strong> Dietrich-Bonhoeffer-Haus<br />

Man singt <strong>im</strong>mer wieder gerne Gospels, weil sie vom<br />

Duktus her und wegen ihrer rhythmischen Ausprägung<br />

und Ausstrahlung stets faszinieren und den<br />

göttlichen Lobpreis und Danksagung alle Sinne<br />

erfüllen, was gleichermaßen für die Kirchenbesucher<br />

wie auch für die <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men gilt! Der <strong>Chor</strong> hat sich<br />

<strong>im</strong> Jahre 1993 während einer Jugendfreizeit gegründet.<br />

Dabei spielte der damalige Gemeindekantor Gustav<br />

Muthmann eine ganz entscheidende Rolle gespielt,<br />

der dann auch die <strong>Chor</strong>leitung übernahm. Im<br />

Jahre 1998 trat Astrid Prange de Oliveira in den<br />

Gospelchor ein, die als eine erfahrene Sängerin den<br />

<strong>Chor</strong>leiter unterstützte und zudem als eine versierte<br />

Solosängerin agierte. In den Jahren von 2010 bis<br />

2019 hatte der Gemeindekantor Eun Sup Jang die<br />

<strong>Chor</strong>leitung inne. Er probte schwungvoll und begeisternd<br />

und sorgte dafür, dass sich der Gospelchor zu<br />

einem stattlichen und st<strong>im</strong>mlich überzeugenden Ensemble<br />

entwickelte. Die Jahreskonzerte gerieten <strong>im</strong>mer<br />

wieder zu musikalischen Highlights in der evangelischen<br />

He<strong>im</strong>atgemeinde und darüber hinaus. In<br />

den Jahren 2019 und 2020 hat Yannick Noval vertretungsweise<br />

die <strong>Chor</strong>leitung übernommen, ehe <strong>im</strong><br />

Jahre 2021 die Kantorin Barbara Dünne das musikalische<br />

Geschehen best<strong>im</strong>mt. Die <strong>Chor</strong>proben finden<br />

donnerstags von 19.30-21.00 Uhr <strong>im</strong> Paul-Gerhard-<br />

Haus in Sankt Augustin-Niederpleis statt, Der Gospelchor<br />

hat die Tradition der Konzerte <strong>im</strong> Dietrich-Bonhoeffer-Haus<br />

in St. Augustin-Mülldorf in den Jahren<br />

2022 und 2023 fortgeführt. Man gestaltet musikalisch<br />

Gottesdienste in der Kirchengemeinde und auch in<br />

Nachbargemeinden und tritt außerdem bei Festlichkeiten<br />

und Veranstaltungen innerhalb und außerhalb<br />

der Gemeinde auf. Man ist besonders an weiteren<br />

Bass- und Tenorst<strong>im</strong>men interessiert.


