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Nr. 90 - Frühling 2024

Nouvelle-Aquitaine, Provence, Périgord, Creuse, Loire-Tal, Paris, Paris 2024, Marcel Marceau, Rezept... und viel mehr!

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>90</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong><br />

NOUVELLE-AQUITAINE · PÉRIGORD · CREUSE · PROVENCE · LOIRE-TAL · PARIS<br />

Île de Vassivière<br />

Ein Kleinod aus Natur,<br />

Kunst und Architektur<br />

Massif de la<br />

Sainte-Baume<br />

Oase der Stille in der Provence<br />

Jardins de<br />

l’Imaginaire<br />

Ein poetischer Garten im Périgord<br />

Pays de la Loire<br />

Eine Eiche namens Boppe<br />

Gesellschaft <strong>2024</strong> – ein « besonderer Jahrgang » für Frankreich<br />

Paris <strong>2024</strong> Wird Frankreich bereit sein?<br />

Rezept Pommes au four aux cerises confites<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

Sie können sicher sein, dass <strong>2024</strong> ein<br />

bedeutendes Jahr für Frankreich sein<br />

wird, zumindest behauptete das der<br />

französische Staatspräsident in seiner<br />

Neujahrsansprache am 31. Dezember 2023: « Nur einmal<br />

in zehn Jahren gedenken wir so feierlich der Befreiung<br />

Frankreichs. Nur einmal in hundert Jahren sind wir<br />

Gastgeber der Olympischen und Paralympischen<br />

Spiele. Und nur einmal in tausend Jahren<br />

bauen wir eine Kathedrale wieder auf »,<br />

erklärte der Präsident enthusiastisch.<br />

Denn in der Tat finden <strong>2024</strong> viele Ereignisse<br />

statt, bei denen Frankreich im Mittelpunkt<br />

steht. Die bedeutendsten davon: Vom<br />

1. bis 16. Juni wird der 80. Jahrestag<br />

der Landung der Alliierten in<br />

der Normandie gefeiert, es folgen<br />

die Olympischen Spiele in Paris<br />

vom 26. Juli bis 11. August und<br />

schließlich die Wiedereröffnung<br />

der Kathedrale Notre-Dame de<br />

Paris am 8. Dezember. Wie<br />

könnten wir diese Ereignisse,<br />

die über die Landesgrenzen<br />

des Hexagons hinaus für Aufmerksamkeit<br />

sorgen werden, ignorieren?<br />

Allerdings stellt sich die Frage, ob Frankreich<br />

diesen Ereignissen gerecht werden<br />

wird, vor allem, was die Organisation der<br />

Olympischen Spiele angeht. Die Aussichten<br />

zu Beginn dieses Jahres lassen hoffen, wie Sie<br />

auf den folgenden Seiten lesen werden.<br />

Leserinnen<br />

und Leser, die<br />

uns seit Jahren<br />

die Treue halten, wissen<br />

allerdings, dass wir nicht<br />

unbedingt die Seite des Landes<br />

in den Vordergrund stellen, die am meisten<br />

von sich reden macht und am sichtbarsten ist.<br />

Im Gegenteil. Was wir viel mehr schätzen und daher am<br />

liebsten mit Ihnen teilen, sind kleine Initiativen und ungewöhnliche<br />

Orte voller Charme, deren Namen oftmals nur<br />

Insidern bekannt sind. Ein menschliches Frankreich, das<br />

schöne Begegnungen und Entdeckungen abseits ausgetretener<br />

Pfade verspricht.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt werden Sie in dieser<br />

Ausgabe – unter anderem – mehr über einen teilweise<br />

überfluteten Hügel in der Creuse erfahren,<br />

dessen Gipfel heute eine Insel mit einer<br />

im Hexagon einzigartigen Natur- und<br />

Kulturstätte bildet; die poetischen Jardins<br />

de l'Imaginaire besuchen, die eine<br />

kleine Stadt in der Dordogne kühn und<br />

erfolgreich angelegt hat; überraschende<br />

und teilweise sehr versteckte Dinge<br />

im Massif de la Sainte-Baume in der Provence<br />

kennenlernen; und nicht zuletzt den unkonventionellen,<br />

modernen und ausgesprochen sympathischen<br />

Blick einer deutschen Comicautorin<br />

auf eines der Prunkstücke des Kulturerbes, das<br />

Musée du Louvre, entdecken.<br />

Sie sehen, es fehlt nicht an Themen, um im Jahr<br />

<strong>2024</strong> über Frankreich zu sprechen – und dies nicht<br />

nur im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen!<br />

Ihnen allen viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: Mitten im Skulpturenwald des Kunstzentrums<br />

auf der Île de Vassivière ist das Werk Ever des japanischen<br />

Künstlers Kimio Tsuchiya eine der vielen Überraschungen,<br />

die Kunstinteressierte und Wanderer dort erwarten.<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 3


INHALT<br />

Jardins de l’Imaginaire · 46<br />

Marcel Marceau · 84<br />

Île de Vassivière · 22<br />

Comic · 72<br />

Eiche Boppe · 58<br />

Frankreich <strong>2024</strong> · 62<br />

Massif de la Sainte-Baume · 34<br />

Rezept · 94<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Rennes<br />

Nantes<br />

22 · Île de Vassivière<br />

Bordeaux<br />

Tours<br />

Toulouse<br />

Lille<br />

62, 66 · Paris<br />

58 · Saint-Pierre-du-Lorouër<br />

Straßburg<br />

Dijon<br />

Lyon<br />

46 · Terrasson-Lavilledieu<br />

Montpellier<br />

Marseille 34 · Sainte-Baume<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Île de Vassivière<br />

Wo Natur, Kunst und Architektur ein Kleinod bilden<br />

Das Centre International d’Art et du Paysage de Vassivière liegt auf<br />

einer 70 Hektar großen Insel in einem der größten Seen Frankreichs<br />

und ist einzigartig in der Kunstlandschaft des Hexagons.<br />

Man entdeckt dort Gebäude mit einer bemerkenswert modernen<br />

Architektur, bedeutende Ausstellungen internationaler Künstler<br />

sowie eine erstaunliche Dauerausstellung unter freiem Himmel.<br />

34 Massif de la Sainte-Baume<br />

Oase der Stille in der Provence<br />

Majestätisches Gebirge, kühler Zufluchtsort in der trocken-heißen<br />

Mittelmeerregion, einzigartiger Wald und Höhle – Baumo auf<br />

provenzalisch –, der Legende nach sogar eine heilige Höhle. Das<br />

Massif de la Sainte-Baume, ein beeindruckender 12 Kilometer langer<br />

Bergrücken aus Kalkgestein trennt das Meer und die Ebenen des<br />

Landesinneren und fasziniert die Menschen seit Jahrhunderten.<br />

Folgen Sie uns auf den Spuren von Pilgern und Naturliebhabern.<br />

46 Jardins de l’Imaginaire<br />

Wenn Mensch und Natur sich begegnen<br />

Rund zwanzig Kilometer nordöstlich der berühmten Höhle<br />

Lascaux laden Gärten zu einem unglaublich reizvollen und<br />

abwechslungsreichen Spaziergang durch die Geschichte der<br />

Gartenkunst ein. Der Ort trägt den poetischen Namen Jardins<br />

de l’Imaginaire, ist eine wunderschöne Oase der Ruhe und<br />

zeigt, wie lebendig Landschaftsgestaltung heute sein kann.<br />

58 Wenn Bäume sprechen könnten …<br />

Die Eiche Boppe im Pays de la Loire<br />

Frankreich heute<br />

62 Gesellschaft<br />

<strong>2024</strong> – ein « besonderer Jahrgang » für Frankreich<br />

<strong>2024</strong> wird die ganze Welt nach Frankreich blicken. Und<br />

nicht nur im Sommer, anlässlich der Olympischen und<br />

Paralympischen Spiele in Paris, sondern auch bei zwei<br />

weiteren wichtigen Ereignissen: dem 80. Jahrestag der<br />

Landung der Alliierten an der Küste der Normandie und der<br />

Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame de Paris.<br />

66 Paris <strong>2024</strong><br />

Wird Frankreich bereit sein?<br />

Wie steht es um die Vorbereitungen für die Olympischen<br />

Spiele in Paris? Werden die Franzosen gerüstet sein? Ein<br />

kleiner Überblick über das, was auf einem guten Weg ist,<br />

über das, was noch einiges an Arbeit erfordert, und über<br />

Themen, die derzeit noch heftig diskutiert werden …<br />

72 Comic<br />

« Was ist denn bloß im Louvre los? »<br />

Vor knapp drei Jahren stellten wir Ihnen die deutsche<br />

Autorin und Zeichnerin Wiebke Petersen vor, die<br />

in Frankreich lebt und dort vor allem unter ihrem<br />

Künstlernamen Zelba bekannt ist. Soeben erschien<br />

ein neues, sehr erheiterndes Album von ihr: Le grand<br />

incident. Eine zeitgenössische Fabel, die an einem<br />

nicht alltäglichen Ort spielt: im Musée du Louvre.<br />

Art de vivre<br />

84 Aurélia und Camille Marceau<br />

Aus Liebe zum Vater<br />

Einige Zeit vor seinem Tod vertraute der berühmte Pantomime<br />

Marcel Marceau, seinen Töchtern ein Manuskript an, in<br />

dem er einen Teil seines Lebens erzählt. Aurélia und Camille<br />

Marceau veröffentlichten den Text nun zusammen mit vielen<br />

persönlichen Dokumenten. Ein Gespräch unter sechs Augen.<br />

92 Produkt<br />

Filt 1860: Einkaufen wie Oma<br />

Lesen Sie, wie aus einem simplen Produkt im Retrolook<br />

und mit dem Spitznamen Sac à mémé, Omas Einkaufsnetz,<br />

ein Kultobjekt wurde, für das sich heute sogar Luxuswarenhersteller<br />

wie Chanel und Longchamps interessieren.<br />

94 Chantals Rezept<br />

Pommes au four aux cerises confites<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 On regarde<br />

18 On surfe<br />

20 On écoute<br />

61 Leserbriefe<br />

80 Nachbestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

BOURGOGNE-FRANCHE-COMTÉ<br />

Musée des Beaux-Arts in Besançon für bemerkenswerte Architektur ausgezeichnet<br />

Das Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie in Besançon<br />

(Doubs) ist ein Beispiel, wie Architekten über Jahrhunderte<br />

hinweg auf geniale Weise zusammenarbeiteten. Eingerichtet<br />

wurde es ursprünglich im ehemaligen Getreidespeicher der<br />

Stadt, den Pierre Marnotte (1797-1882) im 19. Jahrhundert<br />

gebaut hatte. 1960 sanierte Louis Miquel (1913-1987),<br />

ein Schüler von Le Corbusier (1887-1965), das Gebäude.<br />

Er vergrößerte es mit einem schlichten, von Beton<br />

dominierten Trakt und verband die beiden Bauwerke<br />

durch einen sehr zeitgenössischen Parcours, der aus<br />

einer Abfolge von schiefen Ebenen und Absätzen besteht<br />

und die Illusion eines Labyrinths erweckt, das zudem<br />

unzählige perspektivische Ausblicke bietet. 2018 zeichnete<br />

schließlich der Architekt Adelfo Scaranello für eine weitere<br />

Renovierung verantwortlich. Nun wurde dem Museum<br />

von der Region Bourgogne-Franche-Comté das Label<br />

Architecture remarquable verliehen, eine absolut verdiente<br />

Anerkennung, die zeigt, dass sich französische Museen in<br />

Sachen Architektur manchmal « neu erfinden » können.<br />

Informationen: www.mbaa.besancon.fr<br />

ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY<br />

Originalzeichnung des Kleinen Prinzen versteigert<br />

Antoine de Saint-Exupéry (1<strong>90</strong>0-1944), der im Juli 1944 mit seinem Flugzeug tödlich<br />

verunglückte, war es nicht vergönnt, sich über den beispiellosen Erfolg seines Werkes Der kleine<br />

Prinz zu freuen. Das Buch war erst etwa ein Jahr vor seinem Tod in englischer und französischer<br />

Sprache veröffentlicht worden. Vermutlich wäre der Autor erstaunt gewesen, hätte er gewusst,<br />

dass dieses Buch 80 Jahre später ein Literaturklassiker ist, der in zig Sprachen übersetzt wurde<br />

und von dem mehr als 150 Millionen Exemplare verkauft wurden. Und sicher wäre Saint-<br />

Exupéry noch erstaunter über die Tatsache gewesen, dass eine der Originalzeichnungen seiner<br />

Erzählung – ein Aquarell, das den Kleinen Prinzen im Gespräch mit der Schlange zeigt – Ende<br />

2023 bei einer Versteigerung des Londoner Auktionshauses Christie‘s den stolzen Betrag von<br />

350 000 Euro und damit das Zehnfache des geschätzten Wertes erzielte.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


TERRITOIRE DE BELFORT<br />

David Guetta und Lenny Kravitz<br />

beim Festival Eurockéennes<br />

KINO<br />

Erfolgreiches Jahr 2023 für die<br />

französischen Kinos<br />

181 Millionen Tickets verkauften die<br />

französischen Kinos im Jahr 2023, das<br />

entspricht einer Steigerung von 18,9 %<br />

gegenüber 2022. Das wäre ein Anlass<br />

zur Freude, gäbe es nicht einen kleinen<br />

Wermutstropfen. Schaut man nämlich<br />

genauer hin, stellt man fest, dass die<br />

Besucher hauptsächlich von amerikanischen<br />

Produktionen angezogen wurden und nicht von<br />

französischen oder europäischen. Vor allem<br />

Filme wie Super Mario Bros (mit 7,15 Besuchern<br />

der größte Erfolg), Barbie und Oppenheimer<br />

zogen die Besucher in die Kinosäle.<br />

TABAK<br />

Kampf gegen<br />

das Rauchen<br />

wieder aufgenommen<br />

Die Veranstalter des Festivals Eurockéennes in Belfort kündigen<br />

für die diesjährige Auflage (Donnerstag 4. bis Sonntag 7. Juli <strong>2024</strong>)<br />

unbestrittene Headliner an: Mit dem französischen DJ David<br />

Guetta und dem amerikanischen Musiker Lenny Kravitz werden<br />

sich zwei internationale Stars auf der Bühne der Halbinsel im Lac<br />

du Malsaucy (Territoire de Belfort) präsentieren. Das wird mit<br />

Sicherheit für Begeisterung in den Belforter Rocknächten sorgen!<br />

Der Ticketverkauf läuft bereits: www.eurockeennes.fr.<br />

Die französische<br />

Regierung hat ein neues<br />

und sehr weitreichendes<br />

Anti-Tabak-Gesetz angekündigt: Seit<br />

1. Januar <strong>2024</strong> darf an Stränden, in<br />

Wäldern, in öffentlichen Parks sowie<br />

im Umfeld von Schulen nicht mehr<br />

geraucht werden. Gleichzeitig wird der<br />

Zigarettenpreis nach und nach erhöht:<br />

2025 soll eine Packung Zigaretten<br />

mindestens 12 Euro kosten, bis 2027<br />

soll der Preis dann auf 13 Euro steigen.<br />

Einweg-E-Zigaretten werden bald ganz<br />

verboten sein.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

HAUTS-DE-FRANCE<br />

Ein Teil des Staatsarchivs zieht nach Amiens<br />

In einem so zentralistisch organisierten Land wie Frankreich ist<br />

das eine kleine Revolution: Das Centre national de la Presse wird<br />

2029 in die Stadt Amiens (Somme) umziehen. Die Lagerkapazität<br />

der Bibliothèque nationale de France (BNF) in Paris erreicht ihre<br />

Grenzen, sodass das seit dem 17. Jahrhundert konservierte<br />

Zeitungsarchiv (273 000 Titel) dorthin verlagert wird. Aufgrund<br />

der in Frankreich gesetzlich vorgeschriebenen Hinterlegung von<br />

Pflichtexemplaren, dem Dépôt légal, muss jeder Herausgeber<br />

einer Zeitung oder eines Magazins jeweils ein Exemplar dem<br />

Archiv übergeben. So lagert beispielsweise auch ein Exemplar<br />

aller seit 18 Jahren erschienenen Ausgaben von Frankreich erleben<br />

in den Räumen der BNF in Paris. Mit dem Transfer nach Amiens<br />

soll zukünftig auch ein technisch ausgefeiltes System für die<br />

automatische Digitalisierung der Werke umgesetzt werden.<br />

GRAND EST<br />

Weltweit größtes<br />

natürliches<br />

Wasserstoffvorkommen<br />

in Frankreich<br />

entdeckt<br />

Einige Energiespezialisten bezeichnen<br />

« weißen » Wasserstoff, wie natürlich<br />

vorkommender Wasserstoff auch<br />

genannt wird, als Zukunftsenergie, die<br />

sogar das Erdöl von morgen sein könnte.<br />

In diesem Zusammenhang liegt es auf<br />

der Hand, dass man sich in Frankreich<br />

besonders darüber freut, dass in<br />

Folschviller (Moselle) ein Vorkommen<br />

entdeckt wurde, das bis zu 46 Millionen<br />

Tonnen weißen Wasserstoff enthalten<br />

könnte. Dies entspricht der Hälfte der<br />

jährlichen Weltproduktion an « grauem »<br />

Wasserstoff, das heißt, Wasserstoff, der<br />

aus Erdgas erzeugt wird. Damit handelt<br />

es sich schlicht und einfach um das<br />

größte derzeit bekannte Vorkommen auf<br />

dem Globus.<br />

AUVERGNE-RHÔNE-ALPES<br />

Frankreich einziger Kandidat für die<br />

Olympischen Winterspiele 2030<br />

Es ist gut möglich, dass Frankreich 2030,<br />

also nur sechs Jahre nach den Olympischen<br />

Sommerspielen, die Olympischen Winterspiele<br />

ausrichten wird. Das Internationale Olympische<br />

Komitee (IOK) hat angekündigt, lediglich mit<br />

den französischen Alpen in eine « intensive<br />

Dialogphase » einzutreten. Dies bedeutet<br />

indirekt, dass die Bewerbungen von Schweden<br />

und der Schweiz verworfen wurden. Es bleibt<br />

abzuwarten, ob die von der Region Auvergne-<br />

Rhône-Alpes unterstützte Kandidatur bei den<br />

Franzosen Anklang findet, denn die Winterspiele<br />

werden seit Jahren aufgrund ihrer Auswirkungen<br />

auf die Umwelt und der fortschreitenden<br />

Klimaerwärmung immer heftiger kritisiert.


Der Hafen von La Rochelle (Charente-Maritime)<br />

IMMOBILIEN<br />

In diesen Städten steigen die Preise nach wie vor<br />

Die aktuellste Studie Meilleurs Agents der Zeitung Les Échos förderte<br />

interessante Ergebnisse zutage: Während die Immobilienpreise auf nationaler<br />

Ebene um 1,8 % gesunken sind, steigen sie in rund fünfzig Städten des<br />

Landes nach wie vor an. An der Spitze liegt Le Havre (Seine-Maritime), wo<br />

die Immobilienpreise am 1. Januar <strong>2024</strong> durchschnittlich 15,5 % höher lagen<br />

als ein Jahr zuvor. Betroffen sind unter anderem Städte mit einer hohen<br />

Attraktivität im Bereich Tourismus und Freizeit, da sie vor allem « junge<br />

Senioren » anziehen. « Dort, wo die Konzentration von Nichterwerbstätigen,<br />

insbesondere Rentnern, gegenüber den Erwerbstätigen am höchsten<br />

ist, geben die Preise nicht nach », so Loïc Cantin, Vorsitzender der Fnaim<br />

(Fédération nationale de l‘immobilier). « Dies kann man vor allem an der Küste,<br />

in den Bergen und in einigen ländlichen Regionen beobachten. » So stiegen<br />

beispielsweise in der Küstenstadt La Rochelle (Charente-Maritime) die Preise<br />

innerhalb des letzten Jahres um 6,1 %, in Toulon (Var) um 7,6 % und im rund<br />

20 km von der Küste entfernten Béziers (Hérault) um 6 %. Abgesehen von den<br />

Küstengebieten sind vor allem mittlere Städte in wirtschaftlich dynamischen<br />

Regionen und in der Nähe großer Metropolen vom Preisanstieg betroffen.<br />

Beispiele dafür sind Bourges (Cher) mit +10,6 % im Jahr 2023 und Le Mans<br />

(Sarthe) mit +7,6 % im selben Zeitraum. Zu den kleineren Städten mit nach<br />

wie vor steigenden Immobilienpreisen im Jahr 2023 gehören unter anderem:<br />

Cholet, Laval und Saumur (Pays de la Loire) + 7,6 % bei Appartements und Blois<br />

(Centre-Val de Loire) +5,7 % bzw. +5,4 %; Mont-de-Marsan und Dax (Nouvelle-<br />

Aquitaine) +5,9 %; Arcachon (ebenfalls Nouvelle-Aquitaine) +4,8 %; Chambéry<br />

und Aix-les-Bains (Savoie) +5,3 % und Gap (Hautes-Alpes) +5,2 %.<br />

CENTRE-VAL DE LOIRE<br />

Bourges wird Europäische<br />

Kulturhauptstadt 2028<br />

Die Stadt Bourges (Cher) wurde offiziell<br />

zur Europäischen Kulturhauptstadt<br />

2028 gekürt und schlug damit ihre<br />

französischen Mitstreiterinnen Rouen,<br />

Montpellier und Clermont-Ferrand. Eine<br />

glänzende Bestätigung für eine mit 64 000<br />

Einwohnern überschaubare Stadt. Ihr<br />

Bürgermeister, Yann Galut, legte den<br />

Akzent auf eine « sachliche Bewerbung ».<br />

Für ihn haben die europäischen<br />

Institutionen mit dieser Vergabe vor allem<br />

ein starkes Signal gesetzt: « Die Mehrheit<br />

der europäischen Bevölkerung wohnt<br />

nicht in Großstädten […] Die kulturelle<br />

Zukunft spielt sich auch in [ländlicheren]<br />

Territorien ab. » Bourges will sich nun<br />

intensiv vorbereiten, um zu beweisen, dass<br />

kleinere Städte in Europa in Sachen Kultur<br />

ebenfalls die Nase vorn haben.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

OKZITANIEN<br />

Kostenlose Verkehrsmittel in<br />

Montpellier<br />

Seit dem 21. Dezember ist Montpellier<br />

die größte Metropole Europas, in der die<br />

Einwohner Busse und Straßenbahnen<br />

kostenlos nutzen können. Abgesehen<br />

von Montpellier bieten 44 weitere<br />

Metropolregionen ebenfalls einen<br />

kostenlosen öffentlichen Nahverkehr an,<br />

wie eine Karte des Observatoire des villes<br />

du transport gratuit (www.obs-transportgratuit.fr)<br />

zeigt.<br />

GLÜCKSSPIEL<br />

Neue Casinos genehmigt<br />

Obwohl die Eröffnung städtischer Casinos in<br />

Frankreich sehr streng geregelt ist, besitzt das<br />

Land knapp 40 % aller Casinos in Europa. Bisher<br />

war das Verbot von Casinos die Regel, und<br />

« nur » 196 Kommunen im Hexagon besaßen<br />

eine Ausnahmegenehmigung. Im Wesentlichen<br />

waren das See- und Thermalbäder, touristische<br />

Städte oder Hauptstädte von Ballungsräumen mit<br />

mehr als 500 000 Einwohnern und spezifischen<br />

kulturellen Einrichtungen. Für die Stadt Paris gilt<br />

zudem eine Sonderregelung. Demnächst sollen<br />

jedoch weitere Spielbanken eröffnen können,<br />

denn ein Gesetzesentwurf hält fest, dass Casinos in<br />

Gemeinden eingerichtet werden dürfen, « auf deren<br />

Gebiet […] ein Veranstalter von Pferderennen, die<br />

historische [nationale Reitschule] Cadre Noir oder<br />

ein Nationalgestüt » ansässig ist. Dabei denkt man<br />

besonders an Gemeinden wie Saumur (Maine-et-Loire)<br />

und Arnac-Pompadour (Corrèze).<br />

HAUTS-DE-FRANCE<br />

Projekt für eine Cité<br />

régionale de la bière<br />

Mit 14 Hektar Hopfengarten und<br />

14 Brauereien ist die Brautradition<br />

in der Region Hauts-de-France<br />

tief verwurzelt. Daher wurde<br />

dort nun entschieden, bis 2027<br />

im zwischen Lille und Dünkirchen<br />

gelegenen Bailleul (Nord) eine Cité<br />

régionale de la bière zu kreieren. Sie<br />

soll in einer ehemaligen Textilfabrik<br />

entstehen, die seit 1988 leer steht,<br />

und Ausstellungsbereiche, Ver anstaltungsräume<br />

und Restaurationsbetriebe<br />

umfasst. 150 000 Besucher will<br />

man damit pro Jahr anziehen.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


ARBEITSZEIT<br />

Französische Fluglotsen im Visier der Behörden<br />

Am 31. Dezember 2022 konnte auf dem Flughafen von Bordeaux mit knapper Not eine<br />

Katastrophe vermieden werden: Ein aus London kommendes Flugzeug der Linie EasyJet,<br />

das sich im Landeanflug befand, wäre beinahe mit einem Privatflugzeug kollidiert,<br />

das auf derselben Piste auf die Starterlaubnis wartete. Ein im Dezember 2023<br />

veröffentlichter Bericht der Aufsichtsbehörde BEA (Bureau d’enquête et d’analyses)<br />

stellt nun einen direkten Zusammenhang zwischen diesem als schwerwiegend<br />

eingestuften Zwischenfall und einer gängigen Praxis her, bei der Fluglotsen außerhalb aller<br />

offiziellen Regelungen ihre Arbeitszeit reduzieren, wenn der Vorgesetzte der Ansicht ist, dass<br />

das Flugaufkommen nicht die Anwesenheit der kompletten Mannschaft erfordert. Diese Praxis<br />

wird als Clairance bezeichnet. Der in den Zwischenfall involvierte Fluglotse musste zur fraglichen<br />

Zeit vier Posten gleichzeitig überwachen und hatte, so der Bericht, als er dem EasyJet-Flieger<br />

die Landeerlaubnis erteilte, das auf der Landebahn wartende Privatflugzeug ganz vergessen.<br />

Die Katastrophe konnte nur verhindert werden, weil der Pilot des Kleinflugzeugs den Fluglotsen<br />

alarmierte, worauf dieser dem EasyJet-Airbus befahl, den Landeanflug abzubrechen. Ursache für<br />

die Beinahe-Katastrophe ist nach Ansicht der Ermittler die Tatsache, dass aufgrund der Umsetzung<br />

einer solchen Clairance nur drei statt sechs Lotsen im Tower anwesend waren. Der Bericht deckt nicht<br />

nur auf, dass die effektive Jahresarbeitszeit der Fluglotsen aufgrund dieser illegalen Praxis unter der<br />

vorgesehenen Zeit (984 Stunden) liegt, sondern dass die tatsächlich geleistete Arbeitszeit darüber<br />

hinaus in keiner Weise kontrolliert wird. Das Transportministerium hat sich der Sache angenommen<br />

und beabsichtigt nun (endlich), Maßnahmen zu ergreifen, um « die Anwesenheit der Lotsen am<br />

Arbeitsplatz automatisch und namentlich zu erfassen ».<br />

PARIS<br />

Wachablösung der Garde républicaine miterleben!<br />

1996 schaffte Präsident Jacques Chirac (1932-2019) die traditionelle Wachablösung der Garde<br />

Républicaine vor dem Élysée-Palast ab. 27 Jahre später führte Emmanuel Macron nun im<br />

November 2023 diesen Brauch wieder ein. Die Republikanische Garde ist ein Verband<br />

der Gendarmerie nationale, der protokollarische und schützende Aufgaben für hohe<br />

staatliche Repräsentanten ausübt. Unter anderem sorgt die Garde républicaine<br />

für die Sicherheit des Präsidentenpalastes. Heute kann man dieser Zeremonie<br />

immer am ersten Dienstag im Monat beiwohnen, wenn « zwei Einheiten<br />

mit je sechzehn Soldaten […] über die Avenue de Marigny und die Rue<br />

de l‘Élysée marschieren und vor dem Ehrentor des Élysée-Palastes<br />

in der Rue du Faubourg-Saint-Honoré aufeinandertreffen. Die<br />

Kommandeure beider Einheiten salutieren und tauschen<br />

Weisungen aus, bevor die dienstantretenden Gardisten<br />

im Gleichschritt in den Ehrenhof des Palastes<br />

marschieren, um für die nächsten 24 Stunden<br />

ihre Posten einzunehmen. »


ON LIT<br />

BIOGRAFIE<br />

Rose Valland und die Liebe<br />

zur Kunst<br />

Jennifer Lesieur,<br />

Originaltitel: Rose<br />

Valland, l’espionne<br />

à l’œuvre (2023<br />

bei Robert Laffont<br />

erschienen),<br />

übersetzt aus dem<br />

Französischen von<br />

Thomas Stauder,<br />

Suhrkamp, 208<br />

Seiten, 25 €, ISBN 978-<br />

3945543481. Ab 13.<br />

März <strong>2024</strong> im Handel.<br />

Bis zum Erscheinen<br />

dieser Erzählung im<br />

Mai 2023 im Hexagon<br />

wusste man in<br />

Frankreich so gut<br />

wie nichts über Rose<br />

Valland und darüber, dass sie 60 000 Kunstwerke<br />

rettete. Die Widerstandskämpferin mit einem<br />

ungewöhnlichen Schicksal (auf das wir in einem<br />

späteren Artikel noch zurückkommen) war eine<br />

Heldin, die im Schatten lebte, die zwar diskret,<br />

aber dennoch äußerst aktiv war, eine Mischung<br />

aus Kunsthistorikerin und Spionin. Sie widmete<br />

ihr Leben der Rettung von Kunstwerken, die von<br />

den Nazis geraubt worden waren. Rose Valland<br />

arbeitete im Pariser Museum Jeu de Paume<br />

und war anwesend, als Göring dorthin kam, um<br />

sich Kunstwerke von Fragonard, Rubens und<br />

Brueghel zu sichern. Sie war ebenfalls anwesend,<br />

als ein französischer Kunsthändler die Nazis bei<br />

Plünderungen von Schätzen jüdischer Sammler<br />

beriet. Versteckt hinter dicken Brillengläsern hörte<br />

sie genau zu, notierte alles heimlich und riskierte<br />

dabei ihr Leben. Sie wusste, dass diese Notizen ihr<br />

dabei helfen würden, die gestohlenen Kunstwerke<br />

eines Tages wieder ihren rechtmäßigen Besitzern<br />

zurückzugeben. In der wunderschönen Biografie<br />

erweist die französische Journalistin Jennifer<br />

Lesieur (die 2018 für ihr Buch über Jack London den<br />

Prix Goncourt de la Biographie erhielt) Rose Valland<br />

eine unglaublich gut dokumentierte und mehr als<br />

verdiente Hommage. Eine notwendige, nützliche<br />

und ermutigende Arbeit über die Fähigkeit eines<br />

Menschen, Widerstand zu leisten.<br />

ROMAN<br />

Der Sommer, in dem alles begann<br />

Claire Léost, Originaltitel: Le passage<br />

de l’été (2021 im Verlag J.-C. Lattès<br />

erschienen), übersetzt aus dem<br />

Französischen von Stefanie Jacobs und<br />

Jan Schönherr, Kiepenheuer & Witsch,<br />

224 Seiten, 20 €, ISBN 978-3462003871. Ab<br />

11. April <strong>2024</strong> im Handel.<br />

Hélène ist 16 Jahre<br />

alt und lebt in<br />

einem bretonischen<br />

Nest abseits der<br />

Touristenpfade. Sie<br />

ist umgeben von<br />

ihrem Vater, der sie<br />

liebt, ihrem Freund<br />

Yannick, der sich<br />

leidenschaftlich<br />

für die bretonische<br />

Sache einsetzt, und<br />

ihrer Großmutter, die<br />

die Druidenschule<br />

besucht hat. Hélène<br />

möchte Lehrerin<br />

werden, wie ihre<br />

Mutter es war.<br />

Bis eines Tages<br />

Marguerite, die neue Französischlehrerin, und<br />

ihr Mann, ein berühmter Romanschriftsteller,<br />

aus Paris kommen und das Leben aller auf<br />

den Kopf stellen … Ein schöner Roman über<br />

das Lernen, der treffend und einfühlend<br />

beschreibt, wie eine bretonische Jugendliche<br />

erwachsen wird. Ein Roman, der gleichzeitig<br />

die Gelegenheit bietet, in die so besondere<br />

Atmosphäre der Bretagne, vor allem in die<br />

des Finistère, einzutauchen, die manchmal<br />

düster, aber immer aufrichtig ist. Besonders für<br />

Liebhaber der Bretagne zu empfehlen.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


