DER WEG ZUM BUCH - Die Landesbibliothek Oldenburg in der Ofenerstraße

Dr. Wolfgang G. Fischer
Es ist WGF wahrscheinlich letztendlich nicht gelungen, vielleicht
mit Ausnahme einer kurzen „Aufbauzeit“ direkt nach dem
Kriege, alle seine Mitarbeiter mitzunehmen, zu überzeugen von
seiner Vision der Bibliothek als einem Zentrum im „Netzwerk“ kultureller
und Bildungsinstitutionen, wie sie nach dem geistigen
Leerstand der Nazi-Zeit jetzt greifbar, ja unabdingbar schien, insbesondere
auch angesichts der Demokratie-Vorgaben und Hilfen
der englischen und amerikanischen Besatzungsmächte. Die allgewärtigen
menschlichen Eigenheiten, Eifersüchteleien, vereinzelt
die Verweigerung von Engagement aufgrund vermeintlich
nicht hinreichender Beachtung und Würdigung, insbesondere aber
die anhaltenden Differenzen um lange Öffnungszeiten der Bibliothek
haben wohl schließlich den geistigen Höhenflug für nur den
Alltagsbetrieb verbraucht, wenn auch lange auf vergleichbar
hohem Niveau – und schließlich mit der Gründung der Universität
in Oldenburg doch noch mit vermeintlicher Perspektive, zwei Jahrzehnte
später.
Mit der mühsam errungenen Weichenstellung, die Landesbibliothek
Oldenburg und die Bibliothek der künftigen Universität
zu verbinden, ging mein Vater nach 22 Jahren in Oldenburg 1968
in Pension. Die dann schnell folgende Revision dieser Entscheidung
sah er mit Bitternis, als Scheitern in seinem Lebenswerk.
Über die Jahre hinweg wirksam bremsten aber zunächst andere
Geschehnisse seine Arbeit und seinen Mut, seinen nach dem
gerade in Anbetracht aller Widerstände letzten Endes mit dem
gelungen Umzug der Bibliothek, den vielfältigen kultur- und bildungspolitischen
Aktivitäten und den eigenen kunsthistorischen
Äußerungen innerhalb weniger Monate und Jahre heute so fast
rastlos erscheinenden Neubeginn nach dem Kriege: ...wenn nicht
jetzt, wann dann...?
Dieses nicht ohne eigenes Zutun und Risiko, denn im Jahr
1949 verzögerte sich erneut die Bewilligung bereits zugesagter
Mittel im Etat der Landesbibliothek Oldenburg, die bei den
Beschaffungen jedoch bereits „verbraucht“ worden waren, so dass
für laufende Verpflichtungen keine ausreichende Deckung mehr
bestand. Um den wissenschaftlichen Wert der an der LBO besonders
wichtigen Periodika zu retten, vereinbarte WGF mit drei
Oldenburger Buchhändlern wiederum 64 , die Bibliothek während
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