33 CHOR IM GESPRÄCH<br />

MODERNE ORATORIEN<br />

Foto: privat<br />

Kirchenmusiker Thomas Neuhoff, Dirigent des Kölner<br />

Bach-Vereins, des Philharmonischen <strong>Chor</strong>es Bonn<br />

und der Auerberger Kantorei Bonn, hat zwei Oratorien<br />

einstudiert und in der Kölner Philharmonie aufgeführt.<br />

Sie beschäftigen sich intensiv mit der Gewalt des Dritten<br />

Reiches und setzen sich auf musikalisch eindrucksvolle<br />

Weise mit den Wirren und Geschehnissen<br />

dieser schl<strong>im</strong>men Zeit auseinander. Es handelt sich<br />

um die überzeitlichen Oratorien „A child of our t<strong>im</strong>e“<br />

des englischen Komponisten Michael Tippett (1905-<br />

98) und „In terra pax“ des Schweizer Komponisten<br />

Frank Martin (1890-1974). Im ersten Oratorium geisselt<br />

Tippett das Schicksal der rassisch Verfolgten und<br />

bedient sich des Judenjungen Herschel Grynszpan,<br />

der <strong>im</strong> Jahre 1938 in der deutschen Botschaft in Paris<br />

den deutschen Sekretär Ernst von Rath erschossen<br />

hat. Für die verhassten Nationalsozialisten war das<br />

eine der günstigen Gelegenheiten, eine Welle von antisemitischer<br />

Gewalt loszutreten, die in den Novemberpogromen<br />

gipfelte. Frank Martin hat sich biblische<br />

Texte gesucht, die sich mit Schrecken, Friedensvisionen,<br />

Liebe, Leid, Schuld und Versöhnung auseinandersetzen<br />

und zeigen, was Menschen den Menschen<br />

antun können und dass man sich Weg in den Wüsten<br />

bahnen muss. Der Dirigent nahm das Konzert in der<br />

Kölner Philharmonie zum Anlass, ein Schülerprojekt<br />

für Schülerinnen und Schüler in Bonner und Kölner<br />

Schulen unter dem Motto „Kinder unserer Zeit“ ins<br />

Leben zu rufen. Damit führt er die Schülerarbeit fort,<br />

die von der „Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung“ gefördert<br />

wird. Die Schülerinnen und Schüler sollten <strong>im</strong><br />

Deutschunterricht die Frage zu beantworten, was es<br />

für sie bedeutet, Kinder unserer Zeit zu sein. Damit<br />

sollten sie ermutigt werden, ihren Alltag in Texte zu<br />

fassen und sich auf differenzierte Weise mit Ausgrenzung,<br />

Gewalt in der Familie, Armut, Rassismus, Religion<br />

und Toleranz zu befassen. Im Kunstunterricht<br />

und in Theater-AGs wurden die Themen umgesetzt.<br />

Darüber hinaus wurde bei den Kindern und Jugendlichen<br />

das historische Wissen erweitert und <strong>im</strong> Musikunterricht<br />

vertonten die Schülerinnen und Schüler<br />

diese Themen, wobei sie von Thomas Neuhoff und<br />

dem Komponisten und Kölner Kompositionsprofessor<br />

David Graham (1951) in kompetenter Weise beraten<br />

wurden. Außer den Pädagogen von Bonner und Kölner<br />

Schulen waren die Theaterpädagogin Kerstin Baldauf,<br />

Student Rabih Lahoud und Trommler Ansu Yeboah an<br />

diesem Projekt beteiligt.


<strong>34</strong> CHOR IM GESPRÄCH<br />

FEINSINNIGE LEITERIN<br />

Fotos: privat<br />

Die feinsinnige, lebensfrohe und zielstrebige japanische<br />

<strong>Chor</strong>dirigentin K<strong>im</strong>iko Bernhöft, die in der Region<br />