ROMANBIOGRAFIE<br />

Bevor ich es vergesse<br />

Diese Bücher haben uns gefallen und wir haben sie Ihnen bei Erscheinen in<br />

Frankreich vorgestellt. Nun wurden sie übersetzt und sind im deutschen<br />

Buchhandel erhältlich.<br />

ROMAN<br />

Der Seher von Étampes<br />

Abel Quentin, Originaltitel: Le voyant d’Étampes<br />

(2021 im Verlag Les Éditions de l’Observatoire<br />

erschienen), übersetzt aus dem Französischen von<br />

Laura Strack, Matthes & Seitz, 400 Seiten, 28 €,<br />

ISBN 978-3751809641. Ab 28. März <strong>2024</strong> im Handel.<br />

Anne Pauly, Originaltitel: Avant<br />

que je n’oublie (2020 bei Verdier<br />

erschienen), übersetzt aus dem<br />

Französischen von Amelie Thoma,<br />

Luchterhand, 180 Seiten, 22 €,<br />

ISBN 978-3630876689. Ab 11. April<br />

<strong>2024</strong> im Handel.<br />

Über den gerade verstorbenen Vater<br />

zu schreiben, ist keine einfache<br />

Angelegenheit. Doch genau das ist<br />

Anne Pauly in ihrem ersten Roman<br />

so gut gelungen, dass er mit einem<br />

renommierten französischen<br />

Literaturpreis, dem Prix du Livre<br />

Inter, ausgezeichnet wurde. In dieser<br />

Romanbiografie erzählt die Autorin<br />

sehr offen und einfühlsam vom<br />

Lebensende ihres Vaters. Davon, wie<br />

sie entdeckt, dass sich hinter dem<br />

für seine – vor allem alkoholischen<br />

– Exzesse bekannten Mann ein<br />

Mensch mit psychischen Problemen<br />

und einem weichen Herzen<br />

verbirgt. Davon, wie ein Gefühl des<br />

Bedauerns, aber auch eine späte<br />

Vertrautheit entsteht. Bevor ich es<br />

vergesse ist alles andere als eine<br />

traurige Erzählung über tragische<br />

Ereignisse. Das Buch beschreibt, wie<br />

der Tod eine neue Vater-Tochter-<br />

Beziehung entstehen lässt. Man ist<br />

berührt, muss aber auch oft lachen.<br />

Und genau darin liegt die Stärke<br />

dieses bemerkenswerten Buches,<br />

das paradoxerweise voller Leben ist!<br />

ROMAN<br />

Abel Quentin ist Anwalt in Paris. Sein Debütroman<br />

über die islamistische Radikalisierung, Sœur, erregte<br />

große Aufmerksamkeit und war in der Auswahl für den<br />

Prix Goncourt 2019. Der vorliegende Roman, Der Seher<br />

von Étampes, schaffte es im Jahr 2021 ebenfalls in die Selektion dieses<br />

renommierten Literaturpreises. Jean Roscoff, ehemaliger Hochschullehrer<br />

und seit Kurzem in Rente, veröffentlicht ein Essay über Robert Willow,<br />

einen schwarzen, kommunistischen Dichter, der im 20. Jahrhundert in<br />

Amerika lebte und vollkommen in Vergessenheit geraten ist. Dieses Werk<br />

hätte unbemerkt bleiben können. Dem ist jedoch nicht so. Roscoff hat –<br />

bewusst oder unbewusst, das ist die große Frage – ein wichtiges kulturelles<br />

Element über Willow nicht erwähnt. Kaum ist das Werk publiziert, setzt<br />

sich die ganze Maschinerie der sozialen Netzwerke und Medien in Gang.<br />

Eine Welle des Hasses ergießt sich über den Autor. Man wirft ihm brutal alle<br />

möglichen Anschuldigungen an den Kopf. Dinge, gegen die er sein ganzes<br />

Leben gekämpft hat. Ein frappierendes Buch, das voller Humor aufzeigt,<br />

wie schnell heutzutage Polemik entstehen und ausarten kann.<br />

Die Kinder sind Könige<br />

Delphine de Vigan, Originaltitel: Les enfants sont<br />

rois (2021 bei Gallimard erschienen), übersetzt aus<br />

dem Französischen von Doris Heinemann, Dumont, 320<br />

Seiten, 13 €, ISBN 978-3832166755<br />

In Die Kinder sind Könige bleibt Delphine de Vigan ihrem<br />

präzisen Blick auf die französische Gesellschaft treu.<br />

Sie greift darin Ausschweifungen unserer heutigen Zeit,<br />

wie fehlendes Schamgefühl, Exhibitionismus sowie<br />

übermäßige und bedingungslose Darstellung der banalsten<br />

und persönlichsten Angelegenheiten, auf. Dafür lässt uns die Autorin in Form<br />

eines regelrechten Thrillers in die unbekannte Welt des Reality-TV eintauchen.<br />

Genauer gesagt in die Welt von Kindern, die von ihren Eltern von einem<br />

Tag auf den anderen zu « Ministars » gemacht werden – zu sogenannten «<br />

Influencern » auf Nischenkanälen –, deren Alltag rund um die Uhr gefilmt und<br />

in sozialen Netzwerken oder auf YouTube ausgestrahlt wird. Das Buch ist sehr<br />

aufschlussreich, lässt Empörung aufkommen und regt zum Nachdenken an.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

Les insolents<br />

Ann Scott, Calmann-Lévy, 2023, 197 Seiten, 18 €, ISBN 978-<br />

2702180761<br />

Alex komponiert Filmmusik, lebt in Paris und ist ein echter<br />

Stadtmensch. Zur Überraschung aller beschließt sie jedoch, ihr<br />

Leben von Grund auf zu ändern und in ein abgelegenes Haus im<br />

hintersten Winkel der Bretagne zu ziehen. Bei dieser Gelegenheit<br />

entdeckt sie zwar, wie schön das Leben auf dem Land sein kann,<br />

merkt aber auch schnell, dass bei Weitem nicht alles Gold ist,<br />

was glänzt: Das Haus ist feucht, lässt sich schlecht heizen, und<br />

zum Einkaufen muss man immer das Auto nehmen … Doch das<br />

ist nicht das Wesentliche. Durch dieses « neue Leben » kommt<br />

Alex – endlich – zur Ruhe, hat Zeit nachzudenken. Sie beginnt,<br />

die angenehme Seite des einfachen Lebens zu schätzen, wird<br />

gelassener und lässt das von Rastlosigkeit geprägte Stadtleben<br />

hinter sich. Ein wunderschönes Porträt einer Frau,<br />

die auf der Suche nach einem neuen Leben ist<br />

und sich dabei selbst infrage stellt. Ebenso wie<br />

die Autorin selbst, die das hektische Leben in<br />

Paris und London gut kannte und heute in der<br />

Bretagne lebt. Prix Renaudot 2023.<br />

ROMAN<br />

La vie heureuse<br />

David Foenkinos, Gallimard, 2023, 207<br />

Seiten, 19 €, ISBN 978-2073040817<br />

Der vierzigjährige Éric beschließt, sein<br />

Leben zu ändern, indem er auf den Vorschlag eines einstigen<br />

Schulfreundes eingeht, der ihn über das Internet ausfindig<br />

gemacht hat. Vom ehemaligen Vertriebsleiter eines großen<br />

Sportgeschäfts wird er so zum Berater im Team eines Ministers<br />

von Emmanuel Macron. Bei einer Mission in Seoul macht<br />

er eine Erfahrung, die sein Leben auf den Kopf stellt! Mehr<br />

können wir jedoch nicht verraten, denn die Entdeckung dieser<br />

Erfahrung und ihrer Folgen macht die Spannung und das<br />

große Lesevergnügen des erstaunlichen Buches aus. Eine<br />

Überraschung, die mit Sicherheit auch einige Regisseure<br />

inspirieren wird …<br />

ROMAN<br />

L’ombre d’un traître<br />

Nathalie Saint-Cricq, Éditions de<br />

l’Observatoire, 2023, 272 Seiten,<br />

21 €, ISBN 979-1032927274<br />

Am 18. Juni 1960 weiht General de Gaulle (18<strong>90</strong>-<br />

1970) am nur wenige Kilometer westlich von Paris<br />

gelegenen Mont Valérien (Suresnes, Hauts-de-Seine)<br />

ein Monument ein, für das er lange gekämpft hat: das<br />

Mémorial de la France combattante. Die Stätte soll<br />

an die vielen Menschen erinnern, die während des<br />

Zweiten Weltkriegs für Frankreich gestorben sind.<br />

Während der General jedoch vor jedem der Särge mit<br />

den sterblichen Überresten von Widerstandskämpfern<br />

andächtig verharrt, geht er am Sarg Nummer 4 vorbei,<br />

wendet sogar seinen Blick ab. De Gaulle ist nämlich<br />

einer der wenigen, die wissen, dass aus diesem<br />

Sarg einige Stunden zuvor, « in letzter Sekunde »,<br />

ein sehr « belastender Leichnam » entfernt wurde.<br />

Der Leichnam eines Mannes, der alles andere als<br />

ein heldenhafter Widerstandskämpfer, sondern in<br />

Wirklichkeit ein Verräter war. Ein « Castingfehler »,<br />

der im letzten Moment ausgemerzt wurde, den man<br />

aber liebend gern ungeschehen machen würde …<br />

Nathalie Saint-Cricq<br />

ist französische TV-<br />

Journalistin und hat<br />

diese unglaubliche, aber<br />

wahre Affäre untersucht,<br />

die selbst die meisten<br />

Franzosen bisher nicht<br />

kannten. Das gut belegte<br />

und sehr humorvolle<br />

Buch präsentiert reale<br />

historische Tatsachen in<br />

Form eines Krimis, der<br />

uns eine unbekannte Seite<br />

der fran zösischen Geschichte<br />

ver mittelt.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


ROMAN<br />

L’histoire du roi qui ne voulait pas<br />

mourir<br />

Jean Teulé, Mialet Barrault, 2023, 223 Seiten,<br />

21 €, ISBN 978-2080295606<br />

Der Schriftsteller und Genießer Jean Teulé, dessen Bücher<br />

wir Ihnen regelmäßig vorstellten, starb im Oktober 2022 im<br />

Alter von nur 69 Jahren unvermittelt an einer schlimmen<br />

Bakterienvergiftung, die er sich in einem Restaurant zugezogen<br />

hatte. Einige Stunden zuvor arbeitete er noch an einem Buch über<br />

Ludwig XI., diesen « seltsamen Monarchen, der einerseits zu denen<br />

gehörte, die das Fundament der französischen Nation legten, der<br />

andererseits aber die schrecklichsten Taten beging, die man sich<br />

nur vorstellen kann ». Philippe Jaenada, Enki Bilal, Dominique<br />

Gelli, Florence Cestac, François Delebecque, Philippe Druillet<br />

und Benjamin Planchon, Freunde von Jean Teulé und ebenfalls<br />

Autoren, beschlossen, dieses unvollendete Buch mit Texten und<br />

Bildern zu ergänzen. Ein letztes Werk also, das viele Autoren hat,<br />

die aber alle freundschaftlich verbunden sind. Der Schriftsteller,<br />

der uns fehlt, hätte das sicherlich geschätzt!<br />

ROMAN<br />

La troisième main<br />

Arthur Dreyfus, P.O.L, 2023, 495 Seiten, 24 €,<br />

ISBN 978-2818058619<br />

Das fiktive Tagebuch von Paul, einem jungen Mann<br />

aus Besançon, der im Ersten Weltkrieg verletzt und von einem<br />

verrückten Arzt operiert wird, der ihm eine dritte Hand mitten<br />

auf den Bauch transplantiert. Als Paul wieder bei Bewusstsein<br />

ist, wird er sich der Tatsache entsetzt bewusst und flieht. Er irrt<br />

zwischen Frankreich und Deutschland umher und verbirgt diesen<br />

sonderbaren Körperteil. Dennoch lernt er, mit dieser Hand zu<br />

leben und sogar mit ihr zu kommunizieren. So erfährt er, dass<br />

die Hand einem deutschen Soldaten gehörte. Gemeinsam<br />

beginnen sie ein neues Leben … Ein sehr überraschendes Buch,<br />

das manchmal verstört, oft auch zum Lachen<br />

bringt. Ein Buch, das bewegt und Fragen über<br />

die menschlichen Lebensbedingungen und<br />

Unterschiede aufwirft. Es erinnert an Die<br />

Verwandlung von Kafka oder den Film<br />

Der Elefantenmensch von David Lynch.<br />

Diese Referenzen sagen viel über den<br />

fantastischen Roman aus, der großartig<br />

geschrieben ist und nicht gleichgültig<br />

lässt! Fesselnd!<br />

Sie möchten Ihren französischen Freunden<br />

ein deutsches Buch empfehlen, das kürzlich<br />

auch in Frankreich erschienen ist und mit dem<br />

sie etwas mehr über Deutschland erfahren?<br />

ROMAN<br />

De braves et<br />

honnêtes<br />

meurtriers<br />

Ingo Schulze, aus dem<br />

Deutschen übersetzt von<br />

Alain Lance und Renate Lance-Otterbein,<br />

Originaltitel: Die rechtschaffenen Mörder,<br />

Fayard, 2023, 303 Seiten, 22 €, ISBN 978-<br />

2213720715<br />

Norbert Paulini, Antiquitätenhändler in Dresden,<br />

ist in der ganzen Stadt bekannt. 1951 erhält seine<br />

Mutter, Dorothea Paulini, die Genehmigung,<br />

eine Buchhandlung mit einer Abteilung für<br />

alte und seltene Bücher zu eröffnen. Als sie<br />

1953 stirbt, tritt Norbert – der sich ebenfalls<br />

für Literatur begeistert – ihre Nachfolge an.<br />

Als Antiquitätenhändler erwirbt er sich in der<br />

Stadt schnell den Ruf, ein besonderes Gespür<br />

für alte Bücher zu haben. Sein Laden wird ein<br />

Ort der subversiven Freiheit, wie es bereits bei<br />

seiner Mutter der Fall war. Die Geschäfte laufen<br />

nicht schlecht. Doch als 1989 die Mauer fällt,<br />

muss Norbert schnell feststellen, dass sich die<br />

Interessen plötzlich ändern und die Kunden<br />

langsam ausbleiben. Diese Situation bringt ihn,<br />

dessen Leidenschaft für Bücher ungebrochen<br />

ist, total aus dem Gleichgewicht. Er bleibt<br />

seinem Universum treu, weigert sich, sich an die<br />

veränderte Umwelt anzupassen und wird radikal.<br />

Ingo Schulze hat in Frankreich bereits eine treue<br />

Leserschaft, denn mehrere seiner Bücher wurden<br />

schon in die französische Sprache übersetzt.<br />

Durch De braves et honnêtes meurtriers wird<br />

sich dieser Kreis vermutlich noch vergrößern,<br />

denn diese Art engagierter Literatur mit einem<br />

Bezug zu Geschichte und gesellschaftlichen<br />

Veränderungen wird im Hexagon sehr<br />

geschätzt. Das Buch bietet Franzosen zudem<br />

eine sehr interessante und seltene Möglichkeit,<br />

mehr über die Komplexität der deutschen<br />

Wiedervereinigung zu erfahren.<br />

Die deutsche Ausgabe Die rechtschaffenen<br />

Mörder erschien 2020 im S. Fischer Verlag (320<br />

Seiten, 21 €, ISBN 978-3103<strong>90</strong>0019).<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 15


ON REGARDE<br />

DRAMA, FILMBIOGRAFIE<br />

Maria Montessori - La nouvelle femme<br />

Lili d’Alengy (Leïla Bekhti) ist Prostituierte und lebt um 1<strong>90</strong>0 in Paris. Sie schämt sich dafür,<br />

dass ihre Tochter Tina behindert geboren wurde und hält dies geheim. Ihre Lust, sich um ein<br />

Kind zu küm mern, das ihre Karriere gefährdet, hält sich in Grenzen. Schließlich verlässt sie Paris<br />

und zieht nach Rom. Dort lernt sie Maria Montessori kennen, eine Ärztin, die eine revolutionäre<br />

Lern methode für so ge nann te « zurück gebliebene » Kinder entwickelt hat. Auch Maria hat ein<br />

streng gehütetes Geheimnis: ein unehelich geborenes Kind. Die beiden Frauen unterstützen<br />

sich gegenseitig, und es gelingt ihnen, sich einen Platz in der von Männern dominierten Welt<br />

zu erobern. Maria Montessori geht sogar in die Geschichte ein, da sie eine neue Sichtweise von<br />

Pädagogik entwickelt, die auf einer grundlegenden Idee basiert: Wenn man ein Kind liebt, kann<br />

es alles lernen. Heute wird ihre pädagogische Methode auf der ganzen Welt angewendet. Ein<br />

einzigartiger Film, der über eine Filmbiografie hinausgeht. Eine Hommage an eine Leitfigur im<br />

Be reich der Pädagogik, deren Leben in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Und schließlich ein<br />

Film, der die ausgeprägte Solidarität zwischen zwei starken Frauen beschreibt, die beide für ihre Un ab hängigkeit<br />

und ein erfolgreiches Leben kämpfen mussten. Lehrreich und nützlich!<br />

Maria Montessori - La nouvelle femme • Frankreich, Italien 2023, 100 min • Originaltitel:<br />

Maria Montessori - La nouvelle femme • Ein Film von Léa Todorov mit Leïla Bekhti, Jasmine<br />

Trinca, Rafaëlle Sonneville-Caby, Raffaele Esposito u. a. • Ab 7. März <strong>2024</strong> im Kino.<br />

DRAMA<br />

Rückkehr nach Korsika<br />

Khédidja (Aïssatou Diallo Sagna) arbeitet als Kindermädchen<br />

für eine wohlhabende Pariser Familie. Diese macht ihr das Ange<br />

bot, die Familie im Sommer nach Korsika zu begleiten und<br />

dort die Kinder zu betreuen. Für Khédidja ist es die Gelegenheit,<br />

mit ihren eigenen Töchtern, Jessica (Suzy Bemba) und Farah<br />

(Esther Gohourou), an den Ort zurückzukehren, den sie 15 Jahre<br />

zuvor unter tragischen Umständen verlassen haben. Während<br />

Khédidja von ihren Erinnerungen überwältigt wird, erliegen<br />

die beiden Jugendlichen allen Versuchungen, die der Sommer<br />

auf der Île de Beauté zu bieten hat: unerwartete Begegnungen,<br />

Fes te, erste amouröse Erfahrungen. Doch die Reise bietet<br />

ihn en auch die Gelegenheit, eine bislang unbekannte Seite<br />

ihrer Vergangenheit zu entdecken. Der Film ist schmerzlich<br />

und ernst, zugleich aber auch zärtlich und lustig. Er wird von<br />

heraus ragenden Schauspielerinnen getragen, denen es gelingt,<br />

Themen wie Klassenunterschiede und Rassismus in Frankreich<br />

– besonders auf Korsika – intelligent und auf aktuelle Art<br />

zu hinterfragen. Zugleich beschreibt er auf spannende Art,<br />

wie zwei eng mit ihrer Mutter<br />

verbundene Jugendliche lehrreiche<br />

Lebenserfahrungen machen.<br />

Rückkehr nach Korsika • Frankreich,<br />

2023, 106 min • Originaltitel: Le retour<br />

• Ein Film von Catherine Corsini, mit<br />

Aïssatou Diallo Sagna, Suzy Bemba,<br />

Esther Gohourou, Lomane de Dietrich,<br />

Virginie Ledoyen, Denis Podalydès<br />

u. a. • Ab 14. März <strong>2024</strong> im Kino.<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

Hors Saison<br />

Mathieu (Guillaume Canet)<br />

lebt in Paris, Alice (Alba Rohrwacher)<br />

in einem kleinen<br />

Badeort im Westen Frankreichs.<br />

Er geht auf die 50<br />

zu und ist ein bekannter<br />

Schauspieler. Sie ist Anfang 40 und Klavierlehrerin.<br />

Vor 15 Jahren waren sie ineinander verliebt, trennten<br />

sich jedoch. Seitdem ist viel Zeit vergangen, jeder hat<br />

sein Leben gelebt, die Wunden sind nach und nach<br />

verheilt. Als Mathieu seine melancholische Stimmung<br />

im Whirlpool einer Thalasso-Anlage loswerden will,<br />

trifft er zufällig Alice wieder. Die Geschichte mag nicht<br />

sehr originell erscheinen (Wiederbegegnung und Eri n-<br />

ner ungen an eine ehemalige Liebe), die Insze nie rung,<br />

das Tempo des Films und die permanent spür ba ren<br />

Emotionen sorgen jedoch für ein wunderschönes<br />

Kino er lebnis. Ein sehr ansprechender Film über Trennung,<br />

Entscheidungen, die man im Leben treffen muss<br />

und über die Notwendigkeit, manchmal Abschied zu<br />

nehmen. Der Film überzeugt darüber hinaus durch<br />

seinen wunderschönen Soundtrack, der aus der Feder<br />

von Vincent Delerm stammt.<br />

Hors Saison (Originaltitel; der Titel der deutschen Version war<br />

bei Drucklegung noch nicht bekannt) • Frankreich 2023, 115<br />

min • Ein Film von Stéphane Brizé, mit Guillaume Canet, Alba<br />

Rohrwacher, Sharif Andoura u. a. • Ab 1. Mai <strong>2024</strong> im Kino.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Bon anniversaire !<br />

20 Jahre Karambolage<br />

Seit 2004 wirft Karambolage einen humorvollen<br />

Blick auf die deutsche und die französische<br />

Alltagskultur: ein Wort, ein Gegenstand, ein<br />

Brauch, eine Lautmalerei … Karambolage, das<br />

sind inzwischen 700 Sendungen über mehr als<br />

2000 deutsch-französische Eigenheiten, die in<br />

gewohnter Karambolage-Manier unter die Lupe<br />

genommen werden. Um diesen 20. Geburtstag<br />

gebührend zu feiern, hat die Karambolage-<br />

Redaktion für März <strong>2024</strong> drei Sondersendungen<br />

von Claire Doutriaux (jedes 11 Minuten lang)<br />

vorbereitet:<br />

DIE ZUSCHAUERPOST<br />

Im Laufe der letzten 20 Jahre hat<br />

Karambolage einen engen Bezug<br />

zu seinen Fans entwickelt. So<br />

ist eine regelrechte Community<br />

entstanden, die stets größer wird:<br />

« die Karambolaner ». In dieser<br />

ersten Jubiläumssendung werden<br />

sie porträtiert, vom Super-Fan<br />

bis zum ewigen Nörgler. Und<br />

die Zuschauerpost wird zum<br />

Animationsfilm.<br />

Sonntag, 3. März <strong>2024</strong> um 18.25 Uhr. Online verfügbar ab dem 3. März auf arte.tv<br />

MADAME STAËL<br />

(ZWEITEILIGE SERIE)<br />

Es geht darum, ein großes<br />

Versäumnis nachzuholen:<br />

Niemals hat Karambolage<br />

– oder ganz allgemein ARTE<br />

– eine Sendung produziert,<br />

in der diese beispiellose<br />

Grenzgängerin unserer beider<br />

Kulturen Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts im Mittelpunkt steht. Der erste Teil erzählt uns die Lebensgeschichte<br />

von Germaine de Staël, von ihrer Geburt in Paris 1766, wie sie die Französische<br />

Revolution erlebt, deren Ideen sie unterstützt, ohne ihren Machtmissbrauch<br />

gutzuheißen, ihre Begegnung mit Benjamin Constant und die um einiges<br />

konfliktreichere mit Napoleon Bonaparte. Der zweite Teil beleuchtet die große<br />

Reise von Germaine de Staël nach Deutschland (1803-1804) und die Entstehung<br />

ihres Buchs « Über Deutschland ». Das Werk wird das Bild verändern, das sich die<br />

Franzosen damals von Deutschland machen, und das Tor zur Romantik öffnen.<br />

Teil 1: Sonntag, 10. März <strong>2024</strong> um 18.25 Uhr. Online verfügbar ab dem 10. März auf arte.tv<br />

Teil 2: Sonntag, 17. März <strong>2024</strong> um 18.25 Uhr. Online verfügbar ab dem 17. März auf arte.tv<br />

SPIELFILM<br />

Ein Geheimnis<br />

Der 7-jährige François hat<br />

Schwierigkeiten, den Erwartungen<br />

seiner sportlichen Eltern zu genügen.<br />

Zuflucht findet er deshalb bei seiner<br />

jüdischen Nachbarin Louise. Nach vielen<br />

Jahren verbindet die beiden nicht nur<br />

Freundschaft – Louise offenbart ihm<br />

auch ein dunkles Geheimnis über die<br />

Vergangenheit seiner Eltern, das all die<br />

Jahre im Verborgenen geblieben ist.<br />

Spielfilm von Claude Miller, mit Cécile de<br />

France, Patrick Bruel, Julie Depardieu,<br />

Ludivine Sagnier, Mathieu Amalric, u. a.,<br />

2007, Frankreich / Deutschland, 102 Min.<br />

Montag, 13. Mai <strong>2024</strong> um 20.15 Uhr. Online<br />

verfügbar ab dem 13. Mai auf arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 17


ON SURFE<br />

UMWELT<br />

Ein Dach für Bienen<br />

KOSTENLOSE KULTURKURSE<br />

Auf lebendige und<br />

spielerische Art lernen<br />

Seit 2014 erstellt die Fondation Orange<br />

zusammen mit renommierten Experten,<br />

Museen und Kulturstätten in Frankreich<br />

Onlinekurse, sogenannte MOOCs (vom<br />

englischen Begriff Massive Open Online<br />

Course), die für jedermann kostenlos zugäng<br />

lich sind. Um daran teilzunehmen,<br />

be nötigt man nur einen Computer, ein<br />

Tab let oder ein Smartphone sowie eine<br />

Inter net verbindung. Jeder kann die ange<br />

botenen Kurse absolvieren, es gibt<br />

weder eine Altersgrenze noch werden<br />

bestimmte Kenntnisse vorausgesetzt.<br />

Die MOOCs werden in französischer<br />

Sprache angeboten und sind rund um<br />

die Uhr zugänglich. Sie bestehen aus<br />

einzel nen Sequenzen und diversen Inhal<br />

ten (Texte, Videos, Audios, externe<br />

Quel len, Websites), mit denen jeder in<br />

seinem eigenen Tempo lernen kann. Es<br />

ist möglich, am Ende sein Wissen zu<br />

testen und dafür ein sogenanntes<br />

Badge zu erhalten. Schließlich gibt<br />

es noch Vorschläge für Aktivitäten,<br />

um die vermittelten Kenntnisse in die<br />

Praxis umsetzen, diese zu teilen und<br />

in Foren darüber zu diskutieren. Zu<br />

den beliebtesten MOOCs gehören:<br />

Kurse über Street-Art auf der ganzen<br />

Welt, Notre-Dame de Paris, die Kunst<br />

der Zwanzigerjahre und Malerinnen im<br />

Wandel der Zeit. Spannend!<br />

https://mooc-culturels.<br />

fondationorange.com<br />

Régis Lippinois ist ein französischer Imker und macht sich schon seit Langem<br />

über die steigende Sterblichkeit von Bienen Sorgen. 2008 gründete er daher Un<br />

toit pour les abeilles, ein Netzwerk, das Imker unterstützen und den Kontakt zwischen<br />

ihnen und der breiten Öffentlichkeit herstellen will. Die Idee ist simpel,<br />

aber genial und stieß in Frankreich sogleich auf große Resonanz: Privatleute<br />

und Unter nehmen können gegen einen Monatsbeitrag von 5 bis 100 € eine Paten<br />

schaft für Bienen aus Bienenstöcken in ihrer Nähe übernehmen. Als Gegenleistung<br />

schickt ihnen der Imker regelmäßig aktuelle Informationen über « ihre »<br />

Bienen, und sie erhalten vor allem mehrmals im Jahr Honig, der mit ihrem Namen<br />

etikettiert ist. Die großzügigen Spender sind sogar aufgefordert, den Imker<br />

zu besuchen und die Welt der Bienen zu entdecken. Beim Schreiben dieses<br />

Tex tes waren bereits Patenschaften für 804 368 100 Bienen abgeschlossen.<br />

Inzwischen sind es bereits mehr, wie Sie<br />

dem in Echtzeit aktualisierten Zähler auf<br />

der Website entnehmen können. Darüber<br />

hinaus ist es auch möglich, das Aussäen<br />

von Blumenwiesen zu unterstützen<br />

(0,10 € pro Monat und Quadratmeter).<br />

Diese gegenseitige Unterstützung hat<br />

sich bewährt und stellt eine Verbindung<br />

zwischen Welten her, die sich heute<br />

– leider – oftmals nicht mehr direkt<br />

begegnen!<br />

www.untoitpourlesabeilles.fr<br />

TRANSPORT<br />

Transportmöglichkeiten vergleichen und kombinieren<br />

Bis jetzt musste man für eine Strecke von A nach B innerhalb Frankreichs<br />

oder Euro pas die Angebote einzelner Anbieter heraussuchen, um sie vergleich<br />

en zu kön nen. Wollte man dazu noch verschiedene Transportmittel<br />

kom bi nieren, muss te man noch mehr Websites aufrufen. Um das zu ver einfachen,<br />

hat ein fran zö sisches Start-up Tictactrip kreiert, ein Angebot, das<br />

in drei bis fünf Jahren in Frank reich die « einzige Reservierungsplattform<br />

im Bereich Bodentransport » sein will. Auf der<br />

Website kann man bereits bei der Suchanfrage<br />

mehrere Transportmittel kombinieren (Bus, Zug,<br />

Mitfahrgelegenheit). Die Ergebnisse werden dann<br />

nach verschiedenen Kriterien klassifiziert: billig,<br />

schnell und umweltbewusst. Man kann alle Tickets<br />

direkt buchen (selbst eine Kombination aus Zug, Bus<br />

und Mitfahrgelegenheit). Für Kunden ist der Service<br />

kostenlos, das Start-up erhält eine Provision von<br />

den Transportunternehmen. Der Nachteil: Bei einer<br />

Änderung oder Stornierung des Tickets muss man in<br />

den meisten Fällen die Transportunternehmen direkt<br />

kontaktieren. Auch wenn Tictactrip derzeit noch die<br />

ein oder andere Schwäche aufweist, handelt es sich<br />

um ein innovatives und vor allem nützliches Angebot!<br />

www.tictactrip.eu<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


ARTE Magazin<br />

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ON ÉCOUTE<br />

POP<br />

Mika: Que ta<br />

tête fleurisse<br />

toujours<br />

12 Titel,<br />

37 Minuten,<br />

Universal Music,<br />

2023, 16,99 €<br />

Die neueste CD von Mika ist ein richtiggehendes<br />

Feuerwerk der Kreativität! Das diesmal ganz<br />

auf Französisch gesungene Werk des in Beirut<br />

geborenen, britisch-amerikanischen Künstlers ist<br />

ein Wendepunkt in seiner Karriere. Mika drückt<br />

damit seine Liebe zu Frankreich und zur Frankofonie<br />

aus, wobei er betont, dass seine « mangelhafte<br />

Art » französisch zu sprechen, sich in seiner Musik<br />

widerspiegeln soll. Berührende Titel wie C‘est la vie<br />

(in Erinnerung an seine verstorbene Mutter) und ein<br />

mitreißendes Duo mit Valérie Lemercier sind eine<br />

Hommage an die französische Seele. Mika ganz<br />

authentisch, 100 % französisch, voller Gefühl und<br />

Lebensfreude!<br />

CHANSON FRANÇAISE (COUP DE CŒUR)<br />

Vianney: à 2 à 3<br />

19 Titel, 64 Minuten, Tôt ou tard / La Passée Musiques, 2023,<br />

15,99 €<br />

Wie ein guter Freund, der nach einem gemeinsamen Essen<br />

spontan zur Gitarre greift, um ein paar Songs zum Besten zu geben,<br />

vereint Vianney auf die ihm eigene Art geschickt mitreißenden<br />

Pop und gefühlvolle Balladen. Das Opus besteht aus einer Reihe<br />

außergewöhnlicher Duette und Terzette (zum Beispiel mit Zazie,<br />

Kendji Girac, MC Solaar, Florent Pagny, Mentissa und Renaud)<br />

und zeigt einmal mehr, wie meisterhaft Vianney mit Worten<br />

umgehen und verschiedene<br />

Musikgenres mischen kann.<br />

Gleichzeitig bleibt er dabei<br />

seinem einzigartigen Stil treu.<br />

Jedes Chanson erzählt eine<br />

Geschichte und lädt uns ein,<br />

ihn ein Stück auf einer Reise<br />

zu begleiten, die introspektiv<br />

und gleichzeitig universell ist.<br />

Wunderschön!<br />

POP-ROCK<br />

Eddy de Pretto: Crash cœur<br />

12 Titel, 36 Minuten, Universal Music, 2023,<br />

15,99 €<br />

Von Eddy de Pretto sollten Sie kein Album erwarten,<br />

das einfach eine Zusammenstellung von Chansons<br />

ist! Auf Crash coeur beschäftigt er sich kühn – und in<br />

einer einzigartigen Verbindung von urbaner Musik<br />

und poetischen Texten – mit aktuellen Themen,<br />

die die französische Gesellschaft häufig spalten.<br />

Schonungslos ehrlich und mit der für ihn typischen<br />

unkonventionellen Art bringt er Themen wie<br />

Liebe, Identität, Rassismus, Homosexualität und<br />

Klassenkampf zur Sprache. Jedes Chanson lässt<br />

uns einen Blick auf sein Innerstes und gleichzeitig<br />

auf die fran zösi<br />

sche Ge sell -<br />

schaft werfen.<br />

Das zeigt, wie<br />

engagiert das<br />

fran zösische<br />

Chan son nach<br />

wie vor sein<br />

kann!<br />

KLASSIK<br />

Quatuor Modigliani:<br />

Grieg-Smetana<br />

8 Titel, 63 Minuten, Mirare,<br />

<strong>2024</strong>, 20 €<br />

Treue Leser von Frankreich<br />

erleben wissen, dass das französische Streichquartett<br />

Quatuor Modigliani (Amaury Coeytaux, Violine; Loïc Rio,<br />

Violine; Laurent Marfaing, Bratsche; François Kieffer,<br />

Violoncello) so etwas wie unsere « Lieblingsformation » im<br />

Bereich der zeitgenössischen klassischen Musik ist. Das liegt<br />

nicht nur daran, dass die vier Musiker international bekannt<br />

sind, sondern auch daran, dass sie sehr dynamisch sind und<br />

sich unentwegt für klassische Musik einsetzen. Dafür treten<br />

sie in renommierten Konzertsälen auf, übernehmen die<br />

künstlerische Leitung von Festivals, die junge Talente fördern<br />

(siehe unseren Artikel « Ein Festival macht das Quartett<br />

populär » in Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 87), und produzieren<br />

anspruchsvolle Alben wie das vorliegende. Darauf sind<br />

die Streichquartette der Komponisten Edvard Grieg (1843-<br />

1<strong>90</strong>7) und Bedřich Smetana (1824-1884) zu hören, die<br />

beide Ende des 19. Jahrhunderts in der Musik ein Mittel<br />

fanden, ihren Ängsten gegenüber dem aufkommenden<br />

Nationalsozialismus in Europa Ausdruck zu verleihen.<br />

Betörend und leider sehr aktuell!<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


