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DER WEG ZUM BUCH - Die Landesbibliothek Oldenburg in der Ofenerstraße

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung. Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg. Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung.
Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg.

Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

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Nach <strong>der</strong> Revolution von 1917 waren die Eltern, Johannes Karl Julius<br />

Baeckman und und se<strong>in</strong>e Frau mit ihre Tochter Anna nach Estland über den<br />

zugefrorenen F<strong>in</strong>nischen Meerbusen geflohen. Der Vater starb 1921 <strong>in</strong><br />

Dorpat, 1937 auch se<strong>in</strong>e Witwe.<br />

Ihr Sohn Karl kämpfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> weißen Armee und ließ sich dann als Arzt auf<br />

<strong>der</strong> Krim nie<strong>der</strong>. Mit dem letzten Dampfer gelangte er von dort nach<br />

Deutschland, wo er bis 1968 lebte und praktizierte.<br />

Julius (Julius Iwanowitsch), <strong>der</strong> Fabrikant und Naturforscher, wurde verhaftet<br />

und erlangte se<strong>in</strong>e Freilassung nur durch wie<strong>der</strong>holte Petitionen <strong>der</strong> Familie,<br />

Woldemar war se<strong>in</strong> Anwalt. Aber das Gefängnis hatte se<strong>in</strong>e Gesundheit<br />

untergraben und er starb 1930 an Tuberkulose.<br />

V.I. Baeckmann arbeitete <strong>in</strong> dieser Zeit als Ökonom <strong>in</strong> <strong>der</strong> Len<strong>in</strong>grad<br />

Geological Survey (Embankment des Moika River, 88). Fast sofort nach<br />

se<strong>in</strong>er Heirat, 1930, verließ er die Stadt und arbeitete als Planer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wirtschaftsabteilung beim Bau des Apatit-Werks <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Khib<strong>in</strong>ogorsk..<br />

1931 folgte ihm se<strong>in</strong>e Frau, die er als Schreibkraft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Abteilung<br />

unterbr<strong>in</strong>gen konnte.<br />

Der Grund für diesen Ortswechsel ist wahrsche<strong>in</strong>lich die Gefahr <strong>der</strong><br />

Verhaftung. Baeckman hatte e<strong>in</strong>en Freund im NKWD – vermutlich e<strong>in</strong>en<br />

Studienfreund – <strong>der</strong> ihn wie<strong>der</strong>holt warnen konnte.<br />

1932 kehrte die Familie Baeckman jedoch nach Len<strong>in</strong>grad zurück, wo die<br />

Zwill<strong>in</strong>gstöchter Valeria und Mar<strong>in</strong>a geboren wurden.<br />

Wegen <strong>der</strong> Angst vor e<strong>in</strong>er weiteren Verhaftung im Jahr 1935 - er wurde<br />

erneut von e<strong>in</strong>em Freund gewarnt, dass e<strong>in</strong> "Fall" gegen ihn e<strong>in</strong>geleitet und<br />

die Verhaftung vorbereitet wurde – zog die Familie mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nach<br />

Arkhangelsk, dann zur Apatie und zum Khib<strong>in</strong>y, wo Baeckman im Lager für<br />

„beson<strong>der</strong>e“ Siedler wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Anstellung als Ökonom fand: für den Abbau<br />

von "Apatit"<br />

Dort wurde die Familie von Repressionen überrollt. Während <strong>der</strong><br />

Untersuchung blieb <strong>der</strong> Verdächtige Bekman zu großen Teilen unter<br />

"Beobachtung". Er reiste mehrmals nach Moskau zu Befragungen zu e<strong>in</strong>em<br />

Ermittler (<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong> Deutscher war) und wurde schließlich völlig<br />

freigesprochen. 1938 erhielt die Familie die Erlaubnis, nach Len<strong>in</strong>grad<br />

zurückzukehren.<br />

E<strong>in</strong>ige Zeit später fuhr Baeckmann nach Moskau, um dem Ermittler zu<br />

danken, aber er erfuhr, dass dieser erschossen worden war – die Familie<br />

er<strong>in</strong>nerte sich immer mit Dankbarkeit jenes „unbekannten“ Freundes.<br />

Es ist bemerkenswert, dass se<strong>in</strong>e Frau persönlich nicht mit <strong>der</strong> Familie ihres<br />

Mannes vertraut war - es besteht <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck, dass Woldemar überhaupt<br />

nicht mit Verwandten kommunizierte. <strong>Die</strong>ses höchstwahrsche<strong>in</strong>lich wegen <strong>der</strong><br />

Gefahr <strong>der</strong> Verfolgung, denen sie und Ihre Nachbarn periodisch unterworfen<br />

waren.<br />

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