an Rhein und Sieg längst ihre musikalischen Spuren<br />

hinterlassen und sich dabei ihre Meriten verdient<br />

und durch ihre gekonnte und versierte chorpädagogische<br />

Arbeit überzeugt hat, hat vor der Corona-Krise<br />

mit dem „Frauenchor Rheinbach“ das zehnjährige<br />

<strong>Chor</strong>bestehen gefeiert. In der Zeit nach dem besagten<br />

Jubiläum freute sie sich wahnsinnig auf eine Kultur-<br />

und Konzertreise mit den Frauenchören aus<br />

Rheinbach, Köln-Hürth und Kerpen in ihre<br />

faszinierende fernöstliche He<strong>im</strong>at. Dafür hatte die<br />

zierliche und sympathische <strong>Chor</strong>leiterin, die die Musik<br />

wohl über alles liebt, den „Japan-Projektchor“ ins Leben<br />

gerufen. Wer könnte eine solche ungewöhnliche<br />

<strong>Chor</strong>reise ins Land der aufgehenden Sonne wohl besser<br />

gestalten und in die Tat umsetzen. Ob sie dabei<br />

auch als Reiseführerin fungiert hat, ist nicht bekannt!<br />

Jedenfalls konnte man mit K<strong>im</strong>iko Bernhöft keine bessere<br />

<strong>Chor</strong>leiterin für diese äußerst reizvolle Aufgabe<br />

und sängerische Herausforderung finden. Das interessante<br />

Reise- und Konzertprogramm enthielt Konzerte<br />

und Auftritte in den japanischen Metropolen Tokio,<br />

Kyoto und Osaka. Dafür wurde der "Projektchor<br />

Japan" ins Leben gerufen. Auch bei den Projektproben<br />

galt der japanische Ruf „Ganbatte ne!“ (Gehen wir es<br />

an). Man wird unwillkürlich an die alten Kutscher,<br />

Wirtsleute und Landbauern erinnert, die sich zur<br />

Gründungszeit unserer he<strong>im</strong>ischen Chöre und <strong>Chor</strong>gemeinschaften<br />

Mut zuriefen, in die Hände spuckten,<br />

die Hemdsärmel aufkrempelten und dann kräftig anund<br />

zupackten! Das soll der erwähnte Mut machende<br />

Ruf tun und beschwören. Nicht mehr, aber auch nicht<br />

weniger! Am Beispiel des Frauenchores Rheinbach<br />

kann man deutlich erkennen, dass sich der genannte<br />

„musikalische Kampfruf“ bewährt hat und dass die<br />

engagierten und ambitionierten Sängerinnen unter<br />

der künstlerisch vorbildlichen Leitung viel Erfolg haben.<br />

Daher konnte man sie denn auch getrost mit ihren<br />

gesanglichen Mitstreiterinnen (eine wirklich respektable<br />

Schar an weiblichen Singst<strong>im</strong>men, die das<br />

japanische Volk sicherlich begeisterte!) durchaus als


35 CHOR IM GESPRÄCH<br />

sich mehr als 50 Damen in die Aula der katholischen<br />

Grundschule St. Martin in Rheinbach, die die musikalische<br />

Geburtsstunde des Frauenchores erlebten.<br />

musikalische Botschafterinnen aus der Voreifel nach<br />

Japan schicken. K<strong>im</strong>iko Bernhöft hat ihre Chöre zu <strong>im</strong>mer<br />

neuen musikalischen Höhenflügen inspiriert, wovon<br />

sich das Publikum be<strong>im</strong> zuvor erwähnten und eindrucksvollen<br />

Jubiläumskonzert des Frauenchores<br />

Rheinbach überzeugen konnte. Man geizte <strong>im</strong> Rheinbacher<br />

Stadttheater auch nicht mit dem Applaus, den<br />

sich auch der ebenfalls von K<strong>im</strong>iko Bernhöft dirigierte<br />

MGV Sechtem mit seinen Liedvorträgen verdiente.<br />

Das Gleiche gilt ebenso für die vorzügliche Pianistin<br />

Yoshiko Hash<strong>im</strong>oto und die auf ausdrucksvolle Weise<br />

agierende Sopranistin Yuriko Bernhöft. Ihre st<strong>im</strong>mschönen<br />

Interpretationen wie die „Hymne an die<br />

Jungfrau“ oder „Moon River“ aus dem Film „Frühstückbei<br />

Tiffany“ offerierten eine wunderschöne<br />

St<strong>im</strong>me! <strong>Chor</strong>leiterin K<strong>im</strong>iko Bernhöft, die <strong>im</strong> Jahre<br />

