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Auf die Welt kommen<br />
Geschichten des Widerstands<br />
Herausgegeben von der Plattform Kulturpublizistik,<br />
Zürcher Hochschule der Künste<br />
Limmat Verlag<br />
Zürich
Vorwort 7<br />
Teil 1 Das kleine Buch<br />
I Elisabeth Konovalenko Biografie 13<br />
(1856–1919) Umschrift mit Kommentaren 16<br />
II Lisa Hardmeier Biografie 33<br />
(1895–1967) Umschrift mit Kommentaren 36<br />
III Johanna Hug Biografie 53<br />
(1917–?) Umschrift mit Kommentaren 56<br />
IV Josefa «Pepa» Biografie 77<br />
Onaindia Natxiondo Umschrift mit Kommentaren 81<br />
(1948–2000)<br />
V Dajana Kovačić Biografie 91<br />
(1963–2020) Umschrift mit Kommentaren 94<br />
Teil 2 Essays<br />
I Tanja Maljartschuk Tagebuch einer Närrin 115<br />
II Corinne Riedener Lieber Luc 125<br />
III Hans Widmer 2054–Unser Traumjahr 137<br />
IV Sibylle Berg Draussen geht die Welt unter 147<br />
V Gespräch mit Milo Rau Occupy the Past 157<br />
Anhang Literatur 173<br />
Bildnachweis 175<br />
Biografien 176<br />
Impressum 176
Vorwort<br />
7<br />
Im Oktober 2020 findet Mara Djukarić, Studentin der Kulturpublizistik<br />
an der Zürcher Hochschule der Künste, im Nachlass<br />
ihrer Tante Dajana, welche im Frühjahr desselben Jahres<br />
53-jährig verstorben ist, ein Notizbuch mit rätselhaften, von<br />
verschiedenen Personen in verschiedenen Sprachen verfassten<br />
Einträgen. Diese reichen, glaubt man den teils eingetragenen<br />
Daten, bis ans Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Mara<br />
beginnt zu recherchieren und zu transkribieren. Schliesslich<br />
trägt sie das Notizbuch als möglichen Gegenstand eines Publikationsprojekts,<br />
das ihre Klasse unter der Leitung des Dozenten<br />
Basil Rogger gerade in Angriff nimmt, in den Unterricht.<br />
Nachdem erste vertiefende Schritte des Entzifferns und<br />
Einordnens getan sind, kommt die Gruppe zu einem Zwischenbefund:<br />
Fünf Frauen haben im Zeitraum von 1877 bis 1992<br />
und an verschiedenen Brennpunkten in Europa ihre Erlebnisse<br />
und Gedanken in das Notizbuch eingetragen. Alle hatten<br />
einen Bezug zu Zürich, wo sie lebten, arbeiteten oder einfach<br />
strandeten. In den Einträgen spiegeln sich die Sehnsucht nach<br />
einer besseren Welt, der politische Kampf sowie die Erfahrung<br />
des Scheiterns und die damit einhergehende Enttäuschung.<br />
Im Raum steht die Frage des Widerstands angesichts der (Un-)<br />
Möglichkeit einer als lebbar vorgestellten Zukunft. Diese Frage,<br />
so erkennt die Gruppe, hat an Relevanz und Dringlichkeit<br />
nicht eingebüsst. Das kleine Buch, wie es in der Gruppe genannt<br />
wird, soll in Form einer kommentierten Umschrift<br />
herausgegeben und um einen Essayteil, der sich damit mit<br />
Blick auf die Gegenwart auseinandersetzt, ergänzt werden.<br />
Was Sie vor sich haben, ist das Resultat der Realisierungsphase,<br />