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Deutschland).<br />

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UNTERWEGS IN FRANKREICH / Nouvelle-Aquitaine / Haute-Vienne & Creuse<br />

Île de Vassivière<br />

Wo Natur, Kunst und Architektur ein Kleinod bilden<br />

Auf dem Plateau de Millevaches in der Region Limousin liegt einer<br />

der größten Seen Frankreichs inmitten einer intakten Natur. Dort<br />

versteckt sich ein inspirierender Ort, der ganz der zeitgenössischen<br />

Kunst gewidmet ist. Das Centre International d’Art et du Paysage de<br />

Vassivière liegt auf einer 70 Hektar großen Insel in diesem See und<br />

ist einzigartig in der Kunstlandschaft des Landes. Man entdeckt dort<br />

Gebäude mit einer bemerkenswert modernen Architektur, bedeutende<br />

Ausstellungen internationaler Künstler sowie eine erstaunliche<br />

Dauerausstellung unter freiem Himmel, die sich über die gesamte<br />

Fläche der Île de Vassivière erstreckt und das ganze Jahr über<br />

zu Spaziergängen einlädt.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Nouvelle-Aquitaine / Haute-Vienne & Creuse<br />

Bereits die Anreise verleiht diesem Tag, an dem wir<br />

im Centre International d’Art et du Paysage de Vassivière<br />

(CIAPV) auf Entdeckungsreise gehen wollen,<br />

einen sehr besonderen Charakter. Wir wussten, dass diese<br />

Gegend hier auch « das kleine Kanada des Limousin » genannt<br />

wird. Dem können wir nach der Fahrt aus dem rund<br />

60 Kilometer entfernten Limoges, die uns kilometerweit<br />

durch reizvolle Koniferenwälder und vorbei an ausgedehnten<br />

Wasserflächen geführt hat, nur voll und ganz zustimmen.<br />

Als wir nun am Ende der Halbinsel Pierrefitte<br />

(Haute-Vienne) ankommen, wo die Straße endet und wir<br />

das Auto auf einem Parkplatz abstellen müssen, liegt eine<br />

mehr als grandiose Landschaft vor uns. Kein Zweifel, der<br />

riesige Lac de Vassivière mit seiner 1000 Hektar großen<br />

Wasserfläche, die von 45 Uferkilometern umgeben ist, beeindruckt<br />

ungemein! Es ist ein wahrhaftiges Binnenmeer,<br />

das man zwar nicht auf einen Blick erfassen kann, das aber<br />

das Gefühl vermittelt, sich « irgendwo anders » zu befinden,<br />

an einem Ort, der uns dem Alltag entfliehen lässt. Die<br />

Landschaft versetzt uns umso mehr in Erstaunen, wenn<br />

wir an den Zweck unseres Aufenthalts hier denken, denn<br />

schließlich sind wir im Begriff, eine Stätte zu besuchen, die<br />

der zeitgenössischen Kunst gewidmet ist: das Centre International<br />

d’Art et du Paysage, das auf der Île de Vassivière,<br />

genau gegenüber dem Parkplatz liegt. Die etwa 70 Hektar<br />

große Insel ist für den Autoverkehr gesperrt, sodass wir<br />

also zu Fuß über den 700 Meter langen Damm gehen<br />

müssen, der das Ufer mit dem Eiland verbindet.<br />

Der Gipfel eines Hügels<br />

Die sonderbaren Gegebenheiten werden klarer, wenn<br />

man sich mit der Vergangenheit der Gegend beschäftigt.<br />

Genauer gesagt, mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Der Wiederaufbau des Landes benötigte damals<br />

viel Energie, und die Region des Zentralmassivs, vor<br />

allem das Plateau de Millevaches, ist für sein ausgedehntes<br />

Gewässernetz bekannt. Mit den zahlreichen Bächen,<br />

Sümpfen, Torfmooren und Feuchtgebieten spricht man<br />

bei diesem Plateau sogar vom « Wasserturm Frankreichs ».<br />

Es ist also nicht abwegig, dass sich die damalige Regierung<br />

für die Flüsse interessierte, die hier entspringen, und<br />

für die Möglichkeit, die vorhandene Wasserkraft für die<br />

Erzeugung von Energie zu nutzen. Vor allem der Fluss<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Passages Fer von Jean Clareboudt auf der Wiese<br />

gegenüber von Leuchtturm und Kunstzentrum.<br />

Die Objekte drücken aus, wie sehr der Künstler auf<br />

seinen Reisen zwischen Frankreich und Dänemark<br />

immer wieder über die Vielzahl « runder<br />

Zeichen » in der Landschaft<br />

(Strohballen, Mühlsteine …)<br />

staunen musste. Seine Meules<br />

d'acier, « Stahllaibe » sollen<br />

Maschinen darstellen, die den<br />

Betrachter « verwirren ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 25


Oben: Auf einer kleinen Lichtung am Ufer des Sees steht Steinland<br />

von Jean-Pierre Uhlen, « ein Aussichtspunkt, aber auch ein Signal.<br />

Eine Kommunikation zwischen der Insel und der Umgebung. »<br />

Rechts: Blick vom Jardin des simples auf das Schloss. Im Garten<br />

findet man Plantes du quotidien, Pflanzen, die der Ernährung<br />

sowie für medizinische und kosmetische Zwecke dienen.<br />

Unten: Ganzi von Myriam Milindou und Annie-Flore Batchiellilys steht an<br />

einer Stelle, an der das Seeufer sandig und mit dürrem Geäst bedeckt<br />

ist. Das Werk fordert dazu auf, « den Geist des Ortes zu feiern ».<br />

Maulde schien in dieser Beziehung interessant zu sein.<br />

Durch die Konstruktion eines Staudamms in der Nähe<br />

des Dorfes Vassivière bot sich hier die Gelegenheit, ein<br />

Wasserreservoir zu schaffen, das 106 Millionen Kubikmeter<br />

Wasser speichern kann und eine Ausdehnung von<br />

etwa 1000 Hektar hat. Genug, um die Versorgung eines<br />

Wasserkraftwerks zu sichern. Ab 1949 wurden daher<br />

ein Staudamm und technische Anlagen gebaut, die 1951<br />

in Peyrat-le-Château in Betrieb genommen wurden. Bei<br />

der Entstehung des künstlichen Sees wurde ein Dutzend<br />

kleiner Weiler überflutet, und die heutige Île de Vassivière<br />

ist der Gipfel eines Hügels, dessen größter Teil unter<br />

der Wasseroberfläche liegt. Staudamm und Kraftwerk<br />

gehören heute zu einer großen Wasserkraftanlage, deren<br />

durchschnittliche Jahresproduktion ausreicht, um eine<br />

Stadt mit 40 000 bis 45 000 Einwohnern (wie Brive-la-<br />

Gaillarde, Corrèze) mit Strom zu versorgen.<br />

Île de Vassivière,<br />

ein begehrtes Kleinod<br />

Abgesehen davon, dass sich durch das Anlegen des<br />

künstlichen Sees und der Île de Vassivière die Landschaft<br />

veränderte, hatte das Ganze noch eine andere, eher seltsame<br />

Folge: Auf dem nicht überfluteten Teil des ehemaligen<br />

Hügels befand sich nämlich das Anwesen einer reichen<br />

Unternehmerfamilie, die das dortige Schloss als Zweitwohnsitz<br />

nutzte. Darüber hinaus gab es noch weitere<br />

Gebäude, unter anderem einen Hof, in dem der Verwalter<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


mit seiner Familie lebte. Das Unternehmen Électricité<br />

de France war als Bauherr des Staudamms gezwungen,<br />

einen langen Damm zu bauen, um den Bewohnern den<br />

Zugang zu den Gebäuden zu ermöglichen. Die Einwohner<br />

der Gegend waren zunächst verständlicherweise über<br />

die landschaftlichen Veränderungen erstaunt, wurden<br />

sich jedoch bald darüber bewusst, dass sich dadurch auch<br />

ganz neue Freizeitmöglichkeiten boten. Schnell entwickelte<br />

sich der See zu einem Anziehungspunkt, der sich<br />

bei schönem Wetter für ein Picknick am Ufer und zum<br />

Baden anbot. Vor allem im Sommer war die Wasserfläche<br />

eine unbestrittene Attraktion. Seit 1955 ist die touristische<br />

Nutzung des Sees durch einen Ministerialerlass<br />

gestattet. In der Folge entstanden die ersten Wassersportzentren,<br />

etwa zehn Jahre später, 1966, wurde das Syndicat<br />

Interdépartemental Mixte de Vassivière (SIMIVA), ein<br />

departementsübergreifender Zweckverband, gegründet.<br />

Er umfasst die Departements Creuse und Haute-Vienne<br />

– da der See auf beiden Territorien liegt – sowie einige angrenzende<br />

Gemeinden und hat das lobenswerte Ziel, « die<br />

Naturlandschaft des Ortes zu schützen » und « jegliche<br />

Bodenspekulation » zu verhindern. Aber auch, so die Statuten,<br />

« den öffentlichen Grund auszuweiten ». Mit dieser<br />

Formulierung wurde das Interesse für die Île de Vassivière<br />

elegant umschrieben, die damals bereits als wahres Kleinod<br />

galt, sich aber nach wie vor im Privatbesitz befand.<br />

Wie in solchen Situationen üblich, strebten die staatlichen<br />

Behörden zunächst eine gütliche Einigung über deren<br />

Abtretung an, was die Erben der Familie Pascal-Vassivière<br />

jedoch ablehnten. Der Zweckverband leitete daher ein<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Nouvelle-Aquitaine / Haute-Vienne & Creuse<br />

Oben: Toilet on the mountain von Emilia und Illya Kabakov. Das Objekt steht auf einer Anhöhe und sieht wie eine provisorische<br />

Toilette aus Holz aus. Beim Näherkommen entdeckt man jedoch, dass es sich um einen Ort handelt, « an dem man sich<br />

von der Gesellschaft zurückziehen, auf sich selbst konzentrieren » und gleichzeitig die Aussicht genießen kann.<br />

Unten: Einer der Köpfe der Skulptur An bourzon maron von Migline Paroumanou, die alle aussehen, als seien es aufblühende Knospen an einem Ast.


Enteignungsverfahren ein, und nach einem langen juristischen<br />

Prozess ordnete das Landgericht von Limoges<br />

schließlich am 15. Oktober 1973 die Enteignung zum<br />

Zwecke einer « öffentlichen Nutzung » an. Damit wurde<br />

die Île de Vassivière Eigentum der SIMIVA und ihre Bestimmung<br />

sollte sich erneut grundlegend verändern. Doch<br />

diesmal im positiven Sinn, denn nun kam die Kunst ins<br />

Spiel.<br />

Vom überfluteten Hügel<br />

zur Île aux pierres<br />

« Hat dieser Besuch des Präsidenten vielleicht den Weg<br />

für die Umsetzung der ersten Versprechungen hinsichtlich<br />

einer kulturellen Nutzung der Insel geebnet? », fragte zu<br />

Recht der führende Spezialist für die Umgestaltung der Île<br />

de Vassivière, Alain Carof (1929-2020), in seiner Publikation<br />

Inventaires au pays de Vassivière 1 Auf jeden Fall, so hält<br />

Alain Carof fest, « wurde im Jahr darauf der Plan für die<br />

Einrichtung eines Skulpturenparks entwickelt »: Sechs Wo-<br />

Der Ort war jetzt also komplett öffentlich zugänglich,<br />

wurde für schöne Spaziergänge und andere Freizeitaktivitäten<br />

geschätzt. Im Sommer fanden sogar kulturelle Veranstaltungen<br />

statt. Die Gebäude – darunter auch das Schloss<br />

– waren dagegen nur selten geöffnet. 1980 verlagerte die<br />

SIMIVA ihren Verwaltungssitz ins Schloss, sodass so etwas<br />

wie ein « geregeltes Leben » einzog. Als 1982 mit dem frisch<br />

gewählten Staatspräsidenten François Mitterrand (1916-<br />

1996) ein Besucher von höchstem Rang auf die Île de Vassivière<br />

kam, schien ihr Schicksal eine Wendung zu nehmen.<br />

1 Société des sciences naturelles, archéologiques et historiques<br />

de Creuse, 2012, 76 Seiten, 15 €, ISBN 978-2<strong>90</strong>3661448<br />

Der Künstler Andy Goldsworthy erklärt sein Werk namens Ohne Titel folgendermaßen: « Auf Vassivière habe ich mit den Überresten einer Mauer<br />

gearbeitet, die früher ein Feld begrenzte. Durch die Schaffung des künstlichen Sees führt sie nun vom Wald hinein in das Wasser. […] Die Mauer beschwört<br />

eine sehnsüchtige Erinnerung an die acht überfluteten Weiler herauf, die man empfinden kann, ohne deswegen den Staudamm zu verurteilen. »<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Nouvelle-Aquitaine / Haute-Vienne & Creuse<br />

chen lang « hielten sich 15 Bildhauer auf der Insel auf, um<br />

aus einem Granitblock, den sie sich aus Steinbrüchen in der<br />

Umgebung des Sees aussuchen konnten, vor den Augen der<br />

Öffentlichkeit ein Werk zu kreieren. Die SIMIVA schlug<br />

vor, die 15 Skulpturen auf der großen Wiese zwischen See<br />

und Schloss zu installieren. » So hielt die Kunst Einzug auf<br />

der Île de Vassivière, die damit zur Île aux pierres wurde.<br />

« Wie etwas Seltsames<br />

in der Landschaft »<br />

Dieses erste Kulturereignis von Format war ein Erfolg.<br />

Die Menschen kamen zuhauf, um die Bildhauer zu<br />

treffen, deren Werke zu entdecken und gleichzeitig vom<br />

paradiesischen Umfeld zu profitieren. 1984 und 1985<br />

wurde die Initiative wiederholt. Parallel dazu erkannte<br />

die Region Limousin (die heute Teil der Region Nouvelle-<br />

Aquitaine ist) die Möglichkeit für eine kulturelle und<br />

touristische Entwicklung und trat der SIMIVA bei. Ganz<br />

im Zeichen der neuen Kulturpolitik des damaligen Kulturministers<br />

Jack Lang wurde beschlossen, einen « Leiter<br />

des Skulpturenparks » einzustellen, der den Auftrag erhielt,<br />

« ein Zentrum für zeitgenössische Kunst zu bauen ».<br />

Das Projekt für dessen Umsetzung wurde dem international<br />

renommierten italienischen Architekten Aldo Rossi<br />

(1931-1997) in Zusammenarbeit mit dem französischen<br />

Architekten Xavier Fabre übertragen. Den beiden Männern<br />

ging schnell auf, dass sie es mit einem besonderen<br />

Ort zu tun hatten. Sie beschlossen daher, einen Kunst-<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Links: Eternity von Kimio Tsuchiya ist eine Kombination aus behauenen Granitsteinen<br />

und Holzbalken, die aus einem abgerissenen Haus aus der Gegend um den See<br />

stammen. Auf diese Weise will der Künstler « an die Vergänglichkeit der Zeit erinnern ».<br />

Oben: Révérence von Per Barclay. Als der Künstler 1995 seine Skulptur kreierte, war es eine<br />

kleine Holzhütte, die bis zur Hälfte mit Wasser des Sees gefüllt war. Mit der Zeit war sie<br />

jedoch in einem schlechten Zustand und wurde demontiert. 2022 schuf der Bildhauer eine<br />

neue Version, die « das Skelett der ersten Hütte » darstellt, « deren Wasser anscheinend<br />

für immer in den See zurückgeflossen ist […] Die Geschichte eine Metamorphose. »<br />

Unten: Ohne Titel von Veit Stratmann, für den « ein Kunstwerk niemals vollendet ist. Es ist vor<br />

allem ein Werkzeug, ein architektonischer Mechanismus, ein Spiel … » Mit seiner Skulptur<br />

will er « den Betrachter auffordern, Stellung zu beziehen, einen Wunsch zu äußern ».<br />

parcours sowie zwei « herausragende Gebäude » zu schaffen,<br />

die bereits für sich genommen starke architektonische<br />

Signale aussenden: 1989 wurde der Leuchtturm errichtet,<br />

der darauf hinweisen soll, dass man sich auf einer Insel<br />

befindet. Er dient als Raum für Ausstellungen und bietet<br />

einen fantastischen Blick über die Umgebung. Das eigentliche<br />

Kunstzentrum, das ausgedehnte Ausstellungsräume<br />

sowie eine Buchhandlung beherbergt, wurde 1991 fertiggestellt.<br />

Es hat die Form einer langen « Galeriewand »<br />

und erinnert an das berühmte Aquädukt Pont du Gard.<br />

Noch heute versetzen diese Bauten den Besucher in Erstaunen<br />

im positiven Sinn. Nicht nur durch ihre Form,<br />

sondern bereits durch ihre Präsenz, hier, inmitten der Natur.<br />

Dabei schockiert ihr Anblick nicht, sondern fordert<br />

eher dazu auf, sich Fragen über ihren Zweck, ihren Sinn<br />

und ihre Verbindung zur zeitgenössischen Architektur<br />

zu stellen. Zu diesem « verwirrenden » Aspekt stehen die<br />

Erbauer im Übrigen voll und ganz: « Das Gebäude (Anm.<br />

d. Red.: des Kunstzentrums) liegt wie etwas Seltsames in<br />

der Landschaft », erläuterte Xavier Fabre 2009 im Rahmen<br />

eines Interviews. « Etwas, das sich nicht zwangsläufig<br />

angenehm in die Landschaft integriert, wie man es von<br />

Architektur nur allzu gerne erwartet, sondern eher wie<br />

etwas, das einen Willen bekräftigt, die Landschaft neu<br />

auszurichten. Das gibt dem Gebäude eine Intention und<br />

verleiht ihm Stärke ». Erblickt man von der Spitze des<br />

Leuchtturms aus die lange, exakte Linie, die das Gebäude<br />

des Kunstzentrums in Richtung See zeichnet, wird einem<br />

diese Bedeutung klar. Von da oben wird offensichtlich,<br />

wie eng Architektur und Kunst hier verbunden sind!<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 31


Die Skulptur Ohne Titel von Dominique Bailly befindet sich in einer Lichtung inmitten einer Ansammlung von Granitblöcken und soll einen<br />

direkten Bezug zu ihrem Umfeld herstellen. Fünf Eichenholzklötze wurden so behauen, dass sie sich an einige der Felsbrocken schmiegen.<br />

Ein Skulpturenwald<br />

Seit 1980 mit der Kreation des Bois de sculptures begonnen<br />

wurde, erstaunt das Centre International d’Art et du<br />

Paysage de Vassivière jedoch auch – oder vor allem – durch<br />

das äußere Umfeld der beiden Hauptgebäude, in denen<br />

im Wesentlichen Wechselausstellungen stattfinden. Der<br />

Skulpturenwald ist wie ein Freilichtmuseum konzipiert,<br />

in dem sich der Besucher frei bewegen und zwischen<br />

Wald, Wiesen und Seeufer rund 60 Skulpturen entdecken<br />

kann, die die großen Strömungen der zeitgenössischen<br />

Bildhauerei widerspiegeln. Dieser « Parcours » zwischen<br />

Kultur und Natur ist den Aufträgen zu verdanken, die die<br />

Region innerhalb von 40 Jahren an internationale Künstler<br />

erteilte. Der Zugang ist frei und kostenlos und zieht<br />

auf gelungene Art ein Publikum an, das nicht nur aus<br />

Kunstliebhabern, sondern auch aus « normalen Spaziergängern<br />

» besteht, die bei dieser Gelegenheit manchmal<br />

eine Welt entdecken, die sie nicht kannten oder von der<br />

sie sich bisher nicht besonders angezogen fühlten. Man<br />

muss absolut kein Kunstexperte sein, um diese Werke<br />

zu schätzen. Ganz im Gegenteil. Die schönsten Aussagen<br />

kommen im Übrigen meist von Erwachsenen und<br />

Kindern, die sich zum ersten Mal mit Kunst auseinandersetzen,<br />

die zum ersten Mal spüren, welche Emotionen<br />

eine Skulptur auslösen kann. Das ist zum Beispiel oft der<br />

Fall, wenn sie An bourzon maron entdecken, ein Werk der<br />

aus La Réunion stammenden Künstlerin Migline Paroumanou.<br />

Mitten im Wald erblickt man plötzlich sehr<br />

berührende Köpfe aus Keramik, Sandstein und Porzellan<br />

mit bunten Bändern, die flüchtende Sklaven darstellen.<br />

Sie sind nicht sehr groß, befinden sich an Stämmen und<br />

Ästen, und man hat den Eindruck, es seien aufblühende<br />

Knospen, die zum Leben erweckt werden und uns auf<br />

poetische Weise etwas sagen wollen. Etwas weiter, steht<br />

eine andere, viel monumentalere Skulptur, die ebenfalls<br />

viele Besucher sehr berührt: Eternity, ein Werk des Japaners<br />

Kimio Tsuchiya, ist eine Verbindung aus Granit<br />

und Holzbalken, die aus einem abgerissenen Haus aus<br />

der Gegend stammen. Hier, auf diesem zum Großteil<br />

überfluteten Hügel, erhält es eine ganz besondere Aussagekraft.<br />

Nachdem wir einen Tag lang kreuz und quer<br />

über die Île de Vassivière gestreift sind und immer wieder<br />

neue Skulpturen entdeckt haben, ist uns klar geworden,<br />

wie wichtig die Rolle der Natur in diesem Kontext ist.<br />

Sie macht nicht nur die Kunst erhabener, indem sie den<br />

Werken einen wunderschönen Rahmen bietet, sondern<br />

sie macht sie vor allem fassbarer: Im Gegensatz zu einem<br />

Museum, muss man hier nicht « so tun als ob ». Egal, ob<br />

man anhält, um ein Werk zu betrachten, ob man sich die<br />

Zeit nimmt, die Erläuterungen dazu zu lesen oder nicht,<br />

ob man sich einfach auf einen Baumstamm oder Stein<br />

setzt, um die Landschaft zu betrachten, das Ergebnis ist<br />

dasselbe: Man hat immer den Eindruck, auf dieser Insel<br />

etwas Wertvolles entdeckt zu haben und sie gestärkt und<br />

reich an neuen Eindrücken zu verlassen.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


La Baule<br />

St. Nazaire<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Bordeaux-<br />

Mérignac (281 km) und Toulouse-<br />

Blagnac (298 km).<br />

Die Region ist nicht an das TGV-Netz<br />

angeschlossen. Der nächste Bahnhof<br />

befindet sich in Eymoutiers (13 km),<br />

von wo aus man den TGV-Bahnhof in<br />

Limoges erreicht.<br />

Centre International d’Art et du<br />

Paysage de Vassivière (CIAPV)<br />

Île de Vassivière<br />

87120 Beaumont-du-Lac<br />

Telefon: +33 (0)5 55 69 27 27<br />

www.ciapiledevassiviere.com<br />

Die Insel und der Skulpturenwald sind<br />

das ganze Jahr über frei zugänglich.<br />

Öffnungszeiten der Ausstellungen Mimizan und<br />

der Buchhandlung:<br />

• September bis Juni: Mittwoch bis<br />

Freitag 14 – 18 Uhr, Samstag, Sonn- und<br />

Feiertag 11 – 13 Uhr und 14 – 18 Uhr.<br />

• Juli & August: täglich 11 – 13 Uhr und<br />

14 – 18 Uhr.<br />

Hossegor<br />

Sie<br />

<br />

können selbstverständlich Pamplona Ihre<br />

Verpflegung auf die Insel mitbringen.<br />

Es gibt dort mehrere schöne<br />

Picknickplätze.<br />

<br />

Im Schloss befindet sich das<br />

Restaurant Le Pré du Lac, mit einer<br />

wunderschönen A83<br />

Terrasse und Poitiers sehr<br />

guten lokalen Gerichten. (https://<br />

Saint-Sigismond<br />

predulacvassiviere.wixsite.com/<br />

website, N11/E601 Telefon: Niort +33 (0)5 55 69 21 23).<br />

La Rochelle<br />

<br />

In der Bäckerei E5/A10 La Pierre à Pain<br />

erhalten Sie köstliches Brot, Brioches<br />

und belegte E602/A837Brote. Alle Sorten sind bio<br />

und werden von Benoît, einem jungen<br />

Bäcker und Kunstbegeisterten, im<br />

traditionellen Holzofen hergestellt. Die<br />

Angoulême<br />

Brote sind oft selbst kleine Kunstwerke.<br />

Ein Genuss! (Geöffnet von Mai bis<br />

September)<br />

A83<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Nantes<br />

A11/E60<br />

Man gelangt nur zu Fuß oder mit dem<br />

Tulle<br />

Périgueux<br />

Fahrrad über einen Damm auf die<br />

Es gibt einen gut Brive-la-Gaillarde<br />

ausgeschilderten<br />

Insel. Dieser beginnt beim (schattigen A89/E70 Uferweg, Le Pescher auf dem Sie die Insel<br />

E5/A10<br />

und kostenlosen) Parkplatz auf der Souillac umrunden sur können. Für Saillac den 6 km<br />

Halbinsel Pierrefitte. Für den Weg Dordogne langen Spaziergang sollten Sie 1,5 Aurillac<br />

benötigen BordeauxSie ungefähr 15 Minuten Sarlat-le-Canéda Stunden zu Fuß einplanen.<br />

(ca. 700 m bis zur Insel, ca. 1 km bis<br />

Payrac Rocamadour<br />

zum Kunstzentrum).<br />

A52/E72<br />

A20/E9<br />

Im Sommer gibt Es gibt zwar überall schattige Ecken,<br />

es zudem einen Bootspendelverkehr dennoch sollten Sie an heißen Tagen<br />

(Informationen vor Ort) sowie einen<br />

nicht vergessen, etwas zum Trinken<br />

Touristenzug (Telefon +33 (0)5<br />

mitzunehmen. Bei der Buchhandlung<br />

55 69 20 45) oder Sie können einen<br />

gibt es einen Wasserspender, um<br />

E-Scooter ausleihen (www.trotz-ride.fr, gegebenenfalls Trinkflaschen<br />

+33 (0)6 07 99 34 69). Sportliche<br />

aufzufüllen.<br />

erreichen die Insel mit dem Kanu<br />

oder sogar mit dem Stand-up-Paddel Um Natur und Umwelt auf der Insel<br />

(Information und Vermietung vor Ort). zu schützen, werden alle Besucher<br />

France<br />

gebeten, ihre Abfälle wieder mit zurück<br />

zum Parkplatz zu nehmen.<br />

E5-E70/A63<br />

Spanien<br />

A87<br />

Clisson<br />

Cholet<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82<br />

Pays de Meymac-près-Bordeaux : der<br />

erfinderische Bluff der Weinhändler<br />

(54 km entfernt)<br />

Obwohl das friedliche Dorf<br />

Meymac knapp 300 Kilometer von<br />

den Weinbergen des Bordelais<br />

entfernt liegt, kamen Bauern<br />

dieser Gegend um 1865 auf die<br />

Idee, sich für Weinproduzenten<br />

aus dem Bordelais<br />

auszugeben. Als regelrechte « Marketingpioniere »<br />

erfanden sie zu diesem Zweck eigens eine<br />

Herkunftsbezeichnung: Meymac-près-Bordeaux.<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

der Kunstwerke auslassen möchten, ist<br />

sie ein unverzichtbares Hilfsmittel!<br />

Tours Chenonceau<br />

A85<br />

A10/E5<br />

Limoges<br />

Cheverny<br />

A20/E9<br />

Wenn Sie über die Insel hinaus den Lac<br />

de Vassivière und seine zahlreichen<br />

Aktivitäten entdecken möchten (es<br />

gibt zum Beispiel wunderschöne Narbonne<br />

A81/E80<br />

Spazierwege am Ufer) kontaktieren<br />

Limoux<br />

Sie am besten das örtliche<br />

Fremdenverkehrsamt:<br />

Telefon: +33 (0)5 55 69 76 70, France<br />

www.lelacdevassiviere.com.<br />

Andorra<br />

A71/E9<br />

Beaumont-du-Lac<br />

Toulouse<br />

Bourges<br />

A71/E11<br />

Montluçon<br />

A89/E70<br />

A71/E11<br />

Perpignan<br />

Céret<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 88<br />

Aubazine, ein geheimnisvolles und spannendes Dorf<br />

(99 km entfernt)<br />

Im Departement Corrèze, zwischen Brive-la-Gaillarde und<br />

Tulle, liegt in einer Höhe von 300 Metern ein Dorf<br />

namens Aubazine. Die junge Gabrielle Chanel (1883-<br />

1971), besser bekannt als Coco Chanel, verbrachte<br />

angeblich einen Teil ihrer Kindheit in der Abtei von<br />

Aubazine, in der Nonnen eines der größten Waisenhäuser<br />

für junge Mädchen eingerichtet hatten.<br />

Die Ge schichte, die immer wieder erzählt wird, ist<br />

bewegend, allerdings besitzt sie auch eine sehr<br />

rätsel hafte Seite, denn es gibt keine offiziellen Dokumente, die sie beweisen.<br />

Aber das macht den Besuch von Aubazine nur noch spannender …<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Île de Vassivière …<br />

… Berlin 1430 km … Hamburg 1312 km<br />

… Köln <strong>90</strong>3 km … Frankfurt 893 km<br />

… München 986 km … Wien 1324 km<br />

… Zürich 655 km … Paris 406 km<br />

… Clermont-Ferrand 132 km … Limoges 53 km<br />

Es ist lohnenswert, sich auf den<br />

Insel und Skulpturenwald sind Biarritz BayonneInselpfaden auf der Suche nach den<br />

kostenlos zugänglich. Hendaye<br />

ausgestellten<br />

A64/E80<br />

Skulpturen einfach von<br />

Ausstellungen des Kunstzentrums: Sare der Intuition leiten zu lassen. Es gibt<br />

Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 Donostia- € (bis 18 Jahre aber auch eine Pau offizielle Karte des<br />

S. Sebastian<br />

und Studenten). Kinder unter 12 Jahren Skulpturenwaldes, die für 3 Euro in<br />

haben freien Eintritt.<br />

der Buchhandlung des Kunstzentrums<br />

erhältlich ist. Auf ihr sind die rund<br />

60 Skulpturen erfasst, die seit 1983<br />

aufgestellt wurden. Für alle, die keines<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

Spanien<br />

A75/E11<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

A7<br />

Lo<br />

Bé<br />

Co<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 80.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence / Var & Bouches-du-Rhône<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Majestätisches Gebirge, kühler Zufluchtsort in der trocken-heißen Mittelmeerregion,<br />

einzigartiger Wald mit einer Sonderstellung im Hexagon und Höhle –<br />

Baumo auf provenzalisch –, der Legende nach sogar eine heilige Höhle. Das<br />

Massif de la Sainte-Baume ist wirklich eine Gegend, die nicht mit anderen vergleichbar<br />

ist. Die religiöse Stätte dort soll eine der ältesten der westlichen Welt<br />

sein. Der markante 12 Kilometer lange Bergrücken aus Kalkgestein, der das<br />

Meer und die Ebenen des Landesinneren trennt, auf 1147 Metern Höhe gipfelt<br />

und sich über die Departements Bouches-du-Rhône und Var erstreckt, fasziniert<br />

die Menschen seit Jahrhunderten, macht sie neugierig. Eines ist auf jeden<br />

Fall sicher: Diese geheimnisvolle Oase der Stille, die sowohl Pilger als auch Natur-<br />

und Wanderliebhaber in ihren Bann zieht, ist voller Legenden und lässt niemanden<br />

gleichgültig! Und das absolut zu Recht.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence / Var & Bouches-du-Rhône


Es sind mehr als nur zwei benachbarte Gebirge im<br />

Hinterland von Marseille. Es sind zwei Symbole der<br />

Provence. Und zwei Welten: Sainte-Victoire, mineralisch,<br />

eine Inspirationsquelle für zahlreiche Maler und<br />

Filmemacher; Sainte-Baume, bewaldet, ein kühler Zufluchtsort.<br />

Sainte-Baume ist dabei die diskretere dieser<br />

Welten. Und die geheimnisvollere. Seit Urzeiten ist dieses<br />

Gebirge ein Pilgerziel. Seine dunklen, baumbestandenen<br />

Hänge haben sowohl Druiden und Mönche als auch Pilger<br />

und Touristen angezogen. Es ist ein verschlossenes Gebirge,<br />

das einen ästhetischen und spirituellen Schock versetzt,<br />

sobald man sich in den Schatten und die beeindruckende<br />

Kühle seiner Bäume begibt.<br />

Eine wertvolle Quelle der Hoffnung<br />

Der Wald des Massivs Sainte-Baume ist ein regelrechter<br />

Garten Eden, und das in einer Region, die für ihre<br />

Trockenheit bekannt ist. Dieses Juwel, das sich in einer<br />

Höhe von 680 bis 1000 Metern ausdehnt, ist mit anderen<br />

französischen Wäldern nicht zu vergleichen. Dank seines<br />

von zahlreichen Quellen gespeisten Bodens birgt es eine<br />

unvergleichliche Vegetation mit ungewöhnlich alten Exemplaren<br />

von gigantischer Größe: Ulmen, Ahorn- und<br />

Bergahornbäume stehen neben Buchen, Eiben und Eichen,<br />

ein Baum ehrwürdiger als der andere. Da wundert<br />

es nicht, dass immer wieder Forscher aus der ganzen Welt<br />

Vorherige Doppelseite: Die Gebäude der Dominikaner wurden in einer Felseinbuchtung errichtet und sehen aus, als würden<br />

sie am Felsen hängen. Man erreicht sie ausschließlich zu Fuß über den Chemin des Roys, der durch den Wald führt. Links<br />

oben auf dem Bergkamm erkennt man die Chapelle du Saint-Pilon, die auf dieser Doppelseite abgebildet ist.