1994 in den Lokalzeitungen für einen Frauenchor in<br />

Rheinbach warb, fand für das ehrgeizige Projekt die<br />

tatkräftige Unterstützung von Bürgermeister Stefan<br />

Raetz und der damaligen Vorsitzenden und heutigen<br />

Ehrenvorsitzenden des <strong>Chor</strong>verbandes Bonn-Rhein-<br />

Sieg, Helga Eckhardt. Bei der Debütproben trafen


36 CHOR IM GESPRÄCH<br />

MITSINGABENDE<br />

gibt in der Tat keine bessere <strong>Chor</strong>werbung. Man kann<br />

interessierten Leuten, die vielleicht einem <strong>Chor</strong> bei-<br />

Beispiel vorweggegangen ist. Das hat sogar dazu geführt,<br />

dass man <strong>im</strong> Jahre 2021 einen digitalen Mitsingabend<br />

durch-<br />

Foto: privat<br />

Der „Eitorfer MGV“ (inzwischen in „Eitorfer Gesangverein“<br />

umbenannt!) hatte <strong>im</strong> Jahre 2018 begonnen,<br />

Mitsingabende <strong>im</strong> Eitorfer Sängerhe<strong>im</strong> (“Gasthaus der<br />

Chöre“) zu veranstalten. Dabei hatte man das 150-<br />

jährige Jubiläum <strong>im</strong> Jahre 2023 ins Auge gefasst. Es<br />

treten wollen, keinen besseren Anschauungsunterricht<br />

geben! Diese Mitsingabende sind sogar in der<br />

Corona-Krise als Online-Singen recht erfolgreich<br />

praktiziert worden. Dabei hatten die engagierten<br />

Eitorfer Sängerinnen und Sänger den langjährigen<br />

Leiter, Musikdirektor FDB Rolf Pohle, auf ihrer Seite,<br />

der in seinen Chören in dieser bitteren Zeit mit gutem<br />

<strong>Chor</strong>-Auftritt <strong>im</strong> Jahre 2022 in Windeck-Schladern<br />

Singabend durchgeführt hat. Auf der Facebook-Seite<br />

ist außerdem erwähnt, dass das Ziel verfolgt werden<br />

sollte, das rheinische Brauchtum als „<strong>im</strong>materielles<br />

Weltkulturerbe“ auch während der schrecklichen Pandemie<br />

nach besten Kräften zu erhalten und zu fördern.


37 CHOR IM GESPRÄCH<br />

TOLLE PERFORMANCE<br />

Der ambitionierte Pop- und Gospelchor „Living Colours“<br />

bot be<strong>im</strong> Freundschaftssingen 2023 des MGV<br />

„Eintracht“ Stoßdorf <strong>im</strong> Stoßdorfer Bürgerhaus eine<br />

tolle Performance unter der gekonnten Leitung von<br />

Karsten Rentzsch, die zurecht mit viel Beifall belohnt<br />

Foto: privat<br />

wurde. Die engagierten und auswendig singeden<br />

<strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men brachten dabei die Songs „Loved“ von<br />

Hans Christian Joch<strong>im</strong>sen, „You are the reason“ von<br />

Calum Scott und „Rama Lama Ding Dong“ von der<br />

US-amerikanischen Musikgruppe „The Edsels“ aus<br />

dem Jahre 1958. Das Publikum war hellauf begeistert<br />

von dem überzeugenden Auftritt der Sängerinnen und<br />

Sängern aus Uckerath und verlangten lautstark nach<br />

einer Zugabe, den der begeisternde <strong>Chor</strong> gerne erfüllte.<br />

Er tat dies mit dem Gospelsong „I will be there“,<br />

des dänischen Komponisten und Gospelsongwriters<br />

Hans Christian Joch<strong>im</strong>sen. Bei dessen Darbietung verteilten<br />

sich die Singst<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Publikum und st<strong>im</strong>mten<br />

die letzten Refrains inmitten der Gäste an. Auch<br />

Karsten Rentzsch konnte auch mit der schwungvollen<br />

Zugabe mit dem Publikum freuen, ehe er sich für das<br />

gelungene <strong>Chor</strong>fest bedankte.