die von Maurin Baumann, Mara Djukarić, Josia Haab,<br />
Leonie Haschler, Daphne Kalafati, Basil Rogger sowie Jonas<br />
Wandeler im Juli 2022 angegangen wurde. Das vorliegende<br />
Buch ist allen Leser:innen, die die Frage der (Un-)Möglichkeit<br />
lebbarer Zukunft umtreibt, herzlich zur Lektüre empfohlen.<br />
Peter Kuntner, Limmat Verlag<br />
Ruedi Widmer, Plattform Kulturpublizistik der Zürcher<br />
Hochschule der Künste
Überlieferung<br />
9<br />
Beim «kleinen Buch» handelt es sich um ein fadengebundenes<br />
Notizbuch im Format 11,5 × 19 Zentimeter mit einem Leinenrücken,<br />
hellgrauen Kartondeckeln und leinenverstärkten<br />
Ecken. Es gibt im Buch weder Hinweise auf dessen Hersteller:in<br />
oder eine verkaufende Buchhandlung noch auf entfernte<br />
Seiten. Das Buch umfasst 128 Seiten (8 Bogen à 16 Seiten)<br />
weissen, unlinierten Papiers ohne Wasserzeichen. Die Seiten<br />
5 – 96 sind beschriftet, der Rest ist leer. Die Einträge in russischer,<br />
französischer und spanischer Sprache wurden von den<br />
Herausgeber:innen für die Umschrift ins Deutsche übersetzt.<br />
An mehreren Stellen im Buch sind Beilagen eingelegt oder<br />
eingeklebt, diese sind in der Umschrift verzeichnet. Das aus<br />
dem Nachlass von Dajana Kovac ic stammende Buch befindet<br />
sich heute im Besitz von Mara Djukaric (Zürich).<br />
Reise des kleinen Buchs<br />
1876–1919 Elisabeth Konovalenko<br />
Zürich—Saint-Imier—Zürich—Moskau—Sibirien—Zürich<br />
1919–1936 Lisa Hardmeier<br />
Zürich—München—Zürich<br />
1936–1936 Johanna Hug<br />
Zürich—Portbou—Barcelona—Aragón—Barcelona—?<br />
1968–1989 Josefa «Pepa» Onaindia Natxiondo<br />
Barcelona—Zürich<br />
1990–1992 Dajana Kovac ic<br />
Zürich—Sarajevo—Zürich
Teil 1 Das kleine Buch<br />
11
13<br />
I<br />
Elisabeth Konovalenko<br />
(1856–1919)<br />
Elisabeth Konovalenko wird am 9. März 1856 in der Nähe von<br />
St. Petersburg, Russland, geboren. Im Frühling 1875 – Elisabeth<br />
ist 19 Jahre alt – zieht sie unbegleitet nach Zürich, um dort<br />
Medizin zu studieren. Wie die meisten russischen Studentinnen<br />
wird sie in dieser Zeit in Universitätsnähe zur Untermiete<br />
gewohnt haben und sich mit ihren Landsfrauen in der Russischen<br />
Speisehalle, einer umgenutzten Dreizimmerwohnung<br />
an der Clausiusstrasse, wenigstens einmal pro Tag warm verpflegt<br />
haben. 1 Vom 4. bis 6. August 1877 nimmt sie, vermutlich<br />
angeregt durch Mitstudent:innen, als Übersetzerin (Französisch–Russisch)<br />
am Kongress der Juraföderation der Antiautoritären<br />
Internationalen in Saint-Imier 2 teil. Dort begegnet<br />
sie zahlreichen bekannten Anarchist:innen, darunter Evgenija<br />
Subbotina. 3 Sie beginnt, ein Notizbuch zu führen, das sie zunächst<br />
als Gedankenstütze für ihre Übersetzungsarbeit verwendet,<br />
später gebraucht sie es aber auch immer wieder für<br />
andere, tagebuchähnliche Einträge oder als Aufbewahrungsort<br />
für Memorabilia.