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence / Var & Bouches-du-Rhône<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


kommen, um das bemerkenswert widerstandsfähige und intakte Ökosystem<br />

zu studieren. Es ist ein Wald, der in der heutigen Zeit eine vielversprechende<br />

Quelle der Hoffnung darstellt: Angesichts der Klimaerwärmung werden bereits<br />

Samen seiner Nutzhölzer gesammelt und in anderen, weniger klimaresistenten<br />

Wäldern ausgesät, um deren Vegetation zu stärken. Eine « Hilfe für Wälder in<br />

Gefahr », die sich auch für den hiesigen Forst als nutzbringend erweist, denn auf<br />

diese Weise können einige der Bäume aus dieser Gegend, die heute noch – aber<br />

wie lange noch? – der Klimaerwärmung widerstehen, in gemäßigtere Breiten<br />

« auswandern ». Zum Beispiel in den Wald von Verdun (Meuse), wo die staatliche<br />

Forstverwaltung, Office national des forêts (ONF), seit 2011 im Rahmen<br />

des Projektes Giono junge Buchen pflanzt, die aus Samen gezüchtet wurden,<br />

Statue der Maria Magdalena auf der Terrasse vor dem Eingang zur Höhle.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence / Var & Bouches-du-Rhône<br />

die zum Teil vom Massif de la Sainte-Baume stammen.<br />

Auch die Tatsache, dass man sich weit über die Grenzen<br />

des Hexagons hinaus für bestimmte Früchte dieses Waldes<br />

interessiert, ist Anlass zur Zuversicht: Vor einigen<br />

Jahren durfte ein amerikanischer Pharmahersteller mit<br />

einer Sondergenehmigung Früchte der Eiben sammeln –<br />

was normalerweise strengstens verboten ist –, um aus den<br />

Samen ein Medikament gegen Krebs herzustellen. Was<br />

einmal mehr den herausragenden Stellenwert dieser Natur<br />

unterstreicht.<br />

Geheimnisvolle Maria Magdalena<br />

Eine Wanderung im Sainte-Baume-Massiv gibt aber<br />

nicht nur die Gelegenheit, ein wertvolles Ökosystem mit<br />

einem Wasserreservoir zu entdecken, das mehrere Flüsse<br />

– unter anderem Huveaune, Argens und Gapeau – speist,<br />

sondern ist gleichzeitig eine ausgesprochen interessante<br />

kulturhistorische Reise in eine mystische Welt. Eine Reise,<br />

deren Höhepunkt zweifellos die oberhalb der Baumwipfel<br />

gelegene Grotte sacrée de Marie-Madeleine ist. Aber<br />

egal, ob man auf der Suche nach Natur oder nach Spiritualität<br />

hierhergekommen ist, die Schönheit des Ortes verschlägt<br />

einem die Sprache. Man bewegt sich auf den Spuren<br />

einer mehr als 2000 Jahre alten Legende, die – egal ob<br />

Mythos oder Realität – niemanden unberührt lässt. Noch<br />

heute sieht man Pilger, die die 150 Stufen des Kreuzwegs<br />

bis zur Höhle mit bloßen Füßen oder sogar auf Knien zurücklegen.<br />

Begibt man sich vor der Begehung des Massivs<br />

in das ansprechende Musée d‘histoire in Marseille, kann<br />

man ein Gemälde aus dem 16. Jahrhundert entdecken, das<br />

als « erstes Porträt » der Stadt gilt. Im Hintergrund hat der<br />

unbekannte Künstler zahlreiche Symbole der Cité phocéenne<br />

abgebildet: Vieux Port, Quartier du Panier, Tour du Roi<br />

René, Rocher de la Garde, damals noch ohne die Basilika<br />

Notre-Dame. Am meisten sticht jedoch eine Frau im Vordergrund<br />

ins Auge: Sie ist mit einem Heiligenschein umgeben<br />

und spricht zur Menge. Es handelt sich um Maria<br />

Magdalena, eine Heilige, deren Existenz die Menschen<br />

seit zwanzig Jahrhunderten beschäftigt. Für die einen war<br />

sie eine ehemalige Prostituierte, eine Zeugin des Todes<br />

und der Auferstehung Christi. Für die anderen war sie seine<br />

Gefährtin oder sogar seine Frau und die Mutter seiner<br />

Kinder. Viele Erzählungen also, die sich vermischen, sich<br />

widersprechen und ein komplexes Bild einer der wichtigsten<br />

Frauenfiguren des Neuen Testaments zeichnen. Und<br />

die hier, im Massiv Sainte-Baume, eine ganz besondere<br />

Bevor man die Höhle und die Gebäude der Dominikaner erreicht, muss man noch eine Treppe mit 150 Stufen überwinden.


Bedeutung erhalten, denn hier soll Maria Magdalena die<br />

letzten dreißig Jahre ihres Lebens verbracht haben …<br />

Von Jerusalem bis Sainte-Baume<br />

Überlieferungen zufolge, die in der Provence nichts von<br />

ihrer Aktualität verloren haben, wurde Maria von Magdala<br />

– wie Maria Magdalena eigentlich hieß – nach der Himmelfahrt<br />

Christi im Rahmen der ersten Christenverfolgungen<br />

von Juden aus Jerusalem vertrieben. Unter anderem<br />

begleitet von Lazarus, Maria Salome (Mutter der Apostel<br />

Jakobus und Johannes), Maria Jakobäa (Schwester der<br />

Jungfrau) und ihrer Schwester Martha soll sie auf einem<br />

« Schiff ohne Segel und Ruder » bis an die Mittelmeerküste<br />

des heutigen Frankreichs gelangt sein, « getrieben von den<br />

Strömungen und der göttlichen Gnade ». Die Reise endete<br />

an einem gut bekannten Ort im Departement Bouchesdu-Rhône,<br />

der nach diesem Ereignis benannt wurde: Les<br />

Saintes-Maries-de-la-Mer. Nach der glücklichen Landung<br />

schwärmten die Insassen des Bootes in der Region aus, um<br />

zu predigen. Maria Magdalena wählte dagegen den Weg<br />

in die Einsamkeit und wurde, immer noch den Überlieferungen<br />

zufolge, von der Fürsorge der Engel zu einer abgelegenen<br />

Höhle in einem Bergmassiv der Provence geleitet,<br />

nämlich zur Grotte sacrée de la Sainte-Baume, um die es hier<br />

geht.<br />

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Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 41<br />

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UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence / Var & Bouches-du-Rhône<br />

Oben: Blick über den Bergrücken Sainte-Baume, wo in der Ferne die Chapelle Saint-Pilon zu sehen ist.<br />

Unten: Eingang in die Höhle.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Imposante Gebäude, die am Felsen hängen<br />

Historisch gesehen war die Gegend nicht unbekannt. Bereits Griechen,<br />

Ligurer, Kelten und Römer verehrten zu ihrer Zeit die zahlreichen Quellen<br />

und beteten zu Fruchtbarkeitsgöttinnen. Doch dann wurde Maria Magdalena<br />

der Grund – und ist es noch heute –, weshalb viele Pilger hierher kamen, um<br />

zu beten und sich zu sammeln. Bereits seit dem 5. Jahrhundert lösten sich<br />

immer wieder Mönche als « Hüter der Marienlegende » ab. Als Ende des 13.<br />

Jahrhunderts die Pilgerreisen zur Grotte sacrée einen regelrechten Aufschwung<br />

erlebten, übernahmen die Dominikaner diese Aufgabe und üben sie immer<br />

noch aus. Im Laufe der Zeit entstanden für den Empfang der Besucher beeindruckende<br />

Gebäude. Sie hängen in drei Viertel der Höhe am Felsen und<br />

sind schon von Weitem zu erkennen, was zwangsläufig eine gewisse Neugier<br />

hervorruft. In den Gebäuden, die nach wie vor den Schwestern und Brüdern<br />

des seit 1295 hier vertretenen Dominikanerordens unterstehen, befinden sich<br />

derzeit der Empfangsbereich und ein Shop. Zur heiligen Höhle gelangt man<br />

nur zu Fuß, von einem Parkplatz in der Nähe der Hostellerie de la Sainte-<br />

Baume am Fuße des Berges aus. Von da aus führt ein sehr schöner und schattiger,<br />

wenngleich auch steiler Weg, der Chemin des Roys, in die Höhe. Illustre<br />

Pilger wie Ludwig IX., Anne de Bretagne, Franz I. und Ludwig XIV. – um<br />

nur die berühmtesten zu nennen –, sollen ihre königlichen Füße bereits auf<br />

ihn gesetzt haben. Von der Ebene aus erkennt man noch eine andere architektonische<br />

Besonderheit des Massivs, nämlich eine kleine Kapelle, genannt<br />

Chapelle du Saint-Pilon, die ganz oben auf dem Bergkamm steht. Für Pilger,<br />

die so mutig sind, von der Grotte bis zu ihr hinaufzusteigen, stellt sie den<br />

Höhepunkt dar. Der Legende nach soll Maria Magdalena jeden Tag sieben<br />

Mal von Engeln aus ihrer Felsenbehausung nach oben getragen worden sein,<br />

um zu beten. Von dort oben hat man einen unvergleichlichen Panoramablick<br />

über die Provence, der vom benachbarten Sainte-Victoire-Massiv, über die<br />

Kalkfelsen der Calanques bei Marseille, bis hin zu den blauen Wogen des<br />

Mittelmeers reicht.<br />

Etwas von Petra und vom Berg Athos<br />

Abgesehen von diesem Ausblick ist aber die Höhle der Maria Magdalena<br />

der eigentliche Anziehungspunkt. Ob der Besucher wegen des heiligen Charakters<br />

oder wegen der unglaublich angenehmen Kühle im Inneren kommt,<br />

niemand bleibt gleichgültig. Bereits einige Meter unterhalb, noch bevor man<br />

die Grotte erreicht, flößt sie Respekt ein. Erblickt man während des Anstiegs<br />

zwischen den Blättern die ersten Häuserfassaden, die nahezu eins mit dem<br />

Gestein sind, fühlt man sich an die jordanische Stadt Petra oder den griechischen<br />

Berg Athos erinnert. Dann erscheint hinter einer Kurve plötzlich eine<br />

großartige Treppe mit 150 Stufen, die in den Fels gehauen sind: die letzte<br />

Anstrengung, um die heilige Stätte zu erreichen. Abgesehen von der Legende<br />

um Maria Magdalena ist erwiesen, dass immerhin acht Päpste und achtzehn<br />

Herrscher die Treppe erklommen haben. Der Gedanke daran sollte selbst die<br />

Erschöpftesten so beflügeln, dass sie diese Stufen frohen Mutes bewältigen.<br />

Die Grotte sacrée wurde von den Dominikanern im April 2021 nach dreijährigen<br />

Sicherungsarbeiten an den Felsen wieder eröffnet. Betritt man sie, taucht<br />

man umgehend in eine Atmosphäre aus Halbdunkel, Kühle, Feuchtigkeit<br />

und Andacht ein, die selbst das leise Geräusch des Wassers, das fast überall<br />

am Gestein herunterläuft, und die Flügelschläge einiger Fledermäuse nicht<br />

stören kann. Es heißt, dass Maria Magdalena gewöhnlich im oberen Teil der<br />

Grotte, auf dem Rocher de la pénitente, schlief, da dies der trockenste Teil war.<br />

Château de<br />

COURBAN<br />

Hôtel, Restaurant & Spa ****<br />

Ein Hauch von<br />

weiter Welt<br />

zwischen Burgund<br />

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Wellnessbereich (300 m2)<br />

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Menüs ab 79 €. Zimmer ab 125 €.<br />

Zwischen Troyes, Dijon und Chablis<br />

7, rue du Lavoir · 21520 Courban<br />

Telefon: + 33 (0)3 80 93 78 69<br />

www.chateaudecourban.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence / Var & Bouches-du-Rhône<br />

Oben: Blick von der Terrasse vor dem Eingang der Höhle: im Vordergrund die<br />

Hostellerie religieuse de la Sainte-Baume, im Hintergrund der Berg Saint-Victoire.<br />

Unten: im Inneren der Höhle.<br />

An jener Stelle befindet sich ein Reliquienschrein, der ein Schienbein<br />

der Heiligen enthalten soll. Pilger legen hier kleine Zettel mit<br />

Gebetsanliegen nieder und zünden Kerzen an, was ein unglaublich<br />

friedliches Ambiente erzeugt. Eine Ruhe und Ausgeglichenheit, der<br />

sich der Besucher nicht entziehen kann und die ihn noch auf dem<br />

Weg nach unten in die Ebene begleiten. Es ist nicht unwahrscheinlich,<br />

dass man dann an einen Satz von Père Vayssière, dem Hüter der<br />

Höhle von 1<strong>90</strong>0 bis 1932, denken muss: « Ich weiß nicht, ob Maria<br />

Magdalena hierhergekommen ist oder nicht. Ich weiß aber, dass sie<br />

hier ist. » Eines ist sicher: Das Massif de la Sainte-Baume birgt ein<br />

Geheimnis, das jeden berührt, egal, ob gläubig oder nicht. Und auch<br />

dafür lieben wir es …<br />

Reiseinfos und Lesetipps<br />

Plan-d’Aups-Sainte-Baume …<br />

… Berlin 1449 km … Hamburg 1475 km<br />

… Köln 1053 km … Frankfurt 988 km<br />

… München 1002 km … Wien 1297 km<br />

… Zürich 689 km … Paris 805 km<br />

… Aix-en-Provence 43 km … Marseille 42 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Marseille-Provence (66 km).<br />

Die nächsten TGV-Bahnhöfe befinden sich<br />

in Marseille (42 km) und Aix-en-Provence (44<br />

km).<br />

Sanctuaire de la Sainte-Baume<br />

80 route de Nans<br />

83640 Plan-d’Aups<br />

Telefon: +33 (0)4 42 04 54 84<br />

www.saintebaume.org<br />

Der Weg, der zur Höhle und auf den Gipfel<br />

des Bergmassivs führt, ist das ganze Jahr<br />

über frei zugänglich. Die Höhle ist im Sommer<br />

von 7.30 – 18.30 Uhr geöffnet, außerhalb der<br />

Hochsaison von 8.30 – 17.00 Uhr.<br />

Der Zutritt zur Höhle ist kostenlos.<br />

Das Gästehaus des Ordens Hostellerie<br />

<br />

religieuse de la Sainte-Baume befindet<br />

sich am Fuße des Massivs. Hier kann jeder<br />

übernachten, egal ob Pilger oder nicht (ab 25<br />

€ pro Person und Nacht). Verpflegung wird<br />

ebenfalls angeboten.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Monts<br />

A10/E5<br />

Bourges<br />

t<br />

Beaune<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Poitiers<br />

A6/E15<br />

Lausanne<br />

t-Sigismond<br />

Cluny<br />

Niort<br />

lle<br />

E5/A10<br />

Montluçon<br />

A71/E11<br />

Genève<br />

37<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

A89/E70<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Puy de Dôme<br />

A72/E70<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

A43/E70<br />

Chambéry<br />

Annecy<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Le Pescher<br />

Payrac<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

A20/E9<br />

Saillac<br />

Rocamadour<br />

Aurillac<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A49/E713<br />

Crest<br />

Die<br />

Saillans<br />

Grenoble<br />

Gap<br />

Briançon<br />

I<br />

ce<br />

Pau<br />

Vom Parkplatz bis zur Höhle<br />

muss man etwa eine Wegstunde<br />

rechnen. Bis zum Gipfel eine<br />

weitere halbe Stunde. Bei extremen<br />

Wetterbedingungen (Kälte,<br />

Nebel, starker Wind) wird von der<br />

Toulouse<br />

Wanderung abgeraten.<br />

Hunde sind weder in der Höhle selbst<br />

noch auf dem Weg zur Höhle erlaubt.<br />

Von Juni bis September kann<br />

der Zugang zum Massiv wegen<br />

Waldbrandgefahr eingeschränkt<br />

oder ganz untersagt sein. Die<br />

Zugangsmöglichkeiten werden in<br />

A75/E11<br />

dieser Zeit von den Präfekturen<br />

täglich um 18 Uhr für den Folgetag<br />

veröffentlicht. Informationen Lodève z. B.<br />

www.risque-prevention-incendie.fr/<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

var/<br />

Achtung: Weder bei Bézier der Höhle noch<br />

bei der Narbonne Kapelle auf dem Gipfel sind<br />

Toiletten A81/E80 vorhanden.<br />

Limoux<br />

Fran<br />

Orange<br />

A51/E712<br />

A9/E15<br />

Avignon Apt<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

A7/E15<br />

Arles<br />

A8/E80<br />

A55<br />

A52<br />

Marseille A50 A57<br />

Toulon<br />

Plan-d’Aups<br />

France<br />

A9/E15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 78<br />

Perpignan<br />

Grotte Cosquer: unglaublische<br />

Andorra<br />

Collioure<br />

Höhlenmalereien in den Céret Calanques von<br />

Marseille (39 km entfernt)<br />

In den Calanques zwischen Marseille AP7/E15 und<br />

Cassis wurden in einer Spanien<br />

Höhle unter Wasser<br />

prähistorische Höhlenmalereien entdeckt.<br />

Ihr Entdecker, Henri Cosquer,<br />

musste zunächst zwar allerlei<br />

Spott ertragen, doch inzwischen<br />

ist die Authentizität des<br />

Fundes bestätigt. Da Experten<br />

aufgrund der Klimaerwärmung<br />

früher oder später mit einer<br />

Überschwemmung dieses<br />

wertvollen Schatzes rechnen,<br />

wurde in Marseille – nach dem<br />

Vorbild von Lascaux 2 und Chauvet 2 – eine exakte Nachbildung<br />

erstellt, die seit 2022 besichtigt werden kann.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 89<br />

Château d'If: ein anderer Blick auf<br />

Marseille (40km entfernt)<br />

Vor der Küste von Marseille liegt<br />

die Île d’If, die kleinste der Frioul-<br />

Inseln. Man erreicht sie vom<br />

Alten Hafen aus mit dem Boot<br />

in rund 20 Minuten.<br />

Auf dem winzigen,<br />

nur drei Hektar<br />

großen Kalkfelsen<br />

befindet sich eines<br />

dieser erstaunlichen<br />

Monumente, auf die<br />

man in Frankreich so<br />

stolz ist: der Château<br />

d‘If. Es ist zweifellos<br />

einer der unerwartetsten und ausgefallensten Orte von<br />

Marseille!<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 80.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Dordogne<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Dordogne<br />

Im Périgord Noir, rund<br />

zwanzig Kilometer nordöstlich<br />

der berühmten Höhle<br />

Lascaux, erstrecken sich Gärten,<br />

die in der Öffentlichkeit relativ unbekannt<br />

sind. Dabei laden sie zu einem<br />

unglaublich reizvollen und ab wechslungsreichen<br />

Spaziergang durch die Geschichte<br />

der Gartenkunst ein. Der Ort trägt den<br />

poetischen Namen Jardins de l’Imaginaire, wurde mit<br />

dem Label Jardins remarquables ausgezeichnet und ist<br />

mit Fug und Recht der ganze Stolz der kleinen, kreativen<br />

Stadt Terrasson-Lavilledieu, die ihn vor etwa 30 Jahren wagemutig<br />

anlegen ließ. Der Park ist eine wunderschöne Oase der Ruhe<br />

und zeigt, wie lebendig Gartenkunst und Landschaftsgestaltung in unserer<br />

heutigen Zeit sein können und wie erholsam es ist, sich etwas abseits<br />

bekannter Touristenpfade auf überraschende Entdeckungen einzulassen.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 49


50 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Beim Namen Périgord denkt man unweigerlich<br />

an das Pays de l’Homme,<br />

die Wiege der Menschheit, an Schlösser<br />

oder andere Anwesen, die mit viel Liebe zum<br />

Detail renoviert wurden, und an alte Gärten. Doch<br />

gängige Vorstellungen können manchmal trügen: Nur<br />

wenige Kilometer von Lascaux und Sarlat entfernt, gibt<br />

es mitten in der Stadt Terrasson-Lavilledieu eine Gartenanlage,<br />

die absolut in der heutigen Zeit verankert ist, die anders<br />

als andere Anlagen dieser Art in der Gegend ist. Ein Ort,<br />

der eine moderne Vision des Gartens vermittelt und der das Ergebnis<br />

einer verrückten Idee ist. Der Idee von Pierre Delmon, seines<br />

Zeichens Bürgermeister von Terrasson-Lavilledieu. In den 19<strong>90</strong>er-Jahren<br />

suchte dieser nach einer Möglichkeit, die Touristen anzuziehen, die<br />

seine Stadt auf dem Weg zu den prähistorischen Stätten in der Umgebung<br />

links liegen ließen. Dabei kam es zu einer Begegnung mit der weltweit renommierten<br />

amerikanischen Gartenarchitektin Kathryn Gustafson, die hier sofort<br />

eine besondere Energie spürte.<br />

Alles begann in Terrasson-Lavilledieu Anfang der 19<strong>90</strong>er-Jahre mit einer Feststellung:<br />

Obwohl das Städtchen eine blühende industrielle Vergangenheit hat und darüber<br />

hinaus ein sehr schönes architektonisches Kulturerbe besitzt, konnte es in Sachen<br />

touristische Attraktivität mit so renommierten Nachbarinnen wie Lascaux und Sarlat nicht<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 51


52 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong><br />

mithalten. Dabei ahnte Pierre Delmon damals bereits,<br />

dass die Zeichen für die Entwicklung des Tourismus in<br />

Frankreich gut standen. Also musste ein Konzept her, um<br />

Besucher anzuziehen. Das hieß jedoch nicht, dass man in<br />

Terrasson um jeden Preis eine Art « Disneyland » aus dem<br />

Boden stampfen wollte. Das wäre zwar unter touristischen<br />

Gesichtspunkten attraktiv gewesen, hätte sich jedoch<br />

nicht mit dem Streben nach Authentizität vereinbaren<br />

lassen, das den Menschen hier sehr wichtig ist. Monsieur<br />

le Maire war davon überzeugt, dass es nicht sinnvoll war,<br />

auf Massentourismus zu setzen, und wollte daher einen<br />

« sanften » Kulturtourismus entwickeln, ein Begriff, der<br />

damals noch nicht sehr verbreitet war.<br />

Gemeinsam mit politischen Vertretern und Nahestehenden<br />

prüfte er, wo in der Stadt ein geeigneter Standort<br />

wäre, um seine Vorstellungen in die Praxis umzusetzen.<br />

Schnell drängte sich ein sechs Hektar großes Terrain<br />

mitten in der Stadt auf, das aus Wiesen und mehr oder<br />

weniger brachliegenden Flächen bestand. Von dort aus<br />

hat man herrliche Ausblicke auf die Dächer der Stadt und<br />

das hübsche Tal der Vézère, das zum Weltkulturerbe der<br />

UNESCO zählt. Es war ein sehr poetischer Ort mit Eichen,<br />

Judasbäumen und wilden Orchideen. Nahezu jeder<br />

in der Stadt kannte ihn, und viele erinnerten sich daran,<br />

wie sie als Kinder nach der Schule dort gespielt hatten.<br />

Für Pierre Delmon stellte das Gebiet eine der interessantesten<br />

Naturlandschaften dar, die für sein Projekt infrage<br />

kamen. Eine echte Chance für Terrasson! Gleichzeitig<br />

war das Gebiet für ihn aber auch etwas Kostbares, das es<br />

zu schützen und aufzuwerten galt. Insofern entwickelte er<br />

den Gedanken, die sechs Hektar in einen ausgedehnten<br />

Garten zu verwandeln. Aber einen Garten, der sich von<br />

den bereits bestehenden Gärten in der Region abheben<br />

und daher die Neugier der Touristen wecken würde: Um<br />

herauszustechen, sollte es ein moderner Garten werden!<br />

Nachdem die Idee geboren war, ging es schnell an<br />

die Umsetzung: 1992 schrieb die Stadtverwaltung einen<br />

internationalen Wettbewerb zum Thema Jardins du monde<br />

ou de l’humanité aus, dessen Herausforderung zudem darin<br />

bestand, aus Terrasson einen bekannten Touristenort im<br />

Périgord zu machen. Diese Challenge stieß in der Welt<br />

der Landschaftsarchitekten auf Interesse, und zwar weit<br />

über die Landesgrenzen hinaus. Unter anderem bei der<br />

amerikanischen Gartengestalterin Kathryn Gustafson.<br />

Als diese den Ort besichtigte, zog er sie sofort in Bann.<br />

Vor allem die zahlreichen Ausblicke auf die Stadt und das<br />

Tal hatten es ihr angetan. Sie wusste auch das nicht unbedeutende<br />

Gefälle des Geländes – durchschnittlich 30 %<br />

– sowie die bereits vorhandene Flora zu schätzen. Für sie<br />

waren die Dinge klar: Sie wollte einen zeitgenössischen<br />

Garten kreieren, der die Gegebenheiten respektiert. Man<br />

musste beispielsweise die vorhandenen Bäume erhalten<br />

– lediglich drei oder vier wurden am Ende gefällt – und<br />

mit den verschiedenen Niveaus spielen. Gemeinsam mit<br />

einem Team aus amerikanischen, australischen, englischen<br />

und französischen Architekten und Historikern


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Dordogne<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


entwickelte Kathryn Gustafson ein Konzept, das sofort<br />

die Aufmerksamkeit der Stadtväter von Terrasson weckte,<br />

allen voran die des Bürgermeisters. Die Ansätze, mit denen<br />

man die vorgegebenen Aufgaben lösen wollte, sorgten<br />

für Enthusiasmus!<br />

Vier lange Jahre sollte es schließlich dauern, bis die Jardins<br />

de l’Imaginaire angelegt waren. Die Arbeiten gingen<br />

aufgrund des vorhandenen Gefälles und der Lage mitten<br />

in der Stadt nur langsam voran, teilweise mussten ungewöhnliche<br />

Methoden eingesetzt werden. Philippe Prévôt,<br />

Spezialist für die Aufwertung von Kulturerbe und Autor<br />

des Werkes Jardins de l’Imaginaire de Terrasson-Lavilledieu<br />

(2004, Éditions Sud Ouest, 32 Seiten, 4,50 €, ISBN 978-<br />

287<strong>90</strong>15561) berichtet darüber: « Kathryn Gustafson<br />

hat einen sehr persönlichen Stil, die Arbeit eines Landschaftsgestalters<br />

anzugehen. Bevor sie ihre Vorstellungen<br />

auf Papier zeichnete, modellierte sie das Profil der Gärten<br />

mithilfe von Tonerde. Um das Projekt dann umzusetzen,<br />

verbrachte die Gartenarchitektin mehrere Tage damit,<br />

Bulldozer dabei anzuleiten, das zuvor aus Ton angefertigte<br />

Modell nachzustellen. Die ‹ starke Energie des Ortes<br />

›, die sie spürte, und ihre Erschöpfung angesichts der<br />

komplexen Hydraulik, die man beherrschen musste, sind<br />

ihr in Erinnerung geblieben. » Im Verlauf der vier Jahre<br />

war oftmals ein unglaublicher Einfallsreichtum gefragt,<br />

damit die Gärten Gestalt annehmen konnten. Dies betraf<br />

beispielsweise das Wasser, denn dieses kostbare Element<br />

ist sehr präsent und begleitet die Besucher während des<br />

ganzen Rundgangs.<br />

Heute sind die sechs Gärten eine « Erinnerung an die<br />

Geschichte des Gartens seit der Römerzeit in dreizehn<br />

Naturbildern ». Sie laden zu einem reizvollen Parcours<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Dordogne<br />

ein, bei dem sich sonnige und schattige Abschnitte abwechseln.<br />

Jeder kann in seinem eigenen Rhythmus die<br />

einzelnen Etappen nachvollziehen, die auf informativen<br />

Schildern (in Französisch und Englisch) klar beschrieben<br />

sind. Jedes Naturbild trägt einen oft ebenso poetischen<br />

wie geheimnisvollen Namen (Bois sacré, Tunnel végétal,<br />

Théâtre de Verdure, Jardins d’Eau, Jardin topiaire …), der die<br />

Imagination des Besuchers anregen und zur beschaulichen<br />

Betrachtung auffordern will. Auf dem ganzen Weg gibt es<br />

viele Bänke, die einladen, sich Zeit zu nehmen, zur Ruhe<br />

zu kommen. Der Spaziergang führt durch sehr durchdacht<br />

angelegte und perfekt unterhaltene Alleen von einer<br />

Überraschung zur anderen: Mal hat man mitten in einer<br />

gestutzten Hecke einen Ausblick wie durch ein Fenster<br />

auf die Stadt, mal verändert eine eindeutig industrielle<br />

und moderne Metallstruktur die klassische Vorstellung,<br />

die man von einem Rosengarten hat, der hier aus mehr<br />

als 2000 Busch- und Kletterrosen besteht. Im Bereich<br />

der Terrasses, einem fantastischen Moosgarten, ist die<br />

Atmosphäre ganz nach japanischem Vorbild ausgesprochen<br />

« zen ». Überall wird das Auge von zeitgenössischen<br />

Elementen angezogen, die der Flora eine andere Prägung<br />

verleihen. Im Laufe des Besuches wird klar, in welchem<br />

Maße diese Pflanzenwelt der Jardins de l’Imaginaire in der<br />

Gegenwart verankert ist. Dies zeigt sich unter anderem<br />

dadurch, dass die Natur durch « unnatürliche » Elemente<br />

(Kunstwerke, Wasserfontänen, Brunnen, Bassins, industrielle<br />

Materialien) ergänzt wurde oder dass unglaublich<br />

moderne Perspektiven kreiert wurden, die vor allem von<br />

Fotografen sehr geschätzt werden.<br />

Begibt sich der Besucher nach dem Rundgang wieder<br />

allmählich nach unten in die « urbane Welt », wird ihm<br />

oft im Nachhinein klar, wie schnell man vergisst, dass<br />

für diese Gärten in den 19<strong>90</strong>er-Jahren nicht weniger als<br />

20 000 mehrjährige Pflanzen, 2500 Buchsbäume, 8000<br />

Bäume und Büsche – insgesamt mehr als 150 Arten –<br />

gepflanzt und 120 Wasserfontänen kreiert wurden, um<br />

nur die beeindruckendsten Zahlen zu nennen. Alles hat<br />

sich so gut entwickelt und in die Umgebung integriert,<br />

dass man denken könnte, dieser unglaubliche Garten<br />

habe schon immer existiert. Dabei spielt auch die ausgesprochen<br />

gute Unterhaltung eine Rolle. Die Jardins de<br />

l’Imaginaire gehören heute zum Bild der Stadt und sind<br />

überhaupt nicht « gealtert ». Ihre Modernität überrascht<br />

uns noch immer, obwohl das Konzept aus den 19<strong>90</strong>er<br />

Jahren stammt und die Natur logischerweise, in manchen<br />

Parzellen, die Oberhand gewinnen konnte. Alles scheint<br />

so, als ob es Mensch und Natur gelungen wäre, am selben<br />

Strang zu ziehen und diesem unerwarteten und zweifellos<br />

überraschenden Ort ewige Jugend einzuhauchen.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Quiberon<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Terrasson-Lavilledieu …<br />

… Berlin 1512 km … Hamburg 1384 km<br />

… Köln 981 km … Frankfurt 975 km<br />

… München 1082 km … Wien 1520 km<br />

… Zürich 780 km … Paris 496 km<br />

… Périgueux 54 km … Brive-la-Gaillarde 19 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Bordeaux-<br />

Mérignac (1<strong>90</strong> km) und Toulouse-<br />

Blagnac (212 km).<br />

Die Region ist nicht ans TGV-Netz<br />

angeschlossen. Von Terrasson-<br />

Lavilledieu sind es jedoch nur 20<br />

km zum SNCF-Bahnhof von Brivela-Gaillarde,<br />

von dem aus man mit<br />

Intercity-Zügen problemlos die TGV-<br />

Bahnhöfe von Limoges, Bordeaux oder<br />

Toulouse erreicht.<br />

Les Jardins de l’Imaginaire<br />

Place de Genouillac<br />

Terrasson-Lavilledieu<br />

Telefon: +33 (0)53 50 86 82<br />

www.jardins-imaginaire.com<br />

Die Gärten sind vom 30. März bis<br />

30. September <strong>2024</strong> geöffnet. Der<br />

Ticketverkauf befindet sich am Place<br />

de Genouillac.<br />

Öffnungszeiten Ticketverkauf: April,<br />

Mai, Juni und September täglich außer<br />

La Baule<br />

St. Nazaire<br />

dienstags, 9.30 A83 bis 17.30 Uhr (17.00<br />

Uhr im September); Juli und August<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

von 10.00 bis 18.00 Uhr. Die<br />

täglich<br />

Gärten schließen eine Stunde nach<br />

Kassenschluss.<br />

Biarritz Bayonne<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 89 Hendaye<br />