38 CHOR IM GESPRÄCH<br />

HEITERE CHORMUSIK<br />

des Männerchores, meinte Vorsitzender Gerd Ehrenstein.<br />

Der neue Dorfplatz, vom He<strong>im</strong>atverein Irsen<br />

der Männerchor zum Auftakt unter der bewährten Leitung<br />

von Valery Kashlyaev einige Lieder zu Gehör<br />

Der traditionsreiche MGV „Waldfrieden“ Irsen war<br />

froh und glücklich darüber, dass man <strong>im</strong> Jahre 2022<br />

nach dreijähriger Coronapause endlich wieder ein<br />

Sommerfest feiern konnte. Es zehre an der Substanz<br />

Foto: privat<br />

unter Regie des <strong>Chor</strong>sängers Ralf Stein errichtet, war<br />

ein idealer Ort für das heitere Sommerfest, bei dem<br />

Brachte. Den zwei Dutzend Singst<strong>im</strong>men war die<br />

Freude am gelungenen Auftritt anzumerken, wobei<br />

das Publikum sich ebenfalls freute. Der <strong>Chor</strong> feiert <strong>im</strong><br />

Jahre 2024 das 100-jährige Jubiläum.


39 CHOR IM GESPRÄCH<br />

STIMMEN AUS ALLER WELT<br />

Der Weltjugendchor („World Youth Choir“) konzertierte<br />

<strong>im</strong> Jahre 2016 anlässlich des 160. Todestages<br />

von Robert Schumann nicht nur in Bonn, sondern war<br />

auch zu Gast be<strong>im</strong> „Kultursommer“ in Rheinland-<br />

Pfalz. Unter der bewährten Direktion des italienischen<br />

Dirigenten Filippo Maria Bressan trat der weltweite<br />

Gastchor (der auf allen Kontinenten in Erscheinung<br />

tritt!) in der St. Stephan-Kirche in Mainz und in der<br />

St. Martin-Kirche in Cochem an der Mosel, wobei ausgesuchte<br />

und stilistisch interessante geistliche weltliche<br />

<strong>Chor</strong>werke zur Aufführung gebracht wurden. Mit<br />

anderen Worten: Es kamen bei dieser Tournee, die<br />

auch nach Weikershe<strong>im</strong>/Franken, Wolfenbüttel/Niedersachsen<br />

und Brüssel führte, Kompositionen zum<br />

Vortrag, die ganz bewusst einen Bezug zur internationalen<br />

<strong>Chor</strong>besetzung haben. So hatte der Dirigent in<br />

das aktuelle Programm mehr oder weniger bekannte<br />

Werke des österreichischen Komponisten Anton<br />

Bruckner (1824-96), des deutschen Komponisten<br />

Gustav Mahler (1860-1911), des argentinischen<br />

Komponisten Carlos Gustavino (1912-2000) und des<br />

lettischen Komponisten Eriks Ešenvalds (1977) aufgenommen.<br />

Der <strong>Chor</strong> ist ein Projekt der „World Youth<br />

Choir Foundation“ mit Sitz in Den Haag (Niederlande),<br />

unter deren Dach die internationalen <strong>Chor</strong>verbände<br />

„European <strong>Chor</strong>al Association – Europa Cantat“, „Jeunesses<br />

Musicales International“ und die „Internationale<br />

Föderation für <strong>Chor</strong>musik“ fördern und koordinieren.<br />

Der Weltjugendchor ist ein großartiger <strong>Chor</strong>,<br />

der sich die Friedensbotschaft für alle Menschen auf<br />

die Fahne geschrieben hat. Natürlich harmonisieren<br />

die jungen Sängerinnen und Sänger nicht nur bei den<br />

ambitionierten Werken, sondern sie lernen sich auch<br />

näher kennen und erfahren, dass die Musik den wahren<br />

Frieden stiftet und alle Grenzen sprengt!