14 Ohne ihr Studium abgeschlossen zu haben, kehrt Elisabeth<br />
1877 nach Russland zurück. Über die Zeit zwischen 1877 und<br />
1902 – es gibt aus diesen Jahren keine Einträge im «kleinen<br />
Buch» – können wir nur Vermutungen anstellen. Aufgrund ihrer<br />
Bekanntschaft mit Evgenija Subbotina, ihrer Einträge in den<br />
Jahren ab 1902 sowie denen von Lisa Hardmeier, der sie das<br />
«kleine Buch» vermachte (vgl. Kapitel 2, S. 33 ff.), liegt die Vermutung<br />
nahe, dass sie sich der Narodnaja Volja in St. Petersburg,<br />
einer Geheimgesellschaft von Sozialrevolutionär:innen,<br />
anschliesst, an den Vorbereitungen für das Attentat auf Zar<br />
Alexander II. am 13. März 1881 4 beteiligt ist und dafür insgesamt<br />
35 Jahre im Kerker und in Sibirien verbringt. 1916 ist<br />
Elisabeth vermutlich Teil der Verbannten und Gefangenen, die<br />
von Zar Nikolaus II., dem Enkel des 1881 ermordeten Alexander<br />
II., begnadigt werden.<br />
Im Frühjahr 1916 flieht Elisabeth in die Schweiz. Sie erkundet<br />
das ihr einst vertraute Zürich und stösst auf die Künstlerkneipe<br />
Voltaire an der Spiegelgasse 1, wo zahlreiche andere Geflüchtete<br />
verkehren und wo im Februar 1916 der Dadaismus aus<br />
der Taufe gehoben wird. Ihr grundsätzlich wohlwollendes,<br />
politisch jedoch eher distanziertes Verhältnis zur Bohème teilt<br />
sie mit dem Drucker und Anarchisten Julius Heuberger (damals<br />
30). 5 Elisabeth besucht Heuberger regelmässig in dessen<br />
Druckerei und hilft gelegentlich mit, wobei sie die junge Lisa<br />
Hardmeier kennenlernt und sich mit ihr anfreundet. Im Laufe<br />
des Jahres 1918 verschlechtert sich Elisabeths Gesundheitszustand.<br />
Aufgrund der jahrelangen Kerkerhaft leidet sie an<br />
ständigen Kopfschmerzen und einer Lärmempfindlichkeit, die<br />
sich zunehmend verschlimmert. Das Gefühl, in Zürich fremd<br />
und politisch allein zu sein, wandelt sich mehr und mehr zu<br />
Verdrossenheit und letztlich zu Apathie. 6 Kurz nach Neujahr<br />
1919 setzt Elisabeth ihrem Leben ein Ende. Ihre wenigen Habseligkeiten,<br />
einschliesslich des «kleinen Buchs», vermacht sie<br />
Lisa Hardmeier.<br />
Elisabeth Konovalenkos Einträge im kleinen Buch sind mehrheitlich<br />
auf Französisch verfasst. Einzelne Passagen schrieb<br />
sie in kyrillischer Schrift auf Russisch. Im Umschlag des
Notizbuchs, das 2020 von Dajana Kovačićs Nichte wiedergefunden<br />
wurde, steckte eine lose Blättersammlung mit Übersetzungen<br />
der französischen und russischen Einträge in einer<br />
uns unbekannten Handschrift. Wir vermuten, dass diese Übersetzungen<br />
von Lisa Hardmeier in Auftrag gegeben wurden,<br />
nachdem sie das «kleine Buch» erhalten hatte (vgl. Kapitel 2).<br />
15<br />
1 — Die wenigen Eckdaten der Biografie von Elisabeth<br />
Konovalenko stammen aus dem Archiv der<br />
Universität Zürich (https://www.matrikel.uzh.ch/<br />
active/static/26608.htm). Zur «russischen Kolonie<br />
in Zürich» vgl. die Schilderung Trotzkis zu seinem<br />
Zürcher Aufenthalt 1872: «Damals war Zürich voll<br />
von russischen Studenten und Studentinnen. Die<br />
bekannte Vorstadt Oberstrass unweit des Polytechnikums<br />
war ein Stückchen Russland, wo die<br />
russische Sprache alles andere überwog. Wie<br />
russische Studenten zumeist führten sie auch dort,<br />
insbesondere die Studentinnen, ein sehr eingeschränktes<br />
Leben. Tee und Brot, etwas Milch und<br />
eine dünne, auf einer Spirituslampe gebratene<br />
Schnitte Fleisch und dabei eine belebte Unterhaltung<br />
über das Neueste in der sozialistischen Welt<br />
oder über das zuletzt gelesene Buch, das machte<br />
regelmässig ihr Mahl aus.» Kropotkin (o.J.), Bd. 2,<br />
S. 66.<br />
2 — Die Antiautoritäre Internationale entstand<br />
1871 als Abspaltung der antiautoritären und anarchistischen<br />
Sektionen der Ersten Internationale<br />
(gegründet 1864 in London als Internationale Arbeiterassoziation<br />
– IAA). Besonders aktiv waren die<br />
West schweizer Sektionen im bernischen und neuenburgischen<br />
Jura, was 1871 zur Gründung der<br />
Juraföderation führte. Wichtige Gründerfiguren<br />