Maison Denoix in der Corrèze: Sare<br />

Destillierkunst seit Donostia- fünf<br />

Generationen (19 S. Sebastian km entfernt)<br />

Im Departement Corrèze<br />

(Nouvelle Aquitaine) sind seit<br />

dem 19. Jahr hundert Pamplona zahlreiche<br />

Destillerien ent standen, die<br />

sich auf die<br />

Produktion<br />

von Aperitifs,<br />

Digestifs<br />

und Likören<br />

spe zia li siert<br />

haben. Allein<br />

in der 45 000<br />

Einwohner<br />

zählenden<br />

Stadt Brivela-Gaillarde<br />

gab es lange<br />

Zeit zehn solcher Betriebe. Der älteste von ihnen, Maison<br />

Denoix, ist heute einer der wenigen, die nach wie vor aktiv<br />

sind. Es ist mehr als eine Marke, der Name steht für den<br />

Fortbestand von anspruchsvollem handwerklichem Erbe.<br />

A11/E60<br />

A83<br />

Saint-Sigismond<br />

Eintritt: 8 €, ermäßigt 5 € (bis 18 Jahre<br />

und Studenten). Kinder N11/E601 unter 10 Jahren Niort<br />

haben freien Eintritt.<br />

La Rochelle<br />

In der ganzen Stadt Terrasson-<br />

Lavilledieu kann man kostenlos<br />

E602/A837<br />

parken.<br />

Einer der Parkplätze befindet sich in der<br />

Nähe des Empfangsgebäudes.<br />

Planen Sie ungefähr 1,5 Stunden für<br />

den Besuch ein.<br />

Hunde sind zugelassen, müssen aber<br />

an der Leine Montalivet geführt werden.<br />

Freunde von Elektromusik haben<br />

die Möglichkeit, die Gärten bei<br />

Open-Air-Konzerten im Rahmen der<br />

Electronic Gardens einmal ganz anders<br />

E5/A10<br />

kennenzulernen. Am Samstag 15. Juli<br />

(21.00 bis Le Porge 23.45 Uhr) präsentieren sich<br />

Rivo, ein junger Künstler Bordeaux aus Brivela-Gaillarde,<br />

der in der Elektroszene<br />

Cap-Ferret<br />

über die Grenzen des Hexagons A52/E72 hinaus<br />

bekannt ist, sowie die belgische<br />

Sängerin Adixia, eine der bekanntesten<br />

frankofonen weiblichen DJs. Am 12.<br />

August Mimizan (22.00 bis 23.00 Uhr) tritt das<br />

französische Duo DJ Lumberjack auf.<br />

Für diese Events wird eine vorherige<br />

E5-E70/A63<br />

Reservierung auf der Website der<br />

Jardins de l‘Imaginaire empfohlen.<br />

Hossegor<br />

Nantes<br />

Spanien<br />

E5/A10<br />

France<br />

A64/E80<br />

A87<br />

Clisson<br />

Cholet<br />

Pau<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

A10/E5<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

A10/E5-E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A85<br />

Limoges<br />

A20/E9<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

A20/E9<br />

Toulouse<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63<br />

Les Pans de Travassac,<br />

eine spektakuläre Reise in das Land<br />

des Schiefers (29 km entfernt)<br />

Rund zehn Kilometer nördlich von Brivela-Gaillarde,<br />

im Departement Corrèze,<br />

verbirgt sich eine der ungewöhnlichsten<br />

und spektakulärsten Landschaften<br />

Frankreichs: die Pans<br />

de Travassac. Diese<br />

Naturlandschaft<br />

Andorra<br />

liefert die berühmten<br />

Schieferplatten,<br />

mit denen die<br />

Dächer zahlreicher<br />

prestigeträchtiger<br />

Monumente – wie<br />

beispielsweise<br />

der Abbaye du<br />

Mont-Saint-Michel–<br />

gedeckt sind. Seit<br />

dem 16. Jahrhundert wird dieses Material hier abgebaut. Die<br />

eigentümliche geologische Formation dieses Ortes macht den<br />

Besuch zu einem ungewöhnlichen Erlebnis, das man so schnell<br />

nicht wieder vergisst …<br />

A71/E9<br />

Bourge<br />

A71/E11<br />

Montluç<br />

A89/E70<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Terrasson-Lavilledieu<br />

A8<br />

Limoux<br />

Fra<br />

Cé<br />

Spa<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 80.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 57


58 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Wenn Bäume sprechen könnten …<br />

« Darf ich mich vorstellen?<br />

Ich bin die<br />

Eiche Boppe.<br />

Vermutlich haben Sie noch niemals etwas von mir<br />

gehört. Ich muss zugeben, dass ich ein ruhiges Leben<br />

führe. Vermutlich ist es eines der Geheimnisse<br />

meines langen Lebens, dass ich nicht sehr viel Aufmerksamkeit<br />

errege. Dabei hatte ich vor fast genau <strong>90</strong> Jahren,<br />

am 18. Dezember 1934, Angst um mein Leben. Am frühen<br />

Nachmittag zog damals ein Gewitter auf, das mir beinahe<br />

zum Verhängnis geworden wäre. Aber mehr dazu später.<br />

Lassen Sie mich Ihnen die Geschichte erzählen …<br />

Damals, 1934, war ich noch namenlos. Ich war « nur »<br />

eine Eiche unter vielen, mitten im Forêt de Bercé in der<br />

Sarthe. Sicher war mir klar, dass ich eine der größten und<br />

auffallendsten in der Gegend war, denn viele der Menschen,<br />

die uns besuchten, blickten staunend zu meinem<br />

Wipfel empor. Es war aber auch offensichtlich, dass nicht<br />

ich ihr Lieblingsbaum war, sondern einer meiner Nachbarn,<br />

der etwa hundert Meter von mir entfernt stand.<br />

Das kann man ihnen nicht verdenken, denn mit seinem<br />

Umfang von 4 Metern und 41 Zentimetern wirkte er<br />

besonders beeindruckend. Er war unbestritten einer der<br />

schönsten des Waldes. Die Besucher hatten sich demzufolge<br />

für ihn als würdevollen Repräsentanten unseres<br />

Hains entschieden. Er war es, den man fotografiert und<br />

auf Postkarten gedruckt hatte, um den ein kleiner Zaun<br />

errichtet worden war und dem man sogar den Namen<br />

« Boppe » gegeben hatte.<br />

Natürlich war dieser Name nicht zufällig gewählt worden,<br />

sondern er sollte an Lucien Boppe (1834-1<strong>90</strong>7) erinnern,<br />

der einst Direktor der Forstschule von Nancy und in<br />

Fachkreisen ein sehr geschätzter Kreisförster war. Wir, die<br />

Bäume der bekanntesten Parzelle des Waldes, in dem wir<br />

uns befinden – sie wird Futaie des clos genannt – verdanken<br />

ihm und seinen Schülern viel: Sie stuften unseren Hochwald<br />

als « außergewöhnlich » und « in Frankreich einzigartig » ein<br />

und engagierten sich dafür, unser Leben zu verlängern,<br />

indem sie sich dem Plan, uns zu fällen, widersetzten. 1<strong>90</strong>4<br />

hatte das Thema in der Region für viel Aufhebens gesorgt.<br />

Das ging sogar so weit, dass die Frage in der Nationalversammlung<br />

diskutiert wurde! Glücklicherweise ließ man uns<br />

aufgrund unseres « bemerkenswerten » Charakters schließlich<br />

in Ruhe. Ein Einschlag stand nicht mehr zur Debatte.<br />

An dieser Entscheidung war nicht zuletzt auch unsere<br />

« bemerkenswerte » Geschichte maßgeblich beteiligt. Stellen<br />

Sie sich vor, dass der Wald, in dem wir, die Eichen<br />

von Bercé, stehen, im 17. Jahrhundert, also vor mehr als<br />

300 Jahren, auf Anweisung von Colbert (1619-1683) entstanden<br />

ist. Und man kommt um die Feststellung nicht<br />

umhin, dass zur damaligen Zeit « regieren » anscheinend<br />

gleichbedeutend mit « Vorsorge treffen » war, denn die Eicheln<br />

wurden ursprünglich mit einem noblen Ziel genau<br />

hier in der Sarthe auf einem spezifischen Kalk-Lehm-<br />

Boden ausgesät: der Königlichen Marine in den folgenden<br />

Jahrhunderten Holz zu liefern, um daraus Schiffsmasten<br />

anzufertigen. Man beabsichtigte, sehr hohe Eichen mit<br />

geraden Stämmen zu züchten, deren erste Äste so hoch<br />

wie möglich ansetzen. Nur aus solchen Bäumen würde<br />

man später, so dachte man, hochwertige Masten für die<br />

französischen Marineschiffe herstellen können. Damals<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Wenn Bäume sprechen könnten …<br />

konnte sich niemand vorstellen, dass man diese einige<br />

Jahrhunderte später gar nicht mehr brauchen würde. Aber<br />

wenigstens in Bezug auf unser charakteristisches Merkmal<br />

hat man sich nicht getäuscht,<br />

denn dadurch zeichnen wir<br />

uns noch immer aus …<br />

Kommen wir aber zurück,<br />

auf das schreckliche Gewitter<br />

im Jahr 1934, das ich niemals<br />

vergessen werde. Unser gerader<br />

Wuchs und die legendäre Höhe<br />

unserer Wipfel wurden für<br />

einige von uns, unter anderem<br />

für meinen berühmten Nachbarn,<br />

zum Verhängnis. Gegen<br />

15 Uhr ertönte ein furchtbarer Donnerschlag und Blitze<br />

zuckten vom Himmel. Drei davon schlugen in die Eiche<br />

Boppe ein, die diesem Angriff nicht standhalten konnte.<br />

Die Einschläge waren so heftig, dass Holzsplitter von ihr<br />

bis in eine Entfernung von 100 Metern verstreut lagen. Am<br />

nächsten Tag dachte ein Förster aus der Ferne sogar, sie sei<br />

von Schnee umgeben … Der alte Baum erholte sich niemals<br />

davon und musste einige Monate später, im Juli 1935,<br />

Futaie des Clos, Forêt de Bercé (Sarthe)<br />

Erreichbar von Saint-Pierre-du-Lorouër<br />

aus über die D63. Folgen Sie dann im<br />

Staatswald von Bercé der Ausschilderung<br />

Futaie des Clos und Chêne Boppe. GPS-<br />

Koordinaten: 47.78660000, 0.496<strong>90</strong>000. Ab<br />

dem Parkplatz führt ein ausgeschilderter<br />

Weg zur 500 m entfernten Eiche.<br />

gefällt werden. Bei diesem traurigen Anlass konnte man<br />

jedoch offiziell seine Jahresringe zählen und stellte dabei<br />

fest, dass der « König des Waldes » ungefähr 275 Jahre alt<br />

geworden war.<br />

Die Menschen waren natürlich<br />

zunächst traurig über<br />

dieses Schicksal, wählten dann<br />

aber mich aus, um den Fortbestand<br />

und die Zukunft des<br />

Waldes in Zukunft würdig<br />

zu repräsentieren. Sie übertrugen<br />

mir den Namen Chêne<br />

Boppe, und ich erhielt ebenfalls<br />

eine Einzäunung zu meinem<br />

Schutz. Kürzlich habe ich aus<br />

Gesprächen zu meinen Füßen mitbekommen, dass einige<br />

der anderen Eichen des Waldes gefällt worden waren, um<br />

für den Wiederaufbau des Vierungsturms der Kathedrale<br />

Notre-Dame in Paris zu dienen. Es macht mich traurig,<br />

dass sie nun nicht mehr da sind. Aber gleichzeitig stolz, zu<br />

wissen, welches Schicksal ihnen widerfahren ist. Was mich<br />

angeht, so werde ich weiterhin den Namen « Boppe » tragen<br />

und über diesen außergewöhnlichen Wald wachen … »<br />

Was ist der Hintergrund<br />

für diese Serie?<br />

1994 hatte Georges Fetermen, Professor<br />

für Naturwissenschaften und großer<br />

Naturliebhaber, die – wie er selbst<br />

zugibt – ausgefallene Idee, in einem<br />

Magazin Fotos von nicht alltäglichen<br />

und besonders beliebten Bäumen<br />

zu veröffentlichen, die er in ganz<br />

Frankreich entdeckt hatte. Angesichts<br />

der enthusiastischen Rückmeldungen<br />

der Leser beschloss er, die Vereinigung<br />

A. R. B. R. E. S. (Arbres Remarquables:<br />

Bilan, Recherche, Études et Sauvegarde)<br />

ins Leben zu rufen. Seit 2000 vergibt<br />

sie das Label Arbre remarquable de<br />

France an Gebietskörperschaften<br />

oder Privatpersonen, die sich für den<br />

Schutz einmaliger Bäume engagieren.<br />

Bis heute wurden in ganz Frankreich<br />

über 800 Bäume ausgezeichnet,<br />

was inzwischen sogar offiziell vom<br />

Ministère de la Transition écologique et<br />

de la Cohésion territoriale anerkannt<br />

wird. Unter dem nachfolgenden Link<br />

gelangen Sie zu einer interaktiven<br />

Karte, die regelmäßig aktualisiert wird:<br />

www.arbres.org/carte-de-franceinteractive.htm.<br />

Mit dieser Serie<br />

möchten wir die herausragende Arbeit<br />

der Vereinigung unterstützen, Ihnen<br />

darüber hinaus aber auch Bäume<br />

vorstellen, die wir im Rahmen unserer<br />

Reportagen entdeckt haben, und die<br />

wir besonders schön finden.<br />

Paris – die Stadt<br />

der Träume und ihre<br />

Herausforderungen<br />

Zoom sur Paris – Entre rêve et réalité<br />

Themenheft in französischer Sprache<br />

56 Seiten, Softcover, DIN A4 · ¤ 16,<strong>90</strong> [D] | ISBN 978-3-7961-1182-2<br />

• Original Pressetexte mit Trainingseinheiten inkl. Lösungen<br />

für den Französisch unterricht<br />

• Niveau B1 – C1<br />

• Materialvielfalt: Videos, Podcasts, Redemittel, Glossar, Landkarten<br />

Dieses und weitere spannende Themenhefte<br />

finden Sie online unter:<br />

www.sprachzeitungen.de


Leserbriefe<br />

Sehr geehrter Herr Albert,<br />

Sehr geehrter Herr Albert,<br />

was haben Sie für eine herrliche Zeitschrift kreiert! 1959 besuchte ich Paris mit der<br />

VHS, wollte auf der Rückfahrt in Verdun einkaufen. Wurde sofort als Boche erkannt<br />

und geschnitten. Dieses Erlebnis steigerte nicht mein Interesse an Frankreich, zumal<br />

wir in Norddeutschland eher anglophil eingestellt sind. In der Schule galt noch der<br />

Erbkonflikt zwischen Marianne und Germania. Glücklicherweise fanden zwei alte weise<br />

Männer zueinander: Charles und Konni. Heute sind die Ressentiments nicht mehr<br />

vorhanden. Vielmehr fühlen wir uns wie eine große Familie in der EU mit beherrschbaren<br />

Zwistigkeiten. Begeistert blicke ich fast täglich in das Magazin und träume vom<br />

Besuch dieses Kulturlandes. Alle Rezepte sind köstlich und reizen zum Nachkochen.<br />

Mit allerherzlichstem Gruß von einem neuen Bewunderer dieses Magazins<br />

Bernd Kowallikl<br />

Jean-Charles Albert:<br />

Lieber Herr Kowallikl,<br />

ein herzliches Dankeschön für diese sympathische Nachricht, die mich sehr berührt<br />

hat und die ich sofort mit unserem Team geteilt habe. Die tiefe Verbundenheit mit<br />

den deutsch-französischen Beziehungen ist in der Tat etwas, was uns bei Frankreich<br />

erleben Tag für Tag antreibt. Seit den Anfängen des Magazins vor mittlerweile 18<br />

Jahren bestand unser Team immer aus Deutschen und Franzosen. Daher leben<br />

wir diese Beziehung im Alltag und wir wissen besonders gut, wie spannend und<br />

bereichernd sie sowohl auf kultureller und beruflicher als auch auf persönlicher Ebene<br />

ist. Und wie wertvoll sie ist. Daher ist es ungemein wichtig, sie weiterzuentwickeln.<br />

In diesem Sinne äußern sich auch Camille und Aurélia Marceau, mit denen wir<br />

für diese Ausgabe ein Interview führen konnten. Vielen Dank nochmals für Ihren<br />

Enthusiasmus und Ihre Unterstützung, durch die wir uns sehr geehrt fühlen!<br />

Guten Tag,<br />

gibt es in Frankreich noch Platzanweiserinnen in den<br />

Kinos und wenn ja, wie hoch ist das Trinkgeld, das man<br />

ihnen – bei welcher Gelegenheit – in die Hand drückt?<br />

Danke und freundliche Grüße<br />

Norbert Hörr<br />

Redaktion:<br />

Lieber Herr Hörr,<br />

nein, in französischen Kinosälen werden die Besucher nicht mehr wie<br />

früher durch Platzanweiserinnen oder Platzanweiser begrüßt. Auch eine<br />

Pause nach der Werbung, in der Eis oder Süßigkeiten verkauft werden, gibt<br />

es nicht mehr. In großen Kinos wählt der Zuschauer seit einigen Jahren<br />

seinen Platz an der Kasse anhand eines Bildschirms aus, bevor er den<br />

Kinosaal betritt. Das ist zugegebenermaßen nicht immer praktisch, wenn<br />

man die Örtlichkeiten nicht kennt. Glücklicherweise gelingt es den meisten<br />

Filmen, den Menschen noch immer die Magie des Kinos zu vermitteln …<br />

erst einmal ein großes Lob für Ihr Magazin.<br />

Ich selbst habe, hauptsächlich durch meine<br />

Frau bedingt, meine Liebe zu Frankreich erst<br />

relativ spät entdeckt. Aber seit nunmehr fast<br />

zwei Jahrzehnten verbringen wir regelmäßig<br />

unseren Sommer-/Herbsturlaub im Süden<br />

Frankreichs, meist in Okzitanien, oft mit<br />

France-Bike oder beim Wandern. Auch ein<br />

Aufenthalt im Ferienhaus unserer Bekannten<br />

am Verdon-Stausee mit der grandiosen<br />

Schlucht ist immer wieder ein Erlebnis! Als<br />

langjähriger Abonnent Ihrer interessanten<br />

Zeitschrift fiel mir der Artikel über das<br />

Château d‘If besonders auf. Viel geschichtlich<br />

Interessantes, aber es fehlte mir der Hinweis,<br />

dass nämlich dort u. a. vor ca. 50 Jahren<br />

der Polizei-Kultfilm French Connection Teil<br />

1 und 2 gedreht wurde. Der Film wurde mit<br />

mehreren Oscars ausgezeichnet, ist an<br />

Realität und wahrscheinlich auch Aktualität<br />

nicht zu überbieten. Ich vermute, dass Ihnen<br />

die Filme nicht bekannt sind, sie sind aber<br />

das Anschauen absolut wert! Ansonsten<br />

wünsche ich mir weiterhin viele interessante<br />

Beiträge über dieses schöne Land.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Bernd Schaefer<br />

Jean-Charles Albert:<br />

Lieber Herr Schaefer,<br />

vielen Dank für diese Information! Das Château<br />

d’If war mit seiner geheimnisvollen Geschichte<br />

und der isolierten Lage auf der Felseninsel<br />

gegenüber von Marseille in der Tat nicht nur<br />

eine Inspiration für zahlreiche Romane – der<br />

bekannteste davon ist Der Graf von Monte-<br />

Cristo von Alexandre Dumas aus dem Jahr<br />

1844 –, sondern auch für mehrere Filme,<br />

unter anderem Der Mann mit der eisernen<br />

Maske (1998) mit Leonardo Di Caprio und<br />

Gérard Depardieu. Als Ausdruck der « kreativen<br />

Anziehungskraft » der Insel lud Film France,<br />

eine für die Promotion französischer Drehorte<br />

zuständige Einrichtung, 2008 zehn bekannte<br />

amerikanische Drehbuchautoren auf die Insel<br />

ein, um diesen Anregungen für zukünftige<br />

Filme zu bieten. Dabei waren unter anderem<br />

John August, Drehbuchautor von Tim Burton<br />

(Charlie und die Schokoladenfabrik),<br />

Michael Brandt (2 Fast 2 Furious), Edward<br />

Neumeier (RoboCop) und Duncan Tucker<br />

(Transamerica). Da die Insel jedoch aufgrund<br />

der Meeresströmungen schwierig zu erreichen<br />

ist, wurden letzten Endes nur sehr wenige<br />

Filme tatsächlich dort gedreht. Was den von<br />

Ihnen erwähnten Film French Connection<br />

angeht, muss ich gestehen, dass ich ihn<br />

nicht kenne. Vielen Dank nochmals!<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 61


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

<strong>2024</strong> – ein « besonderer Jahrgang »<br />

Eine Abbildung des Champion Parks auf dem Trocadéro gegenüber dem Eiffelturm, so wie die Organisatoren von Paris <strong>2024</strong> ihn sich<br />

vorstellen. Das Konzept gab es bisher in der Geschichte der Spiele noch nie: Jeden Tag sollen sich hier Medaillengewinner des Vortages<br />

präsentieren und dabei dem Publikum ganz nahe sein. Im Anschluss werden jeweils wichtige Finalkämpfe des Tages ausgestrahlt.<br />

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Franzosen es lieben, wenn ihr Land im internationalen<br />

Rampenlicht steht. Manchmal übertreiben sie in dieser Beziehung sogar ein<br />

wenig. Aber kann man ihnen deswegen böse sein? Schließlich hat es einen gewissen<br />

Charme, wenn sie das Hexagon immer und immer wieder als Pays des Lumières, « kulturelle<br />

Ausnahmeerscheinung » oder « Start-up-Nation » und die Champs-Élysées als<br />

« schönste Prachtstraße der Welt » präsentieren. Manchmal geht das zwar ein bisschen<br />

auf die Nerven, ist aber in gewisser Weise « typisch französisch » … Und eines ist auf<br />

jeden Fall sicher: <strong>2024</strong> wird die ganze Welt nach Frankreich blicken. Und nicht nur im<br />

Sommer, anlässlich der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris, wird das<br />

Land auf dem ganzen Globus in aller Munde sein. Davon abgesehen werden zwei weitere<br />

wichtige Ereignisse – der 80. Jahrestag der Landung der Alliierten an der Küste der<br />

Normandie und die Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame de Paris – ebenfalls<br />

dazu beitragen, aus <strong>2024</strong> einen « besonderen Jahrgang » für das Land zu machen.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


für Frankreich<br />

Am 31. Dezember 2023 um 20 Uhr saßen wie jedes<br />

Jahr mehrere Millionen Franzosen (9,15 Millionen,<br />

um genau zu sein, wie Médiamétrie, das für<br />

die Erfassung von Mediennutzungsdaten beauftragte Institut,<br />

publizierte) vor ihren Fernsehern, um die traditionelle<br />

Neujahrsansprache des Staatspräsidenten zu verfolgen,<br />

die einige Stunden zuvor im Élysée-Palast aufgezeichnet<br />

worden war. 13 Minuten lang – ein üblicher Durchschnittswert<br />

– ging Emmanuel Macron darin auf aktuelle<br />

nationale und internationale Ereignisse, auf begonnene<br />

Reformen und zukünftige Vorhaben ein. Selbstverständlich<br />

sprach er auch seine Neujahrswünsche aus. Der Ablauf<br />

ist gut bekannt, auf Originalität wartet man in der Regel<br />

vergebens, dennoch ist es jedes Jahr aufs Neue interessant,<br />

die Rede zu verfolgen. Die Worte des Präsidenten – die im<br />

Übrigen sehr genau analysiert werden – geben meist nicht<br />

nur Aufschluss über den politischen Kurs, den er im kommenden<br />

Jahr einschlagen will, sondern letzten Endes auch<br />

über das Verhältnis der Franzosen zur Politik und zu ihrem<br />

Land. Und regelmäßig sind dabei poetische Einschübe an<br />

der Tagesordnung. So bestätigte Emmanuel Macron dieses<br />

Mal beispielsweise, dass « Frankreich eine Kultur, eine Geschichte,<br />

eine Sprache und universelle Werte repräsentiert,<br />

die von Kindesbeinen an gelernt werden », und versprach<br />

den Franzosen, dass « <strong>2024</strong> ein französischer Jahrgang sein<br />

wird ». Anders gesagt, ein besonderes Jahr, in dem der Welt<br />

ein glänzendes Image präsentiert werden soll. Und zwar<br />

aus mehreren Gründen: « Nur einmal in zehn Jahren gedenken<br />

wir in diesem Umfang der Befreiung. Nur einmal<br />

in hundert Jahren sind wir Gastgeber der Olympischen<br />

und Paralympischen Spiele. Und nur einmal in tausend<br />

Jahren bauen wir eine Kathedrale wieder auf », verkündete<br />

der Präsident, bevor er auf lyrische Weise Gustave Flaubert<br />

(1821-1880) zitierte und wünschte, dass Frankreich « der<br />

undefinierbaren Pracht derer, die für große Unternehmungen<br />

auserkoren sind, würdig sein möge ». Eines ist für<br />

den Präsidenten klar: Frankreich muss <strong>2024</strong> mehr denn je<br />

brillieren, und zwar vor den Augen der ganzen Welt!<br />

Olympische und Paralympische Spiele in Paris<br />

Das wichtigste Ereignis, bei dem die Welt <strong>2024</strong> nach<br />

Frankreich blicken wird, sind zweifellos die Olympischen<br />

(26. Juli bis 11. August) und Paralympischen (28.<br />

August bis 8. September) Spiele, die zum Großteil in der<br />

Hauptstadt stattfinden werden. Die ersten Olympischen<br />

Spiele seit einem Jahrhundert, die im Hexagon ausgetragen<br />

werden! Ein Ereignis also, das man nicht versäumen<br />

sollte. Das gilt gleichermaßen für Sportfans aller Länder<br />

als auch für die Franzosen selbst, die aus diesem Anlass<br />

15 000 Athleten aus mehr als 200 Nationen und vermutlich<br />

rund 16 Millionen Touristen auf ihrem Territorium<br />

begrüßen werden. Wie jedes Mal bei diesem Sportereignis<br />

kann einem bereits angesichts der Zahlen schwindelig<br />

werden: Das Organisationskomitee der Olympischen und<br />

Paralympischen Spiele in Paris – das COJO – schätzt,<br />

dass während der Spiele mindestens 4 Milliarden Fernsehzuschauer<br />

nach Frankreich blicken. Der Präsident des<br />

COJO, Tony Estanguet – ein ehemaliger französischer<br />

Spitzensportler, der drei Weltmeistertitel und drei olympische<br />

Goldmedaillen im Kanuslalom erkämpft hat –,<br />

erinnert nur zu gerne daran, dass bereits heute weltweit<br />

über 100 000 Ausstrahlungsstunden programmiert sind.<br />

Das macht deutlich, wie sehr Frankreich im Mittelpunkt<br />

stehen wird, was die Franzosen logischerweise auch unter<br />

Druck setzt. Denn sie – und vor allem Emmanuel Macron<br />

und seine Regierung – wissen nur zu gut, dass die<br />

Organisation perfekt sein muss. Das kleinste Sandkorn<br />

im Getriebe könnte sich als Desaster für das Image des<br />

Landes erweisen. Umso mehr, als dass man in Frankreich<br />

hoch hinaus will und unter anderem eine grandiose Eröffnungsfeier<br />

plant, die nicht wie üblich in einem Stadion,<br />

sondern unter freiem Himmel und noch dazu an einem<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 63


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

besonders bedeutsamen Ort der Stadt, nämlich am<br />

Seine-Ufer – von der Pont d‘Austerlitz bis zur Pont<br />

d‘Iéna, über eine Distanz von 6 Kilometern – stattfinden<br />

soll. Selbst die Organisatoren geben zu, dass<br />

dies ein etwas verrücktes Vorhaben ist, auf das man<br />

sich dennoch seit Monaten aktiv vorbereitet (siehe<br />

unseren Artikel über den Stand der Vorbereitungen<br />

für die Spiele <strong>2024</strong> in Paris an anderer Stelle in<br />

diesem Magazin) und das ihrer Aussage nach ein<br />

Highlight sein wird, das die Menschen weltweit in<br />

die französische Hauptstadt blicken lässt.<br />

80. Jahrestag der Landung der<br />

Alliierten in der Normandie<br />

Aber das ist nicht das einzige Ereignis, das in diesem<br />

Jahr in Frankreich von sich reden machen wird:<br />

In der Normandie begeht man am 6. Juni prunkvoll<br />

den 80. Jahrestag der Landung der Alliierten und der<br />

darauffolgenden Schlacht im Jahr 1944. Vor 10 Jahren,<br />

anlässlich des 70. Jahrestages, waren immerhin<br />

19 Staatschefs am Strand von Ouistreham (Calvados)<br />

versammelt. In diesem Jahr findet die internationale<br />

Zeremonie am 6. Juni in Saint-Laurent-Sur-Mer<br />

(Calvados) am Ohama Beach statt. Auch diesmal hat<br />

Emmanuel Macron mehrere seiner Amtskollegen<br />

eingeladen. Joe Biden kann zwar, so heißt es, aufgrund<br />

des in dieser Zeit stattfindenden Wahlkampfes<br />

nicht teilnehmen, doch zahlreiche andere Staatsoberhäupter<br />

haben ihr Kommen bereits zugesagt, unter<br />

anderem der englische König Charles III. Darüber<br />

werden unweigerlich zahlreiche internationale Medien<br />

berichten, zumal abgesehen von der Zeremonie<br />

ein umfangreiches Festprogramm geplant ist. Außer<br />

dem offiziellen Festakt sind in der Zeit vom 1.<br />

bis 16. Juni unter anderem synchron stattfindende<br />

Feuerwerke entlang der Küste, ein riesiges Picknick<br />

am Ohama Beach, Bals de la Libération in mehreren<br />

Gemeinden, ein Fallschirmabsprung von mehreren<br />

Hundert Soldaten verschiedener Länder über dem<br />

Dorf Sainte-Mère-Église (Manche) und vieles mehr<br />

geplant. Das Programm wird gerade fertiggestellt<br />

und kann unter folgendem Link abgerufen werden:<br />

https://www.normandie-tourisme.fr/partenaires/dday-festival-normandy.<br />

Wiedereröffnung von Notre-Dame de Paris<br />

Die Bilder von der brennenden Kathedrale Notre-<br />

Dame de Paris und dem einstürzenden Vierungsturm<br />

sorgten am 15. April 2019 weltweit für Entsetzen. Am<br />

8. Dezember <strong>2024</strong>, also viereinhalb Jahre später, soll<br />

das Bauwerk nach einer fristgerechten Beendigung<br />

der kolossalen Arbeiten wieder für Gottesdienste und<br />

Besichtigungen geöffnet werden. Die Kathedrale, die<br />

identisch wieder aufgebaut wurde, soll dann in neuem<br />

Glanz erstrahlen. Gleichzeitig machte der Wiederaufbau<br />

aber auch bemerkenswerte wissenschaftliche und<br />

kulturerbliche Erkenntnisse möglich (siehe unseren<br />

Artikel « Notre-Dame de Paris: Mit der Vergangenheit<br />

die Zukunft bauen », Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 85).<br />

Man kann sich vorstellen, dass die Eröffnungszeremonie,<br />

die live auf mehreren Fernsehsendern übertragen<br />

werden soll, der gelungenen Sanierung in nichts nach-<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Oben: Stand des Wiederaufbaus von Notre-Dame Mitte Januar <strong>2024</strong>. Inzwischen wurde der Hahn wieder auf der Turmspitze montiert, und der Abbau<br />

des Gerüstes ist im Gange.<br />

Links: ein Bal populaire anlässlich von Gedenkfeierlichkeiten für die Landung der Alliierten in der Normandie.<br />

stehen wird. Als Präsident Macron am 8. Dezember letzten<br />

Jahres die Baustelle besichtigte, kündigte er an, Papst<br />

Franziskus einzuladen, und gab seiner Hoffnung Ausdruck,<br />

dass dieser die Einladung annehmen werde. Das Staatsoberhaupt<br />

nutzte die Gelegenheit zudem für die Bekanntgabe,<br />

dass die Ausschreibung eines Wettbewerbs für die<br />

Gestaltung von « sechs modernen Kirchenfenstern » geplant<br />

sei, um der Kathedrale « den Stempel des 21. Jahrhunderts »<br />

aufzudrücken. Gleichzeitig werde im benachbarten Hôtel-<br />

Dieu auf der Île de la Cité ein Musée de l’œuvre Notre-Dame<br />

eingerichtet. Emmanuel Macron präzisierte weiterhin, dass<br />

dieses Museum « sowohl ein Geschichtsmuseum als auch<br />

ein Kunstmuseum und ein Museum, das die ständigen<br />

Arbeiten an Notre-Dame de Paris zeigt » sein werde. Der<br />

französische Präsident vervollständigte bei diesem Besuch<br />

zudem mit einem letzten Meißelschlag symbolisch eine Inschrift<br />

im Holz des neuen Vierungsturms der Kathedrale.<br />

Im Gedenken an den im Sommer verstorbenen Koordinator<br />

der Wiederaufbauarbeiten, General Jean-Louis Georgelin,<br />

wurde dessen Name im Holz verewigt. Über die Hommage<br />

hinaus soll dies daran erinnern, dass eine derart gigantische<br />

Baustelle vor allem durch unerschütterliche Entschlossenheit<br />

(für die der General bekannt war) sowie die Bündelung<br />

vielfältigsten Know-hows gelingen konnte. Das ist auch<br />

eine – sehr politische – Art, die Franzosen durch den unbestrittenen<br />

Erfolg dieser Renovierung zu einen und ihnen<br />

wieder Vertrauen einzuflößen. Und um gegenüber dem<br />

Ausland das perfekte Bild Frankreichs abzurunden, soll der<br />

« neue » Vierungsturm der Kathedrale im Sommer wieder<br />

Teil der Silhouette der Stadt sein. Bereits an Weihnachten<br />

2023 ragte der Turm inklusive Kreuz erneut in den Pariser<br />

Himmel, war jedoch noch von einem mächtigen Gerüst<br />

umgeben. Dessen Abbau soll, wie Philippe Jost, der Leiter<br />

der staatlichen Einrichtung, die mit dem Wiederaufbau<br />

von Notre-Dame beauftragt ist, am 3. Januar dieses Jahres<br />

präzisierte, « ab dem Frühjahr begonnen werden und zum<br />

Zeitpunkt der Olympischen Spiele, wenn viele Menschen<br />

in Paris sind, so weit fortgeschritten sein, dass der Vierungsturm<br />

im Himmel von Paris gut sichtbar sein wird ».<br />

Wenn alles plangemäß verläuft, dann stehen die Chancen<br />

in der Tat gut, dass <strong>2024</strong> « ein besonderer Jahrgang » für<br />

Frankreich wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Events<br />

Olympische Spiele<br />

Paris <strong>2024</strong><br />

Wird Frankreich bereit sein?<br />

Anfang Januar sorgte ein Video in den sozialen Netzwerken für Aufsehen in<br />

Frankreich: Am frühen Morgen des 8. Januar – um 7.34 Uhr, um genau zu sein –, also<br />

200 Tage vor den Olympischen Spielen (26. Juli – 11. August), forderte Emmanuel Macron über<br />

sein X-Konto (ehemals Twitter) die Franzosen dazu auf, « pro Tag mindestens 30 Minuten Sport<br />

zu treiben ». Das Video ist sehr ungewöhnlich, denn man kann den Präsidenten darin in einem<br />

Fitnessstudio – vermutlich in dem des Élysée-Palastes – und nur mit einem T-Shirt bekleidet<br />

sehen. Zudem ist er schlecht rasiert, hat Boxhandschuhe über der Schulter und hinter sich einen<br />

Boxsack hängen. « Das ist eine Art, die Spiele in unserem Alltag zu verankern. Es leben die<br />

Olympischen und Paralympischen Spiele! », fügt der Staatschef voller Zuversicht und mit unübersehbarer<br />

Vorfreude hinzu. Am Abend zuvor hat die Sportministerin, Amélie Oudéa-Castéra,<br />

im Radiosender RMC zum Thema Sommerspiele lauthals verkündet: « Wir sind bereit! »<br />

Doch von solchen Statements abgesehen, wie steht es wirklich um die Vorbereitung für die<br />

Olympischen Spiele in Paris? Werden die Franzosen gerüstet sein? Ein kleiner Überblick über<br />

das, was auf einem guten Weg ist, über das, was noch einiges an Arbeit erfordert, und über<br />

Themen, die derzeit noch heftig diskutiert werden …<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Diese Dinge sind auf<br />

einem guten Weg<br />

Fangen wir mit dem Olympischen Dorf, also<br />

dem Herz der Olympischen Spiele, an: In<br />

Bezug auf die Unterkunft der Athleten können<br />

die Franzosen stolz und optimistisch sein. Nicolas<br />

Ferrand, CEO von Solideo, der staatlichen<br />

Einrichtung, die für den Bau und die Renovierung<br />

der olympischen Infrastruktur zuständig ist, war<br />

sichtlich bewegt, als er am 22. Dezember 2023 bei<br />

einer Ortsbegehung vor den Kameras erklärte: « Es<br />

ist so weit, wir sind bereit. Unsere Arbeit ist getan! »<br />

Seine Emotion war nachvollziehbar, denn er hatte<br />

versprochen, dass am 31. Dezember 89 % der Arbeiten<br />

fertiggestellt sein würden. Und der Plan ging<br />

offensichtlich (beinahe) auf, denn bei diesem Anlass<br />

verkündete Nicolas Ferrand, dass « zu diesem Zeitpunkt<br />

84 % [fertig] sein werden ». Dabei glaubten<br />

ursprünglich nur wenige an die Einhaltung dieser<br />

Zusage. « Als Solideo im Januar 2018 gegründet<br />

wurde, herrschte generell die Meinung, dass es uns<br />

nicht gelingen werde », erinnerte Nicolas Ferrand<br />

amüsiert und merklich zufrieden mit dem Ergebnis.<br />

Obwohl das Dorf an jenem 22. Dezember, also sieben<br />

Monate vor den Spielen, immer noch einer riesigen<br />

Baustelle glich – es war « eineinhalb Jahre lang<br />

die größte Baustelle Frankreichs und zweifellos<br />

Westeuropas » gewesen –, auf der nach wie<br />

vor Bagger und unter anderem 37 Kräne<br />

zugange waren, kann man von einem Erfolg<br />

sprechen. Der größte Teil der Arbeiten<br />

an den Gebäuden, in denen die Athleten<br />

untergebracht werden und die auf<br />

den drei angrenzenden Stadtgebieten<br />

Saint-Denis, Saint-Ouen-sur-Seine<br />

und Île-Saint-Denis liegen, ist vollbracht.<br />

Die Appartements sind fertiggestellt,<br />

die Böden verlegt (immerhin<br />

eine Fläche von 52 Hektar, das entspricht<br />

70 Fußballfeldern), die Aufzüge<br />

betriebsbereit und sogar die Beleuchtung<br />

funktioniert! Bis zum 30.<br />

März sollen die letzten Gebäude abgenommen,<br />

<strong>90</strong>00 Büsche und Bäume<br />

für die Begrünung gepflanzt, 15<br />

Kunstwerke installiert und die Appartements<br />

selbstverständlich mit<br />

dem vorgesehenen Mobiliar eingerichtet<br />

sein, darunter 14 250 « Betten<br />

aus Karton », die als besonders « bequem,<br />

innovativ und umweltverträglich<br />

» präsentiert werden und schon<br />

heute viele neugierig machen. Einem<br />

würdigen Empfang der Athleten<br />

scheint also nichts mehr im Wege zu<br />

Die Becken des Centre aquatique in Saint-Denis (Seine-Saint-Denis) im Norden der Hauptstadt sind bereits gefüllt. Das<br />

Wassersportzentrum gehört zu den bedeutendsten Infrastrukturen, die für die Sommerspiele <strong>2024</strong> gebaut wurden.


