casanostra 174 | Februar 2024
Knapp bei Kasse: Wenn die Mieterschaft an ihre Grenzen kommt | Landschaftsinitiative: Die Arbeit geht weiter | MetamorpHouse, anstatt verkaufen | Kündigungsfristen während der Ferien
Knapp bei Kasse: Wenn die Mieterschaft an ihre Grenzen kommt | Landschaftsinitiative: Die Arbeit geht weiter | MetamorpHouse, anstatt verkaufen | Kündigungsfristen während der Ferien
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6 FAIR VERMIETEN THEMA<br />
Häufig machen Vermieter*innen die Mieterschaft auf diese<br />
Möglichkeit aufmerksam. Bei einer Bürgschaft über unseren<br />
Solidaritätsfonds wird der Vermieterschaft die nötige Sicherheit<br />
geboten, ohne das knappe Budget der Antragstellenden<br />
noch mehr zu belasten.» Der Fonds speist sich aus einem<br />
einmaligen Beitrag und einer Einlage von 15 Prozent der Kautionssumme,<br />
bezahlbar durch die Mieter*innen. Die Vermieter*in<br />
erhält als Sicherheit eine schriftliche Bürgschaftsverpflichtung.<br />
In der Stadt Zürich gibt es beim Sozialdepartement ebenfalls<br />
einen Fonds, den man genau für diese Themen ansprechen<br />
kann. Ausserhalb der Städte sind solche Angebote nicht<br />
leicht zu finden, was sich ändern könnte: Eine Stiftung für<br />
Mietbürgschaften, die im Raum Zürich tätig sein wird, ist in<br />
Planung, weiss Nadine Felix von der Stiftung Domicil Wohnen<br />
(Siehe Interview).<br />
Das Mietrecht anwenden<br />
Vermietende sollen in erster Linie das Mietrecht kennen und<br />
anwenden. Dazu gehört auch, ausstehende Mietzinsen anzumahnen<br />
und Kündigungen auszusprechen. «Die Vermieterschaft<br />
muss formell korrekt reagieren. Dies heisst nicht nur,<br />
allenfalls das Gespräch zu suchen. Sondern auch eine Mahnung<br />
verbunden mit einer Kündigungsandrohung zu versenden<br />
und in einem zweiten Schritt die Kündigung auszusprechen.<br />
So ungern man dies macht, es geht auch um den eigenen<br />
finanziellen Schutz. Oft kann man aber im Gespräch gemeinsam<br />
eine Lösung finden, insbesondere, wenn die finanzielle<br />
Schwierigkeit nur vorübergehend ist», sagt Karin Weissenberger.<br />
Mieter*innen in Geldnot haben ihrerseits Möglichkeiten,<br />
welche Vermieterschaften nicht haben. So können diese prüfen,<br />
ob ein Anspruch auf soziale Unterstützung besteht. Bei<br />
kurzfristigen Engpässen hilft ein Antrag an Institutionen<br />
wie die Winterhilfe oder Caritas. Diese bezahlen unkompliziert<br />
auch einzelne Monatsmieten oder eine Nebenkostenabrechnung.<br />
Das Ziel ist, günstigen Wohnraum zu erhalten,<br />
denn ein Umzug bedeutet Mehrkosten.<br />
Wichtig ist, Grenzen zu respektieren, sowohl die der Vermieter-<br />
als auch der Mieterschaft. Vermieter*innen sollen<br />
nicht das Sozialsystem ersetzen. Doch wie sie sich verhalten,<br />
ist für Mieterschaften in Geldnot entscheidend. «Vermieter*innen<br />
können Zeit schenken, mit längeren Fristen beim<br />
Bezahlen der Nebenkosten oder dem Aufbauen der Mietkaution»,<br />
sagt Casafair-Fachberater Michel Wyss. Und sie<br />
können Hilfe leisten bei Anträgen an gemeinnützige Stiftungen,<br />
wie es Vermieter Nicolas getan hat. Gemeinnützige Institutionen,<br />
welche Mietparteien solidarisch unterstützen,<br />
geben die nötige Sicherheit. Dies brauchen Vermieter*innen,<br />
um günstigen Wohnraum an diejenigen zu vermieten, die ihn<br />
am dringendsten brauchen.<br />
Im urbanen Raum gibt es ausgebaute<br />
Institutionen, die sich für Hilfeleistungen<br />
anbieten. Ausserhalb der Städte<br />
sind diese schwer zu finden. Foto: Frank Wagner/iStock<br />
CASANOSTRA <strong>174</strong> <strong>2024</strong>