15.02.2024 Aufrufe

DER WEG ZUM BUCH - Die Landesbibliothek Oldenburg in der Ofenerstraße

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung. Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg. Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung.
Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg.

Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> „Packenia“ stand me<strong>in</strong>en Eltern unermüdlich und nahezu täglich bei während <strong>der</strong><br />

Erkrankung und während des langen Sterbens me<strong>in</strong>es Vaters, sie selbst von eher zarter<br />

Konstitution. Sie hat me<strong>in</strong>en Vater, obwohl bedeutend jünger, nicht lange überlebt: am<br />

Neujahrstag 1974 wurde sie <strong>in</strong> ihrer Wohnung tot aufgefunden. Das Familiengrab „Ahlhorn“<br />

bef<strong>in</strong>det sich auf dem Gertrudenfriedhof <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong>, nicht weit vom Grab me<strong>in</strong>er Eltern.<br />

102<br />

Durch glückliche Fügung war ich über fast drei Jahrzehnte mit Wie<strong>der</strong>herstellungen und<br />

Pflege des Hauses Cramer <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Dahlem betraut, e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> wichtigen Landhäuser des<br />

Architekten Hermann Muthesius (1912), des Werkbund-Begrün<strong>der</strong>s, vgl. Julius Posener.<br />

<strong>Die</strong> im Wesentlichen wie<strong>der</strong>hergerichteten Anlagen wurden zum ersten Gartendenkmal<br />

Berl<strong>in</strong>s, 1977. In ganz beson<strong>der</strong>er Weise gelangten hier Muthesius For<strong>der</strong>ung und Pr<strong>in</strong>zip<br />

e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung von Haus und Garten zur Anwendung: je<strong>der</strong> Innenraum f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e<br />

Entsprechung, Fortsetzung und se<strong>in</strong>en Fluchtpunkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zugehörigen Außenraum: zu<br />

den Gesellschaftsräumen <strong>der</strong> Rosengarten und dann <strong>der</strong> Tennisgrund, zum Speisesaal e<strong>in</strong><br />

„Klostergarten-Karree“, zum Spielzimmer <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e große Wiese zum Toben, zum<br />

Küchen- und Ges<strong>in</strong>detrakt Obst- und Gemüsegarten und Hühnerhof. Der Zugang zum Hause<br />

ist e<strong>in</strong>e Allee, mit Wal<strong>der</strong>dbeeren bei<strong>der</strong>seits, die Sichtachse von <strong>der</strong> Straße mündet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

außerordentlich privatimen E<strong>in</strong>gang draußen wie dr<strong>in</strong>nen, um dann über Salon und dar<strong>in</strong><br />

drapiertem Konzertflügel se<strong>in</strong>e grandiose Fortsetzung zu f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Blick über Teich und<br />

Uferzone im anschließenden Park – durch e<strong>in</strong>e voll versenkbare Glaswand h<strong>in</strong>durch, also im<br />

Sommer sozusagen „hüllen-, grenzenlos“. Nichtsdestoweniger bildet dieser Garten mitsamt<br />

dem Haus e<strong>in</strong>e verschmolzene E<strong>in</strong>heit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Partien sich fließend verb<strong>in</strong>den:<br />

das Ganze e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger hoffnungslos romantischer Zaubergarten.<br />

Erst da wurde mir bewusst, was bei Haus und Garten me<strong>in</strong>er Eltern sozusagen auf<br />

handwerklicher Ebene so außerordentlich gelang.<br />

<strong>Die</strong> Fotos des Garten stammen aus dem Nachlass von Charlotte Cramer-Sachs 1905-1999,<br />

<strong>der</strong> Tochter des Hauses, und wurden wahrsche<strong>in</strong>lich Anfang 1933 aufgenommen, als die<br />

Familie bereits auf <strong>der</strong> Flucht war, sie aber aufgrund ihres durch Heirat amerikanischen<br />

Passes noch <strong>in</strong>s Land konnte. The Lemelson Center - National Museum of American History,<br />

Smithsonian Institution, Wash<strong>in</strong>gton, D.C.<br />

<strong>Die</strong> Stanford University <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> betreibt e<strong>in</strong> Forschungsprojekt zur <strong>in</strong>zwischen mehr als<br />

e<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>tjährigen Geschichte des Hauses Cramers – e<strong>in</strong> Spiegelbild wirklich aller Höhen<br />

und Tiefen im Deutschland dieser Zeit – e<strong>in</strong>e Veröffentlichung ist geplant.<br />

Danach ist die außergewöhnliche Beson<strong>der</strong>heit des Zusammenhangs von Haus und Garten<br />

<strong>in</strong> dieser hier spezifischen Form nicht lediglich e<strong>in</strong>e künstlerische Raff<strong>in</strong>esse, son<strong>der</strong>n<br />

Ausdruck e<strong>in</strong>er LEBENSFORM, die sich gegen die zunehmende Entfremdung <strong>der</strong> Menschen<br />

im Zuge zunächst <strong>der</strong> Industrialisierung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Arts & Crafts Movement wandte.<br />

<strong>Die</strong> Gedanken des hierbei wichtigsten „Ideologen“ John Rusk<strong>in</strong> (1819 – 1900) wurden<br />

bezüglich <strong>der</strong> künstlerischen und architektonischen Aspekte zweifellos über den Architekten<br />

des Hauses Cramer, Muthesius, nach Deutschland gebracht, h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> reformerischen<br />

und Erziehungsfragen jedoch über die Frauenbewegung <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende vermittelt,<br />

ganz beson<strong>der</strong>s über die Bildungsarbeit <strong>der</strong> „Gymnasialkurse für Frauen“ <strong>der</strong> gebürtigen<br />

<strong>Oldenburg</strong>er<strong>in</strong> Helene Lange <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, zu <strong>der</strong>en ersten Elev<strong>in</strong>nen die Bauherr<strong>in</strong> zählte.<br />

208

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!