FRANKREICH HEUTE Events<br />

stehen. Und darüber hinaus scheint es, als hätten diese Gebäude<br />

eine vielversprechende Zukunft vor sich: Die Sportlerunterkünfte<br />

– vorgesehen sind Zimmer für jeweils zwei<br />

Personen –, sind mit leicht demontierbaren Zwischenwänden<br />

abgeteilt, um das Ganze nach den Spielen in geräumige<br />

Appartements zu verwandeln. Es ist geplant, bis<br />

Ende 2025/Anfang 2026 das Olympische Dorf in ein<br />

Viertel umzugestalten, in dem 6000 Menschen (Familien<br />

und Studenten) wohnen können, 25 % davon in Sozialwohnungen.<br />

Die dann dort ansässigen Unternehmen sollen<br />

6000 Arbeitsplätze anbieten.<br />

Ein weiterer Punkt, in dem die Franzosen mit den<br />

Vorbereitungen für die Sommerspiele zufrieden sein<br />

können, ist der Fortschritt beim Bau der Trainings- und<br />

Wettkampfstätten, ein Bereich, der ebenfalls Solideo<br />

untersteht. Auch hier läuft alles nach Plan. Ein Teil der<br />

Anlagen wird bereits genutzt, beispielsweise das Yves-du-<br />

Manoir-Stadion in Colombes (Hauts-de-Seine), in dem<br />

die Feldhockey-Wettkämpfe stattfinden. Das bestehende<br />

Stadion wurde renoviert und am 18. Dezember 2023<br />

eingeweiht. Ebenso sind die Becken des olympischen<br />

Wassersportzentrums schon gefüllt. « Wir prüfen derzeit,<br />

ob sie dicht sind », so Nicolas Ferrand, der gleichzeitig<br />

ankündigte, dass die Schlüsselübergabe an die Organisatoren<br />

der Spiele « ebenfalls fristgerecht » im April erfolgen<br />

soll. Was Renovierungen und Neubauten von Einrichtungen<br />

für die Olympischen Spiele angeht, scheint man<br />

in Frankreich also so gut wie fertig zu sein. Ein Erfolg,<br />

der gleichzeitig als Werbung für die großen Bauunternehmen<br />

des Landes gilt, zum Beispiel für Vinci, den weltweit<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Das Olympische Dorf, wie es die Architekten entworfen haben<br />

(links und oben) und die nahezu vollendete Umsetzung (unten).<br />

größten Baukonzern, oder Bouygues, ein Unternehmen,<br />

das regelmäßig auf Platz drei oder vier zu finden ist.<br />

In diesen Bereichen gibt es<br />

noch einiges zu tun …<br />

Die positive Entwicklung der Großbaustellen darf jedoch<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, dass es derzeit noch<br />

einige « wunde Punkte » gibt. Eines der größten Probleme<br />

dürfte die termingerechte Fertigstellung des « umgestalteten<br />

» Grand Palais sein, wo die Fecht- und Taekwondo-<br />

Wettkämpfe stattfinden sollen. Hier sind sich alle Spezialisten<br />

einig, dass der Zeitplan nach wie vor « extrem eng »<br />

ist, denn der Umbau einer der symbolträchtigsten Kulturerbestätten<br />

der Hauptstadt ist ausgesprochen heikel und<br />

wird streng überwacht. Die plangemäße Fertigstellung<br />

des Schwimmbads in Colombes (Hauts-de-Seine), in<br />

dem die Mannschaften im Synchronschwimmen trainieren<br />

sollen, scheint ein weiterer heikler Punkt zu sein. Bei<br />

Drucklegung dieses Magazins war das Ende der Arbeiten<br />

aber immer noch für Ende Juni vorgesehen.<br />

… oder es wird heftig diskutiert<br />

Was die Sicherheitsmaßnahmen angeht, herrscht<br />

nach wie vor Ungewissheit, vor allem hinsichtlich der<br />

Eröffnungszeremonie. Sie findet am 26. Juli statt, und<br />

zwar im Herzen der Hauptstadt – die Delegationen der<br />

Olympiateilnehmer werden auf Booten die Seine hinunterfahren<br />

–, was noch immer einige Fragen aufwirft:<br />

Soll man, wie vorgesehen, « Hunderttausende Zuschauer »<br />

zulassen oder den Zugang limitieren? Bislang wurde noch<br />

keine definitive Entscheidung getroffen. Emmanuel Macron<br />

präzisierte, dass es für dieses Thema « selbstverständlich<br />

einen Plan B, einen Plan C usw. gibt », ohne jedoch<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Events<br />

Der Grand Palais ist eine der Stätten, die noch nicht fertiggestellt sind. Das Monument wird komplett<br />

renoviert und soll als Austragungsort für die Fecht- und Taekwondo-Wettkämpfe dienen.<br />

genauer auf mögliche Alternativen einzugehen.<br />

Auch die berühmten Straßenbuchhändler, 1000 an<br />

der Zahl, deren grüne Holzkisten das Flussufer schmücken,<br />

schweben nach wie vor in Ungewissheit. Für die<br />

Eröffnungsfeier plant die Pariser Polizeipräfektur, « aus<br />

Sicherheitsgründen » 428 dieser Kisten (ursprünglich sollten<br />

es 604 sein) zu entfernen. Da es sich dabei um historisches<br />

Mobiliar handelt, das oft sehr fragil ist, sind die<br />

Bouquinistes verständlicherweise beunruhigt …<br />

Des Weiteren äußern derzeit die Ordnungskräfte, die<br />

für die Sicherheit sorgen und laut Innenminister während<br />

der Spiele « zu 100 % » im Einsatz sein sollen, ihre Besorgnis.<br />

Am 18. Januar dieses Jahres organisierten sie einen<br />

Service minimum (das heißt, sie intervenierten lediglich auf<br />

Anforderung) sowie mehrere Demonstrationen im Land.<br />

« Außergewöhnliche Ereignisse ziehen außergewöhnliche<br />

Maßnahmen nach sich! » skandierte Alliance, eine der<br />

wichtigsten Polizeigewerkschaften. Die Polizisten fordern<br />

unter anderem Garantien für ihre Urlaubsansprüche während<br />

des Sommers, eine Unterstützung hinsichtlich der<br />

Kinderbetreuung und Prämien bis zu 2000 Euro.<br />

Viel Unsicherheit herrscht nach wie vor bei den<br />

Transporten, woran die Pariser Bürgermeisterin, Anne<br />

Hidalgo, wiederholt erinnerte. Dazu muss man wissen,<br />

dass eine ihrer politischen Widersacherinnen, Valérie Pécresse,<br />

der Region Île-de-France vorsteht und damit für<br />

diesen Bereich zuständig ist. Fraglich ist, ob die Kapazitäten<br />

der Verkehrsmittel ausreichen, um die erwarteten 10<br />

Millionen Zuschauer zu verkraften. Die Gewerkschaften<br />

wichtiger Transportbetriebe läuten seit Jahresbeginn die<br />

Alarmglocke und fordern Garantien für Urlaubsansprüche<br />

und Arbeitszeit, die Bereitstellung von ausreichendem<br />

Material und Personal sowie Bonuszahlungen …<br />

Für heftige Debatten sorgt ein anderes, nicht unwichtiges<br />

Thema, nämlich der Eintrittspreis für die<br />

Wettkämpfe. Er wird als zu hoch betrachtet, sodass das<br />

hehre Ziel « Spiele für alle » sein zu wollen, infrage gestellt<br />

wird. Tony Estanguet, Präsident des Organisationskomitees,<br />

verteidigt jedoch die Preispolitik und argumentiert,<br />

dass « eine Million Tickets für 24 Euro angeboten und<br />

die Hälfte der Plätze für 50 Euro oder weniger verkauft<br />

werden ». Das heißt, dass die Tickets für die Olympischen<br />

Spiele <strong>2024</strong> « etwa in derselben Preisklasse liegen », wie<br />

die für die Spiele in London 2012 und in Tokio 2021. Die<br />

Diskussionen sind Anfang <strong>2024</strong> immer noch im Gange.<br />

Auf jeden Fall wurden bereits knapp 8 Millionen Eintrittskarten<br />

verkauft, « nur » etwa 2 Millionen stehen noch<br />

zum Verkauf.<br />

Für Zündstoff sorgen erwartungsgemäß die Übernachtungspreise.<br />

Mehrere Konsumentenorganisationen<br />

prangern nicht nur einen horrenden Preisanstieg, sondern<br />

darüber hinaus eine Verschärfung der Reservierungsbedingungen<br />

an, vor allem von Beherbergungsbetrieben, die<br />

sich in der Nähe des Bereiches der Eröffnungszeremonie<br />

befinden. Die Vereinigung UFC-Que Choisir stellte<br />

Ende Dezember 2023 fest, dass im Umfeld der Seine der<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


« praktizierte Durchschnittspreis für die Nacht vom 26.<br />

auf den 27. Juli <strong>2024</strong> bei 1023 Euro » liegt, « im Gegensatz<br />

zu 317 Euro für die Nacht vom 12. auf den 13. Juli ». Ein<br />

Vergleich der Preise von 80 Hotels im Einzugsgebiet der<br />

Eröffnungszeremonie im Abstand der genannten 14 Tage<br />

bringt ans Licht, dass « der Durchschnittspreis für die<br />

Übernachtung um 226 % gestiegen ist ». Die Vereinigung<br />

weist zudem darauf hin, dass « 30 % [dieser Hotels] verlangen,<br />

dass man mindestens zwei (oder sogar bis zu fünf)<br />

Übernachtungen bucht ». Das Fremdenverkehrsamt von<br />

Paris zeigt sich ebenfalls besorgt über diese Entwicklung.<br />

Eine eigene Untersuchung ergab, dass der Durchschnittspreis<br />

für eine Übernachtung in der Île-de-France während<br />

der Sommerspiele 699 Euro beträgt, gegenüber 169 Euro<br />

im Juli 2023. Die Preisexplosion beschränkt sich nicht nur<br />

auf Hotels, sondern betrifft auch Unterkünfte, die über<br />

Vermietungsplattformen wie Airbnb angeboten werden.<br />

Einige Dinge, die derzeit in Frankreich diskutiert<br />

werden, sind eher unerwartet. Dazu gehört beispielsweise<br />

der Bau eines Turms für die Wertungsrichter der Surf-<br />

Wettkämpfe, die in Teahupo’o, auf Tahiti (Französisch-<br />

Polynesien) stattfinden … und damit über 15 000 Kilometer<br />

von der Hauptstadt entfernt. Allein die Entscheidung,<br />

diese Ausscheidung so weit weg von Paris auszutragen,<br />

wirft unter Umweltgesichtspunkten Fragen auf, zumal es<br />

unter anderem Alternativen wie die baskische Küste gegeben<br />

hätte. Abgesehen davon ist man über die Errichtung<br />

dieses Turms mitten in einem Korallenriff beunruhigt.<br />

Neuesten Informationen zufolge hat der internationale<br />

Surfverband vorgeschlagen, den Wettkampf « anhand von<br />

Fotos zu beurteilen, die vom Ufer aus und durch Drohnen<br />

über dem Meer aufgenommen werden ». Derzeit wurde<br />

aber noch keine Entscheidung getroffen.<br />

Was das Gesamtbudget für die Spiele in Paris angeht,<br />

so geben sich die Rechnungsprüfer der französischen Regierung<br />

bislang zuversichtlich. Das Gesamtbudget von 4,5<br />

Milliarden Euro – darunter 1,7 Milliarden staatliche Subventionen<br />

– sollte eingehalten werden. Angesichts der traditionellen<br />

Überschreitungen « in letzter Minute », die es<br />

bei diversen Spielen in der Vergangenheit überall auf der<br />

Welt gab, gibt dieser Punkt ebenfalls Anlass zu Debatten.<br />

Die Zukunft wird zeigen, wie es am Ende ausgeht …<br />

Eines der Themen, die noch für polemische Diskussionen sorgen, ist die Frage, was mit einer großen Anzahl der<br />

Kisten der Straßenbuchhändler passiert, die aus « Sicherheitsgründen » demontiert werden sollen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Comic « Le grand incident »<br />

« Was ist denn bloß im Louvre los? »<br />

Vor knapp drei Jahren stellten wir Ihnen den Comic Dans le même bateau der deutschen Autorin<br />

und Zeichnerin Wiebke Petersen vor, die in Frankreich lebt und dort vor allem unter ihrem<br />

Künstlernamen Zelba bekannt ist (« Glücklich wie eine Deutsche in Frankreich », Frankreich erleben<br />

<strong>Nr</strong>. 75). In der Zwischenzeit hat sich ihre Karriere erfolgreich weiterentwickelt, soeben<br />

erschien ein neues, sehr erheiterndes Album von ihr: Le grand incident (was man mit « Der<br />

schwerwiegende Zwischenfall » übersetzen könnte). Es ist eine zeitgenössische Fabel, die an<br />

einem nicht alltäglichen Ort spielt: im Musée du Louvre. Und man kann sagen, dass die Handlung<br />

wenig mit der Vorstellung zu tun hat, die man üblicherweise von diesem renommierten<br />

Museum hat. Mit viel Fantasie, Scharfsinn, Humor und – wie es sich für eine Deutsche gehört<br />

– Recherchearbeit wagt Zelba etwas, was nur wenige Franzosen gewagt hätten: das traditionelle<br />

Image des Museums auf den Kopf zu stellen und uns als Leser und Museumsbesucher<br />

nachdenklich über die Sexualisierung des weiblichen Körpers in der Geschichte der Kunst zu<br />

stimmen. Dabei ist Le grand incident bei Weitem keine respektlose Kritik am Louvre und seinen<br />

Sammlungen, sondern er ist in Wirklichkeit eine der schönsten und originellsten Hommagen<br />

unserer Zeit. Wenn man das Buch am Ende aus der Hand legt, verspürt man eine unbändige<br />

Lust, sofort ins Museum zu laufen, um einige der Werke unter einem ganz neuen und ungenierten<br />

Blickwinkel zu betrachten!<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Das Album erschien bisher nur in französischer Sprache, die Übersetzungen wurden durch uns erstellt. Auf Seite 78/79 haben<br />

wir den französischen Text belassen, da er nur im Zusammenhang mit den vorhergehenden Seiten zu verstehen ist.<br />

Als wir Zelba das letzte Mal im Jahr 2020 beim Festival<br />

de la Bande dessinée in Angoulême trafen,<br />

stellte sie dort ihr autobiografisches Album Dans le<br />

même bateau vor, in dem sie sich mit ihrer Vergangenheit<br />

als Ruder-Weltmeisterin auseinandersetzte. Den Titel holte<br />

sie nämlich als Mitglied der ersten Mannschaft des vereinten<br />

Deutschlands, die bei der Junioren-Weltmeisterschaft<br />

im Rudern antrat. Das Album, das also in der besonderen<br />

Zeit nach der Wiedervereinigung spielt, war in<br />

Frankreich sehr erfolgreich. Anschließend veröffentlichte<br />

Zelba mit Mes mauvaises filles ein sehr persönliches Werk,<br />

das die Comic-Welt ebenfalls prägte. Auch diese erschütternde<br />

Graphic Novel hatte einen autobiografischen Hintergrund,<br />

nämlich den Tod ihrer Mutter, in dessen Zusammenhang<br />

Zelba und ihre Schwester sich mit der sensiblen<br />

Frage der Sterbehilfe auseinandersetzen mussten. Gerade<br />

erschien in den französischen Buchhandlungen eine neue<br />

Publikation von ihr. Ein Grund für uns, uns wieder einmal<br />

mit ihr zu unterhalten.<br />

53<br />

Guten Tag Zelba! Ihr neuestes Werk, Le grand incident, hat<br />

diesmal überhaupt keine autobiografischen Züge. Er ist sehr<br />

unkonventionell und humorvoll, eine Art « zeitgenössische Fabel<br />

», die im Musée du Louvre spielt. Der Leser staunt bereits<br />

auf den ersten Seiten, wenn er sieht, dass Männer sich nackt<br />

ausziehen müssen, wenn sie das prestigeträchtige Museum besuchen<br />

wollen, während Frauen bekleidet eingelassen werden.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Das ist eine lange Geschichte … Kurz nachdem wir<br />

uns im Januar 2020 getroffen hatten, wurden bekanntlich<br />

verschiedene Lockdowns und Ausgangssperren verhängt,<br />

sodass wir mehrere Monate quasi eingesperrt waren. Ich<br />

hatte gerade mit meinem Verlag Futuropolis den Vertrag<br />

für Mes mauvaises filles unterzeichnet, eine Geschichte,<br />

über der ich lange Zeit « gebrütet » hatte und die enorm<br />

wichtig für mich war. Mein persönlichstes Album. Und<br />

nebenbei gesagt das einzige, auf das ich wirklich stolz bin,<br />

denn es war unglaublich schwer zu realisieren. Durch die<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Ausgangssperren konnte ich mich abkapseln und ganz<br />

darauf konzentrieren. Als ich es beendet hatte, war ich<br />

buchstäblich gerädert, komplett ausgelaugt. Zu diesem<br />

Zeitpunkt bot Futuropolis mir an, etwas für eine Comicreihe<br />

zu machen, die der Verlag gemeinsam mit dem Musée<br />

du Louvre herausgibt. Das Angebot freute mich sehr.<br />

Obwohl mich die Aussicht, mit einer so prestigeträchtigen<br />

Einrichtung zusammenzuarbeiten, etwas einschüchterte.<br />

Letzten Endes hat mich die Tatsache überzeugt, dass<br />

diese Reihe bisher ausschließlich männliche Autoren<br />

umfasst. Ich sagte mir, dass es vielleicht nicht schlecht<br />

wäre, auf meine Art ein bisschen « in ein Wespennest zu<br />

stechen ». Den Ort und die Sammlungen mit den Augen<br />

einer Frau zu betrachten. Mit einem persönlichen Blick,<br />

denn ich wusste, dass ich in dieser Beziehung freie Hand<br />

hatte, Carte blanche sozusagen, denn es war in keiner<br />

Weise ein öffentlicher Auftrag. Also habe ich mich in das<br />

Abenteuer gestürzt.<br />

Welche Beziehung hatten Sie damals zum Louvre?<br />

(Lacht) Sie werden auch gleich lachen, aber Sie müssen<br />

sich vorstellen, dass ich bis dato noch nie einen Fuß in<br />

das Museum gesetzt hatte! Mein Mann kreiert zeitgenössische<br />

Kunst. Diese Welt gehört für unsere Familie zum<br />

Alltag. Es ist eine Welt, die mich von Natur aus anspricht,<br />

obwohl ich mich im Rahmen meines Studiums selbstverständlich<br />

mit Kunstgeschichte<br />

beschäftigt habe.<br />

Aber ich gebe offen zu,<br />

dass ich die Werke des<br />

Louvre noch niemals « in<br />

natura » gesehen hatte …<br />

Äh …<br />

Guten<br />

Tag.<br />

Hm …<br />

Hatten Sie vor dieser Besichtigung bereits eine Vorstellung von<br />

der Handlung?<br />

Nichts Präzises, nur eine Intuition. Natürlich hatte<br />

ich bereits recherchiert. Und etwas ist mir ins Auge gestochen:<br />

In der 230-jährigen Geschichte des Louvre stand<br />

noch niemals eine Frau an seiner Spitze. Diese Feststellung<br />

ließ mich nicht mehr los und während des Rundgangs<br />

stachen mir immer wieder Dinge ins Auge, die ein<br />

fragendes « soso … » bei mir auslösten.<br />

Was zum Beispiel?<br />

Besucht man den Louvre – oder ein anderes Museum<br />

– und hat dabei Fragen über den Stellenwert der Frau<br />

im Hinterkopf, dann führt dies unweigerlich zu weiteren<br />

Fragen: Wie viele Künstlerinnen sind ausgestellt? Welche<br />

Rolle hat die Frau in den Werken? Wie stellt sie ihre<br />

Nacktheit zur Schau? Und warum? Ich habe realisiert, wie<br />

unglaublich spannend es ist, das Museum und seine Werke<br />

unter diesem Blickwinkel zu betrachten. Mit einem<br />

Blick, der auf die Frauen, ihre Darstellung, ihre Körper,<br />

ihre Nacktheit gerichtet ist.<br />

Wussten Sie dann sofort, wie Sie das Thema angehen würden?<br />

Nein. Im Grunde wollte ich auf keinen Fall etwas<br />

Plumpes oder Anklagendes machen. Es ist nicht der Fehler<br />

des Louvre, wenn Frauen überwiegend so dargestellt<br />

Ich hoffe, Sie<br />

stören mich nicht<br />

wegen einer<br />

Kleinigkeit.<br />

Äh …<br />

Ich wollte<br />

Ihnen mitteilen,<br />

dass … äh … im<br />

Louvre ein Aufstand<br />

droht …<br />

Ich vermute, dass Sie den<br />

Louvre dann besucht haben<br />

…<br />

Ja, natürlich. Und ich<br />

habe es genossen. Mein<br />

Verleger hat mir eine Besichtigung<br />

organisiert,<br />

die ich niemals vergessen<br />

werde. Die Sammlungen<br />

an sich sind bereits beeindruckend,<br />

davon abgesehen<br />

konnte ich dieses<br />

unglaubliche Museum besuchen,<br />

als es noch für die<br />

Öffentlichkeit geschlossen<br />

war. Vier oder fünf Stunden<br />

lang streifte ich durch<br />

die Säle, nur in Begleitung<br />

meines Verlegers, der eine<br />

wahre « wandelnde Bibliothek<br />

» ist. Das war unglaublich<br />

spannend.<br />

Ein Aufstand?<br />

Aber<br />

von wem? Von den<br />

Reinigungskräften?<br />

Nein.<br />

Die Frauen<br />

sind es, die<br />

rebellieren …<br />

Die<br />

nackten<br />

Frauen.<br />

33<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Nehmen wir zum<br />

Beispiel unsere<br />

Susanna, die von<br />

den beiden Alten<br />

überrascht wird.<br />

Kennen Sie<br />

Susannas<br />

Geschichte<br />

aus der Bibel,<br />

Herr Khalil?<br />

Ich habe Sie<br />

nicht zufällig<br />

hierher<br />

gebeten …<br />

Also wissen Sie …<br />

Ordensfrauen interessieren<br />

mich nur<br />

unter soziologischen<br />

Gesichtspunkten.<br />

Mir geht es ähnlich!<br />

Allerdings wegen<br />

ihres Einflusses auf<br />

die Kunstgeschichte.<br />

Erlauben Sie<br />

mir daher eine<br />

kurze Zusammenfassung.<br />

Die beiden geilen<br />

Alten da überraschen<br />

die keusche Susanna,<br />

als sie im Garten<br />

ein Bad nimmt.<br />

Sie drohen ihr,<br />

sie des Ehebruchs<br />

zu beschuldigen,<br />

wenn sie sich<br />

ihnen nicht<br />

hingibt.<br />

Susanna lehnt ihre<br />

Avancen ab, sie will<br />

lieber zu Unrecht<br />

verurteilt werden und<br />

unschuldig sterben,<br />

als zu sündigen.<br />

80<br />

80


Dem Propheten Daniel gelingt<br />

es, Susannas Unschuld<br />

zu beweisen und sie so vor<br />

der Hinrichtung zu retten.<br />

Schluss mit lustig<br />

für unsere beiden<br />

Lüstlinge.<br />

Sie werden<br />

gesteinigt.<br />

Ende!<br />

Das Susanna-Motiv ist<br />

bei den alten Meistern<br />

unglaublich beliebt.<br />

In der Tat, wir haben<br />

über hundert in<br />

verschiedenen<br />

Abteilungen des Louvre<br />

Je nach Epoche<br />

und Künstler ist sie<br />

mehr oder weniger<br />

jung und nackt.<br />

Und immer<br />

entspricht sie dem<br />

Schönheitsideal der<br />

jeweiligen Zeit.<br />

Logisch. Die<br />

Werke sollten<br />

schließlich vor allem<br />

ihre Auftraggeber<br />

in angeregte Stimmung<br />

versetzen …<br />

… die sich mit<br />

den Greisen<br />

identifizieren<br />

konnten, da es wie<br />

diese reife und<br />

mächtige<br />

Männer waren.<br />

Was ist nahelie ­<br />

gender als die Vorstellung,<br />

eine junge,<br />

verängstigte Frau zu<br />

dominieren, die versucht,<br />

ihre Brüste<br />

zu bedecken?<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 77<br />

81


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

werden. Das ist Teil der Geschichte der<br />

Kunst. Und es geht nicht darum, diese<br />

Tatsache anzuprangern. Dennoch ist es,<br />

so glaube ich, durchaus sinnvoll und berechtigt,<br />

sich Fragen über die teilweise<br />

« seltsame » Darstellung der Frauen zu<br />

stellen. Auch das ist eine Art, der Kunst<br />

und dem Museum zu dienen.<br />

Also, wie entwickelten Sie dann letzten Endes<br />

Ihre Idee?<br />

Den richtigen Ansatz zu finden, war<br />

nicht einfach. Mehrere Wochen war ich<br />

sogar richtiggehend verzweifelt. Es gelang<br />

mir nicht. Eines Tages war ich joggen,<br />

und wie durch Zauberei war die Idee da,<br />

war alles klar: Man musste das Thema<br />

in Form einer grotesken Fabel anpacken.<br />

Das gab mir die absolute Freiheit, über die<br />

Werke zu sprechen, Botschaften besser zu<br />

vermitteln. Ich ging schnell nach Hause,<br />

setzte mich an meinen Schreibtisch und<br />

schrieb mehrere Stunden lang. Am Ende<br />

hatte ich die Geschichte von A bis Z.<br />

Die « groteske » Idee besteht also darin, sich<br />

eine Revolte der Frauen auszudenken, die<br />

in den Werken des Museums nackt dargestellt<br />

sind: Zunächst Statuen, später dann weibliche<br />

Darstellungen in Gemälden, die genug<br />

davon haben, von Besuchern begehrlich und<br />

deplatziert angesehen zu werden, sich unpassende<br />

Bemerkungen über die Größe ihrer<br />

Brüste anhören oder für idiotische Nacktfotos<br />

herhalten zu müssen! Eine Rebellion, die zu<br />

einem lustigen Streik führt: Alle Frauen beschließen,<br />

unsichtbar zu werden, was an der<br />

Spitze des Museums zur allgemeinen Panik führt …<br />

Ja genau, das habe ich mir ausgedacht. Eine wirklich<br />

feministische Fabel, oder? Ich hatte Lust, all diesen Frauen<br />

das Wort zu erteilen. Frauen, die seit Jahrhunderten nackt<br />

ausgestellt werden, oft noch dazu in einer unterwürfigen<br />

Haltung und zudem Seite an Seite mit Darstellungen von<br />

majestätischen, kraftvollen und mächtigen Männern.<br />

Aber obwohl es eine Fabel ist, basiert Ihre Geschichte auf eingehenden<br />

geschichtlichen Recherchen …<br />

Ja, es war mir – und meinem Verleger – wichtig, die<br />

Geschichte auf einer wissenschaftlichen und historischen<br />

Grundlage aufzubauen. Dafür habe ich mich umfassend<br />

informiert, bin oft in den Louvre gegangen. Ich hatte das<br />

Glück, eine junge Konservatorin kennenzulernen, die mir<br />

besonders viel geholfen hat. Als ich ihr erklärte, dass ich<br />

die Nacktheit der Frau thematisieren will, hat sie sich zuerst<br />

bei mir bedankt. Mir wurde klar, dass dies ein Thema<br />

ist, über das man nicht oft spricht, und dass es für junge<br />

Frauen, die beruflich mit Konservierung und Kunst zu tun<br />

haben, manchmal schwer ist, « das Kind nicht beim Namen<br />

nennen zu können ». Man spricht viel über « Meisterwerke<br />

», aber man vergisst dabei oft, sie auch unter einem<br />

kritischen Blickwinkel zu betrachten.<br />

Das ist beispielsweise bei « Susanna im Bade » (oder « Susanna<br />

und die Ältesten ») der Fall. Eine Szene aus dem Alten Testament,<br />

die sehr oft in der Malerei dargestellt wurde und im<br />

Louvre beispielsweise durch ein Bild von Veronese aus dem 16.<br />

Jahrhundert vertreten ist …<br />

Genau. Heute betrachten quasi alle dieses Bild, ohne<br />

sich nur die geringste Frage dazu zu stellen, was es über<br />

die Darstellung der Frau aussagt. Was sieht man denn?<br />

Zwei lüsterne Alte, die eine junge Frau beim Baden in<br />

ihrem Garten überraschen. Der Maler spielt, wie so viele<br />

andere nach ihm, mit dem Blick des Zuschauers, der<br />

ebenfalls den bloßen Körper betrachtet. Der Voyeurismus<br />

dieser beiden Männer gegenüber der verängstigten Frau,<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


einen nackten Körper viel natürlicher und<br />

ungenierter betrachte. Ich finde es im Übrigen<br />

skandalös, dass heute in den sozialen<br />

Netzwerken, also nicht nur in Frankreich,<br />

das kleinste Stück nackte Brust zensiert<br />

wird – manchmal sogar durch künstliche<br />

Intelligenz –, selbst wenn es sich dabei<br />

um eine Frau handelt, die ihr Baby stillt.<br />

Diese Art der Zensur führt am Ende zur<br />

Sexualisierung des weiblichen Körpers.<br />

Dazu, dass Nacktheit als Verstoß gegen<br />

die Norm betrachtet wird. Das ist dramatisch.<br />

Darüber wollte ich in Le grand<br />

incident ebenfalls sprechen.<br />

Ein gewisser Verstoß gegen die Norm täte also<br />

der Welt der Kunst heutzutage gut? …<br />

Sicher! Ich bin sogar überzeugt davon,<br />

dass jede Form von Kunst die Dinge<br />

infrage stellen und in gewisser Weise<br />

mit Tabus brechen muss. Kunst basiert<br />

darauf, zum Nachdenken anzuregen,<br />

Fragen aufzuwerfen. Selbst wenn sie dafür<br />

manchmal gegen bestimmte Regeln<br />

verstoßen muss! Das habe ich mir mit<br />

diesem Album gestattet. Vor allem am<br />

Schluss, wo alle nackt sind. Ich zeige dort<br />

die verschiedensten Körper mit so wenig<br />

Erotik wie möglich. Die Körper sind weder<br />

schön noch hässlich. Es sind einfach<br />

Körper. Und dadurch, dass sie nackt sind,<br />

wird es etwas ganz Natürliches. Im Grunde<br />

genommen ist der Regelverstoß gar<br />

nicht so groß …<br />

die versucht, ihre Nacktheit zu verbergen, wird zum Voyeurismus<br />

des Betrachters. Prangert man ihn deshalb an?<br />

Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden.<br />

Le grand incident ist aber weit davon entfernt, eine düstere<br />

Atmosphäre verbreiten oder unbedingt ein bestimmtes Verhalten<br />

stigmatisieren zu wollen. Er ist lustig und enthusiastisch.<br />

Von ihm geht eine außerordentliche Ausdrucksfreiheit aus, die<br />

dazu beiträgt, das Image des Louvre zu modernisieren. Glauben<br />

Sie, dass die Tatsache, dass Sie Deutsche sind, zu dieser<br />

Freiheit in Sachen Inspiration und Schreiben beigetragen hat?<br />

Ich glaube, dass eine französische Autorin oder ein<br />

französischer Autor genauso gut auf diese Idee hätte kommen<br />

und einen ähnlichen Comic kreieren können. Aber<br />

sicher verkörpert er in gewisser Weise die deutsche Sichtweise<br />

in Bezug auf Nacktheit. Da ich in Frankreich lebe,<br />

ist mir sehr wohl aufgefallen, dass dieses Thema hier oft<br />

tabu ist. In Deutschland haben wir in dieser Beziehung<br />

eine andere Mentalität. Ich weiß, dass ich als Deutsche<br />

Abgesehen davon, dass der Comic bei den Lesern<br />

ausgesprochen gut ankommt, was ist für<br />

Sie die größte Befriedigung?<br />

Ich glaube, das ist, wenn man mir sagt: « Ich habe Ihr<br />

Album gelesen und seitdem habe ich echt Lust, wieder in<br />

den Louvre zu gehen und ihn mit anderen Augen anzusehen.<br />

» Das kommt relativ<br />

häufig vor. Für mich ist es das<br />

schönste Kompliment und die<br />

schönste Hommage, die man<br />

dem Louvre erweisen kann!<br />

Zelba, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch.<br />

Le grand incident, Text und<br />

Zeichnungen von Zelba,<br />

Futuropolis/Louvre Éditions,<br />

134 Seiten, 23,50 €, ISBN 978-<br />

2754834438<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 79


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

Astrotourismous – Die beste Sicht<br />

aufs Sternenzelt<br />

Natur – Die schönsten Bäume<br />

Frankreichs<br />

Winterliche Illuminationen –<br />

Der Faszinierende Zauber der<br />

Lichterstädte<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse in<br />

Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Fahrradrouten – Die schönsten<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem<br />