40 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ALTENBERGER DOM<br />

Foto: privat<br />

Der <strong>im</strong> Bergischen Land gelegene Altenberger Dom<br />

übt auf die bergischen Chöre und auch auf die Chöre<br />

und <strong>Chor</strong>gemeinschaften an Rhein und Sieg einen besonderen<br />

Reiz aus. Die Chöre singen an dieser hehren<br />

Stätte sehr gern und verknüpfen einen Tagesausflug<br />

mit einer Besichtigung des „Bergischen Domes“ wie<br />

das hin und wieder in Neviges geschieht, das<br />

bekanntlich ein bekannter Wallfahrtsort ist, der ebenfalls<br />

<strong>im</strong> Bergischen Land liegt. So hat der vor Jahren<br />

der Gemischte <strong>Chor</strong> „La Voce“ Lohmar Honrath unter<br />

der Leitung des <strong>Chor</strong>gründers und ehemaligen Dirigenten<br />

Wolfgang Reisert (Foo) ein Weihnachtskonzert<br />

<strong>im</strong> Altenberger Dom gegeben. Reisert hatte ein wunderschönes<br />

Programm zusammengestellt, bei dem er<br />

Benjamin Brittens „A hymn to a virgin“ an den Anfang<br />

des Konzertes gestellt hatte. Der englische Komponist<br />

ist als ausdrucksstarker und klanglich-harmonischer<br />

Tonsetzer bekannt, der jedem <strong>Chor</strong> st<strong>im</strong>mlich vieles<br />

abverlangt. Das ist auch in „Rejoice to the lamb“ sehr<br />

deutlich zu spüren. Der ambitionierte <strong>Chor</strong>leiter und<br />

Vorgänger des jetzigen amerikanischen Dirigenten<br />

Mark Rosenthal hatte den engagierten <strong>Chor</strong> auf die<br />

schwierigen Passagen und die Tempowechsel sehr<br />

sorgfältig vorbereitet und die Kompositionen mit viel<br />

Stilgefühl und Ausdruckskraft einstudiert. „La Voce“<br />

meisterte mit st<strong>im</strong>mlicher Beweglichkeit die diffizilen<br />

Werke. Bestnoten verdienten sich darüber hinaus Elvira<br />

Bill (Mezzosopran), Stefan Zehe (Bariton), Franz<br />

Steffen (Tenor) und die <strong>Chor</strong>sängerinnen Anne Nolte,<br />

Rebecca Reisert und Kristine Warmhold. Zudem empfahl<br />

sich Harfenistin Jane Berthe mit den Frauenst<strong>im</strong>men<br />

be<strong>im</strong> Zyklus „A ceremony of carols“ und präsentierte<br />

sich solistisch mit „A conte de noel“. Die Frauenst<strong>im</strong>men<br />

verliehen dem Zyklus seinen eigenen Reiz<br />

und die Harfenspielerin ließ hören, warum das Instrument<br />

auch die „Saiten“ das Publikums zum Schwingen<br />

bringt. Dr. Stefan Kames beschäftigte sich sehr<br />

sinnfällig mit J. S. Bach´s Kantate „Nun komm der<br />

Heiden Heiland“, während Trompeter David Pinger die<br />

Adventskantate von Josef Otten mit schönen Tönen<br />

apostrophierte. Ursula Borstel führte durch das Programm,<br />

das allen ausnehmend gut gefiel. Eine weitere<br />

kulturelle Bereicherung hinsichtlich weltlichen<br />

<strong>Chor</strong>gesanges sind die Konzerte <strong>im</strong> historischen Rittersaal<br />

von Schloss Burg an der Wupper. Auch dieses<br />

historische Ambiente weckt <strong>im</strong>mer wieder die Sinne<br />

der <strong>Chor</strong>st<strong>im</strong>men und der Besucher. In diesem Kontext<br />

ist das „Bergische <strong>Chor</strong>fest“ zu erwähnen.

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