18. Februar 2024
- Drei neue Schulstraßen in Graz - Chaos Neutorgasse: Unausgegoren und voller Fallen - Thalersee wird zum Schandfleck - Jan Delay zum Superpreis für "Grazer"-Leser
- Drei neue Schulstraßen in Graz
- Chaos Neutorgasse: Unausgegoren und voller Fallen
- Thalersee wird zum Schandfleck
- Jan Delay zum Superpreis für "Grazer"-Leser
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6 graz<br />
www.grazer.at <strong>18.</strong> FEBRUAR <strong>2024</strong><br />
K O M M E N T A R<br />
von<br />
Verena<br />
Leitold<br />
✏ verena.leitold@grazer.at<br />
Über eigenen<br />
Lenkradrand<br />
hinaus denken<br />
K<br />
inder sehen und hören<br />
anders als Erwachsene,<br />
lassen sich viel leichter<br />
ablenken. Studien zufolge sind<br />
sie erst ab einem Alter von fünf<br />
bis sechs Jahren fähig, akute<br />
Gefahren zu erkennen,<br />
vorausschauend geht das erst<br />
mit acht Jahren. Im Alter von 9<br />
bis 10 Jahren ist die Entwicklung<br />
von Daueraufmerksamkeit<br />
und selektiver Aufmerksamkeit<br />
weitgehend<br />
abgeschlossen. Komplexe<br />
Verkehrssituationen können<br />
erst mit etwa 14 Jahren erfasst<br />
werden. Aus diesem Grund<br />
sollten wir, wenn es um<br />
Verkehrsmaßnahmen in<br />
unserer Stadt geht, auch durch<br />
die Augen der Kinder sehen<br />
und auf diese mehr Rücksicht<br />
nehmen. Viel zu schnell sind<br />
wir oft versucht, allein anhand<br />
unserer unmittelbaren Bedürfnisse<br />
zu urteilen: Kommen wir<br />
schnell genug von A nach B?<br />
Werden wir selbst durch<br />
Maßnahmen vielleicht<br />
eingeschränkt? Sobald eine<br />
zuvor lange geforderte Ampel<br />
aufgestellt ist, sind die<br />
früheren Sorgen vergessen.<br />
Schnell wird nur noch über<br />
Stau geschimpft. Sobald eine<br />
Schulstraße errichtet ist, hört<br />
man nur noch die ausgesperrten<br />
Autos hupen. Sobald ein<br />
Gehweg gebaut ist, fällt nur<br />
noch die schmälere Fahrbahn<br />
auf. Das hier ist also ein<br />
kleiner Reminder, hin und<br />
wieder auch über den eigenen<br />
Lenkradrand hinaus zu<br />
denken!<br />
Die neue<br />
Neutorgasse birgt<br />
viele Fallen<br />
In der Neutorgasse wird es wie schon vor Jahren geplant Durchzugsverkehr geben. Die neuen Details wirken aber unausgegoren:<br />
Radfahrer müssen die Spur wechseln, Lieferanten können nicht zustellen, Gastgärten gibt es keine. ACHTZIGZEHN<br />
AUF IRRWEGEN. Wie „der Grazer“ schon vorab exklusiv berichtete, musste<br />
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner ihren Traum einer autofreien<br />
Neutorgasse begraben. Der neue Plan birgt zahlreiche Fallen und Gefahren.<br />
Von Tobit Schweighofer<br />
tobit.schweighofer@grazer.at<br />
Trotz mehrfacher Anküdigung,<br />
die Neutorgasse<br />
künftig für den Durchzugsverkehr<br />
sperren zu wollen,<br />
musste Vizebürgermeisterin Judith<br />
Schwentner jetzt zurückrudern.<br />
Durchzugsverkehr wird<br />
es auch in Zukunft geben, von<br />
der angekündigten Flaniermeile<br />
bleiben nur Bruchstücke oder<br />
in ihren Worten gesprochen<br />
eine „Flaniermeile mit Hausverstand“<br />
übrig. Diese ist allerdings<br />
trotz monatelanger Prüfung für<br />
sämtliche Verkehrsteilnehmer<br />
mit zahlreichen Fallen und teilweise<br />
sogar gefährlichen Lösungen<br />
versehen.<br />
★ Der Zweirichtungsradweg<br />
zum Beispiel mündet in der<br />
oberen Neutorgasse in einen<br />
gemischten Geh- und Radweg,<br />
Unausgegorene Pläne:<br />
wobei die Radfahrer hier sogar<br />
noch die Spuren wechseln müssen.<br />
Eine besonders in Zeiten<br />
von E-Bikes hochgefährliche Angelegenheit<br />
mit nahezu hundertprozentiger<br />
Unfallgarantie.<br />
★ Die Straßenbahn wird von<br />
der Radetzkystraße über den Joanneumring<br />
in die Neutorgasse<br />
fahren. Dort wird die Ampel so<br />
eingerichtet, dass die Bim immer<br />
„grünes Licht“ hat, während<br />
die Fahrzeuge auf dem Joanneumring<br />
warten müssen. Laut<br />
Auskunft der Holding werden in<br />
Stoßzeiten künftig (wenn alle 15<br />
neuen Bims einsatzbereit sind)<br />
stündlich 28 Straßenbahnen in<br />
beide Richtungen auf der Linie<br />
fahren. Den kilometerlangen<br />
Stau, der am Ring verursacht<br />
wird, hat man in Graz bestimmt<br />
noch nie gesehen. Auch wenn<br />
man berücksichtigt, dass der<br />
Anteil der „Passiven Mobilität“<br />
aufgrund der vielen Maßnahmen<br />
zurückgehen könnte, ist hier ein<br />
Chaos vorprogrammiert.<br />
★ Zusätzlich zu den vielen Straßenbahnen<br />
werden die Regionalbusse<br />
ebenfalls durch die<br />
Neutorgasse fahren. Die eingeplanten<br />
Ruhezonen werden<br />
dementsprechend eher zu Unruhezonen<br />
und der Ausblick der<br />
Sitzbankerln wird zur Öffi-Leistungsschau<br />
werden.<br />
★ Gastgärten sind ebenfalls keine<br />
erlaubt, diese sollen in den<br />
Seitengassen entstehen, wo es<br />
sie teilweise ohnehin schon gibt.<br />
★ Lieferungen für die ansässigen<br />
Betriebe können in der Neutorgasse<br />
ebenfalls nicht zugestellt<br />
werden. Auch sie müssen in den<br />
Seitengassen erledigt werden.<br />
Wie das im Detail ablaufen soll,<br />
weiß man aber noch nicht, dies<br />
soll noch vor dem Sommer präsentiert<br />
werden.<br />
derGrazer<br />
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