Sport die Erholung<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

85<br />

82<br />

81<br />

79<br />

77<br />

59<br />

57<br />

57<br />

43<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Paris – Die Französische<br />

Nationalbibliothek: Ein neues Muss<br />

bein einem Parisbesuch<br />

Paris – Streit um die Schönheit der<br />

Stadt<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Coup de cœur – Die<br />

Straßenbuchhändler an den Seine-<br />

Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als<br />

ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

86<br />

83<br />

76<br />

65<br />

60<br />

58<br />

57<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Yvelines – Potager du Roi: Das<br />

andere Versailles - Ohne Prunk und<br />

Pracht<br />

Yvelines – Bergerie nationale de<br />

Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

86<br />

83<br />

50<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais<br />

– Nordfrankreich:<br />

84<br />

vom Kohlerevier zum beliebten<br />

Tourismusziel<br />

Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />

/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />

zwischen Erinnerung und Blick in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France – Hortillonnages 79<br />

von Amiens: von einer Verrückten<br />

Idee zum jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: von 77<br />

der Vergangenheit in die Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Haut-Rhin – Louis de Funès:<br />

Auf den Spuren des Komikers durch<br />

Frankreich<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das Elsass zu<br />

entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das Geheimnis<br />

des fehlenden Turms der Kathedrale<br />

von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen der<br />

Vogesen<br />

88<br />

80<br />

76<br />

74<br />

69<br />

68<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur<br />

Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die<br />

drittgrößte Music Hall Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal<br />

– nicht nur Kugeln, sondern Objekte<br />

voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix<br />

aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an<br />

die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im<br />

Elsass<br />

Bitche – Das zweite Leben einer<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

65<br />

64<br />

62<br />

61<br />

52<br />

43<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38<br />

Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Territoire de Belfort – Ballon<br />

d'Alsace: Der sanfte Berg<br />

Doubs – Cercle immense: Auf das<br />

"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!<br />

Yonne – Guédelon: Sie haben ihre<br />

Burg gebaut!<br />

Territoire de Belfort – die Stärke<br />

der Kleinen<br />

Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />

2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />

"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />

Territoire de Belfort – Land-Art:<br />

Saype, von Belfort in die weite Welt<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières<br />

de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf<br />

im Fokus der Wissenschaft<br />

88<br />

86<br />

84<br />

83<br />

83<br />

82<br />

78<br />

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76<br />

74<br />

73<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte- 74<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Centre - Val de Loire / Eure-et- 89<br />

Loir – Thiron Gardais: die Geschichte<br />

einer Renaissance<br />

Pays de la Loire / Loire-Atlantique 88<br />

– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />

Komikers durch Frankreich<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 87<br />

Loire – Château Gaillard: Das "etwas<br />

andere" Schloss an der Loire<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 86<br />

Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist<br />

eines Genies im Loire-Tal<br />

Coup de Cœur –<br />

85<br />

Die Miniaturwohnung Micr'Home in<br />

Nantes<br />

Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84<br />

de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im<br />

Dienste der Fotografie<br />

Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />

Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />

Schlösser Weinkeller illuminieren<br />

Centre - Val de Loire – Die Route de 82<br />

la Rose im Loiret: eine faszinierende<br />

Rundreise durch die duftende Welt<br />

der Rosen<br />

Pays de la Loire / Maine et Loire – 81<br />

Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit<br />

schon immer voraus war<br />

Pays de la Loire / Mayenne –<br />

80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80<br />

– Château de Chenonceau: florale<br />

Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik der<br />

76<br />

Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74<br />

Vieil: Die kulturelle Revanche eines<br />

kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des Universums!»<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68<br />

ins Land der Troglodyten<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein<br />

58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und 43<br />

Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38<br />

zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36<br />

und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Seine-Maritime – Armada de<br />

Rouen 2023: Treffpunkt der größten<br />

Segelschiffe der Welt<br />

Manche – Mont Saint-Michel, die<br />

Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />

Normandie – Biennale La Forêt<br />

Monumentale: Wenn Kunst den Wald<br />

verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» in<br />

Granville: Wo für Christian Dior alles<br />

gegann<br />

87<br />

83<br />

74<br />

73


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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 88<br />

☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 89 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>90</strong>


Normandie – An Bord der Marité von 71<br />

Granville zu den Chausey-Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will<br />

62<br />

gefeiert werden !<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

Rolleboise<br />

36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Finistère – Die Rias von Quimperlé: 89<br />

Bretagne zwischen Erde und Meer<br />

Ille-et-Villaine – Saint-Malo<br />

87<br />

von einer kuriosen Seiten: Die<br />

Felsskulpturen des Abbé Fouré<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77<br />

Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno auf<br />

Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70<br />

cœur für die größte bretonische Insel<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des<br />

63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

HOTELS<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 89<br />

Maritime – Serie: wenn Bäume<br />

sprechen könnten<br />

Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 87<br />

Aubazine, ein geheimnisvolles und<br />

spannendes Dorf<br />

Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert seine<br />

älteste Brücke<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert 82<br />

seine älteste Brücke<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />

Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />

der geplatzten Träume<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79<br />

– Pougne-Hérisson: der Nabel der<br />

Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im<br />

63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46<br />

Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die<br />

Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38<br />

des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus 38<br />

einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne / Rhône –Vaux-en-<br />

Beaujolais: Die fantastische<br />

Geschichte des Dorfes Clochemerle<br />

87<br />

Auvergne / Haute-Loire – Le<br />

81<br />

Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der<br />

68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63<br />

Travassac, eine Spektakuläre Reise in<br />

das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Périgord – Château des Milandes 82<br />

"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44<br />

ein Stückchen näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave,<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne<br />

60<br />

47<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Okzitanien / Gers – La Romieu: das<br />

kurioze Dorf der Katzen<br />

Okzitanien / Gard – Serie: Typisch<br />

Französische Produkte (39) Jeans<br />

von den Ateliers de Nîmes: Die<br />

Wiederentdeckung des Denim<br />

Okzitanien / Gard – Nîmes: Wo<br />

Geschichte Zukunft hat<br />

Okzitanien / Hérault – Fischerstechen<br />

in Sète: Ritterspiele auf dem<br />

Wasser<br />

Okzitanien / Gard & Hérault –<br />

Canal du Rhône à Sète: Der "kleine<br />

Bruder" des Canal du Midi<br />

Okzitanien / Pyrénées-Orientales<br />

– Céret: ein Künstler dorf zwischen<br />

Bergen und Meer<br />

Weintourismus – Domaine Riberach,<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Hérault – Brassens & Sète, les<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen<br />

Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die<br />

Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein<br />

Synonym für Dynamik<br />

89<br />

89<br />

88<br />

87<br />

85<br />

83<br />

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65<br />

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60<br />

59<br />

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57<br />

47<br />

47<br />

HOTELS<br />

Domaine Riberach - Bélesta 81<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre<br />

59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter<br />

sich lassen!<br />

Alpen – La Grande Odyssée Savoie-<br />

Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes<br />

Fell und Hundegebell<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange<br />

au Lac: wie im inneren eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das<br />

Gedächtnis des Wassers<br />

HOTELS<br />

Jiva Hill Resort – im Herzen des<br />

Pays de Gex, zwischen Mont Blanc<br />

und den Bergen des Jura<br />

85<br />

81<br />

77<br />

71<br />

85<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur –<br />

Château d'If: ein anderer Blick auf<br />

Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den Calanques<br />

von Marseille<br />

Porquerolles – Villa Carmignac:<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le Moulin<br />

de Daudet, Fontvieille<br />

Camargue – Tanzende Flamingos in<br />

der Camargue<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

89<br />

79<br />

78<br />

73<br />

71<br />

69<br />

58<br />

46<br />

HOTELS<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-ALpes-Côté d'Azur / Var 88<br />

– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />

Komikers durch Frankreich<br />

Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie 86<br />

en rose » an der Riviera<br />

Côte d'Azur – Die Magie eines<br />

81<br />

mimosengelben und azurblauen<br />

Winters<br />

Saint-Tropez – Gemälde versus 81<br />

Realität<br />

Île de Port-Cros: von Schriftstellern, 79<br />

Naturschutz und einer zerrissenen<br />

Hose<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten 74<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur 65<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am 63<br />

Mittelmeer<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel 38<br />

im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte 36<br />

eines ungewöhnlichen Parks<br />

Nizza – <strong>Frühling</strong>sgefühle einer Diva 32<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-<br />

Saint-Auban<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Potage d'hiver au chou-fleur et aux 81<br />

épices<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au<br />

74<br />

camembert<br />

Tarte d’automne aux champignons et 60<br />

à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet au vin jaune et aux morilles 88<br />

Filet mignon de porc cuit au foin 87<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

DESSERTS<br />

Le far breton aux pruneaux II 89<br />

La crème caramel au beurre salé 84<br />

La tarte aux myrtilles 83<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

GEBÄCK<br />

Le cake aux agrumes 86<br />

Le gâteau aux noix 85<br />

La Madeleine de Proust 82<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Guéwen a testé… den bretonischen<br />

Pastis Ty Jaune<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

89<br />

Handwerkstradition – Maison 89<br />

Denoix in der Corrèze: Destillierkunst<br />

seit fünf Generationen<br />

Wein – Die verrückte Welt der<br />

88<br />

medaillengekrönten Weine<br />

Wein – Wein aus der Loire-Tal:<br />

85<br />

Brühmte Schlösser und ihre Weine<br />

Wein – "Wir brauchen einen anderen, 84<br />

einen wirkungsvolleren Weibau"<br />

Weintourismus – Domaine Riberach, 81<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein<br />

76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?


Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie<br />

64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean- 61<br />

Paul Schmitt ist seinen Reben näher<br />

denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

60<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif 59<br />

à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

58<br />

grundsätzlich im Holzfass gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer 57<br />

über Champagner wissen wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer 46<br />

im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous 43<br />

plaît »<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer 38<br />

Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

36<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77<br />

Elsässer «provoziert» die Welt der<br />

Schokolade<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69<br />

Rolls-Royce unter den französischen<br />

Muscheln<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62<br />

der die Pariser an den Flughafen<br />

zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher Sternekoch<br />

im Land der Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Politik & Wirtschaft<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Politik – Und plötzlich fiel das Wort 89<br />

"Autonomie"!<br />

Kulturerbe / Interview – Stéphane 87<br />

Bern, der "Monsieur Patrimoine"<br />

Frankreichs<br />

Kulturerbe & Wissenschaft – Notre- 9<br />

Dame de Paris: Mit der Vergangenheit<br />

die Zukunft bauen<br />

Tourismus – Hotels: die Reform des 83<br />

französischen Sterne-Systems<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

79<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn 78<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision der<br />

73<br />

Gebietsgrenzen der AOC Champagne:<br />

ein neuer Goldrausch?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

69<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutsch-französische 65<br />

Freundschaft: welch eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen 63<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

59<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Hochschulpolitik – Teaching in 46<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am Welterbe<br />

Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

43<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Geschichte – Der französische Wein 87<br />

während des Zweiten Weltkriegs:<br />

Schluss mit dem Mythos im die "Drei<br />

Bruchpiloten in Paris"<br />

Gesellschaft – Olympische Spiele 86<br />

Paris <strong>2024</strong>: "Phryges": Moskottchen,<br />

die von sich reden machen<br />

Gesellschaft – Bayeux:<br />

84<br />

Eine Stadt engagiert sich für<br />

Kriegsberichterstatter<br />

Kulturerbe – Fotografieren im 82<br />

Auftrag des Staates: die Mission<br />

photographique hat nichts von ihrer<br />

Aktualität verloren<br />

Restaurierung – Notre-Dame de 82<br />

Paris: umstrittene Neugestaltung des<br />

Innenraums<br />

Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die 81<br />

Bürger von Calais" eingeweiht<br />

wurden<br />

Geschichte – Auvergne / Haute- 81<br />

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

80<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80<br />

"Hauptstadt der deutschen Literatur<br />

im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man die 79<br />

Basilika Sacré-cœur in Paris schützen<br />

oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser 79<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

79<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des 77<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76<br />

gute französische Brot geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Kulturschock – Die Königin von Arles 74<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die 74<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das 74<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche 69<br />

Streit im das Erbe von Saint-Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime la 69<br />

France» (2)<br />

René Martin, der französische Steve<br />

Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime 68<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

63<br />

Marseillaise à pétanque, der größte<br />

Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63<br />

vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62<br />

des Botschafters der guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das 62<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers in<br />

eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

60<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich<br />

–<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen<br />

des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes<br />

und Marseille werden europäische<br />

Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere<br />

Wintersport<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des<br />

Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in<br />

Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Immersive Erfahrung –<br />

Luminiscence: eine andere Art,<br />

Kathedralen zu betrachten<br />

Preis – Novellen-Preis der Armada de<br />

Rouen 2023<br />

Chanson française / Interview<br />

– Bertrand Dicale, die "goldenen<br />

Ohren" des französichen Chansons.<br />

Festival – Vibre! Ein Festival macht<br />

das Quartett populär<br />

Kunst – Die Herzen französischer<br />

Könige: Erstaunliche Pigmente für<br />

die Malerei<br />

Kultur: "Immersive Austellungen":<br />

Die Zukunft der französischen<br />

Museen?<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der<br />

mit Frauen Porblemen hatte?"<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

1): Der Ausslände, den Frankreich<br />

nicht akeptieren wollte<br />

Kultur – Rosa Bonheur: Eine<br />

grandiose Künstlerin und eine<br />

beeindruckende Frau<br />

Literatur – Michel Houellebecq: der<br />

Porträtist des Hexagons<br />

Kultur – Die andere Seite von Victor<br />

Hugo: der Zeichner<br />

Interview – "Der Doppelgänger": 30<br />

Jahre deutschsprachige Literatur in<br />

Frankreich<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich von<br />

Bayeux soll wieder in altem Glanz<br />

erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview:<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater, so<br />

der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um Van<br />

Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

89<br />

88<br />

88<br />

87<br />

86<br />

85<br />

85<br />

84<br />

84<br />

82<br />

81<br />

81<br />

80<br />

79<br />

78<br />

78<br />

77<br />

77<br />

76<br />

73<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues vertes,<br />

l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund<br />

um die französische Nationalhymne<br />

«La Marseillaise»<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie<br />

eines Systems à la française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer noch<br />

überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in<br />

Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen<br />

den Welten<br />

Lebensart<br />

72<br />

71<br />

68<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – Lacoste, die Marke mit 88<br />

dem Krokodil<br />

Wein – Die verrückte Welt der<br />

88<br />

medaillengekrönten Weine<br />

Guéwen a testé – … Die<br />

88<br />

Besichtigung der Nachbildung der<br />

Grotte Cosquer in Marseille.<br />

Guéwen a testé – … die Begegnung 87<br />

zwischen Wanderern und<br />

Herdenschutzhunden<br />

Porträt – Jean und Johnny, zwei 87<br />

Freunde, die mit Vögeln sprechen<br />

Produkte – Der Guide du Routard 87<br />

Kulturschock – Nächtliche<br />

86<br />

Gedanken<br />

Guéwen a testé – … "e-Lettre<br />

86<br />

rouge", das neue Angebot der<br />

französischen Post<br />

Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85<br />

innovative Zahnbürste, mit der man<br />

seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt<br />

Produkte – Der Film "Le Père Noël 85<br />

est une ordure"<br />

Produkte – Terre de Sommières: Ein 84<br />

Pulver, das Wunder bewirkt<br />

Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83<br />

normand"?<br />

Produkte – Louit Frères, der<br />

83<br />

beseondere Senf in kleinen Fass<br />

Produkte – "Der<br />

82<br />

Geschichtenerzähler" Lunii<br />

Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein Mythos 81<br />

wird 100 Jahre alt<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de Cherbourg 78<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das<br />

74<br />

meistgelesene Magazin im Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />

Produkte – Le Livre de Poche: eine 69<br />

kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon: der<br />

68<br />

Champagner unter den französischen<br />

Mineralwässern<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus 65<br />

Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


Aurélia und Camille Marceau<br />

Aus Liebe zum Vater<br />

2023 jährte sich der Geburtstag von Marcel Marceau,<br />

dem berühmtesten Pantomimen der Geschichte, zum 100. Mal.<br />

Der « Poet der Stille » wurde in Straßburg als Kind polnischer Juden geboren<br />

und hieß ursprünglich Marcel Mangel. Angesichts des aufkommenden Antisemitismus<br />

schloss er sich der Résistance an, glaubte aber trotz der Schrecken des Krieges<br />

immer an das Gute im Menschen. Bekannt wurde Marcel Marceau durch die Figur des<br />

Bip, mit der er unermüdlich durch die Welt zog, wie ein « Schrei der Stille », voller<br />

Hoffnung und Poesie. Auf diese Weise hob er die Pantomime auf höchstes künstlerisches<br />

Niveau und inspirierte sogar Michael Jackson (1958-2009) zu dessen berühmtem<br />

Moonwalk. Einige Zeit vor seinem Tod im Jahr 2007 vertraute Marcel Marceau seinen<br />

Töchtern ein Manuskript an, in dem er einen Teil seines Lebens erzählt,<br />

von der glücklichen Kindheit bis ins Jahr 1952, als er 29 Jahre alt war.<br />

Ganz dem Wunsch ihres Vaters entsprechend publizierten die beiden<br />

Töchter, Aurélia und Camille, dieses Schriftstück nun<br />

zusammen mit zahlreichen Dokumenten<br />

aus persönlichen Archiven.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Aurélia und Camille Marceau, wann haben<br />

Sie von der Existenz dieser « Geschichte<br />

meines Lebens », der Erzählung<br />

über die Jugend Ihres Vaters, Marcel Marceau,<br />

erfahren?<br />

Aurélia: Die Existenz der Histoire de ma<br />

vie war kein Geheimnis. Es kam sogar vor,<br />

dass unser Vater uns Auszüge daraus vorlas.<br />

Er bewahrte das Manuskript in einer großen,<br />

grauen Hülle auf, deren Patina erkennen ließ,<br />

wie oft er es in Händen hielt. Dennoch war<br />

es für uns ein geheimnisvolles, fast « geheimes<br />

» Dokument, zu dem wir keinen direkten<br />

Zugang hatten. Ich glaube, dass uns bereits<br />

als Kindern bewusst war, wie wertvoll es ist.<br />

Camille: Als unser Vater uns dieses<br />

Zeugnis am Ende seines Lebens anvertraute,<br />

war er krank. Er wusste, dass das Ende nahe<br />

war. Daher war es für uns ein unheimlich<br />

wertvoller Schatz. Es war das erste Mal, dass<br />

wir die Möglichkeit hatten, es vollständig zu<br />

lesen.<br />

Das muss ein sehr berührender Moment gewesen<br />

sein …<br />

Aurélia: Ja, ein ganz außerordentlicher<br />

Moment. Damals wurde mir klar, dass unser<br />

Vater uns damit die Gelegenheit gab, mehr<br />

über sein Leben zu erfahren. Obwohl wir ihn<br />

einerseits als redselig kannten, hat er seine<br />

Intimsphäre und sein Privatleben immer sehr<br />

diskret behandelt. Und auf einmal erlaubte er<br />

uns, einen unbekannten Teil seiner Persönlichkeit<br />

kennenzulernen, sein Innerstes, von<br />

dem wir letzten Endes nur wenig wussten.<br />

Es war eine unglaubliche Chance. Ich glaube,<br />

dass jedes Kind davon träumt, von den Eltern<br />

so ein Geschenk zu erhalten.<br />

Wie kam der Gedanke, den Text zu veröffentlichen?<br />

Camille: Uns war schnell klar, dass unser<br />

Vater wollte, dass sein Manuskript weitergegeben<br />

wird, dass es « einen Nutzen hat ». Dass<br />

man nicht vergisst, was er erlebt und gefühlt<br />

hat. Ich gestehe, dass ich es nicht sofort lesen<br />

konnte. Ich brauchte Zeit und Abstand,<br />

musste zuerst eine Trauerphase durchlaufen.<br />

Aber allmählich ist es mir gelungen. Aurélia<br />

und ich haben uns immer wieder darüber<br />

ausgetauscht. Es war wichtig, unsere Eindrücke,<br />

die wir beim Lesen gewonnen hatten,<br />

Links: Marcel Marceau mit seinen Töchtern<br />

Camille und Aurélia im August 2001.<br />

Rechts: Bip über den Dächern von Paris.


ART DE VIVRE Interview<br />

Auszüge aus dem Tagebuch von Marcel<br />

Marceau. Oben: « Schwarzwald 46 /<br />

Der Arbeitsplatz ». Unten: « Proben<br />

während der Besatzungszeit », Titel<br />

des Tagebuches « Ein französisches<br />

Avantgarde-Theater in Deutschland »<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


abzugleichen, eine Verbindung zu unseren eigenen Erinnerungen<br />

herzustellen. Im Laufe der Zeit nahm dann der<br />

Gedanke Gestalt an, den Text zu veröffentlichen. Dann<br />

haben wir die Dinge<br />

eingehend mit<br />

unserem Verleger<br />

erörtert. Vor allem<br />

wollten wir diese Art<br />

« posthumer Biografie<br />

» unseres Vaters<br />

mit persönlichen<br />

Dokumenten aus<br />

dem Familienarchiv<br />

anreichern und ihm<br />

so Anerkennung zollen.<br />

Das Lesen der Erlebnisse<br />

war für Sie oft<br />

verwirrend …<br />

Aurélia: Ganz<br />

genau. Es war, als<br />

hätte unser Vater,<br />

den wir als diskreten<br />

Menschen kannten,<br />

plötzlich seine Maske<br />

fallen lassen. Es<br />

war unglaublich bewegend,<br />

dabei einen<br />

ultrasensiblen Menschen<br />

zu entdecken.<br />

Camille: Mich<br />

hat besonders berührt,<br />

dass seine<br />

Erzählung in der<br />

ersten Person und im<br />

Präsens geschrieben<br />

ist. Unser Vater geht<br />

darin nicht rückblickend<br />

auf sein<br />

Leben ein, wie es in<br />

Jugendporträt von Marcel Marceau.<br />

Autobiografien meist der Fall ist. Er hat den Text anhand<br />

von Notizen geschrieben, die er im Laufe der Zeit machte.<br />

Zu dem Zeitpunkt, als er schrieb, wusste er nicht, was<br />

daraus werden würde. Es war sehr verstörend für mich,<br />

nach seinem Tod Dinge zu lesen, die für ihn im Entstehen<br />

begriffen waren.<br />

Das Manuskript Ihres Vaters umfasst die Zeit von seiner<br />

Kindheit bis ins Jahr 1952, als er 29 Jahre alt war. Es ist also<br />

unvollendet. Können Sie sich vorstellen, warum?<br />

Camille: Das ist sehr schwer zu sagen. Die Tatsache,<br />

dass es unvollendet ist, ist mit Sicherheit ein wichtiger<br />

Aspekt, den man nicht außer Acht lassen darf.<br />

Unser Vater schreibt über seine jungen Jahre, über die<br />

Zeit, als seine Karriere in Fahrt kam. Darüber, dass<br />

die Kindheit für ihn eine Art verlorenes Paradies war,<br />

eine imaginäre Welt. Eine für ihn essenzielle Welt, die<br />

ihn trotz aller Schicksalsschläge niemals verließ. Die<br />

Tatsache, dass der<br />

Bericht an diesem<br />

Punkt endet, ist<br />

vielleicht eine Art,<br />

daran zu erinnern,<br />

dass die Zeit, über<br />

die er schreibt, also<br />

seine Kindheit, vermutlich<br />

die wichtigste<br />

in seinem Leben<br />

war. Eine Zeit,<br />

die man niemals<br />

vergessen darf. Ein<br />

Paradies, das vom<br />

Krieg zerstört wurde<br />

…<br />

Dem Leser wird dennoch<br />

bewusst, dass Ihr<br />

Vater trotz allem die<br />

Welt immer mit den<br />

Augen eines Kindes<br />

betrachten konnte.<br />

Aurélia: Ja. Und<br />

das ist vermutlich das<br />

Berührendste. Zu realisieren,<br />

wie sehr ihn<br />

diese kindliche Seele<br />

letzten Endes sein<br />

ganzes Leben lang<br />

begleitete: Ein Kind,<br />

das neugierig und<br />

hypersensibel war,<br />

das ein offenes Ohr<br />

für andere, für die<br />

Welt hatte. Manchmal<br />

ein erstaunliches<br />

Kind. Zum Beispiel<br />

erfuhr ich beim Lesen, dass unser Vater als kleiner Junge<br />

das « Geräusch seines Blutes » im Ohr hörte. Ein Geräusch,<br />

das ihn nachdenklich stimmte, ihn aber auch ins Träumen<br />

versetzte, ihm die Tür in eine imaginäre Welt öffnete, die<br />

er zeit seines Lebens nicht mehr verlassen hat …<br />

Camille: Uns hat auch erstaunt, zu entdecken, wie<br />

fragil unser Vater als Kind war, dass er sich nicht für diese<br />

Welt geschaffen fühlte. Er hatte vor allem Angst, auch vor<br />

dem Himmel und den Sternen, die für ihn zu weit weg<br />

waren. Das ist erschütternd. Man nannte ihn « die kleine<br />

grüne Seele ». Er war ein zutiefst einsames Kind, das sich<br />

eine beschützende Fantasiewelt schuf.<br />

Er war einsam, bis er eines Tages im Kino eine entscheidende<br />

Entdeckung machte: Charlie Chaplin und seine Figur Charlot.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 87


ART DE VIVRE Interview<br />

Marcel Marceau beim Lesen eines Manuskripts in seinem Haus in Berchères-sur-Vesgre (Eure-et-Loir). 2002, fotografiert von seiner Tochter Camille.<br />

Camille: In der Tat! Das war eine Offenbarung für<br />

ihn. Dabei war er erst fünf Jahre alt! Sein Vater hatte<br />

ihn mit ins Kino genommen, um den Film Le Cirque von<br />

Charlie Chaplin anzusehen. In der Figur des Charlot<br />

entdeckte unser Vater dann sofort eine andere Art von<br />

« ewigem Kind ». Charlot war im Grunde genommen ein<br />

bisschen wie er selbst. Er schreibt, dass sich ihm genau<br />

in diesem Augenblick eine Welt erschlossen hat: Unserem<br />

Vater wurde bewusst, dass man jemand werden und<br />

trotzdem Kind bleiben konnte, dass man diese Unschuld<br />

beibehalten und trotzdem Dinge verändern konnte.<br />

Ihr Vater berichtet auch, welch fundamentales Ereignis die<br />

Deportation und der Tod seines eigenen Vaters, Charles Mangel,<br />

für seinen künstlerischen Ausdruck als Pantomime war.<br />

Aurélia: Das hat ihn zeit seines Lebens verfolgt und<br />

gequält. Doch wir sind überzeugt, dass unser Vater daraus<br />

auch seine künstlerische Tiefgründigkeit schöpfte. Die<br />

Stille, die ein zentrales Element seiner Kunst war, ist als<br />

eine Art Hommage an seinen Vater zu verstehen, und im<br />

weiteren Sinne an alle diejenigen, die unter Krieg, Hass<br />

und Unterdrückung leiden mussten.<br />

Ihr Vater nahm den Namen Marceau an und engagierte sich<br />

in der Résistance. Es ist zwar unglaublich, aber trotz allem<br />

konnte er sich seine kindliche Sensibilität bewahren. Vermut-<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


Marcel Marceau auf der Bühne.<br />

lich machte gerade das seine außergewöhnliche Stärke und den<br />

großen Unterschied aus …<br />

Camille: Ich würde sogar behaupten, dass sein Engagement<br />

in der Résistance mit den Kindern verbunden<br />

ist: Er erkannte sehr schnell, dass es wichtig war, sie vor<br />

der grausamen Welt der Erwachsenen zu retten. Daher<br />

schmuggelte er beispielsweise jüdische Kinder in die<br />

Schweiz. Mit seinem bereits vorhandenen Talent zu mimen,<br />

mit seinem Gesichtsausdruck und seiner Sensibilität<br />

gelang es ihm, die Kinder zu beruhigen, ihnen Vertrauen<br />

einzuflößen. Beim Lesen seiner Worte versteht man, dass<br />

er, im Gegensatz zu vielen Erwachsenen, Kindern sehr<br />

nahestand. Und gerade aufgrund dieser Tatsache sah er<br />

es als seine Pflicht an, alles Menschenmögliche für ihre<br />

Rettung zu unternehmen.<br />

Aurélia: Nebenbei bemerkt, schreibt unser Vater, dass<br />

er sich so jung fühlte, dass er diejenigen, die jünger sind<br />

als er, beruhigen musste.<br />

Auf diese Weise entdeckte er quasi seine Begabung, die er dann<br />

zur Kunst weiterentwickelte, die Kunst der Pantomime, die<br />

Kunst, « still zu sprechen » …<br />

Aurélia: Genau. Das merkt man beim Lesen immer<br />

wieder. Die Brutalität des Krieges und der Tod unseres<br />

Großvaters haben unseren Vater erkennen lassen, dass<br />

seine Sensibilität und die Tatsache, wie eng er selbst mit<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 89


ART DE VIVRE Interview<br />

Die wichtigsten Daten im Leben von Marcel Marceau<br />

1923: Geboren am 22. März in Straßburg als Sohn polnischer Juden<br />

(Charles Mangel und Anna Chancia Werzberg).<br />

1928: Marcel entdeckt Charlie Chaplin im Kinofilm Le Cirque.<br />

1939: Flucht aus Straßburg. Die Familie lässt sich im Südwesten<br />

Frankreichs, in der Nähe von Périgueux (Dordogne) nieder.<br />

1941: Er beginnt in Limoges (Haute-Vienne) Arts décoratifs zu studieren<br />

und nimmt Kurse am Konservatorium für Theater. Unter<br />

Federführung seines Bruders Simon tritt er heimlich in die<br />

Résistance ein.<br />

1944: Sein Vater wird in seiner Metzgerei in Limo ges von der Gestapo<br />

gefangen ge nom men, ins Lager von Drancy deportiert und am 7.<br />

März ins Vernichtungslager Auschwitz (Polen) überführt, von wo<br />

er niemals zurück kehrt. Marcel Marceau lernt den Pan to mimen<br />

Étienne Decroux kennen und nimmt bei ihm Unterricht.<br />

1945: Er verpflichtet sich in der Ière Armée und dient als<br />

Besatzungssoldat in Deutschland. Mit der Compagnie du Rideau<br />

de Feu spielt er unter anderem am Weihnachtsabend Le Cantique<br />

des cantiques im Kleinen The ater in Baden-Baden. In der amerikani<br />

schen Zone, in Frankfurt, tritt er vor 2000 Soldaten erstmals<br />

öffentlich mit pan to mi mischen Darstellungen wie « Der Marsch<br />

gegen den Wind », « Die Treppe » oder « Der Seilzieher » auf.<br />

1947: Marcel Marceau kreiert die Figur des Bip und gründet seine<br />

eigene Panto mimen truppe, die einzige auf der Welt.<br />

Ab 1951: Der Pantomime tourt durch die ganze Welt, gastiert mehrfach<br />

auch in Deutschland.<br />

1954: Les Pantomimes wird im deutschen Fernsehen gezeigt.<br />

1971: Am 25. März kommt seine erste Tochter, Camille, zur Welt.<br />

1976: Am 25. April wird seine zweite Tochter, Aurélia, geboren.<br />

1978: Marcel Marceau gründet in Paris die École Internationale de<br />

Mimodrame.<br />

2007: Am 22. September stirbt Mime Marceau in Cahors (Lot). Seitdem<br />

ruht sein Leichnam auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.<br />