waren James Guillaume (1844–1916), Adhémar<br />
Schwitzguébel (1844–1895), Auguste Spichiger<br />
(1842–1919) oder Constant Meuron (1804–1872). In<br />
den Jahren zwischen 1871 und 1877 war der Westschweizer<br />
Jura das Zentrum der anarchistischen<br />
Bewegung. An wechselnden Orten in der Romandie<br />
fanden jährlich internationale Kongresse statt.<br />
Ab 1878 begann die Juraföderation zu bröckeln,<br />
1880 fand ein letzter Kongress statt, danach hörte<br />
die Bewegung faktisch auf, zu existieren (vgl.<br />
Eitel, 2018).<br />
3 — Evgenija Subbotina (1853–nach 1930) – Teilnehmerin<br />
des Jurakongresses und später Mitglied von<br />
Zemlja i Volja («Land und Freiheit»), einer geheimen<br />
Gruppe russischer Sozialrevolutionär:innen, die<br />
versuchte, den Zaren Alexander II. (1818–1881) zu<br />
ermorden. Zemlja i Volja war eine Vorläuferin der<br />
Narodnaja Volja («Volkswille»), der sich Elisabeth<br />
Konovalenko angeschlossen haben könnte und die<br />
letztlich erfolgreich das tödliche Attentat auf den<br />
Zaren verübte. Zum Jura-Bezug vgl. insbesondere<br />
Eitel (2018), S. 260 f.<br />
4 — Beziehungsweise 1. März 1881 nach dem damals<br />
in Russland geltenden julianischen Kalender.<br />
5 — Eine umfassende Biografie von Julius Heuberger<br />
(1888–1965) fehlt bis heute. Spuren davon<br />
finden sich in den Katalogen von Hans Bolliger<br />
(1957–1977 und 1970–1983) sowie insbesondere in<br />
Bolliger, Magnaguagno, Meyer (1985). Heuberger<br />
ist vermutlich 1904 aus Deutschland in die Schweiz<br />
eingewandert. Ab 1915 ist seine Druckerei an der<br />
Weinbergstrasse 25 nachweisbar. Dort wurden<br />
sozialistische und anarchistische Zeitungen und<br />
Zeitschriften gedruckt, so etwa Der Revoluzzer.<br />
Zugleich wurden in seiner Druckerei ab 1916 mit<br />
Ausnahme des Zeltweg alle wichtigen dadaistischen<br />
Zeitschriften aus dem Umfeld des Cabaret<br />
Voltaire hergestellt. Heuberger war anarchistischer<br />
Gesinnung und wurde mehrmals verhaftet<br />
und verurteilt.<br />
6 — Die genauen Umstände von Elisabeth Konovalenkos<br />
Tod sind ungeklärt. Obwohl Lisa Hardmeier<br />
in ihren späteren Bemerkungen im kleinen Buch<br />
von der Überbringung der Testamentseröffnung<br />
durch einen Beamten des Kreisbüros berichtet,<br />
scheint sich davon keine Spur erhalten zu haben.<br />
Auch ein Totenschein, eine Begräbnisanzeige im<br />
Zürcher Tagblatt oder ein Grab haben sich bisher<br />
nicht belegen lassen.
16 Umschrift der Einträge von Elisabeth Konovalenko<br />
(Zeitraum 1877–1919)<br />
leer<br />
[S. 1–4]<br />
Das Bulletin Jurassien,<br />
wie es von seinen Leser:innen<br />
genannt wurde,<br />
erschien vom 15.Februar<br />
1872 bis zum 25.März 1878<br />
anfänglich alle zwei<br />
Wochen, später im Wochenabstand,<br />
jeweils am Sonntag.<br />
Anfänglich war das<br />
vier bis acht Seiten<br />
lange Bulletin hektografiert,<br />
ab der fünften<br />
Nummer wurde es gedruckt.<br />
Die Auflage umfasste<br />
ca. sechshundert Exemplare.<br />
Eingelegt zwischen S. 4 und 5:<br />
Bulletin de la Fédération<br />
jurassiene de l’Association<br />
internationale des travailleurs<br />
vom 5. August 1877<br />
[S. 5]<br />
Zwischen dem 4. und 6.August<br />
1877, geschrieben während<br />
des Kongresses der Fédération<br />
jurassienne, SaintImier,<br />
Bleistift, auf Russisch<br />
Auf dem Kongress in Saint-Imier wurden von<br />
italienischen Arbeitern aus Bern und Saint-Imier<br />
zwei Lieder gesungen, die bei den Sozialisten der<br />
Romagna bekannt sind, die aber die jurassischen<br />
Sozialisten zum ersten Mal hörten und die mit<br />
viel Applaus bedacht wurden. Sie sind älteren Volksliedern<br />
nachempfunden, deren Texte aber verändert<br />
wurden. Der Chor sang sie am Sonntag,<br />
5. August, wenige Augenblicke vor dem Beginn<br />
des grossen Umzugs. Die beiden von unseren italienischen<br />
Kameraden gesungenen Lieder waren in<br />
diesem feierlichen Moment von grosser Wirkung.<br />
Ihre Melodie und ihr Text haben alle ergriffen<br />
und werden für immer mit der Begeisterung für<br />
die Sache der internationalen Arbeiterbewegung<br />
in Verbindung bleiben.