Marcel Marceau<br />

Histoire de ma vie de 1923<br />

jusqu’en 1952<br />

Actes Sud, 2023,<br />

264 Seiten, 39,<strong>90</strong> €,<br />

ISBN 9782330175795<br />

der magischen Kinderzeit verbunden war,<br />

eine Waffe gegenüber der verrückten Welt<br />

darstellen konnten. Als er dann in der Folge<br />

das Theater und vor allem die Kunst der<br />

Pantomime entdeckte, sah er darin ein großartiges<br />

Mittel, um sich auszudrücken und die<br />

Herzen der Menschen zu berühren.<br />

Man hat beim Lesen den Eindruck, dass es ihm<br />

unglaublich Spaß machte, seine Kunst weiterzuentwickeln,<br />

sozusagen eine « universelle Kunst »<br />

zu entdecken, die unter anderem Sprachbarrieren<br />

niederreißt.<br />

Camille: Ja sicher. Das Wesen der Pantomime<br />

besteht schließlich in der Kunst,<br />

« still zu sprechen », also ohne eine bestimmte<br />

Sprache zu benutzen. Abgesehen vielleicht<br />

von der wichtigsten aller Sprachen, die der<br />

Emotionen. Aber ich glaube, das geht noch<br />

viel weiter: Mit dem zutiefst humanistischen<br />

Blick, den ein Pantomime haben muss, um<br />

seine Kunst auszuüben, öffnet er den Menschen<br />

eine Tür, durch die sie die Welt auf eine<br />

andere Art betrachten. Eine tolerantere Art.<br />

Er zwingt uns eine Distanz, einen gewissen<br />

Abstand auf. Er zwingt uns dazu, bestimmte<br />

Dinge zu hinterfragen. Und vor allem macht<br />

er uns deutlich, wie wichtig Nuancen sind.<br />

Wir leben heute in einer sehr uniformen,<br />

nuancenlosen Welt: Alles ist Schwarz oder<br />

Weiß. Der Pantomime erinnert uns aber mit<br />

seinem unschuldigen Aussehen daran, dass<br />

die Dinge nicht so einfach sind, dass es sehr<br />

wohl Nuancen gibt. Und ich glaube, das ist<br />

heute aktueller denn je.<br />

Genau diese Fähigkeit hatte Ihr Vater. Die Fähigkeit,<br />

allen Umständen Rechnung zu tragen,<br />

zu differenzieren. In einigen Passagen seines<br />

Manuskripts finden sich sehr beeindruckende<br />

Worte über Deutschland. Über ein Land, das er<br />

nach dem Krieg immer wieder besuchte.<br />

Aurélia: Das sind in der Tat äußerst beeindruckende<br />

Passagen. Unser Vater spart<br />

keine der Gefühle und Empfindungen aus,<br />

die er in Deutschland hatte. Nach dem Krieg<br />

kehrte er sehr schnell wieder nach Deutschland<br />

zurück. In diesem Zusammenhang<br />

schreibt er zum Beispiel, dass er sich nach<br />

diesem oder jenem Auftritt immer fragte,<br />

ob die Person, die er mit seiner Vorstellung<br />

berührt hat und die ihm nun die Hand<br />

schüttelt, nicht vielleicht auch der Peiniger<br />

seines Vaters gewesen ist … Diese Frage<br />

erschütterte ihn. Und zwar zutiefst. Aber<br />

sofort betrachtete er es mit Abstand und<br />

<strong>90</strong> · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


dem ihm eigenen humanistischen Blick. Er lehnte es ab,<br />

sich auf Hass und Stereotype zurückzuziehen. Die Schrecken<br />

des Krieges und bestimmte Verhaltensweisen waren<br />

für ihn eine Tatsache. Dennoch erkannte er immer die<br />

menschliche Einzigartigkeit. Er glaubte unbeirrbar an die<br />

Humanität, die in unserem tiefsten Inneren versteckt ist.<br />

Und mit der Pantomime gelang es ihm vermutlich, diese<br />

zu erreichen …<br />

Camille: Wenn ich dir zuhöre, Aurélia, und wenn ich<br />

zudem daran denke, dass wir uns an eine deutsche Leserschaft<br />

wenden, dann muss ich noch etwas anderes betonen.<br />

Trotz der Deportation und Tötung unseres Großvaters und<br />

trotz der Erlebnisse unseres Vaters als Jude während des<br />

Krieges habe ich absolut kein Problem mit Deutschland<br />

und den Deutschen. Ganz im Gegenteil. Ich liebe es, Filme<br />

wie Der Himmel über Berlin zu sehen, mich in deutsche<br />

Literatur zu vertiefen, die Musik so genialer Komponisten<br />

wie Bach und Beethoven zu hören, oder durch die Straßen<br />

von Berlin zu spazieren, wo ich mich einfach wohlfühle.<br />

Denn mir ist immer bewusst, dass wir alle in unserem<br />

tiefsten Inneren ein Stück Humanität in uns tragen. Das<br />

ist, so glaube ich, eine der größten Lehren, die uns unser<br />

Vater vermachen konnte.<br />

Aurélia und Camille Marceau, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Entdecken Sie den<br />

ersten Do ku mentarfilm,<br />

der über<br />

die ins pi rierende<br />

und berührende<br />

Ge schichte des<br />

fran zö sischen<br />

Pantomimen<br />

Marcel Marceau<br />

gedreht wurde.<br />

Darin geht der<br />

Regisseur Maurizius<br />

Staerk le Drux<br />

dem Vermächtnis<br />

dieses Jahr hundert<br />

künstlers auf<br />

den Grund und<br />

verknüpft ex klusives<br />

Archiv material mit<br />

einem persönlichen,<br />

zeitgenössischen<br />

Blick.<br />

Die Kunst der Stille, Regie: Maurizius Staerkle Drux,<br />

Originaltitel: L’art du silence, Schweiz, Deutschland 2021,<br />

Dokumentarfilm, 82 Minuten, Sprache: Französisch,<br />

Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch. Als Download<br />

(ab 4 €) oder DVD (ab 12 €). Bestellung über die Website<br />

www.wfilm.de/die-kunst-der-stille/film-shop/<br />

Ein Festival zwischen Land und<br />

Wasser, im Herzen der Stadt<br />

Amiens in Nordfrankreich<br />

50 Kunst- und Landschaftswerke,<br />

die zu Fuβ oder mit dem<br />

Elektroboot zu entdecken sind<br />

festival international de jardins<br />

Hortillonnages Amiens<br />

Vom 24. Mai bis zum 13. Oktober <strong>2024</strong><br />

artetjardins-hdf.com<br />

+33(0)3 22 52 52 96<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 91


Serie: Typisch französische Produkte (39)<br />

Das Einkaufsnetz<br />

Filt 1860<br />

Einkaufen wie Oma<br />

Es ist nur schwer vorstellbar, dass ein so simples<br />

Produkt im Retrolook und mit dem Spitznamen<br />

Sac à mémé, Omas Einkaufsnetz, zum Kultobjekt<br />

werden kann. Doch genau so ist es! Das 100 % in<br />

Frankreich hergestellte Accessoire wurde 1860<br />

erfunden und wird heute noch in Mondeville, in<br />

der Nähe von Caen (Calvados) hergestellt. Es hat<br />

also Generationen überdauert. Einst war es der<br />

treue Begleiter französischer Großmütter, die nie<br />

zum Einkaufen gingen, ohne dieses Netz zusammengerollt<br />

in der Tasche zu haben.<br />

Es ist leicht, platzsparend, besteht aus reiner Baumwolle,<br />

ist außergewöhnlich robust und in vielen Farben<br />

erhältlich. Filt 1860 ist unglaublich praktisch<br />

und hat entscheidend zum guten Ruf des Herstellers beigetragen,<br />

einem Textilunternehmen, das Ende des 19. Jahrhunderts<br />

von einer Bauerngenossenschaft in der Normandie<br />

gegründet wurde.<br />

Die Manufaktur in Mondeville entwickelte ihre<br />

Kernkompetenz, das Knüpfen von Netzen, im Laufe der<br />

Jahrzehnte stetig weiter und bietet heute mehr als 5500<br />

Artikel an, die weit über das berühmte Einkaufsnetz<br />

hinausgehen und teilweise sehr spezifische Produkte für<br />

unterschiedlichste Branchen umfassen, zum Beispiel Automobil,<br />

Wohnwagen und Eisenbahn (raffinierte Ablagenetze),<br />

Freizeit (bequeme Hängematten), Babyausstattung<br />

(Tragetücher), Küche (praktische Kochnetze), Beleuchtung<br />

(Dochte für Kerzen und Fackeln), Wasseraufbereitung<br />

(effiziente Filternetze) und sogar Muschelzucht<br />

(Zuchtnetze). Eine richtiggehende Erfolgsstory in Sachen<br />

Innovation!<br />

Ein Zeichen dafür, was für ein Kultobjekt aus « Omas<br />

Einkaufsnetz » heute in Frankreich geworden ist, zeigt<br />

sich an der Tatsache, dass das renommierte Haus Chanel<br />

im Jahr 2021 das Netz anlässlich des 100. Geburtstages<br />

seines berühmten Parfums Chanel N o 5 einsetzte. Inzwischen<br />

gibt es sogar die Luxusversion Pliage filet, die<br />

gemeinsam mit dem prestigeträchtigen französischen<br />

Lederwarenhersteller Longchamp produziert wird. « Für<br />

mich ist Filt 1860 eine legendäre Tasche, eine Tasche, die<br />

Frankreich und unsere Lebensart repräsentiert: Wir lieben<br />

es einzukaufen, gut zu essen … Ich glaube, es ist wirklich<br />

der perfekte Begleiter für all diese Freuden », erklärte<br />

Sophie Delafontaine, Kreativdirektorin von Longchamp<br />

2020 bei der Einführung. Ein Einkaufsnetz, das durch<br />

das luxuriöse Lederaccessoire einen neuen Kundenkreis<br />

eroberte. Und laut Sophie Delafontaine ist das durchaus<br />

berechtigt: « Es ist die Begegnung zweier handwerklicher<br />

Fertigkeiten. Es ist ein Produkt, das man am Arm unserer<br />

Großmütter gesehen hat und das man heute am Arm unserer<br />

Töchter sehen möchte. »<br />

Ein simples Einkaufsnetz, das Generationen überdauerte,<br />

das man sowohl auf dem Wochenmarkt als auch in<br />

noblen Stadtvierteln sieht, macht also deutlich, dass sich<br />

hinter einer « Omatasche » mehr verbergen kann, als ihr<br />

diskretes Aussehen vermuten lässt …<br />

Filt 1860<br />

Produktion und Verkauf: 2 Rue Ada Lovelace, 14120<br />

Mondeville, Telefon: +33 (0)2 31 74 72 53.<br />

Die Einkaufsnetze können auf der Website www.filt1860.fr<br />

bestellt werden: von 11 € (Kleinformat 25 x 25 cm) bis 45<br />

€ (Modell XXL 70 x 70 cm). Modell Élysée (blau-weiß-rot<br />

mit Etikett Présidence de la République) ab 18 €. Lieferung<br />

nach Deutschland 12 €. Modell Pliage filet (Kooperation<br />

zwischen Filt 1860 und Longchamp) in einer Größe und<br />

fünf Farben 100 €, erhältlich über www.longchamp.com/<br />

fr/fr/longchamp-pliage-filet/.<br />

Händlerliste (einschließlich Deutschland) www.filt1860.fr/<br />

fr/points-de-vente<br />

Unser Tipp: Wenn Sie einen Aufenthalt in der Nähe von<br />

Mondeville beziehungsweise Caen planen, informieren<br />

Sie sich vorher auf der Website des Unternehmens,<br />

ob zu diesem Zeitpunkt vielleicht eine Besichtigung<br />

der Manufaktur angeboten wird. Filt 1860 organisiert<br />

mehrmals im Jahr sehr informative Besichtigungen<br />

für kleine Besuchergruppen (max. 15 Personen,<br />

ausschließlich auf Reservierung, ca. 1,5 Stunden).<br />

Reservierung der Tickets über die Website (8 € pro<br />

Person, kostenlos für Kinder unter 8 Jahren). Das Ticket<br />

enthält einen Einkaufsgutschein in Höhe von 3 €, der im<br />

Shop eingelöst werden kann.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


In dieser Serie werden<br />

Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem<br />

französischen Haushalt<br />

befinden oder die für<br />

viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer<br />

sind. In den<br />

letzten Ausgaben<br />

sind erschienen:<br />

Hollywood- und<br />

Malabar-Kaugummis<br />

(<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina<br />

(<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />

(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55),<br />

L’école des loisirs<br />

(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe<br />

(<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />

(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom<br />

(<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />

« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der<br />

gelbe Briefkasten der<br />

Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier<br />

d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz<br />

La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />

Literatursammlung<br />

La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64),<br />

Zitronenpresse aus<br />

Glas von Luminarc<br />

(<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies<br />

(<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux<br />

plantes fraîches<br />

(<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />

Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le<br />

Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69),<br />

Gemüsepassiergerät<br />

Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70),<br />

Herbes de Provence<br />

(<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>.<br />

72), L’Image d’Épinal<br />

(<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte,<br />

« das meistgelesene<br />

Magazin im Tierbau »<br />

(<strong>Nr</strong>. 74), Savon de<br />

Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das<br />

gelbe Ölzeug von<br />

Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76),<br />

die Künstlerfarben<br />

Lefranc Bourgeois<br />

(<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie<br />

de Cherbourg (<strong>Nr</strong>.<br />

78), der Briefkasten<br />

« Made in Alsace » für<br />

Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79),<br />

Meteor, die größte der<br />

kleinen Brauereien<br />

Frankreichs (<strong>Nr</strong>.<br />

80), Chanel N°5, die<br />

berühmteste Nummer<br />

in der Welt der Düfte<br />

(<strong>Nr</strong>. 81), Lunii, « der<br />

Geschichtenerzähler »<br />

(<strong>Nr</strong>. 82), der Senf Louit<br />

Frères (<strong>Nr</strong>. 83), Terre<br />

de Sommières (<strong>Nr</strong>.<br />

84), « Le père Noël est<br />

une ordure » (<strong>Nr</strong>. 85),<br />

Guide Routard (<strong>Nr</strong>. 87),<br />

Lacoste (<strong>Nr</strong>. 88) und<br />

Jeans von « Ateliers<br />

de Nîmes » (<strong>Nr</strong>. 89).


ART DE VIVRE Rezept<br />

Bratäpfel sind eine klassische Köstlichkeit in der französischen Küche.<br />

Leider sind sie heute nur noch selten auf den Speisekarten von<br />

Restaurants zu finden, obwohl sie von Klein und Groß nach wie<br />

vor sehr geschätzt werden. Viele bereiten die leckeren Bratäpfel<br />

nach alten Rezepten zu, die innerhalb der Familie von Generation<br />

zu Generation weitergegeben und sorgfältig in einem<br />

Rezeptheft notiert werden. Unter all den Bratapfelrezepten,<br />

die ich kenne, gibt es eines, das sich für mich abhebt, da<br />

der Geschmack der Äpfel mit Honig und Butter abgerundet<br />

wird und durch kandierte Kirschen und Rosmarin eine originelle<br />

Note erhält. Dabei ist das Rezept ganz einfach zuzubereiten.<br />

Ein Festschmaus für den Gaumen!<br />

Pommes<br />

au four aux<br />

cerises confites<br />

Für 6 Personen · Zubereitung: 15 Minuten · Backzeit: 45 Minuten


Zutaten:<br />

6 gleich große Äpfel (idealer<br />

weise Sorte Boskoop)<br />

20 bis 25 kandierte Kirschen<br />

150 g Blütenhonig<br />

50 g Zucker<br />

50 g Butter<br />

1 gestr. TL Zimt<br />

1 Prise Fleur de Sel<br />

1 großer Rosmarinzweig<br />

½ Glas Wasser<br />

Zubereitung:<br />

• Ofen auf 180° C vorheizen.<br />

•<br />

Äpfel waschen. Nicht schälen.<br />

Boden so abschneiden, dass sie<br />

einen guten Stand haben.<br />

• Kerngehäuse mit einem<br />

Apfelentkerner oder einem<br />

Messer ausstechen.<br />

• Äpfel in eine ofenfeste Form<br />

setzen, in jede Öffnung 2 bis 3<br />

kandierte Kirschen geben.<br />

• Butter, Honig, Zucker, Zimt<br />

und eine Prise Fleur de Sel in<br />

einen Topf geben, mit einem<br />

Holzlöffel vorsichtig verrühren,<br />

erhitzen (nicht kochen!) bis ein<br />

cremiger Sirup entstanden ist.<br />

• Auf jeden Apfel ein Stück Rosmarinzweig<br />

legen. Den Rest des Rosmarins<br />

mit den verbliebenen kandierten<br />

Kirschen in die Form geben.<br />

• Äpfel mit Sirup übergießen,<br />

zusätzlich ½ Glas Wasser<br />

in die Form gießen.<br />

• 45 Minuten im Ofen bei 180 Grad<br />

backen. Während dieser Zeit die<br />

Äpfel zwei bis drei Mal mit dem<br />

Sirup aus der Form übergießen.<br />

• Mit der Messerspitze prüfen, ob<br />

die Äpfel gar sind: Das Fruchtfleisch<br />

muss weich sein. Die<br />

Haut darf nicht verbrannt sein,<br />

sondern sollte eine goldbraune<br />

Farbe haben. Gleichzeitig breitet<br />

sich der süße Geruch von Honig,<br />

Zimt und Rosmarin aus …<br />

• Die mit dem restlichen Sirup<br />

aus der Form übergossenen<br />

Äpfel warm oder kalt auf einem<br />

Teller anrichten und genießen.<br />

• Ein Tipp für die kandierten<br />

Kirschen: Die meisten kandierten<br />

Kirschen, die im Handel erhältlich<br />

sind, werden industriell hergestellt<br />

und haben nicht viel Geschmack.<br />

Sie können diese durch in Sirup<br />

eingelegte Kirschen aus dem Glas<br />

ersetzen. Diese sind in der Regel<br />

leichter erhältlich und eignen sich<br />

ebenfalls. Ganz außergewöhnliche<br />

kandierte Kirschen erhalten Sie<br />

bei der Confiserie Florian, einem<br />

Unternehmen, das seit 1921 in der<br />

Provence hervorragende kandierte<br />

Früchte produziert. Wir haben<br />

in einer unserer ersten Ausgaben<br />

darüber berichtet (Wo Blüten zu<br />

süßen Köstlichkeiten werden, Frankreich<br />

erleben <strong>Nr</strong>. 2). Seitdem bin ich<br />

eine bedingungslose Anhängerin<br />

der Produkte! Und die gute Nachricht:<br />

Das Unternehmen liefert<br />

in die ganze Welt! (Information:<br />

www.confiserieflorian.com).<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… den Energiespar-<br />

Assistenten<br />

« Ecojoko »<br />

Stromkosten senken und der Umwelt etwas<br />

Gutes tun: eine Utopie? Nicht mit Ecojoko!<br />

Dieses clevere Gerät wurde von einem französischen<br />

Start-up entwickelt und lässt sich<br />

in nur wenigen Minuten ganz einfach und<br />

ohne Werkzeug installieren. Mit seiner Hilfe<br />

kann man den Stromverbrauch eines Haushalts<br />

in Echtzeit überwachen. Vor allem aber<br />

erfährt man, welche Geräte wann, wie viel<br />

Strom verbrauchen und wo Einsparmöglichkeiten<br />

liegen. Endlich erhält man also Antworten<br />

auf Fragen, die sich so mancher von<br />

uns bereits gestellt hat. Ich habe dieses innovative<br />

Tool, das in Frankreich viel von sich<br />

reden macht, für Sie getestet.<br />

Wie ich von Ecojoko erfahren habe?<br />

Es wird Sie nicht erstaunen, zu erfahren, dass auch in<br />

Frankreich Energie seit Monaten ein Thema ist, das vielen<br />

Sorge bereitet. Die Kosten für Energie, vor allem für<br />

Strom, sind stark gestiegen, weshalb viele Menschen nach<br />

Möglichkeiten suchen, um Energie zu sparen und sie vor<br />

allem sinnvoller zu verbrauchen. Insofern ist das Gerät<br />

Ecojoko, das 2020 von zwei französischen Ingenieuren<br />

erfunden wurde, um seinen Stromverbrauch zu analysieren<br />

und auf diese Weise Sparpotenzial zu erkennen,<br />

plötzlich aktueller denn je. Viele Medien haben daher<br />

bereits über Ecojoko berichtet. Ich habe davon gelesen<br />

und das Start-up kontaktiert, um das Gerät zu testen.<br />

Was ist Ecojoko genau?<br />

Ecojoko ist ein kleines Gerät, das aus zwei Teilen besteht:<br />

einem Sensor, den man mit einem Handgriff am Stromzähler<br />

befestigt, und einem runden, ansprechend gestalteten<br />

Anzeigegerät, das im Wohnbereich in eine Steckdose<br />

eingesteckt und über WLAN mit dem Internet verbunden<br />

wird. Der Sensor übermittelt die Informationen drahtlos<br />

(über eine Entfernung von bis zu 50 Metern innerhalb des<br />

Hauses) an das Anzeigegerät, das die Daten in Echtzeit<br />

auf einem kleinen Bildschirm anzeigt. Zusätzlich kann<br />

man die (kostenlose) App Ecojoko herunterladen und den<br />

Stromverbrauch direkt auf dem Smartphone verfolgen<br />

und analysieren – egal, wo man sich gerade befindet.<br />

Welches sind die Hauptfunktionen?<br />

Nach der Installation des Systems bekam ich sofort meinen<br />

Stromverbrauch in Echtzeit angezeigt. Das ist sehr<br />

aufschlussreich und führt zu interessanten Erkenntnissen.<br />

Es reicht aus, zum Beispiel den Fernseher oder eine Lam pe<br />

ein- oder auszuschalten, um sofort die Auswirkung auf den<br />

Verbrauch zu sehen. Mit der Zeit begann Ecojo ko, mich<br />

immer besser « kennenzulernen »: Nach der Re gis trier ung<br />

der wichtigsten Elektrogeräte in meiner Wohn ung (Waschmaschine,<br />

Spülmaschine, Fernseher …) erkannte das Gerät<br />

diese nach und nach von selbst, wenn sie in Betrieb waren.<br />

Und nicht nur das: Dank eines offensichtlich ausgefeilten<br />

Algorithmus, entdeckte « mein Energiespar-Assistent »<br />

selbstständig noch weitere Geräte. Das Ergebnis: Nach<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


drei Wochen konnte ich eine<br />

detaillierte Analyse meines<br />

Stromverbrauchs nach<br />

Gerätetypen (Kühl- und<br />

Gefrierschrank, Herd und<br />

Backofen, Beleuchtung,<br />

Heizung …) abrufen. Das<br />

sind sehr lehrreiche Angaben.<br />

Vor allem als ich sah, dass die<br />

Kategorie « Stand-by » zu meiner<br />

großen Überraschung 27 % meines<br />

Verbrauchs ausmacht. Ich konnte also sofort Maßnahmen<br />

zum Energiesparen ergreifen, indem ich alle Apparate<br />

im Stand-by-Betrieb ausschaltete! Mit Ecojoko kann ich<br />

zudem die Einsparungen verfolgen und das Gerät warnt<br />

mich, wenn der Verbrauch einmal außergewöhnlich hoch<br />

ist. Ich erhalte sogar Ratschläge, wie ich den Verbrauch<br />

senken kann, sofern Ecojoko Ansatzpunkte dafür sieht.<br />

Was ist der Nutzen für den Verbraucher?<br />

Mein Fazit nach einem dreimonatigen Test:<br />

– Je mehr Informationen man über seinen Stromverbrauch<br />

hat, desto mehr Strom kann man sparen, das ist die wichtigste<br />

Erkenntnis. Bevor ich das Gerät testete, hatte ich<br />

nur sehr vage Vorstellungen von meinem Stromkonsum.<br />

Ich dachte zwar meistens daran, alle Lampen auszuschalten,<br />

die unnötigerweise brennen. Durch Ecojoko wurde<br />

jedoch klar, dass dies im Grunde genommen nicht viel<br />

bringt, da die Lampen bereits mit LED-Leuchtmitteln<br />

ausgestattet sind. Den Fernseher oder die Kaffeemaschine<br />

jedoch nicht im Stand-by-Betrieb zu lassen, sondern<br />

ganz auszuschalten, hat echte Auswirkungen. Mein<br />

energiesparendes Verhalten ist nun also effizienter.<br />

– Ohne große Einschränkungen konnte ich meinen<br />

Energieverbrauch um ungefähr 25 % senken, da ich<br />

durch die Informationen von Ecojoko genau weiß,<br />

wo Einsparpotenzial liegt. Und ich würde sogar behaupten,<br />

dass ich das ganz spielerisch gelernt habe.<br />

Ecojoko spornt richtiggehend zum Energiesparen an!<br />

– Ich bin mir heute viel besser über meine Gewohnheiten<br />

in Bezug auf den Stromverbrauch bewusst und<br />

konnte meinen Stromtarif dementsprechend anpassen.<br />

Mein neuer Tarif beinhaltet beispielsweise einen<br />

niedrigeren Preis am Wochenende, denn ich habe<br />

festgestellt, dass ich dann relativ viel<br />

Strom verbrauche, unter anderem<br />

wegen der Waschmaschine.<br />

– Diese Sensibilisierung<br />

für meinen persönlichen<br />

Energieverbrauch und die<br />

damit verbundene Verbrauchsreduzierung<br />

trägt<br />

dazu bei, meinen CO 2 -<br />

Fußabdruck zu verringern.<br />

Wie sieht das Preis-Leistungs-Verhältnis aus?<br />

Man kann Ecojoko auf der Website www.ecojoko.com<br />

für 199 € bestellen oder für 7,99 €/Monat mieten<br />

(ohne Vertragsbindung). Da mich der Test wirklich<br />

überzeugt hat und ich echtes Einsparpotenzial<br />

entdeckt habe, beschloss ich, das Gerät zu kaufen.<br />

Angesichts der Einsparungen von rund 25 %, die<br />

ich bei den Stromkosten realisieren kann, werden die<br />

Anschaffungskosten von 199 Euro bald amortisiert sein.<br />

Abgesehen vom monetären Aspekt finde ich vor allem die<br />

Erkenntnis sehr interessant, dass man auch auf individueller<br />

Ebene ganz konkret Ökologie<br />

und Ökonomie verbinden kann.<br />

Wie sieht es mit<br />

dem Datenschutz<br />

aus?<br />

Die Verbrauchsgewohnheiten<br />

von Strom bei<br />

einem Haushalt<br />

zu erfassen und<br />

zu analysieren<br />

bedeutet automatisch,<br />

dass vertrauliche<br />

Daten<br />

erfasst werden.<br />

Die Entwickler<br />

von Ecojoko waren sich<br />

dessen von Anfang an bewusst. Deshalb ist das<br />

System so konzipiert, dass die vom Gerät übermittelten<br />

Informationen einem Kunden nicht namentlich<br />

zugeordnet werden können. Sie bleiben also vertraulich,<br />

nur der Kunde selbst kann sie abrufen. Die Server, auf denen<br />

die Informationen gespeichert werden, befinden sich in<br />

Europa und unterliegen demzufolge europäischem Recht.<br />

Ist Ecojoko eine französische<br />

Exklusivität?<br />

Ja. Derzeit gibt es nirgendwo auf<br />

der Welt ein Pendant zu Ecojoko.<br />

Das System funktioniert nur mit<br />

französischen Stromzählern (sowohl<br />

mit den alten als auch mit den<br />

neuen Zählern namens Linky).<br />

Laut den Erfindern von Ecojoko<br />

könnte das Gerät durchaus an<br />

Stromzähler in anderen Ländern<br />

(vor allem in Europa) angepasst<br />

werden. Dafür müssen<br />

aber Kooperationen mit den<br />

jeweiligen Stromlieferanten<br />

abgeschlossen werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet<br />

die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Anne Mathieu, Ina Muñoz, Annaïs<br />

Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Ajc Presse<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 24/<strong>2024</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, freuen wir uns bestimmt<br />

alle auf den Sommer. Die nächste Ausgabe (<strong>Nr</strong>. 91) von Frankreich<br />

erleben ist ab dem 17. Mai <strong>2024</strong> im Handel in Deutschland,<br />

Österreich, Luxemburg und der Schweiz erhältlich. Sollten Sie<br />

allerdings zu den treuen Abonnenten gehören, dann steckt sie<br />

bereits eine Woche früher bei Ihnen im Briefkasten – und zwar<br />

neuerdings mit einem Papierumschlag geschützt.<br />

Bis dahin können Sie sich – wie immer auf dieser letzten Seite – die<br />

Zeit vertreiben, indem Sie anhand der folgenden Indizien zwei<br />

Themen des nächsten Heftes<br />

erraten.<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schrift lichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 6,<strong>90</strong> € (D), 7,60 € (A), 11,<strong>90</strong> CHF (CH),<br />

8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 24,<strong>90</strong> € (D), 26,<strong>90</strong> € (A),<br />

39,<strong>90</strong> CHF (CH), alle anderen Länder: 32,<strong>90</strong> €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2024</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: Jc Albert, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.4: Collection privée Aurélia et Camille Marceau, DR; Serge Robin, Ajc<br />

Presse; Futuropolis, DR; Cedric Brown, Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse;<br />

Florian Hulleu, Paris <strong>2024</strong>; Nicole Cobac, Ajc Presse; Jc Albert, Ajc Presse<br />

• S.6-7:Musée des Beaux-Arts de Besançon; Christie’s, DR; Pixabay • S.8-9:<br />

Pixabay; Serge Robin, Ajc Presse • S.10-11: Pixabay; Ghislain Mariette,<br />

Présidence de la République, DR • S.12-15: DR • S.16: DR • S.17: Arte, DR •<br />

S.18: DR • S.20: DR • S.22-33: Jc Albert, Ajc Presse • S.34-35: Jc Albert, Ajc<br />

Presse • S. 36-37: Comité Régional de Tourisme Provence-Alpes-Côte<br />

d’Azur • S.38-41: Jc Albert, Ajc Presse • S.42: J. Auray, Comité Régional de<br />

Tourisme Provence-Alpes-Côte d’Azur; Jc Albert, Ajc Presse • S.44-45: Jc<br />

Albert, Ajc Presse • S.46-57: Serge Robin, Ajc Presse • S.58: Cédric Brown,<br />

Ajc Presse • S.61: Alain Lardière, Ajc Presse • S.62: Florian Hulleu, Paris<br />

<strong>2024</strong> • S.64: Office de Tourisme Baie du Cotentin, DR • S. 65: David Bordes,<br />

Rebâtir Notre-Dame de Paris • S.66-67: VenhoevenCS & Ateliers 2/3/4/<br />

Image: Proloog ; Paris <strong>2024</strong>, DR • S.68-69: Solideo – Plasticine / Dominique<br />

Perrault / Ingérop / Une Fabrique de la Ville / Vitec / Agence Ter / UrbanEco<br />

/ Jean-Paul Lamoureux / Philippon – Kaklt /Inddigo/ Aeu / Inuits / Artélia /<br />

Lavigne et Chéron ; Kreaction / Architectes secteur nord : Clément Vergély<br />

architectes/Béal & Blanckaert architectes/ atelier Pascal Gontier/Lina<br />

Ghotmeh architecture/Gaëtan LePenuel; Solideo, DR • S.70: Paris, <strong>2024</strong>,<br />

DR • S.71: CC0 Paris Musées / Musée Carnavalet - Histoire de Paris • S. 72-<br />

79: A Bujak, Futuropolis; Futuropolis, DR • S.84: Collection privée Aurélia<br />

et Camille Marceau, DR; S.85: DR • S.86-87: DR • S.88-89: Collection privée<br />

Aurélia et Camille Marceau, DR • S.93: Cédric Brown, Ajc Presse • S. 94-95:<br />

Nicole Cobac, Ajc Presse • S.96-97: Ecojoko, DR; Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.98: Le Bal du Moulin Rouge, DR; Serge Robin, Ajc Presse.<br />

Und dann zwei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu einem<br />

der Fotos hat:<br />

• Ich bin seit 1889 ein legendäres Cabaret, ein Synonym für den<br />

Zauber des Pariser Nachtlebens. Sie werden einen Blick hinter<br />

meine Kulissen werfen und dabei Handwerksberufe entdecken, die<br />

Sie vielleicht gar nicht erwartet hätten. Einige Fachleute arbeiten<br />

dort begeistert in oft außergewöhnlichen Berufen und setzen auf<br />

dieser Weise Handwerkstraditionen fort.<br />

• Wir liegen zwischen Marseille und Cassis (Bouches-du-Rhône) und<br />

sind eine Abfolge von natürlichen Felsbuchten mit türkisfarbenem<br />

Wasser. Lange Zeit waren wir sehr überlaufen, sodass wir unter<br />

besonderen Schutz gestellt wurden und die Menschen nun zu<br />

bestimmten Zeiten reservieren müssen, um uns zu entdecken.<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

_ E _ O _ _ I _ _ O _ _ _<br />

_ E _<br />

C _ L _ _ _ U _ S<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 91 - Sommer <strong>2024</strong><br />

Erscheint am 17. Mai <strong>2024</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2024</strong>


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