I ROMAGNOLI<br />
[S. 6]<br />
Noi siam poveri Romagnoli,<br />
Ma siam tutti d’un sentimento:<br />
Moriremo di fame e stento,<br />
Ma vogliam l’emancipazion.<br />
(Refrain)<br />
O borghesi prepotenti,<br />
E finita la cuccagna:<br />
I plebei della Romagna<br />
Sono stanchi di soffrir.<br />
19<br />
Die beiden Lieder,<br />
wie auch ein demjenigen<br />
von Elisabeth ähnelnder<br />
Text, wurden im Bulletin<br />
Jurassien vom 9. September,<br />
also kurz nach dem<br />
Kongress in Saint Imier,<br />
in französischer Sprache<br />
veröffentlicht. Aufgrund<br />
des Zeitpunkts der Veröffentlichung<br />
ist zu vermuten,<br />
dass es sich bei<br />
Elisabeths Text um die<br />
Grundlage für den Artikel<br />
im Bulletin Jurassien<br />
handelt.<br />
Sono stanchi di soffrire,<br />
E ben presto lo mostreranno,<br />
Quando l’armi impugneranno<br />
E giustizia si faran.<br />
(Refrain)<br />
Avanti, avanti, o giovanotti,<br />
La bandiera rossa è spiegata,<br />
E quando l’ora sia suonata<br />
Combattiamo come un sol uom.<br />
(Refrain)<br />
[S. 7]<br />
ADDIO, BELLA, ADDIO!<br />
Addio, bella, addio,<br />
Alla morte incontro si va;<br />
E se non partissi anch’ io,<br />
Anch’ io, sarebbe una vittà!
20 Ci hanno tanto martoriato,<br />
Tanto fatto ci hanno soffrir,<br />
Che morire di fame o di piombo,<br />
Di piombo o di fame, è tutt’ un morir.<br />
La bandiera è gia spiegata,<br />
Ne mai più la ripiegherem:<br />
con essa olterrem la vittoria,<br />
O intorno ad essa noi morirem.<br />
Non pianger, mio tesoro,<br />
Se alla morte incontro si va:<br />
Non moriamo per nuovi padroni,<br />
Moriamo invece per l’umanità!<br />
[S. 8]<br />
An den gemeinschaftlichen Soirées herrscht ausgelassenes<br />
Treiben. Es gibt Spendenaktionen<br />
und Tombolas für Strafgelder. Diskussionen über<br />
Streiks in Amerika, über verhaftete Arbeiter in<br />
Italien. Korrespondenten aus Mexiko, Amerika<br />
und von überall. Ein weltumspannendes Netz. Es<br />
existiert, so lerne ich hier mehr denn je, auf dieser<br />
Erde eine grosse Gemeinschaft, die sich über Grenzen<br />
und weite Distanz hinweg solidarisiert. Viele<br />
Mitglieder dieser Familie sind einander nie begegnet.<br />
Und doch verfolgen sie ein gemeinsames Ziel.<br />
[S. 9]<br />
Quelle unbekannt. Wahrscheinlich<br />
von Elisabeth<br />
Konovalenko verfasstes<br />
Gedicht.<br />
Sachte flüstert durch das Grün der Nadeln<br />
ein leiser Ruf ohne Namen<br />
Ein grosses Wesen atmet von Blatt zu Blatt<br />
umhüllt die dunklen Stämme<br />
und spuckt Farben<br />
Licht pulsiert auf die freiliegenden Wurzeln<br />
sie greifen tief<br />
währen lang<br />
wachsen hoch<br />
Skizze, angefertigt von Elisabeth